Mann kann von TAAKE und ihrem einzigen festen Mitglied Horst halten, was man will: Mitte der 90er aufgetaucht und sich ins von Bands wie DARKTHRONE, MAYHEM und BURZUM gemachte Nest gelegt, die strunzdumme „Ich-wollte-nur-ein-Bissel-provozieren“-Aktion in Essen inklusive der gar nicht so dummen „Wir-laden-den-Horst-dann-mal-wieder-aus“-Aktion diverser Festivalveranstalter sowie das (spätestens dann als Nebenwirkung folgende) Generieren vieler Fans aus dem moralischen und geistigen Prekariat. Das „Dumme“ ist nur, dass TAAKE bis heute immerhin musikalisch überzeugen können und sich auch von ekligen NSBM-Anhaftungen befreien konnten. Ansonsten wäre auch eine Zusammenarbeit mit einigen der größten Künstler der norwegischen Schwarzheimer-Szene gar nicht möglich gewesen, wie sie auf „Noregs Vaapen“ eindrucksvoll umgesetzt worden ist. Das fünfte Studioalbum des kontroversen Herrn gehört nämlich zum Besten, was TAAKE bis heute abgeliefert haben; auf den insgesamt sieben Songs geben sich unter Anderem Nocturno Culto (DARKTHRONE), Attila Csihar (MAYHEM), Demonaz (IMMORTAL) und Skagg (GAAHLSKAGG, DEATHCULT) die Klinke in die Hand, und außerdem ist auf „Noregs Vaapen“ das komplette Line-Up der Band (wenn auch nie gleichzeitig) zu hören, so dass die Scheibe ein nahezu echtes Bandalbum geworden ist, das mit durchweg sehr geilen und musikalisch und songschreiberisch durchdachten Stücken punkten kann. Pfiffige Details wie das Mellotron gegen Ende des Openers „Fra Vadested Til Vaandesmed“ oder das herrliche Banjo-Solo in „Myr“ sind da nur Eckpunkte eines Albums, das sich den „Tipp“ redlich verdient hat. Norwegen-Scheiß in seiner originelleren Form!
SLIPKNOT sind seit ihrer Gründung 1995 eine Konstante im Musikzirkus geworden, die als Millionenseller haufenweise Nummer 1-Platzierungen in den Charts und Gold- und Platinverkäufe eingefahren haben. Mit dem Tod von Bassist Paul Gray 2012 endete dieser erfolgreiche Abschnitt der Band aus Iowa aber abrupt – wie es nach den Sommer-Shows weitergeht, wissen wohl nur die verbliebenen Chaoten. Und vielleicht nicht mal die. Grund genug, eine Retroperspektive zu veröffentlichen, die die Paul Gray-Ära abdeckt. Uns liegt die einfache Version vor, es gibt aber noch das Luxuspaket mit einer weiteren CD, auf der eine Live-Show vom Download Festival 2009 zu hören ist, und einer DVD voller Filme und Clips.
Die Tracklist der Best-Of ist chronologisch und hat natürlich alle Hits, die SLIPKNOT in ihrer Karriere geschrieben haben, seien es „Wait And Bleed“, „Duality“ oder „People = Shit“. Unveröffentlichtes Material findet sich konsequenterweise nicht, was „Antennas To Hell“ für den durchschnittlichen SLIPKNOT-Fan uninteressant machen dürfte; wer sich aber bisher nicht mit dem Schaffen der Band befasst hat oder mal wissen will, warum sich die Tochter dieses Logo hat tätowieren lassen, der kann hier zugreifen. Gleichzeitig ist es eine würdige Hommage an einen verstorbenen Musiker, ohne den das SLIPKNOT-Kollektiv nie wieder so sein wird wie früher. Daher bleibt es spannend zu erfahren, wie es mit der Band weitergeht und wer den Bassposten übernehmen wird.
Seit 2005 existieren HORRIZON aus Bad Kreuznach. Mit „Time For Revenge“ liegt nun der erste Longplayer vor, welcher sehr professionellen melodischen Death Metal bietet. Auch vor ein paar Schlenkern ins Viking Metal Genre schrecken HORRIZON nicht zurück. So lassen sich sowohl Einflüsse ganz früher IN FLAMES, DARK TRANQUILLITY oder auch ABLAZE MY SORROW ausmachen, aber auch die epischen BATHORY oder AMON AMARTH haben ihre Spuren im Sound von HORRIZON hinterlassen. Für ein Erstlingswerk überrascht die Qualität des Gesamtpakets. Sowohl Cover als auch Booklet und Sound würden jedem Majorprodukt zur Ehre gereichen. Aber nicht nur die Verpackung stimmt: auch die Songs und ihre Umsetzung können was. Natürlich erfinden HORRIZON den Metal nicht neu, jedoch glänzen sie mit feinen Gitarrenharmonien und eigenständigen sowie selbstsicheren Growls. Der seltene Einsatz von Blastbeats gibt den Songs mehr Raum sich zu entfalten, und da wo geblastet wird, da passt es dann auch. Gelegentliche Keyboardeinsprengsel sorgen für weitere Farbtupfer - ohne das Material zu verwässern. „Time For Revenge“ ist ein starkes Stück melodischer Death Metal, das Genrefreunde auf jeden Fall anchecken sollten. Am Besten geht das mit dem nach vorne marschierenden „The World Demise“ und dem hymnischen Hassbatzen „Far Beyond The Horrizon“.
Die Norweger CYCLOPHONIA haben kein glückliches Händchen bei der Wahl des Titels für ihr Debutalbum bewiesen. Bei „Impact Is Imminent“ denkt der geneigte Metalfan sofort an den Klassiker von EXODUS aus dem Jahre 1990. Allerdings haben CYCLOPHONIA mit Thrash nicht das Geringste zu tun. Es herrscht klassischer, zum Teil speediger, Melodic Metal vor. Nicht unähnlich ihren skandinavischen Kollegen von LOST HORIZON oder GUARDIANS OF TIME. Andreas Angell trifft auch die ganz hohen Noten recht souverän und die beiden Flitzefinger Hanssen und Robertsen kennen sich mit ihrem Instrument aus. Zwar bieten CYCLOPHONIA guten Stoff, doch besonders einzigartig ist dieser beileibe nicht. Dafür dass CYCLOPHONIA seit 1997 (mit einigen Unterbrechungen) in der Szene herumgeistern sind magere 35 Minuten Material auch nicht gerade besonders beeindruckend. Hört mal in das treibende „Warbird“ oder die melodische Hymne „The Hero“ rein und entscheidet selbst, ob ihr CYCLOPHONIA eine Chance geben wollt. Das Science Fiction Cover von „Impact Is Imminent“ jedenfalls sieht mal richtig geil aus.
Mit ihren letzten beiden Werken „Freak Inside“ und „Devil Reveals“ hat die Hannoveraner Formation schon gute Vorarbeit geleistet, jedoch bleibt der erwartete Sprung nach vorne mit „Antagonist“ aus. Noch immer spielt das Gitarrenduo Christian Bröhenhorst und Jonathan Stenger sehr gelungene, treffsichere Thrash-Riffs und hochklassige Soli, noch immer zieht Frontdame Britta Görtz ihre zwar monotone, aber auch eindrucksvolle Kotzschreigrunznummer durch; CRIPPER fahren immer noch überzeugend im stilistischen Fahrwasser von ARCH ENEMY oder HOLY MOSES. Aber, und daran krankt leider auch „Antagonist“, gelingt es dem Quintett hier ebenfalls nicht, sich entsprechend freizuschwimmen und eine wirklich eigene Duftmarke zu setzen, vor allem in Sachen Songwriting. Die Band standardisiert gesetzte Wegmarken, bleibt immer im Windschatten und punktet eben nicht genau da, wo die großen Bands schwächeln, nämlich bei der Kreativität. Gerade wenn Combos wie die oben erwähnten heute kaum noch etwas mitzuteilen haben (und das geht schon seit einigen Jahren so…) und müde Kost abliefern, ist es an Bands aus der zweiten Reihe wie CRIPPER, den Fans richtig gutes Material aufzutischen, das für Furore sorgt und in die frei gewordene Nische sticht. Und das schaffen Songs wie „Not Dead Yet“, „Animal Of Prey“, „Hegemony“, “Clean”, “Damocles” oder “Cocoon” leider wieder nicht. Das “Ärgerliche” dabei ist, dass hier über das gesamte Album hinweg richtig gute Arbeit geleistet wird, nur bleibt keines der Stücke als prägnante Hymne in Erinnerung, wie schon auf den Vorgängeralben. Ich dachte, dieses Mal könnte es vielleicht mit CRIPPER und „Tipp“ klappen, aber nö…
Eine der wenigen wirklich essentiellen Reunions der letzten Jahre war die der wegweisenden MORGOTH, die in den 90ern äußerst kreativ zuerst die todesmetallische und dann ebenso erstklassig die Industrial-Keule auspackten, in kommerzieller Hinsicht aber spätestens mit jenem Stilwechsel auf „Feel Sorry For The Fanatic“ gnadenlos abgestraft wurden. Das Album liegt völlig unbegründet wie ein Schandfleck auf dem einstigen Schaffen, und so konzentrierte sich die Band um die Alt-Mitglieder Marc Grewe, Harald Busse und Sebastian Swart bei ihren Comeback-Shows ausschließlich auf Material bis einschließlich 1993 und das Werk „Odium“. Wer zumindest eine der zahlreichen Shows beim „Party.San“, „Death Feast“ oder „Way Of Darkness“, auf dem auch vorliegender Release mitgeschnitten wurde, gesehen hat, wird gestehen müssen, dass MORGOTH in Sachen Energie und Performance (besonders ein jung gebliebener Marc Grewe!) einen Großteil aller Newcomer-Combos verdammt alt aussehen lassen. So trieft auch „Cursed To Live“ vor Schweiß und Energie und präsentiert die Truppe roh und ungekünstelt. Mein einziges Problem mit „Cursed To Live“, das mich leider am Ende auch vom „Tipp“ abhält, ist die Tatsache, dass der Gig zwar ungefiltert und ungekürzt daherkommt, das Publikum aber irgendwie nicht da zu sein scheint. Nur ganz entfernt und mit viel genauem Hinhören sind Jubel und Krawall zu vernehmen, so dass ich oft das Gefühl habe, der agile Herr Grewe redet gegen die Wand. Das ist echt schade, da das Album grundsätzlich berechtigt ist (es gibt bisher keine offizielle MORGOTH-Live-Veröffentlichung), die musikalische Leistung mehr als überzeugt und die Songauswahl selbstredend erste Sahne ist: „Body Count“, die Ü-30-Mitgrölhymne „Resistance“ oder der Uralt-Kult-Hit „Pits Of Utumno“ sind auch heute noch völlig konkurrenzfähig, keinen Deut angestaubt und machen 2012 mächtig Appetit auf ein neues MORGOTH-Album. Fans müssen hier zugreifen, Neukennenlerner sind mit den beiden Klassikern „Cursed“ und besagtem „Odium“ erstmal bestens bedient.
Das zweite Werk von REDEEM ging bei uns doch glatt unter. Und das völlig zu Unrecht. Denn die Schweizer Band hat seit ihrem Debüt einen tollen Entwicklungsschritt nach vorne gemacht – und bereits „Eleven“ war in 2006 ein beachtenswertes Album. Da haben sicher auch die Touren im Vorprogramm ähnlich gelagerter Bands wie 3 DOORS DOWN und DAUGHTRY mitgeholfen. „999“ (lt. Google die australische Notrufnummer) klingt über weite Strecken amerikanischer als die Amis selbst. Die 12 Songs gehen allesamt ins Ohr, sind radiotauglich, pendeln zwischen Stadion- und Kuschelrock und kommen ohne Ausfall daher. Klar, die kommerzielle Rockmusik erfinden REDEEM nicht neu, auch etwas mehr Eigenständigkeit ist sicher noch drin – aber wie bereits erwähnt, auch da ist man weiter als zu Zeiten des Debüts. Die Mainstreamperlen „Lost“ und „Promises“ (Duett mit Henning Wehland von den H-BLOCKX) seien da mal genannt, auf der ruhigen Seite ist „Broken“ so ein Kandidat welcher Fans von NICKELBAK, CREED & Co. gefallen könnte. Auch bei Sound und Produktion hat man zugelegt. Also nichts für ungut für die verzögerte Review – denn „999“ von REDEEM darf man auch noch in 2012 getrost antesten.
Schau ich auf das Cover, kommen mir THE RODS oder aber alte TANK in den Sinn. Und so weit weg sind BLACK BLITZ von dem Retro-Sound der genannten "Legenden" nicht. Auf "Born To Rock" wird rotziger Hardrock, grob gehobelt, im ordentlichen Soundgewand geboten. Die Gitarrenarbeit steht im Zentrum der Aufmerksamkeit und erinnert zuweilen an AC/DC. Die Stimme bleibt eindimensional passt aber zu der grobporigen Vorstellung der Münchner Band. Die Scala fährt bei Anspruch und Abwechslung gegen Null, kann diese "Talfahrt" allerdings mit Spielfreude und Authentizität ausgleichen. Somit Daumen hoch für BLACK BLITZ, "Born To Rock" ist wie gemacht für ein Party Keller voller Bier, Rauch, Dreck, Spinnweben, Mädels, einer geilen Anlage und mächtig viel Verständnis der Nachbarn.
Untätigkeit kann man CASTLE aus San Francisco wirklich nicht vorwerfen, immerhin erscheint „Blacklands“ gerade mal ein Jahr nach dem saustarken Debütalbum „In Witch Order“. Bedenkt man, dass das Trio um Bandchef, Gitarrist, Co-Sänger und Hauptsongwriter Mat Davis für das Debüt ganze fünf Jahre benötigt hat, für den Nachfolger aber nur sechs Monate, ist es auch gar nicht verwunderlich, dass „Blacklands“ trotz der grundsätzlichen Beibehaltung des musikalischen Stils (doomiger, mit okkulten Elementen kokettierender, 70er-beeinflusster Rock) ein – wenn auch erst auf den zweiten Blick – weitgehend anderes Album geworden ist als „In Witch Order“. Das Songmaterial ist etwas schwerer zugänglich, obskurer, die Produktion einen Tick verwaschener, und die ganze Atmosphäre des Albums wirkt mystischer und düsterer, ohne allerdings an Härte zuzulegen. Unverändert klasse ist allerdings der melodische, unaufdringliche und sehr natürliche Gesang von Bassistin Elizabeth Blackwell, der schlichtweg so gut zur Musik passt als sei er dafür gemacht worden, oder eben umgekehrt: mit dem überragenden Opener „Ever Hunter“ (Ohrwurm mit Hammerrefrain!), der Mitgröl-Nummer „Storm Below The Mountain“, dem treibenden Titelstück, dem zum Großteil von Mat Davis gesungenen „Curses Of The Priest“ oder dem melodisch-vertrackten Abschluss „Dying Breed“ haben CASTLE wieder Erstklassiges am Start. Zwar liegt der Anteil eingängiger Hymnen der Marke „Spellbinder“ oder „Shaman Wars“ hier niedriger als auf dem Vorgänger, dafür ist das Gesamtniveau auf „Blacklands“ ein etwas höheres. Ein Kleinod für die nicht-konforme Gemeinde der „anderen“ Hörer!
Es gibt Dinge, auf die ist Verlass. Man könnte es auch so formulieren: was MOTÖRHEAD für den Rock´n´Roll sind, sind MASTER für den Death Metal. Als eine der allerersten Genre-Truppen 1983 gestartet, haben sie im Gegensatz zu diversen Kollegen zwar nie den ganz großen qualitativen wie kommerziellen Abräumer gelandet, im Gegenzug aber auch niemals ihre Fans enttäuscht. Wahl-Tscheche Paul Speckmann und seine beiden Gefährten Alex Nejezchleba und Zdenek Pradlovsky haben mit „The New Elite“ das elfte MASTER-Album an den Start gebracht, das wie seine Vorgänger keine große Offenbarung ist, aber stilsicher und äußerst solide ins Ziel läuft. Die knackigen, wummernden, hauptsächlich flotten Midtempo-Ballermänner inklusive Paules Knarz-Growlen (der mit gar nicht mal so viel Fantasie wirklich tönt wie Lemmy auf Todesblei) funktionieren trotz oder gerade wegen ihrer wenig ausgeprägten Effekthascherei auch nach so vielen Jahren noch wunderbar. Auch wenn Bands wie DEICIDE oder OBITUARY die versierteren Hymnen schreiben, sind Räudigkeiten wie „Smile As You´re Told“, „As Two Worlds Collide“ oder mein persönliches Highlight „Guide Yourself“ einfach jederzeit willkommene Old School-Death Metal-Perlen. Unkraut vergeht eben nicht – zum Glück!