RISE AGAINST sind spätestens mit “Appeal To Reason” im Mainstream angekommen. Kommerziell erfolgreich bedeutet nicht unbedingt schlecht, aber Fakt ist, dass die Band mit den wütenden Anfangstagen wie auf „Revolutions Per Minute“ musikalisch nur noch rudimentär vergleichbar ist. Hoch anzurechnen ist RISE AGAINST weiterhin ihr klarer Standpunkt in sozialen und politischen Fragen, die sie in ihren Texten immer wieder ansprechen („Endgame“ ist da keine Ausnahme), was ja nur wenige Bands noch machen. So gesehen ist ein kommerzieller Erfolg gar nicht das Schlechteste, immerhin können RISE AGAINST so mehr Leute erreichen und zum Nachdenken bringen. Es ist eben das alte Problem, vor dem Punkbands irgendwann stehen… Aber wie ist „Endgame“ denn nun? Softer, das ist der erste Eindruck. Tim McIlrath lässt den Biss beim Gesang vermissen, ein Song wie „Disparity By Design“ ist gesanglich vieles, aber kein wütender Punkrock mehr. Ähnlich gilt für die Gitarren, die sich sehr auf melodische Arbeit konzentrieren und viel zu oft den nötigen Punch vermissen lassen, was sich in Songs wie dem schon fast Stadion-Rock-tauglichen „Make It Stop“ zeigt. Wenn sie dann dochmal knackig klingen wollen, ist das Ergebnis fast schon traurig („Satellite“). „Endgame“ ist eine nette Platte geworden, mit der RISE AGAINST sicher gute Verkaufszahlen erreichen können, womit wir wieder bei der Ausgangsproblematik von Punkrock und Kommerz sind. „Endgame“: less punk, more rock. Wie so oft gilt daher: Fans der alten Sachen werden sich mit Grausen abwenden, während Neueinsteiger und Rockfans ein gutes Album vorfinden werden.
Es gibt einen Haufen Metaller, die prinzipiell nur die ersten ein, zwei Alben einer Band gut finden. Manchmal ist diese Einstellung nachvollziehbar, gerade bei NECROPHOBIC gilt ihr Debütalbum „The Nocturnal Silence“ als das Album der Schweden, das auch von den späteren, ebenfalls hochklassigen, Werken nicht mehr getoppt wurde. Via Hammerheart kommt die Scheibe jetzt wieder in die Läden, aber genau wie die anderen Re-Releases ohne Bonusmaterial in irgendeiner Form. So beschränkt sich Vergnügen auf 45 Minuten mit typischer Sunlight-Produktion versehenen Black/ Death. Interessant ist hierbei der starke Death Metal-Einfluss und das recht einfache, aber ungeheuer effektive Drumming. Die Gitarrenarbeit ist dagegen schon auf hohem Niveau (David Parland ist ja kurz darauf bei DARK FUNERAL eingestiegen), mit denen die okkulte Atmosphäre des Albums erst geschaffen wurde. Im direkten Vergleich mit den schwedischen Kollegen aus der Death Metal-Ecke ist „The Nocturnal Silence“ nicht so brutal, setzte dafür aber Maßstäbe bei der Verbindung von Brutalität, Tempo und Melodie, was ja ein Markenzeichen der Schwedenbands werden sollte. NECROPHOBIC haben ein fantastisches Album in der Schnittmenge von Black und Death Metal aufgenommen, mit dem sie in vielen Belangen Vorreiter waren, es dank wenig Promoarbeit aber nie zur angemessenen Anerkennung brachten. Umso schöner, dass die Scheibe jetzt wieder erhältlich ist, auch wenn ein paar Liner Notes nicht schlecht gewesen wären.
Seit 2004 gibt es das Quartett namens MOTHER MISERY; mittlerweile sind vier Alben auf den Markt geflogen, das aktuelle nennt sich „Standing Alone“ und wurde im Januar 2011 auf die Rockfans dieser Welt losgelassen.
Was anfangs eher in Richtung Stoner Rock orientiert war ist mit der aktuellen Pressung wohl mehr oder weniger Rock bis Hard Rock, dafür welcher der durchaus soliden Art und Weise: Sehr kraftvolle und charismatische Vocals die zwischen Hard Rock mit viel Dampf und Ballade ziemlich gekonnt wechseln, kombiniert mit eingängigen Texten und ansonsten von zwar recht druckvollen, meist aber weniger von Progressivität, dafür mehr von vielen Powerchords dominierten Riffs durchsetzt. Durch die teilweise etwas simplen Drums kommen einige Titel vielleicht für den ein oder anderen etwas arg poppig daher, dafür haben andere Titel dafür umso mehr Dampf: „In Monochrome“ bleibt mit seinem Chorus genauso hartnäckig im Ohr wie ein Titel namens „Fade Away“ (wozu es übrigens auch ein Musikvideo gibt).
Allgemein hat die ganze Scheibe was die Ohrwurm-Qualität ihrer Titel angeht wenig Schwächen; nicht so 100% überzeugen können mich die teilweise etwas monotonen Passagen einiger Songs („War Inside“), dafür hauen Nummern wie die oben erwähnten wieder so auf die Tube das das unterm Strich wenig ins Gesamtgewicht fällt.
Wer also auf etwas softeren Rock mit sehr starken, kraftvollen Vocals steht („State Of Grace“ ist übrigens eine reinrassige Ballade) sollte sich „Standing Alone“ mal angucken. Wozu gibt es schließlich Musikvideos?
iTunes schlug mir beim Einlegen von „The Torture Never Stops“ als Stilrichtung Punk vor – ein böses Omen? Oder ein irgendwie komischer Humor? Was auch immer; nichts liegt ZUUL FX wohl ferner als Punk zu machen. Denn was hier gespielt wird ist brachialer Thrash Metal der vorne auf der CD (übrigens ihre Dritte bisher!) anfängt mit voller Kraft auf die Doublebass zu hauen und bei Track Elf damit aufhört – in ihrem Proberaum wahrscheinlich nur um kurz Luft zu holen und ein Bier zu trinken.
Ungefähr so darf man sich den Sound auch vorstellen: Druckvoll und ohne Kompromisse und Pausen. Wozu auch leere Takte wenn man in der Zeit doch auf mit runter gestimmten Gitarren möglichst schnell und von einem Schlagzeug-Gewitter begleitet spielen kann? Und wenn es mal so etwas wie eine Pause gibt dann nur um so etwas wie einen absichtlich missratenen Breakdown oder ein Intro mit besonders viel Nachdruck und Eiern („The Torture Never Stops“) einzuspielen.
Das so brachiale Gesamtbild wird auch nicht gerade dadurch aufgelockert das sowohl E-Bass als auch das Drumset sich darum prügeln wer den meisten Schalldruck erzeugen kann; wer auch immer dabei gewinnt, der Sound ist sehr fett und durchdringend, keineswegs aber einfach nur Geballer. Denn die Riffs und Ideen der Songs sind immer noch klar differenzbierbar, die präzisen Gitarrensoli Marke PANTERA tun hier dann ihr Übriges dran. Passend dazu bewegen sich auch die Vocals eher im Bereich des aggressiveren Thrash Metal, selten wird die Stimme clean, ab und an geht es sogar schon in Richtung Death Metal.
Im Großen und Ganzen ist „The Torture Never Stops“ ein verdammt mächtiges Stück Metal geworden das auf elf Tracks ohne zu bemängelnde Schwächen daher kommt. Und das ist wirklich zu betonen; viele Bands verzweifeln ja schon daran auf der Hälfte dieser Menge nicht an Power zu verlieren. Doch ZUUL FX haut wirklich eine (fast) volle dreiviertel Stunde auf die Tube. Vollgas!
ADEPT hatten mit „Another Year Of Disaster” auf dem jungen Panic & Action-Label einen guten Eindruck hinterlassen, auch wenn es noch nicht der ganz große Wurf war. Den soll ihr Zweitwerk „Death Dealers“ bringen, für das sich die Schweden wieder zu Landsmann Fredrik Nordström ins Studio Fredman (IN FLAMES, OPETH, AT THE GATES) begeben haben. Der Sound ist dann wie erwartet gut geworden, aber trotzdem kann „Death Dealers“ nicht so sehr überzeugen wie sein Vorgänger. Das liegt zum einen daran, dass sich ADEPT nicht mehr so experimentierfreudig geben und zum anderen am einfallslosen Songwriting. Die Songs haben einen sehr starken Metalcore-Einschlag bekommen, der sich in den immer wieder eingesetzten Beatdowns und dem Songaufbau äußert, wodurch ADEPT zu berechenbar werden. Die ersten drei Songs des Albums klingen noch frisch, brutal und überzeugend, aber ab „This Could Be Home“ wird die geringe Abwechslung im Songwriting deutlich. Außerdem wird zu oft unpassend in die Songs eingebaute cleane Vocals gesetzt, die dadurch sehr aufgesetzt und störend wirken. Hätten sich ADEPT an der Rotzigkeit und der stilistischen Breite ihres Debütalbums orientiert, wäre „Death Dealers“ nicht das eindimensionale Metalcore-Album geworden, das es ist. Schade um eine verpasste Chance.
Das QUEEN auf eine Unmenge von Hits zurückblicken können weiß ein jeder. Das sich auf den Alben der britischen Band, insbesondere auf den mittlerweile doch etwas untergegangen Klassikern der 70er, aber auch Songperlen verstecken, ist bisher nur den eingefleischten Fans der Band bekannt. Auf „Deep Cuts“ befinden sich nun erstmals ausgewählte Songs (im aktuellen Soundgewand) aus den ersten fünf Alben der Band (1973 – 1976: „Queen”, „Queen II”, „Sheer Heart Attack”, „A Night At The Opera”, „A Day At The Races”) die es nicht zu Singleehren geschafft haben und so in der Regel nicht bereits auf eine der unzähligen Queen Kompilationen zu finden sind. Ausnahme dabei die erste QUEEN-Single überhaupt, der flotte Rocker „Keep Yourself Alive“ (das aber mangels Airplay nicht in die Charts kam) sowie das von Roger Taylor eingesungene, für QUEEN recht ungewöhnliche und laute „I’m In Live With My Car“ (B-Seite vom Überhit „Bohemian Rhapsody”) und das fantastische atmosphärische Akustikstück „’39“ (unverständlicherweise auch nur als B-Seite veröffentlicht). QUEEN gehörten in ihren Anfangsjahren zu dem Innovativsten was die Rockszene zu bieten hatte und profilierten sich dabei auch künstlerisch als Songwriter und Musiker. Ihr Sound war unverkennbar, zum Teil übersteigert bombastisch, überwand Genregrenzen und war äußerst abwechslungsreich. „Ogre Battle“ (vom zweiten Album) ist ein richtig harter Broken mit thrashartigen Gitarren, „Stone Cold Crazy“ eine ungemein schnelle und kompakte Achterbahnfahrt und „My Fairy King“ (vom Debüt) bereits eine jener klasse Balladen die Freddy zum Helden vieler weiblicher Fans machen sollte. Der Fantasytrack „Lily Of The Valley“ und das schon episch progressive „March Of The Black Queen” darf man durchaus als Geheimtipp bezeichnen. Wer sich getraut über den Tellerrand der bekannten QUEEN-Songs hinauszuschauen, darf das mit „Deep Cuts 1973 – 1976“ getrost tun.
OLIVER WEERS? Wer? Herr Weers machte sich in Dänemark im Jahre 2007 einen Namen, als er dort die Castingshow "X -Factor" gewann. Das nachfolgende Debütalbum "Get Ready" erschien 2008. Nun kommt er mit "Evil Back" um's Eck'.
Es ist schon seltsam, eine Hardrock-/Heavy-CD zu besprechen, die OLIVER WEERS heißt. Ein Däne deutscher Abstammung. Warum hat man zwecks Marketing keine Band formiert und einen ordentlichen Namen draufgeklebt? Anscheinend deshalb, weil Herr Weers sich in Dänemark durch die unsägliche Castingshow schon einen Namen gemacht hatte. Jetzt versucht AOR Heaven mit diesem Etikett auch Türen außerhalb Dänemarks aufzustoßen. Aber lassen wir mal das ganze Drumherum und kommen zum Wesentlichen, der Musik:
Die Stimme des Deutsch-Dänen ist leicht rau und kräftig. Der Einstig mit dem Titelsong gelingt. Stampfig geht er nach vorne, wird ausgezeichnet mit einem griffigen, sich erhebenden Refrain. Wow, Castingshow-Niveau hat das nicht. Auch die nächsten Songs kommen leicht düster angerollt und halten die Qualität. Der Sound ist modern, zeitgemäß und druckvoll. Hut ab, das Ding macht zunehmend Spaß und weiß zu unterhalten. Bei Song Nummer 5 steigt eine Dame mit einer tollen Stimme in den Track ein und sorgt für Abwechslung und Aufmerksamkeit. Herr WEERS und Mitstreiter bieten meist düsteren Hardrock/Metal, im Kern mit einer leichten Melancholie. Sicher neu ist das nicht was wir da hören, und es befinden sich auch ein paar schwache Nummern auf dem Album, vor allem die Ballade weiß zu langweilen, aber im Großen und Ganzen passt das.
Die Frage ist, hat die Metal-Welt auf Herrn WEERS gewartet? Nein wohl kaum, und ich befürchte auch, dass es ihm nicht gelingen wird, sich in der Flut der Veröffentlichungen zu etablieren. Nichtsdestotrotz ist "Evil Back" ein gutes kurzweiliges Album, das zumindest ein wenig Beachtung verdient hat.
FINDUS? Was ist das denn für ein Bandname? Und was soll „Mrugalla“ bedeuten? Auch aus dem verspielten Cover-Artwork werde ich nicht schlau. Könnte auch eine Märchen-Platte für Kinder sein. Egal, rein damit, und ich werde angenehm überrascht. Verspielt oder märchenhaft ist hier nämlich nichts, sondern vielmehr geht es mit viel Dreck und Druck direkt nach vorne. Deutschpunk trifft auf Alternative Rock, mit schrebbeligen Gitarren, bolzenden Drums, einem oberdreckigen Bass und kratzigem Gesang. Auch eine Affinität zu Pop und NDW ist herauszuhören, und auch die (Wahl-)Heimat des Fünfers klingt durch: Stellenweise fühlt man sich an die Hamburger Schule erinnert, ohne dass FINDUS aber wirklich in diese zum Glück aus der Mode gekommenen Schublade passen würden. Man muss sich in diesen Sound schon etwas hineinhören, doch schon bald bleiben Ohrwürmer hängen, wie etwa der Opener „Galaabend“ oder auch „Feuer in Paris“ und „Eine Giraffe bricht sich den Hals“. Den Songtexten kann ich allerdings ehrlich gesagt nicht immer folgen, dazu sind sie teils zu abstrakt und teils zu metaphorisch. Wer auf Textinterpretationen steht, wird hier jedenfalls jede Menge Material finden. Trotzdem bleiben schnell auch ein paar schöne Fetzen hängen, wie z. B. die Eröffnungszeile des Albums: „Ich bin ein schöner Mensch / mit sehr schlechten Manieren“. Oder auch: „Es wird der Lärm sein, der uns um die Häuser bringt / Es wird die Nacht sein, die uns in die Knie zwingt“. Mit „Mrugalla“ legen FINDUS ein ungewöhnliches Album vor, mit dem man sich erst einmal etwas auseinandersetzen muss, das einen aber mit seiner Intensität und rotzigen Attitüde nach und nach durchaus zu packen vermag.
Bands ohne Bassisten kann ich normalerweise nicht viel abgewinnen. Der Sound von BUG GIRL ist aber so dreckig, dass vielen gar nicht auffallen dürfte, dass hier mit dem Geschwisterpaar Amber und Clinton Spence nur eine Gitarristin/Sängerin und ein Drummer am Werke sind. Dass das Duo aus Australien kommt, hört man dem neuen Album „Dirt In The Skirt“ deutlich an, denn AC/DC-Einflüsse sind allgegenwärtig. Diese werden aber verpackt in eine Mischung aus Garage Rock und Rock ´n´ Roll, und im Geiste spielen sicher auch MOTÖRHEAD mit, die für zusätzlichen Schub nach vorne sorgen. Diese Mischung kickt gut und zündet vor allem aufgrund des hohen Energiepegels, den die zwei hier an den Tag legen. Allerdings – und damit kommen wir zum Anfang zurück – fehlt mir hier der Bass auf Dauer dann doch. Besonders kurze Solo-Passagen hängen seltsam leer im Raum, aber auch den Riffs fehlt der Boden. Mein Rat an die Band: Holt euch einen Basser, dann werdet ihr zusammen ohne Ende Druck haben!
Dale Bartholomew Cooper – na, klingelt’s? “Twin Peaks”, Kirschkuchen und Laura Palmer. Wenn sich eine Band nach einer Figur einer David Lynch-Arbeit benennt, ist nicht gerade Easy Listening-Kram zu erwarten. DALE COOPER QUARTET AND THE DICTAPHONES haben “Parole De Navarre” ursprünglich 2006 veröffentlicht, bringen die Scheibe aber jetzt via Denovali Records noch mal auf den Markt, zudem das erste Mal auf Vinyl. Und siehe da, es ist abgefahrener, oftmals improvisiert klingender Jazz, den die Franzosen auffahren. Stellenweise klingt das Ergebnis wie der perfekte Soundtrack für besagte Serie („Une Cellier“), mit Gesang wiederum extrem verstörend („La Boudoir“). Parellelen zu BOHREN UND DER CLUB OF GORE lassen sich einfach ziehen, wobei DALE COOPER QUARTET AND THE DICTAPHONES schleppender zu Werke gehen und eine eher beklemmend-düstere Atmosphäre aufbauen, im Gegensatz zur verrückt-beklemmenden von BOHREN UND DER CLUB OF GORE. „Parole De Navarre“ ist ein schwer zu verdauender Brocken, an dem sich der Hörer mehrmals versuchen und erst gewöhnen muss, entfaltet mit der Zeit aber eine Sogwirkung hinein in Schwärze und beklemmendes Nichts. Wunderschön.