Die seit 2002 aktiven Thrasher FUELED BY FIRE aus Norwalk, Kalifornien machten sich schon vor den Aufnahmen zu ihrem Debüt-Album "Spread The Fire” als knackige Live-Band einen Namen, die unter Anderem mit Coverversionen von IRON MAIDEN, TESTAMENT, JUDAS PRIEST und MEGADETH so stark aufrockte, dass Metal Blade-Besitzer Brian Slagel selbst die Jungs nach einem Gig unter Vertag nahm. Somit wird das Album auch den deutschen Fans zugänglich gemacht und bietet kernigen Thrash Metal der alten Schule, der in etwa, gerade auch durch den schneidenden Gesang von Gitarrist Gio, wie eine Mischung aus EXODUS (mit Paul Baloff) und alten DESTRUCTION klingt. Die etwas trockene Produktion lässt zwar Volumen vermissen, passt aber zum sehr erdigen Sound des Quartetts, und auch die Songs sind durchweg keine Enttäuschungen, auch wenn die ganz großen Übernummern noch nicht dabei sind. Die sehr gute Rhythmusarbeit und Dynamik entschädigt aber zu einem hohen Anteil für die nicht vorhandenen Hits, so dass "Spread The Fire" unterm Strich als wirklich gute Scheibe durchgeht, die sich traditionsbewusste Thrasher ohne Bedenken zulegen können, zumal diese Version des Albums mit zwei zusätzlichen Bonustracks daherkommt. Ein guter, wenn auch nicht überragender Einstand, der Appetit auf mehr macht!
Manch einem wird DEKAPITATOR-Sänger bekannt sein, ist Matt doch auch bei Exhumed aktiv. Manch einem wird auch seine Stimme arg bekannt vorkommen, denn der Kollege weckt selige Erinnerungen an die kanadische Thrash-Legende Razor und ihren Sheepdog. Ganz so messerscharf und schnell wie die Ahörnchen klingen die Amis allerdings nicht. Vielmehr orientieren sich die Jungs an der heimischen Bay Area oder mischen eben angesprochene Razor mit einem gerüttelt Maß an Anthrax und erinnern dabei an Exodus. Weiterer Unterschied zu Razor: DEKAPITATOR fühlen sich auch im mittleren Tempo wohl, holzen nicht ganz so kompromisslos wie die Übersee-Legende. Ansonsten aber klingt die zweite DEKAPITATOR-Scheibe wie früher: Roher Sound, gehetzt-heisere Vocals, sägende Riff-Arbeitsgänge, quietschende Gitarren-Soli, trockene Drums. Alte Schule eben, kein Stück modern, kein Stück aufregend, aber doch irgendwie wohlig. Unzählige aufgeschlossene Menschen werden das Album hassen, weil es geradezu reaktionär klingt. Solange es aber stumpf-geniale Hymnen gibt wie "Deathstrike Command" von neuen Bands gibt, bleibt manch einer sicherlich mancher auch gern ewig gestrig. Einen kenne ich zumindest…
Herzlichen Glückwunsch! Die österreichischen Grind-Gesteine MASTIC SCUM beschenken ihre Gäste mit einer CD-Kollektion von sechs ihrer bisherigen Vinyl-EPs. Alpen-Grindcore der besseren Sorte mit Wendungen zum Crust und Death Metal befindet sich auf der Torte - wobei der geneigte Gast die positive Entwicklung der Krachkapelle von 2002 rückwärts "nachhören" kann. Und er wird feststellen, dass Harry und seine ehemals recht charmante deathige Geburtstagsgesellschaft grindiger geworden sind. 60 remasterte Minuten lang zerhackt der Scum seine Freunde, bringt mit "Great Cop” und "Hippie Kult” zwei unveröffentlichte Stücke und kann durch eine standesgemäße Verpackung (Texte, EP-Cover, Zusatzinfo, Liner-Notes) zusätzlich punkten. Die vielen coolen Coververseonen machen Bock, die eigenen Songs haben Drive, lediglich die Live-Aufnahmen können vielleicht nicht ganz mithalten. Dennoch: Die Scheibe ist für Grinder ein absolutes Muss, Sympathisanten von Napalm Death und Co. sollten auch unbedingt mal reingucken bei dieser Party. Für viele andere gilt: Achtung - auch, wenn die Band noch nicht volljährig ist: Dies hier ist kein Kindergeburtstag.
Songs:
1. One-Track Minded
2. Distance To The Truth
3. Kiss Or Kill
4. Pornoholic
5. Great Cop (FUGAZI-Cover)
6. Pink Machine Gun (DOCTOR AND THE CRIPPENS-Cover)
7. Scum (ELECTRO HIPPIES-Cover)
8. Garfield For President (UNSEEN TERROR-Cover)
9. I Hope You Die In A Hotel Fire (RIGHTEOUS PIGS-Cover)
Eigentlich müsste Grindcore so schmerzen wie das Genital beim Fahrradfahren - wenn ein Fuß von der Pedale abrutscht und der Unterleib auf der Fahrradstange hängenbleibt. Es gibt Bands, die kriegen das hin. Allerdings gelingt das den frankophonen Kanadiern MESRINE kaum, hier klingt vieles eher als läge man mit dem Ohr auf einem Gleis und lauschte dem nahenden ICE. Das kann natürlich auch mal schön sein: Einfacher Grindcore mit ein paar Breaks und viel Froschfotzen-Quieken, immer ruff auffe Omme, Uptempo und Brummel-Bass und Grabes-Gitarren dazu. Textlich berichten die nach einem Staatsfeind benannten Quebecois von Verbrecherkollegen wie dem Kampusch-Entführer. Das ist oft gehört und wer’s so mag, der ist mit der Scheibe zufriedenstellend bedient, zumal sich zu den 16 neuen Songs auf der einen CD noch einmal 21 Live-Songs vom zweiten "Giants Of Grind"-Festival in Salzgitter (2005), darunter Impetigo-, Rot-, Agathocles- und SOD-Cover gesellen. Ach: Und nicht vergessen, den Kopf vom Gleis zu nehmen - sonst tut’s doch noch weh.
Nachdem das fränkische Bier langsam schal wird, präsentieren uns J.BO. nun ihr neues Quatsch Metal Scheibchen "Head Bang Boing". Frei nach dem Motto: "Blödsinn und Verwursten" geht es auf dem Nachfolger der 2006er EP "Rock Muzik" wieder nur im eines - SPAß. Schon die musikalische "Inhaltsangabe" zeigt das große Spektrum der Franken auf, mit dem sie uns seit nunmehr 18 Jahren beglücken: Blues, Pop, Reggae, Funk und natürlich schwerpunktmäßig jede Menge Rock `n`Roll und Metal. Die erste Coverversion kommt dann in Form von "Head Bang Boing" (Manu Chao - Bongo Bong) daher. Das Lied kennt jeder aus dem Radio doch JBO schaffen es, das diese gewagte Version nach mehrmaligem Durchlauf richtig knallt.
Thematisch behandeln JBO dieses Mal zum Teil die deutsche Radiolandschaft, in der wir als Metaller eigentlich nur Ohrenkrebs kriegen kann, da wir überall, Tag und Nacht mit dem selben Einheitsbrei konfrontiert werden. Besonderen Ausdruck verleiht hier das Cover "Oaaargh!" (Gib mir bitte nur ein O / Wir Sind Helden). Weitere Coverversionen gibt es in Form von "Osama" (Rosanna / Toto), "Musiker" (Moviestar/Harpo) und "Raining Blood" (Slayer/ + It´s Raining Men /Weather Girls). Letzteres beginnt mit dem allseits bekannten "Raining Blood” Intro und geht dann in eine knackige Slayergirls Version von "It´s Raining Men" über. Sehr geil!
Von den Eigenkompositionen muss man den sehr originellen "Promibeat 800" (Namen von Promies im schnellen Beat gesungen/gesprochen) sowie die Ballade "Misanthropoly" hervorheben. Das große Manko an der CD sind allerdings die fehlenden HITS der Marke "Ein Guter Tag Zum Sterben" oder "Verteidiger des Blödsinns". Dieses Glückshändchen haben JBO auf "Head Bang Boing" irgendwie vergessen. Trotzdem ist dieser rosa Tonträger eine Empfehlung wert, vor allem da hier und da wirklich gute Gags versteckt sind (Teletubbies meets Slipknot oder das Sodom Cover "Ausgeschlumpft" sind der Burner). Also, reinhören schadet nicht!
Steffen allein zu Haus: Immer noch musiziert der Herr Brückner solo - und bleibt sich musikalisch absolut treu: Auch "Bones" ist und bleibt kalter Black Metal, schmerzhaft, bisweilen Nerven zerreissend. Und so finden sich in der Eigenproduktion all die nötigen Trademarks. Zuvorderst ist da der absolut dünne Sound zu nennen, ohne der Untergrund keiner mehr ist. Dann kreischt Brückner dazu, mal grunzig, oft merkwürdig verzerrt. Dazu rumpelt das Schlagzeug elektronisch, die Gitarren rasieren jedwede Freundlichkeit, der Bass ist mit dem teuersten Hörgerät kaum zu entdecken, dazu gibt es abwechslungsreiches Tempo, Progressivitätoder Avantgardismus wäre übertrieben, ein gewisser Anspruch nicht. Schwarz-weiß kopiertes Cover muss ich nicht extra erwähnen. Hört sich interessant an, oder? Musst Du haben, nicht wahr? Doch was nach Allerwelts-Schwarz-Wurzel-Eintopf klingt, überrascht ziemlich. Denn WINTERTHRONE erzeugen mit herkömmlichen Mitteln eine tatsächlich Furcht erregende Tonkonserve, die sich apokalyptisch gibt und trotz eklatanter Soundschwächen ordentlich Durchschlagskraft entwickelt. Irgendwie schafft WNTERTHRONE das mit einem Hang zum Industrial, obwohl dessen typische Kennzeichen abgesehen von sanften Keyboard-Parts gänzlich fehlen. Und da die einzelnen "Bones"-Zutaten nicht wirklich allerhöchsten Qualitätsstandards entsprechen, die Scheibe mit den überlangen Titel aber trotzdem überzeugen, kann das nur daran liegen: Die Songs haben Substanz, das Songwriting hat das gewisse Etwas. Das aber und somit die gesamte Scheibe, ist durchaus mit Vorsicht zu genießen.
Wer nur einen Blick auf das coole Cover-Artwork der selbst betitelten EP der Amis MARTRIDEN aus Harlowton, Montana wirft, wird unter Umständen an die letzten beiden Alben der deutschen Black Metaller DARK FORTRESS erinnert. Das liegt daran, dass auch diese Band auf eine der sehr gefragten, düsteren Arbeiten von Travis Smith zurückgegriffen hat, was schon vor dem ersten Höreindruck der Scheibe auf Qualität schließen lässt. Und enttäuscht wird man auch musikalisch nicht, auch wenn der Fünfer aus Amiland seine Einflüsse nur zu gerne preisgibt. Da werden schwedische Melodic Death-Ikonen wie DARK TRANQUILLITY, AT THE GATES und alte IN FLAMES genauso verwurstet wie ursprünglicher Gothic Metal der ersten Stunde Marke "Shades Of God" (PARADISE LOST) oder "Clouds" (TIAMAT). Auch kleine Ausflüge in blackmetallische Gefilde sind der Band dabei nicht fremd ("In Death We Burn"), aber es gelingt ihr noch nicht ganz, daraus mitreißende Songs zu kreieren. Alle vier teils überlangen Stücke dieser EP (die bei Amazon allerdings zum Vollpreis angeboten wird - warum auch immer) besitzen ein hörenswertes bis gutes Niveau, erreichen in ihrer Intensität aber nicht die Klasse von INSOMNIUM oder NOVEMBERS DOOM, die in diesem grob umrissenen Bereich einfach klasse sind. "Martriden" ist ein guter Anfang, aber ob man damit den europäischen Markt knacken kann, ist trotz einer amtlich fetten Produktion fraglich.
Wirft man einen Blick auf die Spielzeit des Debüts der Slowaken KILLCHAIN, dann drängt sich sofort der Gedanke an eine zünftige Hardcore-Kapelle auf, denn wo sonst bekommt man derart kurze und schmerzlose Hassbrocken serviert?! Doch der Eindruck täuscht, denn das Quintett, das seit 2005 musiziert, gehört zumindest nicht musikalisch zur veganen Volksfront, sondern praktiziert stampfenden Death Metal im bewährten, traditionellen Stil von DISMEMBER, UNLEASHED oder MALEVOLENT CREATION; ein Song wie "Destroy Everything" erinnert gar an CANNIBAL CORPSE´s "Sentenced To Burn". Große Experimente sucht man vergebens, die bekannte Mixtur aus nach vorne peitschender, tief gelegter Härte und einer Prise melodischer Harmonien funktioniert auch hier problemlos, da KILLCHAIN nicht wie Anfänger tönen und "One More Victim" ordentlich fett produziert wurde. Allerdings fehlen mir wirklich herausragende Songs und "das gewisse Etwas", denn die Jungs klingen insgesamt noch recht austauschbar und setzen zu wenig eigene Akzente, die sie aus der Masse heraus heben. Auch die Growls von Sänger Gabi (!), die in Richtung Corpsegrinder tendieren, besitzen keine eigene Note und könnten in dieser Form noch auf zig andere Bands zutreffen. Wer aber keinen großen Wert auf Eigenständigkeit legt und einfach nur ein sauber eingetütetes Todesmetall-Brett auf die Ohren haben möchte, kann hier bedenkenlos zugreifen.
Als im letzten Winter das neue CHTHONIC-Album "Seediq Bale" in Deutschland auftauchte, kannte die Taiwaner noch kein Schwein, aber mittlerweile dürfte es zumindest eine kleine Zahl von Anhängern der symphonischen Black Metaller geben, auch wenn der mäßig besuchte Wacken-Auftritt nicht gerade auf großen Zulauf schließen lässt. Mit "Relentless Recurrence" erscheint nun auch das Vorgängerwerk von "Seediq Bale" in unseren Breitengraden und zeigt, dass die seinerzeit noch fünfköpfige Formation bereits vor ihrem sehr starken, aktuellen Album zu außerordentlich guten Leistungen imstande war. Die super aufgemachte (schönes Digipak, tolles Klappcover, Booklet in Form von Einzelkarten im Kartonetui, englische Texte als Beilage) Scheibe überzeugt durch sehr atmosphärisches Schwarzmetall, das hier noch weniger nach den Dimmus klingt, dafür aber Anleihen an (alte) CRADLE OF FILTH erkennen lässt. Ein Song wie "Grievance, Acheron Poem" (die englischen Titel erschließen sich nur durch die Beilage, sonst sind gute Chinesisch-Kenntnisse gefragt) hätte stilistisch etwa auch auf "Dusk And Her Embrace" von Dani Filth und Co. keine üble Figur abgegeben. Die Doublebase-Orgien des Nachfolgers sind auf "Relentless Recurrence" noch nicht ganz so präsent, aber auch hier wissen die Wechselgesänge von Frontmann Freddy und Bassistin Doris (die auf dem Nachfolger ebenfalls mehr - fast schon zu viel - zum Einsatz kommt) zu gefallen und erinnern einmal mehr an die Engländer. Kritik gibt es am Ende also wieder nur für die noch fehlende Eigenständigkeit und das für meine Begriffe etwas zu weit im Vordergrund stehende, mitunter nicht immer kitschfreie Keyboard, das die Gitarren ein wenig zurückdrängt. Härterekorde bricht die Band nicht, denn Theatralik liegt ihr eindeutig mehr als räudiges Geholze. CHTHONIC sind vielleicht nicht "true", wollen sie auch gar nicht sein, liefern aber anspruchsvolle Düstermucke auf hohem Niveau ab, die man als Fan dieser Richtung einfach gehört haben muss.
Wenn eine Band als Support von KATAKLYSM auf Tour geht und den Headliner nach völlig subjektivem Empfinden locker an die Wand dödelt, dann könnte das ein sicheres Zeichen dafür sein, dass da echte Könner am Werk sind. Guckt man sich dann die durchweg euphorischen Kritiken (unter Anderem vom Kollegen Heitmann) an, die die Münsteraner NEAERA (man müsste mal Wettbewerbe starten, wer diesen Namen - am besten betrunken - richtig schreiben und aussprechen kann) für ihre ersten beiden Alben eingefahren haben, dann scheint dieses Phänomen nicht von ungefähr zu kommen. Und ich weiß mittlerweile auch nicht mehr, warum man die Band immer in die Metalcore-Ecke schiebt, denn da gehört sie, ähnlich wie HEAVEN SHALL BURN, die ähnlich klingen, nicht wirklich hin, auch wenn gewisse Ansätze natürlich vorhanden sind. Lediglich das meist hohe Gekreische von Sänger Benny erinnert primär an eine Bier- und Bratwurst verabscheuende Protestgemeinschaft; der Rest würde manch guter Death Metal-Truppe mehr als würdig zu Gesicht stehen, zumal eingestreute, fette Growls nicht zu kurz kommen. Bereits beim endgeilen Opener "Spreading The Spawn" meint man, BOLT THROWER hätten mit den Jungs eine Session aufgenommen, was sich mal mehr, mal weniger durch das gesamte Album zieht. Clean gesungene Refrains (über die die Szene ja inzwischen heftig streitet) wie bei CALIBAN, KILLSWITCH ENGAGE und Co., gibt es hier nicht, sondern nur in BSE-Moll auf die Mütze. Der Titelsong, "Harbinger", "The Orphaning", "The Mutiny Of Untamed Lands" oder das entspannte "Liberation" sind durchweg Killer, die durch das tiefe Riffgeballere, die genialen Melodien und ihren großen Detailreichtum zu echten Dauerläufern mutieren. Selbst pures Schwarzmetall ist den Jungs nicht fremd, so dass manche Passage selbst gestandene Norweger verblassen lässt, wenn sie sehen, was eine "Metalcore"-Band hier abspult. Das oftmals zitierte "dritte Album" hätte nicht viel besser ausfallen können, und mit "Armamentarium" in der Tasche muss man kein Veganer sein, denn man hat ja einen englischen Panzerführerschein. Ganz groß!