Alle Jahre wieder kommen PAGANIZER mit einem vorzüglichen Album um die Ecke, so auch dieses Jahr. Angeblich soll’s das letzte Scheibchen sein, Bandkopf Rogga will sich mehr auf RIBSPREADER konzentrieren, da ihm mit PAGANIZER die Anerkennung immer verwehrt blieb. Was nur an mangelnder Unterstützung durch die Plattenfirmen gelegen haben kann, als an der Mucke, denn die war und ist erstklassig. Old School Death Metal, wie er Anfang der Neunziger in Stockholm gezockt wurde und momentan ein Revival erlebt, man denke nur an CHAOSBREED oder BLOODBATH. Kann man den Allstar-Projekten Trendreiterei vorwerfen, sind PAGANIZER über solche Vorwürfe erhaben - die zocken den rohen Schwedentod schon seit Ewigkeiten, ganz einfach. Roh, brutal, flott, schwedisch. Hier wird der Death Metal nicht neu erfunden, hier werden keine neuen Einflüsse auf Krampf mit Death Metal verbunden (remember IN FLAMES?): "No Divine Rapture" ist eine klassische Schweden Death-Scheibe - und das macht sie so verdammt gut!
Manchmal bin ich über meine Kollegen hier nur verwundert. Da ist so eine Perle wie "Volume One" schon seit langer Zeit erhältlich und hier wird es in keiner Weise gewürdigt. Umso erstaunlicher, da die Scheibe sicherlich nicht nur mir gefällt, sondern auch bei einigen anderen Leuten hier auf offene Ohren stoßen würde, klingt sie doch wie eine Hommage an BLACK SABBAT - was schon mal nicht die schlechteste Referenz ist. Sänger Andy wird sich wohl zeitlebens mit dem Vorwurf rumschlagen müssen, wie der junge Ozzy zu klingen, während sich die Gitarren so dermaßen nach Zakk Wylde anhören, dass man sich fragt, ob der gute Mann einen schwedischen Sohn hat. Vielleicht auf einer Tour in Stockholm gezeugt, mit einem schwedischen blonden Groupie… Die elf Songs auf "Volume One" rocken derweil so unverschämt gut und eingängig, dass HELLFUELED alle Plagiatsvorwürfe egal sein dürften. Wer so coole Rocksongs schreibt, dem kann das Gewäsch anderer Leute egal sein. Die Nummern sind eingängig, klauen bei allen Größen des amerikanischen Rocks (selbst KISS werden zitiert) und machen einfach Spaß. BLACK SABBATH waren ja nicht nur für Doombands ein Vorbild, sondern auch für die ganze Schweinerockband, angefangen bei KYUSS bis zu den HELLACOPTERS. Und in der rockigen Tradition stehen auch HELLFUELED - "Volume One" ist purer Rock’n’Roll!
Dreimal ordentlich was auf die Fresse kommt da aus Polen auf uns zu. Nix VADER, nix BEHEMOTH - wer auf den mittlerweile mainstreamigen Death Metal solcher Bands steht, braucht hier nicht weiter zu lesen. ANTIGAMA, THIRD DEGREE und HERMAN RAREBELL (Kult!) zocken fiesen, ganz fiesen Grind mit teilweiser Crust-Schlagseite. Ne halbe Stunde hält man ein solches Inferno schon aus, von daher hat die Split schon mal eine vernünftige Spielzeit. Länger wäre es ungefähr so, wie ein Pfund Zucker zu essen: am Anfang ganz nett, aber irgendwann tun einem die Zähne weh und es macht keinen Spass mehr… die drei Bands verstehen ihr Handwerk und sind merklich um Abwechslung bemüht, da wird öfter mal das Tempo rausgenommen, mal ein zackiger groovender Crust-Song hingelegt und mal gnadenlos geballert. Eine solide Grind-Split, die einem drei Bands nahe bringt, die bisher noch nicht so für Aufsehen gesorgt haben, mit dieser Split aber sicher einige Leute erreichen können. Feine Sache.
Wat, schon wieder ne neue Band? Nix da, THE ANTI-DOCTRINE sind mittlerweile alte Bekannte und konnten unter dem Namen STRAIGHT schon für einiges Aufsehen sorgen. Warum der Namenswechsel stattfand, kann ich nicht sagen, der alte war auch schon sehr cool. THE ANTI-DOCTRINE klingt auf jeden Fall intellektueller hehe. Wie schon auf der Vorgänger-EP "From The Heart" (noch unter altem Namen eingespielt), mischt der Haufen aus Düsseldorf auch auf "Patterns Of Liquid Red" alles, was böse, brutal und heftig ist. Hardcore, Grind, Death Metal, fiese New Metal-Versatzstücke. Mag ein wenig überfrachtet klingen, wenn man sich das so vorstellt, aber THE ANTI-DOCTRINE haben es fertig gebracht, aus den ganzen Zutaten eine einfach geil-brutale Platte zu mischen, die einerseits ordentlich Arsch tritt, andererseits aber auch eingängig ohne Ende ist. Man kann diese Scheibe schlecht mit anderen Platten vergleichen, was mir meinen Job nicht gerade einfacher macht. Aber über Musik zu schreiben ist ja eh so, wie einem Blinden Farben erklären zu wollen. Belassen wir es dabei, dass "Patterns Of Liquid Red" jedem Freund heftig-brutalen Metals gefallen dürfte und sich jeder einfach selbst ein Bild machen sollte. Gebt der Platte, gebt der Band eine Chance und ihr werdet es sicher nicht bereuen! Sicher eine der besten Scheiben des Jahres!
Mit ihrer 25jährigen Bandgeschichte, 30 Alben und um die 4.500 gespielten Konzerten kann man die METEORS durchaus zu Recht als die Urväter des Psychobilly bezeichnen. Nach einem Split im Jahr 2000 fand sich das Trio 2003 wieder zusammen und nahm mit "Psychobilly" eine Platte auf, die ziemlich enttäuschte. Deutlich langsamer als der Großteil der Vorgänger-Alben wirkten viele Songs zu zahm und kraftlos und man musste befürchten, dass Bandkopf Paul Fenech und seine beiden Mitstreiter schließlich doch in die Jahre gekommen sind. Diese Befürchtung zerstreuen sie mit "These Evil Things" allerdings in alle Winde. Hier gibt es wieder den puren METEORS-Sound: roher, dreckiger Psychobilly, z. T. vermischt mit End 60er Surf- und Horror-B-Movie-Sound sowie Country und Western, und darüber Paul Fenechs morbid-rauer Gesang. Unterstützt werden die fast durchweg guten und ohne Ende böse groovenden Songs durch die herrlich altmodische - sprich: etwas trashige - Produktion. Zwar gibt es auch einige wenige Durchhänger, wie z. B. das schleppende und ziemlich eintönige "Ladykiller", aber Kracher wie "Scream You Fucker Scream" oder das geniale Western-Instrumental "The Loneliness Of The Long Distance Killer" machen das auf der Stelle wieder wett. Ja, man merkt es schon an den Songtiteln - auch bei den Texten setzt Paul Fenech wieder auf die altbekannten Lieblingsthemen: Psychopathische Killer, Horrorfilme und der Tod im Allgemeinen sowie in jeder nur erdenklichen Variante. "These Evil Things" macht von vorne bis hinten höllisch Spaß - im wahrsten Sinne des Wortes. Und vor allem freut man sich schon beim Hören auf die anstehende Tour. Mit dieser Platte im Gepäck verspricht jedes einzelne Konzert eine großartige Party zu werden. Lasst uns feiern!
Oh Oh, halten es die brasilianischen High Speed - Deather KRISIUN jetzt wie die Kollegen von VADER und hauen nach jedem Album eine Midprice (wenn’s mal so wäre…) - Hastenichtgesehen - Compilation - EP auf den Markt? Nun, im Fall KRISIUN geht die Angelegenheit ausnahmsweise in Ordnung, da das Werk eine adäquate Spielzeit besitzt und tatsächlich weit unter Album - Preis gehandelt wird. Zudem ist das hier neu aufgelegte Demo "Unmerciful Order", das 1993 schon einmal auf einer Compilation der Band erschien, seit Jahren nirgends mehr aufzutreiben. Diese vier Songs ("They Call Me Death", "Unmerciful Order", "Crosses Toward Hell" und "Infected Core" - eingeleitet von einem neuen Intro names "Voodoo") sind ein El Dorado für Highspeed - Deather der ganz, ganz alten Schule. KRISIUN klangen damals, auch vom dumpfen Rumpelsound her, wie CANNIBAL CORPSE zu "Tomb Of The Mutilated" - Zeiten und sind für Normalos fast ungenießbar. Die fünf neuen Tracks hingegen sind von einem ganz anderen Kaliber: langsam, heavy, und sie zeigen, dass die Jungs nicht nur ICE beherrschen, sondern auch schwere, majestätische Dampflok. Nur warum sich zu dem technisch brillanten und fett produzierten Death Metal - Inferno noch zwei weitere Intros / Outros gesellen, will sich mir nicht erschließen. Gerade das abschließende "MMIV" ist zwar schön gruselig - atmosphärisch geraten, wirkt aber wie ein Füller, was dessen recht lange Spielzeit noch bestätigt. Für Fans garantiert ein Muss, da die Band ihre Spannbreite hier einmal richtig erweitet, aber "Tester" sollten besser zu den regulären Alben greifen.
Englische Fußballer sind Loser, ihrer Fans brauchen belastbare Nerven. Und auf die haben es ANAAL NATHRAAK abgesehen. Los geht’s mit fiesem Sample- Industrial-Krach für knapp zwei Minuten wünschen sich die Briten, Blood auf die Menschen zu kotzen. Ein legitimer Wunsch, sie schaffen es allerdings höchstens, dass einem die Ohren bluten. Wer will, der kann die Jungs als "Fucked Up Black Metal" einstufen, meiner Meinung nach sind da auch jede Menge Grind-Core- und Death-Metal-Elemente verklabustert. Und eben reiner Krach. Anfangs fast immer auf ICE-Tempo unterwegs, so machen’s uns die Tommies zeitweise auch ein wenig langsamer, immer wieder durchsetzt von Samples. Und immer wieder ergänzt durch unglaublich intensive Schreie, die auch direkt aus der Irren-Anstalt oder von Scheiterhaufen oder aus der Schweine-Schlacht-Anstalt kommen könnten. Aber plötzlich gibt’s richtig harmonische Gitarren-Soli inklusive reinrassiger Speed-Metal-Teile ("Do Not Speak") oder für AN-Verhältnisse einen echten Ohrwurm ("This Cannot Be The End"). Die Briten haben alles verwurstet, was ihnen unter die Fingernägel gekommen ist, vom normalen, über Speed- bis hin zu Death-, Black- und Industrial-Metal. Sie kratzen häufig am Unverständnis der Hörer, nagen an den Nervenende eben jener - aber sie haben eine unglaublich harte Scheibe gemacht, auf der es jede Menge zu entdecken gibt. Unter anderem fetten Sound und viele spielerische Feinheiten. Aber Achtung: Man muss echt gute Nerven haben. Vielleicht gewinnen die Engländer doch mal wieder ein Blumentopf, mit dieser Platte kann das klappen.
Eine grellbunte, leicht grafittimäßig aufgemachte 5 Track EP mit dem plakativen Titel "Böse" Liebe" landete jüngst in meiner Post. Nee ist keine neue OOHMP Scheibe mit verschütteten Songs, sondern hierbei handelt es sich um die humorigen Engländer BLEEDING HEARTS. Nachdem wir die Jungs beim diesjährigen TAUBERTAL Festival leider nur ganz kurz aber mit positiven Eindrücken ansehen konnten, überzeugt die Band hier auch im CD Format mit ihrem urwüchsigen Mix aus Modern Folk, Punk & Rock. Als grobe Hinführung könnte man die Musik als so eine Art Mischung aus NEW MODEL ARMY, THE LEVELLERS und etwas ältere SKYCLAD betrachten. Bereits mit "Queen Of Happy" einem energiegeladenen Track mit fetten Riffs, typischer Folk-Fidel (Geige) und einem unheimlich groovigen Bass zeigen die HEARTS wo der "Bartel de Moscht" holt - will sagen kein Blümchen Folk Rock mit zerbrechlichen Singsang sondern hier wird ordentlich Gas gegeben. Die Jungs haben sich zwar die "Mühe" gemacht den Titelsong auf Deutsch hinzuschreiben aber gesungen wird bei "Böse Liebe" dann doch lieber rein in der eigenen Muttersprache. Für Festivals jegwelcher Art, die auf der Suche nach kompetenten "Stimmungsmachern" mit Niveau sind stellen die BLEEDING HEARTS sicher eine absolut lohnenswerte Investition dar. Da auch die restlichen Stücke überzeugen mit guten Hooks sowie viel musikalischen Gespür für abwechslungsreiches Songwriting zu überzeugen wissen, läßt dass neue Full-Length Album auf einiges hoffen. Übrigends kann man sich jetzt diese EP auf der Band HP auch völlig gratis downloaden.
Schon lange nichts mehr gehört vom guten FRANK, ja tatsächlich ER ist gemeint das Enfant Terrible des Spaßschlagers der 78er & 80er Jahre, die Berliner "Schnautze" Frank ZANDER. Er war mit seiner charakteristischen Reibeisenstimme der Sänger solch unvergessener Höhepunkte urdeutschen Liedgutes wie "Ich trink’ auf Dein Wohl Marie", "Oh Susi", "Ja wenn wir alle Englein wären" und natürlich "Hier kommt Kurt". Und genau hier setzt quasi auch seine neue Scheibe "Rabenschwarz" zumindestens gesangstechnisch an, denn in einer ganz ähnlich gearteter Mischung aus Sprechteilen sowie Gesangsparts werden uns hier einige hübsche Coverversionen sowie auch eigene Songs in bester Industrial Metal Manier prässentiert. Sicher werden sich einige jetzt zu recht fragen, was soll das und meint er es wirklich ernst damit? Nur soviel dazu auf dem Cover steht u.a. "WARNUNG - Das Ende des Deutschen Schlagers" und tatsächlich hört man sich die Zander’schen Versionen von dem schaurig düsteren "So Bist du" (PETER MAFFAY) oder das schmissig bedrohliche "Es Fährt ein Zug nach Nirgendwo" (Christian Anders) zum erstenmal an, versteht man vielleicht die etwas zwiespältigen Reaktionen der Originalinterpreten zumindest ein klein wenig, so mancher soll sogar richtig angepisst gewesen sein. So auch bei dem schleppenden "Dich zu Lieben" (ROLAND KAISER) hier klingt der Berliner wie ZARAH LEANDER goes Metal. Aber der Sound ist insgesamt einfach nur geil gemacht, stampfende Riffs, grollendes Drumprogramming mit surrenden Keys & Samples und das ganze garniert manchmal auch mit stark "r"ollender R-Betonung im typisch mächtigen RAMMSTEIN Style. Der eigentliche Auslöser für die Idee zu dieser CD waren die Redakteure des Punk-Magazins OX-Fanzine, in dem sie ihn baten, einen Song zu Gunter GABRIELS Tribute- Album beizusteuern, auf dem noch 54 weitere Punkbands ihre Gabriel-Favoriten zum Besten geben. Auch die eigenen Songs von "Blacky" Zander wie "Nachbar" oder auch "Ich trink von Dir" passen wunderbar mit den Covers zusammen, wenn auch das musikalische Strickmuster stets fast dass gleiche ist, diese etwas mangelnde "Flexibilität" könnte dabei als etwas größerer Kritikpunkt gelten. Die beiden vorletzten Songs mit den leicht platten Comedyanleihen lassen wir mal außen vor. Denke aber mal vor anderen selbsternannten Spaßmetallern des Genres wie ONKEL TOM, JBO oder gar KNORKATOR braucht sich Frank Zander keinesfalls zu verstecken. Insgesamt ganz gut gemacht, die Produktion ist ebenfalls satt, nur welcher Konsument hiermit angesprochen werden soll bleibt letztlich offen.
Backnang, Home of Totenmond und anderer Bands scheint eine kleine Quelle der Metal-Inspiration zu sein. DARK WIRE ist ein junger Sechser, der sich einer Mischung aus Dark- und Black Metal verschrieben hat. Und für eine zwei Jahre alte Band ist die Scheibe eigentlich auch recht ansehnlich geworden, vor allem das, denn neben der Aufmachung der normalen Premiere mit echter CD und Booklet, gibt’s das Ding auch limited in einer Metall-Verpackung. Ansehnlich also schon, aber auch hörbar? Es gibt sicherlich schlechteren Sound, obgleich DARK WIRE auch ein wenig topfig klingen und nicht recht viel Wumms haben. Eigentlich besitzen die Baden-Württemberger auch recht gute Ideen zwischen den beiden genannten Genres, zwischen Härte und Atmo hin- und herzuspringen. Aber letztlich ist der Wechsel zwischen Grunz- und Cleangesang irgendwie ausgelutscht, zumal sich das cleane Stimmchen manchmal anhört wie Kate Bush in hoch und doch einigermaßen an den Eiern kratzt (oder in ruhigen Phasen ein wenig eiert). Außerdem klingen die Gitarren ziemlich simpel und die alte Orgel hat schon 1979 bei den Puhdys hundertmal mehr nach Metal geklungen als beim dunklen Kabel. Für eine junge Band ist das zwar gar nicht mal so fürchterlich, aber wen interessiert’s, wenn er Kohle für ein noch recht unausgegorenes Werk investiert? Die-Hard-Dark-Metaller sollten dennoch reinhören, und es soll ja Leute geben, die Underground-Newcomer sowieso prima finden. Mir reicht die tolle Aufmachung nicht.