Aus Utah stammt dieser Haufen, der sich auf US Metal der alten Schule eingeschossen hat. Dabei stehen nicht etwa schneidende Power - Hymnen im Vordergrund, sondern eher sehr melodische, an PSYCHOTIC WALTZ oder VAUXDVIHL erinnernde, progressive und teilweise leicht psychedelische Nummern. An diese beiden Referenzbands kommen KATAGORY V jedoch noch nicht wirklich heran, weil ihnen dazu noch das gewisse Etwas, die Gabe, herausragende Kompositionen zu schreiben, fehlt. Songs wie "Turn To Grey", der spacige Titelsong, "Your Dreams", "Chrono - Logic" oder "In Dark Night" eröffnen bei mehrmaligem Hören einen gewissen Reiz, der sie positiv aus dem gängigen Einheitsbrei hervorhebt. Einen richtigen Hit oder überragenden Song hat das Quintett auf seinem zweiten Longplayer aber nicht untergebracht und einige Passagen klingen arg langatmig und unnötig sperrig; eine Problematik, die man hoffentlich mit dem nächsten Album in den Griff bekommt. Die Produktion kommt über gehobenes Demo - Niveau nicht hinaus, so dass die Scheibe unterm Strich wohl nur für Underground - Freaks und US Metal - Maniacs interessant ist, welche sich jedoch mit etwas Geduld an eine hörenswerte Scheibe herantasten können, die zumindest durch ihre (leider, leider) fast schon ausgestorbene musikalische Ausrichtung punkten kann.
Wenn professionelle Berufsmisanthropen auf Popmusik treffen, bleibt PUISSANCE übrig. Die beiden schwedischen, schwer beschäftigten Möller und Söderlund vertonen mit diesem Projekt alle paar Jahre ihr aktuellen Untergangsszenarien. Diese sind musikalisch jedoch weit von hörbarem Menschenhass entfernt. Vielmehr scheinen wie schon beim Vorgänger, auch bei "State Collapse" manchmal fast süße Melodien und klarer Gesang ("Resorting To ar") durch. In den Köpfen der Herren gehen ohnehin nur recht kompromissloser Durchfall oder radikale Endlösungen des humanoiden Problems vor - ganz nach persönlicher Weltanschauung. Meist recht pompös inszenierte Hymnen aus soundtrackartigen Klängen, bombastischen Höhepunkten und ansonsten geflüsterten Vocals lassen aber viel zu oft den musikalischen Anspruch missen, den etliche andere - inhaltlich ähnlich verquere - Bands ans Tageslicht bringen. Meist banale Harmonien und wenig große Ideen machen PUISSANCE symphonische Anwandlungen spätestens auf den zweiten Blick ziemlich ersetzbar. Aber wahrscheinlich gehört auch das zum großen Plan. Wem das egal ist und wer düsteren Ambient ohne Verfassungsschutz im Rücken braucht, kann zugreifen. Denn: "If you want real change then just bomb your own schools”. Alles klar.
Boah ey, was für ein Brett! Eine Horde Rock - Rentner schickt sich an, noch einmal die Szene aufzuwirbeln. Die Rede ist dabei unter Anderem von Mickey Thomas (STARSHIP), Neil Schon (JOURNEY), Steve Lukather (TOTO), Richie Kotzen (Mr. Big) und Jack Blades (NIGHT RANGER) nebst diversen Gastakteuren. Sicher, für eingefleischte Black Metaller oder Old School - Thrasher ist das hier sicher nicht das geeignete Abendprogramm, aber auch AOR - Puristen dürfte "Over The Edge" kollektiv in Morpheus’ Arme treiben. Das Album ist dermaßen heavy, dass dagegen selbst diverse Ralph Siegel - Kompositionen wie echte Aggro - Banger anmuten. Sorry Leute, aber der Schmalz, der hier aus den Boxen trieft und dazu noch die ausgelutschtesten, kitschigsten Texte auffährt, die man sich vorstellen kann, ist schlicht und einfach nicht mehr zu empfehlen. Ich stelle gar nicht in Frage, dass hier begnadete Musiker (teilweise mit Legendenstatus) am Werk sind, aber was die Herren in dieser Konstellation vom Stapel lassen, ist ihnen absolut unwürdig. Altherrenrock, uninspiriert und ohne großen Wiedererkennungswert vorgetragen, beherrscht eine gute Dreiviertelstunde lang das Geschehen und lässt erahnen, dass sich die Zahl der Musiker, die besser endgültig das Instrument an den Nagel hängen sollten, mit "Over The Edge" um ein gutes Dutzend erhöht hat. Definitiv verzichtbar.
In der letzten Zeit haben sich die jungen Italiener wahrlich ihre Ärsche abgetourt, waren zuletzt mit OOMPH! unterwegs und mussten sich damit vor allem anderen als ihrer Zielgruppe beweisen. Live gleichen EXILIA aber ohnehin eher einem Tiger ohne Leine, denn wenn Oberraubkatze Masha ihre Dreads kreisen lässt, wird verdammt harte Musik geboten. Auf Konserve wirkte bereits der letzte Output deutlich braver. Sie kann zwar auch hier das ein ums andere mal rauer und härter klingen, die Krallen werden aber nur selten ausgefahren. Schade eigentlich, denn die entfesselte Power stünde den Songs gut. Gearbeitet haben sie an ihren Melodien, die nun mit eigenständigeren Ideen als bei der Vorgänger EP glänzen. Ein oftmals dominanter Bass bringt diese fast vergessene Crossover-Tradition wieder nach vorne. Trotz vielen witzigen Songanfängen bringen sie es wohl immer noch nicht übers Herz auch mal ausgefalleneren Strukturen zu integrieren, der abwechslungsreichere Gesang zwischen härterer Gangart und fast Barby-Hear-Alike ("Mr. Man") transportiert aber auch so genug Abwechslung in dieses Album. Man hört an manchen Stellen immer noch zu wenig raus, dass dies EXILA sind, man hört aber an anderen eben auch heraus, dass sie auf dem besten Weg sind, davon wegzukommen!
Man, was für ein Brocken! OFFICIUM TRISTE nehmen den Hörer mit auf eine emotionale Talfahrt, die selbst im Sommer die Sonne verfinstert. "Reason" ist der Grund (ein schönes Wortspiel, oder?) und mit seinen schleppend-melodischen Riffs und Sänger Pims hypnotischer Stimme. Wenn er die Schwermut und alle Last der Welt ins Mikro spricht oder growlt, kann man nicht anders, als ihm einfach zuzustimmen. Robbe von Disavowed hat seinen holländischen Kumpels einen so druckvollen Sound verpasst, dass die Lavariffs durch Mark und Bein gehen und das düstere Keyboardspiel (selten, aber effektiv eingesetzt) in den überlangen Songs gut zur Geltung kommt. Doom Metal wird immer eine kleine Randerscheinung bleiben, da für den Massenmarkt einfach zu düster. OFFICIUM TRISTE werden das ihre dazu beitragen. "Reason" ist ein wunderschönes dunkles Album vertonter Melancholie geworden, dass Fans von Paradigma, Mourning Beloveth oder My Dying Bride gefallen wird. Traurig, düster, schön.
Zwei Alben, in denen 4 LYN von den meisten belächelt wurden, als die, die so gern so wären wie die Bands aus Amerika. Nun das dritte Album, "Take It As A Compliment", das Lächeln ist mir bei den Hamburgern 4 LYN schon länger aus dem Gesicht gewichen. Und zurückkommen wird es auch mit diesem Output kaum. Manche mögen in der Musik heuer erkennen, dass die Jungs erwachsen geworden sind. In meinen Augen haben sie sich damit aber ihren eigenen Ast abgesägt der dafür sorgte sie überhaupt wahrzunehmen. Die Musik ist jetzt weit weg vom vergangenen Nu Metal der Staaten, 4 LYN versuchen etwas rockiger und über weite Strecken auch deutlich melodischer heranzugehen, den Rap Anteil haben sie auf fast null gedrosselt. Die Single "Kisses Of A Strobelight" oder das ruhige "Eobane" passen wunderbar ins Radio und tun kaum weh. Der quäkende Gesang der Hanseaten Boyband ist auch bei der wiederum guten Produktion nur wenig besser geworden, die Songs besitzen weiterhin die unbekümmerte Belanglosigkeit der Vorgänger. Wenige originelle Ideen versinken auf Dauer im stets vorhersehbaren Schema F. So sehr ich nach ihrem rotzigen "Blitzkrieg Bop" gehofft hatte, dass 4LYN die Kurve zu wirklicher Coolness kriegen, bleibt auch nach diesem Ausflug in Powerpop und New Rock die nüchterne Erkenntnis, dass 4 LYN sich zwar stilistisch gewandelt haben aber deshalb nicht weniger nervend sein können. Höhepunkt dessen: "S.T.C. feat. CURSE" mit deutschem Text und Deutschrapper Curse am Gastmikro. Na denn.
Boah, wat böse! Die Vocals von Max-Willem Hohendahl sind das fieseste, das die Metal-Welt seit dem Rausschmiß von Johann bei ARCH ENEMY zu hören bekommen hat - jedenfalls bei "War Incognito", denn es geht noch fieser, Max kann auch in höheren Gefilden ("The Beauty Of Sucicide") kreischen und groovy-growlen ("Postride"), allerdings nicht so tief wie hier Referenzgröße Chris Barnes, und auch den hohen Gesang sollte er lieber den Bandkumpels überlassen. Die kommen aus dem Hamburger Umland und fabrizieren auf dieser EP variable Musik für den harten Geschmack, von thrashig bis doomig, von tödlich bis schwarz. Fiese auch die Tonlage der Instrumente, viel tiefer lassen sich Bass und Gitarre nicht mehr stimmen, ohne dass die Saiten schlackern. Charakteristisch durch die Songs zieht sich ein hypnotisches Rhythmus-Riffing, dessen Melodie und Intensität sich die Zuschauer des ersten Highnoon-Band-Showdowns des Hamburger Uni-AStAs nicht entziehen konnten, CRYPTIC GARDEN gewannen dort vor weit älteren Bands (und auch vor weit poppigeren!) überzeugend den Publikumspreis. Auf Silikon kommen noch nicht alle Qualitäten der Band rüber, an der einen oder anderen Stelle wirkt eine bessere Produktion sicher Wunder. Aber, was CRYPTIC GARDEN auf jeden Fall haben sind Eigenständigkeit und frische Ideen, misantrophe Texte und der Wille, die eigenen Emotionen in Musik stecken zu wollen. Beide Daumen hoch dafür, bin gespannt zu hören, wie das weitergeht!
Nach einigen Besetzungswechseln (Sänger Joe Comeau wurde durch Dave Padden ersetzt und Drummer Randy Black durch Dave Mangini) steht die Firma Waters (mal wieder…) vor einer neuen Ära, die auch eine erneut veränderte musikalische Ausrichtung mit sich bringt. Und genau das wird viele Altfans, die noch immer nach "Alice Part 2" schreien, mit einem fetten Kondensstreifen davon sausen lassen. Die allgegenwärtige, von AC / DC beeinflusste Gitarrenarbeit Water’s ist nach wie vor präsent und der typische "Dampframmen - Charme" der Band ungebrochen, nur haben sich anno 2004 verschiedene moderne Spielereien eingeschlichen, die mit Sicherheit nicht jedem gefallen werden, den Horizont der Truppe aber weiter öffnen dürften. Bereits der Titeltrack zeigt alle Facetten des neuen Änni - Sounds und wirkt zu Beginn etwas aufgesetzt und schwer zugänglich, nur um sich bei erneutem Hören als echter Hit zu entpuppen, bei dem sich Aggro - Shouting mit melodischen Parts (inklusive "Double Dare" - artigem Gänsehaut - Mittelteil) gelungen abwechselt. Ähnlich verhält es sich mit "Dr. Psycho", einer coolen Mitsingnummer, die live bestimmt das Zeug zur Stimmungshymne parat hält. Die nächsten Stücke, "Demon Dance" und die von der Vorab - Single bekannte Ballade "The One", stellen erneut die stilistische Ausgewogenheit der Band unter Beweis und geizen nicht mit Experimenten. Weiterhin gibt’s mit "Bled" einen Stampfer mit Abschlusskanon, mit "Both Of Me" eine klasse Halbballade, mit "Rage Absolute" einen heftigen Banger, mit "Holding On" eine weitere (recht schmalzige) Ballade und mit "Nightmare Factory" einen vertrackten Song mit sehr wenigen, dafür umso schrägeren Vocals. Das Instrumental "Sound Of Horror" schließt dann ein Album, das seinen Vorgänger "Waking The Fury" in Sachen Sound locker aussticht, nur die etwas schwächeren Songs auffährt. Dave Padden etabliert sich als adäquater Sänger, der jedoch nicht die Stimmgewalten eines Coburn Pharr oder Joe Comeau besitzt, dafür aber eigene Akzente setzen kann. Im Ganzen ist "All For You" eine Platte, die eine logische Entwicklung präsentiert, Band - Puristen aber nicht unbedingt zusagen sollte. Neueinsteiger und tolerantere Fans bekommen jedoch eine sehr gute, mutige und toll eingespielte Platte zu hören!
Wenn in Holland weibliche Geschöpfe ein Gothic Band eröffnen mutet das ein wenig wie Don Quichotes Kampf gegen die Windmühlen an. Denn eines der kleinsten Länder dieses Kontinents hat ja bereits einige der heißesten Eisen im Gotenofen. Und würden ASRAI den Versuch wagen auf diesen Karren aufzuspringen, würden sie wohl sicher scheitern, die weibliche Konkurrenz jedoch schläft ja auch im übrigen Europa nicht. Aber "Touch In The Dark" der bis dato recht unbekannten Band ist weder im bombastischen Opernarien, noch im kuscheligen Rock oder im Elektronischen zu Hause. Vielmehr dreht sich bei ihnen fast alles um den klaren aber gemäßigten Gesang einer ihrer drei Mädels an Bord. Klassische Duettparts, heavenly Voices oder Growls sind ebenso Fehlanzeige wie das permanente Einspielen von massiven Chören oder füllenden Keyboardscapes. ASRAI klingen so, als wären sie am Boden geblieben und schaffen es dennoch den melancholischen Songs ein gewisse Tiefe zu geben und manchmal auch himmlisch abgehoben zu klingen. Die elektronischen Experimente passen, aber gehen manchmal nicht entschlossen weit genug, der sehr melodische Metal der Mädchen und Jungs braucht nämlich vielleicht außer dem guten Gesang noch ein paar einmalige Elemente mehr. Druckvoller, sauber produzierter Gothic Metal der Wert auf schöne Melodien legt aber sich manchmal selbst kopiert dürfte dennoch den meisten ein Ohr wert sein, antesten!
Eine ganze Wagenladung gothictypische Elemente eröffnet XANDRIAs neuesten Reigen. Eine Flöte beginnt, fette Streicher setzen ein, die Vocals hoch, die Gitarren hart, der Text etwas düster. Den Großteil ihres metallischen Anteils verpulvern sie damit aber auch bereits am Opener, der sich die Auskopplung als Maxi definitiv verdient hat, ein schöner Ohrwurm. Abgesehen von wenigen peppigen Ausnahmen wie "Fire Of Universe" ist danach nämlich nicht allzu wilder Gothic Rock angesagt. Und so wunderschön und vielleicht noch besser als beim Debut dabei auch die Stimme von Sängerin Lisa rüberkommt, so sehr wünscht man sich doch auch das ein ums andere Mal etwas mehr Pfeffer im Arsch. Die größtenteils ziemlich erdigen Sounds und warmen Gitarren laden zum Träumen ein, die Musik erschreckt nie durch allzu packende Wendungen. Trotz weiblichem Gesang ist die Musik genau darum ziemlich anders als die derzeit doch eher angesagte scharfen Gitarren und überproduzierten Gothic Veröffentlichungen der restlichen Welt. Deutlich weniger auffällig und manchmal beinahe etwas zu sehr Understatement für meinen Geschmack oder vielleicht auch nur die momentane Stimmung. In sich ist "Ravenheart" durchaus abwechslungsreich geworden, aber eben kein Hollywood der großen Effekte. Denn wenn "Ravenheart" ein Film wäre, würden Kritiker wohl den französischen Witz und die skandinavische Bildgewalt in den Fokus rücken. XANDRIA machen ihre Musik zwar nicht klischeefrei aber doch sehr bodenständig, einige zusätzliche und live wohl kaum umzusetzende Vocals und manche bombastische Keyboardmelodie fällt nicht weiter ins Gewicht. Denn die meiste Zeit herrscht Melancholie vor und vertreibt die Sonnenstrahlen die sich endlich mühsam den Weg zur Erde bahnen, und das ziemlich gekonnt!