„Anachromie“ ist das dritte Album der FranzösInnen KELLS, welche damit einen ziemlichen Spagat zwischen modernem aggressivem Metal, progressiven Einsprengseln und Gothic Metal wagen. Im Gegensatz zu manchem Mitbewerber gelingt dies KELLS überrschend gut. Die Songs verfügen über eine angenehme Grundhärte und hauen mit ihren aggressiven Riffs ziemlich jede andere Gothic Metal Formation an die Wand. Schlagzeuger Julien Nicolas begeistert durch sein originelles und facettenreiches Drumming. Die Songs selber warten immer wieder mit halsbrecherischen Breaks auf und auch die im modernen Metal gerne verwendeten laut / leise Dynamiken wissen KELLS perfekt einzusetzen. Auch gibt es immer wieder überraschende Wendungen: so kommt in „Illusion D'une Aire“ plötzlich eine Geige zum Einsatz oder verblüfft „Emmures“ mit ausgeklügelten Orchestrationen. Frontfrau Virginie Goncalves wechselt gekonnt zwischen Amy Lee mäßigem Gesang und angeschossener Wildsau hin und her. Man glaubt kaum, was da alles aus einer Person herauskommt. Einen weiteren Originalitätspunkt bekommen KELLS für die Tatsache, dass sie in ihrer Muttersprache französisch agieren. Zwei Songs („Se Taire / Furytale“ und „L'Heure Que Le Temps Va Figer / On My Fate“) sind sowohl in französisch und englisch vertreten und im direkten Vergleich siegen eindeutig die französischen Varianten. „Anachromie“ ist ein hartes, modernes und anspruchsvolles Album, auf welchem es viel zu entdecken gibt.
Das Trio aus Leipzig (das live noch um ein viertes Mitglied bereichert wird) hat in der Vergangenheit ein paar Line-Up-Wechsel durchmachen müssen, was wohl hauptsächlich dazu beigetragen hat, dass dieses Debütalbum erst sechs Jahre (und fünf Demos) nach der 2004er Gründung vorlag. Vor gut zwei Jahren ausschließlich auf Vinyl vom Label Tales From The Crypt veröffentlicht, ist es nun via Ketzer Records ebenfalls auf Laser-Schallplatte zu haben und kann auch hier seine räudige Würze ausreichend entfalten. NO EMPATHY setzen, ähnlich wie es seinerzeit MAYHEM vor gut 20 Jahren in dieser Stadt vorexerziert haben, auf basisches Schwarzmetall ohne Schnörkel, Tamtam und doppelten Boden. Die rumpelig-knarzende Produktion wird wohl die wenigsten Black Metaller abschrecken; das Hauptproblem von „Rust“ ist aber das über die allerweitesten Strecken reichlich unspektakuläre Songwriting, das außer ein paar halbwegs gelungener Breaks und Viscs ganz ordentlichem Kreischbrüllen kaum Überraschungen bietet und sehr eintönig und ideenlos ausgefallen ist, speziell nachzuhören beim über elfminütigen Abschluss „Towards Infinity“, der erst nach fünf Minuten Intro-Spielerei in Fahrt kommt – nur um sich dann kaum vom Rest des Albums zu unterscheiden. Die fehlenden Höhepunkte und die müde wirkende Monotonie der Riffs (so was können bleistiftsweise ENDSTILLE um Längen mitreißender) machen aus „Rust“ ein Album, dem man einen großen Willen anhört, aber eindeutlich zu wenig Können.
ELECTRO BABY wäre auch ein Songtitel der auf eine MONSTER MAGNET Scheibe passen würde – das dachte ich schon 2003 als mir ihre coole, in Eigenregie eingehämmerte EP „Grrr...!“ in die Hände viel. Auf ihrem fünften Album „Evilution“ klingen die Karlsruher dann auch zum Teil wieder nach den Spacerock-Stonern aus den Staaten – gewürzt mit einer schönen Portion Heavy Doom. Dabei geht es bei den sechs meist längeren Tracks eigentlich immer flott zur Sache - die beiden fast schon als Ohrwurm zu charakterisierenden Knaller „Heads Will Roll“ (mit gemächlichem Start) und „Hellevator“ seien da mal angeführt. Aber auch der straubig-räudige Einstieg mit „Doomsday AD“, der derbe Rock’n’Roll von „Band Of The Dead“ (tanzbar) und der über 9-minütige mit gekonnten Spannungsbögen und groovender heavyness versehene Titelsong „Evilution“ überzeugen. Mit „Someplace Quiet“ gibt es zwar auch einen etwas unspektakuläreren Standard-Stoner-Song, der aber dank gutem Riff immer noch Spaß macht. Wieder ein qualitativ hochwertiger Output welche da El Matador (Vokills), Robmaster Flash (Left 666-String), Kim Page (Right 666-String), Mr. Olli Buster (Low End) und Drumgod (Battery) fabriziert haben. Cooler Sound, wertige Aufmachung im Digi, tolle Mucke – die 60 „Nullnummern“ zum Schluss zur Albumverlängerung hätte man sich aber dann doch sparen können. Anyway - „Evilution“ von ELECTRO BABY rockt fett.
BLOOD FREAK haben mit “Mindscraper” ihr mittlerweiles viertes Album am Start, aber bisher nicht für allzu großes Aufsehen gesorgt. Warum das so ist, macht die gute Dreiviertelstunde klar, denn auch wenn sich immer mal wieder Thrash-Riffs in die Songs geschlichen haben und BLOOD FREAK sich Mühe geben, das Tempo zu variieren, bleibt unter’m Strich ein berechenbares Death Metal-Album. Handwerklich ist das vollkommen in Ordnung, was die Amis abliefern, gerade der Drummer macht einen sehr guten Job, aber an Glanztaten von EXHUMED oder CARCASS kommt die Scheibe zu keiner Zeit heran, hat aber auch nicht genug eigene Identität, um als Alternative interessant zu sein. Bleibt am Ende die Erkenntnis, dass „Mindscraper“ ein solides, aber wenig spektakuläres Death Metal-Album geworden ist.
TSJUDER gehören zu den Bands, die nicht jeder Black Metaller auf dem Schirm hat, da die 1993 von Nag und Berserk gegründete Truppe Zeit ihrer Existenz immer im Schatten deutlich stärker durchgestarteter Landsmänner wie IMMORTAL oder ENSLAVED stand. 2006 folgte dann nach dem grandiosen Werk „Desert Northern Hell“ der Split, jedoch hielt dieser nur bis Ende 2010. Nun liegt mit „Legion Helvete“ das Comeback-Album vor uns, das – um das Fazit schon mal vorwegzunehmen – erneut sehr stark ausgefallen ist, seinen Vorgänger aber nicht toppen kann. TSJUDER machen nach wie vor keine Gefangenen und sind ganz der Tradition ihrer norwegischen Heimat verpflichtet, was pure nordische Raserei ohne jegliche Ausflüge in bombastische Gefilde betrifft. Songs wie „Daudir“, „Slakt“, „Black Shadows Of Hell“ oder „Varg Helvete“ sind kraftvoll produzierte, schnelle und teilweise mit erneut coolen Breaks versehene Hassklumpen, wobei im Gegensatz zum Vorgänger auf einen etwas moderneren, weniger räudigen Sound gesetzt wurde, was „Legion Helvete“ für Genre-Verhältnisse fast schon zu glatt und „brav“ erscheinen lässt. Auch wirkt das Songwriting trotz des durchweg sehr hohen Niveaus relativ vorhersehbar und nicht so urwüchsig-kompromisslos wie auf dem Vorgänger. Nichtsdestotrotz ist „Legion Helvete“ eine hochklassige Black Metal-Scheibe, die garantiert keinen Fan der Osloer enttäuschen wird.
ALCEST waren mal im Black Metal unterwegs, haben sich aber spätestens mit „Écailles De Lune“ davon verabschiedet. Auch „Les Voyages De L'âme“ geht da keinen Schritt zurück und lässt nur selten einmal die Vergangenheit aufblitzen („Là Où Naissent Les Couleurs Nouvelles“), während im Großen und Ganzen ruhige, harmonische Klänge dominieren. Getragen durch verträumte Gitarrenarbeit und einem sanften Klargesagt, nimmt ALCEST mit auf eine ruhige, entspannte Traumreise zu Orten voller Harmonie. Klingt nach starkem Hippie-Einschlag, hat damit aber nichts am Hut, da es klar aus der Metal-Ecke kommt und dieser Hintergrund auf interessante Art und Weise interpretiert wird. Wer sich auf sanfte und gleichzeitig experimentelle Klänge einlassen kann, sollte sich diesen französischen Zauber mal zu Gemüte führen.
Die M&M`s des Hardrock sind zurück! Sinnigerweise fällt den Musikern bei ihrer dritten Veröffentlichung auf, dass es eine weitere Band mit dem Namen THE CAGE gibt. So nennt man sich kurzerhand in die zwei Hauptprotagonisten um und titelt einfach das Album als "The Third Cage". Gemeint ist, dass es sich bei dem vorliegenden Silberling eigentlich um das dritte Album des Projektes von Dario Moll & Tony Martin - "THE CAGE" handelt.
Somit wissen wir auch schon, was uns erwartet: kerniger Hardrock mit Classic-Rock-Anleihen. Nummern wie "Wicked World" und "Cirque Du Freak" rocken ordentlich im Power-Hardrock-Gewand. Zur Sounddichte oder Auflockerung bringt ein gut positioniertes Keyboard Akzente in die Nummern, mal dezent im Hintergrund, mal als Farbklecks. Die uns wohl bekannte Stimme von Tony Martin trägt die Songs mit Kraft und Volumen, während die Gitarre enorm fett aus der Hüfte schießt. Der Italiener ballert mit seinem Seiteninstrument unbarmherzig um sich, bleibt aber immer variabel und überrascht gar bei "Can`t Stay Here" mit funkigem Rhythmus. "Oh My Soul" ist eindeutig Martin's Ursprung bei BLACK SABBATH geschuldet und bildet den musikalischen, dramaturgischen Höhepunkt des Albums. Der Song rollt mit langsamem, doomigem Rhythmus nach vorne, beklagt von traurigem Gesang mit Bitternis durchwebt.
Insgesamt macht das Album einen inspirierten Eindruck in einem transparenten, druckvollen Klang. All die BLACK SABBATH-Fans, die "Headless Cross" auch zu den Band-Klassikern zählen, können sich mit diesem Album die Zeit vertreiben, bis - ja bis das schon längst fällige Original Recording Remastered (Deluxe Edition) des "Kopflosen Kreuzes" endlich in die Läden kommt.
Was ich in diesem Zusammenhang noch unbedingt loswerden muss, ist die Empfehlung, sich die VOODOO HILL-Alben ( zwei ) mal zu Leibe zu führen. Ähnlich wie dieses Projekt unter der Federführung des italienischen Gitarristen, mit ebenfalls einem alten BLACK SABBATH-Recken an den Vocals, nämlich keinem geringeren als Mr. Glenn Hughes himself.
Im Frühjahr 2009 erschien das erfolgreiche Debüt der BULLETMONKS, jetzt wird mit „Royal Flush On The Titanic“ nachgelegt, bevor die Herren im Februar mit D-A-D auf Tour gehen. Dem Konzept aus rauem, energiegeladenem Rock ´n´Roll mit Heavy-Attitüde ist man dabei treu geblieben (hat sich ja schließlich auch bewährt), der Gesamtsound klingt, als hätte man MOTÖRHEAD mit diversen anderen Genregrößen in einen Topf geworfen und ein paar Mal herzhaft umgerührt. Der Titeltrack groovt, „Every Thought About Life“ kommt zur Abwechslung mal ruhiger daher, ähnliches gilt für die erste Hälfte des etwas exzentrischen „Don´t Mess With The Barkeeper“, bei dem später dann aber noch ordentlich aufs Gaspedal getreten wird. Das fette „Legendary“ und „You Want Me To Hang“ kommen überdurchschnittlich eingängig daher. Viel mehr braucht man da eigentlich nicht zu sagen: wer den Vorgänger mochte, wird auch „Royal Flush On The Titanic“ mögen.
Achtung, hierbei handelt es sich nicht um ein neues Werk der gleichnamigen Rumpel-Grinder aus Amiland, sondern um das nach knapp 30 Jahren (!!!) erscheinende Debütalbum der österreichischen Traditionsmetaller. Das Erstaunliche dabei ist, dass diese sogar von 1990-2009 inaktive Band um die beiden Gründer Thomas Metzler und Patrik Lercher anno 2011 frischer tönt als mancher Newcomer. Experimente: Fehlanzeige! Dafür gibt es hymnischen, durchweg ohrwurmkompatiblen Heavy Metal mit starker 80er-Prägung, der natürlich keine Originalität im Lastenheft stehen hat, dafür den hörbaren Spaß der Musiker, nach so langer Zeit endlich noch einmal den zweiten Frühling zu erleben. Eigentlich könnte ich hier schließen, kurz erwähnen, dass das Quartett seine PRIEST,- HELSTAR,- EXCITER,- und ACCEPT-Platten in- und auswendig kennt und auf erstklassige Banger wie den mit (zugegebenermaßen nicht ganz geglückter) Kopfstimme veredelten Opener „Change Your Behaviour“, den Stampfer „Mortician“ (tolle Bandhymne!), die überragende Mitbölknummer „Whorship Metal“ oder das treibende „Dead Beauty“ verweisen, wobei man sagen muss, dass sich auf „Mortician“ nicht ein einziger Ausfall oder Füller befindet. Zusammen mit der kraftvollen, leicht verrauchten Stimme von Daniel Khan (womöglich mit Dschingis verwandt?!) ergibt sich ein toller, von vielen alten Fans sicher nicht mehr erwarteter Einstand, mit dem absolut kein Old School-Traditionalist falsch liegen wird. Als Bonüsse bekommt man übrigens noch drei ältere Live-Stücke vom 2010er „Keep It True“-Festival („Street Warrior“, „No War“ und „Sacrifice Of Sin“) in guter Aufnahmequalität geboten, was das Album noch weiter aufwertet. Und nun wirklich Schluss – geile Platte!
HEADSHOT komme aus der tiefen Braunschweiger Provinz sind schon seit musikalisch 1993 aktiv und haben jetzt mit „Synchronicity" nach 3 Jahren endlich mal wieder ein neues Album auf die Menschheit losgelassen. Nach dem zuletzt doch etwas überraschend hochwertigen Thrash/Death-Werk der Labelkollegen von XIOM haut mich dieses Album aber insgesamt nicht ganz so arg vom Hocker. Das mag auch etwas an der Ausrichtung liegen, denn auf den rund 50 Minuten dieses fünften Studiowerkes wird lupenreiner (US) betonter Thrash geboten, der unter der Regie von Produzent Jost Schlüter sehr satt aufgenommen wurde. Musikalisch zwar schon größtenteils recht solide, nur der butal-brachiale Gesang zieht dass Ganze für meinen „normalo“ Geschmack doch an manchen Stellen etwas herunter. Klar die „Singstimme“ setzt da natürlich schon vehement Akzente auf die Bitteböseschiene wie dies auch bei anderen Kapellen ähnlicher Couleur wie z.B. EXODUS, FORBIDDEN oder auch ARCH ENEMY der Fall ist. Mit letzteren haben HEADSHOT übrigens eines gemeinsam, nämlich dass auch bei HEADSHOT eine Frau Mikrofon und Lautsprecher malträtiert: die ex-UPPERCUT-Frontfrau Daniela Karrer hat den langjährigen Fronter Andy Bruer mit diesem Werk ersetzt.
Und auch hier merkt man wirklich zu keiner Sekunde, dass dies eine Frauenstimme sein soll, ein Kompliment ist dies für mich aber eher nicht genauso wenig wie bei Frau Gossow - es zählt was hinten äh oben rauskommt und das finde ich mit Verlaub bei beiden Kapellen ziemlich schaurig. Egal den echten Genrefan wird dieses deftig-keifende „Stimmsche“ sicher entzücken - ich halt mich da mal lieber an die Instrumentalfraktion und die kann schon eher weiter Pluspunkte sammeln. Denn die Herrschaften nur mal für sich zu hören hat schon was für sich, da kommen vielfach gelungen Melodiepassagen bei der Gitarrenarbeit trotz aller Härte noch viel besser heraus, der relativ schnörkellose Thrash geht gut ab. Eine stilistische Überraschung schafft die Formation dann aber tatsächlich bei dem sehr gelungenen fast 10minütgen Titelsong, quasi ein ziemliches Instrumental geworden ist. Die sehr sparsam eingesetzte Stimme stört da nicht allzu sehr, hier gibt tolle Aufs und Abs, gelungene Breaks schönen Melodiebögen, auch mal gefühlvoll mit viel Abwechslung – also es geht doch.
Technisch agiert die Band im gutklassigen Bereich egal ob galoppierend, eher schleppend, düster-aggressiv und heftig-brachial geht es fast immer zu. Ein weiteres Highlight ist auch dass schneidige „Sanctury“ geworden, sehr intensives Riffing aber auch ein Höllentempo. Denke mal für Liebhaber etwas kernig-traditionellen n Thrashs sollte HERADSHOT eine interessante Adresse sein. Ich hör da zwar lieber Kapellen dieses Genres mit einer einigermaßen „geraden“ Stimme daher dürften Dampfwalzenfanatiker etwas euphorischer auf „Synchronicity" reagieren.