Fleißig ist er, der Herr Rudolfsson. "Darkness Death Doom" ist kaum auf’m Markt (offizieller Release war am 25.09.), da steht der Nachfolger "On Funeral Wings" schon für Ende Februar an. RUNEMAGICK ist wohl das Einzige, dass der gute Mann hat haha. Aber mir soll’s recht sein, so lange weiterhin so coole old school-Alben wie eben "Darkness Death Doom" dabei rauskommen. Ein weiteres Mal setzen das Wasa-Trio auf langsamen, schleppenden Death Metal, old school as fuck und nur selten mal losrockend. RUNEMAGICK bewegen sich mehr denn je im Schnittfeld von Death Metal und Doom, das wird nach Hören dieser Scheibe klar sein. Und obwohl die Schweden "old school" sicher auf dem Arsch tätowiert haben, verwechseln sie das nicht mit simpel, im Gegenteil: RUNEMAGICK haben so viele Spielereien und technische Sperenzchen in die verschachtelten und komplexen Songs eingebaut, dass man bei jedem Hören neue Feinheiten findet. Obwohl jeder Song die fünf Minuten-Marke knackt, verzetteln sich RUNEMAGICK nie und haben immer einen roten Faden in ihrer Musik - bestes Beispiel hierfür ist "The Venom". Ich denke, dass "Darkness Death Doom" für Freunde des Death Metals ebenso interessant sein dürfte wie für aufgeschlossene Proggies. Nur sollte man nicht viel Abwechslung erwarten, old schooliger Death/Doom ist nun mal recht limitiert. Aber in den Grenzen des Genres sind RUNEMAGICK verdammt originell und wissen zu überzeugen.
IMPALED NAZARENE - Helden meiner Jugend. Ich meine, wer von uns hat nicht so geniale Scheiben wie "Suomi Finland Perkele" geliebt und bis zum Erbrechen gehört? IMPALED NAZARENE waren roh, räudig, böse, zynisch, voller schwarzen Humors und dafür liebten wir sie. Irgendwann ging der gute Mikaa bekanntlich nach Belgien und es folgten ein paar eher laue Alben. Zwar immer noch brutal und böse, aber irgendwie fehlte die Seele, so schwarz sie auch gewesen sein möchte. Nachdem Mikaa wieder nach Finnland zurückkehrte und CoB-Kof Alex ein kurzes Gastspiel absolvierte (wahrscheinlich wollte der kleine mal mit den großen bösen Männern spielen und zeigen, dass er Cojones hat haha), kriegten IMPALED NAZARENE wieder die Kurve und legen nun mit "All That You Fear" ihr bestes Album seit langer Zeit vor! "Abscense Of War Does Not Mean Peace" war klasse (allein schon wegen des Covers) und "Nihil" ganz ok, versteht mich nicht falsch, aber "All That You Fear" ist noch nen Tick besser und erinnerte mich oft an die Anfangstage der Finnen. Wenn Mikaa beim Titeltrack und Rausschmeißer "I Am All That You Fear" in seiner unnachahmlichen Stimme gröhltkeift werden Erinnerungen an alte Zeiten wach. Los geht’s aber erstmal mit einem beinharten Blaster mit einem unschreibbaren finnischen Titel, der zeigt, dass IMPALED NAZARENE dass brutale Spiel noch nicht verlernt haben. Danach gibt’s dann aber Ohrwurmriffing pur, "Armageddon Death Squad" setzt sich sofort in den Gehörgängen fest. Mittlweile verstehen es die Jungs, richtiggehend Melodien in ihren Sound einzubauen, ohne einen Meter an Brutalität zu verlieren. Bei Tracks wie "Endless War" wird das sehr deutlich, dass Teil ist gleichzeitig brutal und melodiös. Ich hatte den Eindruck, dass die Band den Black Metal-Anteil deutlich erhöht hat ("The Maggot Crusher" oder "Curse Of The Dead Medusa") und den punkigen Einschlag diesmal zurückgeschraubt hat. Dabei halte IMPALED NAZARENE geschickt die Balance zwischen schnellen Stampfern und eher langsamen Stücken, die aber keinen Deut weniger knallen und haben auf "All That You Fear" keine wirklichen Ausfälle zu verzeichen. Respekt!
Mit diesem Nachschlag schlossen AMORPHIS 1994 das Kapitel Kalevala ab. Ebenso wie für das dazugehörige Album "Tales From The Thousand Lakes" sind die Texte für "Black Winter Day" aus dem finnischen Nationalepos Kalevala entnommen. Die Aufmachung ist für eine MCD vom Anfang der Neunziger recht üppig, damit der finnophile Fan mitfiebern kann, sind die Texte abgedruckt. Das ist auch nötig, denn der Gesang ist noch Death-Metal mäßig roh, Gitarrist Tomi Koivusaari grunzt sich nach allen Regeln der alten Schule durch die Geschichte vom Helden aus dem Norden. Die Musik setzt sich schon aus allen möglichen Trademarks außer den unverkennbaren Gitarrenläufen zusammen: Folk ist der Platzhirsch, das Wah-Wah-Pedal wird kurz angetestet, in fetten Gitarrenwänden geht die Tür auf und hereinspaziert kommt eine kleine Tango-Melodie, die von der nächsten Saitenbreitwand aus dem Zimmer komplimentiert wird ("Moon And Sun"), der Staubsauger-Sound der Moog von Keyboarder Kasper Martenson legt Keyboard-Teppiche aus, anschließend flicht er filigrane Piano-Parts. Aber: Die Architektur dieser Jagdhütte im finsteren Lappland war immer noch Metal. "Dark Metal" nannte man das damals, heute würde man wahrscheinlich eine neue Schublade noch dichter neben dem ollen Death Metal suchen, damit er mit seinesgleichen nicht so allein ist. Wichtige Station einer Reise.
THE MISSION haben ein neues Album sozusagen. Nennen sich FUNHOUSE, ihr Album "Flames Of Love" und sind doch tatsächlich eine eigene Band. Ganz anders als der Namen impliziert und sie es früher auch in Maßen waren, ist "Flames Of Love" ein Album voll melancholischer Nachdenklichkeit geworden. Mit schleppenden Gitarren, einem nicht selten an die britischen Kollegen erinnernden Gesang und bittersüßen Melodien und mit kleinen Änderungen im Line Up. Um die im Mittelpunkt stehenden, thematisch düster zentrierten Vocals, werden Gothic Rock Strukturen aufgebaut, die nur dadurch leiden, dass jemand vor ihnen ähnliche Ideen hatte. Das Album an sich scheint aus einem Guss, die Umsetzung ist professionell und in hoher Qualität gelungen. Etwas aus dem Rahmen fällt lediglich der letzte Song "Oceans Of Tears", der mit seiner elektronischen und untergründigen Spannung und den trägen Aufbau auf eigentümliche Art begeistert. Die gute alte Schule beherrschen FUNHOUSE aus dem Effeff, wer auf Originalität wert legt, sollte aber nicht zugreifen.
Beim Zeus, hier ist der Name noch Programm: der "Morgen danach" ist oft schlecht, man wünscht sich "Free To Heal" (so heißt Song eins) . Allerdings sollte die Heilung lieber in Form eines gepflegten chemischen Grußes aus Leverkusen daher kommen als in Plaste und Elaste aus Griechenland. Von dieser Scheibe gibt’s nämlich erst recht Kopfweh. Ohne Rücksicht auf Verlust mischt der Gyros-Doppelburger Metal neu und alt, Gothic, schlecht und kommerziell und was weiß ich nicht alles. Weiter schlimm isses ja nicht, dass die griechische Bude nur von den Gebrüdern Illopoulos betrieben wird, aber auf einen Dritten Herren vom Grill hätten Tassos und Melios noch warten sollen, denn: was da als Gesang aus der Box kommt, das erinnert mehr an einen südeuropäischen Klagegesang als an ein gepflegtes Rock-Organ. Daran können auch die vereinzelten Grunzer nix ändern. Willenlos werden hier balladeske Teile mit ungezähmteren Rhythmen verknüpft, dass der Kunde denkt, hier gibt’s Suflaki mit Bregenwurst. Zu den Leier-Eierschneider-Vocals mit Mundvoll-Aussprache gesellt sich dann auch unmotiviertes Gedudel an der Sechssaitigen, viel zu prägnantes Keyboard-Gedudel und eine Produktion, die in besagter Grillbutze auch nicht schlechter hätte klingen können. So schmeckt nicht der Sommer, so schmeckt kein Gyros, ähbä, und anhören geht schon gar nicht. Wenn da die Götter mal nicht zürnen …
Deutsche Texte und Metal - da bin ich immer skeptisch, für meine Ohren paßt das viel zu oft einfach nicht oder die Texte sind schlicht scheiße (man denke nur an Zorn). AMETROPIE bewahren mich vor einer allzu genauen Stellungnahme, da man ihre lyrischen Ergüsse dank des mal keifenden, mal growlenden Sängers eh kaum versteht ("Die Hexe"). AMETROPIE haben ihren Sitz in Leverkusen, haben sich dem melodischen Black Metal mit Death Metal-Schlagseite verschrieben und bringen mit "Bei Sturm und Mondenschein" ihr erstes mir bekanntes Scheibchen raus. Wer jetzt bei fünf Songs auf eine MCD tippt, liegt mal voll daneben, denn die Platte geht satte 39 Minuten, da liegt jeder Song zwischen 7 und 10 Minuten (der letzte ist ein langweiliges Outro). Nicht schlecht und recht ambitioniert! AMETROPIE lassen durch sehr abwechslungsreiches Songwriting keine Langeweile aufkommen und packen einen Haufen Ideen und Einflüsse in die vier Songs. Da gibt’s blackige Thrash-Riffs, Blastparts, majestätische Passagen (vor allem durch das sehr häufig eingesetzte Keyboard), rohe Black Metal-Passagen und vor allem einen sehr eigenständigen Sangesburschen, der sich sowohl in typischen schwarzen Gefilden als auch im Death Metal zu Hause fühlt und durch seine variable Stimme den Songs viel Würze gibt. AMETROPIE erfinden den melodischen Black Metal sicher nicht neu, haben aber eine gute Scheibe eingespielt, die nur an der etwas dünnes Produktion krankt. Aber das ist beim Black Metal ja normal haha.
INHUME treiben schon seit längerem ihr Unwesen im Underground, haben aber nach ihrer 2000er "Decomposing From Inside" eine längere Pause eingelegt, jedenfalls was die Veröffentlichungen angeht. Nun sind sie aber wieder zurück. "In For The Kill" heißt das neue gute Stück und nach einigen Durchläufen kann ich nur sagen: das Warten hat sich gelohnt! INHUME prügeln sich umbarmherzig durch die sechzehn Songs und nehmen nur ganz ganz selten mal den Fuß vom Gas, um dem Opfer äh Hörer eine kleine Verschnaufpause zu gönnen. Vom unverständlichen Gurgler am Mikro (da ist die Frage berechtigt, die sich jeder Fan extremen Metals irgendwann anhören muss: "Verstehst du eigentlich, was der da singt"?) über die an early Carcass erinnernde Gitarrenarbeit bis zum Drumtier bieten INHUME eigentlich nur gewohnte Grind-Kost, aber sie schaffen es, jeden Song ein klein wenig anders als den Vorgänger zu machen und dadurch eine gewisse Abwechslung auf "In For The Kill" zu bringen - in den engen Grenzen des Genres natürlich. Das macht den Silberling für Freunde erbarmungslosen Geprügels interessant, aber auch nur für die. Ist ne extreme, kompromisslose Scheibe, die einfach Laune macht. Aber nicht beim Autofahren hören hehe
FIRST SHOT werden all denjenigen gefallen, die sich zu eher sanfteren Klängen hingezogen fühlen. Große Experimente oder neuzeitliche Elemente sucht man bei den Kanadiern vergebens, dafür wird der Hörer mit einer ganzen Palette einschmeichelnder (wenn auch manchmal einschläfernder) Melodien verwöhnt. Zwar besitzen die Stücke, allein schon durch den leichten Bombastfaktor, einen gewissen Kitschanteil, werden aber handwerklich solide rübergebracht, ohne wirklich zu enttäuschen. Stellenweise erinnern FIRST SHOT an die im Bombast Rock-Sektor unerreichten MAGNUM ("Into The Night" - der beste Song der Scheibe). Aber ebenso der Rest ist hörenswert, auch wenn den Jungs hier (noch) nicht der ganz große Wurf gelungen ist. Fans von 80’s-Bombast-Ikonen wie den angesprochenen MAGNUM, FOREIGNER oder auch EUROPE sind hier ganz gut aufgehoben, auch wenn es sicherlich qualitativ hochwertigere Scheiben in diesem Sektor gibt. "Midnight Madness" ist einer von diesen Kandidaten, bei denen man als allerletztes Wort nur den Selbsttest empfehlen kann.
"10.000 Watts Of Artificial Pleasures". Das ist immerhin fünfmal mehr Leistung als mein Staubsauger hat. Gelesen, gelächelt, vergessen, was will mir der Albumtitel nur sagen. Ihr Anspruch etwas allzu neues, futuristisches zu sein, erstickt aber spätestens bei Zubinden ihrer New Rock Boots, Cyberpunklook ist im Musikbiz lange keine Innovation mehr sondern eher eine Seuche. Deren Verbreiter unter anderem THE KOVENANT waren, und in deren Fußstapfen mit breitem Profil die DOPE STARS INC. nun treten. Weniger Metal, etwas rotziger und teilweise elektronisch technoider. Industrialeinflüsse sind das zumindest musikalisch hörbar kaum, auch wenn sie das behaupten mögen. Hier dominiert eher europäischer EBM als Basis, gemixt mit ein wenig jugendlichem Punkelan und stampfenden Gitarren. Denen fehlt aber leider beim Opener "10000 Watts..." ziemlich der Biss und sie versinken im Brei. Liest sich fast so, als könnte man das Album kaum hören. Ist aber nicht so, und mir bis heute nicht ganz klar geworden, warum. Die Keyboardmelodien gehen ins Ohr wie nicht oft zuvor gehört, die hochgradig simplifizierten Gitarren in Kombination mit den Drumloops sind tanzbar wie nur was. Gesanglich pendelt man bei männlichen Vocals zwischen elektronischer Entfremdung und cleanem Rotzrock, gesangliche Anarchie in Form allzu kranker Töne fehlt jedoch. Die Produktion ist von der erwähnten Kinderkrankheit abgesehen in Ordnung. Und sind wir ehrlich, Lack, Stiefel und schwarze Haare passen dazu irgendwie einfach als ein Anzug, Modetreter und gegelter Kurzhaarlook.
Sauber, im Info zur Split gibt’s erstmal nen Rundumschlag gegen die ganzen Bands, die nicht wirklich HC sind, sondern Death Metal oder sogar Indierock spielen, aber trotzdem unter dem Banner des HC laufen. Gut, Reflections Records gehören also eher zur Die Hard-Fraktion, aber man kann’s auch übertreiben. Es dürfte aber niemanden wundern, dass sowohl THE DEAL als auch NO TURNING BACK reinrassigen Hardcore machen, wobei sich erstere eher von der etwas neueren Ami-Schule (Give Up The Ghost, New Mexican Desaster Squad) beeinflusst zeigen, während letztere ihre Wurzeln im klassischen prolligen NYCHC haben. Los geht die recht kurze Split mit den drei Beiträgen von NO TURNING BACK, denen man die Beeinflussung durch die New Yorker Jungs zu jeder Sekunde anhört und die so originell wie Arsch auf Eimer sind, aber mich durch einen schönen Groove, jede Menge Moshparts und einen guten Sänger trotzdem überzeugen konnten. Man darf halt nichts Neues erwarten, eben nur altbekannte Zutaten neu gemischt, aber egal. THE DEAL dürften dann Fans der neueren Amibands auf jeden Fall gefallen, denn ihr straighter Hardcore kann mit einem überzeugenden Sänger aufwarten, hat einige unerwartete Wendungen in petto, die für Abwechslung sorgen und vor allem gibt’s eine Gitarrenfront, die gute Arbeit leistet und ihr Handwerk versteht. Die besten Momente haben die Jungs, wenn sie einfach nach vorne losrocken, davon verstehen sie was und werden von einer tighten Rhythmusfraktion angetrieben. Drei Songs am Stück kann ich mir von beiden Bands locker anhören, ich würd’ nur mal gerne eine komplette Scheibe hören… Driller Killer oder Deathwitch fesseln mich halt auch immer nur kurz, sind aber über ne ganze Platte langweilig.