Den Musikstil von KING OF ASGARD legt der Name einfach nahe – stahlgeschwängerte Viking-Oper mit Schwert, Bart und Bier. Nun weiß ich zwar nicht ob die Bandmitglieder bärtig oder bewaffnet sind, ihr zweites Album „To North“ klingt aber als wäre dem so. Bereits der Opener „The Nine Worlds Burn“ beweist das eigentlich hervorragend: Die Mischung von Doublebass-Orgie, mächtigen Viking-Vocals, melodischen Gitarreneinlagen bis zur galanten Frauenstimme am Ende ist eigentlich genau das was man von klassischem Nordmann-Metal gewohnt ist.
Die Stimme von Frontmann Karl Beckman hat ohne Ende Nachdrück und einen definitiv düsteren, kraftvollen Ton – wie gnadenlos passend zu dem meist gemäßigt schnellen, mächtigen Gitarren, wie sich bei „Bound To Reunite“ zur Höchstleitung aufspielen. Das Riffing ist eine klassische Mischung aus Pagan-Akkkordfolgen , einigen epischen Melodieeinlagen und dem ein oder anderen Solo. Das im Zusammenspiel mit absoluten Nackenbrecher-Parts wie bei „Nordvegr“ oder ruhigen, entspannten Teilen wie im Intro von „Up On The Mountain“ machen da ziemlich was her. Allerdings profitiert das Album als Ganzes definitiv mehr von der kraftvollen Komposition und dem erwähnten Zusammenspiel als durch besondere Innovation im Genre – tut dem Spaß aber keinen Abbruch. Und auch lyrisch muss sich diese Band nicht mehr anhören wie es richtig geht: Inhaltlich sind die Themen Genre-mäßig ja quasi schon vor dem Songwriting klar, allerdings werden sie hier auch noch in eine Form gebracht die nicht nur einfach passend ist, sondern den ohnehin schon gegebenen Headbang-Faktor nochmal erhöht.
Alle diesen musikalische Parameter haben aber definitiv eines gemein: KING OF ASGARD bringen auf „To North“ einen unglaublichen Mitreiß-Faktor für den Hörer mit und reizen mich definitiv den Lautstärkereglers in Richtung Starkstrom zu drehen – diese CD ist definitiv ein gewaltiges Viking-Highlight für dieses Jahr. Und das bei 30°C Ende Juli!
GLEN HANSARD (THE FRAMES, THE SWELL SEASON) wer? Ich kam das erste Mal mit dem Musiker/Künstler in Berührung bei dem Film "The Commitmens". Dort spielte er den zurückhaltenden, scheuen Gitarristen der irischen "Film"- Band. Ein weiteres Mal sah ich ihn wieder in einem Musiker-Film "Once". Und dort wurde ich begeistert und berührt - erstens von dem ruhigen, melancholischen und doch intensiven Film, und zweitens von der darin dargebotenen Musik, für die Glen H. sogar einen "Oscar" erhielt. Alle die, die den Begriff Musik mit E-Gitarre, Verstärker und Drums definieren dürfen jetzt aufhören zu lesen.
Denn GLEN HANSARD Songs sind leise, traurig, meist akustisch und doch so gefüllt mit Emotion und Leidenschaft das man die Höhe der Gänsehaut gleich mit dem Lautstärkeregler einstellen kann. Darum hab ich mich bemüht Euch diesen Musiker und dessen neuestes Werk mal als Review vorstellen zu dürfen. „Rhythm And Repose“ heißt es und zeigt den melancholisch verträumt blickenden Künstler auf dem Cover.
Das Album klingt reduziert, spärlich Instrumentalisiert. Im Fokus steht die leise, sanfte, eindringlich, oft vor Intensität bebende Stimme von GLEN HANSARD. "You Will Become" empfängt uns mit gezupfter Melodie, die traurig dahin fließt, still, sich dennoch immer mehr erhebt und fast schon dramatisch endend. Mit "Maybe Not Tonight" wird es ein wenig Country-lastig - was mir nicht so zusagt, immer wenn er dieses Genre einfließen lässt senkt sich mein Dopamin Spiegel. Doch allzu häufig kommen diese Country-Vibes nicht vor. Zu meiner Überraschung kommt bei "Talking With The Wolves" ein weiteres Gesicht des Musikers zum Vorschein. Leicht elektronisch, fast kühl, in popiger Rhythmik nähert er sich uns, im Duett mit einer zarten Frauen-Stimme die als wärmender Pol im Hintergrund empfunden wird. Das Album bieten viele Facetten: Folk, eine Priese Country, mal pure Singer Songwriter Balladen. Aber fast alles, hat eins gemein - Traurigkeit, Intensität und große Gefühle. "Rythm And Repose" ist kein Album für immer, es funktioniert nicht jeden Tag, und zum abrocken ist es schon mal gänzlich ungeeignet, aber wenn die Stimmung passt - wallen einem Schauer der Verzückung über den Rücken. GLEN HANSARD ist mein Tipp für ruhige, stille, besinnliche Momente, sofern man diese mit Musik begleiten will.
Die Rheinland-Pfälzer Black Metaller haben sich für ihr Debütalbum mächtig viel Zeit gelassen. “The Collapse Of All That Has Been” gingen lediglich ein Demo sowie eine sehr hörenswerte Split mit den Limburgern MEMBARIS voraus; kein Wunder, da sich beide Bands diverse Musiker teilen. Und der sehr gute Eindruck dieses Doppels wird von dem Album bestätigt, denn WEIRD FATE verstehen es, epische, progressive Songstrukturen mit passend eingestreutem Bombast zu verknüpfen und dabei nicht schwülstig oder platt zu tönen. Arien heulende Furien oder gotische Fischerchöre hat die Band nicht am Start, dafür gelungene, melodische Intermezzi wie „And Utter Emptiness“ oder „1709“, die überlange Breitwand-Hämmer wie „Nacht“, das erstklassige Titelstück oder das mit einem ultramächtigen Anfangsriff aus allen Rohren feuernde „Manifest Of The Crestfallen“ gekonnt ergänzen. Hinzu kommt die gelungene, relativ fette Produktion, bei der WEIRD FATE im Gegensatz zu vielen Kollegen nicht den Fehler begangen haben, ihren wuchtigen Sound in ein „undergroundiges“ Scheppergewand zu stecken. Einzig die sich hin und wieder einstellende Langatmigkeit des Albums hindert mich daran, der Band für dieses wirklich starke Debüt genau in der gemeinsamen Schnittmenge aus brachialer Schwarzwurzel und monumentalen Klangteppichen den „Tipp“ zu geben. Ansonsten top!
Der Haufen aus New Jersey vermischt auf seinem Debütalbum typische 70er-Sounds mit modernen Klängen der 90er; die selbst genannten Einflüsse des Quartetts reichen von PINK FLOYD, LED ZEPPELIN und DEEP PURPLE über GRAND FUNK RAILROAD und CREAM bis hin zu KYUSS, SOUNDGARDEN und MONSTER MAGNET, so dass dieser musikalische Eintopf zwischen sehr vielen Stühlen sitzt. Dabei machen INFERNAL OVERDRIVE den gleichen Fehler wie (die noch mal deutlich stärkeren) MASTODON, nämlich Schrammelgedöns und neuzeitlich tiefer gestimmte Gitarren in ein reichlich dröges, weitgehend langweiliges Klangkorsett zu stecken. Oder anders: die Energie der Pionierzeit des Rock mit Alben wie „I“-„IV“, „In Rock“ oder auch „On Time“ fangen INFERNAL OVERDRIVE ebenfalls zu keiner Sekunde ein, dafür eher den lahmarschigen Breitwand-Groove der Grunge/Alternative-Ära. Songs wie „I-95“, „Cage“ oder „Rip It Out“ sind dabei richtige Schlafbeschleuniger; „The Edge“, „Duel“ oder das interessante, überlange „Motor“ immerhin noch hörenswerte, teilweise recht flotte Erzeugnisse. Obwohl die Herren Schleicher, Schleicher und Co. eingängiges Songwriting beherrschen und hörbar deutlich mehr aus sich herausholen könnten, ist „Last Rays Of The Dying Sun“ ein müder und wenig spannender Versuch, Alt und Neu unter einen Hut zu bekommen.
Das kann doch nicht wahr sein. Sechs Jahre nach dem fulminanten „Invisible Walls“ Album steht Deutschlands beste Melodic Power Metal-Band wieder ohne Deal da. Sind denn alle A&Rs da draussen taub? Sei es drum. Zum Glück lassen sich DESTINATION'S CALLING davon nicht entmutigen, sondern legen mit „End Of Time“ ein höchst eigenständiges und sehr erwachsenes Melodic Metal-Meisterwerk vor. Stellt euch eine Mischung aus skandinavischem Edelpowermetal der Marke TAD MOROSE mit QUEENSRYCHE in ihrer Empire-Phase vor, dann habt ihr eine ungefähre Vorstellung davon, was hier abgeht. Vollkommen klischeefrei reiht sich ein epischer Breitwandrefrain an den Nächsten. Egal ob ruhig oder mächtig stampfend: DESTINATION'S CALLING verstehen ihr Handwerk wie kaum eine zweite deutsche Combo. Die äußerst angenehmen Vocals von Christian Gräter verleihen der Band noch mehr Wiedererkennungswert, als sie ohnehin schon haben. Die sehr filigranen Gitarrenleads treiben einem immer wieder Freudentränen in die Augen. Dass es solche Musik noch gibt. DESTINATION'S CALLING sind eingängig ohne stumpf zu sein und gleichzeitig komplex ohne anstrengend zu sein. Großes Kino. Dass das Ganze dann auch noch extrem fett und transparent aus den Boxen schallt und in ein ansprechendes Äußeres gehüllt ist, ist dann nur noch das Tüpfelchen auf dem I. Wie schon der Vorgänger ein Pflichtwerk für anspruchsvolle Metaller.
BLACK SYMPHONIC kommen aus der Metaldiaspora Südtirol. Außer SKANNERS und GRAVEWORM fällt mir im Moment keine weitere Band aus Südtirol ein (FREIWILD zähle ich absichtlich nicht dazu). BLACK SYMPHONIC gibt es erst seit 2010 und sie haben sich einer sehr modernen Variante des Melodic Metals verschrieben. Das heißt meist im Midtempo agiernde Songs mit deutlicher IN FLAMES Schlagseite. Die Keyboardsounds hingegen dürften von ihren Landsleuten GRAVEWORM inspiriert sein. In Sachen Rhythmik und Melodien haben sich BLACK SYMPHONIC genau angehört, was im Moment bei der U-20 Generation angesagt ist. Interessant ist, dass BLACK SYMPHONIC ausschließlich mit Klargesang agieren. Selbiger ist leider recht bemüht und noch nicht wirklich sicher. Für ein erstes Lebenszeichen einer noch sehr jungen Band ist „Breaking The Surface“ zwar O.K., für höhere Weihen müssen BLACK SYMPHONIC aber noch eine Weile an ihrem Sound feilen.
CRASHING CREW sorgen für die unterschiedlichsten Gefühlsregungen bei mir. Erst kann ich mir auf Grund der sehr förmlichen Anrede im Info ein Grinsen nicht verkneifen, dann beim Blick auf das Bandfoto und auf 5 in AS I LAY DYING und METALLICA Shirts gewandete Teenager überkommt mich der kalte Schauer und ein spontanes „Warum ich-Stoßgebet“ entfleucht meinen zittrigen Lippen. Doch so schlimm wird es gar nicht, ganz im Gegenteil. CRASHING CREW klingen angenehm oldschool und versprühen auf den ersten drei Tracks ihrer Eigenpressung rauhes Teutonenmetal-Feeling. Das könnte auch von alten Demos diverser GAMA Bands sein. Ich kann mir nicht helfen, aber gerade auf Grund des rotzigen Organs von Fronter Maggi fühle ich mich immer wieder an S.A.D.O. erinnert. Den Balladenversuch „Hangover“ klammern wir mal lieber aus und erfreuen uns am Schlußtrack „Showdown“, der dann auch wieder amtlich losrumpelt. Nach dem ersten Eindruck sehr unerwartet, aber auch sehr cool. Achja, die sehr literarischen Texte passen natürlich auch wie der Arsch auf den Eimer: „Posers fuck you, we're the Crashing Crew, don't ask me who, cause we're crashing through“. Großes Kino.
Mastermind Leif hat das line-Up von DEW-SCENTED (zwangsweise) ändern müssen, nach und nach sind bis auf ihn alle am Vorgänger „Invocation“ beteiligten Musiker ersetzt worden. Immerhin hat sich am Produktionsort nichts geändert, Leif & Co. haben sich erneut bei Jörg Uken (GOD DETHRONED, OBSCENITY, DESPONDENCY) eingeschlossen, der dann auch „Icarus“ mit der gewohnt durchschlagskräftigen Produktion versehen hat. Neben der Produktion ist Leifs Stimme die andere Konstante geblieben, mit der wie erwartet in den neuen Songs Akzente setzen kann und DEW-SCENTED wie gewohnt seinen Stempel aufdrückt. Beim Songwriting schwankt das Ergebnis allerdings in der Qualität, zumal die neuen Mitglieder kaum neue Ideen in den DEW-SCENTED-Sound gebracht haben. Gut, das ist die ewige Diskussion über Weiterentwicklung, Veränderung und dem Festhalten an Bewährtem, aber bei einem so massiven Austausch an Personal wäre es wenig überraschend, wenn das Ergebnis anders klingen würde als der Vorgänger. Das ist aber bei „Icarus“ nicht der Fall, es ist die logische Fortsetzung von „Invocation“ und bietet die für DEW-SCENTED typische Melange aus Death und Thrash, messerscharfen Riffs und einem unbändigen Zug nach vorne. aus “A Final Procession“ und “Perpetuated“ zum Ende des Albums sind dafür die besten Beispiele, mit denen DEW-SCENTED ihr Album fulminant beenden. Vorher gibt es eher klassische Stücke zu hören, die qualitativ in Ordnung sind, aber über guten Bandstandard nicht hinauskommen (“Sworn To Obey“ und “Thrown To The Lions“). Besser sind da schon das unglaubliche wütende „The Fall Of Man“ oder das von Dan Swanö (EDGE OF SANITY, BLOODBATH) als Gastsänger veredelte „Reawakening“. Am Ende bleibt ein guter Eindruck vom ersten Album der neuformierten DEW-SCENTED, denn auch wenn nicht alle Songs überzeugen können, ist „Icarus“ doch ein gut knallender Death/ Thrash-Album geworden, mit dem die Band Live sicher überzeugen kann.
HERODIAS überraschen mit dem Release von „Dance Of The Seven Veils“ nur gut einem Jahr nach Bandgründung – und dann noch mehr mit der Tatsache, dass die Scheibe kein Schnellschuss ist. Der Fünf-Tracker entpuppt sich als gut gemachte Funeral Doom-Scheibe, auf der HERODIAS es verstehen, eine dichte Atmosphäre aufzubauen und diese mit dem Gesang von Kristina Rocco zu verbinden. Auch wenn die Dame durchweg hoch singt und Erinnerungen an NIGHTWISH aufkommen lässt, ist das Ergebnis eine gelungne Symbiose der an und für sich gegensätzlichen Komponenten – auf der einen Seite der kraftvolle Klargesang, auf der anderen Seite die extrem tief gestimmten Gitarren und der generell basslastige Sound (SUNNO))) lassen grüßen). Das Ergebnis ist wie gesagt eine runde Sache – „Dance Of The Seven Veils“ bewegt sich durchgehend auf hohem Niveau, Doomster können sich die Scheibe bedenkenlos zu Gemüte führen.
DRAGONY aus Wien liefern mit „Legends“ eine herrlich naive und mittlerweile schon wieder anachronistisch klingende Melodic Metal-Scheibe ab, welche ganz im Fahrwasser früher EDGUY, "Keeper"-HELLOWEEN und diverser Italo-Vertreter à la DOMINE, HEIMDALL oder DRAKKAR durch einschlägige Fantasywelten schippert. An jeder Ecke lauern Drachen, Krieger, Zwerge und Jungfrauen. Naja, das Eine bedingt ja auch das Andere: Wenn sämtliche Krieger sich als Drachenkammerjäger erweisen müssen und beim nächsten Schloßball nur noch die Zwerge versuchen die anwesenden Jungfrauen 'rumzukriegen, so ist es kein Wunder, dass sich selbige mit einem „Nicht mit mir“ auf den Lippen in die kalten Burggemächer zurückziehen und es dort vorziehen weiter am Quilt der Vorfahren zu klöppeln, als an ihrer Jungfräulichkeit etwas zu ändern.
So zumindest stelle ich mir das vor. Um wieder auf DRAGONY zu kommen, die machen ihre Sache eigentlich ganz gut und können mit einer professioneller Aufmachung und einem für eine Eigenpressung ganz respektablen Sound aufwarten. Außerdem haben sie es geschafft so einige hymnische Melodien abzuliefern. „Legends“ wird den Lauf der Welt nicht weiter verändern, aber für ne Stunde Auszeit von der realen Welt ist es allemal gut. Womit wir wieder bei den Drachen, Kriegern usw. wären.
UPDATE 24.07.2012: Mittlerweile kann man diese "Auszeit von der realen Welt" auch offiziell über Limb Records beziehen. Wenn auch ohne den Bonustrack "Sparta". Glückwunsch, Jungs.