Ein Konzept-Album über Ägypten. Wie originell! Gähn... DOWN BELOW greifen das Grundthema jedes zweiten oder dritten Konzept-Albums wenigstens mit fachlichem Hintergrundwissen der Uni Leipzig an, ein Fleißsternchen gibt es für diese Recherche-Arbeit. Musikalisch ist "Silent Wings:Eternity" ein Fall für Pop-Goten und Eighties-Liebhaber - die Stimme von Sänger Neo-Scope geht angenehm ätherisch ins Ohr und erinnert von Ferne an Marian Gold von ALPHAVILLE unvergessen. Und genau da sind DOWN BELOW am besten - nicht in den tiefen Gothic-Gefilden von "Embalmment" - die sind zu durchschaubar, überwiegen das Album aber leider - sondern eher bei den poppigen Arrangements a la "How To Die In Space", bei denen diese Stimme glänzen kann. Losbraten können andere besser, bei vielen Songs wird die E-Gitarre mal kurz angespielt und darf dann doch nicht. Genau wie der Sound, der eher "transparenter" geworden ist - scheint aber momentan ein Trend zu sein, eher dünner produzieren zu wollen und den Stimmen im Vordergrund mehr Platz zu lassen. Kann ich ja verstehen, aber mir geht´s auf den Senkel.
Aus England kommen so verschiedene Sachen wie die BEATLES und BFBS Radio - der Streitkräfte-Sender, damit die Tommies in der Fremde wenigstens nicht unter dem schrecklichen Format-Radio leiden müssen. Erstere werden hier von ihren Landsmännern GROOVYCIDE verwurstet - und wenn John Lennon nich schon längst tot wäre, er würde um Hilfe rufen. Denn GROOVYCIDE sind nicht nur in Gütersloh stationiert, sondern auch im (poppigen) Punkrock Mitte der Achtziger verwurzelt - und "Help" rumpelt und pumpelt wie Live-Bootlegs von den LEMONHEADS und ihrer Version von "Miss Robinson". Die anderen Tracks rumpeln nicht weniger, gerade die Drums sind extremst "oldschool" aufgenommen - was in diesem Fall eben absolut drucklos bedeutet. Die anderen viereinhalb Tracks sind nicht viel besser, okayer Thekenrock, aber nicht mehr und nicht weniger. Wundert mich nur, warum Radio-Guru John Peel (und damit schließt sich der Kreis) so tierisch auf GROOVYCIDE abfährt. Wahrscheinlich Nostalgie nach den Frühachtzigern, als selbst auf guten Stereo-Anlagen die Platten noch so dünn klangen? Hmm. Die Texte sind ok - die Liebe ist ein seltsames Spiel, erst recht, wenn man oft, lange und zwangsweise allein ist...
Das kleine Glück - himmelhochjauchzend - die große Verzweiflung - zuTodebetrübt. BITUNE loten auf dieser EP 5 große Gefühle sehr unterschiedlich aus - "Still" macht da weiter, wo die DEFTONES zu psycho sind und die neue zweite Liga dahinter (TAPROOT, PULSE ULTRA) zu verkopft und verfrickelt. Wo Emocore-Kapellen der Vergangenheit zu sehr das zuTodebetrübt betont haben, haben BITUNE noch ein Extra-Riff, eine kleine Dur-Harmonie am Rande, den passenden Groover, der die Songs geschmeidig zusammen hält. "All In One" rockt gut los und wurde von Ex-SKUNK ANANSIE-Gitarrist Ace produziert, "Stars Are Stereo" ist eine Ballade, für die STAIND sich nicht schämen müssten und "Drain away" ist grooviger, ein paar Whatever-Core-Breaks eingestreut. "Change" dreht noch mal auf. Wer nicht absolut taub ist, kann hier seinen Frühjahr/Sommer oder Herbst-Hit entdecken - und es wird ein total euphorischer, deprimierter Sommer!
Vorne prangt ein unscharfer grauer Totenkopf, hinten springt einem eine grellgelbe Sonnenblume an. Übertriebene Diskrepanz auf der einen, treffende Vielseitigkeit auf der anderen Seite. Und das trifft nicht nur auf den optischen Eindruck der CD zu, sondern beschreibt auch die Musik. Dass weiblicher Gesang nicht immer den Ohren schmeicheln muss, zeigen SYSTEME ENCEPHALE recht schnell. Nicht der Weg des geringsten Widerstands sondern die allermeiste Zeit der steinigere aus mehreren möglichen Pfaden wird von ihnen gewählt. Gemäßigtes Tempo, bisweilen fast schleppende Langsamkeit und dann auch wieder gemäßigt rockend führen zu einem nicht selten nachdenklichen, manchmal düsteren und stets fesselnden Gesamteindruck. Doch zurück zum Gesang, denn dieser strotzt außer beim etwas zu tiefen und damit leicht gezwungen wirkenden Opener vor Organik und harmoniert wunderbar mit den Instrumenten. Die Organik wird durch eine bodenständige Produktion noch forciert. Die Gitarren schwelgen bisweilen in selbstverliebtem Prog, drehen aber nie soweit ab, dass den Songs ein leichter Hymnencharakter verloren geht. Und somit wüten die Emotionen und unterhalten abwechslungsreiche Songs auf eine Weise, wie sie Bereich des härteren Rocks nur noch selten angetroffen wird.
Finnland, Land der tausend Seen und tausend Bands. Möchte mal wissen, ob da jeder unter 30 in einer Band spielt oder ob es da tatsächlich Nichtmucker gibt hehe. BONEGRINDER kommen aus Lahti und haben sich im Sommer 2003 spontan gegründet. Ok. Auf ihrem ersten Tonträger "No More Wasting Time" ballern sich die Finnen recht gnadenlos in die Gehörgänge ihrer Opfer, zeigen sich dabei Experimenten nicht abgeneigt, bleiben aber immer in einem Death Metal-Rahmen. Sänger (oder Vocalgrinder hehe) Olli growlt sich nicht durch die Songs, was schon ein Unterschied zu vielen DM-Bands ist (logisch), sondern ist eher auf der Relapse-Psychoschiene unterwegs. Dazu noch ein paar Grind-Zitate ("Plastic Scene") und fertig ist der Aggro-Sänger. Der Rest der Truppe vermischt amerikanischen Death Metal, Grind, Hardcore und ein wenig klassischen Metal, ballert diese Mixtur ohne Kompromisse nach vorne weg und klingt dabei arschbrutal. Brutal Metal trifft es am ehesten. Die fünf Songs zeichnen sich dabei durch Groove aus, kleine Gitarrenspielereien ("Hidden Chaos") und kommen ohne Umschweife auf den Punkt. Bleibt eine gute MCD, auf der BONEGRINDER mit brutaler nachvollziehbarer Mucke überzeugen können und die auf ein Album hoffen lässt.
Die NEKROMANTIX sind beileibe kein unbeschriebenes Blatt mehr. Seit 15 Jahren gibt es sie bereits, sie sind schon auf der ganzen Welt getourt (u. a. in den USA mit RANCID, TIGER ARMY und den U.S. BOMBS) und "Dead Girls Don´t Cry" ist schon ihr siebtes Album - und das zweite auf Hellcat Records, dem Label von RANCID´s Tim Armstrong. Und dass die Dänen zu seinen persönlichen Lieblings-Bands zählen, hat durchaus seine Berechtigung, denn ihr treibender Psychobilly mit eingängigen Hooklines und B-Monster-Movie-Texten ist einfach unwiderstehlich infizierend. Was die NEKROMANTIX von anderen Vertretern dieses Genres wie MAD SIN, DEMENTED ARE GO oder den METEORS allerdings unterscheidet, ist ein deutlicherer Rockabilly-Einschlag, so dass einige Stücke fast klingen, als würden sich die STRAY CATS an Punkrock versuchen. Allgegenwärtig ist die Horror-Stimmung, die sich nicht nur in den Texten zeigt - Gründer, Sänger und Bassist Kim Nekroman spielt einen schwarzen Kontrabass in Sarg-Form (1990 war das sogar noch ein echter Kindersarg). Dass sie es damit nicht allzu ernst meinen, zeigen Platten-Titel wie "Jack The Stripper", "Demons Are A Girls Best Friend" oder "The Return Of The Loving Dead". Überhaupt steht der Spaß auch auf "Dead Girls Don´t Cry" hörbar an erster Stelle. Darüber hinaus ist aber auch die Gesamtproduktion mehr als gelungen, Kims Slap-Bass groovt wie Hölle und es gibt jede Menge Ohrwürmer. Und zwischendurch glaubt man immer wieder, Elvis, Johnny Cash und Joey Ramone hätten mit im Studio gestanden...
Melodischer, hymnischer, teilweise metallischer und bombastischer, Keyboard - befeuerter Hardrock aus Finnland. Nichts Spektakuläres also, dennoch klingt das zweite Album des Quartetts richtig frisch und macht durchgehend Spaß. Notorische Knüppelbrüder und Schwarzkittel können dieses Review getrost überspringen, während Anhänger der oben genannten, bewährten Mixtur ein Auge und beide Ohren offen halten sollten. Richtig stark geht’s dann auch mit "Unchain The Rain" los, einer leicht melancholischen (was für die gesamte Platte gilt - es sind schließlich Finnen…) Mitsinghymne, die als glasklarer Hit durchgeht und großes Radio - Potential offenbart. Leider kann das folgende Material zwar in Sachen Eingängigkeit und Hittauglichkeit mithalten, jedoch nicht ganz auf kompositorischem Niveau. Mit "Prophet Of Pestilence", "Discovery", "Divine”, dem speedigen "Falling Again" oder dem fast schon true - metallischen "Stain Of The Switchblade" (klasse!) befinden sich einige echte kleine Perlen auf dem Album, die zwar keine Bäume ausreißen, aber zum wiederholten Hörgenuss einladen. Gelegentlich wird leider, besonders bei "Haven" und "Try To Remember" zu hören, die Kitsch - Peitsche zu stark ausgeholt, was das ansonsten gute Gesamtbild doch etwas trübt. Echte Ausfälle sind auf "Divinity" jedoch nicht zu entdecken, weshalb Melodic - Rocker / Metaller dieser Platte ruhig einen Testlauf gönnen dürfen. Nette Scheibe!
Die BASE BORN BASTARDS aus Walldorf bezeichnen ihre Musik selbst als "New-Fun-Funk-Acid-Thrash-Hip-Rock-Core". Nicht nur, dass solche zusammengestückelten Stil-Beschreibungen schon generell grauenvoll sind (Die scheinen das echt ernst zu meinen!), die eben genannte trifft auf das Trio auch überhaupt nicht zu und zeugt von einer klassischen Fehl-Selbsteinschätzung. Vielmehr gibt es größtenteils typischen und wenig originellen Crossover irgendwo zwischen den CHILI PEPPERS und RAGE AGAINST THE MACHINE zu hören. Das muss ja nicht unbedingt schlecht sein, aber die BASE BORN BASTARDS reihen Klischees aneinander, die man auch schon vor Jahren schon tausend Mal gehört hatte, weshalb sie also nichts bieten, was irgendwie spannend oder interessant wäre (vom "new" ganz zu schweigen...). Richtig schlimm wird´s dann bei der Ballade "New Generation", die nicht nur rührselig-kitschig, sondern vor allem völlig belanglos daherkommt. An der Produktion gibt es eigentlich nicht viel zu bemängeln, denn die ist für ein Demo recht ordentlich, nur die Gitarre könnte noch um einiges fetter, dreckiger und vor allem druckvoller sein. Spielerisch gibt es auch nichts zu meckern, da die Jungs offensichtlich solide Musiker sind. Jetzt müssten sie nur noch gute Songs schreiben können, denn mit diesen hier lockt man heute keinen müden Hund mehr hinterm Ofen hervor.
Sie haben’s erkannt. Das wurde auch mal Zeit! Wer was erkannt hat? Esa Holopainen und Kumpels - Amorphis machen mittlerweile Wussi-Mucke, den Herren steht aber der Sinn nach deftigerem Metal. Was soll man bloß tun? Mit Amorphis einen grooooßen Schritt zurück oder lieber Nebenprojekte aufmachen? Da Amorphis sich wohl mittlerweile auch außerhalb der begrenzten Death Metal-Welt einen Namen gemacht haben, lag es auf der Hand, dass Projekte aus dem Boden gestampft werden - außerdem haben wir es hier mit skandinavischen Muckern zu tun. Besaufen können die sich in ihrer Freizeit nicht (zu teuer) und man muss schließlich auch einen Ruf wahren und irgendwas nebenbei laufen haben. Wer spielt denn heute noch in nur einer Band? Während Esa sich also bei Chaosbreed austobt, haben zwei andere Amorphisler sich TO SEPARATE THE FLESH FROM THE BONES ausgedacht. Schnörkelloser Grind, noch roher und simpler als Chaosbreed. Alte Carcass, Terrorizer, Napalm Death, Nasum. In diesen Gefilden bewegen sich die zehn Stücke der EP, die nicht mal zehn Minuten dauert. Ein akustisches Inferno der Extra-Klasse, gnadenlos brutal, dabei aber immer technisch anspruchsvoll, nie in blastendes Geprügel ausartend, sondern immer mit einem Quentchen Groove. Sehr geil und dabei Erinnerungen an alte Zeiten weckend, als Carcass noch roh waren und Napalm Death mit "Scum" eine geile Scheibe machten. In dieser Tradition stehen auch TO SEPARATE THE FLESH FROM THE BONES, geht doch keiner der Songs länger als 1:30. Kurze Eruptionen musikalischer Gewalt, verpackt in durchschlagende Produktion, mit coolen Pseudonymen (Herr Arschstein haha), einen keifenden Psychopathensänger, Schädelspaltergitarren und einem Drummer, der echt das Letzte in der kurzen Zeit aus dem Kit rausprügelt. So muss Grind sein! Grind On, Boys!
ILL-SANITY bringen mit "Down Below” nach zwei Jahren ihre neue Scheibe unters Volk und sind gleichzeitig auf der Suche nach einem Label. Ich drück’ ihnen dabei die Daumen, denn die Tracks auf der Scheibe sind zum Großteil echt gelungen und eines Plattendeals würdig. Wenn man mal von "Those Of The Unlight" absieht, das hat im ersten Teil einen sehr balladesken Touch, klingt dabei wie schlechte Iced Earth und glänzt dann noch mit einem echten Manowar-Text. Nee, laß’ mal. Die anderen acht regulären Songs sind da schon ein ganz anderes Kaliber und bieten feinsten melodischen Death Metal, in dem sich vor allem die Gitarren mit abwechslungsreicher und mitreißender Arbeit in den Vordergrund spielen und mindestens den Fuß zum Mitwippen bringen. Auch bei erwähntem "Those Of The Unlight" kriegen ILL-SANITY irgendwann noch die Kurve und machen einen rockigen Melodic-Death-Song draus, aber das dauert… Die Produktion geht mehr als in Ordnung, druckvoll und differenziert wie eine gute Produktion eben sein muss. ILL-SANITY bemühen sich um Abwechslung, variieren dabei oft und geschickt das Tempo, auch wenn manche Parts dann doch bekannt vorkommen. "Down Below" ist ein gutes Stück melodischen Death Metals, das fast komplett überzeugen kann (eben jenes "Those..") und mit 7,50€ für einen fairen Preis zu haben ist. Wer endlich mal ne Death Metal-Band in seinem Schrank stehen haben will, die nicht aus Schweden kommt, sollte den Jungs das Geld schicken hehe. Neben den acht regulären Songs gibt es noch drei Bonustracks, bei denen der letzte echt raussticht. Drum’n’Bass meets Metal oder so. Ähnlicher Ranz wie Pain. Aber als Bonus ok, kann man einfach ausmachen hehe. ILL-SANITY - melodischer Death Metal. Stimmt. Guter melodischer Death Metal. Stimmt noch viel mehr.