Die Tiroler DESERT SIN legen mit „Destination Paradise“ das zweite Album nach ihrer Umbenennung vom wenig erbaulichen Bandnamen SICK-U-R vor. Im Vergleich zum Vorgängerwerk „The Edge Of Horizon“ haben DESERT SIN ein paar Brickets nachgelegt. So klingen Songs wie „Kill The King“ doch einen Tacken aggressiver als zuletzt. Jedoch werden auch die klassischen, epischen Melodien nicht vernachlässigt. Selbst in den aggressivsten Momenten bleiben DESERT SIN immer schön melodisch. DESERT SIN hämmern einen zeitlosen Mix aus Eurobands wie JESTER'S MARCH, LANFEAR oder LETTER X und diversen US Bands in die Rillen (ja, ich weiß...es ist nur Eine). Keyboards sind zwar vorhanden, verwässern das Material aber nicht, sondern sind nur dazu da den Songs mehr Tiefe zu verleihen. Auch die kraftvolle Produktion muss man loben. Weitere Heighlights sind „Follow Me“, welches mit mit zackigen Strophen und schönem mehrstimmigen Gesang erfreut. Sowie der bombastische und vielschichtige Abschlusskracher „Circle Of Twilight“. Frontmann Sandro Holzer erinnert mich mit seinem Timbre immer wieder an den POWERSURGE Fronter James Marra, was auf jeden Fall als Kompliment gemeint ist. „Destination Paradise“ sollte man als qualitätsbewusster Power Metal Fan gehört haben.
„Death“ ist das neuste..ähm..Lebenszeichen der Schweden RAM, welche sich besonders mit dem letzten Werk „Lightbringer“ endgültig mit einem eigenständigen Sound etablieren konnten. „Death“ knüpft in etwa da an, wo der Vorgänger aufhörte, allerdings sind RAM wieder eine Spur eingängiger geworden, aber immer noch meilenweit vom Metal-Mainstream entfernt. „Death“ atmet zu jeder Sekunde 80er Jahre Stahl in der Tradition von MERCYFUL FATE oder solcher Kauzkapellen wie BROCAS HELM. Zusammen mit ihren Landsleuten von IN SOULITUDE und PORTRAIT bilden RAM ein okkultes Dreigestirn, das keine Konkurrenz zu fürchten braucht. Typisch für RAM sind die bedrohlich wirkenden Gitarrenharmonien, welche der Musik einen Horrortouch verleihen. Oscar Carlquist faucht und kreischt als wäre er ein geglücktes Experiment aus den Genen Rob Halfords und King Diamonds. Die Songs selber schwanken zwischen schwermütigen, doomigen Stampfern wie „Frozen“ oder speedigen Abfahrten wie „Under The Scythe“. Das schon als Video bekannte „Flame Of Tyrants“ ist so purer Heavy Metal, wie er nur sein kann und geht direkt in das Herz des Rezensenten. Auch wenn RAM sich in einem engen stilistischen Rahmen bewegen, so sind sie doch überaus originell und überraschen mit unkonventionellen Riffs und Melodien. Selbige sind es dann auch, die „Death“ so überaus spannend und unverzichtbar machen.
Island gehört nun nicht unbedingt zu den Ländern, die für eine große (Black-) Metal-Szene bekannt sind, obwohl es auch dort interessante Bands im Underground gibt, von denen es aber lediglich SOLSTAFIR und FORTID zu größerer Bekanntheit gebracht haben. Bei Letzteren ist auch E. Thorberg aktiv, der CURSE 1998 als Nachfolge von THULE ins Leben rief. Im Gegensatz zu FORTID verzichten CURSE aber auf die große Wikinger-Schlachteplatte samt bombastischer Elemente und setzen auf stark Midtempo-lastigen, basischen und rohen Black Metal, der nicht selten an die späteren, rockigeren Werke von DARKTHRONE erinnert. Das gesamte Album wurde in nur 42 Tagen geschrieben und aufgenommen, wobei die Hälfte des Songmaterials improvisiert wurde, was „Void Above, Abyss Below“ zwar an Authentizität gewinnen lässt, das über weite Strecken biedere Werk aber auch nicht unbedingt besser macht. Stücke wie der Titelsong, „The Mad Shepherd“, „I´m The Dead Guy“ oder “Infernal Visions” kommen entweder zäh daher und/oder langweilen mit ihren recht langweiligen, fast schon zu eingängigen Refrains. Gegen Ende der Platte haben sich mit dem schleppenden, doomigen „Painting The Devil On The Wall“ (coole Gitarrenmelodien), dem frostigen „Hour Of The Skull“ und dem fast schon balladesk beginnenden, sich dann zu einer monumentalen Hymne steigernden „Priests Of The Underworld“ noch ein paar wirklich gute Nummern eingeschlichen, jedoch bleibt das Album als Gesamtwerk relativ blass und uninspiriert.
„Cold Comfort“ von AUTUMN setzt auf leise Töne und macht dem Bandnamen mit vertonter Herbststimmung aller Ehren. Die neun Songs bieten einen schönen Soundtrack zu Nebel, Regen, wolkenverhangenen Tagen und kerzenbeleuchteten Nächten. Harte Riffs, lautes Schlagwerk, epische Orchestrierung, opernhafte Vocals - das gibt es bei anderen Bands. AUTUMN bieten auf ihrem fünften Album melancholischen Gothic Rock vergangener Tage - also mit weniger Alternative-Schlagseite als ihre durchaus ähnlich gestrickten Landsleute von WITHIN TEMPTATION, dafür aber mit leichten Prog-Touch. Sängerin Marjan Welman (seit 2008 dabei) dominiert mit engelsgleicher angedunkelter Stimme die atmosphärisch melodischen Kompositionen; instrumental setzt man auf Bass und Gitarre, Streicher und Piano. Allesamt meist wenig heftig. Hier sei mal das ruhige an THE GATHERING erinnernde „The Venamoured" und das zerbrechliche „Alloy“ genannt. Etwas rockigere Kost wie das dann mit starkem Keyboard versehene „Retrospect“ (hat was von Single) und das mit etwas mehr Gitarre ausgestattete „Naeon“ steht AUTUMN, bleiben aber die Ausnahme. Für Träumer haben AUTUMN mit „Cold Comfort“ allerdings ein schönes Album abgeliefert.
Alles klar, mit diesen Jungs ist nicht gut Kirschen essen, das macht schon der Albumtitel klar. Und tatsächlich macht der Fünfer aus San Francisco auf seinem ersten Longplayer keine Gefangenen. Ganze 20 Songs befinden sich darauf, 14 neue und sechs vom ersten Demo von 2005, deren Großteil die 2-Minuten-Grenze nicht oder nur unwesentlich überschreitet. So gehört sich das ja auch im klassisch angelegten Hardcore. Man kann es sich schon denken: Die Jungs fackeln nicht lange, vielmehr geht es direkt zur Sache. Hochgeschwindigkeit wechselt sich mit drückenden Mosh-Parts ab, ansonsten kommt kein Schnickschnack in die Tüte und schon gar nichts Überflüssiges. Mit viel Energie und Wut prügeln sich ALCATRAZ durch das Album, dabei aber immer genau auf dem Punkt und mit tödlicher Präzision. Gerade als Gegenstück zu diesen ganzen Post-Hardcore-Bands, die im letzten Jahr unter dem Motto „The Wave“ ausgeschwärmt sind und einen nun mit ihren persönlichen Wehwehchen vollheulen, ist dieses straighte, aggressive Album äußerst wohltuend.
Schleimige Geräusche künden von akustischem Unheil: das große Mahl aus Kotze, Exkrementen und Gedärmen ist angerichtet. Songtitel wie „Mental Vomit“, „I Wanna Puke On You“, „Morgue Of Whores“ oder „Orgasmic Death Devliverer“ sprechen Bände und machen von vornherein deutlich, was diese 2007 gegründete schwedische Band im Schilde führt. Das Presseinfo zumindest kotzt irgendwas von einer Mischung aus Death Metal, Punk und GG Allin aus, was man als groben Wegweiser durchaus so stehen lassen kann. Allerdings verkneifen sich REPUKED große Ausflüge in grindige Gefilde, so dass rein musikalisch Pi mal Daumen eher Anhänger von flotteren ASPHYX, OBITUARY oder NECROPHAGIA bedient werden, obwohl – jetzt kommts! – Rob The Slob, Nicke Sheit, Richard Rimjob und Kinky Stieg längst nicht das kompositorische Potential der oben genannten Bands auffahren. „Pervertopia“ soll chaotisch klingen, diverse Splatter-Samples/Effekte eingeschlossen, aber am Ende wirkt das Album lediglich zäh, irgendwie wirr und beliebig. Apropos NECROPHAGIA: wenn man schon die ganze Grundidee von wegen Grusel, Horror und so bei den Amis klaut, sollte man wenigstens in der Lage sein, deren nicht gerade Bahn brechendes, aktuelles Album „Deathtrip 69“ zu toppen, was dem Quartett aus dem hohen Norden aber auch nicht so recht gelingen will… daher nur etwas für Allessammler.
Warum ist auf Metal Inside eine Review von einem Bluesgitarristen zu finden?
Naja, seit BONAMASSA sind die Grenzen fließend, spielt doch der hochgepriesene Bluesgitarrist in der Hardrock Band BLACK COUNTRY COMMUNION. Der Blues war und ist schon immer eng mit dem Hardrock verbandelt, als Beispiele seien neben der bereits erwähnten "Supergroup" JIMMY PAGE, GARY MOORE, WHITESNAKE und nicht zuletzt die frühen Werke von ZZ TOP zu nennen. Und genau hier setzt auch das zweite Album von BUDDY WHITTINGTON an. Der ehemalige Gitarrist von John Mayalls BLUESBREAKERS, spielt eine eher entspannte, coole Version des Blues. Immer mal wieder erinnert Rhythmik und Gitarrensound an die ersten Scheiben der Langbärte als Südstaaten Rock und vor allem relaxter Blues darauf gepresst war. Die 11 Songs versprühen Leichtigkeit und Spaß, präsentieren sich in einem ordentlichen Sound, und versüßen einem die Zeit mal ohne hart zu rocken.
Hinter PETRELS verbirgt sich ein einzelner Künstler, Oliver Barret (BLEEDING HEART NARRATIVE), der sich mit diesem Projekt seiner dunklen Seite zu widmen scheint. Denn was auf „Haeligewielle” zu hören ist, kann kaum positive Assoziationen beim Hörer wecken, dazu sind die zwischen Drone und Ambient zu findenden Klangwelten des Albums zu verstörend. Zwar hat Mr. Barret immer wieder subtile, unaufdringliche Passagen eingebaut, die sich in der Regel allerdings nur als Hinweis auf das kommende verstörende Klangwerk. Bis aus das gelungene „Concrete“ kommt die Chose erwartungsgemäß ohne Gesang aus, so dass sich der Hörer auf die elektronischen Effekte, Beats und Loops konzentrieren und so ganz in die Klang- und Gefühlswelt des Künstler eintauchen kann. Die gut 50 Minuten bleiben durchweg interessant, wenn auch manchmal zu minimalistisch; „Haeligewielle“ braucht sich so nicht hinter den guten Werken ähnlicher Künstler wie NADJA verstecken. Interessante Scheibe, keine Frage.
HÄRTEFALL aus Grevenbroich spielen nach eigenen Angaben "Industrial Dark Metal". Den Industrialeinschlag kann ich trotz mancher elektronischer Spielereien so recht nicht nachempfinden. Musikalisch mag ich die sechsköpfige Band eher zum Kreis der Bands zählen, die an vielen Stellen RAMMSTEIN nacheifern. Zwar ist man keine billige Kopie, da der Einsatz des Keyboards facettenreicher ist und man gesanglich phasenweise eine eigene, wenn auch fragwürdige, Note gefunden hat. Das nun vorliegende erste Album namens "Sündenbock" bietet zehn Songs, die man auch zur "Neuen deutschen Härte" mit gesanglich vereinzelt schon an seichten Black Metal erinnernden Gesangseinlagen zählen mag. Die Produktion könnte insgesamt bzgl. der Gitarrenfront aggressiver sein. Die große Schwäche sind aber nicht die doch für den Musikstil oft einfachen Riffs, sondern der für meinen Geschmack schwächelnde Gesang. Hier bewegt man sich für meinen Geschmack auf Durchschnittniveau. So empfinde ich den Gesang auf den Tracks "Ohne Dich" oder die harmonische Melodiepassage auf "Zeig mir den Weg" als grenzwertig. "Es war einmal" ist für mich ein typischer RAMMSTEIN Song, trotzdem keine schlechte Nummer. Herausgreifen will ich "21", der durch treibende Riffs und einen gelungenen Refrain, aber mit gesanglichen Abstrichen, überzeugt. Insgesamt ein durchschnittliches Werk, das meines Erachtens gerade gesanglich mit vergleichbare Genregrößen nicht mithalten kann und sich den Vorwurf mangelnder Originalität gefallen lassen muss.
Es gibt hin und wieder doch noch Projekte, die aus der Masse herausstechen und Sounds auffahren, die man in dieser Konstellation selten bis noch gar nicht gehört hat. Eines davon wird von dem Ungarn Tamás Kátai betrieben, der bei THY CATAFALQUE die Fäden zieht und nur etwa für klare und weibliche Gesänge oder Cello auf Session-Musiker zurückgreift, die auf „Rengeteg“ einen hervorragenden Job erledigen. Der Bombast auf dem Album erinnert entfernt an die großen Tage von THERION („Theli“, „Vovin“), aber bei THY CATAFALQUE existieren keine Schubladen; gotische Monumentalklänge treffen auf avantgardistische, orientalisch anmutende Passagen, elektronische Einschübe und sogar auf vereinzeltes, basisches Schwarzmetall. Dieses Klanggebilde wird von umwerfenden, mitreißenden Melodien gekrönt, die „Rengeteg“ eine gehörige Portion Eingängigkeit verleihen und kaum spüren lassen, dass man es hier mit einem überlangen Album zu tun hat. Auch der Gesang jeglicher Art wird nur sehr sparsam eingesetzt und wirkt daher umso ausdruckstärker, da sich Herr Kátai völlig auf sein ausgeklügeltes Songwriting verlässt und es einfach drauf hat, eine den Tellerrand weit verlassende Platte nicht mit Dauer-Heularien oder Soundtrack-Schmalz voll zu kleistern. Anspieltipps zu nennen ist schwierig, da „Rengeteg“ im Idealfall am Stück genossen werden sollte, aber den überragenden Opener „Fekete Mezök“ (für diesen Killerrefrain würde manche Samtkleidchen-Band töten!), das Gänsehaut-Synthiegebirge „Holdkomp“ oder den monumental-blackmetallischen Abschluss „Minden Test Fü“ darf man ruhig erwähnen. Ein phantastischer Hörgenuss und für mich das beste Bombast-Album seit Langem!