LETZTE INSTANZ sind mit "Kalter Glanz" vor Jahren erwachsen geworden, mit einem neuen Sänger vor zwei Alben gab es einen weiteren Schnitt. Und auch wenn die Idee nicht neu ist, ein Akustikalbum gehört in die Diskographie einer jeden (ex)Folkband. "Das Weiße Lied" widmet sich den alten Alben nur am Rande, von "Das Spiel" hat es gar nur ein Song auf "Für Immer Und Ewig" und damit in ein neues ungestromtes Gewandt geschafft. Die Umschreibung der Songs ins rein akustische ist dabei durchweg gelungen, der Schwerpunkt liegt klar auf den Balladen. Als neues Instrument ist ein Klavier dazugekommen, das auf den regulären Alben so nicht zu hören ist. Zusätzliche Streicher, geliehen bei Genrekollegen SUBWAY TO SALLY und SCHANDMAUl fallen weniger offensichtlich auf, zusätzlicher weiblicher Gesang kommt hörbar hier und da von JESUS ON EXTASY Mitglied Ophelia Dax. Sänger Holly kann mich auch oder gerade so gestrippt und reduziert aufs Wesentliche wie auf "Das Weiße Licht" nicht voll überzeugen. Die Balladenlastigkeit tendiert manchmal zum Kitsch, die Songauswahl ist noch dazu zu fokussiert auf die ohnehin schon konstruierter wirkenden neuen Alben - spannender und anspruchsvoller wäre es vielleicht gewesen, den alten Knallern ihren tanzbaren Umhang zu nehmen. Die wenigen neuen Songs, darunter zwei Instrumentals, hätte es für mein Dafürhalten nicht gebraucht - dafür hätte man den neu inszenierten alten Tracks etwas mehr mehr Pfeffer gönnen können. "Das Weiße Lied" ist schön zu hören aber manchmal auch etwas zu verschlafen.
LOITS, die sich 1996 in Estland gründeten, geben als Einflüsse diverse norwegische Krachlatten wie IMMORTAL, SATYRICON, ENSLAVED, aber auf der anderen Seite auch MOTÖRHEAD an, was insgesamt recht nachvollziehbar klingt, denn auf "Must Album" gibt es eine knackige Mischung aus räudigem, old-schooligem Black Metal und Rotz´n´Roll zu hören. Und tatsächlich erinnert der Sound von LOITS zum Großteil an die letzten SATYRICON-Alben "Volcano" und "Now, Diabolical", wobei der rock´n´rollige Anteil über weite Strecken überwiegt. Originelle Keyboard-Sounds (die bisweilen sogar nach Bläsern klingen - sehr cool!) scheut das Sextett genauso wenig wie cleane Gesangs-Passagen, was wieder mehr an ENSLAVED erinnert. Keine Ahnung, welcher Zielgruppe man "Must Album" nun empfehlen soll: Black Metal ist es nicht ganz, für Rock´n´Roller ist es wiederum zu schwarzmetallisch, und den epischen Viking Metaller sprechen LOITS auch nicht unbedingt an. Wer aber all diesen Einflüssen und Vorbildern offen gegenübersteht und eine innovative Scheibe aus einer großen Schnittmenge grundsätzlich nicht scheut, sollte dieses gelungene Werk ruhig mal anchecken. Die ganz großen Hymnen hat die Band noch nicht am Start, aber ein Reinfall ist das Album keineswegs.
SUICIDAL WINDS sind seit verdammt langer Zeit im Metalzirkus unterwegs und haben noch immer einen der interessantesten Bandnamen ever. Ihre Zeit bei No Colours Records ist seit einigen Jahren vorbei, was angesichts des nach rechts schwingenden Pendels beim ostdeutschen Label nicht das Schlechteste ist, können sich SUICIDAL WINDS so doch aus dem braunen Dunstkreis befreien. "Chaos Rising", das in nur sechs Tagen eingezimmerte neue Album (Produzent war EVOCATION-Vesa), rumpelt gewohnt old schoolig aus den Boxen, so wie Black/ Death eben sein soll. Das bedeutet nicht, dass die Herren Musiker Nieten an ihren Instrumenten sind, keineswegs. Aber für rasante Songs Marke "Inevitable Doom" oder den Titelsong muss man kein Genie sein. Hauptsache böse, roh und schnell. Das erfüllen die elf Tracks der Scheibe problemlos, auch wenn dabei die Abwechslungs auf der Strecke bleibt. Spass macht "Chaos Rising" trotzdem, nur zu ernst nehmen sollte man das alles nicht.
THIS BELIEF haben sich mit den Aufnahmen zu ihrem Debütalbum drei Jahre Zeit gelassen, bis dahin hatten die Hamburger bei vielen Gigs Routine gesammelt. Das kam "Lifetime Away" zugute, die dreizehn Tracks haben Hand und Fuß und wissen mit viel Abwechslung zu gefallen. Neben schnellen, leicht old-schooligen Nummern können gerade die Songs überzeugen, bei denen der Fuß vom Gas genommen wurde - das wuchtige "Pride" ist heirfür das gelungenste Beispiel. Völlig aus dem Rahmen fällt das punkige "Cancer", auch wenn der Song selbst nicht schlecht ist. Die Leistung der Mucker ist durchweg gut, besonders der Sänger kann überzeugen und versteht sein Handwerk. Ein paar Growls mehr wären bei manchen Parts ads Tüpfelchen auf dem i gewesen, aber das sind nur Kleinigkeiten. "Lifetime Away" ist eine solide produzierte Hardcore-Scheibe geworden, die sich nicht nur Lokalpatrioten mal zu Gemüte führen sollten.
Obwohl sich diese Formation erst im Jahr 2006 gefunden hat, können sämtliche Musiker von EXTORIAN bereits auf über 30 Jahre Erfahrung im Musikzirkus zurückblicken. So was klingt erstmal großspurig, aber wenn man sich das nur innerhalb eines Jahres entstandene Debüt "Unveiled" anhört, dann glaubt man der Band jedes Wort! Ich habe selten eine Band aus dem Underground gehört, die auf ihrem Debüt so zielstrebig zu Werke geht wie dieses Sextett um die beiden Hauptsongwriter Heike Funke (die auch für den sehr melodischen, teilweise verzerrten, aber jederzeit perfekt zur Musik passenden Gesang verantwortlich ist) und Gitarrist "O". Als Einflüsse könnte man traditionelle, epische Doom-Bands wie TROUBLE, COUNT RAVEN, CANDLEMASS oder SOLITUDE AETURNUS nennen, die man alle irgendwo im Sound von EXTORIAN wieder findet, doch da es sich hier nicht gerade um eine junge Band handelt, könnten auch die in diesem Genre allmächtigen, frühen BLACK SABBATH nicht unbeteiligt gewesen sein. Fünf Songs in 40 Minuten Spielzeit sprechen auch für sich, und da alle Stücke zwar die eine oder anderen Länge haben, aber dennoch erstklassig sind (besonders "Widows Weeds" ist ein echter Hammer!), kann man "Unveiled" jedem Fan der oben genannten Bands empfehlen. Zwar ist für kommende Werke noch eine Steigerung drin, trotzdem vergebe ich den "Tipp" aus dem Grund, dass hier ein erstklassiger Newcomer ins Rennen geht, der die Aufmerksamkeit aller Genre-Fans verdient hat. Stark!
Gitarrist MICHAEL LEE FIRKINS präsentiert sich auf "Blacklight Sonatas" von seiner ruhigeren und bluesiger angehauchten Seite. Dass dabei Slide- Gitarre mitunter eine nicht unbedeutende Rolle spielt, lässt die Covergestaltung ja bereits erahnen. Der Titeltrack "Blacklight Sonata" wirkt an Beethovens Mondscheinsonate angelehnt und schwelgt in dezent düster angehauchten, getragenen Gitarrren- Melodien. Abgesehen von dem Cover "Black Betty" besteht das gesamte Album aus reinen Instrumentalstücken, deren Bandbreite vom etwas rockigeren Bereich über die bereits erwähnten Blues-Einflüsse bis zu Country-Anleihen bei "The Horse And The Fly", das vor dem geistigen Auge Bilder aus einem alten Western-Streifen heraufbeschwört, reichen. Alles in allem ist "Blacklight Sonatas" ein recht vielseitiges Album, das allerdings wohl weitestgehend Freunden von Instrumental-Alben vorbehalten sein wird.
Von der gängigen Praxis, zunächst ein Album zu veröffentlichen und dann im Anschluss mit bekannteren Bands durch die Lande zu ziehen, halten REDRUM offenbar nicht gar zu viel. Nachdem sie nämlich bereits geraume Zeit mit Größen wie EUROPE und GLENN HUGHES unterwegs waren, liefern sie nun erst ihr Debutalbum ab, "No Turning Back". Man darf also wohl davon ausgehen, dass zumindest die Mehrzahl der Songs wohl ihre Feuertaufe auf der Bühne schon hinter sich hat und somit bereits auf ihre Publikumstauglichkeit getestet wurde. Herausgekommen ist denn auch ein melodisches Hardrock-Album, das der einen oder anderen Genre-Größe seinen Tribut zollt, ohne zu langweilen, manchmal werden Erinnerungen an Whitesnake, White Lion oder die frühen Bon Jovi (zum Beispiel bei "Heart To Heart) geweckt. Sänger Michael Bormann hat eine klassische Melodic Hardrock-Stimme, Chorgesang zieht sich durch das gesamte Album, die durchweg eingängigen Songs bewegen sich zwischen Mid- und Uptempo. Macht Spaß!
Um ehrlich zu sein und die Quintessenz dieser Rezension gleich einmal vorweg zu nehmen: ein Meisterwerk ist "Strum Sum Up" nicht gerade geworden. Über 54 Minuten hat sich der gute DUG PINNICK abgetrotzt, und die können dem Hörer doch recht lang werden. Nicht, dass PINNICK seine Sache spieltechnisch schlecht gemacht hätte, aber irgendwie drängt sich einem im Laufe der Zeit der nicht abzuschüttelnde Eindruck eher mangelnder Inspiration auf. Wie gesagt, nichts ist im klassischen Sinne schlecht, aber auch nichts ist wirkt wirklich gut oder bleibt im Gedächtnis hängen- die Melodien sind zwar vorhanden, aber nicht gerade überragend, die Instrumentierung relativ gleichförmig und die eingebauten Instrumentalstücke ziehen sich mitunter erheblich ohne großen Erinnerungswert zu bieten, was einen zu der Frage verleitet, ob DUG PINNICK nicht vielleicht ein eher widerwilliger Sänger ist, der sich vor Gesangsparts drückt, wo er nur kann. Noch mit am eingängigsten, gemessen am Gesamtwerk, wirkt "Life Is What You Make It", doch auch dessen mit "Part 2" betitelte zweite Hälfte verfügt über eine gefühlte Dauer, die vom CD-Player angegebene Laufzeit bei weitem übersteigt. Tendenziell nur Liebhabern anzuraten.
Hinter dem doch eher exotisch anmutenden Namen LEECHEE verbirgt sich eine Kombo aus heimischen Landen, die sich ebenso heftigem wie depressiv- hypnotischem Rock verschrieben hat. Stimme und Gesangsstil von Sänger Piotr Ziental erinnern mitunter an das ähnlich beunruhigend emotionslos klingende Organ von PLACEBOs Brian Molko, auch im Hinblick auf den Gesamtstil ist die Tendenz teilweise durchaus ähnlich, wenn auch LEECHEE auf einigen Songs deutlich brachialer und etwas weniger melodisch zu Werke gehen als PLACEBO. Als Beispiel für diesen mitunter recht brachialen Sound kann bereits der Opener "J'Accuse" dienen, das von ausgesprochen fetten Gitarrenriffs getragen wird,. "Leave No Traces" dagegen ist zu Anfang sehr ruhig gehalten, die Gitarren finden erst ab der zweiten Hälfte dazu, auch das sich daran anschließende "Tears" bewegt sich weitestgehend in ruhigen Gefilden, bevor auf "Soylend Green" wieder mehr Gas gegeben wird und das Album schließlich mit "The Chill" in hypnotischer Schwermut endet. Alles in allem ist "Stay Away From All The Lonely, They'll Only Eat Your Heart" durch die geschaffene Atmosphäre keine ganz leichte Kost, aber Freunde von fettem, psychedelischem Rock könnten hier ihre Freude haben.
Stay Away From All The Lonely, They'll Only Eat Your Heart
Ursprünglich gegründet 1985 sind ACTION jetzt nach über einem Jahrzehnt Auszeit mit einem neuen Album wieder da. Ein hübsches Melodic Rock-Album ist es geworden, das sich an der Gradwanderung versucht, seine 80er-Wurzeln nicht zu leugnen, ohne angestaubt zu klingen. Mit schönen Melodien können die Herren eindeutig aufwarten, das stellt bereits der Opener "Without Your Love" unter Beweis und auch einer schönen Stimme kann sich Sänger Jack Marques rühmen. "Loveless" ist partytauglich, der Midtempo-Track "Here In My Heart" ruft Erinnerungen an Kollegen wie WHITESNAKE und WHITE LION wach. Bei "Cinderella" und "Feel The Fire" scheinen die 80er-Usprünge besonders deutlich durch, das eingängige "Is It Love" hingegen pendelt gelungen zwischen Melodic- und Hardrockelementen und hat Ohrwurmcharakter. Und da auf derartigen Alben ja für gewöhnlich auch eine Ballade nicht fehlen darf, liefern ACTION mit "Don´t Leave Me Lonely" auch noch einen Song ab, der balladesk anfängt und sich im weitere Verlauf zum Midtempo-Stück entwickelt. Wer seine Freude an melodischem 80er-, aber eben nicht nur 80er-Rock hat, dürfte an ACTION seine Freude haben.