MORRIGU haben mittlerweile ihr drittes Album am Start, und schon vor fünf Jahren konnten sie Herrn Memme einigermaßen zufrieden stellen. „The Niobium Sky“ zeigt die Band gereifter und die Platte mit einem gutem Sound ausgestattet, der jedem Instrument genug Platz zur Entfaltung einräumt. Vom reinen Doom Metal haben sich die Eidgenossen weiter entfernt, Dark Metal trifft es schon eher, Dark Rock vielleicht noch besser, denn die 13 Songs sind zwar heftig, aber nicht purer Metal. Im Grunde aber auch eine akademische Frage. Fakt ist, dass MORRIGU düstere, melodische und leicht episch („The Great Finding“) klingende Gitarrenmusik zum Besten geben. Beim Gesang wird auf Klargesang gesetzt, nur selten kommen Growls zum Einsatz – was schade ist, denn growlen kann der gute Mann, zudem verleiht es den entsprechende Passagen mehr dunkle Atmosphäre als der immer gleiche klare Gesang. Überhaupt schaffen es MORRIGU nicht durchgehend, ihre Songs unterscheidbar zu machen, manches Mal wird auf Schema F gesetzt und die Songs so zu gleichförmig, worunter natürlich ihr Wiedererkennungswert leidet. So bleibt „The Niobium Sky“ eine annehmbare Düsterscheibe, die einige gute und zu viele mittelmäßige Songs aufweist, um mit Platten von MY DYING BRIDE oder PARADISE LOST mithalten zu können.
AIRPEOPLE haben „The Golden City” zu einem Konzeptalbum gemacht, dessen Songs nach Städten benannt sind, von Amsterdam über Denver nach Saigon. Die Reise geht dabei entspannt von statten, Noiseelemente finden sich kaum in den goldenen Städten, genauso wenig wie knackige Parts – AIRPEOPLE sind scheinbar entspannte, vielleicht sogar harmoniesüchtige Menschen, was sich in der Musik wieder findet. Nur selten werden die harmonischen Melodien, die sanften Instrumentalteppiche durch disharmonische Einschübe („Mombasa“) unterbrochen oder mündet in hektische Abschnitte („Denver“). Die meiste Zeit ist „The Golden City“ entspannt rockend. Und das ist das große Manko der Scheibe, denn gerade zum Ende hin verschmelzen die einzelnen Songs zu einem zu ähnlich klingendem Ganzen und scheinen kein Ende zu nehmen. Saigon, Glasgow und Stockholm werden so zu einer einzigen Stadt, die auf Dauer aber langweilig ist. Und kulturelle Unterschiede, eine eigene Identität ist doch wünschenswert – globale Monokultur dagegen nicht. Die ersten fünf Songs der Platte sind gelungen und schöner Postrock, am Ende tummeln sich dann zu viele Füller, um AIRPEOPLE in eine Liga mit MOGWAI und Konsorten zu bringen.
Zwei Sachen vorweg: Niemand möchte mehr ein Cover von BILLY IDOLs "Rebel Yell" hören. Und niemand möchte mehr ein Cover von BRITNEY SPEARS "Oops... I Did It Again" hören. Man! Ansonsten zeigen sich CHILDREN OF BODOM einmal mehr als clevere Geschäftsleute, die meisten der Songs erschienen nämlich bereits als B-Sides auf diversen Maxis. Wer die aber nicht sammelt und metallische Partymusik sucht, wird fündig, denn CHILDREN OF BODOM machen das was sie können. Ein bisschen Keyboardkleister, ein paar Soli, ein paar flottere Drumpassagen, gebrüllter Gesang, Überraschungen gibt es wirklich keine. Und von der SPEARS-Langeweile abgesehen gilt auch hier was meistens gilt: Covern klappt gut wenn die Vorlage möglichst weit weg von sonst gespielten Musik entfernt ist (an IRON MAIDEN oder SEPULTURA kommen die finnischen Seerocker nicht ran), gleich der Opener machts vor: "Looking At My Back Door" (CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL) ist richtig cool gelungen. Laune machen (trotz deutlich upgefuckterem Original) "She Is Beautiful" (ANDREW W.K.) oder der RAMONES Klopper "Somebody Put Something In My Drink". Musikalisch interessanter ist - weil auf den ersten Blick kaum vorstellbar - das 80er Werk "Hell Is For Children" (PAT BENATAR, unbedingt auch mal das Original und die Soli anhören!), dem die harten Gitarren erstaunlich gut stehen. Kurzweiliges Coveralbum der Finnen, mit dem Wehrmutstropfen dass es ein B-Seiten Recycling ist.
UNHALE existieren seit 2004 und kommen aus Österreich. Nach der 5-Track-EP "Devastation" aus dem Jahre 2007 legen sie nach einem Besetzungswechsel am Schlagzeug im Jahre 2009 ihren ersten Longplayer namens "Sins Overcome" vor. Die Musik von UNHALE ist klarer Death Metal, der mit Hardcore-Einlagen gemischt wurde. Man könnte das ganze schnell als Metalcore titulieren, jedoch spielen UNHALE nicht den typischen Metalcore, den man von anderen Bands kennt. Leider muss ich der Band vorwerfen, dass ich zahlreiche Riffs der 8 Songs schon in den 80er und 90er Jahren zigmal gehört habe, so dass Vieles etwas ausgelutscht klingt. Da die Band noch aus recht jungen Musikern besteht, ist dies sehr verwunderlich. Interessant wird die Musik aber durch den abwechslungsreichen Gesang, der vom Death Metal über Hardcore bis hin zu ganz harmonischen Passagen eine breite Palette zu bieten hat. Ich fühle mich bei den harmonischen Passagen an AS I LAY DYING erinnert, wobei ich beim Hardcoregesang seltsamerweise immer an die alten BIOHAZARD denken muss. Ein wenig vorwerfen will ich der Band, dass sie in vielen Songs experimentiert und ihren Stil noch nicht gefunden zu haben scheint. Schade, dass die im Song "Fake and False" eingesetzte Violine nicht noch in anderen Songs zu hören ist. Gelungen sind insbesondere die Songs "Grindhouse", "Aces Don´t Make You Win" und "Zeitgeist", die durch coole Riffs, treibenden Songaufbau und druckvollen Gesang glänzen. Trotz der Kritik habe ich das Album in den letzten Wochen sehr oft auf den Ohren. Wenn die Band nämlich musikalisch mal nicht zu sehr in den 80/90ern rumfischt, schafft sie es, druckvolle Songs zu präsentieren, die man immer wieder gerne hört. Es bleibt ein starkes Album, das keine Ausfälle hat, sich aber vorwerfen lassen muss, musikalisch nicht sehr originell zu sein. Die Gitarrenriffs aus den 80er und 90er Jahren sind für mich hier der entscheidende Kritikpunkt. Trotzdem finden sich viele starke Songs auf der Scheibe, die insbesondere Live bestimmt viel Druck machen. Ganz klar obere Mittelklasse.
Mit "Sonic Exctasy" haben PUMP nun ihr mittlerweile drittes Album am Start, gehalten nach wie vor in guter alter 80er-Hard Rock-Tradition. Und die halten sie mit Stil aufrecht: "Testify" und "Low Life In The Fast Lane" sind klassische Stadion-Rocker- nicht umsonst haben PUMP schon mit Genre-Größen wie AXEL RUDI PELL und QUEENSRYCHE gespielt. Auch "Kiss Of Voodoo" rockt Hölle, die Songs treiben geradlinig nach vorne, sind melodiös und gehen ins Blut. Mit "All I Could Bleed" findet sich eine astreine Rockballade auf dem Album, die auch den frühen BON JOVI gut zu Gesicht gestanden hätte, bevor zum Album-Ende hin mit "Long Road To Nowhere" und "Cry For The Moon" noch mal aufs Gaspedal getreten wird, was Stimme und Verstärker hergeben. Hat irgendwo jemand behauptet, der 80er-Rock sei tot? Dann hört euch mal PUMP an.
Wenn ein Essen "interessant" schmeckt, schmeckt es in Wahrheit nicht. Und wenn Musik eigentlich ganz nett klingt, sind das nur wohlwollende Worte um zu sagen, dass hier Mittelmaß geboten wird. OMEGA LITHIUM sind eigentlich ganz nett. Und wohlwollend deshalb, weil die Band um die blutjunge Sängerin Mortenssen in einer Musikrichtung, in der viel unhörbarer Schindluder getrieben wurde, zumindest versucht frischen Wind durch die Takte zu pusten. Die Kroaten machen Elektronik-durchsetzter Gothic Rock, zwischen EVANESCENCE und EVEREVE, eher melancholisch als tanzbar. Mortenssens Gesang ist weit weg von Opern-Arien, manchmal vermisse ich aber Gefühlsausbrüche oder zumindest deutliche Gefühlsregungen, über weite Strecken klingt sie abwesend bis beinahe lethargisch - was sicher nur teilweise gewollt ist. OMEGA LITHIUM tun sich auf ihrem Debut noch etwas schwer mit jedem Song zu überzeugen, das Duett "My Haunted Self" markiert einen der misslungenen und langweiligen Versuche, "Angel's Holocaust" als deutlich rauherer Song und auch zweistimmig eines der Highlights. Licht und Schatten, beides ohne allzu extreme Ausbrüche nach oben und unten liegen eng beisammen bei OMEGA LITHIUM - ganz nett eben, aber ganz eindeutig auch mit Potential.
Obwohl sich dieses Quartett aus Indiana/USA schon 2005 gegründet hat und sowohl auf dem Coverartwork seines neuen Albums „Inner Sanctum“ wie auch auf den Bandfotos die Brutalokapelle gibt, klingt man nach eingehender Untersuchung sehr stark nach VOLBEAT. Angeblich wollen GRAVE ROBBER mit ihrer Mucke Fans von Alice Cooper, GWAR, TYPE O NEGATIVE und DANZIG ansprechen, doch diese Parallelen muss man wirklich schon mit der Lupe suchen. „Inner Sanctum“ langweilt sich 36 Minuten lang durch die Boxen, und nur manchmal weiß die Band sich durch ansprechendes Songwriting in Szene zu setzen. Stücke wie „Altered States“ oder das wie VOLBEAT´s „Radio Girl“ beginnende „Fear No Evil“ stechen aus der banalen Masse etwas heraus, doch freudige Luftsprünge ringt dieses Album dem Hörer nicht ab, im Gegenteil. Grausige Schmachtfetzen wie „Tell Tale Heart“ lassen eher die Nackenbehaarung in die Senkrechte wandern und zu dem Schluss kommen, dass GRAVE ROBBER, ähnlich wie ihre dänischen Brüder im Geiste, auf der Unnötigkeitsskala relativ weit oben anzusiedeln sind. Elvis würde im Grabe die Dauerrotation zelebrieren, wenn er wüsste, was für Krampencombos er auf den Plan gerufen hat…
Mit ihrem letzten Album „Electrify“ (2007) konnten die Thrash-Veteranen von PARADOX zwar nicht ganz an ihre beiden Glanztaten „Product Of Imagination“ (1987) und „Collision Course“ (2000) anknüpfen – aber ein Ausrufezeichen setzten die Teutonen-Thrasher damit allemal. Nicht mal zwei Jahre später schieben die Würzburger mit „Riot Squad“ nun ihr erst viertes offizielles Album nach. Dabei setzt man wieder auf Bewährtes: traditionellen, nicht überharten, aber ordentlich fixen Bay Area Thrash mit melodischer Ausrichtung und Power Metal Anteil, welcher seine Wurzeln immer noch hörbar bei den 80ern METALLICA hat und dabei mit ganz starken Gitarren um die Ecke kommt. Besonders das klasse Riffing weis auf „Riot Squad” zu punkten. Dabei sollte der geneigte Banger unbedingt in das hart melodische „Hollow Peace“, das mit geilen Soli und Gitarren versehenem „Riptide“, dem Gehörgangkracher „No Place to Survive” und dem aggressiven „Planet Terror” reinhören. PARAODX 2009 klingen deutlich gereifter, variieren das Tempo ohne die Heaviness zu verliefen und haben ihr Songwriting gen zeitlosem Thrash ausgerichtet. Die Mannen um Sänger und Gitarrist Charly Steinhauer (der das Teil auch produzierte) und Kai Pasemann (Gitarre) haben mit „Riot Squad“ ihren Fans sicher aus der Seele gethrasht. So ist mit PARADOX weiter zu rechnen.
SONS OF ALPHA CENTAURI haben sich mit TREASURE CAT zusammengetan, um zu zeigen, dass auf beiden Seiten des Atlantiks guter Instrumental Rock gezockt wird. Um die Split abzurunden, haben sie zudem drei Songs gemeinsam aufgenommen, die sich unter dem Namen ALPHACAT auf der Scheibe finden. Gesang gibt es in den gut 54 Minuten Spielzeit nicht, dafür jede Menge knackiger Riffs, gutes Stoner-Feeling und Liebe zum Detail, sowohl beim Songwriting als auch beim Spiel der Musiker. Die Beteiligten haben sich die straight rockenden Songs für ALPHACAT aufgehoben und erinnern in den drei Songs immer wieder an selige KYUSS, während die Songs der regulären Bands etwas verspielter sind, ohne dabei den nötigen Groove vermissen zu lassen – und zudem immer nachvollziehbar bleiben, was ja bei Stoner-affiner Musik nicht immer gegeben ist. So macht „Last Days Of Summer“ durchweg Spaß und kann den Hörer bei der Stange halten. Und lässt ihn Gesang gar nicht vermissen.
Ok. Meteor City Records ist ein cooles Label. Kiffermucke kann manchmal echt strange sein. Aber irgendwann ist auch mal gut. Dieses Irgendwann ist jetzt. ARARAT, das x-te Projekt eines rührigen Argentiniers, haben das bewirkt. Sieben „Songs“ gibt der auf „Musicia De La Resistencia“ zum Besten und verzichtet auf so was Blödsinniges wie roten Faden, Melodien, Riffs, Harmonien. Sound-Collagen kann das nennen, wer euphemistisch sein will, unzusammenhängenden Mist nennt das der Rest der Welt. Der Kerl hat sich wahrscheinlich schön zugedröhnt in ein Studio gesetzt, mit seinen Kumpels gekifft, gejammt und den Mist aufgenommen. Aber warum wird so ein Schrott über ein Label veröffentlicht?