Genial oder wahnsinnig? Faszinierend oder abstoßend? Mitreißend oder unhörbar? CONVERGE wissen zu polarisieren - und das seit inzwischen 14 Jahren. Die einen vergöttern, die anderen hassen sie. Und das wird sich mit dem neuen Release wohl auch nicht ändern. Abwechselnd treffen Blast-Speed-Geknüppel, schleppende Passagen und chaotisch-verworrene Beats auf psychedelische Dissonanzen und hysterisch-aggressiven Schreigesang. Das ergibt einen zwar sehr eigenständigen und dunkel-atmosphärischen, für Nicht-Fans aber eben auch sehr anstrengenden Sound. Ich selbst zähle auf jeden Fall zur letzteren Kategorie, obwohl diese sehr spezielle Musik auch ihre faszinierenden Seiten hat. Man hat während der gesamten Platte das Gefühl, atemlos in einen Abgrund gezerrt zu werden. Mich persönlich begeistern allerdings die eher "gewöhnlichen" graden, und für Hardcore-Fans vermutlich eher uninteressanten, reinen Metalcore-Stücke, wie z. B. "Eagles Become Vultures", das einfach nur brutal nach vorne geht. Bei extrem noisigen Stücken wie dem Titel-Track muss ich aber passen. Das geht dann schon an die Grenze des Zumutbaren. Sehr schön wiederum ist allerdings das ruhige "In Her Shadow", ein für diese CD wirklich ungewöhnlicher Track, mit einem monotonen Akustik-Gitarren-Riff, psychedelischen Sounds im Hintergrund und mehrstimmigem, melodiösem Gesang (!), der auch auf einer End-60er PINK FLOYD-Platte sein könnte. Ob man sie mag oder nicht - in jedem Fall sind CONVERGE ein sehr intensives Hörerlebnis. Vor allem ist es schön, dass es noch Bands gibt, die eine extrem eigene Musik machen, ohne sich um irgendwelche Trends zu kümmern oder darum, zu "gefallen". Schön auch, dass sich das relativ kommerzielle Label Epitaph mit diesem Release mal wieder an völlig Massen-untaugliche Musik heranwagt. Auch wenn mir selbst CONVERGE ein Stück zu krank sind - wäre schön, wenn mehr derartig abgefahrene Platten veröffentlicht würden.
Releases von Locomotive die nicht aus ihrem eher traditionellen Arbeitsbereich stammen, sind meist mit etwas Vorsicht zu genießen. Warum mir aber ausgerechnet ein Import aus dem musikalisch eher unterwickelten Australien so gut gefällt, liegt wohl daran, dass DAYSEND wenig von ihrer Herkunft hören lassen. "Severance" ist ein amüsanter Bastard aus schwedischem Melodic Death, definitiven Einflüssen amerikanischen Alternative Rocks und vielen Strukturen der melodiesüchtigen Neo Thrasher dieser Tage. "Born Is The Enemy" als Opener und bester Song des Albums ist perfekt gewählt, die Melodie bleibt im Ohr, der Gesang vor allem im Chorus gefällt - Eine melancholische Gesangs- und originelle Gitarrenlinie. Wobei grade letztere in manchen Tracks den nötigen Kick geben und den Hörer in nordischer Erinnerungen schwelgen lassen, dann aber auch wieder zu vertraut wirken und die solistischen Ausflüge nicht selten gar im wenig passenden, aufgesetzt wirkenden Unsinn enden. "September" als zweites Extrem: Eine ruhige Ballade mit rauchigen, dennoch cleanen Vocals steckt ihr Revier ab. DAYSEND machen wirklich Spaß zu hören, der Gesang ist gut, wenn auch die Ideen nicht wirklich neu. Um mal wieder einen neuen Begriff einzuführen, empfehle ich "Severance" für all die Postnostalgiker, die im klassisch schwedisch orientierten Sound nicht die Elektronik suchen an der sich viele versucht haben, sondern Einflüsse aus dem Alternative und als Exotenbonus eine Frau am Bass. Erwartet von DAYSEND viel, aber keine Offenbahrung.
Eigentlich müsste ich RISE AGAINST und "Siren Songs Of The Counter Culture" lieben, denn sie vereinen auf fast bestechende Weise ein paar Trademarks miteinander, die normaler Weise sofort im Nervensystem den Schalter auf "fröhlicheParty" umlegen. Aber das funktioniert anscheinend doch nicht auf Knopfdruck... RISE AGAINST spielen eine Schnittmenge zwischen EmoCore und Partypunk, teils mit dem typischen mehrstimmigen Backgroundgesang der einschlägigen Westcoast-Bands, teils mit mehr Punk-, teils mit mehr Hardcore-Anteilen. In "State Of The Union" brettern sie sogar richtig los, ein Riff und drauf, drauf, drauf - Break, und weiter. RISE AGAINST sind wohl ansonsten nicht auf die jungen Köpfchen gefallen - die politischen Statements kommen erfreulich durchdacht daher - kein Wunder, die Band kommt ja auch aus Chicago, und in den Eiswintern dort hat man sicher mehr Zeit zum Nachdenken als am Strand von sunny California. Bis vor kurzem waren RISE AGAINST bei Fat Mikes "Fat Wreck Chords". Offensichtlich im Guten sind sie von dort zu Geffen gegangen, und der Major hat eine fette Produktion bei Andy Wallace und GGGarth bezahlt. "Siren Songs..." ist die bessere Platte im Vergleich zur letzten GET UP KIDS, aber mit "Life Less Frightening" und "Blood To Bleed" sind dennoch nur zwei Hits mit Hooks auf der Pladde...
Uha, Glenn Danzig hat einen kleinen Bruder! Oder nee, Moment: Keith Caputo! Irgendwie beide? Biologisch zwar schwer möglich, aber stimmlich auf jeden Fall. Sänger Philip von NME.MINE ist die fleischgewordene Symbiose aus dem (ex-)MISFITS- und dem LOA-Frontmann und macht das gleich zu Beginn der "These Dreams Of Happy Endings" klar. Gänsehautstimme, das sag’ ich euch. NME.MINE sind mit dürren Worten genauso schwer zu beschreiben wie LIFE OF AGONY, ich muss ja aber trotzdem versuchen: eine Mischung aus schmeichelnden Melodien, harten Riffs, emotionaler Stimme, ruhigen Passagen und Parts, bei denen sich sogar harte Rocker freuen. NME.MINE sind in der Lage, ein breites Spektrum an Stimmungen in ihren Songs ausdrücken zu können und das zelebrieren sie zur Genüge. Das ist die Platte, die LIFE OF AGONY hätten machen müssen, um mich als Fan zu gewinnen. Zerbrechliche Parts wie in "Leave The World" stehen gleichberechtigt mit harten, treibenden Nummern wie "Sleepers" (mit dezentem Metalcore-Touch). Dabei immer eingängig und mit dem Gespür für große Hymnen. Frischer Wind (wie es im Info heißt)? Jo, eine echt steife Brise, großartig!
Da isses nun - das neue CHINCHILLA Album. Und man darf gespannt sein, schließlich hat sich mittlerweile einiges in der Band getan. Mit Roberto Palacios haben die Schwaben einen neuen Bassisten gefunden. Auch das neue Label "Armageddon Music" steht nun hinter den Nagetieren und die anstehende Europa Tour als Support von Saxon kann nur eins bedeuten: die Jungs wollen es endgültig wissen. Nach dem starken Album "Madtropolis" 2003 folgt hier ein neues Langeisen ohne viel Schnick Schnack. Kaftvoller melodischer Heavy Metal mit einer deutlich im Vordergrund stehenden Leadguitar. Auf bekannte Trademarks verzichten CHINCHILLA zum Glück nicht - die Songs gehen fast alle sofort ins Ohr. Opener "The Almighty Power" oder "The Call" sind halt Ohrwürmer par excellance . Etwas verdrängt wurden die Keyboard Parts, die nur noch gelegentlich für Atmosphäre in den Songs sorgen. Udo Gerstenmeyer versorgt die Hörer mit eingängigen Soli auf seiner Klampfe und Sänger Thomas Laasch überzeugt wieder mal mit seiner eindrucksvollen, kraftvoll und rauen Stimme die jedem eierlosen Frontmann deutlich das Was erreichen kann. Viel mehr braucht man zu "Take No Prisoner" nicht sagen - es ist CHINCHILLA von Anfang bis Ende und daran ändert auch die Halbballade "Silent Moment" nichts, die zwar keinesfalls kitschig daher kommt, allerdings auch nicht gerade ein Melenstein der Band sein wird. Am Ende geht’s dann mit "Rich Hounds" noch mal zur Sache - der gelungene Abschluss von einer keinesfalls nach 0 8 15 Power Metal klingenden Scheibe.
Letztes Jahr haben LIAR eine coole Split mit SUNRISE veröffentlicht, auf der die polnischen Edger neben der belgischen Legende bestehen konnte. Also mal abwarten, was SUNRISE auf ihrem neuen Longplayer machen würden. Jetzt wo sie mit Lifeforce ein ordentliches Label im Rücken haben, könnten SUNRISE echt durchstarten. "Traces To Nowhere" ist dann auch eine anständige Metalcore-Scheibe geworden, die neben traditionellem HC-Einflüssen auch viel im Heavy Metal verwurzelt ist und durch diese Mixtur weg vom stumpfen DISCHARGE-Geballer. Gerade die Gitarren dürften so manchem Fan alterwürdiger Metalbands richtig gut gefallen, würden sie SUNRISE ein Ohr leihen. Da steckt dann ordentlich Energie in den Songs und dürfte somit Fans von HATEBREED oder UNEARTH ansprechen. Das Einzige, was mir echt auf den Zeiger ging, war das eintönige Gebrülle von Pat, der sich mit erschreckend wenig Abwechslung die ganze Zeit über in einer Tonlage bewegt, was mich echt nervte. Klar, er klingt ordentlich angepisst (muss man als Edger auch, so ganz ohne Drogen hehe), aber immer die gleiche Stimmlage geht im Laufe der Zeit doch echt auf die Nerven. Auf der Split hat er noch einen besseren Job gemacht.
Vor dieser Band habe ich Respekt! Wer nach knapp 9 Monaten Bandexistenz so eine Scheibe zusammenbekommt, vor dem ziehe ich meinen Hut. In Österreich tummeln sich wohl doch mehr unterbeschäftigte Mucker als man denkt. DEVANIC haben Anfang 2004 zusammen das erste Mal gelärmt und jetzt schon ihr Debüt "Mask Installed" eingespielt. Die Scheibe beginnt mit einem Melodic Death-Kracher, der eines dieser Riffs hat, dass man nicht so schnell aus’m Kopp bekommt. "You Will See" heißt die kleine Perle - und was man in der nächsten halben Stunde zu sehen (bzw. hören) bekommt, hat echt Hand und Fuß. Death Metal mit einer Portion Black gemischt, viel Göteborg dabei und ziemlich gut gespielt. Die Songs gehen gut in’s Ohr, DEVANIC beweisen Sinn für kleine nette Gimmicks (wie z.B. die Backing Vocals, die ziemlich Wikinger-mäßig klingen) und haben ein Händchen für Killerriffs. Ohne Scheiß, auf "Mask Installed" finden sich mehr coole Riffs als auf der letzten IN FLAMES. Diese Scheibe ist sehr, sehr cool und hat mich oft an MOURNING CARESS erinnert, auch wenn die noch einen Tick genialer waren (und keine Ösis, aber egal). Einziges Manko ist die knappe halbe Stunde Spielzeit, da ist das Vergnügen viel zu schnell wieder vorbei. Ich will mehr!
Ich weiß ja nicht, was der gemeine gregorianische Mönch früher den lieben langen Tag macht. Singen und siebenstellige Verkaufszahlen feiern sicher nicht. Und dann kommen die Herren in den dunklen Kutten - oder andere Herren in den dunklen Anzügen die den Herren in den dunklen Kutten sagen was sie tun sollen - und nehmen Evergreens des alternativen Genres in Angriff. Teilweise gnadenlos zum scheitern verurteilt, teilweise ganz nett und teilweise schlicht unnötig weiß ich nicht, was ich blasphemischer finden soll. Dass ich Pseudogeistliche kritisiere oder dass sich ebendiese an so was wie die musikalischen Ersatzgötter heranwagen. Eine kleine Auswahl: RAMMSTEINS "Engel" in einer Variante die selbst Mambo Kurt in den Schatten stellt kann und die mit harten Gitarren nahe dem Original aber mit dem wenig martialischen sondern ausschließlich sakralen Gesang nicht punkten kann. "The Raven" hat bei ALAN PARSONS PROJECT großartig geklungen, verkommt hier aber zu einem kleinem Vögelchen, der zwar durch die opulente Instrumentierung gefällt, erneut die Chöre aber schlicht überflüssig scheinen. "The Omen" hat sicherlich einen der eindrucksvollsten Soundtracks im Horrorfilmbereich, "Ave Satani" verfehlt hier die unheimliche Wirkung jedoch komplett. Und genau darin sehe ich den Haken dieses recht exotischen und konzeptionell durchaus nachvollziehbaren Albums. Die Chöre klingen einmalig, ihr Sound ist jedem im Ohr. Viele der Originale leben aber grade vom - wenn auch technisch nicht immer überragendem - Gesang des ursprünglichen Interpreten. Ob dies RAMMSTEINs gerolltes r, THE SISTERS OF MERCY mit dem stilprägenden Sound von "More" oder die NINE INCH NAILS sind. Die Ballade "My Immortal" von EVANESCENCE ist hörbar, "Univited" (ALANIS MORISSETTE) klingt dramatisch. Wer generell auf den etwas verkitschen Popsound der Mönche steht, liegt hier nicht falsch. Wer die Klasse der Originale schätzt, findet hier aber bestenfalls amüsant Skurriles. Denn substanziell ist am Hochglanzprodukt "The Dark Side" nichts, auch wenn die Songauswahl Gegenteiliges suggerieren könnte.
FIENDISH GLOOM machen laut Bio schon seit einer Dekade Mucke, gehört hab ich von denen aber bis zum Erhalt ihrer neuen CD noch nix. Ebenjener Silberling bietet die Band zum Spottpreis von 5 Euronen auf ihrer HP an, was schon allein Grund genug sein sollte, zuzugreifen. FIENDISH GLOOM haben Unterstützung auf jeden Fall verdient, sind sie doch auf dem richtigen Weg und können in naher Zukunft eine der großen Nummern des deutschen Death Metals sein. Zur Spitze reicht es mit dem Erstling zwar noch nicht, aber eine respektable Leistung hat der Haufen auf "Fiendish Gloom" allemal abgeliefert. Vor allem die Gitarren kommen in den Songs voll zur Geltung und haben so manch coolen Part, während das Drumming streckenweise noch ein wenig eintönig daherkommt. Das Problem von FIENDISH GLOOM ist einzig und allein der Hang zu ausufernden Songs und daraus entstehender Monotonie. Nun kann das ein gewolltes Stilmittel sein, aber das wird hier nicht so unbedingt der Fall sein. Songs wie "Wishmaster" oder "Chains" finde ich mal richtig geil und dürften in der Form auch jedem Fan vom ganzen Florida-Gegroove gefallen, aber im hinteren Teil setzt doch manches Mal ein Gähnen ein. FIENDISH GLOOM hätten sich die letzten zwei Songs ruhig sparen können, die fand ich persönlich nur langweilig, vor allem angesichts der Spielzeit von mehr als 50 Minuten, in denen die Band ihre guten Ideen vorher schon verbraten hat. Eine gute Scheibe, die ein wenig zu lang ist und zu viel will, die aber zeigt, dass FIENDISH GLOOM auf dem richtigen Weg sind und sich bestimmt einen guten Ruf in der Szene erspielen werden.
Man mag nicht glauben, dass ANTIFREEZE bereits seit 1992 existieren und jetzt erst ihre erste Demo - CD unters Volk mischen. Wirft man zuerst einmal einen Blick auf das Cover der Scheibe, suggeriert dieses die nächste WITHIN TEMPTATION - Coverband ein, aber zum Glück bleibt man von Ausflügen in derartige Jaulgefilde verschont. ANTIFREEZE spielen traditionellen, leicht melancholischen Midtempo - Power Metal mit gemäßtigtem, wenn auch manchmal etwas monotonem Gesang von Daniel Hiller. Was die Band gut beherrscht, ist die Dynamik, an den richtigen Stellen mit dem Gasfuß zuzulegen oder das Tempo songdienlich zu drosseln, nachzuhören beim tollen Opener "Like Father Like Son". Auf der anderen Seite verirren sich die Herren jedoch oft in langatmigen Intermezzi oder schippern zu lange in einer Tonlage herum, ohne richtig auf den Punkt zu kommen ("Reaching The Heaven"). Beim halbballadesken Titelsong gesellt sich dann doch eine Gastsängerin hinzu und unterstützt die Songs aus dem Hintergrund. Trotz ein paar Schwächen, die (gerade in Sachen Dynamik) vermutlich auch auf die etwas matte und kraftlose Produktion zurückzuführen sind, ist "Into The Silence" ein sehr gutes und optisch sehr professionell aufgemachtes Demo geworden, das gemäßigte Power Metaller, die nicht nur auf Vollgas spekulieren, durchaus begeistern sollte.
Zu beziehen ist die CD für 7 Euro zuzüglich Verpackung und Versand über die Homepage.