„The Fuhrer“ hat ein schickes Artwork, immerhin. Thematisch haben sich BEFORE THERE WAS ROSALYN mit Absolutismus und der Korrumpierung durch Macht beschäftigt, allerdings beeinflusst durch den Glauben der Texaner, die sich klar zu ihren christlichen Ansichten bekennen. Auf der anderen Seite macht es die Beschäftigung mit solchen Thesen interessant und erweitert die Diskussion um Aspekte, die sonst nicht aufgebracht werden würden. Wie steht’s denn jetzt aber um die Musik? Ganz ordentlich, soviel ist klar. Natürlich kann eine Band, die sich mit so düsteren Themen befasst, keinen flockigen Punkrock machen, das sit klar. BEFORE THERE WAS ROSALYN sind dann auch konsequent brachial, wobei Metalcore die Grundlage bildet, von der nur selten abgewichen wird. Immerhin verstehen es ist Herren, Abwechslung in ihren Sound zu bringen und einen starken Groove einzubauen, der ihnen die besten Songs und Momente beschert („The Warrior“). Handwerklich ist eh alles im grünen Bereich, genau wie bei der Produktion, aber das ist bei Victory Records-Bands ja auch nicht anders zu erwarten. Ergibt am Ende eine solide Metalcore-Scheibe, die Genre-Fans gefallen dürfte, sofern die Sinn für düsteres Atmosphäre haben.
Nach dem Doppelpack „Hiltia“ & „Wigand“ erscheint nun mit „Asgard“ ein weiterer Re-Release der Grevenbroicher Viking/Pagan/Folk-Band. Und man muss retrospektiv sagen, dass „Asgard“ gegenüber den Frühwerken von Widar, Pagan und Co. (boah, diese originellen Pseudonyme…) einen deutlichen Schritt nach vorne darstellte, auch wenn das Album auch heute noch meilenweit von dem entfernt ist, was in der Zwischenzeit anderorts auf die Beine gestellt wurde (EQUILIBRIUM, die eher traditionell metallischen TARABAS oder OBSCURITY haben deutlich mitreißendere Schlachthymnen zurechtgepult). „Asgard“ überzeugt mit schnellen, kraftvoll produzierten Brechern wie dem Titelsong, dem dynamischen „Pride Was My Desire“ oder dem aggressiven „Mighty Swords“, dagegen geht dem Hörer ein Stück wie „Black Beasts“ mit seinem weiblichen Hintergrundgejaule (die Dame namens Ingeborg Anna lässt sich leider nicht abschalten) nur noch auf die Nüsse. Überhaupt nervt das ewige Geflöte, Gepfeife, Geheule und Geblase über die gesamte Spielzeit tierisch. Hätten sich ADORNED BROOD ausschließlich auf ihre klassische Metal-Instrumentierung, ohne all diesen Ballast, konzentriert, wäre „Asgard“ vielleicht deutlich empfehlenswerter und weniger überladen ausgefallen. So komme auch ich zu einem ähnlichen Fazit wie mein Kollege Mono seinerzeit: „Asgard“ dürfte der Zielgruppe gefallen, enthält als Bonbon zwei Live-Videos vom „Celtic Rock“-Festival 2009 ("Adorned Brood" und "Storm"), ist aber alles andere als essentiell. Daran konnte auch eine knappe Dekade nicht rütteln.
Satte acht Jahre nach dem Debüt „Twilight“ hört man mal wieder was von den ERBEN DER SCHÖPFUNG, oder besser gesagt von ERBEN-Gründer Oliver Falk. Denn nach internen Problemen, noch vor Veröffentlichung des zweiten Albums, machte der Rest der Band und das damalige Management (Alex Krull) unter dem Namen der ersten ERBEN DER SCHÖPFUNG-Single „Elis“ weiter. Oliver Falk blieben aber zumindest die Namensrechte. Und unter dieser Firmierung eröffnet der Keyboarder nun neben seiner bisherigen Band WELTENBRAND eine neues Kapitel unter den hoffentlich nicht zu selbstbezogenen Titel „Narben der Zeit“. Dabei setzen die ERBEN DER SCHÖPFUNG weiterhin auf eine Mixtur aus Gothic, fetten Gitarren und elektronischen Elementen, meist in Form von Techno-Beats, sowie engelsgleichen Gesang (Dina Falk) und kreieren so ihren melancholischen Gothic Metal. Im Vergleich zum Erstling geht man dabei zwar einen Tick deftiger und mit mehr Tempo ran, Gesang und Keyboards nehmen den Songs aber dessen ungeachtet öfters mal etwas der gewollten Power. Mit der nicht ganz kitschfreien, aber gut arrangierten Ballade „Homeless“, dem mit Growls versehene, zum Teil atmosphärisch trägem EBM-Track „Leaving“ (auch die Single) und dem harten Banger „Krähenauge“ seien mal ein paar typische Songs zum Reinhören der Zielgruppe anempfohlen. Einen morbiden Song in Folge von „Niemand kennt den Tod“ oder „Doch sie wartet vergebens“ welche die ERBEN DER SCHÖPFUNG damals in die Nähe der erfolgreichen THEATRE OF TRAGEDY rückten bietet das 2009er-Album leider nicht. Die Lichtensteiner ERBEN DER SCHÖPFUNG dürften aber trotzdem sicher viele Schwarzkittel erfreuen, ohne dabei einen Innovationspreis zu gewinnen - „Narben der Zeit“ ist nämlich nicht immer bis ins Detail spannend - dürfte aber gut auf den Tanzflächen funktionieren.
BETWEEN THE BURIED AND ME lasen sich für den Einstieg in ihr neues Werk viel Zeit, das Intro zieht sich über mehr als drei Minuten, um dann in die erste Explosion zu müden und „The Great Misdirect“ einzuleiten. Wirklich verwirren können die Herren aus North Carolina aber nicht, denn schnell wird klar, dass auch die neuen Songs progressiv-brutaler Stoff sind, wie ihn nur wenige Bands hinbekommen – „Colors“ hat das bereits gezeigt. Mit „The Great Misdirect“ gehen BETWEEN THE BURIED AND ME noch verschachtelter, noch komplexer zu Werke und haben gleichzeitig das Brutalitätslevel minimal gesenkt, so dass sich die Scheibe stellenweise mehr nach Progressive Metal als nach Mathcore anhört. In diesen Momenten sind die Songs, so paradox das auch scheinen mag, am nachvollziehbarsten, nur um dann im nächsten Moment wieder völlig abgefahren zu werden. „Disease, Injury, Madness“ ist dafür ein wunderbares Beispiel und mithin der Höhepunkt der Scheibe, in dem die Musiker alle Register ziehen und sich sowohl bei Proggies wie auch bei Metalcore-Kids beliebt machen werden – zumindest bei denen, die einen Song gerne zwanzigmal am Stück hören. Denn die Scheibe braucht viel Zeit, um in allen Facetten aufgenommen zu werden und die zugrunde liegende Schönheit und Genialität zu verstehen. Wer sich darauf einlassen kann und will (vielleicht auch den nötigen Mut dazu hat), wird mit einem Album belohnt, dass den bereits vorzüglichen Vorgänger noch toppt und eine gelungene Symbiose aus Genialität und Wahnsinn, aus Progressive und Brutalität ist.
Nicht wenige von Euch dürften Ed Warby kennen, seines Zeichens holländischer Drummer von unter Anderem GOREFEST, HAIL OF BULLETS und AYREON. Nun hat der umtriebige Trommelbube mit THE 11th HOUR eine neue Spielwiese gefunden, auf der er sich diesmal auch als Hauptsongwriter und Multiinstrumentalist austoben kann. THE 11th HOUR sind quasi eine Ein-Mann-Band, bei der Warby lediglich Unterstützung von EDGE OF SANITY- und DEMIURG-Sänger Rogga Johansson erhält, der auch an den Texten mitarbeitet. Das Duo frönt jedoch nicht deathmetallischen Klängen, sondern finsterem, mächtigem Doom. Und „Burden Of Grief“, das Debüt der beiden Herren, macht nicht etwa den Eindruck eines müden Nebenbei-Projektes, sondern legt gleich richtig los, als hätte das Pärchen nie etwas anderes gemacht. Wenn man dem Album überhaupt etwas vorwerfen kann, dann sind das vielleicht noch songwriterische Schwächen im Detail, wie etwa in den ersten beiden Songs „One Last Smoke“ und vor Allem „In The Silent Grave“ zu vernehmen, wenn die arg simplen Refrains gefühlte 300 mal wiederholt werden. Die Songs wirken mitunter etwas langatmig und auch die bombastischen Parts und Keyboard-Intermezzi sind nicht ganz frei von Kitsch, doch dafür entschädigt das sehr gute Zusammenspiel aus ultratiefen Growls und glasklarem, melancholischem Gesang. „Weep For Me“ oder „Atonement“ sind jedenfalls insgesamt sehr gelungen und dürften jedem Doomer mit Hang zu „gotischen“ Klängen gefallen. Wer etwa OPETH, ISOLE oder NOVEMBERS DOOM mag, dem sollte „Burden Of Grief“ problemlos zusagen. Ein starker Einstand, der nur noch wenig Luft nach oben lässt und für das nächste Mal einen „Tipp“ erhoffen lässt!
Normal sind mir ja Bands, die gleich im Opener behaupten, Gott gefunden zu haben, reichlich suspekt. Aber keine Angst: THE ROXX sind keine Bibelwerfer der Marke STRYPER, sondern eine waschechte Heavy Rock-Band, die ihre Wurzeln tief in den 80er Jahren hat (wie meine Kollegin Tennessee bereits im Review zum Vorgänger „Unleash Your Demon“ erkannt hat) und mit Billy Itch einen zweiten Halford auffährt. Hört Euch nur mal das coole „If Time Stood Still“ an – der gute Billy würde bei den mittleren Tonlagen auf „Killing Machine“ oder „Angel Of Retribution“ kaum auffallen! Aber das ist nicht der einzige Trumpf, den diese bereits gut 25 Jahre existente Band zu bieten hat, denn die Kompositionen können sich ebenfalls zu einem großen Teil hören lassen. Neben dem erwähnten Opener „I Found God“ stechen besonders das hymnische Riffmonster „The Epiphany (Revolt)“, die besonders textlich originelle Metal-Hommage „Knock On Metal“ und das flotte „By The Crack Of The Whip“ heraus, wobei aber gesagt werden muss, dass besonders die zweite Hälfte von „Ironic Truth“ leicht abfällt. Das nervige „Jack Plug Safe“, das an die ANACRUSIS-Coverversion des NEW MODEL ARMY-Klassikers „I Love The World“ erinnernde „I Love To Hate“ oder das monotone “No Scruple No Shame” können das anfängliche hohe Niveau nicht mehr mitgehen und versinken im Sumpf der Beliebigkeit. Hätte die Band ihre Stärken hier noch weiter ausgebaut und ihren nicht nur gesanglich PRIEST-beeinflussten Stil in mitreißendere Formen gegossen, dann hätte hier unter Umständen sogar der „Tipp“ stehen können. So reicht es nur zu einer Empfehlung an die Old School-Fraktion, sich das Album ruhig einmal anzuhören. Echte Enttäuschungen sehen anders aus.
"This Is Personal" ist das Debütalbum der Helsinkier Band CLARKKENT, kürzlich live zu bewundern als Support für SUNRISE AVENUE. Samu Haber und Jukka Backlund von SUNRISE AVENUE produzierten denn auch zwei Songs des Albums (umsonst und aus Begeisterung, sollte man an dieser Stelle vielleicht hinzufügen), nachdem die Band- nach Ablehnung von Seiten diverser Major Labels auf Suche nach Alternativen- an sie herangetreten war. Herausgekommen ist ein hübsches Alternative-Album, mal mit einer kleinen Prise Melancholie versehen, wie beim ruhigen "Everything We Had", mal punkiger wie bei "I.W.T.C.Y.", aber immer eingängig. "In My Arms" spielt mit poppiger Melodie und Punk-Appeal und mit "I Will Wait" haben die Jungs doch tatsächlich sogar eine Piano-Ballade am Start. CLARKKENT sind kein klassischer Finnenrock, nennen jedoch immer noch genug gelegentlich aufflackernde unterschwellig melancholische Elemente ihr eigen, um auch den einen oder anderen Finnenrock-Anhänger glücklich machen zu können. Davon abgesehen sollten auch Alternative und Indie-Freunde ruhig mal in Erwähnung ziehen, der Band Gehör zu schenken, es könnte sich lohnen.
Eine weitere Spielwiese der beiden PSYCROPTIC-Recken David (Drums) und Joe Haley (Gitarre, aber nur live) nennt sich RUINS, das der Monsterdrummer jedoch primär mit Alex Pope von den australischen EVIL DEAD betreibt. Bislang nur ein echter Geheimtipp, könnten RUINS mit ihrem neuesten Streich „Front The Final Foes“ einen enormen Schritt nach vorne machen, denn eine gelungenere Mischung aus (etwas mehr) Death- und (etwas weniger) Black Metal, die zudem technisch erstklassig umgesetzt wird, findet man nur allzu selten. Stellen- und wahlweise erinnert das Album an eine schmutzige, rock´n´rollige Variante von DISSECTION´s Hammerdebüt „The Somberlain“, an eine räudige, technisch überlegene Version des unterbewerteten RAISE HELL-Werks „Not Dead Yet“, an eine Mischung aus jüngeren SATYRICON und CANNIBAL CORPSE oder auch mal ganz einfach an die polnischen Haudraufgötter BEHEMOTH. Besonders die Produktion gehört zu den passendsten und stärksten seit Langem, denn es wummert, knallt und bollert an jeder Ecke! Zwar ein wenig dumpf und monoton, aber mit ordentlich basslastiger Dampfhammerpower räubern Killer wie „Breath Of Void“, „Cult Rapture“ (saugeil!) oder der Titelsong durch die Boxen und hinterlassen nix als Chaos, Verwüstung und Trümmer. Und obwohl die Scheibe durchaus leicht verfrickelt anmutet, überkommen den Hörer hier keine Fragezeichen wie bei Vollhupen der Marke BENEATH THE MASSACRE, THE FACELESS oder BLOWJOB FOR A COWBOY, sondern das Songwriting ist nachvollziehbar, gelungen und basiert eben nicht auf der sinnlosen Aneinanderreihung von möglichst wirren Knüppelparts. Besser kann man „schwarzes“ Todesblei kaum spielen, so dass „Front The Final Foes“ als eines der Highlights des Jahres durchgeht. Geilomat!
Nach dem doch etwas über das Ziel hinausgeschossen Vorgänger „Not As Good As The Book“ legen THE TANGENT mit „Down And Out In Paris And London” ihr fünftes, sich wieder mehr an den ersten Alben der Band orientierendes Werk vor. Das Ganze allerdings mal wieder in veränderter Besetzung. Die schwedischen Kollegen Jonas Reingold und Jaime Salazar wurden durch Bassist Jonathan Barrett (PARALLEL OR 90 DEGREES, MAGNA CARTA) und Schlagzeuger Paul Burgess (JETHRO TULL, 10 CC, CAMEL) am Schlagzeug ersetzt – was THE TANGENT mal wieder ein All-England-Line–Up gibt. Mastermind Andy Tillison übernimmt dabei jetzt neben Gesang und Keyboards auch noch die Gitarrenparts, welche aber auf „Down And Out In Paris And London” eine doch eher untergeordnete Rolle spielen. Geboten wird weiterhin 70er Retroprog mit musikalischem Können und viel Tasteneinsatz sowie gelegentliche Saxophon- und Flötenparts (Theo Travis). Die Band begibt sich auch immer wieder auf fast schon jazzige, vor allem von Pianoklängen getragene Ausflüge und wie beim leicht verqueren, sich nicht einfach erschließenden „Ethanol Hat Nail (Canterbury Sequence Vol. 2)” auch dem Canterbury-Sound hin. Kommt der Opener „Where Are They Now?“ da noch teilweise mit rockigen Anwandlungen und tollen Bläserparts daher, so lassen sich manche Längen im Verlauf des Albums („Paroxetine – 20mg“) nicht leugnen. Spannender wird es da schon wenn THE TANGENT wie bei dem (verhältnismäßig) kurzen „The Company Car“ teilweise dissonante Passagen bieten, ohne allerdings die Melodie komplett zu verlieren. Tillison bemüht sich abwechslungsreich zu sein, progressiver wie beim Vorgänger, verliert aber des öfteren den Mut die Ideen über den Tellerrand hinaus weiter auszuarbeiten. „Down And Out In Paris And London” kann man so durchaus als ein angestrengtes Album bezeichnen und Neues von THE TANGENT gibt es auch auf dieser Scheibe nicht – somit ist die Scheibe vor allem eingefleischten Fans zu empfehlen.
Einen „originelleren“ Titel hätten sich diese noch sehr jungen australischen Death Metaller nicht für ihr drittes Album ausdenken können. Dabei bietet „Welcome To The End Of The World“ eine ordentliche Portion traditionellen Todesmetalls, die in Sachen Authentizität und Räudigkeit mitunter an die Götter ASPHYX erinnert. Auch die lange Inspirationsliste, die die Jungs auf ihrer „Myspace“-Seite angeben, und die von OBITUARY über KREATOR, MEGADETH und SEVENTH ANGEL bis hin zu obskuren Krach-Proggies wie TOURNIQUET reicht, kann man der Band nicht abschlagen, da man all diese Vorgaben hin und wieder, mal mehr, mal weniger, heraushört. Speziell Gitarrist Todd macht am Mikro einen wirklich guten Job und rotzt Nackenbrecher wie „Shadow Storm“ oder das mit clean gesungenen Gastbeiträgen veredelte „Waves Of Disaster“ dermaßen fies heraus, dass man sich fast schon Sorgen um seinen Gesundheitszustand machen muss. Bis auf einige Längen (ein, zwei Stücke weniger hätten dem Album in Sachen Kompaktheit vielleicht nicht geschadet) machen SCOURGED FLESH Vieles richtig und gehören fraglos zu den interessantesten Vertretern ihres Genres in „Down Under“. Nicht überragend, aber schon sehr gut!