Mensch, da hätte ich fast einen dicken Fehler gemacht und die hier vorliegende EP der Bielefelder Formation RANDALE mit einem genauso vernichtenden Gesamturteil der Marke "CD’s die die Welt nicht braucht" abgestempelt, wie dies Kollege Lars beim aktuellen TWISTED SISTER Weihnachtsdünnpfiff getan hat. Aber weit gefehlt, manchmal bringt es doch was, die ansonsten meist dick aufgemotzten Eigenwerbungs-Beipackzettel auch mal komplett durchzulesen, um dann überrascht festzustellen: "Randale unterm Weihnachtsbaum" ist eine Kinder CD! Rein für Erwachsene hörte sich der Sound mit den etwas seicht-lustigen Texten zunächst etwas nach ÄRZTE für Arme im (etwas verwässerten) Punkrockkostüm an, aber für Kiddies sieht dies natürlich etwas anders aus. Jetzt wird auch klar, warum diese Scheibe bei MI gelandet ist. Denn für den Nachwuchs des tannenbaum- sowie glühweingestählten Headbangers oder auch Normalo-Rockfans könnte diese CD durchaus ein passendes Geschenk für den weihnachtlichen Gabentisch werden.
Wie ihr also richtig gelesen habt, handelt es sich um eine reine Kinder CD und aus diesem ganz speziellen Blickwinkel betrachtet sind die sechs Tracks für schlappe 8€ eine recht gelungene Sache.
Der erste Härtetest an der Basis verlief für die RANDALE Jungs, zumindest bei mir zu Hause, bereits recht viel versprechend. Mein kleiner dreijähriger Filius Nicolas stellte neulich im Auto nämlich begeistert fest: "Papa, die CD mit dem Gitarren-Nikolaus gefällt mir gut, muscht mal wieder reinlegen". Was soll man da noch sagen, die Zielendgruppe wurde eindeutig überzeugt - jetzt müssen nur noch die Erwachsenen ran und das Ding auch kaufen. Andere Veröffentlichungen von RANDALE hießen "Kinderparty Am Wackelpeter" oder "Tierparklieder aus Olderdissen", wer hierzu keinerlei Bezug hat, dem geht diese EP natürlich völlig ab. Wer aber eine Alternative zum Genrepapst und Überallauftreter Rolf Zuckowski (& seine Freunde) sucht und es einfach leid ist "In der Weihnachtsbäckerei" in den letzten Wochen vor dem Fest mindestens x-mal am Tag mitanzuhören, der könnte hier endlich mal was Neues finden. Die Schose beginnt mit dem im reinen Gunter Gabriel Gedächtnis-Countrystyle gehaltenen Titeltrack, danach wird es ein klein wenig rockiger. "Das schönste Geschenk" kommt sogar mir einem guten Text, die "Riffs" sind immer recht hell und freundlich gehalten, oder höchstens leicht angepunkt irgendwie. Als nächstes kommt der Klassiker "Oh Tannenbaum" in einer coolen Reggaeversion, der Sound ist ein wenig dünne und die paar "Rastamann-Rapps" erinnern an TUI und Nico Nontschev. Aber ist ja für unsere lieben Kleinen gedacht, das passt dann schon. Eine schön schnell-rockende Version des Evergreens "Gloria In Excelsis Deo" folgt, das omnipräsenten Glockenggebimmel im Hintergrund geht mit Abstrichen gerade auch nochso durch, Nicolas wiederum findet es richtig klasse und spielt Luftgitarre dazu. Der Reggae hält dann bei "10 Kleine Weihnachtsmänner" nochmals Einzug, ist natürlich von den HOSEN geklaut genauso wie das für mich eher langweile "Oh Weihnachtsmann", welches ähnlich wie bei "Eisgekühlter Bommerlunder" von Campino und Co. zum Schluss immer schneller wird aber textlich recht banal daher kommt. Wie gesagt: Mit etwas gutem Willen sowie drei Liter Glühwein durchaus für alle (Rock) Eltern zu ertragen. Nee, war natürlich nur etwas ironisch gemeint - RANDALE haben insgesamt schon eine ganz gute CD gemacht. Daher ist "Randale unterm Weihnachtsbaum" eine echte Alternative für alle Kleinen bzw. auch die Großen, außerdem immer noch besser als sich wieder "Last Christmas" oder Schmachtfetzen wie "Time to say goodbye" bis zum solidarischen Überfressungsplätzchentod anzuhören. How How how!
Man kann ihnen eigentlich nicht mal so richtig böse sein, denn dafür ist das Material von FINAL FRONTIER auf ihrem mittlerweile bereits vierten Werk "Freelight” größtenteils einfach zu gut gemacht. Kritiker hingegen werden (auch mit viel Recht) anmerken, dass hier nichts wirklich Neues zu hören ist und die immer ewig gleiche Formel Text Refrain (Bridge) Refrain, mag sie auch noch so eingängig frisch sein, auf die Dauer ermüdend wirkt und eventuell sogar ein wenig langweilt. Wer ansonsten auf solche absolut auf catchy getrimmte Mucke, die ihre Großzeiten mit AOR im Hochglanz Stadionrockformat sicher Ende der 70er bis weit in die 80er hinein hatte, abfährt und Bands wie NIGHTRANGER, JOURNEY oder auch SURVIVOR zu seinen Lieblingen zählt, der dürfte hier schon eine lohnende CD vorfinden. Zumal manche der mittlerweile wieder aufgetauchten "Originale" eher Leichenschänderei als Musik betrieben. Einige der 12 Tracks als solche glaubt man als "älterer" Hörer natürlich schon mal irgendwie gehört zu haben, aber die beiden Hauptprotagonisten Rob Moratti (Vocals) und Mladen (VON GROOVE) verstehen etwas von knalligem Songwriting und stimmigem AOR-Futter in zeitgemäßen Klang. Einzig die etwas platten Drums stören die Soundqualität. Das ein oder andere schicke Gitarrensolo (es sind schon einige gute vorhanden, aber noch etwas zu zahm) hätte ebenfalls noch mehr mit draufgepasst, dafür hätte man lieber die mitununter zu stark wiederholten Refrainzeilen weglassen sollen. Die etwas zu klebrigen Keys an der ein oder anderen Stelle hätte ich ebenfalls etwas weniger aufdringlich nach hinten verfrachtet. Aber sei’s drum ansonsten könnte jetzt nur noch die recht hohe Stimme von "Meister" Moratti den ein oder anderen erfahrenen Melodicfan irritieren. Die ist zu Beginn nämlich recht gewöhnungsbedürftig: Stellt euch ne Mischung aus Steve Perry und Jimi Javison vor, nur zwei Oktaven höher. Wie gesagt neu ist dass alles nicht, sicher ganz gut gemacht, bloß die jüngere Käuferschicht wird es wahrscheinlich nicht vom Sockel hauen und die Nostalgiker werden es immer mit den Original Bands der seeligen Vergangenheit vergleichen und da können FINAL FRONTIER halt nicht ganz mithalten. Trotzdem: Solche Kracher wie "Dynamo" oder die absolute Übernummer "Lion’s den" sowie das pfiffige "The Witches Mask" sind einfach starke AOR Perlen in der Bewertung - klasse gemacht. Nur der einzige Komplettausfall "Only the Lonely" und die 0815 Ballade "Delia" hätte es ansonsten nicht gebraucht. Wer also aber gerne mal wieder ein solides Melodic Rock 80er Jahre Dejavu bekommen will, darf hier gerne mal reinschnuppern, für alle anderen ist "Freelight" wohl eher verzichtbar.
Das in sanftlila Pastelltönen gehaltene Cover der neuen VELVER ACID CHRIST CD lässt gemeinsam mit dem goth-triefenden Titel "Lust For Blood" keine Tanztrips der "Fun With Knives" Ära erwarten. Die vorab ausgekoppelte Maxi "Wounds" unterstreicht dies: Eine Midtempo Nummer mit klagendem Text aber musikalisch in eher ruhigem Fahrwasser unterwegs. Ein Song, stellvertretend für viele dieses Albums. Ein fast überraschendes Kuriosum findet sich bei einem der wenigen musikalisch an ältere VAC Veröffentlichungen erinnernden Songs: "Parasite" wartet mit cleanem Gesang auf. Nach dem THE CURE Cover "The Figurehead" von der "Wound"-Maxi huldigt Erickson mit "Crushed" erneut der Wave-Legende. Das unheilvoll in der Luft schwebende "Machines" klagt die Entmenschlichung an ohne harsche Sounds zu verwenden. Die Wut der Texte lebt auf "Lust For Blood" fast nie offensichtlich in der Musik und unterscheidet sich dahingehend auch von vielen Vorgängeralben Ericksons. Einen Lichtblick gewährt die coole Bassline von "Lust", bei dem auch die Sampleaffinität durchblickt, die für den Sounds VACs so prägend war. Doch schon "Blood", der dritte Teil des Titelsongs, bleibt trotz schleppend härterer Gitarren ("For" ist lediglich viersekündiges Nichts) weit hinter "Lust" zurück. Nach diesem überwiegend zahnlosen Album hat man gar keine Lust mehr Fleisch zu essen. Aus der Sicht des fast militanten Vegetariers und melancholischen Weltverbesserers Bryan Erickson also ein pädagogisch nachvollziehbarer Schritt.
FLUTTR EFFECT aus Boston werden in den Staaten schon als eine jener Bands gehandelt, welche die Zukunft progressiver Rockmusik verkörpern. Losgelöst von den Konventionen des handelsüblichen Progrocks vieler Bands klingen die drei Mädels und zwei Herren unverbraucht und kein bisschen Retro, obwohl die Wurzeln des FLUTTR EFFECT-Sounds in den 60ern und 70ern zu suchen sind - als "Thinkrock" bezeichnet die Band dies. Das Quintett mit den seltsamen Instrumenten - Electro-Cello und MIDI Marimba prägen vielerorts die Kompositionen - bewegen sich vielmehr im Dunstkreis alternativer Klänge, entziehen sich aber gekonnt einer Eingruppierung. Was aber als aller erstes auffällt: Sängerin Kara Trott klingt verflucht nach Gwen Stefani - was man durchaus als Kompliment verstehen darf. Dabei passt der hohe Gesang perfekt zur musikalischen Ausrichtung von FLUTTR EFFECT und hat nun gar nichts mit der überwiegend in popigen Gefilden wildernden No Doubt Frontröhre am Hut. FLUTTR EFFECT eröffnen ihren zweiten Longplayer "Marking Time" dementsprechend abwechslungsreich mit dem zwischen allen Stühlen sitzenden (von Pop, Metal bis Jazz ist da alles dabei) und trotzdem eingängigen "Like This" und dem zwischen Prog und Rockhit pendelnden Ohrwurm "Talk To Me". Songs wie das fast 12-minütige, experimentell angehauchte "Hollywood Is Porn" faszinieren mit intensiven Pianoklängen und das nachfolgende "February 1st 1896” mit seinen bedächtigen Parts erweist sich unvermittelt als süchtig machender, ebenfalls äußerst ausdrucksstarker Track. Ob mit härteren Gitarrenklängen, in jazzigen Parts, bei den Trip-Hop-Elementen oder gar den folkigen Passagen, die gereiften Kompositionen von FLUTTR EFFECE genügen durchweg hohen Ansprüchen. Geduld zum Ergründen von "Marking Time" sollte man dann zwar schon mitbringen. Ist man aber dazu bereit, entfaltet das Album eine hypnotische Langzeitwirkung und rechtfertigt eine deutlich überdurchschnittliche Bewertung.
"Revenge" markiert einen Neubeginn bei den dänischen Metalheads, denn vor ca. fünf Jahren verlor man seinen Plattenvertrag bei Noise Records, weil das zweite Album "On The Edge" bei der Presse mächtig floppte und vom Label auch schon gar nicht mehr groß promotet wurde. Mit einer neu zusammengestellten Mannschaft spielte Bandkopf Martin Steene ein drittes Album (das anfangs auch keiner haben wollte) ein, das auf Eis lag, bis man sich bei Napalm Records der Band annahm. Bei dieser Geschichte, die sicher in der Szene keinen Einzelfall darstellt, fragt man sich wirklich, was alles schief gelaufen sein muss, denn "Revenge", jenes dritte Werk, ist vielleicht kein Meilenstein des traditionellen Metal geworden, aber immer noch besser als Vieles, was in den letzten Jahren als "True Heavy Power… Blablabla Metal" vermarktet wurde. Auf "Revenge" befinden sich zahlreiche Hämmer, die einfach Laune machen, wobei große Experimente natürlich erwartungsgemäß ausbleiben. Mit der Ohrwurmhymne "Wings Of Rage" geht es gleich erstklassig in die Vollen, bevor mit "Ironhead", dem treibenden "Whirlwind Of Doom", dem brachialen "Fate Of Fire", "Brotherhood Of The Brave", dem tollen Stampfer "Mindmachine" oder der leicht kitschigen, aber wirksamen Ballade "Icecold Arion" weitere Stücke die unbestrittenen Qualitäten der Band offen legen. Klar, wer diese Art von "Klischee Metal" nicht mag, wird auch mit "Revenge" nicht glücklich werden, aber da auch das übrige Material auf dem Album nicht wirklich abfällt, sollten sich Fans von Bands wie MAJESTY, PARAGON oder STORMWARRIOR ruhig mal heranwagen. Enttäuscht wird von dieser Zielgruppe sicher niemand, und wenn die Band auch in der Vergangenheit nicht ganz auf der Höhe war, so stellt sie zumindest mit "Revenge" klar, dass noch Einiges möglich ist. Wirklich gut!
FALL BEHIND haben für ihr Labeldebüt mit "Between The Devil And The Deep Blue Sea" einen ebenso so schönen wie merkwürdigen Titel gewählt, der für mich keinen sonderlichen Bezug zu den ambtionierten sozialkritischen Texten hat. Im Gegensatz zu viele Metalcorebands haben die Polen sich offensichtlich tiefgehende Gedanken gemacht, was ihre Texte sehr in die politische Punk-Ecke bringt - beileibe nichts schlechtes. Musikalisch gehen sie da schon eher vorgegangeneWege und orientieren sich an DARKEST HOUR und COMEBACK KID, also eingängig, melodisch und mit den mittlerweile unvermeidlichen IRON MAIDEN-Gitarren. Was soll´s, immerhin versteht die Band ihr Handwerk und Sänger hat eine eigenwillige, kratzige, aggressive Stimme, die wie Arsch auf Eimer zu den wütenden Texten passt. FALL BEHIND haben mit ihrem Debüt alles richtig gemacht und werden unter Fans der angesprochenen Bands problemlos Freunde finden.
Wer es noch nicht ganz mitbekommen haben sollte, dem sei hier nochmal deutlich gesagt - die Haarspray-Glanzlackzeiten bei EUROPE sind (nicht nur äußerlich) längst vorbei. Die konsequente Weiterentwicklung von einer der erfolgreichsten AOR (Teenie) Bands der 80er Jahre zu einer soliden Rockband mit modernen Ansprüchen ist den Schweden mit dem aktuellen "Secret Society" Album eindrucksvoll geglückt. Dieses zweite Werk nach dem erfolgreichen 2004’er Comebackalbum "Start From The Dark" ist sogar noch eine ganze Schippe druckvoller mit mehr fesselnder Dynamik und auch vom Niveau insgesamt noch eine Kante besser als der Vorgänger ausgefallen, die Hooks sind ebenfalls prägnanter. Die Band scheint sich, wahrscheinlich auch durch die zahlreichen und nur positiv gewerteten Festivalauftritte, äußerst gefestigt zu haben und tritt so jetzt selbstbewußt mit breiter Brust erneut vor die Fans. Auch ein stimmiges Coverartwork (sicher das beste der Bandkarriere) trägt mit zum positiven Erscheinungsbild bei. Noch wichtiger sind natürlich die musikalischen Inhalte, da geht nicht mehr ganz so düster wie beim Vorgänger zu. Trotzdem dominieren noch eher in Moll gehaltene Tonarten mit relativ tiefen Gitarrenriffs, die Keys sind meist völlig in den Hintergrund gerutscht, die Scheibe besticht durch einen rauh-erdigen Rocksound mit fließenden Tendenzen zu heftigeren Melodic Metal Geschichten. Jawohl, die Jungs um Joey Tempest (den man an manchen Stellen fast nicht erkennt, da er manchmal relativ tief singt oder die Stimme noch künstlich verfremdet wurde) lassen es ordentlich laufen und nach dem zunächst etwas untypisch leicht verworren anmutenden Titeltrack folgen Track auf Track mit viel Biss, klasse heavy Gitarren und trotzdem stets griffigen Melodien, die sich aber weit weg von den ehemals hochpolierten Refrainkaskaden bewegen. Einfach aber effektiv und schnörkellos - die Gitarrenarbeit von Jon Norum ist exzellent geraten, so gut habe ich den Mann noch nie empfunden, seine klassischen Roots, die deutlich hörbar von LED ZEPPELIN oder auch Hendrixschen Klangmustern geprägt sind, kann man sehr gut herauszuhören. Dies verleiht dem Bandsound einen wunderbar organischen Charakter. Mal lässt er die Saiten singen dann geht er wieder stark riffbetont vor, in Verbindung mit dem prägnanten sowie energetischen Bassspiel kommt dies einfach super rüber. Die meisten Songs gehen so richtig ordentlich aufs Tempo, klingen einfach gut und reißen den Hörer mit. Songs wie "Always The Pretenders", "Love Is Not The Enemy" oder auch mein persönlicher Favorit "Brave And Beautiful Soul" (geiles Solo) sind wie geschaffen für die Livebühne. Klar, es gibt auch obligatorische Balladen, herausragend dabei: "Wish I Could Believe". Der Schnulzentouch bei "A Mother´s Son" ist dann doch etwas zu stark ausgeprägt. EUROPE verbreiten mit ihrem klischeefreien modernen Hardrock auf "Secret Society" schlichtweg gute Laune - jetzt sind die Jungs wirklich im neuen Jahrtausend angekommen und unterstreichen ihre Anwärterschaft auf die vorderen Plätze im heutigen Rockzirkus. Alte Fans dürften zwar eher etwas leicht verstört reagieren aber was solls, die Zukunft zählt.
Das Quintett, das zum größten Teil aus Frankreich stammt, hält es ähnlich wie die vielen Kollegen aus Italien und hat sich symphonischem (Fantasy -) Metal verschrieben, nur eben ohne Metal. Man stelle sich RHAPSODY vor, nur sind die Gitarren noch weiter reduziert und der Bombast (wenn das überhaupt möglich ist) noch weiter erhöht. Und "Bombast" bedeutet hier ebenfalls genau das, womit man den geneigten Metaller die Flucht ergreifen lässt: pompöse Klimper - Keyboards, zwar fette, aber leider auch meist schwülstige Chöre und zwischendurch ein bemüht Malmsteen - artiges Solo. Ansprechen wollen FAIRYLAND ohne Frage Fans von BLIND GUARDIAN, AVANTASIA oder auch erwähnten RHAPSODY, doch macht der überladene Bombast gegenüber den viel zu wenigen metallischen Elementen einfach mehr kaputt als alles andere. Während die Referenzbands des Genres ihren traditionellen Metal mit Theatralik anreichern, machen es FAIRYLAND genau umgekehrt und erzeugen mehr Schmierenkomödie denn rockender Breitwand. Wer andererseits auch auf die üblichen, italienischen Verdächtigen steht (gibt´s da echt wen?!), kann sich Stücke wie das durchaus nicht üble "Eldanie Uelle" (mit starkem Hang Richtung Krefeld!) ruhig mal anhören. Vielleicht sollte man auch einigen Leuten mal sagen, dass der große "Herr Der Ringe" - Boom schon längst abgeebbt ist…
Einen besseren Opener als "Relentless" hätten sich BORN FROM PAIN für ihr neues, schlicht "War" betiteltes, Album nicht aussuchen können. Der Song ist feinster Metalcore-Stoff, der einem Panzer gleich über den Hörer hinwegrollt und nur verbrannte Erde hinterläßt. Treibend, kraftvoll, gnadenlos, genauso wie man BORN FROM PAIN-Metalcore kennt und schätzt. Hat man sich dann gerade wieder gefangen, rauscht "Behind Enemy Lines" über einen hinweg und läßt dem Hörer wieder keine Chance. Deutlich schneller als der Opener, mit fast schon punkiger Attitude, aber trotzdem saubrutal, ist der Track das nächste Highlight der Scheibe und ein garantierter Live-Killer. Eine alternative Version mit Guest Vocals von NAPALM DEATH-Barney, die nicht minder brutal ist, findet sich am Ende der Scheibe nochmal. Wo wir schon bei Gästen sind: Pepe (HATESPHERE) steuerte ein kleines Solo bei, Jan-Chris (GOREFEST) läßt seine Röhre bei "Crusader" erklingen und Lou Koller (SICK OF IT ALL) gibt "Doomsday Clock" ordentlich Power. Der Song ist der wahre Hit dieser Scheibe, einer der besten Metalcore-Songs, die jemals geschrieben wurde. So unglaublich brutal und gleichzeitig eingängig, zeugt dieser Track von wahrem Können. Ruhigere Nummern wie das mit vielen Backing Shouts unterlegte "Stop At Nothing" bestätigen, dass BORN FROM PAIN mehr können als nur prollige im Mid Tempo Beatdown Riff aneinanderzureihen - und treten trotzdem mächtig Arsch! "In Love With The End" war eine großartige Metalcore-Scheibe, der BORN FROM PAIN mit diesem Album einen mehr als ebenbürtigen Nachfolger verpasst haben. Für mich eine der besten Scheiben des Jahres!
ANOMALIE haben 2002 ihr erstes Album rausgebracht, danach aber einige Wechsel in der Besetzung gehabt, so dass der Nachfolger (und die erste Scheibe bei PXF Records) erst jetzt erscheint. Eine wilde Mischung aus Hardcore, Rock, Emo, dezenten Metal-Anleihen wird in einer anstrengenden, stellenweise sehr hektischen Mischung verwurstet und durch den Brüllgesang erst richtig vollendet. Man ist als Hörer nie sicher, ob auf einen ruhigen Part eine gnadenlose Attacke folgt oder es richtig soft-sphärig wird ("Bislang habe ich es mit ignorieren versucht"), was natürlich nicht jedermanns Geschmack ist. Manchmal übertreiben es ANOMALIE auch und verfallen in einen hektischen Mischmasch, der nur noch nach Krach klingt und selbst hartgesottenen Naturen zu weit geht. Bis dato ist "Zurück zum Singular" für Freunde abgefahrenen Kraches eine nette Sache, das großer aber sind aber die Texte. Schon der Titel und das Cover machen es deutlich: hier geht es um eine beendete Beziehung, hier wird der Herzschmerz musikalisch verarbeitet. Ein Blick auf die Titel bestätigt dass, "Gefühlsverlust", "Früher war es einfach, allein zu sein" oder "Die Angst vor der Angst" (fast schon poetisch) sind Emo-Texte reinsten Kalibers und gingen mir gehörig auf die Nerven. Durch den aggressiven Gesang (an dem nichs auszusetzen ist, im Gegenteil) werden Teile zwar unverständlich, aber die Abschnitte, bei denen der Text zu verstehen ist, waren mir viel zu weinerlich. Aber vielleicht bin ich wirklich so, wie mir von manchen Damen vorgeworfen wird... Zuurück zur Musik: die Scheibe ist technisch sauber, sehr vielschichtig und wen die Texte nicht stören, sollte den Silberling mal antesten.