Ja endlich - werden viele Progfreaks sagen, das mit großer Spannung erwartete neue TRANSATLANTIC Werk ist da. Der filigrane Progzeppelin auf dem wunderbar gestalteten Coverartwork hat nach acht Jahren erneut abgehoben. Ich gebe es aber gleich, auch auf die große Gefahr hin es mir mit den Die Hard Progies gleich zu verscherzen, offenherzig zu: TRANSATLANTIC waren, trotz der meist recht überschwänglichen Kritiken der Szene, nie so recht mein Ding. Die Musik der bisherigen zwei Studioalben war zwar nicht schlecht, aber vielfach doch etwas zu aufgeblasen, dudelig und mit zu wenig dichter Atmosphäre. Daher rechtfertigte die Band, rein musikalisch für meinen Geschmack, beileibe nicht den stets werbewirksam zur Schau getragenen Supergroupstatus, den man zwar von den Namen her (und dem Können natürlich auch) der beteiligten Protagonisten Neal Morse (ex-SPOCK’S BEARD), Roine Stolt (THE FLOWER KINGS), Mike Portnoy (DREAM THEATER) und Pete Trewavas (MARILLION) erwarten konnte, aber inhaltlich nie ganz halten konnte. Geniestreiche hören sich daher für mich jedenfalls definitiv etwas anders an.
Egal, nach der langen Pause, die u.a. auch mit den göttlichen Eingaben von Ober-Jesus Singer Neal Morse zusammen hingen, gibt es jetzt also den dritten Teil „The Whirlwind“ und was soll ich sagen, die Scheibe gefällt mir fast etwas besser als die hochgelobten Vorgänger.
Es sind zwar verschiedene, zwölf einzelne Songs aufgeführt, aber es hört sich stellenweise fast schon wie ein einziger, verselbstständigter Monster-Longtrack an. Die Musik bietet einen relativ guten Fluss (da können auch die vielen eingespielten nervigen Promotionhinweise nichts kaputt machen) stellenweise leicht chillig sowie theatralisch-hymnisch vor allem gegen Ende. Man kann sich insgesamt diese Mucke gut anhören, verstaubt-dröge klingt es zu keiner Minute. Es gibt natürlich viele instrumentale Passagen, die klingen dann wie gehabt schon auch mal frei improvisiert, manchmal etwas klassisch aufgemotzt mit Streichern („Overture“) oder auch mal jazzig aber meist nicht zu frickelig („On the Prowl“). Die Gitarren von Stolt sind dabei gegenüber früher etwas präsenter (fast schon im typischen FLOWER KINGS Style), die Keys sind natürlich auch wie immer dominant sehr Retro mit viel YES-Attitüde mit einem Schuss mehr Hammonds. Die recht punchigen Drums von Portnoy sorgen gegenüber manch anderer Produktion für mehr Power und weniger spröde Sounds als bisher gewohnt. Apropos, die Produktion gefällt mir ebenfalls gut, die Sachen wirken durchaus frisch, trotz allem Retrofeeling und auch die Melodien sind nicht so übel, weniger BEATLES-like als die Vorgänger aber durchaus solide, bloß die ganz großen Momente fehlen irgendwie. Morse überzeugt mich mit seinen Vocals hierbei trotzdem eher als bei so manchem halbgaren Solostücken wie zuletzt. Manche Sachen wiederholen sich vom Motiv her immer wieder mal, klar die gesanglosen Parts sind in der Überzahl, da wirkt auch so manches nur so dahin gejammt, dann wird es eher etwas zäh. Trotzdem gibt es auch eher auf den Punkt gebrachte Sachen wie „Set Us Free“. Die bisherigen Fans von TRANSATLANTIC werden sicher wieder mit der Zunge schnalzen, die Band hat die Erwartungen trotz der ein oder anderen neuen Nuance im Klangspektrum sicher erfüllt. Moderner Retro Prog sehr routiniert rübergebracht und kann „The Whirlwind“ durchaus bescheinigt werden, aber ein „Überalbum“ ist die CD keineswegs geworden. Die Progalben des Jahres 2009 haben ganz klar andere Bands abgeliefert: JOLLY, RIVERSIDE und auch SUBSIGNAL haben da deutlich die Nase vorn.
Es gibt diese Werk auch noch in einer Deluxe Ausgabe mit Bonus CD (mit vier weiteren neuen Songs und fünf Coverversionen von THE BEATLES, PROCUL HARUM, GENESIS, SANTANA und AMERICA) sowie einer üppige DVD (mit einer Stunde Making Of) die uns aber zur Bewertung leider nicht vorlag.
The Whirlwind
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
77:73 ()
Label:
Vertrieb:
Wie eigentlich immer hat es wieder mal recht lange gedauert bis SHADOW GALLERY in die Pötte kamen und endlich mal wieder ein neues Studiowerk „Digital Ghosts” zusammengebastelt haben. Das letzte Meisterwerk der Herren „Room V“ stammte von 2005, zuletzt gab es ja 2008, eine vor allem für Neueinsteiger nur wärmstens zum empfehlende, Best Of-Scheibe und jetzt also Album Nummero sieben.
Insbesondere nach dem tragischen Tod von Original-Sänger Mike Baker bereits während der Vorproduktion zu diesem Album im Oktober des letzten Jahres (er starb völlig überraschend an einen Herzinfarkt mit nur 45 Jahren) war es nicht selbstverständlich, dass die Band einen Ersatz finden geschweige denn überhaupt weitermachen würde.
Der neue Mann am Mikrophon ist ein völlig unbekannter Sänger Namens Brian Ashland. Zunächst hatte man über eher namhafte Vocalisten nachgedacht dabei wurde u.a. auch mit D.C. COOPER (u.a. ex-ROYAL HUNT) bereits im Studio probiert aber letztlich entschied man sich für Ashland und dies war wahrlich keine schlechte Wahl. Er bietet jetzt nicht das ganz krasse Kontrastprogramm zu der insgesamt eher sanften Stimme von Baker aber der Neue ist schon deutlich kraftvoller unterwegs. Er hat auch energische Shouterqualitäten und erinnert insbesondere bei den etwas getrageneren Parts wo die Töne mehr gezogen werden an Geoff Tate von QUEENSRYCHE. Hört euch nur mal dass geniale „Pain“ mit dem akustischen Beginn an, man da läuft es einem eiskalt den Rücken runter, der griffig-packende Refrain hat sogar was von AYREON. Diese etwas andere stimmliche Nuance bereichert insgesamt den Bandsound wunderbar und sorgt für neue Impulse.
Natürlich sind SHADOW GALLERY mit ihrem nach wie vor sehr symphonisch geprägten Progmetal immer noch wie gehapt unterwegs - bombastische Backing-Chorpassagen (an dem die komplette restliche Band beteiligt ist), werden mit klasse Wechselgesängen und gefühlten Achtundneunzig Gesangsspuren in bester QUEEN-Manier locker aus dem Ärmel geschüttelt, ohne dass es zu aufgesetzt wirkt. Die meist opulente Arrangements sind bestens strukturiert, abwechslungsreich mit schönen Melodien, melodische Gitarrenleads (auch etwas an Brian May angelehnt) fehlen ebenso wenig wie die gewohnt vielseitgen Keysboardsounds (vielleicht einen Tick weniger präsent als zuletzt). Die Songs sind vielfach sehr atmosphärisch eingefärbt, warten mit schönen Spannungsbögen auf (kein Titel geht unter sechs Minuten) auch der Einbau des ein oder anderen Prog Bausteines mehr als sonst sowie der etwas fettere Gitarrensound von Saitenhexer Garry Wehrkamp tut dem Album mehr als gut. Stellvertretend dafür kann das energisch-hymnische "Gold Dust" genannt werden, ein Tempokracher vor dem Herrn mit Achterbahninstrumentierung (sprich rauf und runter) mit vielen melancholischen Breaks, dies hätten SYMPHONY X so auch nicht besser hinbekommen.
Einen bemerkenswerten Gastauftritt hat auch Ralf Scheepers (PRIMAL FEAR) auf „Digital Ghosts” hingelegt, denn auf „Strong" darf der Sänger einmal mehr zeigen, dass er zu den besten deutschen Metalstimmen gehört. Eingeleitet mit einem tollen Gitarrenpart verbindet man hier kraftvolle Heyviness mit diesem packenden groovig-catchy Chören Attitüde von SHADOW GALLERY und hinten raus wird es sogar richtig aggressiv, mit Frickel-Riff und fulminanten Progfinale. Noch etwas düsterer kommt „Venom“ daher, hier gibt es sich gegenseitig hochpuschende Gesangsduelle zwischen Cadden James und SUSPYRE-Fronter Clay Barton.
Schlicht genial ausgefallen ist der Opener „With Honor“ satte zehn Minuten Breitwandprog, sehr detailreich, auch mal etwas verspielt, mit wunderbar gefühlvollen Parts, fesselnde Harmonien mit diesen mitunter an Musicals erinnernden hymnischen Chöre.
Das abschließende zunächst etwas melodramatische "Haunted" zeigt den neuen Sänger in Bestform, dann wird wieder mehr Gas gegeben mit doppelläufigen Leads ehe dann alles in einem bombastisch-elegisches Finale mündet, sehr geil.
Bleibt letztlich (wiedermal) nur zu hoffen dass SHADOW GALLERY mit ihrer musikalischen Qualität endlich mal aus dem Geheimtippbereich herauskommen. Was solche Hammeralben wie "Carved In Stone", "Tyranny" oder "Legacy“ nicht geschafft haben könnte jetzt mit „Digital Ghosts“ hoffentlich gelingen, der breitere Durchbruch. Die Scheibe wird auch als limitiertes Digipak mit 4 Bonustracks erscheinen (lag mir leider nicht vor) davon sind noch Aufnahmen mit dem verstorbenen Sänger Mike enthalten.
Und man höre und staune die Band, die eigentlich so gut wie nie live spielt, möchte nach Europa auf Tour kommen – da bleiben wir mal gespannt, ob dies auch war wird!
Digital Ghosts
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
7
Länge:
55:32 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten