Matti ALFONZETTI, der Schwede mit dem schwedischsten aller Nachnamen ist zurück und präsentiert uns mit „Here Comes The Night“ eine weitere feine Melodic Perle. Stimmlich seinem amerikanischen Kollegen TERRY BROCK nicht unähnlich, schlägt er dessen erneute Zusammenarbeit mit STRANGEWAYS um einige Meterchen. Während es STRANGEWAYS bei sanft dahinplätschender Mucke belassen, kann Herr ALFONZETTI auch ganz amtlich rocken und sorgt so im Verbund mit den aus den Boxen schwebenden Melodic Tracks für genug Abwechslung. So ist z.B. „Rock N' Roll Heart“ ein richtiger Up-Tempo Rocker, der auch BLACK 'N BLUE oder STEELHEART gut zu Gesicht stehen würde. Auf der anderen Seite stehen Songs wie „Heartbreaker“ und „Set Me Free“, welche so auch von ALIAS oder FOREIGNER sein könnten und Matti's Gespür für erstklassische Hooks und Melodien offenbahren. „Here Comes The Night“ kann von den in letzten Monaten recht verwöhnten Anhängern melodischer Rockmusik getrost in Augenschein genommen werden.
Ich finde es immer unfreiwillig komisch, wenn Bands damit rumprahlen, mit wem sie schon die Bühne teilen durften. Nur wer mal Schumi oder Poldi die Hand geschüttelt hat, muss noch lange nicht gut kickern oder kurven können… oder so ähnlich. Im Falle der 2009 gegründeten Hamburger ALIEN LIMB SIGN werden Hochkaräter wie KREATOR, MANOWAR, FORBIDDEN oder SODOM genannt, was umso erstaunlicher ist, dass die Jungs überhaupt nicht nach einer dieser Bands klingen, sondern sehr neuzeitlichen, leicht vertrackten Metal spielen, den man eher irgendwo ganz grob in der Richtung, bzw. gemeinsamen Schnittmenge aus DEVIN TOWNSEND, DISBELIEF oder DISILLUSION einsortieren kann. Die drei stark Midtempo-lastigen Stücke dieser ersten Veröffentlichung des Quartetts gehen echt in Ordnung, obwohl sie ihrem Demo-Status entsprechend relativ matt und dumpf produziert (was speziell dem monotonen Shouting von Digger nicht gut tut) klingen. Dass die Musiker bereits in Bands wie RICHTHOFEN, MY TIDE oder WARPATH gezockt haben, hört man dem modernen, wenn auch noch nicht optimalen, leicht drögen Songwriting an, aber mit der Zeit könnte aus ALIEN LIMB SIGN eine starke Kapelle werden, die erkennbar mehr Potential mitbringt, als es dieser erste Auswurf vermittelt. Ein interessanter Newcomer!
Zypern ist sicher alles andere als eine Metal-Hochburg, doch ab und an schafft es auch eine Band von dort zu uns; etwa die 2003 gegründeten BLYND, die mit ihrem Debütalbum „The Enemy“ eine knackige Mischung aus Groove Metal und Hardcore auffahren, die sich durchaus hören lassen kann, auch wenn es noch erhebliches Verbesserungspotential gibt. Speziell der Sound des Albums überzeugt nur bedingt, da er sehr dumpf und kraftlos daherkommt, besonders was die pappigen Drums betrifft, und auch der Brüll-Gesang von Bassist Andreas könnte ausdrucksstärker und charismatischer sein. In Sachen Songwriting läuft es etwas besser, auch wenn Stücke wie „I Won´t Break“, die Single-Auskopplung „(Rage) Mindgames“ oder „Human Touch“ zwar solide Hausmannskost bieten, aber noch nicht der Weisheit letzter Schluss sind. Die ohrenscheinlich angestrebten Vorbilder PRO-PAIN und PANTERA erreichen BLYND daher bei Weitem noch nicht.
ILLOGICIST sind auch vier Jahre nach ihrem „The Insight Eye“-Album noch glühende DEATH-Fans – für diese Erkenntnis werden höchstens fünf Sekunden des neuen Albums gebraucht. Die Italiener brennen auf „The Unconsciousness Of Living” das erwartete Feuerwerk an technischem Death Metal ab und huldigen neben DEATH auch gleich CYNIC und ATHEIST. Im Vergleich zum Vorgängeralbum gibt es auf der neuen Platte einen markanteren Bass-Sound, der stark an „Individual Thought Patterns“ erinnert („The Mind Reaper“) und den Tieftöner schön in Szene setzt. Handwerklich ist bei ILLOGICIST ja eh alles erste Klasse gewesen, verlernt haben die Herren seit 2007 auch nix, so dass sie ihren hochanspruchsvollen Death Metal gekonnt umsetzen können und dem geneigten Hörer 45 Minuten einen Knoten in die Hirnwindungen spielen können. „The Unconsciousness Of Living“ ist eine Platte voll mit gutem technischem Death Metal, der Fans besagten Trios uneingeschränkt empfohlen werden kann.
Was war „The New Age Of Chaos” für ein Brett, zweifellos eines der besten US-Death-Scheiben, die jemals aufgenommen wurden. „Metamorphosis“ hat mit den 2005er VILE nicht mehr viel gemeinsam, gibt es doch einen neuen Sänger, neuen Gitarristen und neuen Basser, was sich schnell bemerkbar macht, da mit der alten Besetzung scheinbar auch die Songwriting-Skills abgegeben wurden. Die elf Songs des neuen Albums sind zwar nicht schlecht, aber weit entfernt von „The New Age Of Chaos“-Klasse – so was wie „As One“ hätten VILE Mitte der letzten Dekade nicht mal als Demo-Song erwogen, völlig uninspirierter, unspannender Death Metal. Es gibt zwar immer mal wieder einen netten Part, aber das reicht bei Weitem nicht, um an die eigene Discography anzuknüpfen. Mittelmaß, ick’ hör dir trapsen.
Bei ELUVEITIE hatte man bisher eigentlich quasi eine Garantie für eine gute Platte. Das kann man nicht oft sagen, bei den Schweizern hat das aber bereits den pragmatischen Grund, dass die Band erst seit recht wenigen Jahren besteht, bisher aber irgendwie nur geile Scheiße auf den Markt geworfen hat. Und nein, nun kommt kein Gegenargument: Auch „Helvetios“ reiht sich dort ein wo es 2010 mit „Everything Remains (As It Never Was)“ aufhörte!
Wenn man dem etwas klischeehaften Prolog seine Minute gewidmet hat geht „Helvetios“ mit der vollen Folk Metal Breitseite los. Die Mischung aus hartem Metal mit dem klassischen, mythischen und epischem Folk wurde auf der Vorgänger-Platte bereits relativ stark in Richtung Ersterem gedreht; hier wurde wieder leicht zurück gerudert und wieder mehr aus dem akustischen, Growl-freiem ELUVEITIE genommen. So haben wir bei diversen Songs (z.B. „Santonian Shores“ ) viel Ruhe, Akkustik und recht wenig Metal, bei anderen wiederum mehr Endstufenzerre und weniger Flöte und bei wieder Anderen nur mystisch-entspannende Klänge („Hope“). Das diese Kombination und dieser Wechsel von Song zu Song gewollt ist zeigt sich aber wohl auch schon daran, dass auch hier wieder die Drehleider-Musikerin Anna Murphy viele Gesangsparts hat, mitunter in Kombination mit Frontmann Christian Glanzmann („Neverland“), teilweise auch als Hauptstimme („A Rose For Epona“). Das ist cool, das passt, das wirkt harmonisch und hat trotzdem ordentlichen Druck. Aber keine Angst: Keiner muss auf hymnenartige Epik, auf derben Metal oder auf generell irgendetwas was man von der Band kennt verzichten. Bei 15 Songs (2 der 17 Tracks sind In- & Outro) sollte für jeden was dabei sein.
Aber ich muss ehrlich sagen, so gerne ich mir die Band anhöre: Ich verliere doch ab und an immer ein wenig den Überblick über die Musik. Aber wer Ohrwürmer und Mitgröhl-Songs sucht ist meiner Meinung nach bei ELUVEITIE ohnehin nicht an der Richtigen Adresse. Aber nichtsdestotrotz, einfaches Fazit: Fast eine Stunde lang gibt es von akustischen Entspannungs-Songs bis zu Tiefsaiten-geschwängerten Metalorgien alles was das Herz begehrt. Diskografie erfolgreich fortgesetzt!
Der Haufen aus Arizona ist bereits seit 1991 aktiv und wurde von COVEN-Bassist StoneAge (nicht zu verwechseln mit den 60er-Psychedelic-Rockern) und STORM-Gitarrist Joel Myers gegründet, die das Andenken beider Bands mit BUTCHER weiterführen, da ein großer Teil des alten Materials beider Bands nicht mehr erhalten ist. Darum wird auf „Welcome To The Night“, dem bis dato zweiten Album der Band, immer wieder auf die Vergangenheit verwiesen, was teilweise – und nun wird es ganz verquer – in Form von fiktiven Nachrichtensamples, bzw. Radioansagen geschieht. Dabei ist das Album weder als Konzeptwerk noch als „Metal Oper“ im Sinne von AVANTASIA und Co. angelegt, sondern ein einfach nur obskures Hörerlebnis, das man so nicht alle Tage zu Ohren bekommt. Die Kompositionen an sich sind zwar durchweg nicht spektakulär, entfachen aber im Kontext zu den Zwischenspielen und mit Hilfe dreier Sänger (beide Bandgründer sowie die kräftige weibliche Röhre Lil Tang) einen coolen Charme, der in mitgrölkompatiblen 80er-Powerrockern der Marke „The Dark“, „King Of The Hill“, „Shockwave“, dem balladesken, kauzigen „Silence“ oder dem kultigen „Halloween“ gipfelt, die der Spandexhosen-Fraktion mühelos gefallen dürften. Es braucht einige Zeit, bis man sich an die kuriosen Ideen des Quartetts gewöhnt hat, doch dann erlebt man eine zwar nicht gerade überragende, aber originelle, abwechselungsreiche Altschulplatte… und so was gibt´s gewiss nicht alle Tage…
Aufgrund ihres recht eigenwilligen, kauzigen Stils und des sehr prägnanten Gesangs von Gründerin und Frontdame Josabeth Leidi möchte man die Stockholmer RISE AND SHINE fast schon in die Occult Rock-Ecke zusammen mit (ebenfalls weiblich angeführten) Bands wie THE DEVIL´S BLOOD, JEX THOTH oder BLOOD CEREMONY stellen, doch das 1993 in Lebens gerufene Quintett geht trotz seiner offensichtlichen 70er-, Doom- und Psychedelic-Einflüsse eine ganze Ecke metallischer und flotter zur Sache als seine Kollegen, obwohl – wie würde man es von dem sehr geschmacksicheren Label I Hate Records auch anders erwarten?! – hier nichts wirklich leicht zugänglich oder eingängig tönt. Die kraftvolle Röhre von Madame Leidi, die mich manchmal entfernt an eine Edelstahl-Variante von Janis Joplin erinnert, ist generell weit in den Vordergrund gemischt, was bisweilen an den Nerven zerrt; hier wäre weniger mehr gewesen. Ansonsten gibt sich die Band ganz ihrem schrägen „Flowerpowermetal“ (so auch der Titel des 1998er Debütalbums) hin, der zwar auch nicht gerade vor Lebensfreude erstrahlt, aber längst nicht so düster ist wie die Kompositionen der oben genannten Bands, was durchweg coole, gelungene, wenn auch anfangs gewöhnungsbedürftige Songs wie „Empty Words“, „In The Arms Of Death“, „Someone Else´s Share“ (klasse!) oder „Harmony And Noise“ ohne Umschweife klarmachen. Die Zielgruppe für dieses Kleinod ist eindeutig definiert, aber auch wer zwischen MASTODON und rockigeren RIOT noch ein Plätzchen freihat, könnte mit „Empty Hand“ eine echt gute Bereicherung seiner Sammlung entdecken.
XEROSUN machen sich von Irland aus daran, der Welt modernen Metal nahe zu bringen. „Absence Of Light“ ist ihr Beitrag dazu und kann mit seiner Mischung aus New Metal, Alternative und heftigem Rock halbwegs überzeugen, auch wenn nicht ganz klar wird, ob XEROSUN sich eher als Metal- oder als Rockband verstehen: wo in den ersten Songs der Schwerpunkt noch auf Rock-Einflüsse liegt, wird es in den Songs der zweiten Albumhälfte heftiger und brachialer, was XEROSUN besser von der Hand zu gehen scheint. Mit ihrem an James Hetfield (METALLICA) erinnernden Sänger haben sie dazu noch ein weiteres Pfund Richtung Metal. Insgesamt ist die Scheibe nett und gut nebenbei zu hören, gerade durch das gute Gespür für Groove und die eingängige Songstruktur. Zum richtigen Kick fehlen aber die Hits, die Nummern, mit denen sich XEROSUN beim Hörer im Hirn festsetzen können.
CRAVING sind eine relative frische Kapelle aus Deutschland, die mit ihrem selbstbetiteltem Debütalbum nun auch die Aufmerksamkeit der geneigten Presse abholen kommen. Die vier Mannen haben sich dem melodiösen Death Black Metal, mit ordentlichem Folk Einschlag verschrieben. Der Sound der Platte geht voll in Ordnung. Allerdings wundert man sich über die teilweise unnatürlich schnellen Blast Beats… War da etwa der Computer am Werke? Spielerisch gibt es ansonsten nix zu meckern. Die Gitarren-Parts und Soli sind 1a. Hier wird großes musikalisches Verständnis bewiesen. Auch die Vermischung der genannten Stile gelingen CRAVING immer. So reihen sich folkig, keltische Melodien in die ansonsten lupenreinen Death/ Black Metal-Passagen ein und vermengen sich zu einer gut gewürzten Suppe.
Anzumerken sie noch das sich das Album in drei Abschnitte teilt, die durch englische, russische und deutsche Texte markiert werden. Mit CRAVING wird in Zukunft zu rechnen sein, gerade wegen des anhaltenden Booms der Viking/ Pagan-Szene, von der CRAVING sicherlich auch ein Stück abgreifen sollten. Schönes, durchdachtes Debüt mit teilweise großartigen Instrumentierungen.