COUNTERPARTS standen bisher immer im Schatten ihrer erfolgreichen Landsleute COMEBACK KID, so gut ihre bisherigen Alben auch waren. Ob sich das mit "Tragedy Will Find Us" ändern wird?
Es wird schwierig, denn COUNTERPARTS haben mit dem Elf-Tracker ihr bislang schäwrzestes Album abgeliefert, womit gegen eine positive Vibes verbreitende Band wie COMEBACK KID schwer anzukommen ist. Dabei ist "Tragedy Will Find Us" genauso eingängig wie die Alben der Landsleute und nicht weniger packend. Aber es ist ein heftiges Album; ein Album, mit dem sich warmgehört werden muss. Beim Songwriting hat die Band ihren Stil verfeinert, Verbindungen zu ihren bisherigen Alben werden gehalten und neue Ideen eingebaut, insbesondere die Fokussierung auf das Wesentlich. Waren viele ältere Songs etwas überfrachtet mit Ideen, wirken die "Tragedy Will Find Us"-Nummern kompakter, schneller auf den Punkt kommend. Dazu passen die vielen melodischen Einschübe, wie das gelungene "Thread" zeigt, insgesamt einer der besten Songs der Platte. Die stärkste Veränderung hat Shouter Brendan gemacht, der seinen Stimmbändern alles abverlangt und mit einer starken Präsenz in den Songs für seine Mühen belohnt wird. Er trägt viel dazu bei, dass die Songs eine verzweifelt-aggressive Atmosphäre aufbauen, was zwar in "Solace" etwas eingerissen wird, aber sonst der rote Faden des Albums ist. COUNTERPARTS haben dem Album eine zur dunklen Thematik passende rohe Produktion verpasst, die sehr nach Hardcore der alten Schule klingt und eben einfach passt.
Mit diesem Album haben sich COUNTERPARTS als Band gefunden, die elf gut aufeinander abgestimmten Songs und die in den Songs gut aufeinander abgestimmten Musiker sprechen eine deutliche Sprache. Die Band hätte es verdient, mehr Aufmerksamkeit von den Fans zu bekommen und als die nächste große Nummer aus Kanada benannt zu werden. Warten wir ab, wie fair das Leben mit ihnen sein wird.
WE CAME AS ROMANS bringen ihr selbstbetiteltes Album pünktlich zum zehnjährigem Bandjubiläum raus. Zehn Jahre, in denen sich die Band einen Namen in der Metalcoreszene gemacht hat, auch wenn die Kritiker der Band nicht immer wohl gesonnen waren. "We Came As Romans" wird daran nichts ändern. Auf der einen Seite sind viele Songs sehr eingängig, auf der anderen Seite ist die Chose extrem poppig und auf Charterfolg schielend wirkend. Jetzt ist Erfolg in den Charts anno 2015 auch für heftige Bands möglich, allerdings sind WE CAME AS ROMANS von heftig, brutal und ähnlichen Attributen weit entfernt. Die zehn Songs sind sehr weichgespült, wer es mit der Band gut meint, mag es zeitlos und erwachsen nennen. Gegen Veränderung im Sound spricht ja nichts, allerdings sollte das Ergebnis weniger berechnend als in diesem Falle wirken. Die Songs sind nach Schema F für modernen Core - insbesondere die laut/ leise-Dynamik wird bis zum Exzess ausgereizt - geschrieben, mit zu zahmem Gesang ausgestattet und in der Masse einfach zu ähnlich. Handwerklich ist alles im grünen Bereich, aber das ist nach einer Dekade Musik auf professionellem Level zu erwarten. Einzelne Songs machen durchaus Spaß, allen voran das poppige "Who Will Pray", während der brutalste Song - "Tear It Down" - auch der schwächste der Platte ist.
WE CAME AS ROMANS wollen sich verändern, das unterstreichen sie mit ihrem viertem Studioalbum. Altfans mögen sie damit vor den Kopf stoßen, andererseits haben sie sich in der Vergangenheit nicht wirklich von der Konkurrenz abgehoben, von daher ist die neue Ausrichtung künstlerisch zu begrüßen. Die Band dürfte sich neue Käufer- und Hörerschichten erschließen, muss für das Nachfolgealbum von "We Came As Romans" aber noch einiges nacharbeiten, damit der Erfolg langfristig wird und sie sich - endlich! - eine eigene Identität aufbauen können.
"Shockwave Supernova" ist schon JOE SATRIANIs 15. Solo-Album, und meiner bescheidenen Meinung nach darf es mit zu den gelungensten gezählt werden.
Auf dem neuen Silberling kam es wieder zu einer Zusammenarbeit mit Co-Produzent und Tontechniker John Cuniberti, der u.a. an den beiden Über-Alben "Surfing With The Alien" und "Flying in a Blue Dream" beteiligt war. Gerade das letztgenannte gehört für mich zu den besten und abwechslungsreichsten, da es größtenteils auch mit Gesang bereichert ist. Dieser fehlt heuer gewohntermaßen wieder, wird aber nicht als vermisst gemeldet.
Der aufgekratzte, zornige Titelsong eröffnet das Album fulminant, nur um kurz darauf vom entspannten und leichtfüßigen "Lost In a Memory" eingefangen zu werden. Das ruhige, melancholische "All of my Life" ist ein musikalisches "Must have", das gleich einer Träne über die Gitarrensaiten rollt, die hier auch den "Gesang" irgenwie zu übernehmen scheinen. Generell packt SATRIANI einige atmosphärisch dichte Rocknummern auf "Shockwave Supernova", die mit zu der Creme seines Schaffens gezählt werden müssen. Künstlerische Freiheit, Kreativität und Inspiration bilden hier den Nährboden für die 15 Songs. Es reihen sich Stile und musikalische Genres aneinander: Fusion, Blues, Funk und nicht zuletzt natürlich Rock, zusammengenäht mit JOE SATRIANIs 6-saitiger glühend heißer Nadel.
Vielleicht ist das Album an der ein oder anderen Stelle nicht ganz so zwingend, man hätte die Qualität sicher verdichten können, hätte man 2 bis 3 Nummern im Schrank gelassen. Ein weiteres kleines Manko ist der Gesamt-Sound, der nicht ganz auf Augenhöhe mit Joes Gitarre ist. Aber wie eingangs erwähnt, ist "Shockwave Supernova" dennoch ein rundes, abwechslungsreiches und unterhaltsames Instrumentalalbum mit einigen der besten Songs SATRIANIs geworden.
PYOGENESIS sind nach 13 Jahren wieder da und liefern mit dem Konzeptalbum »A Century In The Curse Of Time« ein gutes Comeback ab. Ein Markenzeichen der Band war damals, dass sich kein Album dem anderen glich. Gestartet ist die Gruppe als Death Metal Band, dann wurde die Musik zunehmend gotischer, bis man bei einem Gemisch aus Pop und Bubblegum-Punk landete.
Das neue Album klingt wie die Verschmelzung von allen diesen Phasen dieser Band. In einigen Passagen gräbt Bandchef Flo Von Schwarz sogar noch den Death Metal Gesang aus. Diese setzt er allerdings eher sparsam ein. Auch neue Einflüsse lassen sich heraushören. So kommt »Flesh And Hair« mit Gesangspassagen her, die man auch von Bands wie 30 Seconds To Mars kennt.
Etwas merkwürdig ist die Produktion der Scheibe: Die Gitarren sind doch stark nach hinten gemischt und wirken sehr platt obwohl sie tiefer gestimmt sind und ziemlich braten sollten. Auch das Schlagzeug hätte organischer klingen können. Vielleicht wurde dies bewusst gemacht um so den Popanteil höher zu halten. So sind die harmonischen Gesänge sehr im Vordergrund und kommen besser zur Geltung. Sehr schön ist das ruhige und melancholische Stück »This Won‘t Last Forever«. Auch hier ist der Gesang mit verschiedenen Chören sehr gut.
»Lifeless« ist ein Song, der total wie Gothic Metal aus den 90gern klingt – total cool mit den schweren melodischen Gitarren-Leads. »A Century In The Curse Of Time« wird trotz der etwas dünnen Produktion sicherlich vielen Altfans gefallen, die jede Phase der Band mitgemacht haben. Und auch neue Fans können mit der modernen PYOGENESIS-Ausrichtung hinzugewonnen werden.
„The Art Of Suffering“ – Das ist eine halb verweste Ratte mit einem absonderlichen Gebiss am Rücken, beziehungsweise der Titel des ersten Albums von SCARNIVAL. Melodiöser Death Metal mit moderner Note wird hier geboten. Dabei klingen die fünf wunderbar abwechslungsreich, driften nicht zu sehr in die Metalcore-Schiene und verzichten auf Nerv-tötende Synthesizer. Stattdessen gibt es rasantes Geschredder, melodiöse Riffs und einen satten Bass. Der Gesang reicht von tiefen Grunts, über Screams bis zu Klar-Gesang – selten klingt der Sänger gleich, was die Scheibe noch einmal enorm aufwertet. SCARNIVAL wissen mit zwölf Songs und einer Spiellänge von 50 Minuten gut zu unterhalten und viele Eckpunkte und Ohrwürmer zu liefern.
Wer musikalisch irgendwo zwischen SOILWORK, IN FLAMES und HYPOCRISY unterwegs ist, kann bei „The Art Of Suffering“ bedenkenlos zuschlagen oder aber reinhören:
Anspieltipps sind auf jeden Fall das mächtige „Easy Solution“, die etwas old-schooligeren „Rewind“ und "Pathetic", oder das fast schon emotionale „Watch Me“ – Nachdem man sich den eigentlich schon alles sagenden Opener angehört hat: „The Art Of Suffering“.
NORTHLANE mussten vor "Node" den Abgang ihres Sängers Adrian Fitipaldes und das Einarbeiten von dessem Nachfolger verkraften. Das ist für keine Band einfach, gerade da ein Sänger starken Einfluss auf den Sound einer Band hat. Marcus Bridge, der neue NORTHLANE-Sänger, versteht es, seinem erstem NORTHLANE-Album auch seinen Stempel aufzudrücken. Das wird in ruhigen Songs wie "Ohm" - der sehr von der Präsenz des Sängers lebt - deutlich; hier zeigt er auch sein breites Spektrum. Sowohl klarer Gesang wie aggressive Töne gelingen ihm problemlos. Auf das Songwriting scheint der Sängerwechsel wenig Einfluss gehabt zu haben, NORTHLANE gehen ihren Weg als verkopfte, auf sperrige wie eingängige Songstrukturen stehende Band weiter. Das erinnert natürlich manchmal an BRING THE HORIZON, gerade das letzte Album der Briten kommt oft in den Sinn, ohne dass NORTHLANE ideenlos klauen. Die "Node"-Songs sind keine leichte Kost, fesseln aber vom ersten Moment an und lassen den Hörer in die NORTHLANE-Welt eintauchen. Mit jedem Durchlauf erschließen sich mehr und mehr Details, durch die deutlich wird, wie versiert und anspruchsvoll die Australier beim Schreiben der Songs vorgegangen sind. In der Gitarrenarbeit wird - nicht nur beim Sound - immer wieder mal altes MESHUGGAH-Feeling zitiert, was den Songs sehr zugute kommt. "Node" wandert auf dem Grat zwischen Hardcore, Djent und Postcore, ohne sich dabei zu verirren. NORTHLANE ist ein starkes Album gelungen und Marcus Bridge ein starker Einstand am Mikrofon. Zwar lässt er seinen Vorgänger nicht vergessen, kann dessen Fußstapfen aber locker ausfüllen.
"Sign Of The Witch" heißt die fünfte (!) EP der kalifornischen Doom-Rocker ORCHID. Der geneigte Fan bekommt hier vier neue Songs mit in durchschnittlicher Länge von 04:30 Minuten und altbekannter ORCHID-Qualität.
Mystisch-düster liefert der Okkult-Rocker "Helicopters" den Auftrakt. Hier muss man das ein oder andere Mal an BLACK SABBATH denken. Das folgende "John The Tiger" lässt es mit einer fröhlicheren Melodie erbaulicher angehen. Staubiger 70ies Rock mit einer gewaltien Priese Doom heißt hier die Devise. Der Titelsong driftet wieder mehr in Richtung BLACK SABBATH, nicht ohne ein wenig Psychedelic auszupacken. Das Art-Work der gleichnamigen Platte beginnt vor den feuchten Augen des Hörers langsam leicht zu verschwimmen. Dann kommt auch schon der letzte Song dahergeweht: "Strange Winds" arbeitet von Beginn an mit der dichten Atmosphäre der Natur, wie ein akkustisches Intro klar macht. Hier arbeiten ORCHID mit jeder Menge Rhytmus und mystischem Gesang.
So ist "Sign Of The Witch" eine durchaus "gehobene" EP geworden. Schwachpunkte gibt es hier keine, doch die Scheibe braucht ein paar Läufe und richtet sich (wie eigentlich die meisten EP's) eher an den harten Kern der Fan-Gemeinde als an den Wochenend-Konsumenten.
Zwei Jahre ist es nun auch schon her, das "El Pistolero" das Land (vielleicht auch nur den Untergrund) verwüstete. Jetzt kehren TRACER aus Australien mit "Water For Thirsty Dogs" zurück und zeigen was Down Under außer AIRBOURNE und WOLFMOTHER zu bieten hat. Die vier Monate intensive Arbeit haben sich jedenfalls gelohnt.
Grunge, Blues und Stoner-Rock heißen nach wie vor die drei Hauptstilrichtungen, die TRACER in ihren 70er Rock einfließen lassen. Und die wurden hier so differenziert wie noch nie heraus gearbeitet, was "Water For Thirsty Dogs" mit Abstand zu dem abwechslungsreichsten Album des Trios werden lässt. Während der Titelsong das Album mit einem prägnanten Stoner-Riff einleitet, wird in "Lacy" der Grunge ausgepackt. "Astronaut Juggernaut" prescht mit Energie und gutem Refrain nach vorne, während "Homeward Bound" fast schon Mainstream-tauglich daher kommt und das abschließende "Tremors" direkt aus der steinigen Wüste.
Michael Browns Stimme konnte seit der letzten Scheibe noch an Tiefe gewinnen und generell präsentieren sich TRACER viel offener und ungezwungener als auf dem Vorgänger. Kein Wunder, da die Band hier an keinen Labelvertrag gebunden war und so gesehen freie Fahrt zurück erlangen konnte.
Ein grpßartiges Album für heiße Sommertage. Weiter so!
LIGHT YOUR ANCHOR und ANCHORS & HEARTS - verwirrend ist das alles, zumal beide Bands aus der gleichen Ecke kommen. Musikalisch sind sie auch nicht weit auseinander, das allerdings nur beim ersten flüchtigen Eindruck. "Homefires", das neue LIGHT YOUR ANCHORS-Werk, zeigt die Band im melodischen Hardcore verwurzelt und mit leichter Punk-Schlagseite. Die Produktion ist angenehm ehrlich - und nicht total überkandidelt - und gibt allen Instrumenten den nötigen Raum zum Atmen. Bei "Confession" oder dem sauguten - und mit eindeutiger politischer Ansage kontra Pegida! - "The Pledge" wird das gut deutlich. "The Pledge" ist dann auch der düsterste Song des Albums, in der Regel klngen LIGHT YOUR ANCHORS fröhlich, fast schon poppig. Geht ein wenig in Richtung Skatepunk, bleibt aber immer noch vorwiegend im Hardcore verortet. So macht ein Album Spaß, gerade wenn die Songs catchy sind ("Just Okay") und die Band weiß, wie sie ein gutes Dutzend Songs ähnlich und gleichzeitig unterscheidbar voneinander schreiben muss. "Homefires" ist eine gelungene Mischung aus Melodie und Härte, aus Fröhlichkeit und Moshparts. Schönes Ding!
"The Unspeakable" ist der Titel des zweiten Albums der schwedischen Occult-Rock-Formation YEAR OF THE GOAT. "The Key And The Gate" hieß das bisher letzte Lebenszeichen des Sextetts, das letzte Album "Angels' Necropolis" liegt nunmehr drei Jahre zurück.
YEAR OF THE GOAT spielen okkulten 70er Rock. Nicht zuletzt denkt man dabei an Größen wie BLACK SABBATH oder COVEN oder aus der neuen Zeit WITCHCRAFT und THE DEVIL'S BLOOD. Nebst aller wohligen Gitarrenriffs, gekonntem Chor-Einsatz und satanische Finsternis ist es bei YEAR OF THE GOAT vor allem der Gesang, der aufhorchen lässt: Thomas Sabbathi ist unbestreitbar ein Meister seines Fachs und hat eine unverwechselbare Stimme, die den Songs jede Menge an Tiefe und Gefühl gibt. Während der knapp dreizehn-minütige Opener (nach zweiminütigem Intro) noch nicht ganz zu überzeugen weiß, ist spätestens bei "The Emma" klar, dass die Schweden sich ihres Fachs nach wie vor verstehen. Wirkliche Tiefen weist das Album nicht vor, dafür gibt es einige Ohrwurm-Passagen, die gerade verstärkt am Höhepunkt "The Wind"/"Black Sunlight" warten.
Fans der oben genannten Bands sollten hier unbedingt mal reinhören. "The Unspeakable" ist unbestreitbar der bisherige Höhepunkt der Band. 2015 ist das Jahr der Ziege.