Die Punkbewegung hat doch irgendwann mal eine rebellische Attitüde gehabt. Klar, das war recht schnell vorbei und alles entfernt punkige wurde vom Mainstream kommerzialisiert, aber was heutzutage unter dem Banner Punkrock verkauft wird, ist in vielen Fällen… gewagt… RANDOM HERO werden als irgendwo zwischen Punkrock, Indie und Emocore angekündigt, was schon schlimm genug ist, aber derart weichgespülte Gitarrenmusik war nicht zu erwarten. Zahnlos, eingängig, ohne Ecken und Kanten gibt es zehn Songs, die bei Teenies bestens ankommen werden (zumal die Produktion wirklich gut ist), aber mit Punkrock nichts mehr zu tun haben. Das ist Gitarrenpop der übelsten Sorte für Möchtergern-Rebellen mit Zahnspange.
NOOPINION haben bereits ein paar Jahre und Veröffentlichungen auf dem Buckel, der ganz große Durchbruch blieb der Bayern bis dato aber verwehrt. Ob sich das mit "Allegro" ändern wird, ist fraglich. Für den melodischen Punkrock gibt es zweifellos eine große Anhängerschaft, aber ob die mit einer Scheibe glücklich wird, die ohne wirkliche Hits auskommt? Das Problem, unter dem viele Westcoast-Punkbands schon immer gelitten haben, macht auch vor NOOPINION nicht Halt: die Stilmitel sind zu begrenzt, weswegen immer und immer mit minimaler Variation quasi der gleiche Song gezockt wird. Hauptsache schnell und mit melodischem Gesang. Ausnahmen wie "Home Sweet Home" sind selten. Für Parties ist eine Platte wie "Allegro" guter Stoff, wenn nicht schon Scheiben von NOFX, PENNYWISE, BAD RELIGION und wie sie alle heißen rumliegen. Kann man sich aus Lokalpatriotismus ruhig mal anhören, aber der große Knaller ist "Allegro" nicht geworden.
"Kryos" ist der dritte Full Length-Streich des MATHYR-Duos, nach der "Mandraenken"-Scheibe anno 2004, die EPs mal außen vor gelassen. Sie sind sich treu geblieben und bieten auf dem 8-Tracker eine vertracke Black Metal-Spielart, die einige Zeit braucht, um beim Hörer zu zünden. Das Grundgerüst wird dabei vom Black Metal nordischer Spielart gebildet, geht aber oft durch die Hinzunahme Genre-untypischer Instrumente auf selten genutzten Wegen, ähnlich wie SEAR BLISS. Technisch macht die Band alles richtig, besonders der keifende, kalte Gesang ist Oberklasse, und auch beim Songwriting stimmt es. Krankte das 2004er Werk noch an einigen langatmigen Passagen, ist das bei "Kryos" nicht mehr der Fall: die Songs halten die Balance zwischen Kompaktheit und Epik, ohne dass letzteres durch die Hinzunahme sich widerholender Parts geschaffen wurde. "Kryos", das im schnieken weißen Digipack verpackt ist, wird unter Black Metallern viele Freunde finden, sofern sie bereit sind, sich auf eine anspruchsvolle Platte einzulassen. MATHYR werden mit diesem Werk ihren Ruf in der deutschen Szene verbessern, wobei zu hoffen ist, dass die kürzlichen Line Up-Wechsel keine negativen Auswirkungen auf die Zukunft der Band haben werden. Das wäre nach einer so starken Scheibe mehr als ärgerlich.
Dieses saarländische Trio konnte mich bereits mit dem Vorgängerwerk "The Age of Rock" (2005) mit ihrem äußerst variablen und facettenreichen "Modern" Hardrock absolut überzeugt. Jetzt kommt mit "Duality" endlich wieder neues Hörfutter von den Herren und auch diesesmal wird klasse Mucke mit manchmal skurilen Einfällen jenseits der aktuellen Trends geboten. Auf den 12 Stücken setzen UNDER PRESSURE erneut ihren ganz eigenen Stil konsequent fort, die Produktion ist absolut profimäßig und die Songs strotzen nur vor Abwechslung, manchmal ganz einfach aufgebaut gibt es aber auch ungewöhnliche Wendungen, sehr differenzierte Arrangements und vor allem stilistische Narrenfreiheit. Tracks im typischen Hardrockformat folgen ultragroovige Sachen, breaklastige Progtitel, stampfenden heavy Nummern oder auch lässig-coole Funkthemen - hier wird alles passend zusammengerührt und absolut professionell rübergerbacht.
Die solistischen Fähigkeiten der einzelnen Musiker sind ebenfalls eine große Stärke dieser Band dabei übertreiben es die Protagonisten meistens nicht mit egozentrischer Selbstbeweihräucherung mal abgesehen von dem zunächst ganz gelungen basslastigen Instrumental "Solar Plais", das hinten raus einfach zu eintönig daherkommt. Macht aber nix dafür entschädigt dann voll "Rain-Bow" hier hat der studierte Gitarrist Dirk Hofacker einen seiner starken Auftritte mit einem geilen Solosong bei dem er zunächst gefühlvoll den Geigenbogen auf der Gitarre tanzen läßt und gegen Ende den Jimmy Hendrix rausholt - geil gemacht. Auch Bassist Ralf Zimmer sorgt mit dynamisch-versierten Bassspiel für weitere musikalische Reizpunkte seine kritischen, spirituellen und dann leicht ironischen Lyrics (Titel) sind ebenfalls sehr gelungen. Als Sänger überzeugt er weiterhin mit sehr vielen Stimmungs bzw. Klangfacetten, bei fast jedem Track klingt die Stimme etwas anderst. Der dritte im Bunde ist Michael Cole an den Drums. Seit Juni 2006 ist er der neue Felldrescher, wobei auch er mit großem technischen Können sowie Detailverliebtheit sich perfekt in den Bandsound integriert. Die Musik von UP ist nach wie vor sehr Rhythmusorientiert mal ehr straight dann folgen wieder heftigere Riffs. Bereits der rockige Opener "Trust Your Heart" mit den gekonnten Wechseln zwischen klassischen Riffs, dann wieder das Tempo rausnehmend sowie akzentuiert variierend - ist typisch für diese Band. Dann wird dem Hörer ein Heavy Stampfer ganz in der Tradition der 80er Jahre um die Ohren gehauen "Hells Balls", der Titel sagt schon alles aus auf wen hier u.a. angespielt wird, klasse. "Only The Packing" ist dann wieder so eine Art Hardrock Prog mit viel getragnen Parts und ausdrucksvollem Gesang. Und dann zeigen uns UP wie es sich anhören würde, wenn AC/DC einen Fußballhymne aufgenommen hätten, denn "Football" ist endlich male ne richtige Abgehnummer ohne schmalzige Refrains und platte Chöre wie sonst bei solcher Art von Song - ja diese Nummer ist für’s Rockstadion wie gemacht! Eine der Höhepunkte der Platte ist dann noch das fast siebenminütige "The Opponent" zunächst relativ gediegen beginnend, dann folgt ein elegischer Mittelteil der in einen wunderbar virtuosen Gitarrenpart a la VAN HALEN meets Steve Vai übergeht und dann irgendwie überraschend schnell endet, man könnte meinen der Song hätte durchaus noch etwas länger gehen. Bei RUSH wären es wohl 12 Minuten geworden. Nach dem etwas breaklastigen aber trotzdem recht melodischen "Nearly Always" beenden UNDER PRESSURE mit dem geradezu fröhlichen Funksong "The World Is Not Enough" ein gelungenes Werk, das aufgrund seiner rockigen Vielfalt sowie musikalischen Dichte zugleich, viele Käufer verdient hätte.
Bei "A Journey In Paris” handelt es sich nicht etwa um den neuesten Erotikstreifen eines weltberüchtigten Partyluders, sondern um das Debütalbum der Amis METRO SOCIETY aus Colorado Springs. Die Band erzählt hier im Stil von QUEENSRYCHE´s Jahrhundertepos "Operation Mindcrime" oder DREAM THEATER´s ebenso genialem Klassiker "Scenes From A Memory" eine sehr komplexe Story um die beiden Charaktere Michael und Anna, die in der Welt der neonbeleuchteten U-Bahn von Paris Teil der so genannten "Metro Society" werden; eine detaillierte Beschreibung des Konzeptes und der Geschichte findet Ihr auf der Homepage der Band. Musikalisch bewegen sich METRO SOCIETY kaum in metallischen Gefilden, sondern im Prog/Art Rock-Bereich und legen Wert auf ausufernde Songstrukturen, was sehr atmosphärische Perlen wie der Opener "King Of His Own World" oder das famose, knapp 20-minütige "Lost In Paris" eindrucksvoll unter Beweis stellen. Natürlich ist dieses Album nichts für harte Naturen, die zudem noch auf kurze, knackige Eingängigkeit Wert legen, sondern einmal mehr ein gefundenes Fressen für alle Leute, die etwa die oben genannten Alben lieben, anspruchsvolle Musik zu schätzen wissen und einfach mal wieder in einen akustischen, düsteren Film eintauchen wollen, der sie für lange Zeit beschäftigt. Und da macht diese Band insgesamt einen sehr guten Job!
DEEP DOWN THE SOUL kommen aus Ingolstadt und lassen es nach eigener Aussage im Stile Crosscore krachen. Ihre Mixtur aus Crossover und Hardcore mit einer Prise Eingängigkeit Marke Nu-Metal (in 2004 gab es mal eine EP mit dem Titel "Out Of Our Souls") klingt auf dem selbstbetitelte Longplayer-Debüt dabei stellenweise nach Clawfinger auf Aggro meets RATM, ohne allerdings deren Hitdichte zu erreichen. Dominiert wird der Sound von den beiden harten Gitarren und dem Gesangsduo der Brüder Markus und Michael Schlagenhaufer, welche in den Songs zwischen cleanen Parts und Growls ebenso wechseln wie zwischen eingängig melodischen und Rap Passagen. Am Besten funktioniert das noch bei dem eher im Midtempo angesiedelten "So Close", dem heftigen, aber sich in Ohr hämmernde "Bullet" und dem ruhigen Mainstreamtrack "Black Rose". Denn trotz vieler positiver Ansätze scheint von songwriterischer Seite her doch noch irgendwie der letzte Kick zu fehlen - auch die Produktion nimmt den Tracks noch einen Teil ihrer Wirkung. Trotzdem - Potential und genügend Aggressivität kann man Quintett bescheinigen - mal schauen wie der nächste Schritt sich anhört.
Schubladenartige Kategorisierungen sind häufig nur sehr bedingt zutreffend und auch Vergleiche mit anderen Bands hinken oft, dennoch soll hier das Risiko auf sich genommen und letzteres versucht werden, um dem geneigten Leser eine zumindest annähernde Vorstellung zu vermitteln, auch wenn dabei nicht vergessen werden soll, dass ILLECTRONIC ROCK sich etwas durchaus eigenes geschaffen haben. Und so sieht der unter Vorbehalt vorgenommene Versuch aus: ILLECTRONIC ROCK klingen ein bisschen wie LINKIN PARK meets PLACEBO (auch mit deren vereinzelten elektronischen Anleihen) mit einer gelegentlichen leichten Prise HIM. Und diese Mischung, die die vier Herren aus dem Raum Aschaffenburg da geschaffen haben, ist ziemlich reizvoll. "Between Heaven And Here" demonstriert bereits gegen Anfang des Albums die Kombination aus schönen, bittersüßen Melodien und fetten Gitarren. "Heart And Bonebreaker" rockt gewaltig und erinnert in der Strophe wirklich sehr an LINKIN PARK, das extrem melodiöse und eingängige "Angel Suicide" (als "Suicide Angel" auch noch einmal in ruhiger Version als Album-Abschluss zu finden) stellt vielleicht den besten Song der Platte da, weigert sich hartnäckig, den Gehörgang wieder zu verlassen und hat wahrscheinlich sogar Radio-Potential. Beim Intro von "Overload Feeling" lassen die infernalischen Majestäten von HIM dezent grüßen. Ebenfalls auf der CD befinden sich ein in Italien aufgenommenes Live-Video von "Fear Inside" (entgegen der Behauptung des Inlays, da scheint bei der Beschriftung irgendetwas schiefgegangen zu sein), bei dem man sich auch gleich mal von den Live-Qualitäten der Kombo überzeugen kann, sowie das Musikvideo zu "Between Heaven and Here". Rockt!
Die Veröffentlichungswut der Taiwaner geht in die nächste Runde. Nach der englischsprachigen Version des 2005er Werks "Seediq Bale", dem Re-Release von "Relentless Recurrence" und der Live-Compilation "A Decade On The Throne" erscheint nun mit "Pandemonium" eine "Best-Of"-Zusammenstellung von elf Songs aller bislang vier Alben der Band. Die Stücke "Onset Of Tragedy", "Revert To Mortal Territory", "Grab The Soul To Hell", "Decomposition Of The Mother Isle”, "Floated Unconsciously In The Acheron”, "Guard The Isle Eternally” und "Relentless Recurrence” wurden zudem völlig neu aufgenommen und machen diese Scheibe nicht nur auch für ältere Fans der symphonischen Bläckies interessant, sondern zeigen, dass man mittlerweile soundtechnisch auch in Ostasien Erstliganiveau auffahren kann. Außerdem ist die Aufmachung (aufklappbare Box plus Biografie auf Karton, auf einzelne (!) Ansichtskarten der Bandmitglieder gedruckte Texte sowie seltsames Pergament - lediglich die CD selbst verkratzt in der Papphülle sehr leicht, was sicher wieder zu Unmut führen wird) wieder absolut hochwertig ausgefallen und die musikalische Leistung einmal mehr top. Lediglich die offensichtliche Inspiration von CRADLE OF FILTH und DIMMU BORGIR sowie das Fehlen von ganz großen Hymnen (ein "The Forest Whispers My Name" oder "Mourning Palace" hat man leider noch nicht im Gepäck, obwohl zum Bleistift "Decomposition Of The Mother Isle” schon sehr nah dran ist) bescheren diesem tollen Haufen noch leichte Abzüge in der B-Note. Ansonsten bietet auch "Pandemonium" einen vielschichtigen Hörgenuss und ist als Einstieg in die obskure, mystische Welt von CHTHONIC bestens geeignet. Wer allerdings ein paar Euros mehr investieren möchte, sollte zu der erstklassigen Box "A Decade On The Throne" greifen, die einen noch furioseren Querschnitt durch das Schaffen dieser mehr als interessanten Band bietet.
Autsch. Trashige Rockattitüde, Schrammelgoth und sowas wie Komplexität zu verbinden, kann klappen, muss aber nicht. Letzteres beweist eindrucksvoll die junge Münchnerin ADORA-DIANA. Schwarzer Kajal kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Songs nur deswegen teils sehr vertrackt und kompliziert klingen, weil die Dame vollkommen schief singt. Ihr Töne sitzen boshaft oft daneben - das Ende von "In A Cage" schmerzt bisweilen gar. Der Sound klingt nach Garage, wenn man es so hören will auch vielleicht erdig. Es fällt schwer neben dem Gesang die Güte der restlichen Instrumente zu beurteilen - Quitschende Geigen und gelangweilte Gitarren bringen aber ein Flair in die Musik, das "Diana wenig aufwertet. Trashig ist die Musik geworden, die Songs sind unverständlich arrangiert - nicht im Sinne von progressiv sondern für den Optimisten bestenfalls experimentell, für den Pessimisten ist "Adora-Diana" schlicht wirr und unhörbar. Ich bin grade Pessimist.
Dem modernen Metal haben sich IN SIGNUM verschrieben, DEVILDRIVER und DIVINE HERESY tauchen nicht umsonst in ihrer Freundesliste auf. In den drei Songs der EP wird alles aufgefahren, was gerade angesagt ist - nur beim cleanen Gesang hätte etwas mehr Sorgfalt gut getan ("Forgotten"), wirklich gut ist der nicht. Dafür kann die Gitarrenfraktion mit einigen guten Momenten punkten und auch der schön nach vorne gemischte Bass weiß zu gefallen. Bei drei Songs lässt sich natürlich noch keine definitive Aussage über die Qualität einer Band machen, aber eine gute Tendenz haben IN SIGNUM auf jeden Fall. Das Songwriting ist gelungen und liefert viel Abwechslung in den zwölf Minuten, der Härtegrad stimmt genau wie das handwerkliche Niveau der Musiker. Ein gelungener Einstand, dem hoffentlich bald mehr folgt.