Alter, Mike Muir! TAKE OFFENSE haben den perfekten Klon der SUICIDAL TENDENCIES-Ikone im Angebot, der sich stellenweise haargenau wie der Bandana-Man himself anhört („Walks Of Life“). Dessen Band ist auch musikalischer Einfluss bei den Kaliforniern gewesen, zusammen mit ANTHRAX, CRO-MAGS und New Yorker Hardcore der frühen 90er im Allgemeinen. Gerade heraus, ohne überflüssigen Schnickschnack halt. Die Songs eignen sich daher hervorragend zum Abschädeln und für Circle Pits, wobei die Band es schafft, die Songs frisch und abwechslungsreich zu halten, so dass „Tables Will Turn“ auch nach mehrmaligem Hören noch Spaß macht. Zusammen mit MUNICIPAL WASTE und einer alten MADBALL-Platte der Knaller auf jeder Mosh-Party. Feine Scheibe, die dank des coolen Sängers und den guten Songwritings erfrischend unverbraucht klingt und lange vorhält.
SIDEBURN ist eine schweizer Band, die schon nahezu 20 Jahre im Geschäft ist. Naja, was heißt Geschäft, zumindest veröffentlichen sie mit "Jail" ihr bis dato sechstes Studiowerk. Enthalten ist kerniger Rock`n`Roll aus der Schnittmenge von AC/DC, KROKUS und ROSE TATTOO. Die Stimme von Roland Pierrhumbert erinnert ein wenig an Angry Anderson und auch sonst dröhnt der Sound aus diese Richtung aus den Boxen. Die Songs stampfen und rollen mal langsam mal zügiger nach vorne. Stimmt so weit. Aber warum haben Bands wie z.B. AIRBOURNE den Durchbruch geschafft nach nur einem Album und SIDEBURN dümpeln Jahre lang im Niemandsland herum? Sicher, AIRBOURNE kommen aus Australien und haben einen jungen Bon Scott mit Gitarre als Sänger. Aber ist das der einzige Unterschied? Nein. Es fehlt der richtig Rotz, Dreck und Schweiß. Authentizität ist das Zauberwort, nur damit kann man bei dieser Rock`n`Roll-Nummer punkten. Die Bandmitglieder sehen ein wenig aus wie Einzelhandelskaufmänner, die auf Rocker machen. Sicher es kann nicht jeder von Kopf bis Fuß tätowiert sein, aber es fehlt mir einfach auch, oder vor allem der Schmutz und Dreck im Songwriting und Produktion. So wie bei ROSE TATTOO deren Alben förmlich den CD-Player und die Boxen verdrecken wenn man sie hört. Wer glaubt ROSE TATTOO nicht, dass sie "Rock`n´ Roll Outlaws" sind? Oder Bon Scott, wer zweifelt daran, dass er es mit "Rosi" getan hat? Ich nehme SIDEBURN einfach die Rock`n Roll Nummer nicht wirklich ab. Die Jungs atmen Ihren Rock`n`Roll durch schweizer Alpenluft,und das hört man irgendwie raus. Die Produktion ist zu klar und sauber, druckvoll ja, aber die Erde fehlt. Ich will nicht sagen, dass "Jail" nicht rockt, aber nicht so ansteckend und heiß wie die Originale. Also wenn ich die Wahl habe, dann greife ich lieber zu ROSE TATTOO und mache danach sauber.
MOTHER OF MERCY haben schon einige Veröffentlichungen auf den Buckel, „IV: Symptoms Of Existence” ist dabei ihr Bridge9-Debüt. Die Mitt-90er sind der Haupteinfluss im Sound der Band aus Pennsylvania, gepaart mit einer guten Kante Thrash Metal. RINGWORM oder die grandiosen ONLY LIVING WITNESS sind gute Anhaltspunkte dafür, wie die zehn Songs klingen. Ehrliches Handwerk quasi, schnörkellose, brutale Songs, die sowohl HC-Kids als auch dem Thrash Metal-Fan von nebenan gefallen werden („Swinging The Chain“). Die Produktion ist entsprechend rau, der Sänger mächtig angepisst und im negative Stimmung verbreiten, und die Gitarren immer beim Wechselspiel von Hardcore und Metal zu finden. MOTHER OF MERCY variieren das Tempo der Scheibe gekonnt („Drown“), ohne den nötigen Groove aus dem Fokus zu verlieren, so dass „IV: Symptoms Of Existence” durchweg gut im Ohr hängen bleibt und Live garantiert für anständig große Moshpits sorgen wird. Die Scheibe ist eine grundsolide Angelegenheit, mit der niemand was falsch machen kann, vorausgesetzt ein Faible für Mitt-90er-Hardcore ist da.
LEMURIA sind ein ungewöhnliches Signing für Bridge9, denn das Bostoner Label steht ja für Hardcore in allen Facetten, wovon LEMURIA aber weit entfernt sind: das Trio zelebriert auf „Pebble“ zerbrechlichen, ruhigen Pop, der sich bei Singer/ Songwriter-Sachen wie auch beim Indierock bedient („Wise People“). Die drei Musiker schaffen dabei das Kunstück, alle Beteiligten gleichberechtigt zum Zug kommen zu lassen, von den ruhigen Gitarren über den guten Drummer (und ebenfalls recht ruhig agierenden) Drummer bis zu der Dame und dem Herrn am Mikro, von denen Sheena aber sicherlich als Stimme der Band im Kopf bleiben wird. Die Trademarks der üblichen Bridge9-Bands sucht man hier dagegen vergebens, auch wenn sich LEMURIA textlich manchmal am HC orientieren; an vielen Stellen ist der lyrische Erguss aber relativ belangloser Teenie-Scheiß. Wie ist das Album am Ende? Wer mit poppiger Musik was anfangen kann, wird mit „Pebble“ gut bedient, auch wenn sich auf dem Album kein wirklicher Hit findet. Immerhin sind alle Songs Radio-tauglich und lassen sich locker nebenbei weghören. Icht unbedingt was für beinharte HC-Fans, aber für alle, die (wie die Bridge9-Macher) die Scheuklappen in Bezug auf Musik abgelegt haben.
QUINTESSENCE MYSTICA wurden im Sommer 2008 in Kharkov (Ukraine) gegründet. Die Band besteht dabei lediglich aus den beiden Musikern Dromos Aniliagos und Master Alafern. Letzterer trägt den Mastertitel wohl zu Recht, hat er doch bei dem Erstlingswerk namens "The 5th Harmonic Of Death" alle Instrumente eingespielt. Angeblich wurde das Material innerhalb von nur 2 Wochen nach Bandgründung geschrieben, was dann doch eine recht kurze Zeitspanne darstellt. Kann man da Qualität erwarten? Direkt der erste Track "Vector Space of Desires" bietet einem schnellen Blackmetal mit orchestraler Keyboarduntermalung wie man ihn z.B. von CRADLE OF FILTH gewohnt ist. Ein sehr dichtes Klangbild mit bedrohlichen Melodien und nähmaschinenartigem Schlagzeuggehämmer. Der zweite Track names "Triumpf of Cold Steel", der zur Eröffnung eines Gladiatorenkampfes gespielt werden könnte, ähnelt jedoch dem ersten Song je weiter man ihn laufen lässt. "Aspects of Contemplation Projected Onto The Eternity" lässt vom Titel abermals die Frage aufkommen, welchen Kram man geraucht hat, als man sich solche Titel ausdachte. Musikalisch geht es weiter im gleichen Stil. Eine etwas quälende Geigenmelodie im ersten Drittel des Songs und eine Keyboardpassage im Mittelteil sorgen für etwas Abwechslung. Um die Scheibe etwas aufzulockern, gibt es kurze "Interludes" wie "Entropy Of Sanity", "Metaphysics Of War" und "Memorial". Diese lassen trotzdem die Gleichartigkeit und Gesichtslosigkeit der "echten Songs" nicht entfallen. Positiv hervorheben will ich den letzten der 11 Tracks namens "Frankenwald Mystery", der gerade in der zweiten Hälfte durch seine Melodieführung und der Gesangspassage gegen Ende zu überzeugen weiß. Hier kommt für mich zum ersten Mal etwas wie Begeisterung auf. Zusammenfassend ist die Scheibe der Ukrainer ein Black Metal Album, das mir leider zu wenig Abwechslung bietet. Der Gesang steht stets im Hintergrund. Es dominieren Gitarren mit unterlegten Keyboardpassagen, die jedoch auf Dauer zu wenig Spirit haben, als dass mir die Musik ins Ohr gehen könnte. Angeblich ist das zweite Album für Anfang 2011 schon geplant, so dass man Abwarten muss, ob sich die Band weiter entwickelt. Derzeit nur für Fans der Musikrichtung zu empfehlen, die unbedingt vorher reinhören sollten.
Auf 15 Jahre Bandgeschichte blicken HERETIC aus den Niederlanden zurück. Grund genug, eine Scheibe wie "Praising Satan" zu veröffentlichen, auf der man eine Menge Wiederveröffentlichungen der ersten beiden Scheiben "Black Metal Holocaust" und "Devil Worshipper", Demos und Singles der Band wieder findet. HERETIC spielen einen ganz eigenwilligen diabolischen Rock´n´Roll, den sie selbst treffend als Black´n´Roll beschreiben. Manchmal frage ich mich, ob sich die Band selbst immer so ganz ernst nimmt oder die Stücke auch alle eine kleine Persiflage auf den Black Metal darstellen, was dann auch die Rückkehr zum simplen Punk und Rock´n´Roll irgendwie begründen könnte.
Trotz der Wiederveröffentlichung darf man an den Sound der Scheibe keine großen Ansprüche stellen. Das Material kommt arg "geschrubbelt", roh und direkt "aus der Garage aufgenommen" daher und unterstreicht damit sicherlich den Kultcharakter der Band. Zugegeben, die kurzen und simplen Punk und Rock´n´Roll Songs mit bösartigem Gesang haben ihren Charme. Für Fans sicherlich ein gefundenes Fressen. Alle anderen sollten unbedingt in das Werk zuerst hineinhören, denn Songs wie "Black Metal Overlords" (sehr empfehlenswert übrigens) oder "Angeldestruction" sind nicht nur vom Titel etwas skurril, sondern auch musikalisch eine ganz eigene Note. Der trashige Eindruck vermiest einem jedoch nicht den Spaß an den Songs, die wie eine wilde Mischung aus MOTORHEAD, TURBONEGRO, MISFITS und den SEX PISTOLS erscheinen.
Zusammenfassend will ich die Scheibe trotz der Kritik dennoch empfehlen. Selbst denen, die mit HERETIC nicht anfangen können, weil die Karriere der Band an einem vorbei lief, könnten an den Stücken ihr Gefallen finden. Daumen hoch.
UNCREATION kommen aus Hamburg und spielen Melodic Death Metal. Nach einem kleinen Intro scheppert das Quintett richtig los. Direkt fällt mir auf, dass die Scheibe sehr gut produziert, klar und druckvoll aus den Boxen kommt. Kein Wunder offensichtlich, hat man doch nach dem Einspielen die "Bänder" nach Schweden zu Dan Swanö übergeben, der sicher vielen als Producer von Bands wie MARDUK oder OPETH bekannt sein dürfte. Der erste Track "Uncreation" im gehobenen Midtempo Bereich baut auch schon mächtig Druck auf und besticht nicht nur durch eine gelungenen Songaufbau, sondern insbesondere durch interessante Melodien, die von den Gitarren immer wieder in den Vordergrund getragen werden. Ohne Zweifel haben die Gitarristen ihr Handwerk gelernt. "Breaking The Innocence" drückt noch mehr aufs Gaspedal und besticht durch treibende Gitarrenriffs, die ich lobend erwähnen will. Sehr gelungen. Der Song stellt für mich eine klare Steigerung zum ersten Track dar, auch, weil sich hier der Gesang noch mehr in den Song einbettet. "Sun Of Ice" als Track Nummero 3 legt mit einem sich ins Ohr fressenden Gitarrenriff los, bevor man in die Strophe wechselt. Der Song verliert dann etwas an Kraft, bevor er jedoch wieder später unter Zurückgreifen der anfänglichen Melodien mächtig Vortrieb bekommt. In der zweiten Hälfte gibt es dann ein hörenswertes Gitarrensolo. "Moonlight Rain" beginnt ebenso wie das später folgende "A Little Light Of Life" mit einem Akkustikintro, bevor sich der Song im Midtempo und dann im Uptempo Bereich zu einer Death Metal Nummer wandelt. Mittendrin gibt es nochmals eine gelungene Akkustikpassage. Herausheben will ich noch "My Game", das mit einem abgedrehten Gitarrenintro beginnt und dann mächtig Gas gibt. Tja, was bleibt zu sagen? UNCREATION sind musikalisch eine Berreicherung, das steht außer Frage. Die Band hat ein Gespür für ins Ohr gehende Melodien. Mit "Burning Blood" haben sie ein sehr gelungenes Erstlingswerk abgeliefert. Die Produktion lässt keine Wünsche offen. Für meinen persönlichen Geschmack ist die Musik aber schon fast zu melodisch und hat trotz der ab und zu einsetzenden Blast-Passagen und des Gesangs ihren Schwerpunkt klar im Melo-Metal. Um hier die Höchstnoten vergeben zu können, fehlen mir jedoch noch die Songs, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Solche finde ich leider auch nach mehrfachem Hören nicht. So verbleibt trotzdem eine tolle Scheibe, in die Fans des Genres unbedingt reinhören sollten.
Es gibt leider nicht mehr viele Bands, die es noch verstehen, epischen, traditionellen Metal so umzusetzen, dass man ob der unterirdischen Schwert-Axt-Odin-Schlacht-Helden-Texte und dem opulenten Keyboard-Kleister nicht mit Lachkrämpfen zusammenbricht. Eine dieser wenigen Formationen stammt aus Italien, hat sämtlichen dort verzapften „True Metal“-Sondermüll überlebt und präsentiert uns hier Studioalbum Nummer Fünf, das einmal mehr kaum Wünsche hinsichtlich obskurer, authentischer Klänge offen lässt. DOOMSWORD zeigen mit „The Eternal Battle“, wie einfach es ist, mitreißende Hymnen mit Langzeitwirkung zu fabrizieren, die auch nach dem x-ten Durchlauf keinen Staub ansetzen – ganz im Gegenteil! Das Album ist ein Grower, zündet erst richtig nach mehreren Selbstversuchen und enthält sowohl eingängige Mitgrölnummern als auch die eher noch auf den ersten drei Werken vertretenen, schwerer verdaulichen Epen. Aber egal, in welche Richtung Herr Deathmaster und seine Zuspieler dabei tendieren, sie enttäuschen zu keiner Sekunde, sondern liefern mit Songs wie dem erstklassigen Opener „Varusschlacht“ (Ohrwurm!), dem Titelsong, dem treibenden „Wrath Of The Gods“, dem fast schon verträumten „Soldier Of Fortune“, dem fast schon hitlastigen „Battle At The End Of Time“ (Killerrefrain!) oder dem eher vertrackten „Song Of The Black Sword“ Ware der Güteklasse A ab. Lediglich die etwas dumpfe Produktion, die die gewohnte Brücke zu MANILLA ROAD, BROCAS HELM und Co. schlägt, könnte feingeistigen Klangfanatikern den Hörspaß etwas trüben. Aber solche Schiffschaukelbremser hören auch kein DOOMSWORD. Ende!
Die Dänen von SEVEN THORNS legen mit "Return to the Past" ihren, nach "Glory of the Dawn", zweiten Longplayer vor. Und irgendwie ist der Titel auch Programm, hier wird zurückgekehrt in die Vergangenheit. Die Skandinavier spielen einen Power Metal der 90 Jahre Spirit deutscher Prägung verströmt. Vergleiche zu HELLOWEEN, GAMMA RAY und EDGUY sind hier zu ziehen. Herausstechend ist die tolle Gitarrenarbeit von Gabriel Tuxen und Christian B. Strojer welche virtuos und heavy aus den Boxen dröhnt. Die Soli der Beiden zeichnen die Songs aus und heben das Niveau. Das Songwrithing kann mich nicht immer überzeugen, aber speziell in diesem Genre ist es auch schwer einen Innovationspreis zu gewinnen. Die Fans wünschen sich schnelle Rhythmen, melodiöse Refrains welche mal etwas ins kitschige abrutschen können und starke Gitarren. All das bekommen sie hier. Die Stimme des Sängers Erik Blomkvist, welche etwas rauher und rotziger klingt als man das so gewohnt ist im Power Metal, steht den sieben Dornen prächtig zu Gesicht und gibt ihnen Charakter und Profil.
Der Sound der Scheibe überzeugt, nicht zuletzt dank der Hilfe der Produzenten Legende Tommy Hansen welcher das Mastering übernahm. Im großen und ganzen passt das Teil, wer sich in dem Genre zuhause fühlt, darf bei den SEVEN THORNS einsteigen und die ein oder andere Reise in die Vergangenheit unternehmen.
Vor gut drei Jahren erschien mit dem SIDEBLAST-Debütalbum "Flight Of A Moth" eine Scheibe, mit der sich das Quartett stilistisch zwischen alle Stühle setzen wollte, aber doch auf dem Allerwertesten landete. Zu wirr war die Mischung aus rasendem Bombast, Death Metal,- und Metalcore-Sprengseln sowie diversen gesanglichen Variationen und sogar Black Metal-Versatzstücken – französisches Allerlei quasi. Auf „Cocoon“ behält der Trupp diese Marschrichtung bei und schafft es wieder nicht, beziehungsweise kaum, daraus anständige Songs mit Wiedererkennungswert zu stricken. Die von den polnischen Wieslawski-Brüdern (die auch schon Alben von VADER und BEHEMOTH veredelt haben) zusammengeschraubte Produktion knallt ordentlich und erfüllt ihren Zweck weitestgehend, nämlich das Nichts an Songwriting-Talent gut zu kaschieren. Hört Euch als Anspieltipp nur mal den Song „Dirge“ an, und Ihr wisst, was ich meine: Soundoverkill, Pseudo-Breaks, Gitarrengefiepe und am Reißbrett durchgestyltes Chaos, dessen Monotonie über die gesamte Spielzeit sogar regelrecht nervig ist. Am Ende steht wieder ein Album, das eigentlich sauber umgesetzt wurde, handwerklich kaum Fragen offen lässt, aber dennoch die berühmte Frage offen lässt, was uns die Künstler damit sagen wollen…