Teil zwei des Projektes VOICES OF ROCK steht an. Dabei haben sich erneut die beiden deutschen Produzenten Chris Lausmann (BONFIRE, JADED HEART) und Michael Voss (MAD MAX, CASANOVA) als Duo zusammengetan, um den Nachfolger für dass damals nicht nur von der schreibenden Zunft recht wohlwollend bewertete „MMVII“ Album auf den Weg zu bringen.
Wie schon 2007 (damals gab es sogar einen Award für die beste Produktion) haben diese beiden Herren auf „Hight & Mighty“ 10 neue Songs zusammengebastelt, um im weiten Feld zwischen AOR, Hard- Melodic- und Hard Rock versucht mit jeweils unterschiedlichen Sängern erneut ein abwechslungsreiches Stück Musik zu kreieren. Für mich ist dies jedoch nur zum Teil gelungen, an der Produktion liegt es eher nicht, die ist erneut Top geworden, sondern zum einen weil mir zu viele langsame und Midtemposachen drauf sind und zum anderen überzeugt leider ist auch nicht jede Gesangesdarbietung so stark (aufgrund einer manchmal etwas unglücklicher Songzuteilng), als dass man kritikfrei mit der Zunge schnalzen könnte.
Dabei startet der kraftvolle Opener "Into The Light" ein schöner Groover mit klasse Hookline und Tony Martin (ex-BLACK SABBATH) am Mikro wirklich klasse in das Album und macht Lust auf mehr. Typischer Ami AOR mit viel Keyboards bietet "Shame On Me", hierfür hat man Vokalist Bert Heerink (ex-VANDENBERG) nach 20 Jahren Pause ausgegraben, ich bin ehrlich, geht so hätte aber nicht sein müssen. Auch Joe Lynn Turner hat mit "Tonight" ein was den Refrain betrifft eine eher dünnen Song erwischt. „Rock Me“ mit Paul Shortino (ex-s QUIET RIOT) ist dann keinesfalls eine schnelle Nummer sondern eine allenfalls mittelmäßige Ballade. Multitalent Rob Rock ist eine meiner Lieblingssänger und auch er darf nur mit gebremster Offensive bei dem getragenen "Remember Me" loslegen. Überraschend ist dann die flotte von ex-METAL CHURCH Röhre Tony Mills dargebrachte Nummer „Lay Down To Rest“ dann wieder ein Lichtblick. Genauso wie David Reece (ex-ACCEPT zu der Band hat er nie gepaßt) der mit "Dirty Games" einen schön gelungenen Stampfer abliefert. Paul Sabu (war als Songschreiber u.a. schon für ALICE COOPER oder JOHN WAITE aktiv) überzeugt mit dem groovig-catchigen "Down The Drain" sowie schönem Gitarrensolo ebenfalls. Gegen Ende darf sich auch ex-SKAGARACK Sänger Torben Schmidt mit dem brav dahingleitenden "Only 4 ever" präsentieren. Leider nur als Bonustrack für die Limited Edition hat man den Coversong "Maniac" auserkoren hier hat Produzent Michael Voss gesungen, der song hat viel Schmackes und Biss etwas was auf den anderen Songs zuvor leider viel zu selten vorgekommen ist.
Für mich ist dieser zu gediegene Melodic Rock von „Hight & Mighty“ gerade noch im leichten Plus, aber ganz sicher kein „must have“ dafür fehlt es einfach zu oft am zündende Esprit sowie packenden Hooklines.
Steve Grimmett, im Laufe seiner Karriere immer mal wieder mit neuen Bands unterwegs gewesen, hat jetzt ein neues Projekt am Start, nämlich GRIMMSTINE. Mit von der Partie ist auch Gitarrist Steve Stine, dessen Gitarrenparts entsprechend jede Menge Platz eingeräumt wird, und die zusammen mit Grimmets charakteristischem Gesang das gesamte Album prägen. Geboten wird eine Art Mischung aus Heavy Metal und klassischem Hard Rock, deren Solidität außer Frage steht, aber auf Dauer mitunter irgendwie doch etwas eintönig wird. Aus dem druckvollen, nach einer Weile aber leider etwas monotonen Gitarrenfeuerwerk herauszustechen gelingt beispielsweise der Ballade "You´ll Never Know", bei der Grimmet zeigt, dass er eben nicht "nur" auf klassischen Hard Rock-Gesang machen kann, sondern auch das Zeug zu klasse Rock-Balladen mit Gesang in tendenziell etwas tieferen Tonlagen hat. "You Give Me Love" ist eine gelungene Mischung aus beidem, der Song rockt, gleichzeitig geht aber die Melodie weniger in den Gitarren unter als bei manch anderem. Fazit: keine große Überraschung, aber solide Handwerkskunst.
BLACK PYRAMID passen zu Meteor City Records wie Arsch auf Eimer, auch wenn sich die Ostküstler auf die düster-doomige Spielweise des Stoner Rocks verlegt haben, aber andererseits kann ja auch nicht jeder Kiffer-Combo die Sonne aus dem Arsch scheinen. Schleppend, basslastig und mit einem Gespür für das Aufbauen einer bedrohlich dunklen Atmosphäre wabern sich BLACK PYRAMID durch neun überlange Songs, in denen sie sich immer Zeit lassen, um ein Riff zur vollen Entfaltung zu bringen oder ihre lyrischen Ergüsse angemessen vorzutragen. Das funktioniert alles leidlich gut und erinnert in guten Augenblicken an PENTAGRAM mit einem Schuss KYUSS. Da es die Herren zudem verstehen, in jedem Song einige verdammt eingängige Melodien einzubauen, macht die Scheibe auch nach knapp 50 Minuten noch Laune, sofern sich auf die vertonte Schwärze eingelassen werden kann. Wer dazu in der Lage ist, wird mit einer interessanten Stoner-Scheibe belohnt, die in dieser Form nicht alltäglich ist.
Noch eine Musikerversammlung, diesmal aus Australien. Unter anderem von Pestilential Shadows und Austere sind hier Mucker zusammen gekommen, um das fortzuführen, was bereits 1993 begann und mit „Totem“ 1995 erstmals eine Full-Length veröffentlichte: NAZXUL. Die unheimliche Black-Metal-Kapelle führt mit dieser Scheibe das Erbe des verstorbenen Gitarristen Greg Morelli fort – der übrigens auf ausdrücklichen Wunsch der Band immer noch Teil derselben ist. Die Fünft-Kontinentler machen Black Metal der bombastischen Sorte, verzichten nicht auf Keyboards, aber auf überdimensionierten Schmalz. Dabei versprüht „Iconoclast“ immer eine böse, wenn auch nicht allzu fiese Stimmung. Die Musik groovt einserseits ziemlich, liegt insgesamt irgendwo zwischen melancholisch und bedrückend. Hier ist wenig neu – klirrende Gitarrenkälte, ekligen Keyboard-Kleister und krächzende Vocal-Abscheu gab es in der Tat schön öfter, aber bei NAZXUL wirkt’s alles interessant und atmosphärisch – und das ist in der heutigen Zeit schon viel Wert. Das Album fesselt, ob man will oder nicht.
Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Der 1996 gegründete Vierer kommt nicht aus Reno, Nevada, sondern aus Denver, Colorado. Der Bandname bezieht sich darauf, dass in Reno Ehen extrem leicht wieder zu trennen sind. Aber vielmehr sollte hier ja die Musik der Band interessieren, und die geht gut nach vorne und in die Ohren. Die Jungs spielen dreckigen, melodischen Punkrock, der wie eine Mischung aus SOCIAL DISTORTION und den BONES klingt, wobei es nicht durchgehend schnell abgeht, sondern oft auch im Mid-Tempo gerockt wird. Der Sound kommt extrem eingängig daher, kommt in Bezug auf Intensität aber nicht an SOCIAL D und in Bezug auf Druck und Energie nicht an die BONES heran. Überhaupt sind die Songs alle nicht besonders originell und bewegen sich stellenweise nah am Mainstream. Andererseits: Das Album macht einfach Spaß. Der Sound ist genau an den richtigen Stellen dreckig, strahlt eine rotzige Rock n’ Roll-Attitüde aus und hinter jeder Ecke verbergen sich Ohrwürmer. Wer auf die beiden genannten und ähnliche Bands steht, sollte unbedingt mal reinhören.
Die Dänen kramen wieder das Klischee von freier Liebe und langem Frieden, von lecker Marihuana und stinkenden Patchouli-Stäbchen aus der inzwischen verstaubten Schublade hervor. Hippies, Woodstock, Christiania, Hendrix, Led Zep, Bob Dylan. Bla fasel blubb. Die Damen und Herren von damals sind jetzt entweder bei den Grünen, auf Entziehung oder einfach nur spießig geworden, eine neue Generation wie HIGHWAY CHILD versucht, den Spirit von damals auf CD (auf dem Label namens Elektrohasch – sic!) zu fangen. Kann ja gar nicht klappen. Denn, wer damals dabei war und es wieder hören will, der kramt seine alte Scheiben wieder raus (falls er sie findet und den Schallplattenspieler noch verwenden kann) und hört die alten Helden. Denn da ist nichts augesetzt oder wirkt kalkuliert. Nicht, dass diese Band nicht ihren Blues hat, nicht, dass sie auch Country („Branded A Fool“) und Retro-Rock zu einer schlüssigen Mischung verquickt, aber wer steinigen, altmodischen, angebluesten Rock hören will, der ist mit den Doors und ihren Kollegen von damals wesentlich besser bedient. Wolfmother und Co? Nicht mehr anzuhören! Aber inwischen ist diese pyschedelische rockige Retro-Grütze ja sogar im Black Metal angekommen – und beliebt…
PARACHUTES verlieren mit jedem Albumtitel mehr Coolness-Punkte, auch wenn “The Working Horse“ angesichts der Veröffentlichungs- und Spielfreude der Band stimmt. Aber cool ist was anderes. Dafür wartet die Scheibe mit einem gelungenem Artwork auf und kann auch klanglich überzeugen, die Produktion ist echt gut geworden. Mittlerweile haben PARACHUTES zudem den Dreh raus, wie ein typischer (und gut gemachter) Screamo-Song zu klingen hat – „Thrones“ ist da das beste Beispiel, von clean gesungenen Refrains bis langsamen Parts ist alles drin, was ein Screamo-Song braucht. Leider weichen sie von dem „Thrones“-Schema nicht wirklich ab, so dass sich im Verlauf des Albums immer wieder das Gefühl einschleicht, diesen oder jenen Part schon mal gehört zu haben. Wie gesagt, handwerklich alles gut gemacht, aber im Grunde austauschbar und mit zu wenig Mut für neue Wege. Gut ins Ohr gehen alle Songs, die Screamo-Fraktion wird „The Working Horse“ dafür sicher lieben, aber innovativ oder auch nur mit eigener Identität ausgestattet ist die Scheibe leider nicht.
EVERY TIME I DIE haben sich seit „Hot Damn!“-Zeiten weiterentwickelt, weg vom extrem schrägen Core zu rockigeren Gefilden. Aber auch in den letzten Alben schwang immer ein gewisser Grad Wahnsinn mit, der so oft mit (musikalischem) Genie einhergeht und verhinderte, dass EVERY TIME I DIE eine belanglose Altherrencombo werden. „New Junk Aesthetic“ stellt das erneut unter Beweis und lässt Southern Rock auf Hardcore treffen, erweitert um die erwartete Dosis Beklopptheit. Herausgekommen sind EVERY TIME I DIE-typisch abgedrehte Nummer Marke „Turtles All The Way Down“ oder „Wanderlust“ (bei der Shouter Keith alle Register zieht), aber auch bitterböse Nummern wie der schwere Opener „Roman Holiday“. Es spricht für die Band, dass die Songs durchweg hörbar sind und fast alle auch Hitpotential besitzen und dem album so nie die Luft ausgeht. Dafür sorgen die wunderbare Gitarrenarbeit, die gleichermaßen rockig wie chaotisch klingt, aber immer nachvollziehbar bleibt, und Shouter Keith, der vom Psycho bis zum schmeichelnden Sangesknaben ein breites Spektrum hat und das voll nutzt. Würde aber alles nichts nützen, wenn EVERY TIME I DIE nicht auch begnadete Songschreiber sind, in deren Hirne sich wahnsinnige Idee an wahnsinnige Idee reiht, die dann im Kollektiv zu krachigen Songs verwertet werden. Ergibt ein verdammt gelungenes Album, auf das EVERY TIME I DIE stolz sein können!
Der dicke Mann von Finntroll ist wieder: Tapio just jetzt Basser und muckelt bei SURVIVORS ZERO. Zusammen mit Kollegen, die bereits bei Impaled Nazarene, Deathchain, Machine Men spielten, überredete er Produzent Sami Jämsén (Deathchain, Barathrum) zum Musizieren und gemeinsam lassen sie sich von Jonas Kjellgren (Trillionen Kapellen) produzieren. Wie das mit vermeintlichen All-Star-Bands so ist: Der Hörer vermutet dolle viel Rauch und recht wenig. Und in der Tat: Anfangs macht „999“ einen unspektakulären Eindruck. Mal wieder geht es um eine Mischung aus (melodischem) Death Metal mit Thrash-Einschlag, aber nicht zu modern. Älter In Flames, Arch Enemy und Co. lassen grüßen. Das Album ist aggressiv und durchaus groovig, das namhafte Team der Überlebenden weiß in allen belangen, was es macht. Das Album tut niemandem weh, ist aber gleichzeitig nicht tantig – es hat durchaus das überaus professionell eingetrümmerte Zeug zum Verkaufsschlager (relativ gesprochen) und ist allemal besser als Vergleichsformation der Marke Scar Symmetry. Und vor allem: Was anfangs beinahe langweilig wirkt, entwickelt sich entgegen der eigenen Vermutungen zu einem durchaus spannenden Werk, dem die geneigte Zielgruppe eine Chance geben sollte. All-Star-Band hin, Berechenbarkeit her…
FU MANCHU gehören ja mittlerweile zum Inventar der Stoner-Szene und liefern in schöner Regelmäßigkeit gute Alben für Wüstenfreaks ab – allerdings scheint der ewige Staub auch bei den Amis erste Abnutzungsspuren hinterlassen zu haben. „Signs Of Infinite Power” geht nämlich die trockene Hitdichte der letzen beiden Scheiben ab, von den ersten Alben der Jungs aus Kalifornien ganz abgesehen. Weiterhin setzt man zwar auf fette, dreckige Riffs, viel Bass, BLACK SABBATH- und Punk-Attitüden und dezente Psychedelic-Anflüge – cool ins Ohr geht es meistens dabei auch. Aber trotz gutem Stoff wie dem tonnenschweren Opener-Duo „Bionic Astronautics“ und „Steel.Beats.Defeated“ oder den groovenden, mit ausreichend tempo versehenen „El Busta“ und „Eyes x 10“ kann das Komplettpaket FU MANCHU diesmal nicht ganz überzeugen. Der letzte Schritt vom rauen Wind zum Wüstensturm scheint Anno 2009 zu fehlen, so als wären FU MANCHU (leider) erwachsen geworden. Gewollt? Egal! Wer bisher mit FU MANCHU gut durch die Wüste gefahren ist, der wird auch mit „Signs Of Infinite Power” nichts verkehrt machen oder gar verdursten. Aber die Anfangstage oder gar die alten Vettern von KYUSS & Co. sind hier schon ein Stück weg.