NORDIC NOMADIC spielen atmosphärischen langsamen Gitarrenfolk mit einem kleinen Hauch Psychedelicrock, ohne jedoch die E-Gitarre wirklich einzusetzen. Das hat nichts mit Metal zu tun und ist eher die Musik, um auf der Couch abzuchillen oder leicht wegzudösen. "Musik zum Einschlafen" klingt sicherlich nicht gerade nach einem Kompliment, trotzdem ist die Scheibe gelungen. Es finden sich zahlreiche gelungene Akustiknummern, wie schon der Opener namens "Worldwide Skyline" oder "Listen To The Leaves". Manche Tracks könnten auf einem Naturfilm über vergessene Landschaften auf dem Erdball als Soundtrack dienen. Vieles hat die Traurigkeit typischer MY DYING BRIDE-Songs, ohne jedoch deren Gewicht zu erreichen. Gesanglich geht es sehr sparsam und gemächlich zu, jedoch stets passend zur Musik eben. NORDIC NOMADIC ist letztlich das Soloprojekt von Chad Ross, der in der Psych-Rock Band QUEST FOR FIRE aktiv ist. Die Scheibe ist sauber produziert, lediglich das Schlagzeug, das spärlich und nicht bei jedem Song eingesetzt wird, klingt für mich etwas dünn. Wie das so bei ruhiger Musik ist: Man sollte stets vorher einige Tracks anhören, um zu wissen, ob man mit Sound klarkommt. Für mich eine schöne Scheibe.
Pluspunkte erntet die Schweizer Band ERUPDEAD bzgl. ihres zweiten Longplayer "The Human Progess" direkt für die tolle Aufmachung des Digipacks. Ein gelungenes Artdesign gefallen und sogar noch ein beidseitiges Poster ist der Scheibe beigefügt. Musikalisch verbinden die 2007 gegründeten ERUPDEAD Death Metal im Mid- und im Uptempo mit harmonischen Melodielinien. Das überzeugt wegen der zeitgemäßen Umsetzung bei vielen Songs, wie beispielsweise. in "Mediaddict" oder "The Source Of Evil", die man gerne mal etwas lauter aufdreht. Der Sound ist dabei sehr tight und presst sich kraftvoll durch die Boxen, prima produziert. Ein richtiges Brett sind die Gitarren, die den brachialen Sound letztlich ausmachen und mit der Schießbude plus Bass ein regelrechtes Vier-Mann-Überfallkommando darstellen. Gesanglich gibt es auch nichts zu kritisieren, da die Stimme von Shouter Sebbi gut zur Musik passt, auch wenn er manchmal schon in Hardcore-typische Passagen abzudriften scheint. Der ganz weite Wurf ist das Album trotzdem nicht. Mir fehlt noch etwas die Endaggression oder das Besondere, was die Scheibe zum Knaller machen würde. Es verbleibt ein zeitlich auf der Höhe sich befindendes und überdurchschnittliches Metalalbum, das Freunde des Death Metal anchecken sollten.
THE FUCKING WRATH aus Californien spielen im Jahr angeblich ca. 150 Konzerte. Mit dem neuen Longplayer "Valley Of The Serpent´s Soul" will das Quartett wieder "longer, harder und heavier" als zuvor sein. Laut Flyer klingen sie dabei nach einer Menge Bier, Schweiß, speckigen Jeands und einem ungewaschenen Tritt in den Hintern. Das ist schon nicht so unzutreffend, wie man nach dem Hören feststellen muss. Viele Riffs erinnern dabei auch an alte METALLICA-Scheiben, ohne jedoch deren Klasse zu erreichen. Nicht zuletzt hat der Sound eine Verwandtschaft, weil man die Gitarren wohl nicht oder nur minimal herabgestimmt hat. Bei einer treffenden musikalischen Einordnung dürfen wohl auch die Begriffe "Stoner Rock" und "Thrash Metal" nicht fehlen. Die Mixtur ergibt dann das, was auf der Scheibe zu hören ist. Der Sound ist leider auch in den 80/90er stecken geblieben, so dass eine ziemlich rotzige und noisige Scheibe daherkommt, bei der sich Sänger Craig Kasamis von Song zu Song brüllt. Mir fehlen hier insgesamt die frischen Ideen. Gelungene Tracks wie "Swan Song Of A Mad Man" gehen ins Ohr und besitzen Killerriffs, die jedoch zugegebenermaßen auch nicht mehr ganz frisch und innovativ sind. Auch der Track "Blank Slate" überzeugt und muss hier von mir genannt werden. Der Rest der Scheibe ist für mich guter Durchschnitt, will heißen "nur für Fans des Genres". Reinhören ist hier vor einem Kauf Pflicht.
Allzu viel geben die Norweger THE KONSORTIUM nicht über sich preis, lediglich Teloch, der schon unter Anderem bei MAYHEM, NIDINGR, GORGOROTH und 1349 live ausgeholfen hat und hier als Gitarrist tätig ist, wird als (namhafteres) Mitglied genannt. Bekannt ist außerdem noch, dass Member 01 der offizielle Bandgründer ist und früher bei REX, ALGORAB, ARCANE ART und SPION Z tätig war. Weiterhin gibt es auf diesem Debüt noch einen Gastbeitrag von einem Mitglied der Band KVELERTAK… aber eigentlich haben es Black Metaller sowieso nicht mit dem Personenkult und lassen eher ihre akustischen Erzeugnisse sprechen, die im Fall von THE KONSORTIUM absolut überzeugend ausgefallen sind. Irgendwo zwischen THORNS, CODE, älteren SATYRICON (vor Allem „Rebel Extravaganza“), ULVER und ABORYM angesiedelt, wissen die einerseits oldschooligen, andererseits leicht Industrial-lastigen, progressiven und klar und kraftvoll produzierten Kompositionen zu gefallen, da sie sich gekonnt zwischen Eingängigkeit und Unvorhersehbarkeit einpendeln. Und auch wenn ich sicher bin, dass THE KONSORTIUM diese (beim ersten Höreindruck sogar manchmal wirr erscheinende) Mischung auf ihrem nächsten Werk noch ausgefeilter darbieten werden, sollten sich scheuklappenfreie Black Metaller ruhig mal an Stücke wie „Gasmask Prince“, „Under The Black Flag“ oder „Slagens Barn“ heranwagen. Eine wahrlich interessante Band, die sich hier aufgetan hat!
Das kurze Intro, die durch 80er Spielekonsole-Sounds verfremdete Melodie des bei uns als „Spannenlanger Hansel“ bekannten Kinderliedes, zeigt schon, dass es die Finnen ONE MORNING LEFT mit ihrer Musik nicht völlig ernst nehmen. Umso überraschter ist man aufgrund des zunächst wüsten Metal-Geballers des ersten richtigen Songs. Dieses löst sich aber schon bald wieder in süßlich-lieblichem, von 80er Disco-Keyboards unterlegtem Gesang auf. Genau so geht es dann so ziemlich das ganze Album lang weiter: Metalcore-Riffs und Gegrunze wechseln sich mit extrem poppigen Parts ab, wobei in letzteren auch gerne mal deutlich hörbar das Autotuning angeworfen wird. Stellenweise meint man dabei, eine Parodie von TRIVIUM oder IN FLAMES zu hören. Damit nicht genug, wird im bezeichnenderweise „This Song Has A Massive Autotune Chorus“ genannten Stück auch ein Trance-Einschub eingebaut und könnte das rein elektronische „Depression After Eating“ auch auf einen „Café del Mar“- oder „Dream Dance“-Sampler passen. Klar, man fragt sich schon immer wieder, was das soll und wer das hören soll. Aber zugegeben: Irgendwie funktioniert dieser irre Mix erstaunlich gut. Das liegt wohl einerseits daran, dass die Jungs wirklich gut spielen können und ihren Sound mit viel Energie nach vorne prügeln. Zum anderen haben sie ein Händchen für gute Melodien und produzieren einen Ohrwurm nach dem anderen. Allerdings hat sich das Grundprinzip der Band relativ bald erschöpft. Wenn man sich an den Sound gewöhnt und den Witz dahinter verstanden hat, bieten ONE MORNING LEFT nichts Neues mehr. Das liegt auch daran, dass sämtliche Songs gleich aufgebaut sind und auf Dauer keine Variation bieten. Sicher, ONE MORNING LEFT legen mit „The Bree-Teenz“ ein originelles Album vor und präsentieren sich mit einem sehr eigenen Sound, den man so vorher wahrscheinlich noch nicht gehört hat. Darüber hinaus wirken das überall spürbare Augenzwinkern und der allgegenwärtige Humor durchaus erfrischend (wobei ich zu Gunsten der Band einfach mal davon ausgehe, dass das alles nicht 100%ig ernst gemeint ist). Allerdings stellt sich letzten Endes doch wieder die Frage: Wer will dieses Album wirklich kaufen?
Nach längerer Pause kommen [SOON] aus Hamburg mit einem neuen Album um die Ecke. Vier Jahre nach „Without A Trace“ gibt es auf Album Nummer drei unter dem Titel „Lonely Way” neues Material das es in sich hat. 11 melodische Tracks - Dark Rock/Metal - mit harten Riffs, tighter Rhytmusfraktion und eingängigen Texten, die in keinster Weise in kitschige Gefilde eintauchen. Und das alles ohne Ausfall. Natürlich erinnert das Ganze immer noch leicht an DEPECHE MODE auf Rock. Aber [SOON] haben das Tempo angezogen und gehen komplexere Arrangements positiv an, eine Band wie PLACEBO fällt einem da auch ein – auch wenn [SOON] eher härteren Stoff bieten. Ohrwürmer wie „Trust“ und „Lonely Way” fallen einem dabei gleich auf; die verträumte Ballade „A Loss“ zeigt, was man alles in ruhigen Kompositionen verstecken kann; „Flow“ und „Time“ entpuppen sich als heimliche Lieblinge mit Hitpotential. „Lonely Way” lässt sich sauber und gut durchhören, setzt auf düstere Atmosphäre und macht trotzdem richtig Spaß – Dark Rock/Metal at its best. Tolles Album, das [SOON] endlich mal eine höheren Bekanntheitsgrad bescheren sollte.
Seit MOTÖRHEAD und MÖTLEY CRÜE seinerzeit ihre Vorliebe für deutsche Umlaute entdeckt haben, hat dieser Schnörkel auch seinen Weg zu ein paar weniger bekannten Bands gefunden. Eine dieser Truppen stammt aus dem sonnigen Barcelona und hat sich nicht direkt dem Rock´n´Roll verschrieben, sondern eher nicht so wirklich sonnigem, dafür aber atmosphärischem Stoner Rock grooviger Schule. Neben den offensichtlichen Einflüssen BLACK SABBATH hört man bisweilen auch stilistische Ähnlichkeiten zu GRAND MAGUS, TROUBLE oder MONSTER MAGNET (besonders, was den melodischen, sehr guten Gesang von Ivan „Rasputin“ Arrieta betrifft) heraus, die durchweg starke Songs wie das sauflotte „Cul De Sac“, den Stampfer „Sons Of Asgard“, das treibende „Doomed Faith“ oder das relaxte „Wolfhead“ (mit dezenter Flöte im Mittelteil!) zwar nicht zu Ikonen in Sachen Eigenständigkeit aufwerten, aber in dieser qualitativ hohen Dosierung auch nicht zu reinen Plagiaten degradieren. Ein absolutes Meisterwerk ist „Wolfhead“ nicht; dazu fehlt dem erst 2008 gegründeten Quartett noch die Gabe, wirklich herausragendes Material zu schreiben, und die allzu sehr gewollte (wenn auch solide) Coverversion von PINK FLOYDs „Wish You Were Here“ hätte auch nicht Not getan, aber Fans des steinig-verrauchten Genres und der furztrockenen Breitwandriffs machen hier definitiv nichts falsch. Ein echt gutes Debüt!
ATTICK DEMONS spielen Maiden-Metal. Was keineswegs meint, dass die Zielgruppe der Portugiesen die heimischen Jungfrauen sind. Sänger Artur Almeida klingt wie der junge Bruce, die drei Gitarristen (Luis Figueira, Hugo Monteiro und Nuno Martins) duellieren und solieren wie das eiserne Trio, Bass (Joao Clemente) und Schlagzeug (Goncalo Pais) galoppieren in bester 80er Manier durch melodisches Gehölz. Das i-Tüpfelchen sind aber die Songs. Wie IRON MAIDEN Anno dazumal kommen ATTICK DEMONS schnell auf die Essenz der Songs. Ausufernde, atmosphärische Parts gibt es nur am Rand, Double-Bass-Drums, pumping Bass und flotter Metal stehen bei „Atlantis“ auf der Liste, epische Anklänge werden gekonnt eingebunden. Dynamische Hymnen wie „Atlantis“ (mit Ex-MAIDEN-Sänger Paul Di'Anno und ex-MANOWAR Gitarrist Ross The Boss) und „City Of Golden Gates“ seien da mal als Anspieltipps genannt. Mit „The Flame Of Eternal Knowledge“ haben ATTICK DEMONS gar einen treibend, melodischen Song am Start, den IRON MAIDEN mit Kusshand nehmen würden. Eigenständigkeit – erst in Ansätzen – aber für MAIDEN- und 80er-Metal-Fans haben ATTICK DEMONS mit „Atlantis“ genau das richtige im Petto.
PATHOLOGY haben nicht nur Querverweise zu DISGORGE und CATTLE DECAPITATION aufzuweisen, sondern auch mit fünf Alben in sechs Jahren einen sehr beachtlichen Ausstoß an neuem Material. „Awaken To The Suffering“ zeigt die Band mit neuem Sänger bei einem neuem Label mit neuen Ideen und leicht veränderter Ausrichtung: statt in die Slamdeath-Ecke tendieren die Kalifornier etwas mehr zu SUFFOCATION und einer Betonung des Groove-Elementes. Ändert für den Nebenbeihörer nicht viel, denn saubrutal ist die Chose immer noch, zudem ist handwerklich kein großer Unterschied zu Frühwerken auszumachen (die Musiker haben sich da auf einem soliden Niveau gehalten). Aber soviel Groove wie bei "Hostility Towards Conformity" und "Humanity´s Cesspool" gab es auf einem PATHOLOGY-Album bisher nicht zu hören. In richtig guten Momenten können selbst Vergleich mit SKINLESS standgehalten werden. Leider sind diese Momente sehr rar gesät, was zu gleichen Teil am extrem monoton klingenden Sänger wie am über weite Strecken uninspirierten Songwriting liegt. Im Endeffekt ist „Awaken To The Suffering“ eine mittelmäßige Death Metal-Scheibe amerikanischer Schule, von der sich zwei bis drei Songs für die Playlist eignen und der Rest ganz schnell wieder vergessen ist. Nicht, dass PATHOLOGY sich dadurch davon abhalten lassen werden, in den nächsten sechs Jahren weitere fünf Alben zu veröffentlichen…
Na so was aber auch: Die JAPANESE YOYEURS kommen gar nicht aus Japan, sondern aus London. Aber auch die Herkunft des Quintetts könnte in die musikalische Irre führen, denn englisch klingen sie gar nicht. Vielmehr haben sie sich offenbar zum Ziel gesetzt, Grunge wiederzubeleben, und nur allzu folgerichtig erscheint ihr Debüt im Jahr 20 nach „Nevermind“. An dieses kommt „Yolk“ natürlich nicht heran, aber immerhin sind da schrebbelige, stellenweise auch leicht noisige und übersteuerte Gitarren, ein dreckiger Bass und wummernde Drums, die mit meist melancholischen, manchmal auch leicht psychedelischen Melodien und Harmonien verbunden werden. Darüber liegt mit der Stimme von Sängerin Romily allerdings weiblicher Gesang, was den Sound dann wieder etwas in die Riot-Grrrl-Ecke verschiebt. Der Großteil des Materials ist eher flott, wenn auch nie zu schnell, aber im Verlaufe des Albums wird auch immer wieder schleppend gelitten. Das kann man sich alles gut anhören, und immer wieder setzen sich auch einzelne Melodien im Gehörgang fest. Romilys etwas zu niedlich-kindliche Stimme ist auf Dauer aber etwas penetrant, und so richtig hammermäßige Songs sind dann doch nicht dabei. Ein amtliches Alternative-Album ist „Yolk“ auf jeden Fall, andererseits aber auch nicht herausragend.
P.S.: Lasst euch nicht von der langen Spielzeit täuschen. Der letzte Track ist eine Mogelpackung: Er dauert zwar gut 40 Minuten, der eigentliche Song nimmt davon aber nur knapp 5 Minuten ein, worauf später noch ein kurzes Intermezzo geschrebbelt wird, und der Rest ist Stille.