Die vier Herren von CHANT OF BLASPHEMY kommen endlich mit ihrem Debut Album „Godless Extermination“ aus dem Quark. 99 gründete sich die Band und legte bereits zwei Demos und eine EP vor. Jetzt dann auch ihre erste Langrille mit sieben Songs. Nach einem ausführlichen Intro welches dem Hörer einen verregneten Nachtspaziergang vorgaukelt, bei dem man an einem Kellereingang, aus dem Gitarren zu hören sind, vorbei kommt und diesen langsam absteigend betritt, um sich nach einem kleinen Irrweg in einem, mit Kerzen beleuchteten Gewölbe wieder zu finden, in dem sich, nun ordentlich majestätisch und laut, vier Mannen auf ein, jetzt herein brechendes Blast-Thrash-Inferno bereit gemacht haben. Von diesem Zeitpunkt an machen CHANT OF BLASPHEMY keine Gefangenen und reißen mit ihrem rohen, rotzigen und wütenden Sound das eingebildete Gewölbe mit samt dem Kellereingang ab und hinterlassen eine, immer noch verregnete und mit Schweiß und Blut geschwängerte Nachtluft. So oder so ähnlich…
Überzeugend jedenfalls knüppeln sich CHANT OF BLASPHEMY durch, immer wieder thrashige Momente ihrer, ansonsten stark Schwarz Metallisch geprägten, Platte. „Godless Extermination” überzeugt durch seine Erdigkeit, seine Rohheit und seine Wut. Soundtechnisch wunderbar unspektakulär produziert, kann man hier getrost seiner Aggressionen freien Lauf lassen und sich ordentlich den Schädel abmoshen. Hell Yeah!
Die Berliner PLACENTA sind ganz fleissig. Nach dem Album "Fixed Action Pattern" im Jahre 2009, folgte im Jahre 2010 "Brutalis" und nun ist im Jahre 2011 "Replace Your Face" veröffentlicht worden. Mit der Veröffentlichung gibt es auch einen heftigen Stilbruch. War man früher dem Deathcore verschrieben und trat fast ständig aufs Gaspedal, geht es jetzt weitaus harmonischer und ruhiger zu. Die Band spielt weicheren Metalcore, der immer wieder durch extrem harmonische Gesangs- und Soundpassagen unterbrochen wird. Obwohl mancher der Band einen Sell-Out unterstellen wird, überzeugen die Metalcoreattacken sowie die extrem harmonischen Soundpassagen mit cleanem Gesang. "I Ain´t No Horse" als zweiter Track sticht für mich heraus. Nachteilig an dem Werk ist leider, dass sich die Songs zu sehr ähneln, insbesondere die harmonischen Parts könnten alle aus einem Song stammen, den man immer wieder in Puzzleteilen zu den härteren Passagen dazugesetzt hat. Trotzdem ist die Scheibe überdurchschnittlich. Die bretternden Gitarren, der Songaufbau und das Gespür für tragende Melodien überzeugen. Wäre ich allerdings ein PLACENTA-Fan erster Stunde, würde ich mich über den Wandel zu softeren Gefilden sehr ärgern. Mit Abstrichen daher empehlenswert.
Bei einigen CDs, die ich zum Review erhalte, nehme ich diese ohne mich näher zu informieren aus dem Briefumschlag und der CD-Hülle, um sie direkt danach bei einer anstehenden Autofahrt zu hören. Überhaupt nicht zu wissen, um was es geht oder wen man da hört, stärkt die Objektivität und ist spannend zu gleich. Bei der Debut-CD des seit 2009 existierenden Kieler Quintett CHAOSANE namens "Chaosmachine" verfuhr ich genau so und traute meinen Ohren nicht, was da aus den Boxen hämmerte. Arschgeiler Death/ Thrash Metal, wie ich ihn schon lange nicht mehr gehört hatte. Brettharte Gitarrenriffs, die ihn ihrer Brutalität ihres gleichen suchen, gepaart mit einem alles vernichtenden Schlagzeug und einem Gesang, der die für dieses Jahr 2012 doch anstehende Apokalypse einläutet. Meine Fresse! Dabei spielt sich das ganze im gehobenen Midtempobereich ab, so dass man nicht in Blastbeatpassagen auswich, um den gehörenden Druck zu erzeugen. Besonders die Gitarrenarbeit hat es mir angetan. Absolut zeitgemäße brutale Riffs, die trotz des doch etwas ausgelutschten Genres nicht das Gefühl aufkommen lassen, dass man das schon irgendwo gehört hätte. Nachdem ich von meinen vielen Autofahrten zurückkam und mir dann doch mal die Bandinfo durchlesen wollte, war ich etwas beim Bandfoto irritiert, da dort ein Mädel zum Quintett gehört. "Welches Instrument spielt die?" wollte ich wissen und erfuhr, dass sie singt. Hatte ich mich in den Unterlagen geirrt? Ich hatte keine Frau singen gehört. Tatsächlich hat Anna eine Stimme, die nicht gerade verrät, dass hier ein weibliches Organ kreischt, was nicht als Auszeichnung, sondern als Kuriosum gedacht ist. Ich kann auch gerade den Gesang nicht hoch genug loben. Auf der CD sind insgesamt neun Tracks, das erste ist ein Instrumental. Die ersten sechs Songs habe absolutes Top-Niveau, der Rest ist immer noch sehr gut. Anspieltipps sind "Genesis" und "Redneck´s Serenade". Die Band hat noch kein Label. Wäre ich eine Plattenfirma, ich würde nun zuschlagen. Einen Abzug gibt es für das misslungene und wenig spektakuläre Coverartwork inkl. dem Bandfoto, das an eine Combo zum Abschlussball erinnert. Da das bzgl. der Musik zweitrangig ist, gibts von mir für diesen Newcomer die volle Punktzahl! Kracher!
Satan! Die CD klingt etwas wie ein Scherz, verwaschener Sound, Bollerschlagzeug und ein fies übler Black-Metal Gesang eines weiß gepinselten Frontmanns, der sich wohl mit einem kahlgenagten Schädel in der Bassdrum versteckt hält. Hier kommen THORNIUM! Die Band hat mit "Dominions Of The Eclipse" eine alte Nummer aus dem Jahre 1995 re-released, was eingefleischte Fans sicherlich freuen wird. Weiterhin finden sich zwei nochmals neu aufgenommene Tracks namens "Remain In Chaos" und "Reign Of Terror" auf der Scheibe sowie das aus dem Jahre 1993 stammende Demo "North Storms Of The Bestial Goatsign" (was für ein Name). Wie schon beschrieben, erwartet einen hier äußerst old-schooliger Black Metal, wie man ihn heute eigentlich nicht mehr hören mag. Der Sänger kreischt böse, das Schlagzeug scheppert und die Gitarren verkommen stets zu einem Surren oder klingen wie eine Akkubohrmaschine. Ist man nicht gerade im Highspeed-Modus wird böse gegrowlt und wahrscheinlich auch fiese geguckt. Manchmal bereichern dunkle Synthiklänge das Spektakel. Ich will die Musik nicht schlecht reden. Für Fans oder Freunde der alten Black Metal Zeit vielleicht ein Leckerbissen. Ob THORNIUM allerdings so groß waren, dass sie nun ihre alten Sachen rer-eleasen müssen, lasse ich gerne offen. Unbedingt vor einem Kauf reinhören.
Und weil's so schön war, noch eine Blues-CD als Review. J.C.CINEL heißt der Gute, kommt aus Italien, klingt aber nicht danach. Southern Rock, ein bisschen Country und Blues sind die Zutaten bei "The Light Of A New Sun". Das Cover der Scheibe sieht nach Wühltisch verbliebener Ladenhüter-CD`s aus. Geht's noch 'ne Spur unscheinbarer?
Anyway, "Wheels Of Time" sorgt nach dem fröhlich-belanglosen Opener mit einer melancholischen Melodieführung für Aufmerksamkeit und erinnert gar ein wenig an die bluesigen CHRIS REA-Werke. "Living On A Highway" kommt ein wenig funky aus den Boxen und klingt nach Sommer mit Schirmchen im Drink und duftet nach Sonnencreme. So reit sich Nummer an Nummer, mal mit ein wenig mehr Drive, aber meist bleibt es eher verhalten.
Die Scheibe tut nicht weh, sorgt nicht für hohen Blutdruck, läuft brav im Hintergrund; kann dabei aber zum Entspannen beitragen. Der Satz "ruhig, relaxt, im Zentrum die Gitarre, begleitet von einer unscheinbaren, nicht sonderlich talentiert klingenden Stimme, die aber immer noch in der Lage ist, gefällige, leicht traurige Melodien darzubieten" spiegelt meinen Eindruck von "The Light Of A New Sun" ganz gut wieder.
Mmh, habe ich das falsche Album runtergeladen? Nach Alkohol-getränktem Rock ’n’ Roll – wie in der Bandbio versprochen – klingt das hier nämlich gar nicht. Eher wirkt die Band wie eine unfreiwillig schlechte METALLICA-Kopie, wobei sich vor allem Sänger Tuomas große Mühe gibt, nach James Hetfield zu klingen. Von Humor ist hier nichts zu spüren, was ich aufgrund der Bandgründung (natürlich bei einem Saufgelage) und dem Albumtitel definitiv erwartet hätte. Vielmehr scheinen sich die Finnen – wenn auch nicht textlich, so doch musikalisch – selbst ziemlich ernst zu nehmen, und dafür, dass hier alles etwas ungelenk vor sich hin rumpelt, auch etwas zu ernst. Der schwachbrüstige und etwas matschige Sound macht's nicht besser. Nee, das wird so nix.
Bandname, Albumtitel und Coverartwork lassen es einen schon erahnen: Hier gibt's bestimmt ordentlich was auf die Omme. Ist auch so. Die Freiburger prügeln sich mit viel Wut im Bauch durch acht kurze, bis auf einen Zweiminüter ziemlich genau anderthalb Minuten lange Songs und setzen dabei jede Menge Energie frei. Der Sound ist dabei leicht Metal-lastig und ballert wuchtig aus den Boxen. Dabei geht die Band trotz aller Kompaktheit sehr vielseitig zur Sache: Ob Hochgeschwindigkeit, Mosh-Parts, Breakdowns oder Crew-Shouts – aus jeder Hardcore-Richtung wird immer das effektvoll eingesetzt, was gerade nötig ist. Lediglich die (vermutlich) programmierten Drums am Ende des Titeltracks sind eher überflüssig und dienen wohl nur dazu, eine zusätzliche halbe Minute rauszuschinden. Aufgrund der kurzen Spielzeit kann man diese Scheibe kaum ein Album nennen, aber das ist auch schon der einzige wirkliche Vorwurf, den man den Jungs machen kann: Die Platte ist schlichtweg zu kurz. Ich jedenfalls könnte mir diesen soliden Wutausbruch gerne länger zu Gemüte führen.
HYDE aus Italien wollen alles und machen viel...vielleicht etwas zu viel. Sie nennen ihren Stil selbstbewusst Extreme Progressive Metal. Und extrem ist es in der Tat, was die vier Herren hier abliefern. Auf vier überlangen Songs wird gezeigt, was man alles kann. Man kann recht viel, aber ob man alles was man kann in einem Song zeigen muss und alle 5 Sekunden die Marschrichtung ändern sollte, sei mal dahingestellt. Das mag zwar künstlerisch anspruchsvoll sein, sorgt aber auch für eine ziemliche Zerissenheit des Materials. HYDE müssten in Zukunft ihre durchaus vorhandenen Stärken besser bündeln und darauf vertrauen, dass der geneigte Hörer auch beeindruckt ist, ohne dass 785448 verschiedene Eindrücke in kürzester Zeit auf ihn einpreschen. Wie das besser geht, haben die ähnlich gelagerten DISILLUSION vor einigen Jahren mit ihrem Debut bewiesen. Aufgeschlossene Geister, die auf Experimente stehen, können ja mal auf www.myspace.com/hydeexperiment vorbeischauen.
Ob es ein kluger Schachzug ist, dass die Schweden HOUSTON nach ihrem selbstbetitelten Debut als nächste Veröffentlichung eine Coverscheibe hinterher schieben mag jeder für sich selbst entscheiden. Ungewöhnlich ist es auf jeden Fall. Abgesehen davon ist diese Scheibe ein Garant für gute Laune und vertreibt sofort sämtliche der Jahreszeit geschuldeten trüben Gedanken. „Relaunch“ ist Sonne pur. HOUSTON zollen hier ihren Helden auf kompetente Art und Weise Tribut. Auch verzichten sie auf allzu platte Cover und greifen sich eher unbekannteres Material wie DAKOTA, AIRRACE, TOUCH und NEW ENGLAND heraus. Und auch die größeren Namen wie MICHAEL BOLTON oder LAURA BRANIGAN sind mitnichten totgecovert. Obendrauf gibt es noch Acoustic Aufnahmen der eigenen Songs „Truth Slips“ und „1000 Songs“. „Relaunch“ ist kein must-have aber eine sehr köstliche Zwischenmahlzeit für AOR-Gourmets.
DRAGONY aus Wien liefern mit „Legends“ eine herrlich naive und mittlerweile schon wieder anachronistisch klingende Melodic Metal Scheibe ab, welche ganz im Fahrwasser früher EDGUY, Keeper HELLOWEEN und diverser Italo Vertreter à la DOMINE, HEIMDALL oder DRAKKAR durch einschlägige Fantasywelten schippert. An jeder Ecke lauern Drachen, Krieger, Zwerge und Jungfrauen. Naja, das Eine bedingt ja auch das Andere: Wenn sämtliche Krieger sich als Drachenkammerjäger erweisen müssen und beim nächsten Schloßball nur noch die Zwerge versuchen die anwesenden Jungfrauen 'rumzukriegen, so ist es kein Wunder das sich selbige mit einem „Nicht mit mir“ auf den Lippen in die kalten Burggemächer zurückziehen und es dort vorziehen weiter am Quilt der Vorfahren zu klöppeln, als an ihrer Jungfräulichkeit etwas zu ändern. So zumindest stelle ich mir das vor. Um wieder auf DRAGONY zu kommen, die machen ihre Sache eigentlich ganz gut und können mit einer professioneller Aufmachung und einem für eine Eigenpressung ganz respektablen Sound aufwarten. Außerdem haben sie es geschafft so einige hymnische Melodien abzuliefern. „Legends“ wird den Lauf der Welt nicht weiter verändern, aber für ne Stunde Auszeit von der realen Welt ist es allemal gut. Womit wir wieder bei den Drachen, Kriegern usw. wären.