Wären HELLSONGS nicht ganz so unschuldig anzuhören, man könnte Ihnen beim ersten Lauschen beinahe böse sein. Was die jungen Schweden hier einigen Metalklassikern antun grenzt an Blasphemie – oder ist die ganze tiefe Verbeugung, vor den alten Helden, den Songs und den Texten. Oder, und das ist wohl am wahrscheinlichsten, die Wahrheit liegt dazwischen, denn ganz ohne Ironie sind die Songs kaum zu verstehen. Wie schon auf der ersten EP „Lounge“ ist ihr Revier rein musikalisch recht lässiger Indie Pop den sie mit eher zarten und akustischen Klängen untermalen und der vom Gesang von Frau Ohlsson dominiert wird. Gelang es mir dort zumindest noch bei einigen Songs die Originalmelodie oder wenigstens den Rhythmus zu erkennen (Das dahingehend sehr gelungene IRON MAIDENS „Run To The Hills“ ist aber wie auf der EP auch auf dem Album vertreten.), tue ich mich auf „Order Hymns In The Key Of 666“ (Was ein Titel...) damit wahrlich schwer. SLAYERS Intonation des Bösen, "Seasons In The Abyss“, wirkt verglichen mit dem brutalen Gitarren-Statements des Originals zerbrechlich und viel eher dramatisch als bedrohlich – nicht zuletzt durch Einsatz eines Cellos, das auch IRON MAIDENS „Trooper“ mit entsprechender Dramatik aufpeppt. Das gehauchte „Thunder“ bei AC/DCs „Thunderstruck“, munter durchgeschlagene Gitarrensaiten und fröhliche Klavierimprovisation drehen die Wirkung des Songs beinahe um – und bei aller Ironie in der Musik HELLSONGS, ist es nie Lächerlichkeit in die die Originale gezogen werden. Eine Ähnlich krasse Wendung erfährt METALLICAs „Blackend“ das beinahe beschwingt tönt. HELLSONGS sind ein ziemlich einmaliges Erlebnis das man hassen oder lieben muss.
Schaut man sich die Band-Bilder im CD-Booklet an, fällt auf, dass die vier Jungs von BAD REACTION noch wirklich jung aussehen. Besonders Drummer Nik - und umso mehr beeindruckt, was er hier so alles wegprügelt. Überhaupt besitzt der Vierer aus Los Angeles ohne Ende Energie, und alles geht dermaßen nach vorne, dass man beim Hören kaum ruhig sitzen bleiben kann. Ihr Sound orientiert sich an den Hardcore-Bands der frühen 80er, wie den ADOLOESCENTS, MINOR THREAT oder den BAD BRAINS, aber trotz der deutlichen Anlehnung an die Vorbilder klingt hier nichts verstaubt oder antiquiert, sondern kommt alles erstaunlich frisch rüber. Einziger Minuspunkt ist, dass die Scheibe mit neun Tracks und gerade mal gut fünfzehn Minuten Spielzeit etwas sehr kurz geraten ist. Und tatsächlich handelt es sich hier eigentlich nur um die Zusammenfassung zweier EPs, die um das BAD BRAINS-Cover „Pay To Cum“ erweitert wurde. Hoffen wir, dass bald mehr neues Material folgt!
Live sind die lustigen Marvelisten echte Superhelden – wer sie einmal gesehen hat, wird die Niedersachsen lieben. Nun geht die Liebe auch durch die Ohren, denn mit „Alliance“ haben die GRAILKNIGHTS erneut einen Meilenstein des „Grails High! Epic Melodic Death aus Castle Grailskull“ gesetzt. Nun mag manch einer denken, die Band setze mit ihren witzigen Superhelden-Kostümen lediglich auf den visuellen Aspekt und verkomme ansonsten zur humoristischen Coverbands von Genregrößen wie den Reitern, Blind Guardian, Ensiferum und sogar Amon Amarth. Stimmt aber nicht, obwohl die Herren schon je nach Song an unter anderem diese Bands denken lassen. Macht auch nichts, denn die herrliche Allianz (und auch der wechselnde Growl/Klar-Gesang) klingen überaus professionell, sehr frisch. Alles macht Spaß und fordert beinahe zwanghaft zum Mitmachen und vor allem Mitgrölen auf. Trotz erheblichen Schmunzelfaktors verkommen die GRAILKNIGHTS nie zur absoluten Albernheit, trotz Mitmach-Aufforderung bleiben Peinlichkeitsfaktor und bierselige Mitschunkel-Maßnahme außen vor. Dieses Album rockt in seiner Gesamtheit absolut, dazu tragen auch die fette Produktion, das amtliche, professionelle Digi-Pack und nette Ideen (wie die Goethe-Vertonung und eingeschobenes Ballädchen) bei. Die Ritter spannen den Bogen durch die Metalwelt als seien sie die Hüter des Sherwood-Metal-Forest, echt geil - und das ohne Label…
Daran, dass es bei ARTLESS primär ziemlich brachial zugeht, lassen ja schon sowohl der Bandname als auch der zugehörige Logo-Schriftzug keinen Zweifel. Gibt sich das dem Albumtitel seinen Namen gebende, aus Streichern bestehende Intro "Reflection" noch ebenso bittersüß wie melodisch, wird man ab dem darauf folgenden "Fascination Bizarre" übergangslos in die finsterste Gruft katapultiert (man beachte auch die Spielzeit von genau 66 Minuten). Der Grunzgesang von Grützer und Burgi (wer von beiden sich für was im einzelnen verantwortlich zeichnet ging aus dem Booklet leider nicht hervor) klingt (und das ist nun wertungsneutral im Genre-Kontext zu verstehen), als seien die beiden Herren mit bereits zur Hälfte verwesten Stimmbändern frisch aus dem Grabe gestiegen, um sich, getreu dem Motto "Rock´n´Roll can never die" noch einmal ein Stelldichein am Mikrofon zu geben. "Infected With Rage" beginnt unerwartet ruhig mit Akustikgitarre, doch Jünger der Finsternis, seid unbesorgt, der Grabeshauch stellt sich alsbald wieder ein. Bei "Bleeding" wird gleich beherzt drauflosgeknüppelt, "Into Eternity" zeichnet sich durch im Vergleich etwas verhalteneren Background aus. Über die Maßen abwechslungsreich ist "Reflection" nicht geraten, aber dafür gibt´s als Bonus noch drei Live- Aufzeichnungen zum Abschluss, deren Tonqualität im Vergleich zu den vorhergehenden Studioaufnahmen aber leider deutlich abfällt.
Nein, trotz des leicht in die irreführenden Bandnamens - ODIN'S COURT machen keinen Pagan oder sonstigen Hörner-Met-Metal sondern die Amikapelle aus Maryland bietet unterhaltsamen Progressive Rock mit sehr vielen unterschiedlichen Klangfacetten.
Mit „Deathanity“ hat das Quintett fünf Jahre nach dem Debüt „Driven By Fate“ einen Nachfolger am Start, der sich stilistisch äußerst genreübergreifend darstellt und zwar absolut im positiven Sinne. Nur ganz grob schimmern bei den zwälf Tracks Referenzen von PINK FLOYD (insbesondere was die Gitarrenarbeit betrifft) und RUSH über Klassik Rock Vertretern wie BOSTON, JOURNEY bis hin zu metallischeren Vertretern der symphonischeren Ausprägung wie SYMPHONY X, KAMELOT oder PORCUPINE TREE immer wieder mal durch. Insbesondere Freunde der letztgenannten Bands dürften an diesem Feuerwerk sowohl was die technisch virtuos vorgetragenen Songs als auch was die hohe Dichte an fesselnden Melodiebögen anbetrifft mit der Zunge schnalzen.
Insbesondere Mastermind Matt Brookins (Gitarre Vocals) sorgt mit seinen stimmigen Kompositionen, die vor wendigem Einfallsreichtum nur so strotzen und vermeintlich noch so hohe Genregrenzen meist locker überwinden, für ein stimmiges Gesamtbild. Gesanglich bietet der Fronter ebenfalls passend dazu ein derart unterschiedliches Klangpaket, dass man kaum glauben kann es handele sich um ein und den selben Sänger. Und dann wird es auch durch die mitgelieferten Info klar, Tom Englund (EVERGREY) und Tony Kakko (SONATA ARCTICA) waren als Gäste am Mikro dabei, was so manchen heftigeren Ausschlag in einem anderen Licht dastehen lässt. Die Backingchöre sind an manchen Stellen („Crownet“ ) allerdings nicht ganz so fett und stimmig geraten wie dies hätte sein müssen (klingt eher nach QUEEN für Arme), da geht es mitunter etwas zu schräg und dahingeschludert zu. Auch was das Zukleistern mit zu vielen Ideen bzw. Aufnahmespuren betrifft - bei aller Wertschätzung für diese Kreativität, wäre an mancher Stelle etwas weniger doch auch mehr gewesen. Insgesamt agieren ODIN’S COURT für eine Formation dieses Gustos erfreulich dynamisch bzw. energetisch - heftigere Parts werden mit vielen Breaks aber auch mittels harmonischen Übergängen miteinander verwoben, so dass auch etwas melancholischere Momente mit gefühlvollen deutlich entspannteren Zwischentönen („Cosmosera“) nicht zu kurz kommen. Selbst die mehrfach angedeuteten Jazzanleihen mit improvisierten Instrumentalteilen passen sich nahtlos in den dominierenden Rockkontext ein. Gastsaxophonist Bill Green spielt bei seinen zahlreichen Beiträgen („Obesite“) dabei eine tragende Rolle. Aber keine Angst, es verkommt dabei nie zu nervendem Gesäusel. Insbesondere der zwar schon zig mal durch diverse Bands per Coverversion durchgenudelte Ludwig van Beethoven Nummer „Ode To Joy“ („Ode an die Freude“) zeigt sich das enorme Improvisationstalent dieses Quintetts, das diesem Song dabei tatsächlich noch neue klangliche Aspekte abgewinnt. "Deathanity" ist aber auch inhaltlich ein ambitioniertes Konzeptalbum und beschäftigt sich mit dem menschlichen Einfluss auf die Umwelt. Insbesondere die Verwendung von vielen Effekten und Sprachsamples spinnt sich wie ein verbindender roter Faden durch die Scheiben. Trotz aller komplexen Bestandteile kommt auch der Groove und die Seele nie zu kurz, der Mix aus laut- und leis-Dynamiken sowie die Wechsel von heftigen zu sanfteren Passagen ist meist bestens ausgeklügelt. Bereits der wegweisende instrumentale Opener „Terracide“ ist ein Paradebeispiel für die coolen Ideen sowie musikalischen Sprünge der Amis, geschmeidig-floydige Gitarren spielen sich durch Keyboardteppiche, dann folgen düstere Stakkato-Metalriffs, ein lässiges Basssolo leitet über zu entspannten Akustikklängen und so weiter - sehr gelungen. Der Achtminüter „Volatilestial“ verbindet dann ebenfalls mit gelungenem Saxophoneinsatz Klassik mit Progressive Rock inklusive hymnenhafter Hookline. Deutlich heftiger mit echtem Progmetalflair sowie Gitarrenattacken und doppelläufigen Saitenduellen kommt dann „Manifest Destiny“ daher, von dieser Art Songs gibt es einige zu hören („Mammonific“). Die stellenweise schon auch echt vertrackt angelegten Songs verlangen eine gewisse Ausdauer beim Zuhörer, aber so richtig übermäßig frickelig wird es nie.
ODIN'S COURT haben mich jedenfalls ziemlich überzeugt und legen hier mit „Deathanity“ ein überzeugendes Stück Musik für alle Genregrenzgänger ab, reinhören lohnt sich.
Als ich den Titel des nicht mehr ganz so neuen Werkes der polnischen Düsterheimer gelesen hatte, dachte ich spontan an „Textilverarbeitung für Gothics“ oder so was… aber Scherz beiseite! Nicht mehr ganz so neu ist „Darkstricken“ deshalb, weil es bereits 2006 als Bestandteil eines polnischen Metal-Magazines in limitierter Auflage erschien. Nun hat es via Metalmind Records auch seinen Weg in unsere Plattenläden geschafft und dürfte Leuten, die auf treibende, melancholische Klänge stehen, durchaus in Verzückung versetzen. Mit Gothic haben SACRUM außer des etwas farblosen, monotonen, cleanen Gesanges (Screams und Growls hat das Sextett aber auch im Programm) und der mitunter leicht schwülstigen Keyboards aber nicht allzu viel am Hut (auch wenn sie stellenweise – vermutlich aufgrund des Gesanges – an die deutschen ATROCITY erinnern), sondern stehen insgesamt eher in der Tradition powervoller Doom-Bands wie COUNT RAVEN, CANDLEMASS oder SOLITUDE AETURNUS. Auch in Sachen Songwriting machen die Jungs keinen schlechten Job; „Darkstricken“ ist gut gefüllt mit gelungenen Kompositionen, die teilweise sogar echtes Ohrwurmpotential offenbaren, zum Bleistift „Make My Day“, „Human Error“ oder das sehr geile „The Ones Without A Name“, die der Zielgruppe problemlos gefallen dürften. Eine wirklich gute Scheibe!
Irgendetwas in der australischen Luft scheint die Entwicklung von Rock´n´ Roll-Bands zu begünstigen. Nach AC/DC und ROSE TATTOO sind nun jedenfalls deren Landsmänner/-frauen BUG GIRL zum Eroberungszug angetreten, und auch diese fabrizieren dreckigen Rock´n´Roll wie er im Buche steht. Der Albumtitel "Rock´n´Roll Hell" ist denn auch treffend gewählt, könnte doch der (leider etwas melodiearme und somit eher anstrengende) Opener "Shootin´Fire" durchaus den passenden Soundtrack zu einer ebensolchen abliefern. Es ist erstaunlich, was man mit zwei Leuten- denn ja, BUG GIRL sind ein Duo- an krachiger Energie verbreiten kann, und Frontfrau BugGirl an Mikrofon und Gitarre verfügt über eine Stimme, die wie geschaffen ist für die von ihr gewählte Art von Musik. Der Titeltrack groovt sich in AC/DC-Tradition ein, und auch "Ian Astbury" erinnert eindeutig stark an besagte Altvorderen- Riffs, Melodie, das volle Programm. "Suck It" ist eher eintönig geraten, bei "War & Fire" wird dann zum Abschluss noch mal der Overdrive reingedreht. Krachige, dreckige, energetische Rock´n´Roll- Kost.
Das Vorgängeralbum „The Light, The Dark And The Endless Knot” der irischen Folk Metaller kam seinerzeit bei Kollege Memme nicht allzu dolle weg, wobei man der Band aber zugute halten muss, dass sie nicht auf den immer noch unerschütterlich rollen Zug mittelprächtiger Feld-Wald- und Wiesenkappellen aufgesprungen ist, sondern schon vorher aktiv war. Essentieller sind WAYLANDER deshalb trotzdem nicht, denn es gibt inzwischen viele Bands, die es schlichtweg besser machen. „Schwarzer Mörtel mit Mut zum Midtempo, viele Folk-Elemente, ganz nette Songs“ schrieb Memme seinerzeit, und in den letzten sieben Jahren bis zu „Honour Amongst Chaos“ hat die Band nichts an diesem Zustand verbessert. Nichts ist hier wirklich schlecht, aber auch zu wenig richtig gut oder gar mitreißend. Da musizieren ähnlich geartete Truppen wie ENSIFERUM (die ich immer noch für leicht überbewertet halte…) oder ihre Saufkumpane KORPIKLAANI um Längen packender, weil sie nicht einfach nur Songfragmente aneinanderreihen, sondern echte Hymnen schreiben können. Mit dem abschließenden „Bru Na Boinne“ gelingt den Jungs dann doch noch ein kleiner Hit, der aber leider nicht repräsentativ für das gesamte Album ist. Auch an ihren Landsmännern SKYCLAD und PRIMORDIAL (die ja ebenfalls beide mit Folk kokettieren und daher als Vergleich durchaus taugen) können WAYLANDER zu keiner Sekunde klingeln!
Gepflegt old-schoolig geht es bei ABYSMAL DAWN zu, die Combo hat sogar noch eine richtig echte Website und nicht nur eine MySpace-Präsenz. Wie sich die Zeiten doch ändern… Auch wenn ABYSMAL DAWN auf Relapse Records gelandet sind, haben sie mit dem Chaoscore vieler Labelkollegen nichts gemein, stattdessen gibt es ein technisch anspruchsvolles Death Metal-Brett, das Ähnlichkeiten zu NECROPHAGIST, IMMOLATION und DEATH aufweist. Alles ordentlich brutal, wie es der Totmetaller wünscht, und mit einer guten Produktion ausgestattet, auch da gibt es keinen Grund zur Klage. Die Musiker verstehen ihr Handwerk und haben einige gelungene Songs zustande gebracht („Walk The Path Of Fire“), aber auch einige nur durchschnittliche Sachen, so dass „Programmed To Consume“ nicht durchweg überzeugen kann. Ganz solides Mittelmaß, was durch den old schooligen Charme aber an Reiz gewinnt und seine Liebhaber finden wird.
SETTLE THE SCORE hatten im Vorfeld der „Back To The Streets“-Veröffentlichung mit einigen Problemen zu kämpfe, von Line-Up bis Label war alles dabei. Schnee von gestern, das Line-Up ist aufgefrischt, ein Label wurde gefunden und das Album steht in den Läden. Am Band-Sound hat sich nichts geändert, immer noch gibt es Knüppel-aus-dem-Sack-Hardcore der New Yorker Schule, vorhehmlich im schweren Mid Tempo gespielt und durch Gangshouts und Moshparts ergänzt. Shouter Bud bleibt mit seiner heiseren Stimme das Aushängeschild der Band, die sich sonst kaum von der Konkurrenz absetzen kann, was sie aber durch gute Songs wettmacht – „Fight Back“ oder „Welcome To My Crew“ sind fette Hardcore-Songs, die live noch besser funktionieren als auf Platte. „Back To The Streets“ ruft SETTLE THE SCORE ins Gedächtnis der Hardcore-Gemeinde zurück und ist eine solide Platte geworden, deren Songs in einem Club noch besser zur Geltung kommen werden. Also raus aus dem Proberaum, rauf auf die Strasse und rein in den Club, Jungs! Dann wird alles gut.