Es gibt Momente im Leben, da weiß man, dass man am Arsch ist. Nix geht mehr, die Chance auf Rückzug oder Flucht ist verbaut. Dann gibt es nur die Methode "alles oder nichts". In so einer Situation kann man den Titel des neuen ALLFADER-Werkes perfekt anbringen und kriegt nen Coolness-Punkt für Actionfilmhumor. Das Cover passt wie die Faust aufs Auge zum Titel, hätte mich aber eine Emo- oder Metalcorescheibe erwarten lassen. ALFFADER snd von beiden Genres aber weit weg und hauen stattdessen neun knallharte Death Metal-Tracks raus, die stellenweise Viking-artige Passagen haben und auch mal zum Black Metal tendieren ("Sanctimonious"). Überhaupt lassen sich die Norweger nicht in ein Schema pressen, da wird genauso geblastet wie es melodische Passagen gibt, beim Gesang wird ein breites Spektrum abgedeckt und das Songwriting schert sich ebenfalls nicht um Konventionen. Insgesamt sind die neun Songs ordentliche auf-die-Fresse-Mucke, die jedem gefallen wird, der mit Death Metal im Allgemeinen was anfangen kann. Mit mehr als fünfzig Minuten gibt’s hier auch endlich mal wieder anständig Musik fürs Geld, die zudem nicht langweilig wird. Also eine ordentliche Scheibe voller Geballer, mit der ALLFADER hoffentlich bald touren.
Das Bandlogo passend zum Namen THE GIANTS hat man wohl irgendwie clever bei den bekannten Jurassic Park Filmen abgekupfert - stilistisch erinnern mich diese fünf Trierer Nachwuchsmusiker auf ihrer EP "Great Revolution" aber dann doch eher an die STONES, nur mit etwas fetteren Gitarren. Schon dass Eröffnungsriff und die Art des Tracks in typischer Retromanier klingt viel mehr nach Keith Richards als nach den Gallagher-Brüdern von OASIS, wie dies die Band selbst gerne sehen möchte. Aber ist nicht so schlimm, klar die fetten Rock´n´Roll-Gitarren könnte man auch genauso schon in diese Richtung sehen aber eher dann die SUPRERGRASS-Ecke, aber die Betonung ist hier eindeutig eher Brit Rock denn Pop. Löblich ist für eine noch recht junge Band im Alter von 20 bis 25 Jahren, gegründet 2001 (in der aktuelle Besetzung spielt die Band seit Ende 2004), dass man sich auf eine so relativ unhippe Sache einlässt, aber die stellenweise recht melancholischen Melodien in Verbindung mit krachendem Rock ist irgendwie schon nicht schlecht gemacht. Im letzten Jahr hat die Band in Zusammenarbeit mit Marc Spitzlei in den Sots-Studios diese Demo-EP aufgenommen, der Sound ist dabei ganz o.k., musikalisch fehlt es noch deutlich an der songwriterischen Reife, das Grobgerüst steht zwar aber zwischendurch könnte und muß inhaltlich einfach mehr passieren, weniger Refrainwiederholungen, dafür mehr Abwechslung und etwas weniger Schema F, viel mehr Solos, sowie packendere Melodien würden dem nächsten Werk sehr gut zu Gesicht stehen. Und ein weiters Manko sind die recht faden und stellenweise doch arg disharmonischen Vocals, das klingt etwas nach noch dünnerem Neal Young. Hier fehlt es ganz einfach an der Power für diesen gitarrengeprägten bzw. vollen Sound, die leicht nölige Stimme kommt selten gegen die Instrumente an. Ohne jetzt allzu oberlehrerhaft klingen zu wollen - THE GIANTS haben noch einiges zu Tun, um ihren Stil weiter zu verbessern, aber dies ist ja bei einem Nachwuchsact nichts verwerfliches. An genügend Selbstbewusstsein scheint es, wie der Titel "The Great Revolution" schon sagt, jedenfalls nicht zu mangeln.
COR haben mit "Tsunami” einen ziemlich passenden Titel für ihr neues Album gewählt, ähnlich unaufhaltsam wie eine Flutwelle bahnt sich die Mischung aus Punk, Metal und Hardcore ihren Weg aus den Boxen der heimischen Anlage. Immer feste druff ist das heimliche Motto des Quartetts, das zwar hin und wieder Mid Tempo-Passagen einbaut ("Jeder liebt sich"), aber meistens frühlich abrockt. Live kommen die Songs sicher gut an, am Stück gehört leidet ein wenig die Abwechslung. Das reißen die engagierten Texte aber wieder raus, die teils sozialkritisch, teil persönlicher Natur und von Sänger Friedemann mit rauher Stimme emotional vorgetragen. Das erinnert alles natürlich an die Verkaufsschlager BÖHSE ONKELZ, an DRITTE WAHL und einen Haufen alter Punk-Ikonen. In deren Dunstkreis werden COR ihre Fans finden - und die sich von diesem Tsunami glücklich überrollen lassen.
Nach dem 2005-Release "O’God, The Aftermath" haben sich NORMA JEAN mit neuem Sänger aufs Ozzfest begeben, um dann in Anschluss direkt wieder ins Studio zu gehen. Andere Bands hätten da erstmal ne Pause eingeschoben, aber bei NORMA JEAN war wohl zuviel Energie da. Als Produzent suchten sie sich ausgerechnet Ross Robinson aus, der vielen als Ikone des Nu Metals gilt und dementsprechend verhasst ist. AT THE DRIVE IN haben sich davon nicht abschrecken lassen, NORMA JEAN ebensowenig. Und beide Bands haben einen verdammt guten Sound bekommen, "Redeemer" macht mächtig Druck. Wie gehabt ist ein Silberling aus der Feder dieser Band kein Easy Listening-Kram, sondern will entdeckt und ausdauernd gehört werden. Wer das nicht tut, wird "Redeemer" nur als noisigen Krach wahrnehmen, dabei verbergen sich in den Songs neben den gewohnt atonalen Gitarren, vertrackten Rhytmen und fiesen Breaks viele melodische Parts, die einige Songs schon fast poppig wirken lassen. Dazu kommt der neue Sänger, der mit seinen Psycho-Schreien, Growls und verzerrten Passagen wie Arsch auf Eimer passt, da vermisst man den alten Kerl am Mikro gar nicht. NORMA JEAN haben die Balance zwischen Weiterentwicklung und Festhalten an den Trademarks gefunden und werden mit dieser Scheibe sowohl neue Krachfans anlocken als auch die alten Fans zufriedenstellen. Saubere Leistung.
Japanische Bands rufen bei mir immer automatisch Klischees ab: schlechtes Englisch, irgendwie putzig aussehende Japaner, die krampfhaft böse aussehen wollen und meistens Musik machen, die mir die Zehennägel hochklappen lässt. BLOOD STAIN CHILD sind zumindest musikalisch eine Liga höher als viele andere Insel-Exporte und zeigen sich vom melodischen Death Metal beeinflusst, besonders Parallelen zu IN FLAMES finden sich zuhauf, sei es das Riffing in "Truth", der clean gesungene Chorus beim Opener "Hyper Sonic" oder die Gesangslinien im aggressiven "Embrace Me". Sonderlich eigenständig sind sie also nicht, die Samurai, und auch die Produktion von Herrn Madsen (Antfarm Studio) passt in das Schema. Dafür machen BLOOD STAIN CHILD ihre Sache ziemlich gut und habe eine durchweg ansprechende Melodic Death Metal-Platte eingespielt, der man die Herkunft der Band zu keiner Sekunde anmerkt. Ich bin mir sicher, dass kein Metalhead bei einem Blindtest darauf tippen würde, dass hier Japaner am Werk sind. Klischee eins also schon mal umschifft. Wie es sich mit den optischen Eindrücken verhält, kann ich (noch?) nicht sagen, die merkwürdigen Promofotos lassen aber auf eine Art japanischer LORDI spekulieren. Naja, immer noch besser als Pandabemalung. In der heimischen Anlage kann es einem ja auch wumpe sein, wie die Herren Musiker aussehen. Da zählt einzig die Musik - und da kann "Idolator" voll und ganz überzeugen.
Mensch, da hätte ich fast einen dicken Fehler gemacht und die hier vorliegende EP der Bielefelder Formation RANDALE mit einem genauso vernichtenden Gesamturteil der Marke "CD’s die die Welt nicht braucht" abgestempelt, wie dies Kollege Lars beim aktuellen TWISTED SISTER Weihnachtsdünnpfiff getan hat. Aber weit gefehlt, manchmal bringt es doch was, die ansonsten meist dick aufgemotzten Eigenwerbungs-Beipackzettel auch mal komplett durchzulesen, um dann überrascht festzustellen: "Randale unterm Weihnachtsbaum" ist eine Kinder CD! Rein für Erwachsene hörte sich der Sound mit den etwas seicht-lustigen Texten zunächst etwas nach ÄRZTE für Arme im (etwas verwässerten) Punkrockkostüm an, aber für Kiddies sieht dies natürlich etwas anders aus. Jetzt wird auch klar, warum diese Scheibe bei MI gelandet ist. Denn für den Nachwuchs des tannenbaum- sowie glühweingestählten Headbangers oder auch Normalo-Rockfans könnte diese CD durchaus ein passendes Geschenk für den weihnachtlichen Gabentisch werden.
Wie ihr also richtig gelesen habt, handelt es sich um eine reine Kinder CD und aus diesem ganz speziellen Blickwinkel betrachtet sind die sechs Tracks für schlappe 8€ eine recht gelungene Sache.
Der erste Härtetest an der Basis verlief für die RANDALE Jungs, zumindest bei mir zu Hause, bereits recht viel versprechend. Mein kleiner dreijähriger Filius Nicolas stellte neulich im Auto nämlich begeistert fest: "Papa, die CD mit dem Gitarren-Nikolaus gefällt mir gut, muscht mal wieder reinlegen". Was soll man da noch sagen, die Zielendgruppe wurde eindeutig überzeugt - jetzt müssen nur noch die Erwachsenen ran und das Ding auch kaufen. Andere Veröffentlichungen von RANDALE hießen "Kinderparty Am Wackelpeter" oder "Tierparklieder aus Olderdissen", wer hierzu keinerlei Bezug hat, dem geht diese EP natürlich völlig ab. Wer aber eine Alternative zum Genrepapst und Überallauftreter Rolf Zuckowski (& seine Freunde) sucht und es einfach leid ist "In der Weihnachtsbäckerei" in den letzten Wochen vor dem Fest mindestens x-mal am Tag mitanzuhören, der könnte hier endlich mal was Neues finden. Die Schose beginnt mit dem im reinen Gunter Gabriel Gedächtnis-Countrystyle gehaltenen Titeltrack, danach wird es ein klein wenig rockiger. "Das schönste Geschenk" kommt sogar mir einem guten Text, die "Riffs" sind immer recht hell und freundlich gehalten, oder höchstens leicht angepunkt irgendwie. Als nächstes kommt der Klassiker "Oh Tannenbaum" in einer coolen Reggaeversion, der Sound ist ein wenig dünne und die paar "Rastamann-Rapps" erinnern an TUI und Nico Nontschev. Aber ist ja für unsere lieben Kleinen gedacht, das passt dann schon. Eine schön schnell-rockende Version des Evergreens "Gloria In Excelsis Deo" folgt, das omnipräsenten Glockenggebimmel im Hintergrund geht mit Abstrichen gerade auch nochso durch, Nicolas wiederum findet es richtig klasse und spielt Luftgitarre dazu. Der Reggae hält dann bei "10 Kleine Weihnachtsmänner" nochmals Einzug, ist natürlich von den HOSEN geklaut genauso wie das für mich eher langweile "Oh Weihnachtsmann", welches ähnlich wie bei "Eisgekühlter Bommerlunder" von Campino und Co. zum Schluss immer schneller wird aber textlich recht banal daher kommt. Wie gesagt: Mit etwas gutem Willen sowie drei Liter Glühwein durchaus für alle (Rock) Eltern zu ertragen. Nee, war natürlich nur etwas ironisch gemeint - RANDALE haben insgesamt schon eine ganz gute CD gemacht. Daher ist "Randale unterm Weihnachtsbaum" eine echte Alternative für alle Kleinen bzw. auch die Großen, außerdem immer noch besser als sich wieder "Last Christmas" oder Schmachtfetzen wie "Time to say goodbye" bis zum solidarischen Überfressungsplätzchentod anzuhören. How How how!
Man kann ihnen eigentlich nicht mal so richtig böse sein, denn dafür ist das Material von FINAL FRONTIER auf ihrem mittlerweile bereits vierten Werk "Freelight” größtenteils einfach zu gut gemacht. Kritiker hingegen werden (auch mit viel Recht) anmerken, dass hier nichts wirklich Neues zu hören ist und die immer ewig gleiche Formel Text Refrain (Bridge) Refrain, mag sie auch noch so eingängig frisch sein, auf die Dauer ermüdend wirkt und eventuell sogar ein wenig langweilt. Wer ansonsten auf solche absolut auf catchy getrimmte Mucke, die ihre Großzeiten mit AOR im Hochglanz Stadionrockformat sicher Ende der 70er bis weit in die 80er hinein hatte, abfährt und Bands wie NIGHTRANGER, JOURNEY oder auch SURVIVOR zu seinen Lieblingen zählt, der dürfte hier schon eine lohnende CD vorfinden. Zumal manche der mittlerweile wieder aufgetauchten "Originale" eher Leichenschänderei als Musik betrieben. Einige der 12 Tracks als solche glaubt man als "älterer" Hörer natürlich schon mal irgendwie gehört zu haben, aber die beiden Hauptprotagonisten Rob Moratti (Vocals) und Mladen (VON GROOVE) verstehen etwas von knalligem Songwriting und stimmigem AOR-Futter in zeitgemäßen Klang. Einzig die etwas platten Drums stören die Soundqualität. Das ein oder andere schicke Gitarrensolo (es sind schon einige gute vorhanden, aber noch etwas zu zahm) hätte ebenfalls noch mehr mit draufgepasst, dafür hätte man lieber die mitununter zu stark wiederholten Refrainzeilen weglassen sollen. Die etwas zu klebrigen Keys an der ein oder anderen Stelle hätte ich ebenfalls etwas weniger aufdringlich nach hinten verfrachtet. Aber sei’s drum ansonsten könnte jetzt nur noch die recht hohe Stimme von "Meister" Moratti den ein oder anderen erfahrenen Melodicfan irritieren. Die ist zu Beginn nämlich recht gewöhnungsbedürftig: Stellt euch ne Mischung aus Steve Perry und Jimi Javison vor, nur zwei Oktaven höher. Wie gesagt neu ist dass alles nicht, sicher ganz gut gemacht, bloß die jüngere Käuferschicht wird es wahrscheinlich nicht vom Sockel hauen und die Nostalgiker werden es immer mit den Original Bands der seeligen Vergangenheit vergleichen und da können FINAL FRONTIER halt nicht ganz mithalten. Trotzdem: Solche Kracher wie "Dynamo" oder die absolute Übernummer "Lion’s den" sowie das pfiffige "The Witches Mask" sind einfach starke AOR Perlen in der Bewertung - klasse gemacht. Nur der einzige Komplettausfall "Only the Lonely" und die 0815 Ballade "Delia" hätte es ansonsten nicht gebraucht. Wer also aber gerne mal wieder ein solides Melodic Rock 80er Jahre Dejavu bekommen will, darf hier gerne mal reinschnuppern, für alle anderen ist "Freelight" wohl eher verzichtbar.
Das in sanftlila Pastelltönen gehaltene Cover der neuen VELVER ACID CHRIST CD lässt gemeinsam mit dem goth-triefenden Titel "Lust For Blood" keine Tanztrips der "Fun With Knives" Ära erwarten. Die vorab ausgekoppelte Maxi "Wounds" unterstreicht dies: Eine Midtempo Nummer mit klagendem Text aber musikalisch in eher ruhigem Fahrwasser unterwegs. Ein Song, stellvertretend für viele dieses Albums. Ein fast überraschendes Kuriosum findet sich bei einem der wenigen musikalisch an ältere VAC Veröffentlichungen erinnernden Songs: "Parasite" wartet mit cleanem Gesang auf. Nach dem THE CURE Cover "The Figurehead" von der "Wound"-Maxi huldigt Erickson mit "Crushed" erneut der Wave-Legende. Das unheilvoll in der Luft schwebende "Machines" klagt die Entmenschlichung an ohne harsche Sounds zu verwenden. Die Wut der Texte lebt auf "Lust For Blood" fast nie offensichtlich in der Musik und unterscheidet sich dahingehend auch von vielen Vorgängeralben Ericksons. Einen Lichtblick gewährt die coole Bassline von "Lust", bei dem auch die Sampleaffinität durchblickt, die für den Sounds VACs so prägend war. Doch schon "Blood", der dritte Teil des Titelsongs, bleibt trotz schleppend härterer Gitarren ("For" ist lediglich viersekündiges Nichts) weit hinter "Lust" zurück. Nach diesem überwiegend zahnlosen Album hat man gar keine Lust mehr Fleisch zu essen. Aus der Sicht des fast militanten Vegetariers und melancholischen Weltverbesserers Bryan Erickson also ein pädagogisch nachvollziehbarer Schritt.
FLUTTR EFFECT aus Boston werden in den Staaten schon als eine jener Bands gehandelt, welche die Zukunft progressiver Rockmusik verkörpern. Losgelöst von den Konventionen des handelsüblichen Progrocks vieler Bands klingen die drei Mädels und zwei Herren unverbraucht und kein bisschen Retro, obwohl die Wurzeln des FLUTTR EFFECT-Sounds in den 60ern und 70ern zu suchen sind - als "Thinkrock" bezeichnet die Band dies. Das Quintett mit den seltsamen Instrumenten - Electro-Cello und MIDI Marimba prägen vielerorts die Kompositionen - bewegen sich vielmehr im Dunstkreis alternativer Klänge, entziehen sich aber gekonnt einer Eingruppierung. Was aber als aller erstes auffällt: Sängerin Kara Trott klingt verflucht nach Gwen Stefani - was man durchaus als Kompliment verstehen darf. Dabei passt der hohe Gesang perfekt zur musikalischen Ausrichtung von FLUTTR EFFECT und hat nun gar nichts mit der überwiegend in popigen Gefilden wildernden No Doubt Frontröhre am Hut. FLUTTR EFFECT eröffnen ihren zweiten Longplayer "Marking Time" dementsprechend abwechslungsreich mit dem zwischen allen Stühlen sitzenden (von Pop, Metal bis Jazz ist da alles dabei) und trotzdem eingängigen "Like This" und dem zwischen Prog und Rockhit pendelnden Ohrwurm "Talk To Me". Songs wie das fast 12-minütige, experimentell angehauchte "Hollywood Is Porn" faszinieren mit intensiven Pianoklängen und das nachfolgende "February 1st 1896” mit seinen bedächtigen Parts erweist sich unvermittelt als süchtig machender, ebenfalls äußerst ausdrucksstarker Track. Ob mit härteren Gitarrenklängen, in jazzigen Parts, bei den Trip-Hop-Elementen oder gar den folkigen Passagen, die gereiften Kompositionen von FLUTTR EFFECE genügen durchweg hohen Ansprüchen. Geduld zum Ergründen von "Marking Time" sollte man dann zwar schon mitbringen. Ist man aber dazu bereit, entfaltet das Album eine hypnotische Langzeitwirkung und rechtfertigt eine deutlich überdurchschnittliche Bewertung.
"Revenge" markiert einen Neubeginn bei den dänischen Metalheads, denn vor ca. fünf Jahren verlor man seinen Plattenvertrag bei Noise Records, weil das zweite Album "On The Edge" bei der Presse mächtig floppte und vom Label auch schon gar nicht mehr groß promotet wurde. Mit einer neu zusammengestellten Mannschaft spielte Bandkopf Martin Steene ein drittes Album (das anfangs auch keiner haben wollte) ein, das auf Eis lag, bis man sich bei Napalm Records der Band annahm. Bei dieser Geschichte, die sicher in der Szene keinen Einzelfall darstellt, fragt man sich wirklich, was alles schief gelaufen sein muss, denn "Revenge", jenes dritte Werk, ist vielleicht kein Meilenstein des traditionellen Metal geworden, aber immer noch besser als Vieles, was in den letzten Jahren als "True Heavy Power… Blablabla Metal" vermarktet wurde. Auf "Revenge" befinden sich zahlreiche Hämmer, die einfach Laune machen, wobei große Experimente natürlich erwartungsgemäß ausbleiben. Mit der Ohrwurmhymne "Wings Of Rage" geht es gleich erstklassig in die Vollen, bevor mit "Ironhead", dem treibenden "Whirlwind Of Doom", dem brachialen "Fate Of Fire", "Brotherhood Of The Brave", dem tollen Stampfer "Mindmachine" oder der leicht kitschigen, aber wirksamen Ballade "Icecold Arion" weitere Stücke die unbestrittenen Qualitäten der Band offen legen. Klar, wer diese Art von "Klischee Metal" nicht mag, wird auch mit "Revenge" nicht glücklich werden, aber da auch das übrige Material auf dem Album nicht wirklich abfällt, sollten sich Fans von Bands wie MAJESTY, PARAGON oder STORMWARRIOR ruhig mal heranwagen. Enttäuscht wird von dieser Zielgruppe sicher niemand, und wenn die Band auch in der Vergangenheit nicht ganz auf der Höhe war, so stellt sie zumindest mit "Revenge" klar, dass noch Einiges möglich ist. Wirklich gut!