Ihr mögt Bands wie NIGHTWISH, WITHIN TEMPTATION, AFTER FOREVER oder EDENBRIDGE dann solltet ihr unbedingt weiterlesen - wer aber nicht auf mehr oder weniger harten symphonischen Metal mit hohen Fraunestimmen abfährt kann hier getrost aussteigen. Bei den Niederländern von EPICA mit ihrer aktuellen CD "We Will Take You With Us" handelt es sich ja bekanntermaßen um das neue Hauptprojekt von Ex-AFTER FOREVER Gitarrist Mark Jansen. Mit dem Debüt "The Phantom Agony” hat die Band zuletzt auch dank der durchaus talentierten Sängerin Simone eine größtenteils positiv aufgenommene Scheibe abgeliefert. Bei diesem aktuellen Release handelt es sich jetzt aber größtenteils um kein richtig neues Material (von der Coverversion mal abgesehen) sondern um den Mitschnitt eines Auftrittes für eine TV-Show mit ähnlicher Ausrichtung wie die berühmten MTV-Unplugged Sendungen, Namens "2 Meter Sessies" (benannt nach dem riesenhaften Moderator) für die EPICA in das bekannte Wisseloord Studio eingeladen wurden. Die Musik der "Holländer" an sich ist für meinen Geschmack eher unspektakulär, die Eingangs erwähnten Bands deckten bisher das Spektrum dieses Genres eigentlich schon hervorragend ab - EPICA legen nur in punkto Bombast, Pomp sowie musicalmäßiger Ausprägungen noch eine weitere Schippe drauf. Was die Sache bei dieser Geschichte aber halbwegs interessant macht, ist die Performance der Songs, den diese werden zusammen mit einem kleinen Orchester bzw. gegen Schluß mit einem kleinen Streicherensemble (dann quasi akustisch) präsentiert und das Ergebnis klingt insgesamt recht gut. Bei diesen neuen Versionen setzen EPICA ebenfalls auf einige wenige Grunts, heavy Gitarren, "Orf’sche" Streicher sowie opulenter Chorwucht gepaart mit dem hohen Sopran der Sängerin, die mir stellenweise aber (noch) etwas zu verhalten agiert. Ob gerade aufgrund des größtenteils, trotz aller gefühlvoller Details, nur mittelmäßigen Songwritings oder der Stimme selbst, die vielen säuselnden Parts gehen einem zwischendurch ganz schön auf den Senkel, da fehlt mir etwas der Fluß sowie die mitreißenden Elemente. Stellenweise klingen die Kompositionen stark wie härtere Musicaladaptionen - die drei akustischen Songs sind zwar auch nicht wirklich schlecht aber so der richtige Hammer ist einfach nicht dabei. Selbst das etwas zwiespältige Cover von "Memory" (ja die weltbekannte Schnulze aus "Cats") mit einem guten zweistimmige Refrain, sorgt zwar zumindestens für etwas neue Frische aber der Song an sich ist schlichtweg schon zu abgenudelt. Wer also bereits das Debüt von EPICA erworben hat, dem wird sicherlich auch diese CD gefallen. Ansonsten gibt es derzeit fesselndere Symphonic Metal Bands. "We Will Take You With Us" wird es in drei Versionen geben u.a. als Digi Doppelpack inklusive DVD.
Es gibt sie also noch, die Bands, die eben nicht neumodisch rumthrashen und nachäffen. FINAL BREATH thrashen nach allen Regeln der Kunst - rein in die Fresse und vorbei am trendigen Metal-Core meets Thrash meets Melodic Death. Und das ist so was von erholsam - ganz abgesehen von der ungeheuren Energie mit der die UFTG-Hausband zur Sache geht. Vergleiche? FB sind durchaus eigenständig, erinnern vom Energielevel her ein wenig an Dew-Scented, versprühen an sich ein wenig Kreator-Feeling und erinnern - zumindest mich - bei mancher Soli-Einlage und beim Riffing an Slayer. Was ja wohl beileibe nicht die schlechtesten Referenzen sind. Zudem beweisen die Süddeutschen trotz aller Härte enorme Eingängigkeit, die Songs fräsen sich regelrecht durch die Lauschlappen in die Hirnrinde. Und sie bleiben da. Bereits da sind zwei Songs von der 200er-Scheibe der Jungs - und noch mal neu eingespielt auch auf dieser Scheibe. FINAL BREATH beweisen mit ihrer dritten Scheibe langen Atem und enorme Power - wäre schön, wenn die Fans das belohnen würden. Die CD kommt übrigens in sicherlich limitierter Version plus DVD. In diesem Sinne: Holt euch den Panzer!
Ich geb’s zu! Nach den ersten zwei, drei Durchläufen habe ich mich mit "Casting The Stones" äußerst schwer getan. Zu uneingängig, gewöhnungsbedürftig und vertrackt ist das neue Material, als dass es sich sofort im Ohr festsetzt. Aber seien wir ehrlich: hätten JAG PANZER mit aller Macht versucht, an ihre letzten beiden, alles überragenden Scheiben "Thane To The Throne" und "Mechanical Warfare" anzuknüpfen, wäre der Schuss garantiert nach hinten losgegangen. Besser als auf diesen beiden Werken kann man modernen, epischen, anspruchsvollen, sprich: g.ö.t.t.l.i.c.h.e.n. Power Metal nicht darbieten, Ausrufezeichen! Alles andere als ein Kurswechsel hätte eine Selbstkopie zur Folge gehabt, die zwar einfacher zu verdauen gewesen wäre, aber auch Stillstand bedeutet hätte. Ob den Fans der Band (zu denen ich mich ganz vorne weg auch zähle - kaum eine Combo hat mich so sehr beeindruckt wie diese Jungs) die neue Ausrichtung gefällt, sei offen. Fest steht jedoch, dass man "Casting The Stones" außer der oft fehlenden Eingängigkeit und der im Vergleich zu den letzten Werken etwas dumpferen und kraftloseren Produktion nichts vorwerfen kann, denn die bandüblichen Vorzüge kommen wie gewohnt, wenn auch anders verpackt, daher. Ob das Album ein Experiment oder der Beginn einer Metamorphose der Band zum Progressive - Act ist, kann hier nicht geklärt werden. Wem das oben Genannte aber alles wurstpiepe ist, kommt nicht darum zu erkennen, dass sich nach einem Album wie diesem 99 % aller Genrevertreter nicht nur die Finger, sondern auch alles Andere ablecken würden. Von dem Gitarrenduo Briody / Broderick und besonders von Harry Conklins obergeilem Megagesang getragene Gänsehaut - Hymnen wie der spannungsgeladene Opener "Feast Or Famine", die vertrackten "Vigilant", "Starlight’s Fury" und "The Hearkening" oder der theatralische Abschluss "Precipice" benötigen etwas Geduld, belohnen dann aber mit herausragenden Melodien und ausufernden Arrangements und fügen sich neben den eingängigeren Songs perfekt ein. Mit "Cold" hat man einen kurzen Rocker eingeschoben, der das Niveau der restlichen Tracks nicht ganz hält und auch nicht recht ins Gesamtbild passen will. Die bei JAG PANZER allgegenwärtige Samenstaubeseitigungsanlage kommt ganz dick in Form der eingängigen, schlicht grandiosen Übersongs "The Mission (1943)", "Achilles" (totaler Hammer!), "Tempest", "Legion Immortal" und "Battered And Bruised", die alles bereithalten, was der Fünfer aus Colorado seit "Ample Destruction" zu bieten hat. Darüber hinaus fahren ALLE Songs nicht nur die gewohnt bombastischen Chöre auf, sondern auch viele orchestrale Einschübe, die ebenso schon lange zum guten Ton gehören. Ach ja, als "Bonbon" hat es sich "Chain Of Command" - Sänger Bob Parduba nicht nehmen lassen, zu den Songs "The Mission (1943)" und "Starlight’s Fury" Background - Vocals beizusteuern, was dem Werk noch einen allerletzten Kick beschert. "Casting The Stones" ist das insgesamt bisher progressivste Werk von JAG PANZER und wird von den Fans gewiss nicht kritikfrei aufgenommen werden, aber feststeht, dass es keine andere Band des Genres gibt, die gleichermaßen so anspruchsvoll, emotional und mitreißend verzaubern kann. Brillant!
Hurra dem französischen Sprachfaschismus! BLACK BOMB A haben eine definitiv englischen Namen, aber eine rein französische Website. Na, wenn das für neue Fans nicht aufschlussreich ist, was dann? Gut, nicht weiter über Frankreich und Franzosen an sich aufregen, hier geht’s um die Mucke. "Speech Of Freedom" (warum denn kein französischer Titel, hä? Kommerz haha) ist ein echtes Brett und lässt immer wieder die Routine und Erfahrung der Franzosen aufblitzen, BLACK BOMB A haben schon einige Releases gemacht. Die Songs kommen schnell auf den Punkt, glänzen oft durch cool gesetzte Breaks und sehr eingängige Gitarren, die KILLSWITCH ENGAGE nicht besser machen können. Da wird auch mal ein dezenter HipHop-Beat genutzt ("Mary"), sehr cool. Das größte Plus sind aber sicher die zwei Sänger: einer klingt wie der GOREFEST-Shouter in seinen besten Tagen, während der andere Schreier eher wie eine fies keifende Frau klingt, so ähnlich wie die TOURETTE SYNDROM-Dame und kann in den cleanen Passagen richtig überzeugen. Nur geht mir der grunzende Gesang mit der Zeit ziemlich auf den Senkel und ist einfach zu eintönig. BLACK BOMB A haben einer Menge cooler Ideen, die sie aber ziemlich schnell verbraten haben und einige Songs dazu noch unnötig in die Länge gezogen, so dass sich zum Ende ein wenig das Gähnen einschleicht. Es gibt Scheiben, die definitiv zu kurz sind. "Speech Of Freedom" ist zwei, drei Songs zu lang, sonst wär’s ein Tip. So ist es "nur" eine gute Scheibe mit ein paar Füllern. Ist doch aber auch schon mal was. Und ihre Freunde im Metalcore-Lager wird sie schon finden.
Irgendwann hab ich die Bostoner THE HOPE CONSPIRACY mal live gesehen, letztes Jahr glaub ich. Und die Jungs rockten ohne Ende - warum ich so lange gebraucht habe, um mir ihre neue Scheibe "Endnote" zu kaufen, weiß wieder mal kein Mensch. Jetzt hab ich sie seit ein paar Wochen und der Silberling läuft in meinem Player heiß, das ist ganz großes amerikanisches Kino! THE HOPE CONSPIRACY sind nicht auf den Metalcore-Zug aufgesprungen, sondern stehen fest im Punk/ HC-Gemisch verwurzelt und hauen in der knappen halben Stunde angepisste Rocker raus, mitreißen, die man mitgröhlen kann, die ins Blut gehen, die live ohne Ende geil sind und somit alle Trademarks aufweisen, die eine Punk/ HC-Platte haben muss. "Defiant Hearts" ist der erste Hit der Scheibe, kurz und knackig, aber irre brutal. Mit "Holocaust" geht’s gleich genauso schnell weiter, das ist wieder einer der Songs, bei denen man einfach nicht stillsitzen kann. Geil! Wer schon immer mal seine Wohnung in einen Konzertsaal verwandeln will (oder besser einen kleinen, verrauchten Kellerclub), muss einfach nur diese Scheibe einlegen und schon kann er sehen, wie der Schweiß die Wände runterläuft, Stagediver die Deckenlampe abreißen und sich THE HOPE CONSPIRACY den Arsch abrocken. Ich sach’ ja, großes Kino!
Im Land des amtierenden Fußball - Europameisters, ihrer Heimat, gehören ROTTING CHRIST schon seit zig Jahren zur Spitze der Szene - Bewegung und haben sich im Laufe der Zeit auch im Rest des alten Europas viele Fans erspielt. Kein Wunder, spricht die Mischung aus schnellem Black Metal, symphonischem Gothic und fetten Chören aufgrund ihrer Vielfalt ein breites Spektrum an Fans an. Aber genau dort liegt auch das Problem der neuen Scheibe "Sanctus Diavolos", die zwar von Fredrik Nordström sehr transparent und sehr gut auf den Bandsound abgestimmt produziert wurde, jedoch im stilistischen Wirrwarr unterzugehen droht. Selbst nach zig Hördurchläufen wollen sich Stücke wie das auch noch mit folkigen Tribal - Drums unterlegte "Athanati Este" nicht richtig erschließen. Hier rasendes Schwarzmetall, dann wieder Keyboard - Bombast, kurz darauf ruhiger, giftiger Flüsterton Marke CRADLE OF FILTH und am Ende ein gregorianischer Chor. So ungefähr läuft der Hase auf dem Album, von diversen langatmigen Passagen wie dem treibenden "Tyrannical" einmal abgesehen. Wenn dann noch Stücke wie "You My Cross" dabei sind, bei denen man "Stakkato - Chöre" einbaut (hört sich an wie eine Opernarie, die in kurzen Samples rückwärts läuft - nicht mehr feierlich!) und der Opener "Visions Of A Blind Order" derbe nach DARKTHRONE’s "Transilvanian Hunger" klingt, merkt man, dass die Band zwar sehr solide Arbeit leistet, an den ganz Großen des Genres aber nicht klingeln kann. ROTTING CHRIST erreichen weder den Breitwandsound von DIMMU BORGIR, noch die monumentale Erhabenheit von etwa THERION und auch die fiesen Passagen hat man von anderen Bands schon fieser gehört. Weit überdurchschnittlich bis stellenweise gut, aber nicht erste Liga.
Sechs Jahre lang herrschte Funkstille bei den schwedischen Knüppelbrüdern, die in der Vergangenheit einen qualitativ eher zweifelhaften Ruf genossen. Die kreative Pause scheint der Band jedoch gut getan zu haben, spielt sie anno 2004 hochwertigen, brettharten und pfeilschnellen Death Metal der alten Schule. Auf dem Schlachtfeld tummelt sich das hektische Stakkato - Riffing von Hasse Carlsson, das von Nils Fjellströms noch hektischerer Doublebase Feuerunterstützung erhält. Dazu grunzt sich Brüllwürfel Odhinn Sandin herrlich asozial die schwarze Seele aus dem Leib. Das Problem ist nur, dass sich die derbe Mischung schon aufgrund der kaum vorhandenen Abwechselung recht schnell abnutzt der "Aha - Effekt" bereits nach drei Songs auf der Strecke bleibt. Hinzu kommt, dass die bereits erwähnte Hektik und dabei vor Allem die unnatürlich schnell getriggerte Doublebase heftig an den Nerven zerren. Man stelle sich eine Mischung aus THE HAUNTED, TERRORIZER und CANNIBAL CORPSE vor und lege in Sachen Highspeed noch ein paar Schippen drauf. Das Ganze hat ohne Zweifel seine Reize und die Produktion ist so wunderbar fett geraten, dass bei jedem Song die Bude wackelt und die Nachbarn fluchen, aber ein paar originellere Songs und ein weniger aufgesetzt wirkendes Härteniveau hätten das Album noch um Einiges aufwerten können. Auf dem richtigen Weg ist die Band damit aber allemal und Old School - Highspeed - Deather sollten in "Welcome To The Battlefield" auf jeden Fall reinhören.
Früher, als Autos noch aus Holz waren und CDs was ganz neues… nein, nicht so früher. Eher früher, damals, als "Theli" rauskam, das waren noch Zeiten. THERION haben für mich nie wieder die Klasse dieser Scheibe erreicht. SIX MAGICS treten- ob gewollt oder nicht- in die Fußstapfen der Schweden, streckenweise klingt "The Secrets Of An Island" wie die logische Konsequenz einer verlängerten "Theli"-Studiosession, vor allem, wenn der Chor anfängt, der streckenweise frech Gesangslinien in Schweden geklaut hat ("Caleuche"). SIX MAGICS packen über ein jederzeit erkennbares Power Metal-Gewand einen Chor holder Damen und begeben sich so weg vom unsäglichen Italo-Metal-Gestümper hin zu einer bombastischen Platte, die fast schon Musicalcharakter aufweist. Dazu passt die durchdachte Story, die hinter den einzelnen Texten steckt und im Booklet schön erläutert wird. SIX MAGICS haben viel Zeit und Mühe auf jeden einzelnen Part verwendet, das merkt man "The Secrets Of An Island" zu jeder Zeit an, und vor allem beim Gesang einen echt kompetenten Mann, der niemalsnie wie ein Eunuch kreischt, sondern immer in normaler Stimmlage singt und perfekt zu dem ihn begleitenden Chor passt. Die Produktion hat das Album noch mehr in Richtung "Theli" gerückt als es die Musik allein geschafft hat, das fängt beim Chor an und hört beim Gitarrensound auf. Was soll ich sagen? Klasse Scheibe, die zumindest bei mir Erinnerungen an Wacken 98 hervorrief, als THERION da spielten und "Theli" zum Besten gaben. Oder war das 97? Ach, ich werde alt…
NAPALM DEATH-Basser Shane braucht anscheinend jedes Jahr mindestens ein Krachprojekt, bei dem mitlärmen kann, wenn seine Hauptband grad mal nen Gang zurückschaltet. Momentan liegen LOCK UP leider auf Eis, also schnappt sich der gute Shane kurzerhand seinen Bandkollegen Danny und springt mit ihm in den Flieger Richtung USA. Da noch BRUTAL TRUTH-Schreier Kevin Sharpe eingepackt und schlussendlich bei MEVLINS-Wuschelkopf Buzzo angekommen. Kurz begrüßt, gesoffen, ein paar rotzige Punk-Songs geschrieben und aufgenommen. Fertig. Schon gibt’s VENOMOUS CONCEPT und Shane ist glücklich. Bis zum nächsten Jahr. Freunde gepflegter Krachmucke können sich die Zeit bis dahin mit "Retroactive Abortion" wunderbar vertreiben und sich die 16 rotzigen Granaten um die Ohren pfeffern lassen, die der Haufen eingetrümmert hat. Kevin hat immer noch eine ähnlich fiese Stimme wie in BT-Glanzzeiten und die Gitarrenfront ein paar sehr coole Riffs in petto. Angetrieben von Shanes fett wummernden Bass gehen die Songs ausnahmslos direkt nach vorne, voll auf die Zwölf. Da macht es auch nichts, dass die Scheibe nu ne knappe halbe Stunde geht, länger würde man ein solches Trommelfeuer eh nicht durchstehen. Das ist roher, brutaler Punk/ HC, wie er in den Anfangszeiten geknüppelt wurde und heute viel zu selten noch in seiner reinen Form zu hören ist. VENOMOUS CONCEPT lassen die alten Zeiten wieder aufleben und führen einem so vor Augen, dass manche Sachen einfach nicht verschwinden dürfen. Große, wütende Platte!
Die deutschen Jungs von NORDAFROST machen schon seit 1996 den Black Metal - Underground unsicher und hauen nun mit "North Arise" ihr erstes vollständiges Album in die Bangerschaft. Zuerst fällt der Blick auf das schlicht gehaltene Cover, das nicht gerade vor Originalität überschwappt und nicht viel Hoffnung auf den musikalischen Inhalt macht. Ha, weit gefehlt: die drei Herren Svartis, Demonic und Snö ziehen richtig vom Leder und zeigen, dass sie nicht nur zum Untergrund - Tipp taugen, sondern es mit den stärksten deutschen Schwarzmetallern aufnehmen und Schwachmatenkasper wie ENDSTILLE sogar ganz locker auf die Plätze verweisen können. Trotz des durchweg rohen, aggressiven und kompromisslosen Materials werden nie die eingängigen Melodien vergessen und der Hymnenfaktor ist bei den meisten Songs sehr ausgeprägt. Auch gibt es einige vereinzelte Ausflüge ins Todesbleilager, was nicht nur die von Gastsänger Insignium beigesteuerten Growls (man höre sich nur "Dungeons" an) belegen. Von der stilistischen Ausrichtung und "Ideologie" her (leider fristet dieser Begriff im Black Metal ein trauriges Dasein…) würde ich NORDAFROST eher der Riege der hochklassigen, technisch brillanten und dynamischen Bands wie NAGLFAR, DISSECTION, DAWN oder auch SATYRICON zuordnen als den ach so bösen, "truen" Szenekarikaturen. Man höre sich nur mal die tollen Schlachthymnen "On The Shores Of Grey" (klasse!), "Defence" (Midtempo und rasend schnelle Passagen wechseln sich gekonnt ab) oder den Titelsong an und stelle fest, dass es in der deutschen Schwarzwurzel - Szene bis auf wenige Ausnahmen kaum Bands gibt, die dieses hohe Niveau übertreffen können. "North Arise" ist sowohl für Old School - Bläckies (keine Keyboards!), als auch für "modernere" Fans interessant, was zusätzlich durch die ansprechend gute Produktion unterstützt wird. Wenn die Band so weitermacht, könnte sie bald der nationalen Szenespitze angehören. Super!