Der rockigste Australien-Export seit AC/DC ist zurück: BUG GIRL haben mit "Blood, Sweat & Beers" eine neue EP am Start. Die Zutaten sind die gleichen geblieben: verdammt dreckiger Rock´n´ Roll, dargeboten vom sich selbst vollkommen genügenden Duo Amber und Clinton Spencer. Schon der treffend benannte Titeltrack "Blood, Sweat & Tears" zeigt wo der Hammer hängt und klingt nach staubigen, heißen australischen Rock-Schuppen, Sängerin Amber zeigt am Mikrophon, was eine Rockröhre ist, und wenn man nicht gerade explizit darauf achtet, käme einem niemals in den Sinn, dass da eventuell gar kein Bassist mit von der Partie sein könnte. "V8 Motor" gibt mit extrem treibender Gitarre Gas, dass einem Angst und Bange werden kann und auch der Rest des Materials lässt sich wohl schlicht am besten mit den folgenden Worten beschreiben, die die Landsmänner der Band vermutlich zu diesem Zweck benutzen würden: "Kicks ass!".
Nachdem „Empire“, das zweite Album von KASABIAN, bis an die Spitze der UK-Charts geklettert ist, dürfte der Druck auf die vier Jungs aus Leicester groß gewesen sein, ein ebenbürtiges Nachfolgewerk aufzunehmen. Dabei haben sie offenbar die Flucht nach vorn ergriffen, denn „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ – so hieß Großbritanniens erste psychiatrische Klinik für Arme – ist zum Bersten voll mit musikalischen Ideen und Spielereien. Beim ersten Hören ist es dann auch noch schwer auszumachen, was die Jungs da eigentlich treiben, aber dann schälen sich die einzelnen Songs mehr und mehr heraus, und immer wieder bleibt man an Stellen hängen, die einem einfach nicht mehr aus dem Ohr wollen. In den Stücken werden u. a. Elemente aus Pop, Rock, TripHop, Elektro und Psychedelic vermischt, und daraus entsteht ein sehr eigener und atmosphärischer Sound. Dass das bestens funktioniert, zeigen Hits wie das treibende „Fast Fuse“ mit seiner Mischung aus Garage-Rock, Surf und Elektro, „Where Did All The Love Go“ mit seinem Retro-Disco-Beat oder der fett groovende Elektro-Rocker „Vlad The Impaler“. Zusätzlich erhält das gesamte Album durch dezent eingesetzte Streicher und Bläser einen gewissen Filmmusik-Charakter. Das ist auch durchaus gewollt: Die Idee zu diesem Album war, einen Soundtrack für einen Film zu schreiben, den es nicht gibt. Produziert wurde die Scheibe von KASABIAN-Gitarrist und -Songschreiber Sergio Pizzorno und Dan Nakamura, der auch schon mit DJ Shadow und den GORILLAZ gearbeitet hat. Und besonders den Einfluss der letzteren hört man hier immer wieder heraus. Mit ihrem dritten Longplayer ist KASABIAN ein wirklich herausragendes, extrem abwechslungsreiches und spannendes Album gelungen, das dazu noch eine ganze Ladung toller Songs bietet.
TRIBAL legen mit "Corner Of A Circle" ihr zweites Album vor, und das kann sich hören lassen. Auf einer Länge von fast einer Stunde Spielzeit präsentiert die 2004 gegründete schweizer Kombo eine gelungene Mischung aus angedunkeltem Rock und Metal und geben sich dabei vielseitig: von Schmusenummern wie der Ballade "Higher" oder dem verträumten "Reign Of Silence" über Midtempo Songs bis zu stärker metal-lastigem Material wie "Take Me Away" ist alles dabei. Der melancholisch-düstere Goth-Appeal zieht sich durchs komplette Album, besonders hervorgehoben seien hier exemplarisch die rockigen "Jump Of The Bridge" und "Holy". Die Songs sind durchweg melodisch, erschließen sich aber manchmal nicht sofort beim ersten Hören, mehrmaliges Anhören zahlt sich also aus- dann nämlich stellt man fest, dass "Corner Of A Circle" ein wirklich durchweg gelungenes Album ist.
"Dogz On Dope" ist das Debüt-Album von MAXXWELL aus der schönen Schweiz, und die Herren lassen von vorneherein keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie sich dreckigem Hard Rock verschrieben haben. Beim Opener "Locked Up" krachen die Gitarren, was das Zeug hält, "Boogey Man" groovt und geht ins Ohr, der Titelsong "Dogz On Dope" treibt ordentlich nach vorne. Höhepunkt des Albums ist das mit einer Prise Blues und Western/Outlaw-Flair versehene "Acid Train", mit dem MAXXWELL ein klasse Roadmovie- Song gelungen ist, bei dem man sich in die Weiten des amerikanischen Westens auf einen staubigen Highway versetzt fühlt. Mit der Ballade "Tomorrow" zeigt sich die Band schließlich von ihrer ruhigen Seite- bei Konzerten darf also nicht nur dem Headbanging gefrönt, sondern auch das Feuerzeug gezückt werden. Fazit: gelungenes Debüt-Album, dessen Nachfolger mit Aufmerksamkeit verfolgen dürfte.
Das beim erdigen Rock die Post häufig in Skandinavien abgeht hat sich ja mittlerweile landauf und landab rumgesprochen. Zu den richtig guten Vertretern des Genres gehören auch die BABYLON BOMBS, die mit „Babylon’s Burning“ nun ihren dritten Longplayer aufs partywillige Volk loslassen. Und das schwedische Quartett um Fronter Dani bleibt auch nach über 3 ½ Jähriger Anlaufzeit schön dreckig und rau; hat seinen Rotz’n’Roll aber kräftig mit Sleaze gemischt – nicht von ungefähr klingt manches nach MÖTLEY CRÜE oder GUNS N’ ROSES – und einem Schuss Hard Rock. Man sollte sich von den einleitenden Keyboards des Openers „Liberation“ auch nicht täuschen lassen – das Teil rockt, geht direkt in Ohr und Füße und ist mit eingestreuten Violinenklängen klasse arrangiert, die 80er Sleaze/Glam-Hommage „Angel Eyes“, das nach vorne gehenden „Rattle My Bones“ oder die schön länger veröffentlichte hochmelodische Rock-Single „Goodbye Good Luck” seien nur mal als Hörtipp genannt. Alle 11 Tracks halten den Niveau- und Partyfaktor verdammt hoch. Mit „Babylon’s Burning” haben die BABYLON BOMBS den Kollegen von den HARDCORE SUPERSTARS nicht nur den Kampf angesagt, sondern vorgelegt. Das Teil macht Laune im tristen Herbst 2009 und ist für einschlägig Vorbestrafte Pflicht - Let’s Rock’n’Roll!
MOTÖRHEAD auf Acid und BLACK SABBATH auf Speed – das sind doch mal Aussagen, die aufhorchen lassen! So wird gespannt das neue LITMUS-Werk „Aurora“ eingelegt, mit dem die Briten den Spacerock zurück erobern und nicht mehr den Hippies überlassen wollen. Yeah! Die Briten schaffen es in der guten Stunde dann tatsächlich, nicht an Kiffer- und LSD-geschwängerte Rocknummern abzudriften, sondern mit flottem Grundtempo und einem basslastigem Sound den Hörer für sich einzunehmen. Wer „Aurora“ mit einer Tüte in der Hand im Schein der Lavalampe konsumiert, wird mit dem Soundtrack aber auch glücklich werden. Die MOTÖRHEAD’sche Rotzigkeit geht LITMUS zwar ab, die BLACK SABBATH-Vergleiche können sie aber rechtfertigen, auch wenn „Aurora“ nicht das Hitpotential der guten alten Ozzy-Zeit-Scheiben hat. Gut ist die Platte trotzdem und beschert LITMUS einen Sieg im Kampf um die Spacerock-Krone.
LAMPS OF DELTA werden im Promozettel als „die beste Band der Nordwestschweiz“ gefeiert, was nicht so die große Leistung ist, angesichts der geographischen Verhältnisse. Fakt ist, dass die Eidgenossen auf „Interregnum Express” eine interessante Mischung aus Noise, Postcore und Indierock bieten, die von Guido Lucas (BLACKMAIL, SCUMBUCKET) ansprechend produziert wurde. Die Songs pendeln zwischen wuchtigen, teils rifflastigen Passagen, auf die immer wieder ruhige Abschnitte treffen – das abschließende „Les Chiens D’Angouleme“ ist mit seinen fünf Minuten Dauer ein gelungenes Beispiel für den LAMPS OF DELTA-Sound. In den vorherigen elf Songs gibt es ebensoviel zu entdecken für Freunde der gepflegt-heftigen Musik, die mit ISIS ebenso vertraut sind wie mit HELMET und FUGAZI. Auch wenn nicht jeder Song zündet, ist „Interregnum Express” in der Gesamtheit eine solide, anständige Postcore-Scheibe geworden, mit der LAMPS OF DELTA zufrieden sein können.
LÖNNDOM – ich zieh mir eins über, oder was?…. Natürlich führen die Spuren in den Norden (so auch der Titel des Albums) und natürlich soll es Black Metal sein, rein und ungekünstelt. Und ein bisschen episch, klar Burzum und Bathory stehen Pate. Indes: Die Gitarren klirren altbacken und hakelig, manchmal („Tjakka“) wie beim Stimmen. Die Drums spielen ihre eigenen Loops und Kamerad Sänger nörgelt sich einen zu recht, wie weiland der Medizin-Mann der Apachen, als Winnetou ins Reich der Ahnen abritt. Vielleicht appellieren LÖNNDOM an Naturliebhaber und Freunde des Folk – von mir aus hätten sie auch in ihrer schwedischen Blockhütte bleiben können (oder zumindest dort üben). „Heimlich“ soll der Name wohl heißen – und so hätten die Jungs mal lieber ihre Scheibe hören sollen…
Hier also das 93er-Album als Re-Release: Das wutzige Cover mit Arschbeißenden Pferden und der Kifferrückseite versprüht ähnlichen kindlichen Witz wie die Musik. Eine stumpfe Mischung aus Punk, Thrash und Core, bassbetont und mit guten verständlichem Sprechschreigesang (der manchmal ganz entfern an Jello Biafra erinnert) versehen. So oder ähnlich musizieren auch Torment und ähnliche Truppen heute noch. Was aber die sehr erdig klingende von damals nur bedingt interessant macht, trotz durchaus nicht stumpfer Texte (von Sozialkritik bis humoriger Schwachsinn). Und natürlich hat Metal Mind wieder Bonus-Trcks beigepackt („Pizza Driver“ live und als Videoclip sowie chanson-deske „Midnight Visitor“ als Video-Clip). Keine Ahnung, wer sich das alles kaufen soll, aber das Digi-Pack sieht cool aus und als kleiner Trip in die Historie mag das taugen. Für Polen-Fanatiker und Millionäre sicher super…
Bei LET THE NIGHT ROAR treibt sich mit Jeff Juszkiewics ein ehemaliger MALEVOLENT CREATION-Recke rum, der mit seinem neuem Projekt ohrenscheinlich seine Vorliebe für fiesen, old schooligen Metal ausleben will. Dementsprechend rumpelig-basslastig geht es in den acht Songs zur Sache, zu finden sind dabei Einflüsse von CELTIC FROST bis D.R.I., von HIGH ON FIRE bis VENOM. Die Hard-Doomster werden „Let The Night Roar“ als zu flott aus den Boxen kommend finden, aber der durchschnittliche Metalhead kriegt hier genug vertonte Schwärze und fiese Riffs, um das Etikett Doom draufzupappen. Die acht Songs entpuppen sich als fiese Bastarde aus oben genannten Bands und verschmelzen zu einer halbstündigen Reise in speckig-dunklen Metal, die nicht langweilig wird und auf der ordentlich Atmosphäre aufgebaut wird. Zwar keine extrem innovative Angelegenheit, aber solide geschrieben und gespielte Songs, die durchweg interessant bleiben und für Fans ehrlich-düsteren Metals einen Durchlauf wert sein sollten.