Und weil's so schön war, noch eine Blues-CD als Review. J.C.CINEL heißt der Gute, kommt aus Italien, klingt aber nicht danach. Southern Rock, ein bisschen Country und Blues sind die Zutaten bei "The Light Of A New Sun". Das Cover der Scheibe sieht nach Wühltisch verbliebener Ladenhüter-CD`s aus. Geht's noch 'ne Spur unscheinbarer?
Anyway, "Wheels Of Time" sorgt nach dem fröhlich-belanglosen Opener mit einer melancholischen Melodieführung für Aufmerksamkeit und erinnert gar ein wenig an die bluesigen CHRIS REA-Werke. "Living On A Highway" kommt ein wenig funky aus den Boxen und klingt nach Sommer mit Schirmchen im Drink und duftet nach Sonnencreme. So reit sich Nummer an Nummer, mal mit ein wenig mehr Drive, aber meist bleibt es eher verhalten.
Die Scheibe tut nicht weh, sorgt nicht für hohen Blutdruck, läuft brav im Hintergrund; kann dabei aber zum Entspannen beitragen. Der Satz "ruhig, relaxt, im Zentrum die Gitarre, begleitet von einer unscheinbaren, nicht sonderlich talentiert klingenden Stimme, die aber immer noch in der Lage ist, gefällige, leicht traurige Melodien darzubieten" spiegelt meinen Eindruck von "The Light Of A New Sun" ganz gut wieder.
Mmh, habe ich das falsche Album runtergeladen? Nach Alkohol-getränktem Rock ’n’ Roll – wie in der Bandbio versprochen – klingt das hier nämlich gar nicht. Eher wirkt die Band wie eine unfreiwillig schlechte METALLICA-Kopie, wobei sich vor allem Sänger Tuomas große Mühe gibt, nach James Hetfield zu klingen. Von Humor ist hier nichts zu spüren, was ich aufgrund der Bandgründung (natürlich bei einem Saufgelage) und dem Albumtitel definitiv erwartet hätte. Vielmehr scheinen sich die Finnen – wenn auch nicht textlich, so doch musikalisch – selbst ziemlich ernst zu nehmen, und dafür, dass hier alles etwas ungelenk vor sich hin rumpelt, auch etwas zu ernst. Der schwachbrüstige und etwas matschige Sound macht's nicht besser. Nee, das wird so nix.
Bandname, Albumtitel und Coverartwork lassen es einen schon erahnen: Hier gibt's bestimmt ordentlich was auf die Omme. Ist auch so. Die Freiburger prügeln sich mit viel Wut im Bauch durch acht kurze, bis auf einen Zweiminüter ziemlich genau anderthalb Minuten lange Songs und setzen dabei jede Menge Energie frei. Der Sound ist dabei leicht Metal-lastig und ballert wuchtig aus den Boxen. Dabei geht die Band trotz aller Kompaktheit sehr vielseitig zur Sache: Ob Hochgeschwindigkeit, Mosh-Parts, Breakdowns oder Crew-Shouts – aus jeder Hardcore-Richtung wird immer das effektvoll eingesetzt, was gerade nötig ist. Lediglich die (vermutlich) programmierten Drums am Ende des Titeltracks sind eher überflüssig und dienen wohl nur dazu, eine zusätzliche halbe Minute rauszuschinden. Aufgrund der kurzen Spielzeit kann man diese Scheibe kaum ein Album nennen, aber das ist auch schon der einzige wirkliche Vorwurf, den man den Jungs machen kann: Die Platte ist schlichtweg zu kurz. Ich jedenfalls könnte mir diesen soliden Wutausbruch gerne länger zu Gemüte führen.
HYDE aus Italien wollen alles und machen viel...vielleicht etwas zu viel. Sie nennen ihren Stil selbstbewusst Extreme Progressive Metal. Und extrem ist es in der Tat, was die vier Herren hier abliefern. Auf vier überlangen Songs wird gezeigt, was man alles kann. Man kann recht viel, aber ob man alles was man kann in einem Song zeigen muss und alle 5 Sekunden die Marschrichtung ändern sollte, sei mal dahingestellt. Das mag zwar künstlerisch anspruchsvoll sein, sorgt aber auch für eine ziemliche Zerissenheit des Materials. HYDE müssten in Zukunft ihre durchaus vorhandenen Stärken besser bündeln und darauf vertrauen, dass der geneigte Hörer auch beeindruckt ist, ohne dass 785448 verschiedene Eindrücke in kürzester Zeit auf ihn einpreschen. Wie das besser geht, haben die ähnlich gelagerten DISILLUSION vor einigen Jahren mit ihrem Debut bewiesen. Aufgeschlossene Geister, die auf Experimente stehen, können ja mal auf www.myspace.com/hydeexperiment vorbeischauen.
Ob es ein kluger Schachzug ist, dass die Schweden HOUSTON nach ihrem selbstbetitelten Debut als nächste Veröffentlichung eine Coverscheibe hinterher schieben mag jeder für sich selbst entscheiden. Ungewöhnlich ist es auf jeden Fall. Abgesehen davon ist diese Scheibe ein Garant für gute Laune und vertreibt sofort sämtliche der Jahreszeit geschuldeten trüben Gedanken. „Relaunch“ ist Sonne pur. HOUSTON zollen hier ihren Helden auf kompetente Art und Weise Tribut. Auch verzichten sie auf allzu platte Cover und greifen sich eher unbekannteres Material wie DAKOTA, AIRRACE, TOUCH und NEW ENGLAND heraus. Und auch die größeren Namen wie MICHAEL BOLTON oder LAURA BRANIGAN sind mitnichten totgecovert. Obendrauf gibt es noch Acoustic Aufnahmen der eigenen Songs „Truth Slips“ und „1000 Songs“. „Relaunch“ ist kein must-have aber eine sehr köstliche Zwischenmahlzeit für AOR-Gourmets.
DRAGONY aus Wien liefern mit „Legends“ eine herrlich naive und mittlerweile schon wieder anachronistisch klingende Melodic Metal Scheibe ab, welche ganz im Fahrwasser früher EDGUY, Keeper HELLOWEEN und diverser Italo Vertreter à la DOMINE, HEIMDALL oder DRAKKAR durch einschlägige Fantasywelten schippert. An jeder Ecke lauern Drachen, Krieger, Zwerge und Jungfrauen. Naja, das Eine bedingt ja auch das Andere: Wenn sämtliche Krieger sich als Drachenkammerjäger erweisen müssen und beim nächsten Schloßball nur noch die Zwerge versuchen die anwesenden Jungfrauen 'rumzukriegen, so ist es kein Wunder das sich selbige mit einem „Nicht mit mir“ auf den Lippen in die kalten Burggemächer zurückziehen und es dort vorziehen weiter am Quilt der Vorfahren zu klöppeln, als an ihrer Jungfräulichkeit etwas zu ändern. So zumindest stelle ich mir das vor. Um wieder auf DRAGONY zu kommen, die machen ihre Sache eigentlich ganz gut und können mit einer professioneller Aufmachung und einem für eine Eigenpressung ganz respektablen Sound aufwarten. Außerdem haben sie es geschafft so einige hymnische Melodien abzuliefern. „Legends“ wird den Lauf der Welt nicht weiter verändern, aber für ne Stunde Auszeit von der realen Welt ist es allemal gut. Womit wir wieder bei den Drachen, Kriegern usw. wären.
Damit die Antwort auf die Frage „Ankor?“ nicht immer die Gegenfrage „Wat?“ ist, schicken sich die SpanierInnen mit „My Own Angel“ an diesen Namen abseits der Tempelanlage in Kambodscha bekannt zu machen. Aber um ehrlich zu sein, sind selbige Tempelanlagen doch um einiges interessanter, als die musikalischen Ergüsse von ANKOR. Nettes Songwriting paart sich mit der netten Stimme von Fronterin Rosa de la Cruz. Alles hier ist irgendwie nett. Aber zwingend ist es nicht. Außerdem verstehe ich nicht warum es gerade in ist, dass bei recht melodischem Metal immer wieder so ein brunftiger Hirsch dazwischen blökt. Das ist nicht innovativ oder modern, das ist einfach doof und stört. Denn dadurch wirkt das Material auch nicht aggressiver. Leider bleibt keine der vielen Melodien auch nur ansatzweise im Kleinhirn hängen. Wer also einen Mix aus WITHIN TEMPTATION, LACUNA COIL, BEHOLDER, THE DOGMA und dem alten Beauty and the Beast Spiel braucht, kann ja hier mal 'reinhören. Mir ist es, wie schon gesagt, alles viel zu nett.
Matti ALFONZETTI, der Schwede mit dem schwedischsten aller Nachnamen ist zurück und präsentiert uns mit „Here Comes The Night“ eine weitere feine Melodic Perle. Stimmlich seinem amerikanischen Kollegen TERRY BROCK nicht unähnlich, schlägt er dessen erneute Zusammenarbeit mit STRANGEWAYS um einige Meterchen. Während es STRANGEWAYS bei sanft dahinplätschender Mucke belassen, kann Herr ALFONZETTI auch ganz amtlich rocken und sorgt so im Verbund mit den aus den Boxen schwebenden Melodic Tracks für genug Abwechslung. So ist z.B. „Rock N' Roll Heart“ ein richtiger Up-Tempo Rocker, der auch BLACK 'N BLUE oder STEELHEART gut zu Gesicht stehen würde. Auf der anderen Seite stehen Songs wie „Heartbreaker“ und „Set Me Free“, welche so auch von ALIAS oder FOREIGNER sein könnten und Matti's Gespür für erstklassische Hooks und Melodien offenbahren. „Here Comes The Night“ kann von den in letzten Monaten recht verwöhnten Anhängern melodischer Rockmusik getrost in Augenschein genommen werden.
Ich finde es immer unfreiwillig komisch, wenn Bands damit rumprahlen, mit wem sie schon die Bühne teilen durften. Nur wer mal Schumi oder Poldi die Hand geschüttelt hat, muss noch lange nicht gut kickern oder kurven können… oder so ähnlich. Im Falle der 2009 gegründeten Hamburger ALIEN LIMB SIGN werden Hochkaräter wie KREATOR, MANOWAR, FORBIDDEN oder SODOM genannt, was umso erstaunlicher ist, dass die Jungs überhaupt nicht nach einer dieser Bands klingen, sondern sehr neuzeitlichen, leicht vertrackten Metal spielen, den man eher irgendwo ganz grob in der Richtung, bzw. gemeinsamen Schnittmenge aus DEVIN TOWNSEND, DISBELIEF oder DISILLUSION einsortieren kann. Die drei stark Midtempo-lastigen Stücke dieser ersten Veröffentlichung des Quartetts gehen echt in Ordnung, obwohl sie ihrem Demo-Status entsprechend relativ matt und dumpf produziert (was speziell dem monotonen Shouting von Digger nicht gut tut) klingen. Dass die Musiker bereits in Bands wie RICHTHOFEN, MY TIDE oder WARPATH gezockt haben, hört man dem modernen, wenn auch noch nicht optimalen, leicht drögen Songwriting an, aber mit der Zeit könnte aus ALIEN LIMB SIGN eine starke Kapelle werden, die erkennbar mehr Potential mitbringt, als es dieser erste Auswurf vermittelt. Ein interessanter Newcomer!
Zypern ist sicher alles andere als eine Metal-Hochburg, doch ab und an schafft es auch eine Band von dort zu uns; etwa die 2003 gegründeten BLYND, die mit ihrem Debütalbum „The Enemy“ eine knackige Mischung aus Groove Metal und Hardcore auffahren, die sich durchaus hören lassen kann, auch wenn es noch erhebliches Verbesserungspotential gibt. Speziell der Sound des Albums überzeugt nur bedingt, da er sehr dumpf und kraftlos daherkommt, besonders was die pappigen Drums betrifft, und auch der Brüll-Gesang von Bassist Andreas könnte ausdrucksstärker und charismatischer sein. In Sachen Songwriting läuft es etwas besser, auch wenn Stücke wie „I Won´t Break“, die Single-Auskopplung „(Rage) Mindgames“ oder „Human Touch“ zwar solide Hausmannskost bieten, aber noch nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Die ohrenscheinlich angestrebten Vorbilder PRO-PAIN und PANTERA erreichen BLYND daher bei Weitem noch nicht.