THEE MERRY WIDOWS aus Nordkalifornien gelten als die erste rein weibliche Psychobilly-Band. Nach einer selbst betitelten EP aus dem Jahr 2004 erscheint jetzt das erste komplette Album, das klassischen Psychobilly mit Horror- und Surfpunk kombiniert. Das klingt erstmal viel versprechend, und insgesamt fahren die fünf lustigen Witwen auch einen ganz guten Sound. Allerdings will der Funke letztendlich doch nicht so recht überspringen. Das liegt zum einen an der Stimme von Sängerin Miss Eva von Slut, denn die klingt bis auf einige dreckige Shouts ziemlich dünn, kann sich selten richtig durchsetzen und ist kaum variabel. Dasselbe Problem hat aber die gesamte Band, denn auch musikalisch bleibt alles durchgehend auf einem Level. Tempi, Harmonien, Gesangslinien - alles klingt sehr gleich und beliebig und wird irgendwann recht langweilig. Und so richtig kicken tut´s an keiner Stelle, was durchaus daran liegen kann, dass die Drums extrem in den Hintergrund gemischt worden sind. Wenn auch die ersten Tracks noch Spaß machen, können die Mädels über die Länge eines ganzen Albums nicht überzeugen.
REDEMPTION haben mit ihrem letzen Streich, dem 2005 erschienenen Album "The Fullness Of Time" gehörig Staub aufgewirbelt und damit Freunden zeitintensiven Hörgenusses ausreichend verwöhnt. Und wer diese Scheibe sein eigen nennt, wird wohl auch an REDEMPTION Output Nummer drei "The Origins Of Ruin" nicht vorbeikommen. Schön frickelnd eröffnet die Scheibe mit "The Suffocating Silence", bevor ein harter Metalriff, Ray Alders einzigartiger Gesang und einschmeichelnde Keyboards eine hypnotische Wirkung, ähnlich alter Dream Theater Stücke, entfachen. Schon beim ersten Songs leben REDEMPTION ihre Vorliebe für komplexe Songs hörbar aus. Nicolas Van Dyk, seines Zeichens alleiniger Songschreiber, Gitarrist und Keyboarder und der zweite Gitarrist, Bernie Versailles (Agent Steel, Engine) erzeugen dabei fette Riffgewitter und interessante Soli. Mit "Bleed Me Dry" kommt dann ein etwas ruhigerer und entspannterer wirkender Song daher - vielleicht aber auch schon einen Tick zu unspektakulär. "The Death Of Faith And Reason” ist dann zwar ein anderes Kaliber - hier geht es von Anfang an heftig mit Bass und Schlagzeug zur Sache - allerdings rauscht der Song irgendwie auch recht schnell vorbei. Der erste von zwei Überlangen Songs, das über neunminütige "Memory" macht dann richtig Spaß. Ein mit einleitenden Keyboard gezielt gesteuerter, äußerst melodischer Spannungsaufbau lässt Vorfreude aufkommen. Der eher bedächtige Track lebt von Keyboard und klaren Gitarrensoli und lässt nur in der zweiten Hälfte mal kurzfristig die Zügel Richtung Härte los - Highlight. Das kurze Titelstück "The Origins Of Ruin” kömmt danach als pianogetragene Ballade daher (echt schönes Zwischenspiel), bevor "Man Of Glass" dann wieder in die vollen geht, aber ähnlich wie "Bleed Me Dry" etwas mühsam rüberkommt. Bei "Blind My Eyes" läuft das ganz anders. Der klasse arrangierte Track bleibt umgehend im Ohr hängen, schreit nach der Repeat-Taste und zeugt von detailverliebter Kompositionskunst. Das nachfolgende "Used To Be" überzeugt dann durch eine gelungene Mischung aus harten, rhythmischen Passagen, verspielten Soli und was schon - Ray Alders tiefgründigem Gesang. Das zweite lange Epos, das dramaturgisch geschickt aufgebaute "Fall On You" bildet dann mit viel Melodie einen würdigen Abschluss eines gutklassigen Albums. Neben den musikalisch unbestreitbaren Fähigkeiten der Protagonisten ist es auch vor allem der Gesang von Fates Warning Fronter Ray Alder, der den REDEMPTION Songs dann meist noch die Krone aufsetzt. Ähnlich wie bei seiner Stammcombo versteht es der Sangesmeister den Kompositionen auf "The Origins Of Ruin" eine melancholisch, dramatische Note zu geben und den Hörer tief eintauchend zu fesseln. Seine eingängigen Refrains stehen dabei gekonnt im Kontrast zu instrumental oft sperrigen, bis hin zu viel Doublebass harten, aber auch sehr anspruchsvollen Passagen. "The Origins Of Ruin" ist also nicht einfach zu konsumieren, hat aber dafür eine hohe Halbwertszeit zu bieten und ist damit für den geneigten Fan empfehlenswertes Futter im Dunstkreis von Fates Warning, Dream Theater, Symphony X und Co.
Auf der Original CD scheint es dann noch zwei Cover Songs zu geben; "Precious Things" (von Tori Amos) und "Love To Love" (im Original von UFO).
Die Band-Geschichte der Londoner Psychobillys THE GRIT scheint von der Suche nach Musikern geprägt zu sein. Ständig stiegen Bandmitglieder aus und mussten ersetzt werden, was natürlich die Entwicklung beeinträchtigte. Der lange Prozess macht sich jetzt aber bezahlt, denn mit ihrem zweiten Album haut der Vierer eine Granate raus, die nahezu alle derzeitigen Psychobilly-Veröffentlichungen in den Schatten stellen dürfte. Wobei Psychobilly hier viel zu kurz gefasst ist, denn die Scheibe zeichnet sich durch extreme Vielfalt aus. Sind Songs wie "The Ones" oder "Execution" punkige Abgeh-Nummern, geht es bei "Fear And Consumption" in Richtung swingenden Rockabilly, klingt der großartige Mitgröl-Refrain von "I Came Out The Womb An Angry Cunt" nach Irish Folk-Punk, wird in "Stuck In Streatham" entspannter Off-Beat gespielt und könnte "Surrender" ein CLASH-Cover sein. Das klingt nach einer ziemlich wilden Mischung, und das ist es auch. Aber THE GRIT halten alles perfekt zusammen, so dass insgesamt ein komplett eigener Sound entsteht. Und scheinbar mühelos schafft es die Band, so unterschiedliche Einflüsse wie LIVING END, die STRAY CATS und THE JAM unter einen Hut zu bringen. Dazu hört man der Scheibe auch deutlich an, wie viel Spaß die Jungs selbst an ihrer Musik haben - und das steckt an. Man braucht sicher eine Weile, um sich in den Gesamtsound reinzuhören, aber dann stellt man fest, dass "Shall We Dine?" ein geniales Album ohne Durchhänger geworden ist. Sowohl Psychobilly- als auch Punkrock-Fans wärmstens zu empfehlen!
Ursprünglich stand der Name SHIVA für das Duo Mats Edström (Gitarrist, Songwriter und Produzent) und Anette Johansson (Gesang), das bereits zwei Alben in 2002 und 2004 veröffentlicht hat. Doch mit dem dritten Album, "The Curse Of The Gift", hat sich das Duo zu einem Sextett erweitert, wobei einige der nun gänzlich eingestiegenen Musiker bereits auf den ersten beiden Werken zu hören sind. Der immer sehr melodische, oft bombastische und stellenweise progressive Hardrock der Band ist einfach gelungen, was auch zu großen Teilen ein Verdienst von Sängerin Anette ist, die eine völlig eigene Duftmarke setzt und mit ihrem kraftvollen, voluminösen Gesang weder an Doro, noch an diverse Heulbojen erinnert. Auch das Keyboard wurde sehr gekonnt integriert und nervt zu keiner Sekunde mit pseudopompösem Geklimper, was nicht zuletzt auf das sehr gute Songwriting zurückgeht, das einige echte Perlen abwirft. Besonders der mit coolen Growls eingeleitete Opener "When Tomorrow Never Comes", das flotte "The Owner Of The Truth" und der überragende Hit "The Chameleon" ragen dabei heraus, wobei man aber sagen muss, dass kein Song wirklich schwach ist und das Album als Ganzes richtig Spaß macht. Fans von melodischem Hardrock/Metal mit Vorlieben für echte Rockröhren machen hier wieder einmal nichts falsch und werden sich auch mit "The Curse Of The Gift" schnell anfreunden!
Ich habe langsam den Eindruck, dass so gut wie alles einen Plattenvertrag bekommt, was ´ne Ische am Mikro hat, die ordentlichen Gotenkitsch vorjodeln kann! Und ich bezweifele, dass eine Formation wie die aus L.A. stammenden ECHOES OF ETERNITY, trotz eines renommierten Labels im Rücken, jemals den großen Durchbruch schaffen wird. Im Grunde genommen spielt diese Band ganz passablen, progressiven Metal mit allerlei Breaks (die mich in Kombination mit dem "trockenen" Gitarrensound sogar nicht selten an DEATH erinnern!) und lässt Madame Francine Boucher (die sich - wer hätte das gedacht - auch mal in Französisch, aber leider nur der Sprache, austoben darf) die Melodien beisteuern, was aber letztendlich dazu führt, dass man kaum Zugang zu dem Material findet. Richtig schlecht klingt diese Mischung nicht, und mit dem Titelsong oder "The Kingdom Within" hat man auch ein paar sehr hörenswerte Stücke am Start, auch der Rest ist nicht unterirdisch, aber alles wirkt auf mich sehr konstruiert und am Reißbrett entworfen. Den Gothic-Heulsusen, der wohl angepeilten Zielgruppe, dürfte "The Forgotten Goddess" zu technisch und vertrackt sein, während die Proggies ihre Energie und ihr Erspartes in deutlich stärkere und weniger Kitsch-orientierte Bands stecken. Daher denke ich nicht, dass ECHOES OF ETERNITY hierzulande viele Fans finden werden, denn eine ansehnliche Sängerin macht noch lange keinen Sommer.
Wer noch das äußerst starke und fett produzierte Vorgängerwerk "Crest Of The Martyrs" im Ohr hat, dürfte bei den ersten Tönen von "Netherworlds" ziemlich erschrocken sein: der Sound des Albums erreicht gerade mal knapp mehr als Demo-Niveau, was daran liegt, dass die Scheibe vollständig in Eigenregie entstanden ist (siehe auch Interview mit Scott Waldrop) und man sehr auf´s Budget schielen musste. Das hat zum Effekt, dass alles irgendwie dumpf klingt und Sänger Tony Taylor (nein, hier ist Neuzugang Johnny Aune noch nicht zu hören, aber da wäre ich auch fast drauf reingefallen…) sehr schrill und dadurch teilweise recht nervig tönt, woran man sich erst einmal gewöhnen muss. Auch in Sachen optischer Verpackung ist man von einstigen Riggs´schen Großtaten weit entfernt, denn auch hier hat man eigens Hand angelegt. Diese Umstände reichen vielen Kollegen und Fans schon, "Netherworlds" in die Tonne zu treten, aber wer nicht ganz so oberflächlich agiert, wird auf dem Album wieder einmal einen ganzen Batzen superber Hymnen ausmachen, wobei auch hier gesagt werden muss, dass sich viele Songs nicht sofort als Knaller outen, sondern echte Langzeitwirkung besitzen. Am Anfang war auch ich ziemlich gebügelt, aber spätestens nach dem dritten Durchlauf hat man starke Stücke wie den geilen Ohrwurm-Opener "Starshine", das treibende "Fortress", den Mitgröler "Killing Kind", den mit tollen Breaks versehenen Oberhammer "Casualty Of Cruel Times", das melancholische "Tales Of Submission" oder den überragenden Rausschmeißer "Firebird" in sein stählernes Herz geschlossen. Wer ein Album lediglich als die Summe seiner Eigenschaften sieht, dürfte hier wenig begeistert sein, aber echte (US -) Metalheads, denen fette Produktionen und tolles Drumherum am Allerwertesten vorbeigehen, und denen es ausschließlich um die Songs und die Musik geht, werden auch "Netherworlds" lieben, denn TWISTED TOWER DIRE beweisen einmal mehr, dass sie eine der ehrlichsten und bodenständigsten Bands der Echtstahl-Szene sind!
Nanu? Haben Söderlund und Möller ihre Menschenfeindlichkeit verloren? Der geneigte Hörer könnte zumindest den Eindruck haben, denn die beiden Schweden haben einen Schritt weg vom militaristisch-furchtbaren Klang ihrer Musik gemacht. Das Duo geht aktuell mehr in Richtung Gothic, legt mehr Wert auf vokale Anmutung als auf Stechschritt-Ambiente. Und so ist die abscheuliche Militär-Anbiederung gewichen zugunsten einer zuckersüßen, wenn auch trügerischen Umarmung. Auf den ersten Eindruck erweckt PUISSANCE jetzt den Schein, als wolle das Projekt sich bei schwarz-gewandeten Suizid-Kandidaten einschmeicheln. Das dürfte auch klappen, denn Songs wie ,Walls OF Freedom’ oder das ohrurmartige Ìn Death` könnten problemlos auch auf den Tanzflächen unserer vampiresken Freunde laufen. Nur: Auch Melancholie liegt hier immer noch weiter hinter offensichtlichem Frust. Sicherlich passen die augenscheinlich sparsam eingesetzten Instrumente immer noch genau an ihren Einsatzort, sicherlich machen PUISSANCE ihre Sache handwerklich immer noch sehr gut. Aber die abscheuliche Wirkung hat "Grace of God" nicht mehr. Laut Eigenverständnis liefern PUISSANCE mit dieser Scheibe ein Statement gegen Politiker, die mit ihren ausbeuterischen Entscheidungen die Welt zerstören. Das ist lobenswert und mit dieser Platte haben die Zwei sicherlich nicht ihren Ruf zerstört - aber den musikalisch-packenden Biss, den vermisst der PUISSANCE-Liebhaber auf der neuen Veröffentlichung wohl schon.
Gewollt, aber nicht gekonnt - so das Fazit nach dem Genuss der EP der britischen Combo PDHM. Metals meets Emo ist anno 2007 nichts Neues mehr, was Bands dazu veranlassen sollte, wenigstens hart an ihren Songs zu arbeiten und echte Kracher zu schreiben oder einfach im bedeutungslosen Mittelmaß der Release-Schwemme unterzugehen. Naja, hart gearbeitet haben die Inselheinis wahrscheinlich, aber das Ergebnis in Form der sechs Songs ist bei weitem nicht gut genug, um PDHM Metalcore-Fans ans Herz zu legen. Beim Gesang am Ehesten an ATREYU erinnernd (wobei der klare Gesang sehr jaulig klingt), ist die Instrumentalarbeit mit einer anständigen Metalkante ausgestattet, entwickelt aber trotzdem zu wenig Druck. Die Tracks zuckeln am Hörer vorbei, ohne nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen oder sich auch nur weit genug zu unterscheiden, um wiedererkannt zu werden. Nee, das ist einfach nix, allerhöchstens Durchschnitt. Da nützt es auch nichts, dass PDHM schon mit einem Haufen anderer Bands die Bühne geteilt haben, in der heimischen Anlage macht sich das nicht bemerkbar.
Mit ihrem Debüt "By The Cross" konnten ZUUL FX um ex-NO RETURN-Mann Stevee Kollege Memme voll überzeugen, der ihnen ein fette Debüt bescheinigte. "Live Free Or Die" setzt den eingeschlagenen Weg konsequent fort und vermischt Neo Thrash mit Industrial und dem Sound von FEAR FACTORY und SLIPKNOT. Besonders beim Gesang kann man den Franzosen Parallelen zu der Angstfabrik und den Maskenmännern nicht absprechen, Stevee hat eine enorme Weiterentwicklung hinter sich und überzeugt in jeder Stimmlage, besonders aber bei den cleanen Passagen. Songstrukturen wie beim hammerharten "Here Is Pure Hatred" (mit Stakkato-Riffing und einer Wucht, die einem die Schuhe auszieht) oder dem Übersong der Platte schlechthin, "French Kisses", könnten so von den Vorreitern des modernen Metals nicht besser geschrieben werden. Zeit für eine Wachablösung, wie es scheint, hätten ZUUL FX noch ein paar Knaller mehr im Programm und eine Hitdichte wie damals "Demanfacture". Aber was nicht ist, kann noch werden. Mit "Live Free Or Die" haben die Franzosen auf jeden Fall einen großen Schritt Richtung Thron gemacht und werden die Fanschar des modernen Sounds fraglos beeindrucken. Nach einem fetten Debüt ein noch fetterer Nachfolger - Album Nummer drei wir dann wohl der Durchburch werden, verdient wäre es!
Insgesamt 14 Musiker schaffen ein ungeheuer miinimalistisches, ruhiges Album - viel hilft eben nicht immer viel, zum Glück. Der bekannteste Mitstreiter ist sicherlich Ex-Anathema und -Antimatter-Member Duncan Petterson, der dieses multikulturelle Projekt ins Leben gerufen hat. Allein sechs Sängerinnen sind beteiligt, Instrumente und Einflüsse aus Russland, Italien, Spanien, Mexiko, Griechenland, Israel, Irland, Australien, also aus aller Herren Länder. Ähnlich variabel zeigt sich ION in Sachen Instrumentierung, allerdings fast ausschließlich auf akustischem Geläuf: Zu allgegenwärtigen Percussions gesellen sich Klarinette, Piano, Flöte, Harfe und breite Keyboardteppiche. Gelegentlich klingen auch Gitarren und Bässe durch. Die viele weiblichen Stimmen (beziehungsweise der Sprechgesang) diktieren das ganze Geschehen in jedwede Richtung, ganz wie im richtigen Leben bestimmen die Damen, wo’s langgeht. Bei aller Wärme und Melancholie schafft es es ION sogar, eine manchmal beklemmende, Angst einflößende Atmosphäre zu kreieren. Herausgekommen ist insgesamt dennoch ein schönes, beruhigendes Werk, irgendwo zwischen Folk, NeoFolk und Ambient angesiedelt und mit viel Gefühl. Eben jenes braucht es auch beim Hören, grobschlächtige Metaller sollten schon ihre zweites Gesicht aufsetzen, bevor sie sich mit ION befassen. Fans von Anathema oder natürlich auch Antimatter sollten reinhören.