Die Bielefelder SPECTRE DRAGON sind schon seit längerem aktiv und können auf mehrere Veröffentlichungen zurückblicken. Diese Erfahrung hört man auf ihrer aktuellen Scheibe "Under Hells Command", beim Songwriting ebenso wie bei der guten Produktion. SPECTRE DRAGON ist eine Band, die Freude am Experimentieren hat und sich nicht wirklich auf einen Stil festlegt. Das Grundgerüst ist ganz klar Death Metal mit starker Thrash-Schlagseite und erinnert oft an alte Benediction oder Warlord U.K. (was ja im Prinzip das gleiche ist hehe), so z.B. bei "Deceivers Blood" (was dazu auch noch einen klassischen Slayer-Anfang bietet). Daneben gibt’s aber auch viele Ausflüge in klassischen Heavy Metal, sei es beim Gesang oder beim Riffing ("Psychopath"). Am wohlsten fühlt sich Sänger Mat aber im Thrash Metal, auch wenn er ganz gut growlen kann ("Hate Don’t Rust"). SPECTRE DRAGON scheuen sich auch nicht davor zurück, auf den ersten Blick unpassende Sachen einzubauen: fast in jedem Song gibt es z.B. Backing Shouts, die dermaßen nach Hardcore klingen, dass Biohazard froh wären, hätten sie die Jungs haha. Die Bielefelder grüßen im Booklet alle Beteiligten namentlich - und das sind ne Menge. Das Beste ist aber, dass diese Backing Shout-Mannschaft zum Sound der Band paßt und den Songs eine ganz eigene Note gibt. Wirklich großes Lob gebührt aber den Gitarristen, die sich in allen Bereichen des Metals bedienen und ihre Sache verdammt gut machen, so viel Abwechslung hab ich selten in der Gitarrenarbeit gehört! "Under Hells Command" ist eine abwechslungsreiche MCD (die mit fast ner halben Stunde Spielzeit echt value for money bietet), die man sich als scheuklappenfreier Metal-Fan mal anhören sollte - auch wenn das Cover grottig ist haha.
Hoppla! In Zeiten, in denen Bands, die traditionelle Klänge anschlagen, immer wieder indirekt als Langweiler hingestellt werden, trauen sich doch noch einige Verfechter alter Tugenden, ihre Taten auf das Volk loszulassen. Wenn die Ergüsse immer so klängen wie bei MESSENGER aus dem Saarland, müssten wir uns keine großen Sorgen um das Aussterben der Basis machen. Große Experimente sind bei den Herren nicht gefragt, so dass man ihren durchweg klassischen, rootstreuen Stil ohne Schwierigkeiten in eine Ecke mit den alten SCORPIONS, JUDAS PRIEST, SAVATAGE (Riffs!) oder teilweise auch ACCEPT stellen kann. Man kann jedoch nicht behaupten, dass MESSENGER klingen wie eine dieser Bands, sondern sie schöpfen ihren herrlich straighten, trockenen Hardrock/Metal zwar aus dem ganzen Brunnen derartiger Vorbilder, bringen aber genug eigene Ideen ein, so dass nicht das Gefühl entsteht, als habe man alle Stücke auf "Feel The Fire" schon irgendwo einmal gehört. Der sägende Opener und Titelsong tönt mit einem coolen, an SAVATAGE’s "Power Of The Night" angelehnten Riff durch die Boxen und stampft ordentlich. Genauso earcatchy und dabei noch hymnenhafter ist "Last Days" geraten, ein weiterer Midtempo-Rocker. "Pharaoh" stellt mit seinem tollen Refrain ein weiteres Highlight dar und entpuppt sich als echter Grower. Gegenüber diesen drei Krachern fallen die zwei übrigen Songs des Mini-Albums leicht ab, denn "Broken Mirror" tönt zwar schön riffig und griffig, lässt aber einen wirklich guten Chorus vermissen und wirkt etwas wie ein Füller. Und die Ballade "Frozen" kann ebenso nicht viele Punkte einfahren, kommt sie ziemlich kitschig und gesanglich eher im durchschnittlichen Bereich daher. Insgesamt ist diese Mini-CD für Freunde guter, alter Heavy-Mucke sehr gut geeignet. Für eine Eigenproduktion klingt die Scheibe ausreichend fett, auch wenn natürlich gegenüber einem "Vollprodukt" Abstriche gemacht werden müssen. Empfehlenswert!
Jawoll! Endlich mal wieder ne vernünftige Grind-Scheibe! Kein bescheuerter Porn-Grind, kein gepitchten Sänger, kein hirnloses Geballer - sonder pure Aggression! GADGET ist der Name, den sich alle Liebhaber gepflegten Geballers merken sollten. Dürfte auch so manchem bekannt sein, die Schweden waren u.a. schon auf der "Contaminated"- sowie der "Assault"-Reihe von Relapse und haben so’n paar nette kleine Scheiben rausgebracht (u.a. ne Split EP mit Exhumed). "Remote" ist ihr Relapse-Debüt, bei dem die Schweden eine Verwandtschaft mit den schwedischen Grindgöttern Nasum nicht leugnen können, denn genauso wie der Örebrö-Haufen setzten auch die Jungs von GADGET auf die gleiche Mischung aus erbarmungslosen Grind-Attacken ("Förbrukad", "Unreachable") und groovigen Songs ("Wake Up The End"). "Remote" hat alles, was ne vernünftige Grind-Scheibe bieten muss und verzichtet auf sinnfreie Filmsamples oder bescheuerten gepitchten Gesang. Hier ist alles handgemacht, man kann fasst den Schweiß im Proberaum riechen, wenn sich GADGET mal wieder ausgetobt haben. Geil! Wer auf frauenfeindliche Texte und Splatter verzichten kann und Namen wie Nasum, Pig Destroyer oder Brutal Truth mit einem Grinsen sagt, sollte sich schleunigst "Remote" zulegen.
Wenn der Gitarrist der belgischen Grindgötter Agathocles eine neue Band aufmacht, was erwartet man dann? Geballer, genau. DA war ich doch umso überraschter, als "Lord Of Gale", die erste MCD seiner neuen Band GRACEFALLEN sich als keyboardlastiger Dark Metal entpuppte. Hätte mich stutzig machen sollen, dass der gute Mann lange Jahre Keyboarder bei Ancient Rites war haha. "Lord Of Gale" bietet vier Songs (plus Intro) im mittlerweile schon wieder anarchronistischen ToT-Stil: weibliche Engelsstimme trifft männlichen Growler, unterstützt von allerlei Keyboard und getragenen Songs. Und genau das gibt’s bei GRACEFALLEN. Die Belgier trauen sich selten, bekannte Pfade zu verlassen und vertrauen auf Bewährtes, was eben die Norweger schon groß gemacht hat. Da gibt es Solo-Passagen für die gute Frau ("Moonlight Hymn"), die aber über eine wirklich schöne Stimme verfügt und sich zum Glück nicht in ultra-hohen Geträller verliert - wir sind hier ja auch nicht bei Nightwish hehe. Im Gegensatz zu ihr kann der männliche Gesangspat nicht so überzeugen, dafür ist seine Stimme zu austauschbar und eintönig. Beim Songwriting zeigen die Belgier keine Schwäche und haben vier sehr schöne melodische Dark Metal-Nummern geschrieben, die Freunden des Genres gefallen dürften. Die Produktion geht auch in Ordnung, da spricht dann also nicht viel dagegen, sich die Scheibe aus Pommesland zu ziehen, oder?
Die Space oder auch Cosmic Proger von DICE beehren uns hier bereits mit ihrem 10’ten Werk und erstmals in der Geschichte der Band seit 1974 (!) sind neben eigenen Songs unter dem bezeichnenden Titel "If The Beatles Were From Another Galaxy" auch noch drei Covertracks aus der Feder von Lennon/McCartney enthalten. Das gelungen 3-D Artwork mit den straßenüberquerenden Musikern ist natürlich ebenfalls an die Fab Four (" ") angelehnt und auch klar, das wohl durchdachte Konzept hinter dem Album steht unter der humorvollen Prämisse, wie die BEATLES beinahe göttergleich eingeflogen und dann quasi wie die COSMIC-BEATLES klingen würden. Nach dem letzten hier besprochenen doch etwas mittelmäßig ausgefallenen "Waterworld" merkt man hier gleich bei den ersten Tönen, daß sich am Sound deutlich etwas verändert hat und zwar sehr positiv, denn die Gitarren sind für mein Empfinden merklich aufgewertet worden, will sagen klingen einfach besser, fordernder sowie inspirierter als bei den mir bekannten Vorgängeralben. Ein kurzer Blick ins Booklet verrät dann auch sofort Bandleader & Sänger Christian Nóvé hat sich tatsächlich einen neuen Mann an die Klampfe geholt und mit Peter Viertel hat die Band spürbar an Qualität gewonnen. Auch die Songs sind stellenweise noch etwas mehr mit einem Pop-Appeal ausgestattet (was aber durch den vorgegeben Kontext auch zwangsläufig so sein mußte) man höre nur mal das gelungene äußerst lässige "God Bless You John Lennon" mit einer wunderbar eingängigen Hook. DICE spielen ansonsten stilistisch nach wie vor ihren ureigenen auf spacig getrimmten, relativ ruhigen Prog-Rock mit dem etwas kantigen aber prägenden Gesang von Nóvé und schaffen es mit den bereits erwähnten "Beatles"-Anleihen ihr Klangspektrum noch etwas zu erweitern und einfach gut zu unterhalten. Für den ein oder anderen Proger könnte diese Mischung beim ersten Durchgang vielleicht etwas zu glatt wirken aber die Band beweist beim Songwriting ein gutes Händchen mit gelungenen Melodien, klasse neoprogigen sowie packenden Gitarrensolos - da kann man (eventuell) schon auf ein paar nicht so prägnant-progressive vorhandene Strukturen bzw. Arrangements verzichten. Für meinen Teil überzeugt mich "If The Beatles Were From Another Galaxy" ohne Einschränkung und wer Lust hat sich originelle Neuinterpretationen von solchen Klassikern wie "Fool On The Hill" oder die abgedrehte Space-Version von "Penny Lane" reinzuziehen, sollte hier einfach mal reinhören. Das "Experiment" der ostdeutschen Progrocker muß als äußerst Gelungen bezeichnet werden, das Ergebnis klingt erfreulicherweise nicht nach 70er Jahr Muff sondern erstaunlich frisch - die Jungs haben ihre guten musikalischen Fähigkeiten optimal umgesetzt.
Lange war’s relativ ruhig um die deutschen Schweden aus dem Schwabenland, aber das Warten hat mit "Made Of Flesh" ein Ende. FLESHCRAWL sind wieder da! "Beneath A Dying A Sun" heißt der Opener des Albums und läßt mich erstmal schwer schlucken - Midtempo regiert bei dem Track, der dadurch nicht wirklich in Schwung kommt. Man, werden FLESHCRAWL auf ihre alten Tage noch langsam? Nein, werden sie nicht, wie im Anschluß der Titeltrack beweist, bei dem die Schwaben gewohnt brutal vorgehen und keinen Raum mehr für Zweifel lassen. Wie immer klingt die komplette Scheibe so schwedisch wie’s nur geht, vor allem natürlich die Gitarren, die wieder herrlich braten. Sänger Sven hat ja spätestens seit "Soulskinner" klar gemacht, dass er einer der besten ist, die wir hierzulande haben und liefert auch auf "Made Of Flesh" eine reife Leistung ab. Was mir aber auf "Made Of Flesh" ein wenig fehlt sind die Ohrwürmer und die Eingängigkeit die FLESHCRAWL auf ihrem Meisterwerk "As Blood Rains From The Sky…" noch hatten. Brutal ist die neue Scheibe auf jeden Fall geworden und hat auch so einige geile Songs ("Scourge Of The Bleeding Haunted" oder "Forged In Blood"), aber es kann halt mit ihrem Überwerk nicht ganz mithalten und hat ein, zwei Füller ("Beneath A Dying Sun"), die nicht hätten sein müssen. Dann schon lieber ne vernünftige Coverversion eines Klassikers. "Made Of Flesh" ist ein gutes schwedisches Death Metal-Album, dem aber der letzte Kick fehlt, damit es an ihr Meisterwerk ranreicht. Spielt aber immer noch in der Death Metal-Liga ganz weit oben mit und kann man sich als Freund schwedischen brutalen Death Metals ohne Probleme kaufen.
Aber Hallo….Was hat mich letztes Jahr das Debütalbum "Sign Of Truth" der schwedischen Combo DIONYSUS, der Band um Sänger Olaf Hayer (Luca Turilli) umgehauen! Da hatte ich schon so meine Bedenken, dass die junge Band aus dem Hause AFM Records diese Messlatte nochmals überschreiten können. Aber sie tun es: "Anima Mundi" ist ein HAMMERALBUM. Allein der Titelsong - einmal gehört, nie mehr vergessen! Eine Melodie wie aus dem musikalischen Bilderbuch. Ein Refrain der jeden Zuhörer zum Mitsingen zwingt. Ich trällere das Lied schon seit Tagen und krieg es nicht mehr weg! Gleiches gilt auch für "Divine" oder "Closer To The Sun". Hier bieten die Schweden frischen Melodic Power Metal der durch die tollen Lead Gitarren Stimmen sowie abwechslungsreiche Keyboardpassagen zu keinem Zeitpunkt nervig oder langweilig wirken. Und dann haben wir da noch "March For Freedom" einem Midtempostampfer mit epischen Superchorus. Zugegeben - die Strophe erinnert einen doch sehr stark an "Warriors Of The World" ,wobei mich allerdings der untypische fast schon "storytellermäßige" Sprechgesang, der ganz schnell wieder zu seinen Ursprüngen findet, überzeugt. Und bei der Textpassage "…On A Path To Freedom And Glory…" krieg ich einfach nur noch Gänsehaut (Ich habe wohl doch zu oft Herr der Ringe oder Braveheart gesehen !). Erwähnenswert noch die - nun ja, sagen wir Ballade - "Forever More". Ein weiterer Ohrwurm bei dem Olaf Hayer sein ganzes gesangstechnisches Potential ausschöpft. "Anima Mundi" ist keine billige Kopie einer der vielen Bands dieses Genres die den Markt überfluten sondern ein wahres Meisterwerk das ich auf eine Ebene mit Edguy´s "Theater Of Salvation" stellen würde. Wahnsinn!
Keine Ahnung, wann ich mir die Scheibe zugelegt habe. Ich glaube, dass war bei meinem ersten oder zweiten Wacken-Besuch (1997/98) und selbst da war die Scheibe schon alt haha. Aufgenommen wurde das Teil im September 1993 im Berno Studio. Wenn fünf Schweden Anfang der Neunziger Death Metal machen, ist doch klar, wie der klingt, oder? Heutzutage bin ich über Bands wie Paganizer und Bloodbath froh, die einen solch old schooligen Death Metal spielen, zu Zeiten von SEANCE war das normal. Ach ja, damals… aber wir schweifen ab. SEANCE hauen auf "Saltrubbed Eyes" neun gnadenlos brutal-rohe Death Metal-Geschosse raus, die sich hinter Dismember und alten Entombed nicht verstecken müssen. Ich weiß nicht, warum SEANCE nicht in einem Atemzug mit diesen Legenden genannt werden, für "Saltrubbed Eyes" hätten sie’s auf jeden Fall verdient. Knüppler wie der Opener "Soulcorosion" oder das mit Morbid Angel-artigen Gitarrenspielereien aufwartende "Controlled Bleeding" sind Perlen, echte Perlen! Die dürfen nicht einfach untergehen, also shet zu, dass ihr euch SEANCE zu Gemüte führt. Ich glaub, bei SEANCE trieb sich mit Jensen ein Mucker von The Haunted rum, bin mir aber nicht ganz sicher, ob das der gleiche Kerl ist. Egal, auf jeden Fall die Augen offen halten, wenn ihr alten Schwedentod liebt!
Oh nein, nicht noch eine Relapse-Band haha. THE END sind ein typischer Vertreter des sperrigen, für so viele Band bei dem Ami-Label typischen Sound. Ähnlich wie Burst, Soilent Green oder Mastodon kann man THE END nie wirklich festnageln, was sie denn nun für Mucke machen, dafür pendeln sie zu sehr zwischen Metal, Hardcore, Punk und Grind. Mal zerbrechlich-verträumt ("The Sense Of Reverence"), mal brutal as fuck ("Fetesque") versuchen sich die Jungs an einem ähnlichen Knaller wie "Lifesblood" von Mastodon, ohne an die Scheibe ranzukommen. Denn im Gegensatz zu Mastodon oder Soilent Green fehlt ihnen der letzte entscheidende Kick, die bei beiden Bands vorhandene Eingängigkeit. THE END sind sicher nicht schlecht und dürften Fans anspruchsvoller komplexer harter Musik sicher gefallen (man braucht so einige Durchläufe, bis man den Sound von "Within Dividia" erschlossen hat), aber im Vergleich zu den logischen vergleichbaren Größen stinken sie noch ab.
"Ähnlich wie Fear Factory" - mit diesen Worten hat Torben mir die CD zukommen lassen und mich als alten FF-Fan ganz rollig gemacht (und natürlich mit seinem Augenaufschlag haha). Ich meine, "Demanufactury", Martyr", Edgecrusher" - wer will da nicht eine Band haben, die ähnlich wie die Amis klingt? Vor allem, wenn man auf das neue Album von dreiviertel Fear Factory (ohne die Painkugel Dino) wolh noch ein wenig warten muß. Player an, CD rein. Man, BIOSYSTEM 55 sind nicht annähernd so gut wie Fear Factory. Das fängt beim langweiligen gepreßten Gesang an, der nur in cleanen Passagen überzeugen kann ("Aura") und dann auch eher nach Korn als nach FF klingt. Weiter geht’s mit dem einfallslosen Drumming, das sich mit einem Mr. Herrera niemals messen kann, bei Sepultura klaut ("Violatech") und im Duett mit dem Bass einfach nur lahm ist. Der Bass klingt übrigens auch wie eine 1:1-Kopie von Korn, ätzend. Gitarrist Nillo läßt sich immer gleiche Riffs einfallen und kann auch keine Akzente setzen. In der Band reißt also keiner mal was raus, die Songs dümpeln so vor sich hin und bieten langweiligen Nu Metal. Das Beste an der Scheibe ist der Hidden Track, bei dem die Italiener mal richtig einen auf Grind machen und man den Spaß bei der Sache hört. Aber mit ihrer regulären Mucke sind BIOSYSTEM 55 einfach lahm.