ALCOHOLATOR haben ein herrlich einfaches Konzept: Thrash-Metal gepaart mit größeren Mengen Alkohol. Gut, zugegeben: Die Kombination aus Metal und Alkohol ist nun keine neue Erfindung, aber ALCOHOLATOR prügeln dieses Thema herrlich konsequent durch.
“Escape From Reality” bietet 40 Minuten brutalen, schnellen Thrash-Metal in bester TANKARD oder SODOM-Manier: Mit Double-Bass-Lines und schnellen Gitarrensoli gibt es mit Anlauf auf die Fresse, für Pausen ist keine Zeit, Intros in den Songs sind an sich auch völlig überbewertet und beim Riffing gilt die Devise, dass man mit Powerchord-Wechseln auf 16teln wirklich nicht sparen muss.
“Escape From Reality” ist eben genau das, was man hier erwartet: Die kanadische Alternative zu TANKARD. Simpel, schnell und ohne Umwege in den Gehörgang. Nicht anspruchsvoll, aber auch nicht langweilig und vor allem ohne Durchhänger - eben wunderbarer Dosenbier-Headbang-Metal, welcher nicht direkt zur Gedichtsanalyse bei den Lyrics einläd, dafür aber fürchterlich Spaß macht. Ich für meinen Teil bin für sowas aber durchaus zu begeistern und kann “Escape From Reality” daher besten Gewissens weiterempfehlen.
Wer den “typischen” Sound kennt, errät sofort, welchem Land die Herren von TO/DIE/FOR entstammen, selbst wenn er die Band nicht kennt, denn schon der Opener „In Black“ schreit lautstark „Finnenmetal“: druckvolle Riffs, geballte Melancholie, gespickt mit einem Fünkchen Hoffnung. Die raue Stimme von Sänger Jape Perätalo gepaart mit dem Gesamtklang erinnert an die Landsmänner von SENTENCED, mit denen das Quintett auch tatsächlich schon über die Bühnen Europas gezogen ist. „Screaming Birds“ rockt im Refrain, schlägt in der Strophe aber ruhigere Töne an. Noch ruhiger wird es auf dem durchweg getragenen „Mere Dream“, dessen Klavierpart leider so verdächtig an den von „The Sacrament“ aus der Feder der Kollegen von HIM erinnert, dass man schon fast geneigt wäre, von einer Kopie zu sprechen. Mit „Straight Up“ findet sich doch tatsächlich ein Cover des Paula Abdul-Songs auf „Cult“, bei dem Jape Perätalo im Refrain Unterstützung von einer Gastsängerin erhält, was jedoch auch dazu führt, dass sich das Lied,trotz neuer Metal-Gewandung, erstaunlich nah am Original bewegt, was man unter diesen Umständen nun nicht unbedingt erwartet hätte. „Let It Bleed“ schließlich tritt das Gaspedal noch einmal durch „End Of Tears“ lässt die Platte schwermetallisch ausklingen. Fazit: TO/DIE/FOR liefern mit ihrem siebten Album solide Arbeit ab, die ganz großen Melodien fehlen allerdings.
Aus Zypern kommen TOME OF THE UNREPLENISHED, deren einziges Bandmitglied Hermes (auch bei RCO) nun endlich nach der Selftitled-EP 2013 das erste Album herausbringt. Atmospherischer Post-Black Metal wird dargeboten, allerdings in sehr spiritueller Form."Innerstanding" heißt die kosmische Überraschung.
Dabei wissen TOME OF THE UNREPLENSHED den Hörer mit atemberaubenden Melodien und Sound-Landschaften mit einer atemberaubenden Kraft und ureigenen Energie in die Wolken zu reißen. So ist "Innerstanding" eine sehr intensive Traumreise mit eher sphärischen als klassisch schwarzmetallischen Momenten, mit Ambient in den Intros "Anima Mundi" und "Planetary Transmissions" und einem progressiven und doomigen Touch. Ein Strudel aus überirdischen Melodien und expressiven Ausbrüchen ummantelt einen hier. Geniale Melodien, meditative Black Metal Vokals und spärische Pausen wechseln sich ab. Tiefe Trommeln klingen stellenweise sosehr nach Urknall und Erde, das es eine Gänsehaut verursacht, während die Riffs wie die Leiter zum Himmel erscheinen. So merkt man gar nicht, wie die Zeit an einem vorbeischnellt, ehe auch der neunminütige Abschluss "The Precessional March" verklungen ist.
Seit ihrer EP von 2013 haben sich TOME OF THE UNREPLENSHED gewaltig weiterentwickelt. So eindringlich, vielfältig und gigantisch "Innerstanding" ist, kann es Fans von Bands wie MIDNIGHT ODYSSEY, MARE COGNITUM und WOLVES IN THE THRONEROOM nur empfohlen werden. Mit einer Spielzeit von 40 Minuten bringt es die Band genau auf den Punkt, produziert keine Längen (den medidativen Part in "Take Me To The Stars" und Ambientstücke mal außen vorgelassen) und weiß nachhaltig zu beeindrucken.
Als Anspieltipps sind vor allem das düster-philosophische "Emanation Of The Purest Essence" und der gigantische "The Precessional March" zu nennen.
Das Punk und (Thrashened Black-) Metal sich nicht zwangsläufig ausgrenzen beweisen BARBATOS seit fast zwanzig Jahren. Hierbei handelt es sich um das Ein-Mann-Side-Projekt von Yasuyuki Suzuki (ABIGAIL, TIGER JUNKIES) der live auch schon bei SIGH in die Saiten gehauen hat.
Ganz anders ist jedoch die Identität von BARBATOS: Schneller, dreckiger, punkiger Rock'N'Roll ist hier die Spielart. Dabei gibt es Ausflüge in den Thrash/ Black Metal-Bereich. Geistreiche Titel wie "Hey! Hey! Hey!" oder "Dreamin' Dreamin'" betonen dabei die gewollt thrashige Seite der Band. Titel wie "Seven Teen" oder "Goodbye High School Girls" werden trotz des mittlerweile fortgeschrittenen Alters Suzukis (44) auf "Straight Metal War" vorgetragen. Denn ohne High School Girls, Sex und Alkohol, kein BARBATOS. Das es sich hier um eine klare Live-Band handelt, beweisen satte fünf Live-Outputs - während die letzte Full-Length ("Let's Fucking Die!") 2006 erschien.
Trotz der Tatsache, dass das Material hier nicht sehr anspruchsvoll (wohl aber schnell) ist, ist "Straight Metal War" kein vollkommener Griff in das Klo. Die Scheibe punktet durch ein nettes Artwork und einen dreckig old-schooligen Charme. In Punkto landesweiter Einzigartigkeit ist den Japanern wohl nichts vorzumachen. Wer dreckigen Thrash aus Japern hören will ist bei BARBATOS genau richtig. Songs wie "Goodbye High School Girls", "Tokyo Rock 'n' Roll Show" oder "Heavy Metal Forces 3" warten mit viel Gitarrenfrickelei und schrägen Vokals auf. Fans von Bands wie TANKARD, MOTÖRHEAD, MIDNIGHT dürften auf der Suche nach dem ultimativen Japan-Thrash an BARBATOS nicht vorbeikommen.
Best-of-Scheiben sind generell so überflüssig wie SUVs in den Zentren deutscher Großstädte. Indes ist DIESE Zusammenstellung der Wolfsburger Power-Speed-Metal-Legende so schön wie der Käfer im Vergleich mit dem hässlichen Phaeton. Sicherlich spielt da auch viel Nostalgie eine Rolle, denn wie herrlich waren Auftritte der Jungs im Knesebecker Dorfgemeinschaftshaus oder am Wolfsburger Hallenbad (mit Protector, sic!)? Eben. Aber angesichts der großen Songs, die HEAVENS GATE verzapft haben, machen diese Erinnerungen auch wirklich Freude. Denn: Allein das Auftakt-Quartett lässt einem Old-School-Metaller das Herz hüppen. Super Metal-Songs irgendwo zwischen Priest, Helloween und Rainbow, die auch heute noch sehr gut funktionieren. Oder gerade heute? Denn wo jetzt Metal-Frontmänner zu Helden gemacht werden, singt dieser Herr Rettke hier genauso nonchalant wie unprätentiös, steckt dabei aber sämtliche Hellowinskis und Edgeier in die Tasche und reicht in besten Momenten sogar fast an Dio heran. Dazu gibt es enorm klebrige, aber jederzeit metallerne Melodien und knackige Riffs. Zudem hat Arne Wiegands Remastering den Sound ein bisschen verdichtet und dicker gemacht – da klingt aber deswegen nichts kalt oder künstlich! Dass die Band es nicht in die 2000er geschafft haben, mag daran liegen, dass sie ihren Stil mit den letzten Alben untreu geworden ist und die Hörergemeinde überfordert hat. Das ändert aber nichts an ihren unschlagbaren Alben bis 92/93. HEAVENS GATE sind ein deutscher Power-Metal-Klassiker, da sollten sich selbst die Herren Paeth und Rettke mal hinter die Ohren schreiben, wenn sie im Pseudo-Metal-Opern-Geschwulst herum avantisieren. Das waren damals die „Best Days Of Their Lives“! Da sie das aber nicht wissen oder eben andere Dinge vorziehen, gibt es auch keine große Reunion-Hoffnung, von der 2014 in einem Interview mal die Rede war. Na? T.C. von Limb Music macht Hoffnung: „Reunion folgt, erster Gig: 28. August 2036, Seniorenwohnsitz "Zur Eiche", Posemuckel“. Oder war das etwa nicht so ganz ernst gemeint?
01. In Control 5:09 (from "In Control" 1989)
02. Surrender 4:02 (from "In Control" 1989)
03. Tyrants 4:36 (from "In Control" 1989)
04. Path Of Glory 4:15 (from "In Control" 1989)
05. Livin' In Hysteria 4:36 (from "Livin' In Hysteria" 1991)
06. The Neverending Fire 5:27 (from "Livin' In Hysteria" 1991)
07. Flashes 3:21 (from "Livin' In Hysteria" 1991)
08. Best Days Of My Life 5:53 (from "Livin' In Hysteria" 1991)
09. Gate Of Heaven 4:37 (from "Livin' In Hysteria" 1991)
10. Under Fire 3:08 (from "Hell For Sale!" 1992)
11. White Evil 4:58 (from "Hell For Sale!" 1992)
12. Rising Sun 3:29 (from "Hell For Sale!" 1992)
13. He's The Man 4:17 (from "Hell For Sale!" 1992)
AFTER THE FALL lassen auf ihrem fünftem Album in gut 20 Minuten zehn Songs auf den Hörer los, alles fröhlich-melodisch nach vorne gespielt. Fröhlich dabei nur im ersten Eindruck, denn gewidmet ist das Album dem 2013 verstorbenem Bassisten der Band - genauer hinhören lohnt sich bei diesem Album also doppelt. Wer sich damit nicht belasten will, bekommt eine Scheibe, die wie erwartet stark an PROPAGANDHI angelehnt ist, sich bei DESCENDENTS und A WILHELM SCREAM bedient und einfach Spaß macht. Da vergeht die kurze Spielzeit wie im Flug und lässt die Repeat-Taste zu einem wichtigem Werkzeug werden. In den zehn Songs ist alles gesagt, Längen in den Songs oder Füller im Album gibt es nicht. Das macht eine gute Platte aus. Durch die Gitarrenfraktion wird die Chose nie zu poppig, durch den Gesang nie zu eintönig. Alles in allem eine starke Platte im Schnittfeld von melodischem Punkrock und Hardcore.
Southern Rock aus dem hohem Norden? Klar, dass hier KAMCHATKA aus Schweden gemeint sind. "Long Road Made Of Gold" ist nun auch schon das sechste Studio-Album des Trios; die letzte Veröffentlichung "The Search Goes On" liegt gerade einmal ein Jahr zurück. Und wieder einmal belassen es KAMCHATKA bei der alt bekannten Mischung: Ein bisschen Blues, ein bisschen Stoner, ein wenig klassischen 70'er Rock und eine eher progressive denn direkte Herangehensweise. KAMCHATKA liefern ordendliche, eingängige Songs mit prägnantem Refrain wie "Get your Game On", "Who's To Blame" oder "Mirror". Progressiver geht es in dem Titeltrack zur Sache, der zwei Songs zu einem verbinden zu scheint. Doch all das ist eher im mittleren Bereich angesiedelt - das bluesige "Rain" und der überraschend treffsichere Ausklang "To You" wissen da nach längerem Hören eher zu punkten.
Fazit: Für die überraschend kurze Produktionsdauer ist "Long Made Of Gold" sehr gut geworden, auch wenn man hier an der ein oder anderen Stelle noch hätte Feilen können. KAMCHATKA.Fans werden mit dem Album sicher glücklich werden und Fans des 70'er Jahre Rock, Stoner und Blues sollten hier mal reinhören - Aber die Überraschung des Jahres ist das sicher nicht.
OCEANS ATE ALASKA geben mit "Lost Isles" ihren Albumeinstand in der internationalen Metalcoreszene; mit Fearless Records haben sie direkt ein renommiertes Label überzeugen können. In der Tat sind die zwölf Songs plus Intro überzeugender, brutaler Metalcore, dem die Liebe zu THE BLACK DAHLIA MURDER, WHITECHAPEL und ähnlichen US-Kollegen ebenso anzumerken ist ("Part Of Something"), wie ein Faible für die eigenen Landsleute BRING ME THE HORIZON ("High Horse"). Der eingestreute Klargesang bei Songs wie "Downsides" harmoniert gut mit dem giftig-bösem Gesang und erweitert den OCEANS ATE ALASKA-Sound um eine interessante Facette. Auch wenn sich OCEANS ATE ALASKA immer wieder stark an ihren Vorbildern orientieren, schaffen sie durch die starken Stimmen und die Gitarrenarbeit sowie durch den interessant gestalteten Songaufbau, sich eine eigene Identität zu geben. Technisch ist die Chose sehr ausgereift, die Band bewegt sich auf einem hohem Niveau - gerade der Drummer zeigt eine durchgehend beeindruckende Leistung. OCEANS ATE ALASKA können so mit ihrem Debütalbum überzeugen und haben im Vergleich zu ihren beiden EPs beim Songwriting und bei der Produktion nachgelegt, so dass "Lost Isles" jedem Fan technisch-brutalen Metalcores empfohlen werden kann.
Ihren üblichen Schaffensrhytmus von zwei Jahren konnten GRAVEWORM dieses Mal nicht halten. Vier Jahre liegt „Fragments Of Hate“ nun schon zurück, jetzt wird mit „Ascending Hate“ voll ausgeholt. Das Gründungsmitglied Stefan Unterpertinger konnte hierfür zurückgewonnen werden und beteiligte sich als Gitarrist und Songwriter erstmals seit „Engraved In Black“ (2003) wieder an dem musikalischen Werdegang des „Grabwurms“: Und dieser scheint auf den ersten Blick entfesselt: Optisch fällt „Ascending Hate“ schon einmal unter die düstersten Werke der Italiener.
Musikalisch bekommt man hier dann doch genau das geboten, was man von GRAVEWORM erwartet. Melodiöser Death Metal mit einer gehörigen Portion Gothic und der symphonischen Schlagseite vom Symphonic Black Metal. Songs wie „Buried Alive“ und „Blood Torture Death“ preschen mit einer ziemlichen Wucht nach vorne – ein ziemlich dominantes Keyboard liefert dabei wohlakzentuierte gotische Momente. Nicht selten muss man da an die ruhigeren Stücke der aktuellen SEPTIC FLESH-Veröffentlichung denken. Mit einer gehörigen Portion Death Metal trifft auch „Downfall Of Heaven“ voll ins Korn. Das wunderschöne atmosphärische „Rise Again“ ist die Kehrtseite hierzu und greift das lange Akustik-Intro des überlangen „The Death Heritage“ auf. Die symphonischen Background-Chöre sind bei „Ascending Hate“ meistens nur ganz dezent im Hintergrund (oder sogar gar nicht) zu hören, was das Album eher zum düsteren Death Metal, denn zum heftigen Gothic Metal-Album werden lässt.
Um wirklich zu schockieren sind GRAVEWORM allerdings immer noch zu „brav“, um über knapp 55 Minuten zu begeistern fehlt es hier und da an Wiedererkennungswert. Trotzdem hat „Ascending Hate“ auch seine starken Momente, der Opener ist gnädiger Weise gleich einer davon. Für Fans melodischen und symphonischen Death Metals. HYPOCRISY im Gothic-Gewand oder SEPTIC FLESCH in Fesseln.
Klassischem, dreckigem Hardrock haben sich die Schweizer von GLORIA VOLT verschrieben, das ist von der ersten Sekunde Spielzeit an klar. Das Quintett wandelt unüberhörbar in den Spuren von AC/DC und lässt es dabei ordentlich krachen- schon der Opener „Need A Kick“ macht dem Zuhörer unmissverständlich klar, dass die Truppe ihn in Bewegung versetzen möchte, andächtig stilles Zuhören ist hier nicht erwünscht. Treibende Gitarrenriffs und die raue Stimme von Sänger Fredi Volvo gehen schnell ins Ohr und fügen sich mit dem Rest der Band zu einem energiegeladenen, rockigen Gesamtbild, das seinen australischen Vorbildern huldigt, ohne dabei jedoch den Geschmack eines billigen Abklatschs zu hinterlassen. Songs wie „Gonna Roll“ dürfte eine große Karriere als Live-Kracher bevorstehen, bei „Down By The Highway“ wird der Blues-Einschlag ein klein wenig deutlicher. Fazit: große Überraschungen birgt das Album zwar nicht, aber GLORIA VOLT legen mit „Recharged“ ein ebenso souveränes wie unterhaltsames Old School-Hardrock-Werk hin, dessen Spielzeit einem nicht lang wird.