INDIGO DYING? Noch nie gehört? Sollte man sich aber mal merken. Das Quintett mit Sängerin Gisa Vatcky, deren Stimme (steinigt mich, wenn ihr wollt, der Vergleich ist jetzt zugegebenermaßen komplett genre-fremd) mitunter ein wenig an SHAKIRA erinnert, am Mikrofon liefert nämlich schmucken, mal etwas mehr, mal etwas weniger düster angehauchten und teils mit mehrstimmigem Gesang versehenen Rock ab. Schon der Opener "All I Never Wanted" zeigt, wo´s langgeht: ruhige, teils mit Klavier versehene Passagen wechseln sich mit fetten Gitarren, wobei, nicht zuletzt dank Gisa Vatckys Gesang, das eine so melodiös ist wie das andere. "Hear Me" rockt gewaltig und erinnert von Songstruktur und Arrangement her zum Teil etwas an die Kollegen von EVANESCENCE, "Breathe In Water" schlägt ruhigere Töne an und wird durch die Stimme von Michael Kiske als Gegenpart zu Gisa Vatcky bereichert. Auch für "Superman" und das wunderbar groovige, von fetten Gitarrenriffs vorwärtsgetriebene "Far Enough" holte man sich mit Mark Boals männliche Unterstützung ans Mikrofon. "Island" ist einer der lichten (soll heißen: düsternisfreien) Tracks der Platte, ebenso das schon fast poppig anmutende "Real Life Fairytale". Und damit es dem Hörer nicht zu wohl wird schließt das Album mit "Go" mit einer schwermütigen Ballade. Daumen rauf für INDIGO DYING!
Ein schwarzer Tag in der Geschichte kam für viele Jeansjacken-Liebhaber, als sich TURBONEGRO anno 2000 auflösten. Der Rest ist Geschichte: Turbojugenden schossen aus dem Boden, die Osloer Helden wurden bekniet, rauften sich wieder zusammen und sind heuer erfolgreicher als jemals zuvor. "Darkness Forever" war das Live-Abschiedsalbum, dass in der RE-Release-Fassung um fünf Bonustracks erweitert wurde, darunter "Bad Mongo" als erstes Bonusstück, das schön mit GUNS’N’ROSES eingeleitet eingeleitet wird. Zusammengeschnitten aus zwei Konzerten (Hamburg und Oslo), fängt das Album die Live-Atmosphäre bestens ein und geht auch klanglich voll in Ordnung. Die Songs klingen naturgemäß etwas ungeschliffener, treten aber wie gewohnt mächtig Arsch und sind in dieser Zusammenstellung ein Party-Kracher (oder langweiliger: ein guter Einstieg in die TURBONEGRO-Welt). Jeder Hit, den die Band bis dato zustande gebracht hatte, ist auf "Darkness Forever" zu finden, von "Hobbit Motherfucker" über "Prince Of The Rodeo" zu "Sailor Man" und natürlich "I Got Erection". Wer’s noch nicht hat, also das Album, muss hier zuschlagen, die Re-Release-Fassung ist dank der fünf Bonustracks den anderen Versionen überlegen.
Mit ihrem Debütalbum konnten BLOODSIMPLE viel Anerkennung einheimsen, selbst Kollege Maio war überrascht und angetan von der Scheibe. Zwei Jahre später sind die Amis mit "Red Harvest" zurück und liefern den Beweis ab, dass es sich beim vielschichtigen Vorgänger nicht um eine Eintagsfliege handelte. Der 11-Tracker ist die logische Weiterentwicklung des Band-Sounds, moderner Hardcore wird mit Thrash vermischt, zeitweise finden sich auch Alternative-Ideen ("Whiskey Bent And Hellbound"). Das alles wird in vielfältiger Weise vermengt, einem Schema F folgen die Musiker definitiv nicht. Von harten, krachigen Nummern über Thrash-Songs bis zu fast schon poppigen, sehr eingängigen Tracks findet sich auf "Red Harvest" alles. Die Produktion der Scheibe ist dabei selbstredend so erstklassig wie das technische Niveau der Musiker, wie nicht anders zu erwarten. Ähnlich wie die neue ENEMY OF THE SUN könnten BLOODSIMPLE ein Bindeglied der Metal-Szene werden, immerhin kommen hier Fans von PANTERA, MACHINE HEAD, AUDIOSLAVE und KORN gleichermaßen auf ihre Kosten - und auf für aufgeschlossene Corler oder traditionelle Metaller könnte "Red Harvest" was sein. Einfach mal antesten, nur Mut!
Slaaaaaaaaaaayaaaaaaaaaaaa brüllt sich natürlich leichter. Und die Ex-Occult verkaufen (sich) natürlich besser. Aber UNDER THE CROSS aus Holzminden/Göttingen machen dem guten, alten Thrash-Metal alle Ehre... Als da wäre: Stakkato-Riffing, raues Organ, coole Breaks, solide Drum-Arbeit, für eine Eigenproduktion außerordentlich amtlicher Sound. Nun ist das zwar nicht überaus originell und oder gar selten anzutreffen. Und vielleicht ist es auch nicht so perfekt gelungen wie die großen Vorbilder. Das macht aber auch nichts, denn die Band hat allein das Ziel, knackige Musik zu machen. Zum Panzerfahren. Und das ist Hermann und senien Mitstreitern sicher und ohne jeden Zweifel gelungen. Wer’s nicht glaubt, der höre rein oder gehe am 21.12. in den coolen Göttinger Klub Tangente. Denn da spielen die Südniedersachsen zusammen mit FINAL CRY, JOE DE FISTER, MENTAL AMPUTATION und INFAILTRATION (Einlass ab 19.00 Uhr, Beginn pünktlich um 20.00 Uhr, 8 Euro). UNDER THE CROOOOOOSSSSSSSSSSSSSSSSS!
Schwedische Schwaben gibt’s also mehrere. Während Fleshcrawl sich dem groovigen Death Metal hingeben, tun’s die Jungs von IMMORTAL RITES mehr auf die hypokritische Art. Die zweite Scheibe der Jungs um den tief im Untergrund verwurzelten Fanzine-Macher Ralf Hauber orientiert sich klar an Tätgrens Ur-Kombo macht aber zum Beispiel bei den Refrains auch vor klarem Gesang und moderneren Einflüssen nicht Halt. Und wie bei Fleshcrawl geht es auch beim IMMORTAL RITES klar, denn die Herrschaften wissen was und wie sie es tun müssen. Noch dazu ließen sie "For Tyrant's Sake" im Unisound von Dan Swanö mastern - was deutlich zu hören ist, wie sich der geneigte Hörer einbildet. Tiefe Gitarren und Gegrunz, mächtige Drums, tüchtig Geballer und viel Melodie - alt, aber gut. Zumal die Songs den Hörer einfach gefangen nehmen und sich tief ins Hirnchen einbuddeln. Und damit haben die Herrschaften vielen anderen Bands jede Menge voraus. Daran ändern auch unter Umständen fehlende Originalität und die etwas angepoppten Klar-Gesang-Refrains nichts. Die Scheibe vertreibt in USA und Südamerika übrigens Khaosmaster, Auf den (amerikanischen) CDs, die es auch direkt bei der Band gibt, ist die 99er-Debüt-MiniCD als Bonus enthalten, für nen schmalen Zehner. Mehr Info: http://www.myspace.com/immortalrites666.
Heute schon gekifft? Nee? Wenn’s denn sein muss und ihr Musik dazu braucht - hier ist definitiv die richtige. Definitiv? Naja. Ihr müsstet schon auf Equipment der 70er Jahre stehen und Black Sabbath - wenn nicht mit der Muttermilch aufgesogen - zumindest mögen. Denn ELECTRIC WIZARD machen doomigen Metal mit Jammerstimme und Retro-Sound - psychedelisch, okkult, britisch, dreckig, riffbetont, und ja, satanistisch. Endlich mal unchristlicher Doom… Hier dröhnt der Geist einer beinahe vergessenen Zeit und eigentlich habt ihr schon eure Stirnbänder um und eure Schlaghose an, oder? Brigitte Bardot ist geil und lila Texte auf ocker-farbenem Hintergrund cool? Dann braucht ihr "Witchcult Today". Okay, ihr habt das alles schon mal gehört, entweder von ELECTRIC WIZARD selber oder von anderen Blaupausen. Aber was soll’s, wenn ihr true seid, könnt ihr euch angesichts weggeflexter Hirnmasse eh nicht dran erinnern. "Black Magic Rituals & Perversions"? Na klar. Obwohl der Dope-Throne letztlich konventioneller klingt als man sich gemeinhin einen ultimativen Drogenrausch vorstellt. Aber: Wer auf letzteres steht, der kann auf den morbiden Sundtrack zum eigenen Untergang kaum verzichten. Und der kommt eben gerade aus Dorset, UK, von Justin und seinen Freunden. In diesem Sinne: Join(t) the ELECTRIC WIZARD. Oder auch R(K)iff on!
Bereits auf ihrem Vorgängerwerk vor ziemlich genau vier Jahren ("Dark Dreams Of Light") haben die Jungs von EVOLUTION ganz ordentlich abgethrasht. Mit ihrem aktuellen Album "Welcome To War" hat sich diese Formation jetzt erneut gesteigert und nochmal eine tolles Paket mit amtlichem Metal abgeliefert. Ganz klar, die Parallelen zu METALLICAs "schwarzen" Silberling sind zwar unverkennbar, aber diese Combo schafft es auf knappen 40 Minuten fast ohne echten Ausfall (das recht aggressive und bolzerische "Nyctophobia" überzeugt mich nicht komplett) auszukommen und mehr nach METALLICA zu klingen als Hettfield & Co. auf jedem ihrer Machwerke danach. Bitte nicht falsch verstehen, hier wird beileibe nicht nur blind abgekupfert, sondern diese Art von melodischen Thrash zu verfeinern, mit wuchtigen Riffs und viel Energie zu kombinieren und dabei keinerlei schnöden Beigeschmack aufkommen zulassen. Auch an Abwechslung mangelt es hier nicht, der einzige etwas ruhigere Track, mit, ja man kann es auch mit Balladencharakter umschreiben, kommt erst ganz am Schluss. Aber "Illusion Of Control" ist wirklich ein geiles Teil geworden: patentiös-opulent, aber dennoch unkitschig. Natürlich verbreitet der Song viele Vibes in Richtung von "Nothing Else Matters", mit diesen herrlich fließenden Leads kommt trotzdem irgendwie genügend eigene Substanz durch. Ja, diese Band versteht etwas von Dramatik und packenden Arrangements. Mit dem hammermäßigen Titeltrack brennen EVOLUTION ein wahres Rifffeuerwerk ab mit klasse Refrain und ordentlich Power. Dann folgt das sehr symphonisch gehaltene "Ratt Race" und seine recht dominanten Streicherkeyboards im Hintergrund - da müssen Vergleiche zu "S&M" förmlich aufkommen. Und ja, es passt auch hier perfekt zusammen. Die Gitarrenfraktion ist dabei stets immer noch einen Tick fordernder und dann der kraftvolle Gesang - klingt fett und lässt den Banger nicht stillsitzen. Als weitere Highlights sind das etwas schleppende mit coolen Breaks versehene "Remaining with Yourself" oder auch "Road To Nowhere” mit diesen markanten Hooks zu nennen. Auch mit eher groovigeren Motiven wie bei dem für mich heimlichen Hit der Platte "In Death We Trust" mit seiner genialen Killerhook können die Ludwigshafener gleichermaßen überzeugen wie mit Tempogranaten (z.B. "Nothing"). Klar, METALLICA klingt durch alle Boxenritzen hindurch aber dennoch authentisch und irgendwie mit frischem Wind versehen. Da werden es die Originale demnächst sehr schwer haben, alle METALLICA Fans dürfen hier gerne mal reinhören. Auch wenn deren Geniestreiche der ersten drei Alben natürlich nicht erreicht werden (können), diese Kapelle hat hier eine Platte mit viel Herzblut und auch einem gelungen Coverartwork abgeliefert. Tatsächlich kann man sich die zehn Tracks auf der Bandhomepage runterladen - da gibt es also nichts mehr zu überlegen.
Die EP "Blinding Zoe" spielte das Trio aus Karlsruhe bereits 2005 ein. Jetzt hat sich Finest Noise der Band angenommen - und damit ein gutes Gespür bewiesen. Denn was die drei hier abliefern, hat sich gewaschen. Fett rockende Gitarrenriffs über trocken groovenden Beats wechseln sich mit melodischen Refrains ab und verschmelzen zusammen mit der klaren Stimme von Sänger/Gitarrist Mark Neusatz zu einem sehr eigenständigen Sound. Die Songs selbst sind toll arrangiert: Energie, Druck und Melancholie halten sich perfekt die Waage. Lediglich die Drums sind soundtechnisch teilweise etwas zu sehr im Hintergrund. Aber das kann man sich ja dann fürs Debütalbum aufheben - das hoffentlich nicht lange auf sich warten lässt!
Nach zwei Studioalleingängen hatte der Frankfurter Marco Pleil genug vom Solokünstlerdasein und baute sein Projekt CLOUDBERRY mit Thomas Wolf (Drums) und Moni Grysa (Bass, Backings) zu einer richtigen Band mit fester Besetzung aus. Dass für deren erstes gemeinsam aufgenommenes Album Kurt Ebelhäuser von BLACKMAIL und SCUMBUCKET hinter den Reglern saß, ist sicher kein Zufall. Denn der Sound von CLOUDBERRY geht in die gleiche Richtung: Indie-Rock mit Schrebbelgitarren und melancholischen Harmonien. Sowohl die Produktion als auch das Songwriting können sich dabei durchaus hören lassen. Die Songs bieten großartige Melodien, gehen direkt ins Ohr und sind toll arrangiert, wobei der Sound genau die Waage zwischen Druck, Geschrebbel und Transparenz hält. Der Grund, warum die Scheibe dennoch nicht richtig zündet, ist, dass alles etwas zu schön klingt. Die Beats sind alle sehr grade, die Tempi alle sehr ähnlich und eher gemäßigt und die Songs durch die Bank harmonieverliebt. Was hier fehlt, sind echte Ecken und Kanten, ein Ausbrechen aus dem Wohlklang-Teppich. So aber bleibt die Musik durchgehend auf einem Level, klingt dadurch irgendwann belanglos und wird letzten Endes langweilig.
UNCOLORED WISHES kommen aus Frankreich, nannten sich zu Anbeginn (also 2004) SYNOPSIS und machen eine Art schrägen Metal, irgendwie progressiv und mit leichtem Gothic Touch versehen. Passend zur Herkunft kann man viele der Arrangements als avantgardistisch bezeichnen. Der Gesang von Marc Tari dürfte dabei durchaus spalten - passt er bei manchen Passagen ausgesprochen gut, so hat er anderes mal rechtes Nervpotential. Am ehesten fällt mir dabei noch die ROCKY HORROR PICTURE SHOW ein. Mit dem Metaltrack "Amazone" (mit starkem von der Rhythmusfraktion getragenen Mittelpart), dem abwechslungsreichen, keiner eindeutigen Stilrichtung zuordenbaren "Galleons Of The Messiah" (samt Flamencogitarren und ultrakrummen Gesang) und dem flotten, härter geratenen Song "Marie Stuart" haben die Franzosen drei Stücke am Start, die sich der geneigte Hörer beispielhaft zu Gemüte führen darf. Ideen sind bei UNCOLORED WISHES massig vorhanden - nur an der Umsetzung auf "World Under Control" müsste wohl noch etwas weiter gefeilt werden. Insbesondere die doch manchesmal etwas zu weit ausufernden jazzig-elektronischen Spielereien zerstören eher manchen guten Ansatz als ihn positiv in den Vordergrund zu rücken ("Uncolored Nightmare", "White Death"); die Keyboards kleistern (gewollt oder ungewollt?) manches an Gitarren regelrecht zu. Durchwachsene und Geschmacksache das.