Kaum einmal verdrängt man ein Review, da hat der Kollege Sin Nanna schon wieder vier weitere Veröffentlichungen herausgebracht. Und natürlich gibt’s wieder Naturbildchen in grau, schwarz und weiß sowie Ambient Black Metal, schlecht produziert und unmöglich ernst gemeint. Das schlechteste Solo-Projekt der Welt und aller Zeiten liefert wieder die gewohnte Un-Qualität: „When The Moon And The Earth Collide Into Sun“ hört sich an wie das alte Radio meiner Oma mit dem Sendersuchknopf ganz außen, „Origin Of Paranormal Possibilities“ ist schlichtes sonore Brummen, das wohl Scifi-Soundtrack-Atmo herstellen soll, aber schlichtweg nervt. Ich weiß nicht, was STRIBORG gegen Displeased in der Hand haben, aber anders ist nicht zu erklären, dass sie die Scheiben vom vollkommen entrückten Verrückten immer wieder herausbringen. Oder kennt irgendjemand irgendeinen, der diese Scheiben mag oder sogar kauft. Bitte melden!
Cool, endlich mal eine taffe Band, die sich nach einem GENESIS-Song benannt hat! IN THE CAGE gehen aber mitnichten in die Prog-Richtung, sondern haben sich Metalcore alter Schule auf die Fahne geschrieben, also aus der Zeit, als schwedische Gitarren da noch nix zu suchen hatten und es stattdessen fett produzierte Scheiben gab, deren Gitarrenarbeit an alten Ami-Combos orientiert war. Genau das gibt es auf der „Talk Is Cheap“-EP der Ösis zu hören, gleich siebenmal. Das macht Laune, geht ja auch nur eine Viertelstunde, da kann so was kaum schief gehen, zumal die Band ihr Handwerk versteht und einen ziemlich beeindruckenden Shouter ihr Eigen nennt. Songwriting geht auch in Ordnung, die Gitarren sind wie erwähnt wunderbar fett und druckvoll, ebenso die Drums Auf EP-Niveau überzeugen IN THE CAGE, jetzt bleibt abzuwarten, was sie bei einem Album hinbekommen.
Wie wahrscheinlich war es eigentlich, dass sich alte Rocker wie die beiden ex-W.A.S.P. Musiker Roberts und Spencer auf ihre alten Tage noch mal umorientieren? Als Nächstes läuft Herr Memme mit HAVE HEART-Shirt rum und Kollege Maio mutiert zum SLIPKNOT-Fan. Ein Schelm, wer bei der FIVE FINGER DEATH PUNCH-Geschichte kommerzielle Beweggründe vermutet (angesichts der Radio- und Konsumentenfreundlichen drei bis vier Minuten Länge pro Song nicht völlig abwegig). Aber sei’s drum. Das Debüt hat Spaß gemacht und auch das (dämlich betitelte) Zweitwerk „War Is The Answer“ bietet einen Haufen gut geschriebener Metal-Songs, die die Fans nicht enttäuschen werden. Groovig, hauptsächlich im Mid Tempo angesiedelt und mit verdamm fetter Produktion ausgestattet zündet der 13-Tracker beim ersten Durchlauf, was angesichts von knackigen Songs Marke „No One Gets Left Behind“ und „Hard To See“ oder des fies-aggressiven Titelsongs kein Wunder ist. Hier waren Routiniers am Werk, die sich lange mit SLIPKNOT, STONE SOUR und den US-Kollegen beschäftigt und dann den Schwenk Richtung Schweden und Europa, hin zu SOILWORK, gemacht haben. Deren Stärken kopiert, beim Songwriting ordentlich gefeilt und einen dicke Produktion, fertig ist die gut Modern Metal-Scheibe. Einzig die Ballade hätte weg gelassen werden können, aber echte Rocker müssen eine auf jeder Scheibe haben. „War Is The Answer“ ist die konsequente Fortführung des FIVE FINGER DEATH PUNCH-Stils und wird die Fangemeinde zufrieden stellen. Der Eindruck ist wieder mal ein guter, be-eindruckt haben die alten Herren auch mit dieser Scheibe nicht gänzlich.
Der Sänger klingt ein bisschen nach METALLICA, die Band wie DISTURBEDund Co. Studenten machen Rock, aber bloß nich zu asi...? Die Scheibe der Freiburger ist von echt sattem Sound – ein Statement, das über Songs und Ideen leider nicht unbedingt zutrifft: Metal, Rock, Nu Metal, Alternative – alles dufte eingespielt und ohne Beanstandungen produziert, aber von jeglicher Zündung verschont werden. Elf Songs gepflegte Langeweile, ganz vorn ist dabei die Ballade „Breaking Me Down“. Die zweite Veröffentlichung der Süddeutschen ist wahrscheinlich besser bei einem Musikredakteur bei FFN oder einem anderen der anderen Sender mit dem Besten der Dekaden aufgehoben als hier. Hier gilt – professionelles Schlafmittel.
Ahhhhh. Alternative-Geschwurbel der Marke ALTER BRIDGE – dazu noch eine schmonzige Ballade mit „Every Rose has its Thorne“-Charme – so ist anspruchsvolle und radiotaugliche Rockmusik mit Pop-Appeal schlichtweg nicht zu ertragen. Eine raue, aber eben immer verträgliche nickelig-backige Männerstimme, pseudo-harte Gitarren, eine echt gute Produktion (Benny Schäfer) und eine professionelle CD-Gestaltung – fertig sind Charthüpfer und Radio-Rotierer? Mitnichten - TARGET:BLANK klingt wie tausendmal gegessen, zumindest aber um Jahre zu spät. Bisschen härteres, industriell angehauchtes Zeuch in „Salvation“ trägt ebenfalls nicht zur Steigerung der Street-Credibility bei. Da nutzt es den Braunschweigern auch nichts, dass sie schon beim FFN New Sensation Contest gewonnen haben und (natürlich) echt fit an ihren Instrumenten sind. Aber Professionalität erzeugt eben noch keine Spannung. Schnarch.
Der Sohn des Satans Adrian mischt mit, der Bass macht dir ne Beule und die Drums kommen direkt aus den Bierstudios – Ulf Scheel wird dem ein oder anderen mit Pivo Productions vielleicht bekannt sein. Und vorne wütet Chris über die Ungerechtigkeiten dieser Welt. Mitgemischt haben einige Gäste, unter anderem Mutz von Drone – was den ersten kleinen Anhalt auf die Musik gibt. Thrash Metal ist das große Ganze, dazu kommen moderne (Core-)Klänge und ein wenig (melodischer) Death Metal. Nun ist das heute nicht sonderlich originell, weil sich die angrenzenden Genre-Gebiete immer mehr überschneiden, aber es muss eben auch nicht langweilig sein. Vor allem nicht, wenns gut eingespielt ist. Und das selbst-betitelte Debüt der Berliner ist schon nicht öd. Zischen den Stühlen metallern TORTURE PIT drangvoll los, der Sound ist voll-professionell (manchmal vielleicht ein bisschen zu modern, vielleicht im Sinne von „technisch produziert“), die Songs cool und abwechslungsreich. Letzteres mag mancher als orientierungslos empfinden – aber der rote Faden ist hier sicherlich Aggression und Wut. Richtig geil wird’s, wenn’s sogar ein bisschen „grindcort“ („Attitude“) oder an Disbelief erinnert („The Hive“ oder “H.O.G.C“). Dass aber nicht alles die “komplett fiese Wut” ist, was so klingt, beweisen Textzeilen im Booklet wie „Playing bongo on my skullcap with feet incredibly smelly he invited all of his friends to play scrabble on my belly“. Fazit: Gutes Debüt, Alter, macht auch Beulen.
Die Jungs sind nicht porno, daran ändert weder der Name der deutschen Kapelle etwas noch die tätowierte knackige Stiefelbraut mit der Gitarre auf dem Cover. „Something Different", ist das Debütalbum von JAKE PORN – und das bietet angepunkten Nu-Metal, Alternative-Punk mit Rotz-Rock’n’Roll-Elementen, nix Glam, nix Porno. Auf der Habenseite stehen durchaus einiger Drive und ohrwurmige Titel wie die Opener „Rollercoaster“ oder „Partyzone“ und große Sicherheit an den Instrumenten. Im Saldo sind die Herren mit ihrer Nu-Meta-Songs wie „So What“ sowie den Balladen-schwangeren Momenten wie in „My Decision „ sowie mit dem setllwenise zu dünnen Klargesang. Insgesamt bleibt eine durchschnittliche Underground-Rock-Scheibe, die ebenfalls auf einem Stadtfest spielen könnte – aber entweder weiter oben im Billing als THE VAGRANTS oder in der cooleren Stadt mit ein bisschen mehr porno.
Die Band-Bio von THE LUCKY PUNCH aus München liest sich beeindruckend. U. a. haben die vier Jungs schon vor MONSTER MAGNET, MOTÖRHEAD, den HELLACOPTERS und den HIVES gespielt und sind drei Wochen lang durch China getourt. Jetzt sind sie mit ihrem dritten Album am Start, und damit gilt es zu beweisen, dass die Vorschusslorbeeren verdient sind. Zu hören gibt es 13 Songs lang eingängigen, dreckigen Old-School-Rock, der äußerst authentisch nach 60s und 70s klingt. Dabei geht es mal trocken groovend zu, wie im Opener „Wake Up Knock“, straight und melodisch wie in „I Know“ oder auch psychedelisch wie in „No Need To Lie“. So wirklich originell ist das alles nicht, und man hat schnell das Gefühl, sämtliche Songs schon mal irgendwo gehört zu haben. Andererseits macht der Sound einfach Spaß, sind die Songs toll gespielt, knackig arrangiert und haben diverse Ohrwürmer zu bieten. Überhaupt hat man hier das Gefühl, ein Album einer schwedischen Rockband zu hören, dermaßen abgehalftert spielen die Jungs ihren Stiefel runter. „Yield To Temptation“ ist daher ein klasse Album geworden, das allemal rechtfertigt, dass der Vierer schon vor oben genannten Größen auf der Bühne stand.
HYPNOSIS sind immer noch zu dritt unterwegs, Kollege Druncomputer hat also noch nicht ausgedient und ist beim neuen Album der Franzosen wieder dabei. Das kommt wieder mal bei einem neuen Label raus, geändert hat sich sonst aber nicht viel. Recht unspektakulärer Death Metal wird hier geboten, dessen biedere Vorhersehbarkeit auch nicht durch Keyboards, Elektro und Mann-Frau-Wechselgesang verändert wird. Verschlimmert wird alles noch durch die mittelmäßige Produktion und das völlig langweilige Songwriting, das außer „An Ordinary Day“ keinen halbwegs prickelnden Song zustande gebracht hat. Es gibt ungefähr drei Millionen bessere Bands im erweiterten Death Metal-Bereich, da braucht niemand eine Scheibe wie „The Synthetic Light Of Hope“.
Es gibt so viele Black-Metal-Bands, wie wollen durch oberflächliche Effekthascherei oder absolut wahrhafte Einstellung punkten. Dabei treten bei beiden Fraktionen die musikalischen Werte schon Mal in den Hintergrund - eine Band wie Shining zum Beispiel wird viel zu wenig wegen der Mucke wahrgenommen, bei diesen Holländer mit dem teuflischen Blut geht sogar Psycho-Rock als besonders evil durch. Und dann gibt es Formationen, die werkeln im Untergrund, sind böse wie Sau – und obwohl sie auch einem durchaus erfolgreichem Label sind, nimmt sie kaum einer wahr. So ähnlich liegt der Fall beim Ein-Mann-Projekt VULVARK. Schon das erste Werk, die gleichnamige EP von 2005 ging an der Mehrheit vorbei - was natürlich auch am Limit von 100 Exemplaren lag. Ein ähnliches Schicksal darf die Luxusausgabe (schickes Cover, handnummeriert, Karton-Booklet mit Silber-Druck etc, 250 Exemplare) des VULVARK-Debüt-Albums nicht ereilen. Eile ist bei diesem Monolithen (außer beim Bestellen) ehedem vergebens. Das Album ist wie ein langer, mit Wiederhaken versehener Stachel im Rücken des Misantrophen, es ist wie eine apokalyptische Drohung des wahnsinnigen Nihilisten – alles klingt wie die kalkulierte Warnung des potentiellen Amokläufers in deiner Nachbarschaft. VULVARK dröhnen dunkel, sind unharmonisch wie eingängig, nie lieblich. Unerfüllte Liebe? Nicht mal das. VULVARK klingt wie die hypnotische Kampfansage eines verbitterten Menschenfeindes an die Blumenkinder dieser Erde. Solist Nihilaz kann – wenn es denn niemand besser weiß – noch nie etwas Schönes erlebt haben und hat dann all seine negative Erfahrung in dieses Album gelegt. Außer Esoteric ist in den vergangenen Jahren kein so finsteres Album erschienen – und es kommt völlig ohne billige Fassaden aus. VULVARK klingen so echt wie das Leben in einer Metropole – aber im vergessenen Ghetto am Rande des Stadt, unter der Brücke im Herbststurm - mit gerade abgelaufenem „Hartz IV“ und Raven-Pils, bestenfalls am Stromverteiler… Eklig, dieser Nihilaz, echt eklig. Aber für Freunde pechschwarzen Black metals ist das verdammt gut so… Oder, um es mit seinem Worten zu sagen: „Lay Down And Die, Goodbye“. Aber vorher kauft ihr gefälligst noch das Album, entweder unter http://www.hymiana.de/ oder über Van Records.