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Eve To Dawn

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Die Japaner LOUDNESS gehören zu den dienstältesten Combos aus Fern-Ost und haben mit Werken wie „Disillusion“ oder „Thunder In The East“ Metalgeschichte geschrieben. Diverse Umbesetzungen und stilistische Ausflüge ins Niemandsland haben LOUDNESS vor allem in den 90ern viel Boden gekostet. Seit einigen Jahren sind LOUDNESS wieder im klassischen Line-Up vereint. Tragischerweise verloren LOUDNESS 2008 ihren Drummer Munetaka Higuchi an den Krebs. Aber auch dieser Schicksalsschlag konnte LOUDNESS nicht stoppen. „Eve To Dawn“ ist ein Hybrid aus klassischem LOUDNESS Stoff der frühen Alben („Birthday's Eve“ - „Law Of The Devil's Land“), einem zeitgemäßen Sound und einem Mehr an Härte. Auch wenn die LOUDNESS typischen Melodien immer wieder aufblitzen („The Power Of Truth“ oder „Keep You Burning“), so ist das Material doch um einiges giftiger als in der guten alten Zeit. Doch im Gegensatz zu den 90ern gelingt LOUDNESS mittlerweile der Spagat zwischen musikalischer Aktualität und eigener Tradition. Ein weiteres großes Plus von LOUDNESS ist die nach wie vor sensationelle Gitarrenarbeit von Bandgründer Akira Takasaki. Ein Shredmeister vor dem Herrn. Auch wenn sich am Ende mit dem funklastigen „Crazy! Crazy! Crazy!“ ein ziemlich nerviger Track eingeschlichen hat, ist „Eve To Dawn“ ein starkes Heavy Metal Album auf der Höhe der Zeit und sollte LOUDNESS auch in Europa wieder zu dem Status verhelfen, den die Band Mitte der 80er schon einmal hatte.

Eve To Dawn


Cover - Eve To Dawn Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 54:6 ()
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Speed Demon

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Die Hessen DRAGONSFIRE legen mit „Speed Demon“ ihre vierte Veröffentlichung vor. Es gibt sechs neue Stücke, eine schräge Kollaboration mit den Gesinnungsgenossen von IRON FATE und eine Live-Version des alten Stückes „The Warrior“. Die sechs neuen Stücke zeigen DRAGONSFIRE als gereifte Band, welche ihren vor Klischees strotzenden Heavy Metal sauber auf den Punkt bringt und qualitativ nicht mehr weit von der nationalen ersten Liga entfernt ist. Hymnen wie „Allied Forces“ machen MAJESTY oder WIZARD auch nicht besser. Durch die rauhen Vocals kommen einem auch immer wieder GRAVE DIGGER in den Sinn. Damit dürfte die Zielgruppe von DRAGONSFIRE klar umrissen sein. Das mit einer spannenden Vocalrhythmik im Refrain aufwartende Titelstück bekomme ich seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf. Sehr geil gemacht. Auch die Produktion von Rolf Munkes (Ex-MAJESTY, RAZORBACK, EMPIRE) genügt höchsten Ansprüchen. Well Done!!!
Was sich die Jungs mit Hilfe von IRON FATE allerdings bei „Steel Eel“ gedacht haben, bleibt vorerst ihr Geheimnis ;-)

Speed Demon


Cover - Speed Demon Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 34:44 ()
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Opus I

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Stefan Schmidt hatte wohl von A Capella die Nase voll und so schnappte sich der VAN CANTO Vokalist diverse Mitmusiker (unter ihnen Drum Ur-Viech Jörg Michael; Ex-Bands aufzuzählen würde definitiv den Rahmen hier sprengen) und nahm nun ein „richtiges“ Metal Album in Angriff. Aber ganz ohne klassischen Bezug ging es dann doch nicht. Man nahm sich diverse „Klassik-Hits“ zur Brust und bastelte um die sattsam bekannten Melodien moderne Power Metal Songs. Und so erstrahlen alte „Klassik-Classics“ wie die Bach Toccata, Paganini's Caprices No. 24 oder Für Elise vom ertaubten Ludwig Van in neuem Gewand. Die Originale sind mal präsenter (Bach), mal auch sehr schwer erkennbar („Für Elise“), aber abgesehen davon funktionieren alle Stücke als harte und doch melodische Ohrwürmer, welche durch die ausgefeilten Vocalarrangements aus der Masse herausstechen. Natürlich haben sich in der Geschichte schon andere Musiker mehr oder weniger glücklich an klassischen Vorbildern versucht. Aber HEAVATAR ringen dem ganzen noch eine neue Ecke ab und liefern eine Version, welche weder MALMSTEEN und seine Epigonen, noch RHAPSODY und Konsorten oder auch komplett Irre wie die gute alte GREAT KAT bisher offerierten. Außerdem verzichten HEAVATAR auf jeglichen Orchester-Pomp und transportieren sämtliche Stimmungen über eine Metal-Instrumentierung. Spannendes Projekt. Nur die abschließende (und ohne klassischen Bezug) dargebotene Liebeserklärung an die beste Musik der Welt -„To The Metal“- ist auf Grund der äußerst sparsamen Instrumentierung irgendwie doof. Auch wenn mir der Text natürlich aus dem Herzen spricht.

Opus I


Cover - Opus I Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 9
Länge: 48:33 ()
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Disarm The Descent

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KILLSWITCH ENGAGE haben sich im vergangenen Jahr von Howard Jones getrennt, mit dem sie ja einige durchaus erfolgreiche Alben gemacht haben. Dass sie dann auf ihren ursprünglichen Shouter Jesse Leach zurückkamen, dürfte viele überrascht haben – und warf die Frage auf, wie weit sich das neue Album am Debüt und an „Alive Or Just Breathing“ orientieren würde, das ja die einzigen Sachen sind, die mit Leach zusammen aufgenommen wurde. Mit „The Hell In Me“ wird „Disarm The Descent“ dann auch durchaus knackig eingeleitet; Jesse Leach zeigt hier, was für Aggression in seiner Stimme steckt, da sind die klar gesungenen Passagen fast vergessen. „Beyond The Flames“ legt dann härtemäßig noch einen Zacken zu und schlägt in der Tat die Brücke zu den Frühwerken. Aber auch hier: clean gesungene Passagen, deren Chorus zudem nicht richtig zündet. Im weiteren Verlauf wird deutlich, dass das das Muster ist, dessen KILLSWITCH ENGAGE sich für ihr neues Album bedient haben. Es wird versucht, die Balance zwischen aggressiven („All That We Have“, bei dem Jesse Leach richtig zur Sache geht) und melodischen („In Due Time“) Parts ausgeglichen zu halten, was den erfahrenen Musikern natürlich gelingt - aber gleichzeitig nicht immer zündet und schon gar nicht die Ausnahmestellung rechtfertigt, die die Band immer noch im Metalcore innehat. Andererseits macht „Disarm The Descent“ dann doch durchgehend genug Spaß, um nicht zu enttäuschen, auch wenn immer wieder der Wunsch aufkommt, dass Jesse Leach von den Howard Jones-Gedächtnisparts ablässt (wie das bei „Turning Point“ so gut gelungen ist). Der Rest der Mannschaft liefert indes sehr gute Leistung ab und über die Produktion gibt es sowieso nur Gutes zu sagen, also kann „Disarm The Descent“ allen Interessierten empfohlen werden. (lh)

Disarm The Descent


Cover - Disarm The Descent Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 40:36 ()
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Roots And Branches

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In den 70ern sahen viele Bewunderer ROBIN TROWER als legitimen Nachfolger von JIMI HENDRIX. Und auch 2013 bleibt einem nichts anderes übrig, als den Hut vor dem 68-jährigen Ausnahmekünstler zu ziehen, welcher mit PROCOL HARUM zu Weltruhm gelang und sich mit "Bridge Of Sighs" unsterblich machte.

Auf "Roots And Branches" interpretiert er eigene sowie Klassiker der Blues-Gitarre. Ich könnte Euch jetzt einen vom Blues erzählen, unterstelle aber mal, dass doch die meisten Leser eher dem Rock oder gar dem gepflegten Geschruppe und Gekloppe huldigen - und das meine ich nicht despektierlich. Trotzdem kann ich Euch dieses Album ans Herz legen. Denn ich meine, dem Zauber einer solch erdigen Klangoase, welche dem Zuhörer die Essenz dessen, was Gitarre ist, aufzeigt, kann sich kein Anhänger dieses Seiteninstrumentes entziehen.

Warm, akzentuiert, mal zornig, mal betrübt jaulend, mal knurrend, langsam grollend erzählt uns Robin Trowers Gitarre die elf Nummern. Begleitet von (einer) starken unspektakulären Stimme(n), welche im Verbund immer den Song im Kern leuchten lässt. Die Produktion des Teils ist so kristallklar, dass ich meine zu merken, ob ROBIN TROWR sich vor dem Spiel die Hände gewaschen oder Schmutz unter den Nägeln hatte.
Zurücklehnen und gleich einem guten Tropfen die Songs auf die Zunge legen und erblühen lassen. Viel von dem Ursprung unserer Liebe zum harten Rock ist hier spürbar. "Roots And Branches" ist ein Blues-Album ohne Wenn und Aber, langsam mit zuweilen leicht souligem Touch - dennoch musikgenetisch ist es auch ein Vorfahre dessen, was Heuer "unsere" Musik ist. Das Teil entschleunigt einen, bringt einen runter und entspannt bis in die Tiefen des Organismus. Vielen Dank ROBIN TROWER!

Roots And Branches


Cover - Roots And Branches Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 53:35 ()
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Motherland

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PRETTY MAIDS hatten schon mit ihrem letzten Werk „Pandemonium“ (2010) ein echtes Hammeralbum hingelegt, das man den alten Männern aus dem Norden so kompakt nicht mehr zugetraut hätte. Insofern war es für mich eigentlich eher unwahrscheinlich, dass diese starke Leistung nochmals zu wiederholen oder gar zu toppen wäre.

Aber die hübschen Mädels aus Dänemark um ihre beiden Masterminds Ronnie Atkins (Vocals) und Gitarrist Ken Hammer zeigen sich auch auf diesem neuen Werk „Motherland“ bestens in Form und bieten Melodic Metal/ Hardrock vom Feinsten – gar keine Frage. Sogar zu einem, im Gegensatz des optischen Mülls der Vorgängerwerke, richtig guten Coverartwork hat es diesmal gereicht – Respekt. Nur insgesamt vielleicht einen Tick weniger brillant wie der Vorgänger ist der Output ausgefallen, da sich doch mindestens ein/ zwei „nur“ Durchschnittssongs (u.a. "To Fool A Nation“ oder das in Sachen Refrain etwas zu lasche „I See Ghosts“) eingeschlichen haben und auch das Tempo nicht durchgehend hochgehalten wird. Aber die CD ist immer noch mehr als gut genug, um sich in der Reihe, angefangen bei den Klassikern "Red, Hot & Heavy" und "Future World", über die Neunziger-Scheibe "Spooked" und den schon erwähnten Vorgänger ganz klar unter die Top fünf ihrer bisherigen Albenhistorie einzureihen.

Allen ewig gestrigen Hörern sie hier nochmals geraten, löst euch bitte mal von von alten Krachern, die Jungs hätten es wirklich verdient. Erneut sind hier wieder einige klasse Hitsingles im Gepäck zu finden. Die stellenweise perfekte Mischung aus Atkins Reibeisenstimme zusammen mit den krachenden Riffs von Meister Hammer erzeugen Hooklines für die Ewigkeit. Die nie zu dominierenden Tastensounds sorgen auf "Motherland" erneut für beste Stimmung, runden die Songs perfekt ab und ja so muß moderner Heavy Rock (ähnlich wie die neue Scheibe der Kollegen von PINK CREAM 69) einfach klingen. Apropos, erneut haben die Dänen einen derart fetten Sound zusammengebastelt, dass es eine wahre Freude ist, die Boxen aufzudrehen, dies war ja beileibe nicht immer so. Es gibt tolle Gitarrensoli, auch mal Doppelleads; die typischen Abgehnummern zum gepflegten Mattenkreisen sind genauso vorhanden wie animierende AOR-Rocker und natürlich auch melodramatische Balladen. Wobei das bombastisch-melancholische „Infinity“ nur um Nuancen gegenüber dem halbballadesken „Wasted“ verliert. Die Band macht stilistisch konsequent da weiter wo „Pandemonium“ aufgehört hat aber ohne etwa sich nur zu kopieren. Wobei dies bei PRETTY MAIDS natürlich schwierig ist, da man halt einfach eine typisch charakteristischen Klang gefunden hat, der auch hier wieder bestens funktioniert.

Es werden meist im Wechsel (nicht immer ganz glücklich bei der Reihenfolge auf der CD) etwas langsamere Midtemposongs mit den kernigeren Doublebasskracher erste Kajüte wie „The Iceman“ (mit schönem, leicht düsterem Intro „Confession“), „Mother Of All Lies“, das relativ aggressive, aber mit mächtigem Chorus versehene, „Hooligan“ oder auch „Motherland“ (mit klasse Doppel-Gitarrenleads) geboten - hier werden die Fans der härten Seite jubeln. Aber auch Sachen wie der AOR-Metal von „Bullet For You“ mit einer Mörderhookline oder „Sad To See You Suffer“ sind hochwertiges Mid-Tempo Liedgutmit viel Power, dass einfach begeistert.

Letztlich lassen PRETTY MAIDS auf "Motherland" keinerlei Zweifel aufkommen, dass mit ihnen auch Anno 2013 noch zu rechnen ist. Die Scheibe ist ein wirklich starkes Heavy-Rock-Album geworden – hier werden alle alten Fans blind begeistert sein und auch jüngere Anhänger dieses Genres müssen hier mindestens reinhören. Auf die kommende Tour darf man sich ob soviel hochklassigem Materials sicherlich auch freuen.

Motherland


Cover - Motherland Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 3
Länge: 52:9 ()
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Great Mother: Holy Monster

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HIEROPHANT haben nach ihrem Debütalbum bei Bridge9 Records unterschrieben, was immer noch eine Meldung wert ist, sind doch bei dem US-Label recht wenige europäische Bands unter Vertrag. Davon ab sind HIEROPHANT auch eine Ecke fieser als viele ihrer neuen Kollegen, „Great Mother: Holy Monster“ entpuppt sich als schwere Mischung aus Crust-latigem Hardcore, Black Metal und Sludge. Wer jetzt an Namen wie SOYLENT GREEN oder THE SECRET denkt, liegt schon mal richtig, auch wenn HIEROPHANT etwas flotter unterwegs sind – eine Vorliebe für D-Beat wird nicht verhehlt. „Great Mother: Holy Monster“ wird so zu einer gut halbstündigen Abrissbirne, die den Hörer ob ihrer schieren Brutalität fordert, ohne dabei zu langweilen. Krasses Album, mit sich HIEROPHANT unter Krachmaten einen Namen machen werden.

Great Mother: Holy Monster


Cover - Great Mother: Holy Monster Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 28:8 ()
Label:
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Fast Loud Death

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Erinnert sich noch wer an die finnischen RAISE HELL? Die haben anno tuck ihre ersten Scheiben eingespielt, als sie noch nicht mal volljährig waren, konnten mit der Mucke aber sogar Nuclear Blast überzeugen. LOST SOCIETY sind ähnlich gelagert, die Finnen sind zwischen 17 und 19 Jahre alt, klingen auf ihrem Nuclear Blast-Debüt „Fast Loud Death“ aber schon wie abgewichste alte Thrash-Profis. Die 15 Songs sprühen dabei nur so vor Energie, was stellenweise etwas außer Rand und Band gerät („Trash All Over You“), aber größtenteils echt Laune macht. Die alten Bay Area-Helden haben ihren Weg in die LOST SOCIETY-Anlage gefunden, auch alten METALLICA (bzw. jungen METALLICA) kann ein Einfluss auf die Finnen nicht abgesprochen werden. Dazu noch ein bisschen PANTERA und viiiiel ANTHRAX und ab dafür. „Fast Loud Death“ ist so zu keiner Sekunde innovativ, aber wen juckt’s in diesem Fall? Die Platte geht gut nach vorne, hat überwiegend gelungenes Songwriting und viel Spielfreude. Für eine anständige Thrash-Party reicht das allemal, für einen anständigen Einstand auch. Zack.

Fast Loud Death


Cover - Fast Loud Death Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 15
Länge: 35:53 ()
Label:
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Brief Nocturnes And Dreamless Sleep

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Die Aufnahmen zum 11. Album von SPOCK'S BEARD standen wieder einmal unter dem Stern eines Besetzungswechsels. Schlagzeuger Nick D'Virgilio, der nach dem Ausstieg von Neal Morse zusätzlich den Leadgesang übernommen hatte, wollte nicht mehr, so dass ein neuer Drummer und ein neuer Sänger gefunden werden mussten. Der Ersatz für den Posten am Schlagzeug stand schnell bereit: Nur folgerichtig wurde der langjährige Live-Drummer Jimmy Keegan als festes Bandmitglied aufgenommen. Für den Gesang wurde Ted Leonard eingestellt, der auch bei ENCHANT tätig und außerdem Gitarrist ist und sich auch am Songwriting beteiligt hat. Zusätzlich gab es noch so etwas wie ein kleines Comeback: Erstmals seit seinem Ausstieg arbeitete Neal Morse wieder an einem SPOCK'S BEARD-Album mit, und zwar in Form zweier Songs, die er zusammen mit Gitarrist Alan Morse, seinem Bruder, geschrieben hat.
Aber wie klingen die neu aufgestellten SPROCK'S BEARD 2013? Nicht schlecht jedenfalls, aber so richtig toll dann auch wieder nicht. Es geht mit viel Energie zur Sache, und die Gitarrenriffs treiben schön. Die Songs selbst sind allerdings etwas dünn, die Melodien klingen beliebig, oft ein bisschen seicht, teils auch kitschig, und irgendwie passiert nicht viel Spannendes. Immerhin liefert Ryo Okumoto wie immer einige spektakuläre Soli, seine Plastik-Keyboard-Streicher gehen aber gar nicht. Insgesamt tendieren SP wie auch schon auf den Vorgängeralben mehr in Richtung Mainstream-Rock als früher. Das kann man mögen, ich selbst habe diese Band aber immer für ihren klar Prog-Rock-orientierten Sound aus der Phase von 1995 bis 2002 geliebt, und wem das genauso geht, der wird vom eben ziemlich weichgespülten „Brief Nocturnes And Dreamless Sleep“ enttäuscht sein.
Und der Neuzugang an den Vocals? Schlägt sich ganz gut, und klingt ganz okay, irgendwie. Gute Stimme für den typischen SP-Sound, nicht so viel anders als seine Vorgänger, wenn auch nicht herausragend und etwas allerweltsmäßig. Ein wenig mehr eigener Charakter könnte nicht schaden, dafür zieht der Gesang nie die Hauptaufmerksamkeit auf sich, was er ja bei SP auch nicht soll, sondern sich vielmehr quasi als ein weiteres Instrument einfügen. Sagen wir, das geht so in Ordnung.
Gut, vielleicht wächst das Album noch. Aber an die Veröffentlichungen mit Neal Morse wird „Brief Nocturnes And Dreamless Sleep“ wohl niemals herankommen, und auch die letzten Soloscheiben von Neal Morse überzeugen mehr. Hoffen wir, dass die Jungs auf Tour auch altes Material auf der Setlist stehen haben.

Brief Nocturnes And Dreamless Sleep


Cover - Brief Nocturnes And Dreamless Sleep Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 55:53 ()
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Echo Street

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AMPLIFIER haben sich mit dem komplett in langjähriger Eigenregie und ohne Label entstandenen „The Octupus“ ein Denkmal gesetzt. An dem kann und will das neue Werk „Echo Street“ nicht rütteln. Überragend ist es trotzdem, wenn auch anders. Und das verwundert auch nicht. Denn die Info „Written and recorded August - September 2012“ ist irreführend. Sel Balamir und Matt Brobin haben diesmal Material aus den Anfangstagen der Band ihren Archiven entnommen und überarbeitet. Somit ist „Echo Street“ zwar Nachfolger, aber auch zugleich Vorgänger des 2011er „Octupus“-Werkes. Herausgekommen ist ein Album das atmosphärisch und von seiner Intensität her an alte PORCUPINE TREE Alben erinnert, ein Album das für AMPLIFIER-Verhältnisse schnell zündet, ein Album in welches man mit jedem Durchlauf tiefer versinkt, ein Album das unheimlich Spaß macht.

Schon zu Anfang kommt mit „Matmos“ eine ruhiger, träumerischer Koloss zum Vorschein, der sich im Verlauf steigert; aber trotzdem nicht in Gefahr gerät als harter Rock Song zu enden. Das folgende „The Wheel“ ist ein typischer AMPLIFIER Song wie er auch auf „The Octupus“ hätte stehen können. Aber auch hier kommt nach der Steigerung keine Gitarrenwand, sondern es wird auf Synthies gesetzt. „Extra Vehicular“ darf man dann als den zentralen Song des Albums bezeichnen. Der 12-minütige bombastische Space Rocker benötigt über acht geniale Minuten in denen er unheimlich Spannung aufbaut, bevor er gitarrenmäßig in die Gänge kommt. Cool groovende Pop-Harmonien vor einer angedeuteten Wall of Sound - ganz großes Kino in der „Echo Street“. Danach muss man auch erst mal wieder runterkommen - „Where The River Goes“ startet folkig und wälzt sich als Halbballade im Artrock; auch „Paris In The Spring“ setzt auf melancholische Gelassenheit, wenn auch erst mal mit etwas gewöhnungsbedürftiger Melodie (ein Grower vor dem Herrn). Mit „Between Today And Yesterday“ bleibt es weiter ruhig. Die mit 60er-BEATLES-Flair ausgestattete Gitarrenballade ist ein deutlicher Kontrast zum Schaffen rund um „The Octupus“; hätte ich eher von SPOCK’S BEARD oder STEVEN WILSON erwartet. Der dann folgende Titeltrack „Echo Street“ ist zwar nicht der stärkste Track, aber wohl einer der ersten Kompositionen unter der Firmierung AMPLIFIER – also her damit – und auch der passt im Kontext. Zum Abschluss weckt „Mary Rose“ Erinnerungen an GENESIS zu seligen Peter Gabriel-Zeiten, und das mit einer gehörigen Pop-Schlagseite.

Fazit: AMPLIFIER setzten auch in einer ihnen eigenen Melange aus 60er/70er- Retro-Prog und Post-Artrock Maßstäbe. „Echo Street“ ist für Anhänger der Band, für Genre-Kenner und für aufgeschlossene (Prog-) Rockfans ein Muss.

Echo Street


Cover - Echo Street Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 60:55 ()
Label:
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