Alles klar, mit diesen Jungs ist nicht gut Kirschen essen, das macht schon der Albumtitel klar. Und tatsächlich macht der Fünfer aus San Francisco auf seinem ersten Longplayer keine Gefangenen. Ganze 20 Songs befinden sich darauf, 14 neue und sechs vom ersten Demo von 2005, deren Großteil die 2-Minuten-Grenze nicht oder nur unwesentlich überschreitet. So gehört sich das ja auch im klassisch angelegten Hardcore. Man kann es sich schon denken: Die Jungs fackeln nicht lange, vielmehr geht es direkt zur Sache. Hochgeschwindigkeit wechselt sich mit drückenden Mosh-Parts ab, ansonsten kommt kein Schnickschnack in die Tüte und schon gar nichts Überflüssiges. Mit viel Energie und Wut prügeln sich ALCATRAZ durch das Album, dabei aber immer genau auf dem Punkt und mit tödlicher Präzision. Gerade als Gegenstück zu diesen ganzen Post-Hardcore-Bands, die im letzten Jahr unter dem Motto „The Wave“ ausgeschwärmt sind und einen nun mit ihren persönlichen Wehwehchen vollheulen, ist dieses straighte, aggressive Album äußerst wohltuend.
Schleimige Geräusche künden von akustischem Unheil: das große Mahl aus Kotze, Exkrementen und Gedärmen ist angerichtet. Songtitel wie „Mental Vomit“, „I Wanna Puke On You“, „Morgue Of Whores“ oder „Orgasmic Death Devliverer“ sprechen Bände und machen von vornherein deutlich, was diese 2007 gegründete schwedische Band im Schilde führt. Das Presseinfo zumindest kotzt irgendwas von einer Mischung aus Death Metal, Punk und GG Allin aus, was man als groben Wegweiser durchaus so stehen lassen kann. Allerdings verkneifen sich REPUKED große Ausflüge in grindige Gefilde, so dass rein musikalisch Pi mal Daumen eher Anhänger von flotteren ASPHYX, OBITUARY oder NECROPHAGIA bedient werden, obwohl – jetzt kommts! – Rob The Slob, Nicke Sheit, Richard Rimjob und Kinky Stieg längst nicht das kompositorische Potential der oben genannten Bands auffahren. „Pervertopia“ soll chaotisch klingen, diverse Splatter-Samples/Effekte eingeschlossen, aber am Ende wirkt das Album lediglich zäh, irgendwie wirr und beliebig. Apropos NECROPHAGIA: wenn man schon die ganze Grundidee von wegen Grusel, Horror und so bei den Amis klaut, sollte man wenigstens in der Lage sein, deren nicht gerade Bahn brechendes, aktuelles Album „Deathtrip 69“ zu toppen, was dem Quartett aus dem hohen Norden aber auch nicht so recht gelingen will… daher nur etwas für Allessammler.
Warum ist auf Metal Inside eine Review von einem Bluesgitarristen zu finden?
Naja, seit BONAMASSA sind die Grenzen fließend, spielt doch der hochgepriesene Bluesgitarrist in der Hardrock Band BLACK COUNTRY COMMUNION. Der Blues war und ist schon immer eng mit dem Hardrock verbandelt, als Beispiele seien neben der bereits erwähnten "Supergroup" JIMMY PAGE, GARY MOORE, WHITESNAKE und nicht zuletzt die frühen Werke von ZZ TOP zu nennen. Und genau hier setzt auch das zweite Album von BUDDY WHITTINGTON an. Der ehemalige Gitarrist von John Mayalls BLUESBREAKERS, spielt eine eher entspannte, coole Version des Blues. Immer mal wieder erinnert Rhythmik und Gitarrensound an die ersten Scheiben der Langbärte als Südstaaten Rock und vor allem relaxter Blues darauf gepresst war. Die 11 Songs versprühen Leichtigkeit und Spaß, präsentieren sich in einem ordentlichen Sound, und versüßen einem die Zeit mal ohne hart zu rocken.
Hinter PETRELS verbirgt sich ein einzelner Künstler, Oliver Barret (BLEEDING HEART NARRATIVE), der sich mit diesem Projekt seiner dunklen Seite zu widmen scheint. Denn was auf „Haeligewielle” zu hören ist, kann kaum positive Assoziationen beim Hörer wecken, dazu sind die zwischen Drone und Ambient zu findenden Klangwelten des Albums zu verstörend. Zwar hat Mr. Barret immer wieder subtile, unaufdringliche Passagen eingebaut, die sich in der Regel allerdings nur als Hinweis auf das kommende verstörende Klangwerk. Bis aus das gelungene „Concrete“ kommt die Chose erwartungsgemäß ohne Gesang aus, so dass sich der Hörer auf die elektronischen Effekte, Beats und Loops konzentrieren und so ganz in die Klang- und Gefühlswelt des Künstler eintauchen kann. Die gut 50 Minuten bleiben durchweg interessant, wenn auch manchmal zu minimalistisch; „Haeligewielle“ braucht sich so nicht hinter den guten Werken ähnlicher Künstler wie NADJA verstecken. Interessante Scheibe, keine Frage.
HÄRTEFALL aus Grevenbroich spielen nach eigenen Angaben "Industrial Dark Metal". Den Industrialeinschlag kann ich trotz mancher elektronischer Spielereien so recht nicht nachempfinden. Musikalisch mag ich die sechsköpfige Band eher zum Kreis der Bands zählen, die an vielen Stellen RAMMSTEIN nacheifern. Zwar ist man keine billige Kopie, da der Einsatz des Keyboards facettenreicher ist und man gesanglich phasenweise eine eigene, wenn auch fragwürdige, Note gefunden hat. Das nun vorliegende erste Album namens "Sündenbock" bietet zehn Songs, die man auch zur "Neuen deutschen Härte" mit gesanglich vereinzelt schon an seichten Black Metal erinnernden Gesangseinlagen zählen mag. Die Produktion könnte insgesamt bzgl. der Gitarrenfront aggressiver sein. Die große Schwäche sind aber nicht die doch für den Musikstil oft einfachen Riffs, sondern der für meinen Geschmack schwächelnde Gesang. Hier bewegt man sich für meinen Geschmack auf Durchschnittniveau. So empfinde ich den Gesang auf den Tracks "Ohne Dich" oder die harmonische Melodiepassage auf "Zeig mir den Weg" als grenzwertig. "Es war einmal" ist für mich ein typischer RAMMSTEIN Song, trotzdem keine schlechte Nummer. Herausgreifen will ich "21", der durch treibende Riffs und einen gelungenen Refrain, aber mit gesanglichen Abstrichen, überzeugt. Insgesamt ein durchschnittliches Werk, das meines Erachtens gerade gesanglich mit vergleichbare Genregrößen nicht mithalten kann und sich den Vorwurf mangelnder Originalität gefallen lassen muss.
Es gibt hin und wieder doch noch Projekte, die aus der Masse herausstechen und Sounds auffahren, die man in dieser Konstellation selten bis noch gar nicht gehört hat. Eines davon wird von dem Ungarn Tamás Kátai betrieben, der bei THY CATAFALQUE die Fäden zieht und nur etwa für klare und weibliche Gesänge oder Cello auf Session-Musiker zurückgreift, die auf „Rengeteg“ einen hervorragenden Job erledigen. Der Bombast auf dem Album erinnert entfernt an die großen Tage von THERION („Theli“, „Vovin“), aber bei THY CATAFALQUE existieren keine Schubladen; gotische Monumentalklänge treffen auf avantgardistische, orientalisch anmutende Passagen, elektronische Einschübe und sogar auf vereinzeltes, basisches Schwarzmetall. Dieses Klanggebilde wird von umwerfenden, mitreißenden Melodien gekrönt, die „Rengeteg“ eine gehörige Portion Eingängigkeit verleihen und kaum spüren lassen, dass man es hier mit einem überlangen Album zu tun hat. Auch der Gesang jeglicher Art wird nur sehr sparsam eingesetzt und wirkt daher umso ausdruckstärker, da sich Herr Kátai völlig auf sein ausgeklügeltes Songwriting verlässt und es einfach drauf hat, eine den Tellerrand weit verlassende Platte nicht mit Dauer-Heularien oder Soundtrack-Schmalz voll zu kleistern. Anspieltipps zu nennen ist schwierig, da „Rengeteg“ im Idealfall am Stück genossen werden sollte, aber den überragenden Opener „Fekete Mezök“ (für diesen Killerrefrain würde manche Samtkleidchen-Band töten!), das Gänsehaut-Synthiegebirge „Holdkomp“ oder den monumental-blackmetallischen Abschluss „Minden Test Fü“ darf man ruhig erwähnen. Ein phantastischer Hörgenuss und für mich das beste Bombast-Album seit Langem!
KING GIANT gehören zu den Bands, die sich am Erbe von BLACK SABBATH versuchen, ohne eine bloße Kopie sein zu wollen. Dank des sehr an Glenn Danzig gemahnenden Gesangs und der vielen doomig-schleppenden Passagen („The Fog“) gelingt ihnen die Abgrenzung vom Vorbild ganz gut. „Dismal Hollow“ hat zudem einen leichten New Orleans-Touch, in den besseren Momenten kommen da PANTERA und DOWN an die Oberfläche des musikalischen Sumpfes geschwommen. Wenn sich KING GIANT anstrengen, bringen sie Stoner Rock-Songs voller Schwermut und Melancholie zustande („O’ Drifter“), die einen ganz eigenen Vibe haben. Immer wieder finden sich aber genauso belanglose Parts, in denen sich KING GIANT nicht von einer x-beliebigen Südstaaten- oder Stoner-Band absetzen können, so dass „Dismal Hollow“ insgesamt nur eine solide Scheibe ist, mit Höhen und Tiefen.
Der plakative Albumtitel in Verbindung mit der Tatsache, dass in nicht mal einer halben Stunde 17 Songs gezockt werden, lässt schon vor dem ersten Hören klar werden, dass es sich bei LIBERTEER nur um eine Grind- oder Crust-Geschichte handeln kann. Tatsächlich ist LIBERTEER das Projekt von Matthew Widener (CITIZEN, ex-EXHUMED), der sich auf „Better To Die On Your Feet Than Live On Your Knees“ textlich mächtig über die Zustände der Gesellschaft auskotzt. Schön in kurzen Grindsongs verpackt, gibt es eine gepfefferte Kritik, die so aus Tea Party-Land nicht mehr oft zu hören ist. Musikalisch lockert Mr. Widener die Chose immer wieder durch Einfälle wie die Trompeten-Einsätze bei „Build No System“ oder den Mandolinen bei „Rise Like Lions Afters Slumber“ auf, was sich überraschend gut in den harschen Sound einfügt. Immer wieder gibt es schwedische Gitarren zu hören (“Build No System“), während das Shouting an den guten Barney Greenway (NAPALM DEATH) erinnert. Für eine Grindplatte ist das Ergebnis trotz aller Experimente völlig in Ordnung, hier gibt’s immer noch gepflegt einen vor die Kauleiste.
Better To Die On Your Feet Than Live On Your Knees
EVERYTHING WENT BLACK haben bei der Namensfindung schon mal alles richtig gemacht – und auch beim Sound gibt es nicht viel zu meckern. In die gleiche Kerbe wie TRAP THEM schlagend, bieten sie auf „Cycles Of Light“ eine bösartige Mischung aus alten ENTOMBED und BLACK FLAG, in diesem Fall erweitert um den 90er-Clevo-Sound. Mit einem an vergangene Tape-Tage erinnernden Sound wüten sich die Jungs durch die gute halbe Stunde, angetrieben von der oft hypnotischen Gitarrenarbeit und dem effektiven, reduzierten Drumming. „Lifeless“ und „Parades“ sind die besten Beispiele für das Vermögen der Band, Groove und Wut in Kombination zu bringen, während „Gods Of Atlantis“ der atmosphärisch dichteste Song ist, auch hier glänzt das Songwriting. EVERYTHING WENT BLACK legen einen gelungenen Einstand hin, mit einem Album, das intensiv-bösartig ist und mit dem gehypten Hardcore nichts zu tun hat. „Cycles Of Light“ ist Musik für schwitzige kleine Clubs voller Punks, nicht für hippes Jutebeutelpublikum. Ehrlich und roh, so wie Hardcore sein muss.
Für viele Fans haben SONIC SYNDICATE nach „Eden Fire“ (2005) einen Kurswechsel gen Mainstream vollzogen, welcher ja auch von Erfolg gekrönt war. Wer aber wissen möchte wie ein amtlicher Nachfolger für dieses Debütwerk geklungen hätte, dürfte mit „Hellfrost“ von THE UNGUIDED gut bedient sein. Die drei ehemaligen SONIC SYNDICATE-Recken Richard Sjunnesson (harsh vocals), Roland Johansson (clean vocals, lead guitar) und Roger Sjunnesson (rhythm guitar, keyboards) haben zusammen mit einigen Gastmusikern (Jonas Kjellgren, SCAR SYMMEWTRY (bass), Pontus Hjelm, DEAD BY APRIL (additional keyboards) und John Bengtsson, SONIC SYNDICATE (drums)) diese Alternative an den Start gebracht; mit einem geilen Artwork und fetten Sound versehen. Wechselnder Gesang, meist deftiges Tempo, ausgewogener Synthie-Einsatz - Freunde melodischen Death Metals im oben genannten Umfeld machen hier wenig verkehrt. „Inherit The Earth“ (vom Debüt des SONIC SYNDICATE-Vorläufers FALLEN ANGELS), „My Own Death“ (Ausnahmsweise mit poppigen Start), „Serenade Of Guilt“ (toller Song mit recht dunkler Attitüde) und „Pathfinder“ (mit Vocals von Peter Tätgren, war bereits auf der THE UNGUIDED-EP „Nightmareland“ vertreten) sind die Highlights eines Albums, welches beim Songwriting aber sicher noch etwas Luft nach oben ist. Denn dem einen oder anderen Song fehlt noch das letzte Etwas um ins Ohr zu gehen oder Langzeitwirkung zu entfalten. Egal, THE UNGUIDED haben mit „Hellfrost“ ein gutes Album für Genrefans veröffentlicht, das einen Nachschlag verdient.