"Dies Irae"... Starke Worte für die folgende leichte Brise die aus Norwegen zu uns herüber schwappt. Beim kleinen Label Edgerunner legt man wohl weniger Wert auf Trends, WHERE ANGELS FALL sind zwar Gothic Metal, sie haben eine Frau als Sängerin und dennoch wenig gemein mit den angesagten Acts des Genres. Gedrosseltes Tempo über die volle Strecke geht einher mit einfachen Gitarren. Soweit könnte das noch eine düstere Reise versprechen, die Mischung resultiert aber leider eher in Tristesse. Denn es fehlen die Gefühle, es fehlt der Elan hinter dem eigentlich angenehmen Gesang. Sakrale Chöre und breite Keyboards kommen kaum gegen die stets gleichen Gitarren und Rhythmen an. Ich weiß nicht, wie das auf einem ganzen Album funktionieren soll, hier fehlen schlicht Ideen. Die noch junge Band versagt in letzter Konsequenz total, denn niemand wird sich an die vier Songs erinnern, wenn die CD wieder in der Hülle ist. Gnadenlos durchschnittlich.
Schweden mit russischem Bandnamen kommen einem erstmal spanisch vor. Nicht weniger spanisch kommt mir persönlich vor, wieso sich eine Newcomer - Band ohne großes Label im Rücken einen Top - Producer wie Daniel Berstrand (IN FLAMES, MESHUGGAH,…) ins Haus holen konnte. Am Allerspanischsten kommt mir dann noch vor, warum der Herr Bergstrand eine so dürftige Arbeit abgeliefert hat. "Dark Logic" klingt nämlich wie ein besseres, dumpfes Demo, für das man wirklich keinen Starproduzenten benötigt hätte. Hatten die Jungs am Ende doch nicht genug Kohle…? Egal, denn am Ende zählt nur die Mucke und die kommt mir nicht sonderlich schwedisch vor, denn LOCH VOSTOK spielen progressiven, sperrigen und des Öfteren an CREMATORY (!!!) erinnernden Metal, der nur schwer ins Ohr geht. Die Vergleiche mit der kontroversen, deutschen Gothic - Combo kommen zustande, weil die Keyboards ähnlich pompös dröhnen und Sänger Teddy Möller über weite Stecken grunz - shoutet wie deren rundlicher Fronter Felix. Die durchaus hymnischen, cleanen Vocals wirken auf der anderen Seite etwas kraftlos und lassen die fünf Gastsänger (-innen) fast untergehen. Die tief gestimmten Gitarren lassen auch Parallelen zum Death Metal aufkommen, so dass die Mischung aus Prog, Gothic und Death am Ende leicht wirr erscheint und den berühmten roten Faden vermissen lässt. Am Nachvollziehbarsten kommen noch die beiden mit einprägsamen Refrains ausgestatteten "Naked" und "The Forsaken One" daher, obwohl auch "Falling Star", "Marrow" und "Narcosis" durchaus hörbar sind. Der Rest ist schwer verdaulich, recht gewöhnungsbedürftig und lässt vermuten, dass man hier einfach zu viele Ideen unter einen Hut bringen wollte. Ein handwerklich eigentlich gutes Album, bei dem jedoch kein Funke überspringen will.
Wenn sich zwei Mucker von BIRDFLESH zusammen einem neuen Projekt widmen (und einer dazu noch bei GENERAL SURGERY aktiv ist), kann eigentlich nicht viel mehr als ein wunderbar knallende Krachscheibe herauskommen - so auch in diesem Fall. JIGSORE TERROR nennt sich das Ergebnis der Kollaboration, aufgenommen im Soundlab unter Meister Mieszkos (NASUM) Händen und mit einigen Backing Vocals von Dan Swanö (der hatte sicherlich Sehnsucht nach seinem alten Studio-Equipment hehe) angereichert. "World End Carnage" ist ein Sammelsurium aus 15 Songs geworden, die im Geister guter alter Krachcombos wie REPULSION und vor allem TERRORIZER eingetrümmert wurden. Immer schön in die Fresse, schnörkellos, schnell und direkt, so soll das sein! Da wird zwar auch mal im Mid Tempo entspannt gegroovt ("Senseless Slaughter"), aber meistens regiert der Schlag in die Fresse und der anständige Blast. So ähnlich würden LOCK UP klingen, hätten sie einem aus dem Grindcore kommenden Sänger. Oder würden überhaupt noch zusammen Mucke machen. "World End Carnage" ist daher ein Freudenfest für alle, die auf die neue LOCK UP warten oder nach "World Downfall" keine Scheibe mehr gekauft haben, sehr cool.
Aus einer typischen, traditionellen Coverband (MAIDEN, SLAYER,…) geht diese Combo hervor, die sich auf ihrem ersten Full - Length - Demo mit melancholischem Power Metal hervortut. Dabei muten die Songs wie ein Hybrid aus älteren ICED EARTH (etwa zu "The Dark Saga" - Zeiten) und stellenweise HIM an (bestes Beispiel hierfür ist das mit Piano - Klängen unterlegte, tolle "I Cry"; ein Stampfer, den die Finnen nicht besser hinbekommen würden), wobei Flüster, - und Heulorgien natürlich außen vor bleiben. In erster Linie zocken CIRCLE OF TYRANTS Power Metal und das nicht zu knapp! Kraftvoll produzierte Kracher wie das speedige "Empty Eyes", der vertrackte Opener "Deamonicus", die düstere Ballade "Your Way", der geile Stampfer "The Maze" oder die Bandhymne "Circle Of Tyrants" stechen manche erfahrene Band dieses in den letzten Jahren fast totgequälten Genres aus und sprechen sowohl traditionelle Powerschoten, als auch in kleinerem Rahmen Gothics an. Kritisieren kann man an "The Art Of Intensity" lediglich, dass einige der Songs (etwa "Revolution" oder die Akustikballade "I Can’t Believe") etwas uninspiriert und "identitätslos" daherkommen, obwohl sie spätestens Sänger Holger Noll mit seiner gefühlvollen, voluminösen Stimme aus dem Durchschnittseinerlei hebt. Mit noch mehr eigenem Stempel und mehr Mut zu etwas originelleren Stücken könnte die Band ein echter Reißer werden. Sehr hörenswert!
VERSPIELTE ZEIT ist für ganz echte Metaller nüscht. Aber es soll welche geben, die sind eben nicht ganz echt. Im Groben trifft die Beschreibung "Psychedelic Groove Rock" sicherlich zu - allerdings wäre Pop auch nicht übel. Ich persönlich möchte "VZ" als Mischung aus älteren Pink Floyd (in einer eingängigen Variante) und ein wenig Rio-Reiser-NDW (vor allem in Bezug auf den Gesang) bezeichnen. Auf jeden Fall haben die erfahrenen Musiker (die die Scheibe nach eigener Auskunft wohl live aufgenommen haben) eine sehr entspannt/ entspannende Scheibe aufgenommen, die mit ziemlichen Minimalismus Ziemliches erreicht. Der enorm einprägsame Baß sorgt für großen Groove, die Stimme nimmt mit auf eine Reise ins Land der Leiden, zumindest aber zum "Mountain of Melancholy" - und die Gitarre schmirgelt extrem schmerzvoll dazu. Die bis zu (knapp) 14 Minuten langen Lieder kommen ohne große Fisematenten aus, gesungen wird wirklich nur, wenn auch was zu sagen ist. Und durch die ständigen Wiederholungen, den beinahe monotonen Groove bleibt "Das ist die Frage" im Hirn stecken. Irgendwie höchst merkwürdig. Passt eigentlich besser in eine Lounge-Bar als ins Metal Inside. Und Lounge-Bars mag ich eigentlich nicht. "Verspielte Zeit" aber schon. Merkwürdig - bin wohl nicht ganz echt.
Da sitzt man da in einer Hamburger Konzerthalle - und plötzlich kommt eine Horde langhaariger Metaller vorbei, geht schnurstracks zu irgendwem, der wichtig aussieht und fragt auf englisch mit merkwürdigem Akzent: "Ey, wann können wir hier mal spielen?" Inzwischen haben sie es geschafft, wie auf den letzten drei Stücken dieser Scheibe zu vernehmen, diese stammen nämlich von "Fuck-Christmas" in der Hamburger Markthalle. Die aus Chile stammende Musikantengruppe UNDERCROFT hat sich von den ersten Einnahmen gen Europa aufgemacht, erst nach Schweden, inzwischen eben in die Hansestadt. Und dort hat sie sich einen ausgezeichneten Live-Ruf erspielt. In der alten Heimat verbuchten die Andenstaatler drei Scheiben. 2001 nahmen sie bei Herrn Bergstrand das vorliegende Album auf - das sie jetzt endlich richtig veröffentlichen und mit drei Bonus-Tracks (die einen etwas ungehobelteren Eindruck machen) und eben angesprochenen Live-Stücken (die etwas dünner produziert scheinen) aufmotzen. UNDERCROFT machen Südami-Thrash, der natürlich Sep.-Einflüsse nicht außen vor lässt. Und zwar Sepultura, als sie ihren Namen noch verdienten, so um die "Beneath The Remains"-Zeit herum. Das ist zwar nicht besonders spannend oder originell, aber allemal hörenswert, zumal die Jungs, die in Chile alles aufgaben, um hier durchzustarten, mit einer Mordsenergie und viel, viel Enthusiasmus zu Werke gehen. Der recht gute Sound schmälert den Eindruck ebensowenig. Außerdem erhöhen Songs wie "Carros De Fuego" durch ihren exotischen Duktus den Spaß zusätzlich. Alles in allem eine mehr als brauchbare Scheibe - und live sind sie noch besser.
Leck mich am Arsch - wie geil ist eigentlich HELLTRAIN? Die CD war schon fast unterwegs zu einem Kollegen, doch dann packte mich doch die Neugier. Was zur Hölle ist "Death n´ Roll" ?! Jetzt weiss ich es - HELLTRAIN aus Schweden sind Death n´Roll. Plötzliches losmoschen durch das Wohnzimmer könnte beim Anhören die Folge sein - war zumindest bei mir der Fall und die Nachbarn freuten sich über den Lautstärkepegel (der wirklich so sein musste). Bratende Gitarren mit groovenden und treibenden Riffs, teilweise einfache Griffe aus dem Punk Rock und dazu das mächtig böse Gegröhle von Sänger und Bassist Pierre Törnkvist. Song um Song ein wahrer Ohrwurm vollgestopf mit eingängigen Melodien. Man könnte die Musik auch einfach als Party Death Metal oder ähnlichem bezeichnen. Hat man die ersten zwei Songs "Route 666" und "The Helltrain Coven" ohne Verletzungen im Nackenbereich überstanden, kann man sich langsam an "S.O.S." oder "Polizei" heranwagen. Letzteres ist einfach ulkig - Pierre grunzt hier irgendwas deutsches ins Mikro und man versteht eigentlich nur "1,2, bla bla Polizei". Mit "Sleepless" ist der Truppe ein wahrer Geniestreich gelungen - etwas fernab von der fröhlichen Grundstimmung der übrigen Songs kommt hier eher melancholische Atmosphäre auf, die wir beinahe mit den letzten Alben von SENTENCED vergleichen können. Insgesamt ist die Mucke der Schweden als Rock n´ Roll zu bezeichnen: hier ein paar traditionsbewusste Heavy Metal Anleihen, da ein bisschen Groove, dort ein bisschen Punk und alles zusammen ist "ROT ´N ROLL". Wir haben Oktober und für mich ganz klar NEWCOMER DES JAHRES ! Doch Vorsicht - wenn ihr auf Ohrwurmkacke nicht steht solltet ihr von HELLTRAIN die Finger lassen.
Vor knapp einem Jahr hab "Laments” von SHEPHERD an gleicher Stelle gewürdigt und war ganz verzückt über diesen Klumpen Stoner-Doom (oder wie auch immer man die Mucke nennen will...irgendwasDoom). "The Coldest Day" ist das neue Werk der Jungs um Röhre Andreas und leider auch gleichzeitig das Abschiedswerk, lösten sich SHEPHERD aufgrund künstlerischer Differenzen kurz danach auf. Besser man löst sich auf, bevor man eine schlechte Scheibe nach der anderen veröffentlicht (UNLEASHED haben das ja zu spät gemerkt hehe) oder bevor man zuviel Aufmerksamkeit bekommt und massenkompatibel wird. So bleibt man immer eine kultige Band. So gesehen haben SHEPHERD eigentlich alles richtig gemacht - wäre "The Coldest Day" nicht so arschgeil, dass man immer eine Träne vergießt, wenn man bedenkt, dass die Combo nie wieder zusammen Mucke machen wird. SHEPHERD verstehen es, schwere Doom-Walzen mit 70er-Riffs und Wüstenrockgroove zu vermischen und damit einen Sound zu erschaffen, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Sänger Andreas jammert in seiner ganz eigenen Stimmlage, die mich oft an FU MANCHU erinnert, und perfekt zur depressiven Grundstimmung einer Doom-Combo paßt. Die Gitarren jammern, haben aber auch coole rockige Riffs in petto, die einen einfach mitreißen auf eine Reise längs einer staubigen Landstraße in der Wüste. Irgendwo tauchen auch noch die DoomJazzer Bohren & Der Club Of Gore auf und natürlich hat der Godfather Of Doom Scott "Wino" Weinrich sein Scherflein zum Gelingen dieser genialen Doom-Scheibe beigetragen. Ein mehr als würdiges Abschiedsgeschenk und letztes Lebenszeichen einer grandiosen Band!
DOWNSCAPE waren bis vor kurzem noch unter dem Namen OBSCURITY unterwegs, haben sich aber wegen Namensgleichheit mit einer anderen Band (mit wem auch sonst? Wieder mal ein genialer Satz, Herr Heitmann…) umbenannt. "Under The Surface" ist der erste Tonträger unter dem neuen Bandnamen und der macht gleich richtig Laune! Schön groovender Death Metal, der streckenweise an die dänischen Knallköppe ILLDISPOSED erinnert (ähnlich fettes Riffing) und beim Gesang die Frage aufkommen lässt, ob DISBELIEF-Schreier Jagger eigentlich einen Bruder hat. DOWNSCAPE rocken also ordentlich die Bude durch, da ist Mucke, bei der man sich einfach bewegen muss. Die Songs sind alle auf dem gleichen hohen Niveau, was ja heutzutage auch kein Normalzustand mehr ist. Produktionstechnisch hat man sich die Dienste vom Kerl gesichert, der auch schon AGATHODAIMON einen fetten Sound verpasst hat - ist ihm bei "Under The Surface" auch gelungen, die Scheibe hat einen klaren, dennoch druckvollen Sound, sehr cool. DOWNSCAPE verstehen es, das Tempo zu variieren und ihr Pulver nicht gleich mit den ersten Songs zu verschießen. Mein Highlight der Scheibe ist das treibende Mid-Tempo-Stück "Demise", bei dem auch die ILLDISPOSED-Parallelen in der Gitarrenarbeit sehr deutlich werden. Mit dieser starken Scheibe im Rücken sollte es DOWNSCAPE nicht schwer fallen, ihren Namen bekannt zu machen und sich als eine der Hoffnungen des deutschen Metals zu etablieren. Oder wie es beim WFF immer hieß: großes Tennis!
Nach ihrer starken Split mit BY NIGHT haben CIPHER SYSTEM das Rennen gewonnen und bringen als erste der beiden Bands ihr Debütalbum raus. Wie schon auf der Split fahren CIPHER SYSTEM auch auf "Central Tunnel 8" die melodische Death-Schiene, Göteborg olé! Die Produktion ist um einiges besser geworden, da hat das Fredman mal wieder ganze Arbeit geleistet, ist man ja auch nicht anders gewohnt. Schon nach wenigen Augenblicken wird klar, dass CIPHER SYSTEM das Göteborger Rad zwar nicht neu erfunden haben, aber einige interessante Speichen zufügen konnten. Klingt die Scheibe anfangs wie ein weiterer Klon aus IN FLAMES und SOILWORK, wird mir jedem Durchlauf klarer, das die Schweden ihr ganz eigenes Ding machen (auch wenn Parallelen zu beiden Bands nicht von der Hand zu weisen sind) und sich als perfektes Bindeglied von SOLWORK und IN FLAMES etablieren könnten. Die Songs sind oft straight nach vorne gespielter Death Metal, bei dem auch noch DARK TRANQUILITY in der Gitarrenarbeit zitiert werden, der durch coole Breaks sehr oft das Tempo wechselt und trotzdem eingängig bleibt, schon mal sehr schön. Das Keyboard wird nicht zu häufig eingesetzt, kann aber mit seinen elektronischen Sprenklern schöne Akzente setzen ("Complete"). Das größte Plus bei CIPHER SYSTEM ist aber Sänger Daniel, der wie der junge Anders Friden klingt und nur selten in den SOILWORK-clean-sing-Wahn verfällt - so bleibt die Scheibe zu beinahe jeder Zeit schön düster und sehr heavy. Keine Gefahr Richtung Weichspülpop abzudriften, sind ja nicht bei IN FLAMES hehe. "Central Tunnel 8" ist eine starke Melodic Death-Scheibe geworden, mit der sich CIPHER SYSTEM als viel versprechende Band vorstellen und die man Freunden des melodischen Göteborg-Sounds (ist das nicht doppelt gemoppelt?) wärmstens empfehlen kann.