Ahhhhhhhh!!!!! Das ist eine der verdammt besten Death Metal-Scheiben, die ich kenne! Ganz ohne nerviges Intro hauen Ill Fares The Land gleich beim Opener so richtig auf die Kacke und präsentieren uns ein Hochgeschwindigkeits-Death Metal-Brett. Um dann aber in Midtempo-Gefilde umzuschalten und den Hörer so vor der Gefahr des Erschlagenwerdens zu bewahren. So muß technisch anspruchsvoller, aber gleichzeitig eingängiger Death Metal sein! So und nicht anders. Hier stimmt einfach alles: abgefahrene Frickelparts stehen gleichberechtigt neben Moshparts. Da stimmt jedes Break, da sitzt jeder Tempowechsel. Jeder der Musiker ist an seinem Instrument fit und gerade die Gitarrenfront fährt ein Brett auf, das unglaublich ist. Da jagt ein Killerriff das nächste, um dann im nächsten Moment von einem technischen Part abgelöst zu werden, bei dem die meisten Gitarristen mit den Ohren schlackern. Die Produktion ist klar, knallt aber gleichzeitig ohne Ende. Paßt genau zur Platte, die muß man laut hören! Bands wie Cryptopsy, Meshuggah oder auch Death haben ihre Spuren bei Ill Fares The Land hinterlassen, aber die Belgier vermischen diese eher frickeligen Einflüsse mit genügend Old School-Einlüssen Marke Obituary & Co., um einfach nur genial zu klingen. Sie verlieren sich nie in technischen Spielereien, sondern kriegen immer genau im richtigen Moment die Kurve und wenn das Break noch so abgefahren scheint, es sitzt. Hört euch einfach mal "Ages Of Chaos" an und ihr wißt, was ich meine. Wer auf Death Metal steht, muß sich diese Scheibe zulegen. Geil, einfach nur geil!
Bei DRIFTLAND handelt es sich schlicht um das Soloprojekt des FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE Gitarristen Thorsten Wingenfelder, durchaus verständlich, daß er sich einen etwas cooleren Namen als den eigenen für diese CD ausgesucht hat. Seine musikalische Herkunft kann und will der "Meister" trotz aller deutlich hörbaren, recht hohen eigenen Ansprüchen an seinen Sound, nie ganz verstecken, man hört die Fury’s immer wieder, mal stärker oder schwächer aber doch faktisch vorhanden, durch, insbesondere da er auch stimmlich seinem Bruder, der wiederum als Leadsänger bei den Schlachthausjüngern aktiv ist, auch nicht ganz unähnlich klingt. Doch jetzt genug der Querverbindungen und Parallelen - denn dieses Album verdient es völlig losgelöst bewertet zu werden, da es zum einen erstklassig produziert ist sowie eine ganze Reihe von hervorragender Songperlen enthält. Zur ungefähren stilistischen Orientierung kann gesagt werden, daß "Songs Of Love And Hope" sicherlich kein typisches Gitarristenalbum der Marke " .. schaut her, ich kann noch viel mehr und vor allem schneller" sondern hier begibt sich Wingefelder mit seinem sicherem Gespür für schöne Melodien und perfekte Arrangements mehr in die Songwriter Richtung, wenn auch nicht so hemdsärmeln wie BRUCE SPRINGSTEEN vielleicht, kommt dabei aber auch zum Glück ohne jeglichen Pathos oder weltschmerztriefenden Balladeschmalz aus. Geprägt sicher auch von den BEATLES man höre nur den grandiosen Schlußteil von "Song Of love And Hope" mit diesen opulenten "Hey Jude"-Ende. Größtenteils von Akustikgitarren geprägte manchmal leicht folkige Rock-Pop-Songs wie "Wrong Side of town" und die intensiven Balladen wie u.a. "Youth is wasted on the young" oder das atmosphärische mit einem Hauch "Every Breath You take"-Feeling ausgestattet "80´s Girl" mit diese fliender Gitarre. Wingenfelder schafft es relaxte Stimmungen zu schaffen ohne dabei angestrengt oder gar zu langweilen. Im Gegensatz zu vielen Alben seiner Stammband gibt es hier keinen einzigen Ausfall oder irgendwelches Füllmaterial sondern Songs auf hohem Niveau, nie zu abgehoben und deutlichst durch Rockmusik der 70er bzw. 80er Jahre geprägt. Es groovt, knistert und fuselt positiv an allen Ecken und Enden der 13 Tracks, die mit einer stellenweise leicht gedrückten Aura aber doch letztlich wohligen Melancholie versehen sind. Ach ja, so nebenbei bietet DRITFLAND dann noch mit "Gameshow" den besten FURY-Song seit Jahren. Aber dieses Album ist in seiner einfachen Komplexität sowie Eigenständigkeit (kein Widerspruch!) wunderbar gelungen und Wingenfelder zeigt sich als brilianter Songschreiber/Geschichtenerzähler und dies zeigt er nochmals bei dem letzten genialen Song mit der tollen Stimme von Christina Lux vorgetragene "All the Kings Horses" - so gleitet eine wunderbare CD gefühlvoll aus.
Wenn alte Kultbands, die jahrelang von der Bildfläche verschwunden waren und auf einmal wieder in Originalbesetzung auftauchen, weiß man nie, was dabei herauskommt. Die einen liefern absoluten Sperrmüll ab, andere können an alte Glanzzeiten anknüpfen und einige wie Nuclear Assault versuchen erst einmal, sich ganz vorsichtig mit einem Livealbum der aktuellen Gigs an die Fans "zurückzupirschen". Und so enthält diese Scheibe erwartungsgemäß einen kleinen, repräsentativen Querschnitt aus den alten Tagen der Band. Klein deswegen, weil hier mit 38 Minuten Spielzeit (plus einem Multimedia-Interview) nicht gerade "value for money" geboten wird, was aber verständlich ist, da man auf den "No Mercy"-Festivals nur als Support unter mehreren zugegen war und daher keine ausführlicheren Gigs spielen konnte. Fans der Band müssen hier ohne Umschweife zugreifen, da der Sound wirklich authentisch klingt und man nicht nur aufgrund heruntergerotzter Classix wie "Rise From The Ashes", "Brainwashed", "Sin", "Betrayal", dem Kultplatten-Titelsong "Game Over" und natürlich "Hang The Pope" unwillkürlich meint, die Band stehe im heimischen Wohnzimmer. Wer mit dem relativ hohen, sägenden Gekreische von Frontmann John Connelly noch nie was anfangen konnte, wird auch hier keine Änderung vorfinden. Am Ende bleibt ein tolles, ungekünsteltes, knarzendes Livealbum, das eine Band zeigt, die wirklich so klingt wie sie klingt und wo nix "herumovergedubt" wurde. Auch wenn man qualitativ nicht an das geniale "Another Lesson In Violence"-Livecomeback von Exodus (das hier als Vergleich absolut treffend sein dürfte) herankommt, so müssen Old School-Thrasher hier auf alle Fälle ein Ohr riskieren! Für eine generelle Kaufempfehlung reichts aufgrund der oben genannten Punkte leider nicht ganz.
Hey wiedermal eine neue Gitarrenrockband? Und aus Deutschland kommen sie auch noch? UNDERWATER CIRCUS nennt sich das Ganze und nach dem ersten Track, dem leicht angepunkten "Whole Again" dachte ich, ja klar, diese Jungs wollen in die derzeit in Mode gekommene Spaßkapellenschiene a la DONUTS & Co. mit aufspringen. Aber im weiteren Verlauf von "Under Pressure" dem Debüt der Wahl-Berliner um den MTV-Moderator Markus Schultze (der übrigends eine wirklich gute Stimme hat!), wird dann doch schlichter, eher amerikanisch geprägter Alternative-Rock mal mit fetten breitwandigen, grungigen Gitarren dann wieder eher minimalistisch mit eher schlichten Akkordvariationen geboten. Sicher die stets eingängigen Melodien stehen dabei immer im Vordergrund und Underwater Circus beherrschen ihre Instrumente, keine Frage aber irgendwie will mich die CD nicht so hundertprozentig überzeugen, es klingt mit stellenweise etwas zu sehr auf Nummer sicher produziert und nach alles schon irgendwie mal gehört, nur zwingender oder einfach erdiger. Aber bei aller gut gemeinter Kritik möchte ich dieser (Nachwuchs-) Band auch nicht zu doll ans Bein pinkeln, das währe nämlich ungerecht, der Sound wirkt dabei keineswegs zu stark gekünstelt oder die Songs zu sehr auf Nummer sicher konstruiert, wie bei vielen Veröffentlichungen in diesem Genre der letzten Wochen. Wenn überhaupt, dann muß man ein paar Füller (u.a. das zu seicht dudelnde "Waxing Moon") sowie das stellenweise aufkommende Gefühl der Belanglosigkeit unter den 12 Titeln von "Under Pressure" kritisieren, andererseits kommen dann wieder so tolle Tracks wie die mit einschmeichelndem Pathos versehene Powerballade "Michelle" oder die beiden letzten Songs des Albums mit der etwas britpopliken Austrahlung "Island In The Infinite Ocean" und " Inarielle" heraus, einfach gut gemacht - zukünftig mehr davon in dieser Richtung. Kann man sich daher alles recht gut anhören, es werden sich, auch dank des populären Frontmannes, sicher genügend Käufer finden, nur vom Originalitätsfaktor betrachtet, dürfen UNDERWATER CIRCUS ruhig noch einiges zulegen. Die Jungs müssen sich dabei schon mit den überdurchschnittlichen guten Alben der inländischen Konkurrenz aus dem letzten Jahr von HEYDAY oder SUIT YOURSELF messen lassen und um auf dieses Niveau zu kommen, fehlen schon noch ein paar Schritte. Beim Taubertal werden wir uns die Berliner auf jeden Fall dann mal livehaftig anschauen, mal sehen wie die Sache dann rüberkommt.
AMYRIS hört sich irgendwie griechisch/römisch an aber die Band stammt tatsächlich aus hessischen Breitengraden und stilistisch sind die Jungs eindeutig bei der progressiven Zunft anzusiedeln. Irgendwo zwischen Metal und Prog-Rock, ja teilweise gibt’s sogar mal leichte Neoprogeinschübe (besonders bei den Keys) zu hören, bewegt sich der breitgefächerte musikalische Horizont von AMYRIS auf "Desolate Messiah". Die Betonung liegt auch wegen der stellenweise recht düsteren Gitarrenarbeit stets auf der metallischen Seite, denn trotz aller Ausflüge bzw. Abschweifungen mit vielen Breaks und ruhigeren Passagen, die Band gibt dann immer wieder mal ordentlich Gas mit kraftvoll, kernigen Riffs. Momentan hat die Formation übrigends ein Sängerproblem, man ist derzeit nämlich auf der Suche nach einem neuen derselbigen. Der bisherige Vocalist Chris hat das Handtuch geschmissen (Interessenten bitte unter www.amyris.net melden!) aber, und sorry auch wenn’s vielleicht etwas hart klingt, trotz der sicher charismatischen Stimme, aber so dolle war er dann doch irgendwie nicht. Sicher er konnte schon ganz gut singen aber meiner bescheidenen Meinung nach, versuchte er, bei aller Abwechslung sich in zu vielen unterschiedlichen Stilen wie die etwas getrageneren Parts (zu pathetisch eindeutig), dann wieder mehr kehlig-grölend-grunzend, dann in schwindelnde Höhen abschweifend und schließlich ganz "normal" singend. Außerdem klang er dabei stellenweise ziemlich schief, bei so manchen Tönen lag der gute Mann doch arg daneben (z.B. "You Can’t Deny"). Musikalisch gibt’s da weit weniger auszusetzen, denn dieses selbst produzierte Debüt von AMYRIS (hießen vormals "Unio Mystica" wer die schon kannte) bietet durchaus einige sehr gefällige und vor allem tiefergehende Songs, beinahe schon kleine Epen (z.B. das vierzehnminütige monumental "Bright empire") von denen übrigends keiner unter sechs Minuten ausfällt - es wird sehr viel Wert darauf gelegt nicht in gängige Strukturen wie Strophe/Hook/Strophe/Solo zu verfallen. Ganz im Gegenteil, denn hier werden wie selbstverständlich innerhalb der Songs Tempi oder Sounds variiert mit vielen Breaks genauso wie überraschende Stimmungswechsel. Das Songwriting bewegt sich insgesamt auf einem guten Niveau, wobei ein richtiger Überhammer zu gehlen scheint trotzdem hat mir "Heads Of Concrete" mit seinem relativ schmissigen Refrain bei mir als stärkster Track hängen. Trotz aller progressiver Anklänge, was natürlich auch an den recht dominanten Tasten liegt, kann man Fans melodischen Metals "Desolate Messiah" durchaus auch ans Herz legen. Wegen des Sängers, der wie gesagt sicher nicht jedermann Sache sein dürfte, sollte man sich vorher schon auf eine ausführliche Hörprobe auf der Bandpage einlassen. Der absolute faire Preis von nur 9 € für diese CD muß darüber hinaus als absolutes Schnäppchen bezeichnet werden und dies bei über 65 Minuten Spielzeit.
Rein äußerlich eine super "Verpackung", will sagen das Artwork mit dem Inlay sind absolut professionell aufgezogen, dies kommt selbst bei einem Underdog wie es EDGE OF THORNS nun mal sind, sicher nicht alle Tage vor. Vom Namen her gesehen lassen sich (leider) keinerlei Parallelen zu SAVATAGE herstellen, ich will den Jungs hier aber nicht gleich unrecht tun, denn was sie uns auf "Ravenland" präsentieren, ist wirklich guter melodischer Power Metal mit einem leicht episch/dramatischen Einschlag. Bereits seit 1996 gibt’s diese Truppe schon , diverse Line-Up-Wechsel hat man ebenfall bereits hinter sich gebracht, um jetzt mit dieser neuen bereits vierten selbst produzierten CD so richtig durchzustarten. Die Produktion ist ganz in Ordnung, mal vom etwas bescheidenen Drumsound abgesehen, der Sänger ist nicht übel, wobei hier aber vielleicht eher die Bezeichnung Shouter angebracht währe, es gibt schöne mehrstimmige Gesangspassagen mit tenorhaften Chorgesängen, stellenweise hochklassige Gitarrenduelle und auch die Texte, die neben romantische Themen auch Phantasiegeschichten bzw. prägende Lebenseinschnitte behandeln, könne sich sehen lassen. EDGE OF THORNS überzeugen mich mit ihrer Musik und einfallsreichen Arrangements (hier wird nicht einfach nur kopflos drauflosgerifft!) die zu großen Teilen weit über dem Durchschnitt liegen. Vor allzu noch überschwänglicheren Reaktionen möchte ich mich (noch) zurückhalten, denn hier sind noch längst nicht alle Potentiale ausgereizt. Insgesamt eine solide Arbeit liefern diese Jungs mit Ravenland ab, handwerklich paßt alles zusammen, da gibt’s absolut keinerlei Zweifel. Ebenfalls ein Pluspunkt, die vorgelebte stilistische Eigenständigkeit, eine billige Kopie eines bereits etablierten Acts möchte dieser Fünfer nicht sein und das ist auch gut so! Als songliche Höhepunkte sind auf jeden Fall die tolle Power Speed Hymne "Riders Of The Storm" (übrigends kein Cover!) sowie die starke absolut gefühlvolle Ballade "A Rose For The Dead" zu nennen - wollte erst ja nicht so recht, muß jetzt aber doch den amtlichen Tipp aussprechen. Auf der ebenfalls optisch recht gut gemachten Homepage gibt’s u.a. die Songs zum Anhören.
Man mag es glauben oder nicht. Nach 16 (in Worten: sechzehn) Jahren meldet sich eine der eindrucksvollsten Sangeslegenden der gesamten Metalhistorie zurück auf der Bildfläche - und zwar mit einem Werk, das sich gewaschen hat! Mit seinem ehemaligen Arbeitgeber Jim Matheos an der Gitarre, Superdrummer Mike Portnoy und dem omnipotenten Bassgott Joey Vera als Mitstreiter legt Mr. Arch nun zwei Songs vor, die zweifellos zu den besten gehören, die seit Jahren im (US-) Progmetal-Bereich erschienen sind. Sicher könnte man meinen, daß es sich hierbei um einen mittelprächtigen Wiederbelebungsversuch handelt, mit dem man den Fans nochmal eben den einen oder anderen Euro abnehmen will; doch diese Gedanken sind völlig unbegründet, da das Material dafür erstens zu überragend und zweitens mit zwei Songs bei 28 Minuten Spielzeit nicht gerade chartkompatibel ausgefallen ist. Somit wäre dieser Punkt vom Tisch und wir können uns auf die beiden göttlichen Kompositionen konzentrieren, die jeden Fan anspruchsvoller, progressiver Mucke für die nächsten paar Monate (oder Jahre?) ins Nirvana katapultieren sollten. Der "Opener" "Relentless" beginnt fast a capella, steigert sich aber dann in einen Bombasthammer, der an die besten Momente von Dream Theater und Fates Warning erinnert und einen obergeilen Refrain auffährt. Der zweite Song, "Cheyenne", ist ein ruhiger Tränentreiber, der auch locker von Spock’s Beard stammen könnte und ebenfalls den Hormonspiegel zum Überlaufen bringt. Mann, ich könnte hier jetzt noch 200 Zeilen weiter über diese Meisterwerke schwärmen und ´ne halbe Doktorarbeit abliefern, aber ich belasse es bei der These, daß John Arch (der singt, wie ein junger Gott - also wie in alten Zeiten) hier das beste –und glaubwürdigste- Comeback eines Metalgottes abgeliefert hat, das man sich vorstellen kann. Ich persönlich höre dieses Meisterwerk seit Wochen fast täglich und bekomme immer noch nicht genug. Nicht auszudenken, was uns erwarten würde, falls diese Besetzung einen kompletten Logplayer ablieferte. Einfach nicht von dieser Welt!
Das musikalisch doch eher im Bereich "Entwicklungsland" einzustufende Australien scheint sich als wahrer Quell für die Kreativität dieser Band zu entpuppen. Die niedrige Dichte an metallischem was zu uns herüberschwappt ist scheinbar so klein, dass ALCHEMIST allen Platz nutzen den sie dadurch haben um ihre Musik zu entfalten ohne von störenden und oft unbewusst als wegweisend wahrgenommener Szene beeinflusst zu werden. Wiedemauchsei, ALCHEMIST sind so ziemlich das originellste was ich in der letzten Zeit gehört habe und umso schwerer fällt es mir auch ihren Stil einzuordnen. Grundgerüst Metal, klare Sache, doch wie die Jungs diesen groben Rahmen füllen, ist so bunt und doch so unglaublich stimmig und bis ins Detail perfekt inszeniert, dass es nach ein paar Songs völlig selbstverständlich scheint, dass Hardcore, derbe Gitarren, akustische Instrumentierung und Elektronika so und zwar genauso zusammengehören. Trotz des doch ungewohnten Hörerlebnisses verstört der Sound den Hörer kaum, denn die richtige Bridge an der richtigen Stelle, das richtige Solo und den perfekten Rhythmuswechsel auf den Bruchteil einer Sekunde perfekt getrimmt beherrschen ALCHEMIST aus dem Effeff. Der aus emotional ruhigem und aggro-shoutendem Teilen aufgebaute Gesang ist für meinen Geschmack etwas zu dezent abgemischt, klingt aber sehr organisch, und man wundert sich, wieso das im Prinzip tausend mal gehörte Konzept bei ALCHEMIST so anders und vor allem so sympathisch rüberkommt. Didgeridoo und entsprechend anmutendes Drumming lassen manchmal dann auch Down Under Stimmung aufkommen, anbiedern tun die Jungs sich jedoch nie. Wer auf durchdachte Songs mit Anspruch ohne geistige Abgehobenheit steht, muss ALCHEMIST definitiv anchecken!
Richtig, kann noch keiner kennen diese Band. Richtig, muss auch keiner kennen diese Band. Zumindest wird keiner wirklich Wegweisendes verpassen, gute Unterhaltung dagegen schon. Denn das Problem von HORTUS ANIMAE ist die Tatsache, dass sich keiner daran erinnern wird eben diese band gehört zu haben geschweige denn, sie von einigen anderen zu unterscheiden. Und dabei geben sie sich selbst den Leitfaden in die Hand wie man dieses Album zwingender hätte machen können! Denn mit symphonischen Kitsch Black Metal Bereich, auch wenn er hier recht gut gemacht ist, ist kein Spiel zu gewinnen. Solange die Songs auf der Keyboardschiene fahren fehlen den Jungs auch einfach die Ideen. Deutlich interessanter wird es, wenn sie das Tempo runterschrauben und versuchen Akzente ohne unnötigen Ballast in Form pompöser Sounds zu schaffen. Bisweilen artet das in akustische Spielchen aus, manchmal rückt auch einfach der Gothic Metal Teil ihrer Musik mehr in den Vordergrund. Und wenn genau diese Stärke konsequenter umgesetzt worden wäre, würden HORTUS ANIMAE länger als im nur kurzen Moment des akustischen Konsums hängen bleiben. Da hilft auch das verquere Mayhem/Oldfield Cover nicht viel, an dem sich die Geister scheiden werden.
Wirklich spektakulär Neues wird niemand von WELLE:ERDBALL erwarten. Und so wird auch niemand von ihrem kleinen Happen für Zwischendurch enttäuscht sein, der auf den Namen "Nur Tote Frauen Sind Schön" getauft wurde. Der Name ist indirekt Programm, denn verwirren und generell polarisieren tut die unorthodoxe und doch nostalgische Combo seit jeher. Umso verwunderlicher vielleicht dann doch, dass zumindest die ersten beiden Tracks recht belanglos vorbeiziehen, musikalisch für ihre Verhältnisse nicht auffallen und böse Zungen beinahe behaupten könnten dass die Melodie so oder sehr ähnlich schon mal da war. Sei es drum, das Revier ist markiert und so kommt "Susy Hat Angst" dem EP Titel auch inhaltlich recht Nahe, und das wenig subtile vertonte Hörspiel macht trotz des unlustigen Themas und des tragischen Endes Spaß. Mit sehr cooler Melodie und frechem Text gefällt mir "Lieber Gott..." trotz aller Simplizität recht gut. Weiterhin etwas aus dem Rahmen fällt das erstaunlich düstere "Das Präparat" mit vielen Sprachsamples und ansonsten sehr EBM lastigen Passagen. Die W:E Puristen werden genau die anderen Songs mögen. Mit zusätzlichem Video, 2 älteren Songs und einigen C64 Spielereien im Handgepäck macht die EP zum Maxi-Preis Spaß, ohne vom Hocker zu reißen. Aber da bekannt ist, dass Innovation nur mit der Kneifzange angefasst wird ist das nicht weiter schlimm und so werden sie bis an ihr Schaffensende auf der Stelle hocken und die Szene etwas bunter machen - und dabei gehasst oder geliebt werden.