SEED OF PAIN haben auf „First And Last And Always“ eine 7“ und 12“ zusammengefasst, dazu noch einen neuen Song („Fall Back Down“) und ein NEW MODEL ARMY-Cover raufgepackt. Das Cover von „I Love The World“ ist mehr als nur bloßes Nachspielen des Originals, sondern fängt den Song im typischen SEED OF PAIN-Sound ein, genau wie ein guter Coversong sein muss. Durch den heiseren, aggressiven Gesang wird die dunkle Grundstimmung vorgegeben, der sich die restlichen Instrumente anschließen, im Gesamtbild erinnert das an Frühneunzigersachen. SEED OF PAIN haben bei aller bedrückenden Atmosphäre nicht den Songaufbau vergessen und schwere schleppende Parts gekonnt mit Up Tempo-Passagen kombiniert, wodurch die Songs überraschend und gleichzeitig eingängig bleiben. Gelungene Scheibe, die Freunden der New School-Schule gefallen dürfte.
Mit STATIC THOUGHT hat Hellcat ein ganz heißes Eisen im Feuer. Das zweite Album des Vierers aus San Francisco bietet von vorne bis hinten dermaßen energiegeladenen Punkrock, dass einem Hören und Sehen vergeht. Die musikalischen Wurzeln liegen klar im Punkrock alter Schule, durchgehend kommen aber auch Hardcore- und Streetpunk-Einflüsse zum Tragen. Was den Sound der Band jedoch besonders macht, ist, dass auch immer wieder rockige Parts eingebracht werden. Dabei setzen die Jungs nicht auf eine komplett dreckige Produktion, sondern ihr Sound kommt überraschend transparent rüber. Die Instrumente sind aber so rau belassen und werden so tight nach vorne gespielt, dass die Songs durchgehend ohne Ende kicken. Dazu sind auch immer wieder überraschende Parts zu hören, so dass die Scheibe an keiner Stelle langweilig wird. Genial z. B., wie im letzten Track „Conquest Of Saints“ ein zweistimmiges Gitarren-Hook à la MAIDEN eingebaut wird. Diverse Ohrwurm-Refrains tun ihr übriges dazu, dass man die CD immer wieder von vorne laufen lässt. „The Motive For Movement“ ist ein echtes Ausnahme-Album, das authentischen Punkrock bietet, der trotzdem modern klingt, extrem vielseitig daherkommt und einem mit voller Wucht in den Allerwertesten tritt.
Als ich vor Jahren mit „Corruption Within“ die Scheibe einer mir bis Dato unbekannten Band empfohlen bekam blockierte das Teil zeitweise meine heimische Anlage. Unbekannt sind SHADOW KEEP leider immer noch – und haben zwischenzeitlich auch einiges an Veränderungen durchlebt – qualitativ aber geht auch die 2008er Wiedererweckung mit dem Titel „The Hourglass Effect“ ganz steil nach oben. Mit neuem Sänger Richie Wicks (ex-ANGEL WITCH, ex-TYGERS OF PAN TANG, zeichnete auch für die textliche Gestaltung der düster angehauchte Science-Fiction Story verantwortlich) und neuer Rhythmusfraktion an Bord setzt das britisch-amerikanische Quintett um das Gitarristenduo Nikki Robson und Chris Allen weiterhin auf Hammermelodien, verpackt zwischen schnellen Metal und atmosphärischen Momenten. Das dabei die zum Teil vertrackten Kompositionen genügend songdienlich progressive Momente enthalten (und keinerlei Frickeleien) und das Ganze auch mit instrumentalem Können umgesetzt wurde scheint wie selbstverständlich. Am ehesten fällt einem da noch FATES WARNING ein (auch des Gesangs wegen) - allerdings legen SHADOW KEEP noch etwas mehr wert auf Eingängigkeit und Speed. Das fette, mit genialen Mittelpart ausgestatte „Ten Shades Of Black“, der süchtig machende Power Metaller „Riot On Earth“ und die jeglichen Kitsch vermeidende Ballade „Six Billion Points Of Light” seien nur mal als Merker genannt. Weitere Anspieltipps wären unnötig – da Ausfälle unter den elf Songs Fehlanzeige sind und man auch nach dem x-ten Durchlauf noch Spaß an „The Hourglass Effect“ hat. Und dafür dass das Album auch soundmäßig gebührend rüber kommt hat THRESHOLD Leader Karl Groom wie schon bei den Vorgängerwerken gesorgt. Man kann nur hoffen das SHADOW KEEP mit „The Hourglass Effect“ nunmehr die ihnen zustehende Beachtung finden. Mein CD-Player ist mal wieder auf Dauer blockiert.
CORNAMUSA legen mit „Get On The Train“ ihr nunmehr drittes Album vor. Nur noch leicht folkloristisch angehaucht, wie der Dudelsack im Nu-Metal Song „Rise Up“, setzen CORNAMUSA eher auf leicht verdaulichen Rock mit auftauchenden LINKIN’ PARK-Anleihen. Spaßsongs wie „Hey Boy“ kommen dann recht unbedarft aus den Boxen und dürften zumindest Live ein partywilliges Publikum animieren. Die schöne Ballade „My Way To Say I’m Sorry“ (wohl auch die Single) hat Mitsingpotential und auch im weiteren Verlauf geht manches leicht ins Ohr, wobei sicher nicht alles dort lange bleibt. Das man dabei produktionstechnisch etwas am Druck gespart hat nimmt Tracks wie „Here We Are“ und der Powerballade „Seize The Day“ wohl auch etwas die Durchschlagskraft. Den Song „Final Fight“ der für Kickboxweltmeisterin Christine Theiss als Kampfhymne geschrieben wurde (einschließlich gewollter Wagernerschen Walküre-Anleihen) gibt es noch als Bonussong und Videotrack auf der Scheibe. On Stage dürfte das alles wirken, man gewann ja auch in 2007 den Köstritzer Live Award (und das Gebräu ist ja auch nicht übel) – auf CD bleiben da trotz kompositorischer Steigerung zum Vorgänger ein paar Hänger. CORNAMUSA haben Ideen, aber auf Grund der Menge unterschiedlichster Einflüsse auf „Get On The Train“ weis man nicht so recht, ob man das als richtungslos oder abwechslungsreich titulieren sollte.
Aus dem italienischen Underground kommen LATO und haben mit Metal nun so gar nichts am Hut, sondern lehnen sich mit ihrem angerockten Indie Pop musikalisch eher an Bands wie RADIOHEAD, THE VERVE, usw. an – lassen dabei aber richtig zwingende Kompositionen oder die großen Aha-Effekte vermissen. Die eigenständige Note kommt durch ständig präsente Elektro- und Pychedelic-Elemente zustande, welche „Out Of The Dark“ eine gewisse melancholische Note verleihen. Gesanglich kommen die ausnahmslos englischen Lyrics zwar ohne zu erkennbaren Akzent daher – aber stimmlich wirken dann die leicht blechern und gehauchten Vocals doch etwas eindimensional. Zum alternativ tanzbaren Opener „Space And Time“ hat es sogar ein Video im Net und mit „Splendid Isolation“ gibt es einen richtig guten Reinhörer im zweiten Teil des Albums. Mit „Half Empty/Full“ hat sich dann noch schwermütiges – und wohl der beste Song des Albums – am Schlusspunkt eingefunden. LATO präsentieren einiges an guten Ansätzen – das könnte mit einer gewissen Beharrlichkeit was werden.
Die Schweden MEMORY GARDEN fristeten trotz einer guten Handvoll starker Alben immer ein Schattendasein in der sowieso nicht allzu großen Doom Metal-Szene. Und wenn man sich seit etwa acht Jahren kein Album mehr aus dem umgedrehten Kreuz geleiert hat, dann läuft man Gefahr, völlig in Vergessenheit zu geraten. Doch nun legen die Jungs den Nachfolger zu „Mirage“ aus dem Jahr 2000 vor, der genau dort anknüpft, wo man seinerzeit aufgehört hat. Es dominiert kraftvoller Power Doom, der stilistisch in Richtung CANDLEMASS oder SOLITUDE AETURNUS schlägt und neben schleppenden Parts auch den einen oder anderen Ausflug in flotteres Midtempo einschlägt. Nur leider klingt „Carnage Carnival“ trotz einiger Qualitätskompositionen (allen voran das geniale, treibende „Dominion“) irgendwie müde und über ein paar Strecken nicht ganz inspiriert. Man hat stellenweise das Gefühl, dass die Stücke nicht völlig zu Ende gedacht wurden oder einfach in der Banalität versinken. Und nein, richtig schwach sind auch „Endless Fear“, „Beggars Anthem“, „The Beast Within“ oder „A Dark Embrace“ nicht und besitzen mitunter großes Ohrwurmpotential, aber so mitreißend wie die letzten Alben der oben genannten Mitbewerber ist „Carnage Carnival“ nicht ausgefallen, was wahrscheinlich auch eine Nebenwirkung des dumpfen Sounds ist, dem deutlich mehr Feuer gut getan hätte. Was bleibt, ist ein gutes Album, das man Freunden einer gepflegten Doom/Power-Mischung ruhig empfehlen kann, das aber sicher niemanden endgültig befriedigen wird. Jedenfalls werden es MEMORY GARDEN hiermit schwer haben, ihren Status in der Szene merklich zu verbessern.
Zeitgleich mit ihren Landsmännern IMPIETY (siehe Review von „Dominator“) veröffentlichen die ebenfalls aus Singapur stammenden INFERNAL EXECRATOR dieser Tage eine Mini-CD, wobei ich nicht ganz verstehe, warum die Jungs nicht eine gemeinsame Split-CD daraus gemacht haben, zumal sie anscheinend gegenseitig an den Scheiben mitgewirkt haben… aber egal, auch INFERNAL EXECRATOR holzen amtlich oldschoolig durchs Gehölz, wobei das Trio einen Tick schwarzmetallischer klingt als die Kollegen, aber sicher auch die selben Vorbilder hat, nämlich SARCOFAGO, HELLHAMMER, VENOM, BATHORY oder DARKTHRONE. Das Ergebnis klingt entsprechend räudig (wenn auch nicht allzu übel produziert) und nach purem Underground, aber auch diese Jungs haben das Problem, dass ihre Stücke nicht wirklich die Klasse der Vorbilder erreichen, und auch „aktuelle“, stilistisch ähnlich geartete Bands wie DESASTER sind den Asiaten in Sachen Songwriting eine ganze Länge voraus. Sowohl INFERNAL EXECRATOR als auch IMPIETY machen ihre Sache ganz annehmbar, aber noch lange nicht erstklassig. Trotzdem kann man der Zielgruppe auch „Antichrist Execration“ locker mal zum Anchecken empfehlen.
IMPIETY aus Singapur wüten bereits seit 1990 durch Asien und den Rest der Welt, konnten aber bisher außerhalb des absoluten Undergrounds nicht viel besehen. Aber gut; ein Rüpelhaufen, der SARCOFAGO, HELLHAMMER, BATHORY, POSSESSED und MORBID ANGEL als einige seiner Einflüsse angibt, kennt dreistellige Verkaufszahlen eben nur vom Hörensagen. Doch IMPIETY gehören, ähnlich wie DESASTER (denen man stilistisch sehr nahe steht) oder URN, zu den Bands, die auf Kommerz einen dicken Hucken setzen und einfach nur rotzig nach vorne bügeln wollen. Und das gelingt dem Quartett ohne Umschweife, denn die pfeilschnelle Mischung aus Black- Death- und Thrash Metal geht ähnlich knackig ins Ohr wie die letzten Scheiben der Koblenzer, doch erreichen IMPIETY deren songwriterische Künste bei Weitem nicht. Bei den Asiaten klingt alles etwas wirr, zusammengekleistert, und die grandiosen, SLAYER-artigen Breaks, die DESASTER scheinbar locker aus der Hüfte schießen, sucht man hier leider vergebens. Trotzdem können sich Genre-Liebhaber den „Dominator“ ruhig geben und bekommen dabei mit „The Black Vomit“ noch eine lupenreine SARCOFAGO-Coverversion obendrauf. Ganz okaye, aber nicht bahnbrechende Mini-CD.
CRUEL HAND waren usprünglich ein Projekt aus dem OUTBREAK-Umfeld, aber vor den Aufnahmen zu „Prying Eyes“ entschloss sich der Haufen, aus dem Projekt eine Fulltime-Band zu machen, mit allem was dazugehört, inklusive Deal mit Bridge9. Die Entscheidung des Labels, die Band unter Vertrag zu nehmen, lässt beim Hören des 23minütigen Wutbrockens problemlos nachvollziehen, was CRUEL HAND hier bieten ist metallischer Hardcore auf ganz hohem Niveau. Brutale Songs, die Wut, Verzweiflung und Aggression ohne Unterlass rausschreien und dabei mit heftigem Groove locken. Die dezent an Scott Vogel (TERROR) erinnernde Stimme passt wie die berühmte Faust aufs Auge und bekommt Unterstützung von einer hervorragend agierenden Gitarrenfraktion. Dahinter steht die permanent Druck machende Rhythmusabteilung, die keine Gnade kennt und selbst in den Parts mit angzogener Handbremse („Damaged Good“) ungeduldig mit den Hufen scharrt. Und das alles vermittelt mit abwechslungsreichem Songwriting, das Langeweile gar nicht erst aufkommen lässt und sich im Vergleich mit dem Vorgängeralbum fokussierter zeigt, und verpackt in eine erstklassige Produktion. Fast. Pissed-Off. Great!
Mann, Leute! Immer wieder wird sich lautstark beschwert, dass es heutzutage kaum noch Bands gibt, die einen eigenen Stil auffahren. Und dann werden "hochoriginelle" Kapellen wie VOLBEAT abgefeiert, weil die es schaffen, Johnny Cash und Elvis mit mehr PS in den Gitarren zu covern - toll! THE DEVIL'S BLOOD aus Holland sind zwar von alten BLACK SABBATH und diversen anderen, ewig verrauchten Bands inspiriert, doch ihr selbst ernannter "Occult Rock" hat einfach Eier! Und spätestens auf "Come, Reap" hat diese schweinecoole Band ihren Stil weitestgehend perfektioniert (auf der vorab veröffentlichten 7"-EP "The Graveyard Shuffle" waren noch starke Anleihen an TITO & TARANTULA zu hören, was nun kaum noch der Fall ist... und wo sind TITO & TARANTULA eigentlich hin? Sind die damals wirklich im "Titty Twister" explodiert???) und klingt endgültig seltsam, mystisch und nur schwer zu kategorisieren. 70er? Aber immer! Kraut? Gerne doch! End- und hirnloses Herumgejamme? Nix davon zu hören! Seelenlose Hochglanzproduktion? Haha, sind wir hier bei IN FLAMES?! Nee, diese Band, die auch um ihre Personen immer noch ein großes Geheimnis macht, klingt authentisch wie kaum ein anderer Newcomer der letzten Dekade. Und auch die charismatische, drehmomentstarke und von massig weiblicher Power-Erotik angetriebene Stimme von "F. The Mouth Of Satan" verleiht dem Sound eine sehr exotische Extranote. Alle fünf Songs von "Come, Reap" sind top (als Anspieltipp empfehle ich mal "The Heavens Cry Out (For The Devil's Blood)"), aber mit dem abschließenden Zehnminüter "Voodoo Dust" hat sich die Truppe schon jetzt ein Denkmal gesetzt: das Ding erinnert mit seinen wahnsinnigen Gitarrenzauberorgien mal eben an PSYCHOTIC WALTZ´ Jahrhundertepos "Into The Everflow" und ist für mich einer der grandiosesten Songs dieses Jahres. Kurz und gut: THE DEVIL´S BLOOD sind eine Macht, gehören zu den besten Retro Rock-Bands überhaupt, und "Come, Reap" ist ein Volltreffer!