Ein Bierchen kostet hier in Hamburg auch schon drei Euro, ein Hamburger in Hamburg auch. Da macht der gemeinhin eh zu dicke Metaller einfach einen Gesundheitsabend und verzichtet auf ebendieses Frühstück, und schon hat man fast das Geld zusammen, dass man braucht um sich "Breaking The Silence" ins Regal zu stellen und auf die Lauscher zu geben. Unter dem Banner der Band Unity (www.band-unity.de) zerstören nun 15 Bands die Stille, und dies tun sie fast ohne Ausnahmen sehr eindrucksvoll. Mit dem Schwerpunkt auf düsterem Metal zeigt sich diese CD extrem professionell und hebt sich alleine dadurch von vielen mehr oder wenigen glücklosen Veröffentlichungen ähnlicher Idee der letzten Zeit ab. Farbiges Booklet, jeder Band ist eine Seite gewidmet, fast durchgängig qualitativ hohes bis höchstes Niveau der Musik und das ganze für günstiges Geld. Und davon geht auch noch ein Euro an die "Nordoff Robins Stiftung", einer Vereinigung die Musiktherapie für autistische Kinder forciert. Ob dies jetzt durch Ohrwürmer wie den Opener von MINDCRIME, durch schwarzmetallische Kälte von MIDWINTER oder von fast oldschooligen Thrashhämmern wie HATRED besorgt wird, sollte dem nicht allzu engstirnigen Metaller egal sein: Abwechslung pur, Gothic Metal als Konsens und kleinster Nenner bei den meisten. Hinter jedem der Tracks stecken recht eigenständige Ideen, dem ein oder anderen zu knabbern geben vielleicht THE ANIMATRONIC mit einem etwas gewöhnungsbedürftigen Drumming aber erfrischend aus dem Rahmen fallenden modernen Metal oder CARPATHIAN DREAM mit dem immer noch die Gemüter spaltenden mehrstimmigen Gesang. Doch lediglich beim letzten Song von EVENTYR fallen auch objektiv die Hüllen, das Drumming ist doch arg dünne, das Keyboard für das, was es spielt, viel zu laut. Sei´s drum, sinnvoller kann man in aktueller Zinslage sein Geld ohnehin nicht anlegen. Also flugs beim Mailorder des Vertrauens die CD geordert oder bei einer beliebigen beteiligten Band über eine Stunde solide Unterhaltung bestellt. Für weitere Infos checkt ihr am besten die Band-Unity.de Seite!
Nach dem hörenswerten 2002er Album "...Ridin’ With The Devil" verticken die süddeutschen Rock’n’Roller SILVERMACHINE nun ihr neusten Werk aus Schmutz, Dreck und lauten Gitarren. Betitelt ist das Ganze mit "Dead Moon" und enthält 9 Tracks welche wieder mal gnadenlos nach vorne gehen und sich bemühen keine Gefangenen zu machen. Wer’s noch nicht ahnt - der Haupteinfluss des Dreiers war und ist unzweifelhaft Motörhead. Und das Sänger und Gitarrist Oli seinen Gesangsstil an Lemmy orientiert ist schon nach den ersten Takten des schnellen Openers "Souldoctor" recht deutlich herauszuhören. Der zweite Song "Heart & Soul" ist ein eingängiger, fast schon melodischer Hinhörer und für mich der Anspieltipp der Scheibe. "Heart & Soul" zeigt aber auch auf, dass SILVERMACHINE neben genannten Motörhead auch noch Bands wie Hellacopters, Nashville Pussy & Co. zu ihren Faves zählen dürften. Und mit deren Mucke können sich Oli, Alexandra und Manuel durchaus vergleichen. Eine Besonderheit weis der süddeutsche Dreier allerdings auf. Das ist die Mischung aus Tracks mit englischen (vier Songs) und mit deutschen Lyrics (die anderen fünf Songs). Harter Rock’n’Roll mit deutschen Texten mag nicht jedermanns Sache sein - sie geben SILVERMACHINE aber eine eigenständige Note und unterstreichen etwas die Punk-Note in den Songs. Die Teile dürften auch Live dementsprechend gut rüberkommen. Dabei gefällt mir besonders "Ich bin Frei" mit seinem fast Bandhymnenmäßigen Charakter und das schnelle "Rock’n’Roll 04". Wer mal nach der CD Ausschau halten möchte, probiert es mal über ProvinoPromotion@aol.com oder testet mal die angeführter Band-Homepage an - das ganze ist recht verbraucherfreundlich. Apropos, noch was: SILVERMACHINE sind im September 2004 mit der Berliner Punk´n´Roll Band ROCKASS auf Deutschland-Tour - na dann Rezina: Vollbedienung.
Death Metal. Eher langsam. Mit englischen und deutschen Texten. Klingt solide, ist solide. Die Süddeutschen, die früher auf den geschmackvollen Namen "Euthanasie" gehört haben und sich nach der Umbenennung jetzt mehr um Parasiten kümmern, gehen dabei recht abwechslungsreich vor, streuen viele Breaks ein und spielen natürlich auch gerne mit dem Tempo - bis herunter in doomige Gefilde. Vergleiche mit Asphyx und Co. sind sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Dummerweise nervt dabei der Sprech-, Grunz-, Wechselgesang bei Songs wie "Gate To Paradise" oder "Schrei" nicht zu knappp und gibt den Titeln einen nervigen Anstrich. Schade, denn das Material an sich transportiert wirklich ordentlichen Death Metal traditioneller Couleur mit verspielten Spritzern. Vor allem das Schlagzeug hat (und macht) ziemlich Dampf. Fazit: ausbaufähiges Demo mit guten Ansätzen. Ich bin mal gespannt, wie die Jungs ihre Sache auf dem "Up From The Ground" machen.
Wie die Metal-Gemeinde inzwischen wissen wird, ist Killjoy Mega-Film-Fan. Da ist schön und da kann keiner was dafür. Außerdem hat das Necrophagia-, Ravenous- und Sonstwo-Mastermind immer dann Langeweile, wenn er kein Album auf den Markt schmeißen kann. Merkwürdigerweise findet der Kollege immer wieder ein Label, der seine Scheiben veröffentlicht. Jedenfalls ist niemand gezwungen, dieses Album zu kaufen. Klar, John Carpenter hat Snake Plissken eine amtliche Mucke verpasst, auch Ennio Morricone und ähnliche Genies haben tolle Soundtracks gemacht. Nun hat sich "Killi" mit Mirai zusammengetan und ebenfalls einen Soundtrack geschrieben. Nur leider kenne ich den dazugehörigen Film nicht und ich glaube gibt es auch noch keinen. Ein amtlicher Horrorfilm aber wäre unerlässlich, um diesem Machwerk eine wenig Spannung zu verpassen. So plätschert der instrumentale und künstliche Mix aus Sythns, Keys und Drums gesichtlos am Ohr vorbei. Noch dazu klingt der Sound zeitweise nach schlechter Bontempi. Wie diese Musik dennoch funktionieren könnte, deutet das abschließende Video zu "A Tribute To Sanity" an. Dennoch: Diese Scheibe braucht keine Sau - daran kann auch das "wertige" Digipak nichts ändern. Als nächstes kommt dann wohl das gepupste Killjoy-Konzert.
Graveyard Disturbances
Band:
Genre:Nicht angegeben Tracks:10 plus Video Länge:39:12 () Label: Vertrieb:
Juchu und hoch die Tassen, den Gegenüber eingehakt und in die Hände geklatscht. ELVENKING verbinden Powermetal mit dem Teil der europäischen Folklore, bei dem der keltische Ringtanz mit acht Touren getanzt werden kann. Mit Spielfreude und Abwechslungsreichtum gehen die sechs Italiener und ihre Gäste hier ans Werk. Wenn Metal, dann aber auch richtig - Schlagzeuger Zender tritt ordentlich auf seine doppelte Bass-Drum ein, die Gitarren braten fett, um abwechselnd Flöten und Geigen Platz zu machen, mit den Geigen um die Wette zu laufen - oder aber auch mit den Geigen im Hintergrund vorn die Solos zu gniedeln. Auch die Akustik-Klampfe macht sich ganz gut. Das Songwriting verwebt das alles organisch und mit Hintersinn miteinander. Das Konzept drum herum ist mit Liebe gemacht, das Artwork scheint direkt aus Mittelerde importiert. Die Chöre sind mitsing- und stadiontauglich, obwohl nicht ganz einfach, die Melodien gehen ins Ohr. Ein fetter Tipp für alle, denen nach dem Abgang von Martin Walkyer bei SKYCLAD genau das hier fehlt...
Ein Konzept-Album über Ägypten. Wie originell! Gähn... DOWN BELOW greifen das Grundthema jedes zweiten oder dritten Konzept-Albums wenigstens mit fachlichem Hintergrundwissen der Uni Leipzig an, ein Fleißsternchen gibt es für diese Recherche-Arbeit. Musikalisch ist "Silent Wings:Eternity" ein Fall für Pop-Goten und Eighties-Liebhaber - die Stimme von Sänger Neo-Scope geht angenehm ätherisch ins Ohr und erinnert von Ferne an Marian Gold von ALPHAVILLE unvergessen. Und genau da sind DOWN BELOW am besten - nicht in den tiefen Gothic-Gefilden von "Embalmment" - die sind zu durchschaubar, überwiegen das Album aber leider - sondern eher bei den poppigen Arrangements a la "How To Die In Space", bei denen diese Stimme glänzen kann. Losbraten können andere besser, bei vielen Songs wird die E-Gitarre mal kurz angespielt und darf dann doch nicht. Genau wie der Sound, der eher "transparenter" geworden ist - scheint aber momentan ein Trend zu sein, eher dünner produzieren zu wollen und den Stimmen im Vordergrund mehr Platz zu lassen. Kann ich ja verstehen, aber mir geht´s auf den Senkel.
Aus England kommen so verschiedene Sachen wie die BEATLES und BFBS Radio - der Streitkräfte-Sender, damit die Tommies in der Fremde wenigstens nicht unter dem schrecklichen Format-Radio leiden müssen. Erstere werden hier von ihren Landsmännern GROOVYCIDE verwurstet - und wenn John Lennon nich schon längst tot wäre, er würde um Hilfe rufen. Denn GROOVYCIDE sind nicht nur in Gütersloh stationiert, sondern auch im (poppigen) Punkrock Mitte der Achtziger verwurzelt - und "Help" rumpelt und pumpelt wie Live-Bootlegs von den LEMONHEADS und ihrer Version von "Miss Robinson". Die anderen Tracks rumpeln nicht weniger, gerade die Drums sind extremst "oldschool" aufgenommen - was in diesem Fall eben absolut drucklos bedeutet. Die anderen viereinhalb Tracks sind nicht viel besser, okayer Thekenrock, aber nicht mehr und nicht weniger. Wundert mich nur, warum Radio-Guru John Peel (und damit schließt sich der Kreis) so tierisch auf GROOVYCIDE abfährt. Wahrscheinlich Nostalgie nach den Frühachtzigern, als selbst auf guten Stereo-Anlagen die Platten noch so dünn klangen? Hmm. Die Texte sind ok - die Liebe ist ein seltsames Spiel, erst recht, wenn man oft, lange und zwangsweise allein ist...
Das kleine Glück - himmelhochjauchzend - die große Verzweiflung - zuTodebetrübt. BITUNE loten auf dieser EP 5 große Gefühle sehr unterschiedlich aus - "Still" macht da weiter, wo die DEFTONES zu psycho sind und die neue zweite Liga dahinter (TAPROOT, PULSE ULTRA) zu verkopft und verfrickelt. Wo Emocore-Kapellen der Vergangenheit zu sehr das zuTodebetrübt betont haben, haben BITUNE noch ein Extra-Riff, eine kleine Dur-Harmonie am Rande, den passenden Groover, der die Songs geschmeidig zusammen hält. "All In One" rockt gut los und wurde von Ex-SKUNK ANANSIE-Gitarrist Ace produziert, "Stars Are Stereo" ist eine Ballade, für die STAIND sich nicht schämen müssten und "Drain away" ist grooviger, ein paar Whatever-Core-Breaks eingestreut. "Change" dreht noch mal auf. Wer nicht absolut taub ist, kann hier seinen Frühjahr/Sommer oder Herbst-Hit entdecken - und es wird ein total euphorischer, deprimierter Sommer!
Vorne prangt ein unscharfer grauer Totenkopf, hinten springt einem eine grellgelbe Sonnenblume an. Übertriebene Diskrepanz auf der einen, treffende Vielseitigkeit auf der anderen Seite. Und das trifft nicht nur auf den optischen Eindruck der CD zu, sondern beschreibt auch die Musik. Dass weiblicher Gesang nicht immer den Ohren schmeicheln muss, zeigen SYSTEME ENCEPHALE recht schnell. Nicht der Weg des geringsten Widerstands sondern die allermeiste Zeit der steinigere aus mehreren möglichen Pfaden wird von ihnen gewählt. Gemäßigtes Tempo, bisweilen fast schleppende Langsamkeit und dann auch wieder gemäßigt rockend führen zu einem nicht selten nachdenklichen, manchmal düsteren und stets fesselnden Gesamteindruck. Doch zurück zum Gesang, denn dieser strotzt außer beim etwas zu tiefen und damit leicht gezwungen wirkenden Opener vor Organik und harmoniert wunderbar mit den Instrumenten. Die Organik wird durch eine bodenständige Produktion noch forciert. Die Gitarren schwelgen bisweilen in selbstverliebtem Prog, drehen aber nie soweit ab, dass den Songs ein leichter Hymnencharakter verloren geht. Und somit wüten die Emotionen und unterhalten abwechslungsreiche Songs auf eine Weise, wie sie Bereich des härteren Rocks nur noch selten angetroffen wird.
Finnland, Land der tausend Seen und tausend Bands. Möchte mal wissen, ob da jeder unter 30 in einer Band spielt oder ob es da tatsächlich Nichtmucker gibt hehe. BONEGRINDER kommen aus Lahti und haben sich im Sommer 2003 spontan gegründet. Ok. Auf ihrem ersten Tonträger "No More Wasting Time" ballern sich die Finnen recht gnadenlos in die Gehörgänge ihrer Opfer, zeigen sich dabei Experimenten nicht abgeneigt, bleiben aber immer in einem Death Metal-Rahmen. Sänger (oder Vocalgrinder hehe) Olli growlt sich nicht durch die Songs, was schon ein Unterschied zu vielen DM-Bands ist (logisch), sondern ist eher auf der Relapse-Psychoschiene unterwegs. Dazu noch ein paar Grind-Zitate ("Plastic Scene") und fertig ist der Aggro-Sänger. Der Rest der Truppe vermischt amerikanischen Death Metal, Grind, Hardcore und ein wenig klassischen Metal, ballert diese Mixtur ohne Kompromisse nach vorne weg und klingt dabei arschbrutal. Brutal Metal trifft es am ehesten. Die fünf Songs zeichnen sich dabei durch Groove aus, kleine Gitarrenspielereien ("Hidden Chaos") und kommen ohne Umschweife auf den Punkt. Bleibt eine gute MCD, auf der BONEGRINDER mit brutaler nachvollziehbarer Mucke überzeugen können und die auf ein Album hoffen lässt.