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Letters Home

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DEFEATER haben es mit ihren bisherigen Veröffentlichungen geschafft, sich ihre eigene Nische im Hardcore-Genre zu schaffen. Ihre Fokussierung in den Texten auf die Geschichte einer US-amerikanischen Familie in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts hat intensive Songs geschaffen, die dank intelligentem Songwriting durchweg mitreißend sind. „Letters Home“ soll die Erfolgsgeschichte weiterschreiben – und fängt mit dem intensiven Mid-Tempo-Kracher „Bastards“ richtig stark an. Der Text geht sofort ins Ohr und baut die unterschwellige aggressive Melancholie auf, die DEFEATER-Songs prägen. Ähnlich heftig geht es mit „No Shame“ weiter, das sich als wütender, heftiger Song entpuppt, ehe bei „Hopeless Again“ das erste Mal das Gaspedal durchgetreten wird und DEFEATER in Erinnerung rufen, dass sie auch flotte Songs können. Shouter Derek hat sich ja schon in den letzten Jahren zu einem erstklassigen Sänger entwickelt, auf „Letters Home“ prägt sein Gesang viele Passagen, ohne dabei die melodische Gitarrenarbeit zu erdrücken. DEFEATER sind eine gut funktionierende Band, die mittlerweile natürlich wissen, wie sie eine facettenreiche Platte schreiben können. Auf „Lettters Home“ ist es ihnen gelungen, den Spannungsbogen durchweg hoch zu halten und den Hörer von Start bis Ende mit intensiven, mitreißenden Songs zu fesseln. Als Ausrufezeichen am Ende der Platte ist das mehr als sechs Minuten lange „Bleed Out“ perfekt platziert, hier geben die US-Amerikaner noch einmal alles und haben sicherlich einen der besten Songs der Bandgeschichte geschrieben. „Letters Home“ endet genauso stark wie es begonnen hat und kann das Niveau der bisherigen DEFEATER-Platten locker halten. Wie erwartet, eine ganz starke Platte.

Letters Home


Cover - Letters Home Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 34:3 ()
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Can’t Get Enough

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Stephen Stills, Kenny Wayne Shepherd und Barry Goldberg – drei Koryphäen des Blues sind THE RIDES. Und „Can’t Get Enough” das Album, welches nach Aussage von Stills (CROSBY, STILLS AND NASH) von der “Blues-Band seiner Träume” eingespielt wurde. Mit Goldberg hatte Stills schon vor einem gefühlten halben Jahrhundert ein Album aufgenommen; der hochgelobte (32 Jahre jüngere) Gitarrist Kenny Wayne Shepherd soll dem Ganzen frischen Wind verleihen. Dazu noch Bassist Kevin McCormick und Shepherds Schlagzeuger Chris Layton (Gründungsmitglied von Stevie Ray Vaughans „Double Trouble“). Herausgekommen ist ein im positive Sinne eher altmodisches Blues-Rock-Album, das eigene Kompositionen (hier ragt der Titeltrack „Can’t Get Enough Of Loving You“ heraus) mit mehr oder weniger bekannten Coversongs mischt - „Honey Bee” (MUDDY WATERS), „Talk To Me Baby” (ELMORE JAMES), das fast schon totgenudelte „Rockin’ In The Free World” (NEIL YOUNG) und „Search And Destroy (IGGY POP & THE STOOGES). Atmosphärisch fährt man gen Süden und bringt dies erwartungsgemäß gut groovend rüber. Auf Platte funkt das leidlich, setzt aber nicht die großen Akzente. Das dürfte bei dieser Besetzung eher Live wirken. So ist „Can’t Get Enough” nicht gerade jenes Überflieger-Album, welches die hochkrätige Besetzung verheißt. Aber ein gutes Blues-Rock-Album mit exzellenten Musikern ist es allemal.

Can’t Get Enough


Cover - Can’t Get Enough Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 48:5 ()
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Artesonika

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Mit dem selbstbetitelten Eröffnungstrack zeigen ROXIN’ PALACE das man Old-School ist. Die Italiener orientieren sich mehr an den 80er-US-Größen und deren Nachfolger (MÖTLEY CRÜE und STEEL PANTHER) als an aktuellen Hair-Spray-Band wie HARDCORE SUPERSTARS oder THE POODLES (deren letzten Veröffentlichungen sie locker schlagen). Highlights für die Gemeinde dürften feineOhrwurm-Hard-Rocker wie „Wildest Party“ und „Relaxin' Shock 108°“ sein. Auch die Ballade „Gothic L.A.“, wie sie typischer für das vergangenen Jahrhundert nicht sein könnte, passt im Kontext. ROXIN’ PALACE bringen die nötige Räudigkeit einer Sleaze-Metal mit, auch wenn der Sound an sich ist dann leider doch noch etwas glatt geraten ist – wie auch das Songwriting, dass sich vornehmlich dem Sleaze-und Glam-Rock-Setzkasten bedient. Da dies aber auf einem guten Niveau geschieht, das Quintett handwerklich den Szenegrößen in nichts nachsteht und „Artesonika” von Anfang an einen hohen Spaßfaktor ausstrahlt dürfen Fans des Genres ruhig mal bei ROXIN’ PALACE reinhören.

Artesonika


Cover - Artesonika Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 43:44 ()
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20th Century Man

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GIBONNI gehört in seiner kroatischen Heimat und auf dem Balkan zu jenen Stars, welche auch mal Arenen füllen. Geboren 1968 und aus Split stammend, verdiente er sich seine Sporen als Mitglied der Metal-Band OSMI PUTNIK, bevor er seit 1991 Solo unterwegs ist. Dabei entwickelte er seine eigene, unverkennbare Mixtur aus Rock, Pop und Balkan-Folk, stimmlich durchaus mit ZUCCHERO zu vergleichen. Außerhalb dieses Wirkungskreises fristet der eigentlich auf Zlatan Stipisic getaufte Künstler bisher ein Schattendasein. Das soll sich mit „20th Century Man” ändern, der ersten Veröffentlichung außerhalb Südosteuropas. Starke Songs mit eben jenem Folk-Einschlag wie zum Beispiel der Opener „Hey Crow“ oder die pathetische, Rockballade „Hide The Mirror“ machen dabei richtig Laune. Andererseits setzt GIBONNI aber auch auf „einfach schöne“ Rock- und Popsongs, die aber zu glatt daherkommen und durchaus einen Hang zur Austauschbarkeit aufweisen. Für private wie öffentlich-rechtliche Mainstream-Radiostationen enthält „20th Century Man” Songs en mas. Wer bei BON JOVI, BRYAN ADAMS & Co. sich freut, endlich mal wieder Rockmusik im Radio zu hören, der dürfte auch an GIBONNI gefallen finden. Für meinen Teil wirken, wie schon oben angesprochen, vor allem jene Songs mit eingebrachten folkloristischen Stilmittel authentisch und anders. Ansonsten geht mir GIBONNI viel zu sehr, wenn auch gut gemacht, auf Nummer Sicher.

20th Century Man


Cover - 20th Century Man Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 45:21 ()
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Schwarz auf Weis. Punkt!

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KORBEN DALLAS – durchaus kultverdächtiger Name für eine Band; aber die lieben Pandas auf dem rosa Cover, naja. Das Debüt der Jungs aus Neuwied (Rheinland-Pflaz) nennt sich „Schwarz auf Weis. Punkt!” und läßt schon mal auf deutsche Texte schließen. Musikalisch gibt es Metalcore mit Punk und Crossover-Einschüben, der rotzige Deutsch-Rock-Flair ist durchaus dem zwischen Punk-Rock-Stimme und eingeröchelten Growls dargebotenen Songtexten geschuldet. Standesgemäß eröffnet KORBEN DALLAS mit einem kurzen O-Ton (“Wo Korben Dallas Her?”, dem mit “Noch am Leben” gleich seine Verbeugung vor CALLEJON folgt. Ansonsten mischen die Jungs wohlfeil aus bekannten Repertoire und versuchen eine eigene Richtung zu finden – was noch am Besten bei “Inspektor Mosh” gelingt. Qualitativ ist der Anspruch des Bruce Willis und des “fünften Elementes” aber deutlich zu hoch. denn über die gänzliche Spiellänge hinweg, macht sich eine gewisse Langeweile breit, da KORBEN DALLAS ihre Songs oft nach Schema F strukturieren und auch die instrumentalen Stilmittel keine Grenzen sprengen. Potential und gute Ansätze – ja, deutlich ausgerichtet auf ein junges Publikum - aber leider dann doch nur ein weiterer netter Newcomer im Metalcore Trend.

Schwarz auf Weis. Punkt!


Cover - Schwarz auf Weis. Punkt! Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 46:17 ()
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Fashionably Late

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“Fashionably Late” - “Spät, aber mit Stil!”– nennt sich der zweite Solostreich von Möchtegern-Superstar Ronnie Radtke - was durchaus eine Anspielung auf die reichlich vorhandenen, nicht mehr ganz so neuen Nu-Metal und Crossover Elemente im Post-Hardcore-Sound von FALLING IN REVERSE sein könnte. Aber keine Frage, dem durchaus schon schrägen Vorgänger setzt man noch einen drauf. Die Basis bildet ein aggressiver Hard- und Metalcore Fundament, mit clean gesungenen Passagen, aber auch sehr derben Growl und Screamo-Elementen. Die Refrains haben erwartunggemäß reichlich Pop- und Ohrwurmpotential; dazu recht viel Rap-Gesang, welcher sehr aggressiv dargeboten wird und von fetten Riffs, Samples, Dubstep oder Hip-Hop Strukturen begleitet wird. Textlich sind mal wieder vor allem die Kraftausdrücke und Ghetto-Lotterleben stilprägend - “Bad Girls Club” – Hardcore für pupertierende Teenies fällt mir da als eher nachteiliges Beispiel ein - ein OFFSPRING-mäßiger Background.Chor aus 15-jährigen Chearleader inklusive. Den Fans von Radtke und seiner ex-Band ESCAPE THE FATE wird es egal sein und eh’ das meiste zusagen – einen Eindruck kriegt man mit dem derb-lauten Opener “Champion”, den auf Crossover getrimmten Ohrwurm “Rolling Stone”, dem sehr elektronischen “Alone” oder dem Pop-Punk-Song “Game Over”. Auf Teufel komm raus anders klingen zu wollen, und das in der dargebrachten Aggro-Art, ist alleine kein Qualitätsmerkmal. Aber FALLING IN REVERSE klingen Frisch und dürften die jugendliche U20-Zielgruppe mit “Fashionably Late” durchaus ansprechen (oder warum erinnert mich das Bandfoto nur an TOKYO HOTEL?).

Fashionably Late


Cover - Fashionably Late Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 48:39 ()
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Rock’n’Roll Is My Girlfriend

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DIRT RIVER RADIO setzen die Tradition australischer Bands im Bereich des eher dreckig, erdigen Rock gekonnt fort. Und obwohl zum Beispiel das Vanda-Young-Cover „Hard Road“ stark an AC/DC erinnert, ist man mit Verweisen auf THE QUIREBOYS, einen rockenden ROD STEWARD, THE POGUES oder einer räudigen Version des BRUCE SPRINGSTEEN hier besser bedient. „Rock’n’Roll Is My Girlfriend“ setzt auf sein Hard-Rock-Fundament eine abwechslungsreiche Mischung aus Blues, Folk und Country und kann so mit Songs wie dem Opener „Blackhearted (Gin Drinking And Blue)“ oder dem Folk-Rocksong „The Big One“ punkten. Auch die tränenreiche Rausschmeißer-Ballade „England Skies“ und das schwer melancholische „Broken English Baby“ kommen völlig kitschfrei rüber. Manches mal wünschte ich mir etwas mehr Power und fettere Gitarren, aber das hätte der gewollten Aussie-Pup-Atmosphäre wohl den Garaus gemacht. Ergo - mit „Rock’n’Roll Is My Girlfriend“ macht das allabendliche Feierabendbier spaßig Sinn.

Rock’n’Roll Is My Girlfriend


Cover - Rock’n’Roll Is My Girlfriend Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 41:12 ()
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Rock All Night

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by Gast

Kraftvoll, wild, düster - wer mit solchen Symbolen bereits im Bandnamen aufwartet, sollte eben diese Attribute auch erfüllen. Dann noch das Debüt „Rock All Night“ zu betiteln scheint auf den ersten Blick entweder hoffnungslos naiv – und würde bei einer Gruppe 15jähriger vermutlich noch etwas Rührendes haben – oder sehr hochmütig. Die 2009 gegründete tschechische Band Black Bull wagt mit ihrem ersten Langspieler das Rodeo.

Das Quartett wirft alles, was das moderne Rock-Genre zu bieten hat, auf 10 Liedern plus Zusatztrack in die Arena. Midtempo-Nummern im Stil von „Rape Me Back“ (der textlich sehr fragwürdig erscheint), leicht an Rammstein-Industrial erinnernde Instrumentalparts wie am Anfang von „Ritual“, Balladen, zum Beispiel „Hunted“ und immer wieder gut gelungene Hooklines in den Refrains - wie beim Titelsong „Rock All Night“ oder dem sehr gelungenen „Seven Seas Apart“ - auf meist treibende, manchmal stampfende und hier und da etwas rotzig, dreckige Rock-Songs, so zum Beispiel „Dirty Game“. Irgendjemand der Verantwortlichen hat aber offenbar eine unnatürlich intensive Neigung zu gesampleten Intros, was bei dieser Art von Musik vielleicht bei ein bis zwei Stücken (zum Beispiel dem Opener) Sinn macht, jedoch in der auf diesem Album auftretenden Fülle nur noch nervig wirkt. Völlig den Bogen überspannt dabei „Wrong“, das mit deutschem Polizeifunk startet – die Band heißt Black Bull, hat englische Texte und kommt aus Tschechien und „Peter 18 0 Zwo für Toni 4 1 0“ (oder so ähnlich) entspricht zumindest nicht meiner Vorstellung von Rock'n'Roll. Ein weiterer Faktor, der einen unangenehmen Beigeschmack hinterlässt, ist die sehr dumpfe Produktion des Albums. Spätestens beim dritten Lied geht einem das – in Ermangelung eines fachlicheren Ausdrucks – flatschige Schlagzeug, insbesondere Snare und Bass, wirklich auf den Zeiger. Die Gitarren - zum Beispiel bei „Rape Me Back“ - scheinen auch nicht zwingend präsent klingen zu wollen und so ergibt sich auf instrumentaler Seite der Eindruck, die Spuren wurden in einer wolldeckenverhangenen Höhle eingespielt. Lucie Roubickovas Stimme bildet hierzu einen angenehmen – wenn auch ursprünglich gar nicht notwendigen – Kontrast. Sie badet nur an mancher Stelle zu sehr in dem Rock-Röhren-Image wie beim Schlusslied „Red Wolf“. Richtig stark ist ihre Stimme, wenn sie nicht ganz so angezerrt und doch druckvoll die Höhen schmettert, wie zum Beispiel in den Refrains von „Seven Seas Apart“, „Ritual“ oder dem C-Part des Eröffners „Newport Boulevard“.

Black Bull haben, um in der Bildsprache zu bleiben, nicht gerade den Stier bei den Hörnern gepackt oder sind allenfalls beim Versuch dessen auf dem Hosenboden gelandet. Solide kann man das Debütalbum zwar nennen, mit dem durch seinen sehr gut gelungenen Refrain herausstechenden Stück „Seven Seas Apart“ oder dem eher modernen „Ritual“ zeigen Black Bull, dass Potential auf jeden Fall vorhanden ist. Viel mehr bleibt aber nicht hängen. Für den nicht all zu klangaffinen Genre-Liebhaber von Frauenstimmen-Rockbands á la Doro oder Girlsschool bietet „Rock All Night“ eine angenehme, unaufregende Scheibe für Zwischendurch. (JQ)

Rock All Night


Cover - Rock All Night Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 44:5 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Fuel Of Confidence

()

by Gast
Metalcore gibt es gemeinhin in zwei Ausprägungen, eher metal-lastig oder eben core-lastig, melodisch ist er jedoch meistens weniger und noch seltener ist es der Gesang. Warum REACH US ENDORPHINE dem Pressetext entsprechend in die Metalcore-Schublade gehören, bleibt zu klären, ebenso wie die Frage, warum das Bandmitglied, das mit Abstand am jüngsten aussieht, auf dem Foto im Booklet die Jacky-Flasche hält. Ansonsten wird noch gerne verdeutlicht, dass es sich trotz der Südtiroler Herkunft des Quintetts bei der Musik auf ihrem Debüt „Fuel Of Confidence“ definitiv nicht um jodelnde Volksmusik handelt – sonst hätten sie wenigstens mit Bestimmtheit gar nichts mehr mit Metalcore zu tun.

Einige Riffs kommen mit Beatdown-Rhythmik daher, aber diese ist nun mal ebenfalls Bestandteile im allgemeinen modernen Metal, von dem Reach Us Endorphine eine sehr melodische Variante präsentieren. Dabei erfinden sie das Rad nicht neu, platzieren für sich aber durch die vielfach gesungenen Passagen das Genre eindeutig in der Melodic-Ecke. Instrumental knallen sie ordentlich los, gleich der Opener „War“ bietet in Intro und Strophe ein catchy modernes Lick und das Schlagzeug verballert sein Pulver nicht gleich in den ersten Minuten, sondern verlagert sich zunächst auf rhythmisch-treibendes Spiel. Bridge und Refrain überrumpeln einen dann aber sehr in ihrer Übermotivation gleich die erste Hookline an die Leute zu bringen. Während der Übergang andeutet, James Hetfield hätte sich im Backing-Chor verirrt, kann die Eierkuchen-fröhliche Refrain-Gesangslinie, die im krassen Gegensatz zum Inhalt des Textes steht, nur als Ironie eine Daseinsberechtigung einfordern. Mit „The Grim Reaper“ und „Forever Alone“ finden sich weitere Beispiele für den an KSE-erinnernden Wechsel zwischen Metal-Strophen und offenen Refrains, doch REACH US ENDORPHINE können auch anders. Das elektronische anmutende Intro von „Bleeding Heart“ führt in ein temporeiches Rock-Stück, das rhythmisch sehr abwechslungsreich arrangiert ist und die Tempi geschickt einsetzt, samt Mitsingrefrain und hart geknüppeltem C-Part beim Solo. Großes Manko dieser Band ist die Sprache. Das Englische holpert an vielen Stellen, die Texte schwanken zwischen gewollt bedeutungsschwanger („Why“) und banal („Addicted“), was sie bei anderen Bands sicher auch tun, nur wirken diese Extreme noch quälender für die Ohren, wenn die Aussprache es maximal auf Mittelstufenniveau schafft. Selbst der deutschsprachige Titel „Neoplasie“ zeigt beim Einsatz der Worte auf die Melodie starke Schwächen. Sänger Alexander Stein macht seine Sache ansonsten passabel, setzt seinen Stimmumfang meist sinnvoll ein, gleitet bei „Behind Illusions“ jedoch zu oft in Koloraturen, die an Aaron Lewis erinnern, wobei das Stück musikalisch alles bietet, was es zu einer eingängigen, traurigen Rock-Ballade braucht. Beim letzten Lied „Addicted“, das ebenfalls ruhig mit Gitarrenzerlegungen startet und dann einen unerwarteten, aber doch gelungenen Uptempo-Refrain bietet, strapaziert Stein seine Stimme jedoch arg, sowohl im Pathos als auch besonders zum Ende hin in ihrer Kraft.
REACH US ENDORPHINE haben mit „Fuel Of Confidence“ ein gelungenes Album als Debüt abgeliefert. Sie sind immer dann besonders stark, wenn sie die Rock-Sau von der Leine lassen, das kraftvolle „24 Hours“, das sehr klug komponierte und arrangierte „Bleeding Heart“ und der zum Mitnicken förmlich zwingende Titeltrack „Fuel Of Confidence“, bei dem nur die Frage bleibt, warum sie ihn unkreativ ausfaden, zeigen, dass die Südtiroler im rockigen Melodic-Metal-Bereich mehr als nur Achtungserfolge erzielen können. Die Stimme hat jedoch noch mächtig Luft nach oben, klingt häufig sehr verkrampft und nimmt sich der Melodien zeitweise sehr umständlich an. Sprachlich sollte auf keinen Fall zu genau hingehört werden! Wer also weder zu versessen auf Text und Aussprache achtet sowie musikalisch den Wechsel zwischen Melodic Metal, treibendem Rock und Balladen verkraftet, der wird auf „Fuel Of Confidence“ mit Sicherheit das ein oder andere Schätzchen finden. (JQ)

Fuel Of Confidence


Cover - Fuel Of Confidence Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 51:40 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Beelzefuzz

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by Gast
Das Cover-Artwork des selbst betitelten Debüts der US-Ostküstler von BEELZEFUZZ verspricht ein Musikerlebnis der Retro-Schiene, leicht psychedelisch und düster blickt einen ein Mischwesen aus Engel, amerikanischem Ureinwohner und Dämon aus blinden Augen, die Lichtstrahlen verlassen, an. Symbolträchtig sind Orchideenblüte, Dornenranken und ein Schlüsselloch darauf zu entdecken. Das aus Maryland stammende Trio haut auch gleich selbst ungeniert in die Vollen und gibt Deep Purple sowie Uriah Heep als musikalische Inspiration an; wer so unbefangen große Bands zitiert, muss sich seiner Sache aber verdammt sicher sein.


BEELZEFUZZ sind sich ihres Könnens sicher - Gitarrist und Sänger Dana Ortt klingt tatsächlich hier nach John Lawton, dort nach David Byron und auch instrumental sind die Vorbilder allzeit präsent. Was aber den ungemeinen Charme der Truppe ausmacht und sie entschieden davor schützt als offensichtliche Plagiate durchzurasseln, ist ihre unfassbar doomige Tiefe im Saitenspiel – und Sound. Der Opener „Reborn“ entführt die Hörer zunächst in einen Moment, der danach klingt, als betrete man den Proberaum einer Band, die sich gerade einspielt. Sechstolisch treibt das Schlagzeug dann aber direkt durch ein, mit netten Gitarreneinspielern gespickten, klassischen frühe-70er Jahre Song. Weiter geht es mit „Lotus Jam“, der zusammen mit dem Rausschmeißer „Light That Blinds“ eher die rockige Ecke abdeckt. Wobei letzterer durch seinen Groove fast schon was funkartiges im Strophen-Gitarrenlick auffährt, wären die sechs Saiten nicht so doomig bedrückend und verzerrt. Es scheint bei den meisten Liedern, dass nicht viel Überraschendes passiert, die Stärke der Band liegt jedoch zweifelsfrei darin, eine scheinbar musikalische Monotonie durch kleine Variationen an den passenden Stellen so spannend zu gestalten, dass am Ende selbst sehr unterschiedliche Parts innerhalb der einzelnen Stücke einen fließenden Gesamteindruck erzielen. Vielfach gibt sich die Band Wiederholungen einzelner Teile hin, einige Intros - „Hypnotize“ und „Lunar Blanco“ zum Beispiel – dauern mehr als eine Minute. „Hypnotize“ wabert dabei zwischen dunkler Messe und buddhistischem Mantra, nach zwei Minuten startet erst der eigentliche Gesang. Das Stück braucht so lange wie ein „gut gezapftes deutsches Pils“ würde der Stammtischler sagen, aber Beelzefuzz' Gebräu ist verdammt dunkel. Nach etwas mehr als der Hälfte sticht ein Break in den mittlerweile erreichten Hypnosezustand, lässt das Lied noch doomiger weitergehen, nun gespickt mit verklärtem, etwas Ghost-ähnlichem Gesang. Dieser Stimmstil setzt sich beim folgenden „Lonely Creatures“ zunächst weiter fort. Böse hört man die Kreaturen in ihrer Wut und Trauer stampfend marschieren. Hier findet sich erneut ein Effekt, der schon bei „Lotus Jam“ sehr prägnant durch die Boxen flog, etwas orgelartiges betont die Dramatik des Stückes. Es könnte sich beim näheren Hinhören jedoch auch um eine abgefahren effektierte Gitarre handeln, da sich die Passagen nicht nach klassischem Orgelspiel anhören. BEELZEFUZZ sind doch aber nur zu Dritt – wie sollen die das denn live schaffen? Allein schon die prägenden chorischen Gesänge und dann noch so viel Gitarrenspuren … das würde mich tatsächlich brennend interessieren!


Die Frage nach der Liveumsetzung dieses Albums, das meteoritenhaft einschlagen dürfte, ist so ziemlich die einzige, die noch offen bleibt. Aus welchen Sphären und mit welchen Zeitmaschinen das Trio auch immer ihre Musik komponiert und sie dennoch, dank ihres doomigen Klanges, so aktuell klingen lässt, bliebe vielleicht auch noch zu klären. Dank dieser Attribute schicken Beelzefuzz ihren Debütlangspieler im Meer der Retro-Rock und Okkult-Bands als klar definiertes und eigenständiges Werk auf Reisen. (JQ)

Beelzefuzz


Cover - Beelzefuzz Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 36:37 ()
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