20 Jahre haben PURGATORY nun schon auf dem Buckel, was sie zu einer der ältesten noch aktiven Todesbleicombos des Landes macht. Mit dem „Deathkvlt - Grand Ancient Arts” betiteltem sechsten Lonplayer zeigen die Jungs einmal mehr, dass mit ihnen auch nach zwei Dekaden noch zu rechnen ist: was hier an präzisem, brutalem Death Metal aufgefahren wird, kriegen anderen Bands im Leben nicht hin. Egal ob es Mid-Tempo-Walzen Marke „Pandemonium Rising“ oder Knüppel-aus-Sack-Attacken wie das unfassbar brutale „Unleash The Reaper“ sind, hier stimmt einfach alles. Über die handwerklichen Fähigkeiten muss nicht mehr gesagt werden, als dass sie sehr gut sind; ebenso wenig muss das Gespür der Songschreiber für gut strukturierte und gleichzeitig abwechslungsreiche Songs angesprochen werden. PURGATORY liefern gute 40 Minuten erstklassigen Death Metal ab, mit dem sie einmal mehr unter Beweis stellen, dass sie auch im Alter nicht ruhiger werden. Eher im Gegenteil, wie guter Wein reifen die Jungs scheinbar und steigern sich von Platte zu Platte.
FOR ALL THOSE SLEEPING haben mit “Outspoken” ein an sich gutes Album am Start, das aber am kompletten Fehlen von Eigenständigkeit krankt. Im Ernst, was die Band hier an Breakdowns, Elektro-Schnipseln, laut/ leise-Dynamik im Refrain und Moshattacken auffährt, ist schon von zigtausend anderen Bands verwurstet worden. Und das in besseren Songs. Jetzt muss nicht jede Band ihr Genre neu erfinden, aber irgendwas an an Alleinstellungsmerkmal sollte schon vorhanden sein; genau das fehlt FOR ALL THOSE SLEEPING. Die Songs sind gut geschrieben und bleiben im Ohr hängen, der Drummer hat was auf der Pfanne und die Produktion ist fett, aber das ist nichts, was den Hörer bei einem Blindtest ausrufen lässt „FOR ALL THOSE SLEEPING, stimmt’s?“. Schade ist es, denn die Kerle sind handwerklich fit. Wer als Die-Hard-Fans des Genres unterwegs ist, kann hier mal reinhören, alle anderen sollten zumindest die Live-Qualitäten der Band abchecken, bevor sie ihr Geld für deren Songs ausgeben. „Outspoken“ ist unspektakuläre Massenware, so schade es ist.
STARS IN STEREO stammen aus dem sonnigen Los Angeles und legen mit dem selbstbetitelten Silberling ihr Erstlingswerk vor. Das Ergebnis ihrer Mühen kann sich sehen lassen: schon der Opener „The Broken“, der gleichzeitig auch die erste Single darstellt, hat richtige Ohrwurmqualitäten, das Zeug zur persönlichen Hymne, verfügt über einen erhöhten Suchtfaktor und ist eindeutig radiotauglich. Die Stimme von Sängerin Bec Hollcraft wirkt gleichzeitig angenehm und kraftvoll und wird von der vorwärtstreibenden Instrumentierung gut in Szene gesetzt. Der poppige Rock hat das Potenzial zur Gute-Laune-Musik und geht schnell ins Ohr. „All Together“ und „Red Eyed Romance“ erinnern ein wenig an AVRIL LAVIGNE, bevor diese in wachsendem Maße künstlich wurde. „At The Stroke Of Midnight“ rockt fröhlich und geradlinig drauflos, „Queen Of Catastrophe“ überzeugt mit einer schönen Mischung aus ruhiger Strophe und rockigerem Midtempo-Refrain und auch die angehende Single „Every Last Thing“ zeichnet sich durch eine Mischung aus Eingängigkeit und leichter Melancholie aus. Fazit: von denen wird man ganz sicher noch mehr hören!
Man sagt ja immer: „Mit dem dritten Album musst Du es schaffen“. Das werden sich auch die Heilbronner Jungs von CIRCLE OF SILENCE gedacht haben und haben mit „The Rise Of Resistance“ einen ordentlichen Hammer am Start. Schon der Opener „Blood Of Enemy“ zeigt wohin die Reise geht. Nach ruhigem Intro donnert ein Gitarrenriff heran welches im mehrstimmigen Refrain endet. „Eyes Of Anarchy“ legt sogar noch eine Schippe drauf und wechselt sich mit einem fett groovendem Riffing ab. Hier zieht man nicht zu Unrecht Parallelen zu Iced Earth auch wenn der Refrain hier nicht zwangläufig Hitpotential mit sich bringt. Und „Nothing Shall Remain“ stampft sich noch vielmehr ins Ohrschmalz und wühlt sich mit einem herrlichen Leadguitarspiel durch die Rübe. CIRCLE OF SILENCE schaffen das Spagat zwischen einer klassischen Weiterentwicklung in Sachen Songwriting ohne dabei im Wesentlichen auf ihre Wurzeln zu verzichten, welche sich gerade in den melodischen Vocals von Niklas Keim wieder finden. Im Midtempobereich bewegt sich dann „Mind Conspiracy“ mit einem eingängige Gitarrensoli als Mittelteil. Auch im weiteren Verlauf dieser Langrille bauen COS auf diese Trademarks und setzen diese abwechselnd ein. Zum Abschluss gibt es mit „The Architect Of Immortality“ noch eine Power Ballade auf die Ohren, welche zwar im ruhigen Part nicht so recht zünden will, dann jedoch mit einsetzendem Riffgewitter zu einer kleinen Finalnummer des Albums wird. Wer auf treibenden Power Metal mit abwechslungsreichen Strukturen so wie immer wieder den Weg kreuzenden mehrstimmigen Gitarren steht, kommt an diesem Album eigentlich gar nicht vorbei. Die brauchbare Auswahl in diesem Genre ist schließlich mittlerweile doch eher begrenzt ist.
Der Einstieg in das neue DARK TRANQUILLITY-Album “Construct” ist Wider Erwartens nicht knüppelhart (wie beim Vorgänger „We Are The Void“), sondern beginnt vielmehr mit einem düsteren Spannungsbogen, den DARK TRANQUILLITY im ersten Song „For Broken Words“ aufziehen und der sich in einem vertracktem Gitarrenriff im Midtempobereich weiter entwickelt. Deutlich schneller agieren die Schweden dann bei „The Science Of Noise“, wobei zu keinem Zeitpunkt auf dem zehnten Album sinnlos brachial drauf los gedroschen wird. Man verwendet alles was DARK TRANQUILLITY in den letzten Jahren ausgezeichnet hat: Die düster-melancholischen Melodien, die hervorragend durch die Lead-Gitarre und die Background-Keyboards inszeniert werden. Unfassbar viele abwechslungsreiche Tempowechsel, auch innerhalb einzelner Songs. Mikel Stanne growlt wieder mal um sein Leben und verleiht dabei jedoch seiner Stimme durchaus ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Vor allem wenn er wieder in cleane Gefilde abdriftet, wie z.B. bei „What Only You Know“ oder dem tiefgehendem „Uniformity“. Das schnelle und treibende „The Silence In Between“ erinnert an vielen Stellen an „Damage Done“-Zeiten und besitzt ein unheimliches Hitpotential. Das reguläre Album endet mit dem langsamen „None Becoming“ welches eine DARK TRANQUILLITY -typische Finalstimmung aufbaut. Generell schaffen es DARK TRANQUILLITY so viele musikalische Feinheiten einzubinden, die es dem Zuhörer ermöglichen, auch nach dem zehntem Durchlauf Neues zu entdecken. „Construct“ wird somit niemals langweilig und verspricht lange Freude für alle Fans von atmosphärischem Melodic Death Metal, den die Göteborger einmal mehr perfektioniert haben.
Sony veröffentlicht unter dem Titel „Setlist“ 16 Live-Alben bekannter Künstler (Alabama, Blue Öyster Cult, Cheap Trick, Elvis Presley, Jefferson Airplane, Johnny Cash, Johnny Winter, Judas Priest, Kansas, Loverboy, Molly Hatchet, Mountain, Quiet Riot, REO Speedwagon, Ted Nugent und Willy Nelson). Allen Veröffentlichungen ist gemein, dass die Livemitschnitte aus unterschiedlichen Auftritten und Jahren stammen, digital remastert wurden und somit eine Art Best-Of-Setlist entsteht. Dazu kommen zum Teil noch ausgewählte Live-Faves oder die eine oder andere bisher unveröffentlichte Aufnahme. Im Rahmen der Überarbeitung wurden die Tracks so miteinander verbunden, das der Eindruck eines zusammen hängenden Konzertes entstehen sollte. Das jeweils 12-seitige Booklet kommt mit Linernotes, Fotos und detaillierten Informationen zu den Live-Tracks.
1983 – QUIET RIOT waren die erste Hard Rock / Metal Band welche in den USA auf Platz 1 der Charts stand. Ihr Album „Metal Health“ verkaufte sich über 6 Millionen mal, die Single „Cum On Feel The Noize“ (ein SLADE-Cover) gerät zum weltweiten Ohrwurm. Auch Live waren QUIET RIOT mit Sänger Kevin DuBrow damals eine echte Hausnummer – und auch bei jener berühmten Dortmunder Metal-Veranstaltung am Start (Rockpop in Concert), welche in Deutschland die Initialzündung für den Metal war – wenn auch nur für 25 Minuten und 4 Songs. Die Liveaufnahmen auf „Setlist – The Very Best Of“ stammen allesamt aus den Jahren 1983/84, sind deswegen nicht überproduziert, aber gut authentisch. Ist der Einstieg mit „Sign Of The Times“ dann noch etwas sperrig geraten, folgt mit „Let's Get Crazy“ und „Mama Weer All Crazee Now“ (noch ein SLADE-Cover) zwei Kracher, denen es nicht an hochkarätigen Nachfolgern mangelt (siehe unten). Highlight dabei: „Anytime You Want Me“ (semiakustisch) und de halbe Boogie „Stomp Your Hands, Clap Your Feet“. Allerdings sind die einzelnen Livesongs hörbar voneinander getrennt, was etwas stört. Ob das nun eine Art der Verwertung ist – sicher. Aber das Ganze gibt es dann noch für kleines Geld und macht Laune. Für Fans und QUIET RIOT Neueinsteiger was zum schnuppern.
„The Evil Inside“ ist das sechste Album der ursprünglich aus Gibraltar stammenden, jetzt in London beheimateten Band BREED 77. Moderner Metal - fett, stampfend, mit Tempowechsel und recht melodiös – dazu ein etwas ungewöhnlicher Gesang. Soweit so gut. Oder? Nee. BREED 77 haben ihre südeuropäischen Einflüsse weiter zurück gefahren als nötig, so dass das Album in Gänze dann etwas zu gleichförmig und gen DISTURBED ausgerichtet erscheint. Da wurde Potential verschenkt. Nicht das diese Einflüsse gänzlich verschwunden sind. Aber Songs wie der Opener „Drown“ haben eher einen Affinität zu PANTERA und New Orleans als zu Flamenco und Andalusien - und ist aber an sich schon mit der Beste Song von „The Evil Inside“. Auch „Looking For Myself“ (fast schon Alternative mit atmosphärischen Instrumentalpart) macht Laune, „Low“ und der Titeltrack „The Evil Inside“ nehmen mal den Fuss vom Gas und haben ansatzweise den erwarteten südeuropäischen Flair. Ergo - gute Modern Metal Scheibe für die Zielgruppe, die aber die alten Fans etwas zurück läßt.
SHADOWQUEEN kommen aus Melbourne, gehen als Trio an den Start und setzen mal Abseits der ausgetretenen Australien-AC/DC-Pfade auf modernen Hard Rock mit einem Schuss Alternative. Die Band bedient sich dabei durchaus bekannter Muster, setzt diese aber gekonnt zu einen mit der Zeit ins Ohr gehenden Album zusammen. Will meinen, moderne Gitarrenriffs, zum Teil punkige, zum Teil poppige Melodien und die fette Rhythmussektion erfinden weder sich, noch das Genre neu; machen aber durchaus Laune beim Zuhören. Dabei ist Sängerin Robbi Zana (die auch noch für Bass und Piano verantwortlich ist) mit ihrer rauchig, kraftvollem Organ (irgendwo zwischen HEART und DIE HAPPY) wohl jener Pluspunkt, welcher zu manch anderer guter Modern Hard Rock Band den Unterschied machen könnte. SHADOWQUEEN-Highlights zum Antesten: der gen Metal tendierende Titeltrack „Don’t Tell, die Powerballade „Karma“ mit grandiosem Mittelpart sowie das fett rockende „Bruised“.
Ihre vor rund einem Jahr erschienene EP „Rocking Horse“ (deren Titelsong auch hier vertreten ist) war eine hörenswerte Sache; umso gespannter war ich, wie sich das Debütalbum der selbst ernannten „Baroque´n´Roller“ um Frontdame Rosalie Cunningham schlagen würde, zumal der „Konkurrenzdruck“ durch ähnlich agierende, 70er-beeinflusste Truppen wie JESS AND THE ANCIENT ONES, CASTLE oder BLOOD CEREMONY (THE DEVIL´S BLOOD gibt´s ja leider nicht mehr…) nicht gerade gering ist. Zwar rechnet sich das Quintett aus London nicht explizit dem Occult Rock-Genre zu, doch der Dunstkreis, in dem sich PURSON bewegen, ist in etwa der gleiche, obwohl die Bands insgesamt etwas ruhiger, verspielter und weniger rockig zur Sache geht. Und hier liegt das wohl größte Problem von „The Circle And The Blue Door“: die Scheibe wartet mit ein paar annehmbaren Stücken wie „The Contract“, „Leaning On A Bear“, „Tempest And The Tide“, „Well Spoiled Machine“ oder „Sapphire Ward“ auf, doch kommen sie trotz wirklich guter Ansätze nicht auf den Punkt und versinken in krautigen Retro-Spielereien, die eher nach dauerbedröhnten Hippies denn nach energiegeladenen Rockpionieren tönen. „Spiderwood Farm“ oder „Sailor´s Wife´s Lament“ erinnern mit Einlagen wie Seemöwengequietsche sogar an gruselige Öko-Studentenkapellen aus den Hochzeiten der Anti-Atom-Bewegung. Ein paar beinharte Genre-Fans, deren Musikgeschmack ungefähr 40 Jahre hinterherläuft (was nicht negativ gemeint ist!), können hier vielleicht glücklich werden, aber an die oben genannten Referenzen reicht die Band zumindest mit diesem Einstand noch nicht heran.
Schlicht und selbsterklärend „LP2“ hat die Band RESTORATIONS aus Philadelphie ihr – klar! – zweites Album genannt. So bescheiden müsste sie gar nicht sein, denn die Scheibe stellt ein sehr eigenständiges Stück Musik dar. Die Melodien erinnern oft an GASLIGHT ANTHEM, der raue Gesang an HOT WATER MUSIC und an den weniger rauen Stellen auch an Eddie Vedder, und ja, die verhallten Gitarrenlinien mit ihren sehnsuchtsvollen Melodien klingen – wie im Promotext angekündigt – tatsächlich ein bisschen nach den schottischen Indie-Rockern GLASVEGAS. Die immer wieder eingebauten instrumentalen Zwischenparts mit den verwaschenen Gitarren im Hintergrund lassen sich wiederum im Post-Rock verorten, und in Songs wie „Kind Of Comfort“ oder „Quit“ klingen sogar etwas PEARL JAM zu „Ten“-Zeiten an. Alles zusammen ergibt eine ziemlich einzigartige, intensive und sehr musikalische Mischung aus roher Punk-Attitüde, druckvollen Drums und schönen Harmonien. Die Songs sind dabei spannend und äußerst dynamisch aufgebaut, oft entwickeln sich aus melancholischen und nachdenklichen Stimmungen raue Ausbrüche. An wen richtet sich diese Musik? An erwachsen gewordene Punkrocker? An Indie-Rock-Fans, denen ihre Lieblingsbands zu glatt oder zu berechnend geworden sind? Wahrscheinlich an die Schnittmenge aus beiden Lagern. Wer sich aber darauf einlassen kann, der findet hier ein vielschichtiges und trotzdem nie anstrengendes oder angestrengtes Album einer Ausnahmeband vor, die sich nicht um Genregrenzen schert und ihren ganz eigenen Sound gefunden hat.