Das Schicksal hat es bislang nicht gut mit den dänischen Echtstahlarbeitern gemeint, und immer noch werfen diverse Presseleute und andere Meinungsmacher mit faustgroßen Exkrementenbrocken auf IRON FIRE, die den Heavy Metal zwar wahrlich nicht erfunden haben, aber auch beileibe lange nicht so schlecht sind, wie sie vielerorts gemacht werden. Wusste schon das letzte Werk "Revenge" zu gefallen, so haben Martin Steene (dessen etwas dünner Gesang für mich noch den größten Kritikpunkt ausmacht) und Co. auf "Blade Of Triumph" noch ein paar Schippen nachgelegt und schaffen es spielend, den Vorgänger zu toppen. Klar, die ganz großen Innovationen und Meilensteine darf man hier nicht erwarten, aber in Zeiten, in denen ein Haufen pickeliger Teenies abgefeiert wird, nur weil er späte METALLICA gut kopiert, muss man für eine Band wie IRON FIRE direkt mal in die Bresche springen. "Blade Of Triumph" enthält ein knappes Dutzend durchweg gelungener "True Metal"-Hymnen, die zwar jedes Genre-Klischee mit offenen Armen mitnehmen, aber dabei, oder gerade deswegen, richtig Spaß machen. Egal, ob man den etwas an STORMWITCH (die zu Lebzeiten auch ständig Anfeindungen ausgesetzt waren…) erinnernden Opener "Dragonheart", den Stampfer "Bloodbath Of Knights", die fette Hymne "Dawn Of Victory", die coolen Melodic-Banger "Lord Of The Labyrinth" und "Bridges Will Burn", die Ballade "Legend Of The Magic Sword" oder das Highlight "Gladiator´s Path" (geil!) nimmt, hier dürfte kein Fan von ehrlichem Teutonenmetall enttäuscht werden, zumal das Album adäquat von Frederik Nordström abgemixt wurde. Die limitierte Edition von "Blade Of Triumph" enthält darüber hinaus zwei (mir leider nicht vorliegende) Bonustracks, unter Anderem eine Cover-Version der Jahrhunderthymne "Night Of The Demon" von DEMON, mit denen IRON FIRE zuletzt getourt sind. Auch wenn es für einen "Tipp" insgesamt leider noch nicht ganz reicht, muss ich klammheimlich bemerken, dass ich diese Scheibe stärker finde als die neue MANOWAR, was eigentlich schon genug aussagen dürfte…
Die Tschechen FEEBLE MINDED gehen einen merkwürdigen Weg. Die in Deutschland eher unbekannten Osteuropäer verwursten auf dieser DVD zwei Videos und drei Audio-Tracks, immerhin verschiedene. Dazu gibt’s eine Foto-Show, die Schüsse slidet, die kaum ein Mensch vorher gesehen hat - und wohl auch nicht unbedingt musste. Musikalisch bringt "Nothing But Death" brutalen Death Metal an der Schwelle zum Grind, solide eingeprügelt, höchst mittelmäßig produziert. Zig schreit-grunzt wie brutal true und erinnert auf den Videos ein wenig anne gudde, alde Barney, diue Mucke an allerlei Szenegrößen, ohne wirklich aufzuregen. Das kann man gut hören, warum das aber auf eine DVD mit unendlich viel Restplatz musste, bleibt das Rätsel der Jungs aus der Bier- und Eishockey-Republik. Kontakt gibt’s sicherlich über die Homepage der Jungs: http://www.feebleminded.cz.
Es hat sich was getan bei den Hannoveranern, zumindest im personellen Bereich, Rafael Gomez-Calcerradas ersetzte Sänger Jens Albert, jetzt suchen die Jungs auch Bassisten und Drummer für Live-Auftritte. Stilistisch hingegen blebt das Meiste beim Alten. Thrash Metal der älteren Art, Testament, Metallica, Slayer und Machine Head grüßen von mehreren Stellen. Das ist zwar alles andere als innovativ, macht aber trotzdem Spaß. Da übersieht der Nostalgiker gern die gelegentlichen und irgendwie nicht so mitreißenden Ausflüge in den Neo-Thrash und Hardcore. Übrigens: Laut gedreht stimmt sogar der Sound voll. Kleine Info: "Silence Is Broken, "We Rise”, "This Time” und "It Hurts” stammen vom Vorgänger, zeigen keine große Weiterentwicklung, aber auch keinen Rückschritt - DE/TEST bleiben sich also treu. Der Sängerwechsel bringt hingegen nicht mehr als Stagnation - gerade die klaren Parts wie beim abschließenden "Some Day" rocken zero, klingen ein wenig windschief. Dennoch haben die Jungs Eier, denn wer Songs wie den Opener "100 % Hate" schreiben und spielen kann, der kann keine Fumpe sein. Also schickt Eure sieben Eier in die Landeshauptstadt, wenn Ihr mit ein paar Fillern leben könnt und Euch noch über gut aufgemachte Eigenproduktionen inklusive abgedruckter Texte freuen könnt: www.detest-music.de.
Die West-Schweizer treiben schon länger ihr Unwesen, hießen früher The Nightshade und machen jetzt als XICON "neue" Musik: Nämlich neumodischen Thrash mit Industrial und NDH-Einflüssen, ein Mix aus Rammstein, Samael und Clawfinger mit Grenzüberschreitungen zum Gothic-Metal (der letzte Remix von Ayrton Felkhor - kennt den eigentlich irgendwer?). XICON sind zum Teil hart, aber jederzeit eingängig, manchmal beinahe poppig und belanglos, aber jederzeit professionell. Letzteres trifft im Übrigen auch auf den Sound (produziert von den Krokussen Patrick Aeby und Dominique Favez) zu, der drückt wie ein fetter Bierbauch auf die Kniegelenke. Alles soweit also ganz okay. Was fehlt ist der Überraschungseffekt und vor allem der letzte zündende Funke, der aus recht guten Songs die echten Ohrwürmer macht, eine Platte, die wirklich berührt und eben nicht nur nicht stört. Als kleinen Bonus gibt es schließlich noch ein Bonus Video von "All Flesh And Smoke" - professionell und durchaus sehenswert, auch, wenn ein paar Effekte nichts daran ändern, dass es eher langweilig ist, eine Band "live" spielen zu sehen und dann die CD-Version des Songs zu hören.
Der erste Blick auf das Artwork mit dem schwarzen Puma könnte auf eine ältere FORD Autowerbung schließen lassen aber es handelt sich eindeutig um die neue CD von ARYLIN "Alter Ego". Die Jungs sind nach wie vor in identischer Besetzung unterwegs und haben zuvor bei ihren bisherigen zwei Alben die eigene Qualitätsmesslatte bereits sehr hoch gehängt, denn "Tomorrow Never Comes" und "Virtual Reality" waren musikalisch erste Sahne. Stilistisch haben sich die Ludwigshafener aktuell am weitesten von ihrem ursprünglich mal als etwas aufgemotzten Space bzw. straightem Gitarrenrock entfernt. Hochmelodisch ist die Sache noch immer angelegt, dieser manchmal relativ synthetisch gehaltenen Progrock und natürlich sind auch bekannte PINK FLOYD oder ELOY Reminiszensen vorhanden. Der Sound ist, wenn die Keys im Vordergrund stehn etwas glatt-poliert mit einem Schuss 80er Jahre Feeling nach wie vor, aber die Band klingt beileibe nicht zu künstlich oder unnahbar. Die Titelandeutung bewahrheitet sich ansonsten eher weniger, ein (völlig) anderes Band-Ich ist, trotz der leicht modifizierter musikalischen Ausrichtung, nicht auszumachen. Die Jungs haben auch dankbarer Weise nicht den Weg vieler Progkapellen derzeit gewählt und einen stärker heavy geprägte Ausrichtung gewählt, nein man hat den eigenen Klangkosmos um Nuancen aus dem Artrocks verfeinert bzw. einige moderne Klänge miteingebaut. Arilyn liefern dabei schon gekonnt dynamisch treibende Titel wie "Carpe Diem" oder diese typisch dichten sehr atmosphärisch geprägten Tracks wie u.a. "A Secret Wish" ab, insgesamt ist mir aber das Songwriting etwas zu flach geraten ohne die ganz großen Höhepunkte. Der Keyboarder zeigt sich ebenfalls sehr experimentell, darf mit vielen teilweise abgefahrenen Sounds glänzen ("Take Off") wird aber falls nötig von den groovenden Gitarren schnell wieder eingeholt, um den rockigen Charakter wieder verstärkt zu betonen. Was mir bei diesem wahrlich nicht schlechten Album schon etwas fehlt, sind die richtigen Krachersongs der Vorgänger, da bleibt auch nach vielen Durchläufen nur recht wenig von den 10 Tracks so richtig hängen oder besitzt diese Killerrefrains die für mich ARILYN immer so ausgezeichnet haben. Der Gesang von Christian Külbs ist zwar immer noch eine der tragenden Säulen im Gesamtkontext, es gibt auch gelungen Melodien wie etwa "Controlling", ein Song der annähernd an die fesselnden Hymnen der alten Werke erinnert dennoch gehlt es etwas an dieser melancholisch-mitreißende Magie. Man merkt diesem Album darüber hinaus deutlich an - es wurde viel Wert auf die Produktion gelegt, mit dem ein oder anderen Schmankerl, es wird auch viel experimentiert, dies dies ging dann leider etwas auf Kosten der Eingängigkeit, vieles klingt mir da etwas zu gewollt. Dieses nicht festlegen wollen auf eine bestimmte "Richtung" bzw. dieses Understatement nicht zu stark progressiv sein zu wollen hat sich diesmal nicht so ausgezahlt. Auch wenn gelungene Artrock oder symphonische Parts zu finden sind, letztlich verzettelt sich das Quartett doch dass ein oder andere mal zu sehr z.B. bei "When Worlds Collide", da geht der rote Faden für meinen Geschmack etwa verloren. Viele Effekte verderben den Brei auch bei der Titelnummer, die heftigeren Hardrock Gitarren wollen nicht so recht zum dem Gefiepse und auch zu den etwas aufgesetzt wirkenden "bösen" Vocals passen zu scheinen. Der Schluss des Albums mit dem melancholischen "Again" funktioniert dann wieder besser und auch die mit prägendem Piano ausgestattete Ballade "Wake Me Up" gehört zu den stärkeren Songs von 48 Minuten Geamtspielzeit. Wie gesagt "Alter Ego" ist leider "nur" solide mit den genannten Einschränkungen geworden und vor allem im Vergleich zu den Hammervorgängerscheiben einfach einen Tick schwächer, sorry.
Den Österreichern VISIONS OF ATLANTIS kann man gerne vorwerfen, dass sie mit ihrem symphonischen, (unter Anderem) weiblich operngefronteten Metal gezielt das Trittbrett im Fahrwasser von NIGHTWISH und WITHIN TEMPTATION fahren. Doch so leicht sollte man es sich nicht machen, denn erstens geht das Sextett eine Ecke progressiver vor, und zweitens besitzt die Band mit Melissa Ferlaak nicht nur eine entsprechende Sängerin, sondern außerdem mit Mario Plank ein maskulines, wenn auch nicht opernhaftes Gegenstück, was die Musik noch vielseitiger daherkommen lässt. Besonders punkten können VISIONS OF ATLANTIS aber im Songwriting-Bereich, weil sie es schaffen, Anspruch und Eingängigkeit so weit zu verbinden, dass die Stücke zwar recht schnell ins Ohr gehen, sich aber auch nach mehreren Durchläufen nicht "abnutzen", was "Trinity" auch für Gegner weiblicher Opernarien (zu denen auch ich mich zähle!) hörbar macht. Und während die Welt gespannt auf ein neues NIGHTWISH-Album mit neuer Sängerin wartet, kann sie sich die Zeit mit durchweg sehr guten Hymnen der Marke "The Secret", "Passing Dead End", "The Poem" (klasse!) oder "Wing-Shaped Heart" vertreiben. Und wer weiß… nach ein paar Umdrehungen von "Trinity" will man vielleicht kein neues NIGHTWISH-Album mit neuer Sängerin mehr…
Wenn das nächste Mal das Wüstenwetter bei euch zu Gast ist und die Luft wabert wie bei einer Fatamorgana, die Ozonwerte in neue Höhen steigen - das ist die richtige Zeit für Wüsten-Doom wie diesen. Wenn also das Blut fließt wie Lava und sich der Kopf anfühlt wie bei Erik Zabel nach drei Tagen EPO, dann legt "Inside The Difference Engine" von END OF LEVEL BOSS rein. Seltsamer Bandname? Unverständlicher Albumtitel? Egal. Der Ex-Hangnail-Gitarrist und Sänger Heck Armstrong weiß, was er da tut und bringt die Wüste zum Leben. In einem Jahr, in dem selbst die Queens Of The StoneAge erkannt haben, dass heavier im Zweifel besser ist, sind END OF LEVEL BOSS genau richtig. "Inside The Difference Engine" ist ein Geheimtipp. Sieben Songs sind genau richtig, um im Sommer zu relaxen. Und bis zur wirklich nervigen Distortion-Orgie vom 8. Track "Connortations" ist man entweder schon zu bekifft, um sie zu bemerken - oder wacht noch rechtzeitig auf, bevor der Sonnenbrand zu stark wird...
Grimness gleich Grindcore. Und die Italiener reiten auf vielen Klischees rum, machen aber entgegen der durchaus annehmbaren Vermutung (wegen der 690) keinen Porn Grind. Nein, hier geht es anständig um den Tabubruch, es geht um mongoloide Freundinnen, Scheiße, Pisse und Nazis. Viele, viele Songs in eher wenigen Minuten passen ebenfalls ins typisierte GC-Bild, genauso wie der käseglocken-ähnlich grunzende (der zwischenzeitlich auch mal keift wie die abgestochene Sau kurz vorher) Frontmann und die stumpfe Ballerei, die von Zeit zu Zeit an die immer unsäglicher werdenden Gorerotted erinnert. GRIMNESS 69 sind hart wie einfach, mschen Grindcore fast zwangsläufig mit punkigen Anflügen und old-scholligem Death Metal. Ach ja, nicht zu vergessen sind die grotesken Spitznamen der Nudel-Exporteure - "Lord Nuclear Ripped Pig zum Beispiel singt, Jesus Christ Hooker aka The hammer of God trommelt - spaßig, woll? Nun denn die Zutaten sind vorhanden, das Rezept gut gemeint, in der Umsetzung zum First-Class-Dinner hat es aber. Der Sound ist dünne, und zwar im Sinne von dünn und nicht undergroundig. Und letztlich bleibt die ganze Scheibe viel zu gewöhnlich, als dass sie noch irgendwie schocken könnte. "Grimness" steht in diesem Fall für "ganz okay"…
"Deathbeat"? Weil der Kollege manchmal grunzt zur technoiden Gothic-Mucke? Na, in der Tat verbinden die Esten Elektro, Gothic und Dark, als Ergebnis hängen aber bleibt das, was aus den Wagen schallt bei den Pillenschmeisser-Umzügen mit großen Boxen und darauf tanzenden Ludern: Bumm-Bumm-Bumm! Klar, es gibt auch chillige Atmosphäre, poppige Parts und vieles andere. Aber der lose Bezug zum Metal wird höchstens klar durch tatsächlich gegrunzte Vocals und gelegentliche Riff-Attacken, die aber so versteckt und aufgesetzt daherkommen, dass es der geneigte Metallero wohl kaum solange aushält, FORGOTTEN SUNRISE zu hören. Manches scheint wenigstens "tanzbar", bleibt also irgendwie hängen, vieles aber kollabiert irgendwo zwischen Gothic, Techno und Plastik. Die Musik ist so klischeehaft wie ein Tatort-Krimi im WGT-Umfeld. Forgotten Sunrise? Kannste vergessen!
ENTOMBED haben nach dem Weggang von Uffe Cederlund mit der letztjährigen "When In Sodom"-EP ein Ausrufezeichen gesetzt, mit dem sie sich auf ihre Death Metal-Wurzeln besonnen haben. Auf ihrem ersten Longplayer ohne den Cederlund und Peter Stjärnvind (NIFELHEIM) gehen die schwedischen Oldies einen großen Schritt zurück und lassen ihre Death’n’Roll-Phase hinter sich. Der Opener "Serpent Saints" entpuppt sich als schön fiese Death Metal-Nummern, in der aber das große Manko der Scheibe offenbart wird: die Produktion. Die Gitarren sind viel zu leise in den Hintergrund gemischt worden, das Schlagzeug hat weniger Wumms als noch bei der EP, während Petrovs Gesang zu dominant ist. "Masters Of Death" kann das noch mit gutem Songwriting und vielen Verbeugungen vor alten Kollegen kaschieren, spätestens beim dritten Song ("Thy Kingdom Coma") gibt es nichts mehr zu beschönigen. Die Produktion ist ENTOMBED nicht angemessen. Dafür haben sich die Schweden beim Songwriting im Vergleich zu ihren letzten Alben gesteigert und einige coole Death Metal-Nummern fabriziert - allen voran der Opener und das von der EP bekannte "When In Sodom". Einige lahme Nummern haben sich trotzdem auf das Album schleichen können, wodurch "Serpent Saints" am Ende nur zu einer guten Platte wird, die ENTOMBED auf Nostalgie-Pfaden wandelnd zeigt, wobei sie die Sicherheit vergangener Tage vermissen lassen.