ILLOGICIST sind auch vier Jahre nach ihrem „The Insight Eye“-Album noch glühende DEATH-Fans – für diese Erkenntnis werden höchstens fünf Sekunden des neuen Albums gebraucht. Die Italiener brennen auf „The Unconsciousness Of Living” das erwartete Feuerwerk an technischem Death Metal ab und huldigen neben DEATH auch gleich CYNIC und ATHEIST. Im Vergleich zum Vorgängeralbum gibt es auf der neuen Platte einen markanteren Bass-Sound, der stark an „Individual Thought Patterns“ erinnert („The Mind Reaper“) und den Tieftöner schön in Szene setzt. Handwerklich ist bei ILLOGICIST ja eh alles erste Klasse gewesen, verlernt haben die Herren seit 2007 auch nix, so dass sie ihren hochanspruchsvollen Death Metal gekonnt umsetzen können und dem geneigten Hörer 45 Minuten einen Knoten in die Hirnwindungen spielen können. „The Unconsciousness Of Living“ ist eine Platte voll mit gutem technischem Death Metal, der Fans besagten Trios uneingeschränkt empfohlen werden kann.
Was war „The New Age Of Chaos” für ein Brett, zweifellos eines der besten US-Death-Scheiben, die jemals aufgenommen wurden. „Metamorphosis“ hat mit den 2005er VILE nicht mehr viel gemeinsam, gibt es doch einen neuen Sänger, neuen Gitarristen und neuen Basser, was sich schnell bemerkbar macht, da mit der alten Besetzung scheinbar auch die Songwriting-Skills abgegeben wurden. Die elf Songs des neuen Albums sind zwar nicht schlecht, aber weit entfernt von „The New Age Of Chaos“-Klasse – so was wie „As One“ hätten VILE Mitte der letzten Dekade nicht mal als Demo-Song erwogen, völlig uninspirierter, unspannender Death Metal. Es gibt zwar immer mal wieder einen netten Part, aber das reicht bei Weitem nicht, um an die eigene Discography anzuknüpfen. Mittelmaß, ick’ hör dir trapsen.
Bei ELUVEITIE hatte man bisher eigentlich quasi eine Garantie für eine gute Platte. Das kann man nicht oft sagen, bei den Schweizern hat das aber bereits den pragmatischen Grund, dass die Band erst seit recht wenigen Jahren besteht, bisher aber irgendwie nur geile Scheiße auf den Markt geworfen hat. Und nein, nun kommt kein Gegenargument: Auch „Helvetios“ reiht sich dort ein wo es 2010 mit „Everything Remains (As It Never Was)“ aufhörte!
Wenn man dem etwas klischeehaften Prolog seine Minute gewidmet hat geht „Helvetios“ mit der vollen Folk Metal Breitseite los. Die Mischung aus hartem Metal mit dem klassischen, mythischen und epischem Folk wurde auf der Vorgänger-Platte bereits relativ stark in Richtung Ersterem gedreht; hier wurde wieder leicht zurück gerudert und wieder mehr aus dem akustischen, Growl-freiem ELUVEITIE genommen. So haben wir bei diversen Songs (z.B. „Santonian Shores“ ) viel Ruhe, Akkustik und recht wenig Metal, bei anderen wiederum mehr Endstufenzerre und weniger Flöte und bei wieder Anderen nur mystisch-entspannende Klänge („Hope“). Das diese Kombination und dieser Wechsel von Song zu Song gewollt ist zeigt sich aber wohl auch schon daran, dass auch hier wieder die Drehleider-Musikerin Anna Murphy viele Gesangsparts hat, mitunter in Kombination mit Frontmann Christian Glanzmann („Neverland“), teilweise auch als Hauptstimme („A Rose For Epona“). Das ist cool, das passt, das wirkt harmonisch und hat trotzdem ordentlichen Druck. Aber keine Angst: Keiner muss auf hymnenartige Epik, auf derben Metal oder auf generell irgendetwas was man von der Band kennt verzichten. Bei 15 Songs (2 der 17 Tracks sind In- & Outro) sollte für jeden was dabei sein.
Aber ich muss ehrlich sagen, so gerne ich mir die Band anhöre: Ich verliere doch ab und an immer ein wenig den Überblick über die Musik. Aber wer Ohrwürmer und Mitgröhl-Songs sucht ist meiner Meinung nach bei ELUVEITIE ohnehin nicht an der Richtigen Adresse. Aber nichtsdestotrotz, einfaches Fazit: Fast eine Stunde lang gibt es von akustischen Entspannungs-Songs bis zu Tiefsaiten-geschwängerten Metalorgien alles was das Herz begehrt. Diskografie erfolgreich fortgesetzt!
Der Haufen aus Arizona ist bereits seit 1991 aktiv und wurde von COVEN-Bassist StoneAge (nicht zu verwechseln mit den 60er-Psychedelic-Rockern) und STORM-Gitarrist Joel Myers gegründet, die das Andenken beider Bands mit BUTCHER weiterführen, da ein großer Teil des alten Materials beider Bands nicht mehr erhalten ist. Darum wird auf „Welcome To The Night“, dem bis dato zweiten Album der Band, immer wieder auf die Vergangenheit verwiesen, was teilweise – und nun wird es ganz verquer – in Form von fiktiven Nachrichtensamples, bzw. Radioansagen geschieht. Dabei ist das Album weder als Konzeptwerk noch als „Metal Oper“ im Sinne von AVANTASIA und Co. angelegt, sondern ein einfach nur obskures Hörerlebnis, das man so nicht alle Tage zu Ohren bekommt. Die Kompositionen an sich sind zwar durchweg nicht spektakulär, entfachen aber im Kontext zu den Zwischenspielen und mit Hilfe dreier Sänger (beide Bandgründer sowie die kräftige weibliche Röhre Lil Tang) einen coolen Charme, der in mitgrölkompatiblen 80er-Powerrockern der Marke „The Dark“, „King Of The Hill“, „Shockwave“, dem balladesken, kauzigen „Silence“ oder dem kultigen „Halloween“ gipfelt, die der Spandexhosen-Fraktion mühelos gefallen dürften. Es braucht einige Zeit, bis man sich an die kuriosen Ideen des Quartetts gewöhnt hat, doch dann erlebt man eine zwar nicht gerade überragende, aber originelle, abwechselungsreiche Altschulplatte… und so was gibt´s gewiss nicht alle Tage…
Aufgrund ihres recht eigenwilligen, kauzigen Stils und des sehr prägnanten Gesangs von Gründerin und Frontdame Josabeth Leidi möchte man die Stockholmer RISE AND SHINE fast schon in die Occult Rock-Ecke zusammen mit (ebenfalls weiblich angeführten) Bands wie THE DEVIL´S BLOOD, JEX THOTH oder BLOOD CEREMONY stellen, doch das 1993 in Lebens gerufene Quintett geht trotz seiner offensichtlichen 70er-, Doom- und Psychedelic-Einflüsse eine ganze Ecke metallischer und flotter zur Sache als seine Kollegen, obwohl – wie würde man es von dem sehr geschmacksicheren Label I Hate Records auch anders erwarten?! – hier nichts wirklich leicht zugänglich oder eingängig tönt. Die kraftvolle Röhre von Madame Leidi, die mich manchmal entfernt an eine Edelstahl-Variante von Janis Joplin erinnert, ist generell weit in den Vordergrund gemischt, was bisweilen an den Nerven zerrt; hier wäre weniger mehr gewesen. Ansonsten gibt sich die Band ganz ihrem schrägen „Flowerpowermetal“ (so auch der Titel des 1998er Debütalbums) hin, der zwar auch nicht gerade vor Lebensfreude erstrahlt, aber längst nicht so düster ist wie die Kompositionen der oben genannten Bands, was durchweg coole, gelungene, wenn auch anfangs gewöhnungsbedürftige Songs wie „Empty Words“, „In The Arms Of Death“, „Someone Else´s Share“ (klasse!) oder „Harmony And Noise“ ohne Umschweife klarmachen. Die Zielgruppe für dieses Kleinod ist eindeutig definiert, aber auch wer zwischen MASTODON und rockigeren RIOT noch ein Plätzchen freihat, könnte mit „Empty Hand“ eine echt gute Bereicherung seiner Sammlung entdecken.
XEROSUN machen sich von Irland aus daran, der Welt modernen Metal nahe zu bringen. „Absence Of Light“ ist ihr Beitrag dazu und kann mit seiner Mischung aus New Metal, Alternative und heftigem Rock halbwegs überzeugen, auch wenn nicht ganz klar wird, ob XEROSUN sich eher als Metal- oder als Rockband verstehen: wo in den ersten Songs der Schwerpunkt noch auf Rock-Einflüsse liegt, wird es in den Songs der zweiten Albumhälfte heftiger und brachialer, was XEROSUN besser von der Hand zu gehen scheint. Mit ihrem an James Hetfield (METALLICA) erinnernden Sänger haben sie dazu noch ein weiteres Pfund Richtung Metal. Insgesamt ist die Scheibe nett und gut nebenbei zu hören, gerade durch das gute Gespür für Groove und die eingängige Songstruktur. Zum richtigen Kick fehlen aber die Hits, die Nummern, mit denen sich XEROSUN beim Hörer im Hirn festsetzen können.
CRAVING sind eine relative frische Kapelle aus Deutschland, die mit ihrem selbstbetiteltem Debütalbum nun auch die Aufmerksamkeit der geneigten Presse abholen kommen. Die vier Mannen haben sich dem melodiösen Death Black Metal, mit ordentlichem Folk Einschlag verschrieben. Der Sound der Platte geht voll in Ordnung. Allerdings wundert man sich über die teilweise unnatürlich schnellen Blast Beats… War da etwa der Computer am Werke? Spielerisch gibt es ansonsten nix zu meckern. Die Gitarren-Parts und Soli sind 1a. Hier wird großes musikalisches Verständnis bewiesen. Auch die Vermischung der genannten Stile gelingen CRAVING immer. So reihen sich folkig, keltische Melodien in die ansonsten lupenreinen Death/ Black Metal-Passagen ein und vermengen sich zu einer gut gewürzten Suppe.
Anzumerken sie noch das sich das Album in drei Abschnitte teilt, die durch englische, russische und deutsche Texte markiert werden. Mit CRAVING wird in Zukunft zu rechnen sein, gerade wegen des anhaltenden Booms der Viking/ Pagan-Szene, von der CRAVING sicherlich auch ein Stück abgreifen sollten. Schönes, durchdachtes Debüt mit teilweise großartigen Instrumentierungen.
Nach dem Zusammenbruch seiner Band DWELL WITHIN rief Dennis Cornelius im Jahr 2008 MEMORY DRIVEN ins Leben und legte schon ein Jahr später mit „Relative Obscurity“ ein Debütalbum vor. Nun steht mit „Animus“ der Nachfolger ins Haus, der sich im wahrsten Sinne des Wortes als schwerer Brocken erweist. Die Liste der Einflüsse von Herrn Cornelius liest sich endlos, von Classic Rock über Progressive Metal bis hin zu verrauchten und doomigen Klängen, wobei Letztere hier eindeutig die Oberhand inne haben. Leicht verdaulich ist die grobe Mischung aus SAINT VITUS- und REVEREND BIZARRE-Lavaströmen, OPETH-Klangkino, wabernden PINK FLOYD-Strömen und Obskur-Metall der Marke MANILLA ROAD nicht; selbst nach zigmaliger Einfuhr sind der sehr schleppend beginnende Opener „Empty Gesture“, das melodisch erstklassige „So It Seems“, das hymnisch-progressive „A Tempt“ oder der psychedelische Abschluss „Unveiled“ weit davon entfernt, als eingängige Ohrwürmer durchzugehen. Wenn man MEMORY DRIVEN überhaupt etwas vorwerfen kann, ist es der Umstand, vielleicht ein wenig zu viel zu wollen und bei der Verarbeitung ihrer Einflüsse zu viele Zutaten zu verkochen. Andererseits ist es genau diese Offenheit, die „Animus“ zu einem sehr interessanten und musikalisch hochwertigen Album macht, da hier nichts wirklich wirr klingt und das Quartett am Ende einfach nur außergewöhnliches Doom-Album vorlegt, das man Fans von angeschrägten Düsterklängen bedenkenlos empfehlen kann!
Warum lag denn das HAIL! HORNET-Zweitwerk so lange auf dem Review-Stapel? Ach ja, weil es langweilig ist. Der Opener von „Disperse The Curse“ geht zwar klar, aber das war es auch schon, die restlichen Songs sind zwar solide gespielter Sludge Metal, aber mehr auch nicht. Mit ihrem Shouter haben die Amis zudem eine massive Fehlbesetzung, viel zu dünn, kraftlos und eintönig ist sein Gekeife, womit er genau Null zum schweren Sludge passt. Einen schönen Groove haben HAIL! HORNET („Beast Of Bourbon“), aber das recith gegen die starke Konkurrenz aus dem eigenen Haus nicht aus. Mittelmaßscheibe, die so niemand braucht.
AIDEN gehen ihre neue Platte stark an, mit dem Trio „There Will Be Blood”, „Broken Bones” und „Irony In The Shadows” zeigen die Herren aus Seattle, dass sie ihr Gespür für melodischen HC/ Punk noch nicht verloren haben. Schön eingängig sind die Songs, gut produziert und die Band gut aufgelegt, dabei irgendwie entspannt klingend. Etwas merkwürdig ist die Veröffentlichung schon, da das letzte Album ja noch nicht so lange her ist, was erklären könnte, warum sich nur acht neue Songs finden (darunter das völlig überflüssige „Grotesque Vanity“). Voll gemacht wird die halbe Stunde durch zwei Coversongs, die AIDEN gut gezockt haben, ohne sich zu sehr vom jeweiligen Original zu entfernen: „London Dungeon“ (MISFITS) und „Transmission“ (JOY DIVISION), wobei sich natürlich die Frage stellt, ob hier nicht eher B-Seiten-Material verwurstet wird, um aus einer EP ein vollwertiges Album zu machen. „Some Kind Of Hate“ hat einige gute Sachen, aber auch ordentlich Ballast; insgesamt wirkt es wie eine lieblose Schnellschuss-Veröffentlichung, mit der sich AIDEN keinen Gefallen tun.