Es gibt Traditionen welche durchaus Sinn machen. Eine davon ist sicherlich jene, vor dem Einlegen eines Albums von BLACK LABEL SOCIETY die heimischen Whiskyvorräte zu sichten. Zakk Wylde, seines Zeichens Leadgitarrist von Ozzy Osbourne und bekennender Liebhaber des edlen Gesöffs liefert nämlich den perfekten musikalischen Rahmen zum Genuss eben jenes Lebenssaftes. Mit neuem Label im Rücken bewegt sich BLACK LABEL SOCIETY nach dem Southern Rock lastigen Vorgänger nun mit "Mafia" wieder in härterer Umgebung. Dabei steht auch der Metal-Anzug BLACK LABEL SOCIETY ausgezeichnet, obgleich "Mafia" dem melodischen, fast akustisch anmutenden Southern Happen namens "Hangover Music Volume VI" nicht ganz das Wasser reichen kann. Der sofort ins Ohr gehende furiose Opener "Fire It Up", die in bester Siebzigermanier stampfende, radiotaugliche Single "Sucide Messiah" sowie der das Album abschließende ruhige Track "Dirt On The Grave" sorgen für eine wohlige, dunkel angehauchte Atmosphäre. Mit dem treibenden "You Must Be Blind" ist BLACK LABEL SOCIETY sogar einer der Beste Ozzy Osbourne Songs seit Jahren gelungen; und auch die vorangestellte Ballade "In This River" würde dem Altmeister Ozzy mehr als gut zu Gesicht stehen. Allerdings bezieht sie einen Teil ihres Charmes durch Wylde’s Gesangsvorstellung - seine raue, whiskygetränkte, zu den tiefergestimmten Gitarrenspiel exzellent passende Stimme zieht sich durch das komplette Album. Riffmäßig macht Mr. Zakk Wylde ja eh niemand groß was vor und unzweifelhaft gehört er mit seinem markanten Sound zu den großen Gitarristen unserer Zeit - mit einem Händchen für eigene Songs. Trotz einiger Längen im zweiten Teil des Albums schenke ich mir jetzt noch einen Black Label Whisky ein, drücke die Repeat-Taste und lasse es mir mit "Mafia" einfach mal gut gehen.
Drei Jahre hätten doch eigentlich genug sein müssen um ein Album ohne gravierende Kinderkrankheiten zu schaffen. Warum "Superbitch" dann aber doch an so vielen Stellen nicht überzeugen kann, bleibt ein Rätsel. Warum der Band niemand gesagt hat, dass die seltsam hölzernen nach New Metal gierenden Tracks "Much Deeper" und "Shoot Song" vom Gesang her nicht passen und vom Songwriting dürftig und bekannt klingen, erschließt sich mir nicht. Sicherlicht hagelt es auf "Superbitch" schöne Melodien, die elektronisch modernen Parts in Kombination mit Gothic Metal Anleihen ist zwar keine Revolution aber lässt nicht selten den Fuß wippen. Und doch gibt es kaum einen Song der vollends überzeugt, auch bei wenig pedantischer Betrachtungsweise hakt es fast immer irgendwo. Mal klingt der Gesang als wäre er zwischen Tür und Angel eingesungen worden, dann gibt es Loops die jegliche Originalität missen lassen und ruhigere Passagen die nicht konsequent genug wirkliche Tiefe aufbauen. Das wirklich tragische daran ist aber, dass man darüber manchmal kaum wahrnimmt wie beispielsweise der Opener "7 Seconds" sich in großartiger Balance aus Gothrock im Chorus und elektronischer Melodiearmut in den Strophen durch den Song hangelt, der letzte Song "Until I´ve Been Forgotten" wirklich Abwechslung bringt oder das Cover "Coming Up Roses" zuckersüß im Ohr hängen bleibt. Nach zwölf Songs WILL DAS gemischte Gefühl aber nicht weichen wenn man zum wiederholten Male die Songs hört und doch keine neuen Details entdecken kann. Ich hatte definitiv mehr erwartet von DAS SCHEIT, zu viele nette Ansätze ersticken an sich selbst.
Die gute Nachricht: Man kann sich "Yellow Sunshine Explosion" schön hören. Die zweite gute Nachricht: Der Titel trifft auch in gewissem Sinne zu - JELLY PLANET haben sich in den buntesten "Strawberry Fields" der BEATLES verlaufen - da mixen sich die buntesten Tage von LED ZEPPELIN mit den wilden Instrumentierungs-Ideen von HAWKWIND oder PIIRPAUKE - genau, die finnischen Folker mit dem Hang zu komischen Flöten. Blumenkind-Fantasien galore. Leider ist das "verlaufen" ein bißchen zu wörtlich zu nehmen - in den schlechten Momenten ist das Album so belanglos wie ein Spätsiebziger-Sampler und so anstrengend wie ein Tag im antiautoritären Kindergarten. Die Finnen KINGSTON WALL haben eine ähnliche Melange zu Beginn der 90er schon mal besser hinbekommen. Sänger Stephan Hendricks hat eine Stimme wie der junge Robert Plant, und genauso polarisierend kann man die wahrscheinlich nur lieben oder in bestimmten Momenten... Und ich liebe sie nicht. Dei erste Single "Where Do We Go?" ist im gemessen an der Durchschnittsgeschwindigkeit des Albums Uptempo und catchy - von der zweiten geplanten Auskopplung "Running Away" kann man das schon nicht mehr behaupten. JELLY PLANET geht es ein wenig wie der FlowerPower-Spacerock-Party im Kult-Club Molotow auf dem Kiez - man hat recht hohe Erwartungen, aber letztendlich ist das Ergebnis so wenig sexy wie das Rudel enthemmter Pädagogik-Studentinnen im mittleren Semester mit Henna-Tattoo.
Während der Metalcore boomt wie nie zuvor und man als Fan beinahe täglich mit neuen Platten überschüttet wurde, ist der klassische Hardcore ein wenig ins Hintertreffen geraten. KILL YOUR IDOLS verkörpern den old schooligen NYHC-Sound und haben sich durch harte Arbeit und eine Menge Veröffentlichungen eine treue Fanbasis erarbeitet, die nach langer Zeit mal wieder einen Longplayer serviert bekommt und nicht eine weitere Split, wie zuletzt mit 7 SECONDS. "From Companionship To Competition” heißt das gute Stück und schon im Titel wird die Einstellung der Band zum modernen Hardcore deutlich, jedenfalls würde ich das mal so interpretieren. Bester Songtitel ist aber immer noch "Only Dicks Don´t Like Black Flag" hehe. Obwohl sich hin und wieder mal ein kleines Solo in den Sound von KILL YOUR IDOLS verirrt ("Don´t Call Me, I Won´t Call You") braten die Jungs die meiste Zeit einfach nur straight nach vorne los und haben dadurch einen definitiven Punk-Einschlag. Auf Breaks oder Moshparts verzichtet die Band komplett und hält so das Energie- und Aggressionslevel konstant hoch, was mir sehr gefallen hat. Das ist einfach arschtretender Hardcore, der ohne Gnade losballert, sich einen Dreck um Trends oder Modernität schert und durch und durch authentisch wirkt. Ein Fest für alle, denen BWL-Studenten mit Gitarren, die Hardcore sein wollen, suspekt sind.
Die großen TESTAMENT machen alten Kram zu Kohle. Nicht nur, dass sie auf ihrer Homepage "Bootleg-DVDs" verticken, nein sie machen aus ihren 1991-Videobändchen auch noch ein digitalisiertes Datenträgerlein. Der (remasterte) Sound ist trotzdem nicht doll, der Inhalt so lala. Live-Zusammenschnitte von der 91er-Tour wechseln mit Interviews und Backstage-Szenen, manches ganz nett, manches gestelzt. Auf jeden Fall ist es ganz schön, die Kollegen Alex Skolnick (inzwischen zum Jazzer mutiert) und Greg Christian (inzwischen ?) mal wieder im klassischen Line-Up in Aktion zu erleben und lange nicht gehörte Songs um die Lauscher zu bekommen. Es gibt unter anderem deutsche Untertitel, Video-Clips zu den Songs Nobody´s Fault, Practise What You Preach, Souls Of Black und The Legacy extra dazu. Biographie, Discographie und eine Image-Gallery sowie ein beiliegendes Poster werten das Scheibchen ein wenig auf. Insgesamt wäre für mehr Material Platz gewesen - aber das hätte ja auch mehr Aufwand gekostet. Die lieblos wirkende Veröffentlichung lohnt nur für Berufs-Historiker, Legacy-Fanatiker und absolute Sammler. Hier die Songs:
Ja, sind denn schon wieder die Achtziger? DARK SKY machen Hard Rock, wie er optimal ins Breakout oder auch auf’s BYH passt. Sie bewegen sich irgendwo in der Schnittmenge aus Europe, Whitesnake und Co., machen dabei sogar wenig falsch. Die Süddeutschen haben gute Instrumentalisten, einen starken Sänger, die Songs rocken angenehm durch die Boxen und weisen wirklich einen guten, für diese Art von Musik sogar fetten Sound auf. Und weder das Keyboard noch die Melodien an sich sorgen für allzu großen Schmalz- und Schnulzenfaktor. Okay "You Are My Life" ist hart an der Grenze zum Alt-Herren-Rock, und der "Back Again"-Refrain schlagert ganz schön rum. Und für die ganz Harten ist Vorsicht geboten: Manchmal verläßt die Band die Hard-Rock-Pfade in leicht seichtere AOR-Gefilde.. Aber im Großen und Ganzen rocken DARK SKY schon mal ganz tüchtig. Für ältere Metal-Fans gleicht die Scheibe einer kleinen Zeitreise, und jüngere Härtner können sich mal anhören, wie sich Rock an der Schwelle zum Metal mal angehört hat. Fazit: Wer auf genannte Bands oder auch softere Pretty Maids oder so steht, der wird hier solide bedient.
Vorschußlorbeeren gab es ja mehr als genug für das Zweitwerk der Mannen um die beiden ex-Helloween-Member Roland Grapow (Gitarre) und Uli Kusch (Drums) sowie ihrem kongenialen Mitstreiter, den norwegischen Ausnahmesänger Jorn Lande. Komplettiert wird das Quintett durch Bassist Jan S. Eckert und Keyboarder Axel Mackenrot. Bereits mit dem Appetizer zum Album "Aeronautics", der EP "Back For My Life", sorgten MASTERPLAN in der Metalgemeinde für gehörigen Aufruhr und ließen die bereits nach dem Debüt in den Himmel geschossenen Erwartungen gen Unendlichkeit ausufern. Und alle Achtung - schon nach dem ersten Durchlauf ist eines klar, dem Druck von Fans und Presse wurde mühelos stand gehalten. Ausfälle unter den zehn melodischen Metalhymnen (plus einem Bonustrack) sind keine auszumachen - eigentlich gibt es ja nicht einmal nennenswerte Schwachstellen auf dem Album zu vermelden. Lande’s emotionaler Gesang und Grapow’s eindrucksvolles Gitarrenspiel bestimmen wie bereits beim Vorgänger die Marschrichtung. Dazu merkt man den Songs an das MASTERPLAN auf dem Weg von fünf Einzelkönnern zu einer homogenen Band deutlich gereift sind. Neben dem knallenden hymnischen Opener "Crimson Rider” sind es vor allem noch "I’m Not Afraid" (der Song startet ja schon hammermäßig, und im weiteren Verlauf rockt alles) und das herausragende "Headbangers Ballroom” (melodischer Ohrwurm mit Drive) die es mir angetan haben. Der "Aereonautics"-Überflieger dann zum Schluss. "Black In The Born" zeigt die ganze Bandbreite des Könnens von MASTERPLAN in einem fast 10-minütige Epos der Superlative und lässt einem verzweifelt die Repeat-Taste suchen. Die Tracks sind detailverliebt arrangiert und trotz technischer Finesse und progressiven Elementen jederzeit eingängig und einfach Metal. Hier finden qualitätsbewusste Metaller von Prog bis Power einen gemeinsamen Nenner, die Tradition der Achtziger und moderner Sound in nahezu perfekter Symbiose. Das es bei all der Klasse auch keinen Ausrutscher bei der jederzeit druckvollen und klaren Produktion gibt versteht sich dann schon irgendwie von selbst. Die Ausstattung, ein gut aufgemachtes Booklet, schickes Digibook mit Bonustrack (und "Treasure World" ist alles andere als zweite Wahl) und Multimedia Section lässt sich da dann auch nicht lumpen. MASTERPLAN sind mehr als nur gut aus den Startlöchern gekommen und scheinen nun den Beweis anzutreten, dass sie über Langstreckenqualitäten verfügen - der Fünfer hat echt das Zeug International ganz groß abzuräumen. Dabei sieht es zur Zeit so aus als würde es wohl nur noch eine finale Hürde geben - wie soll das berüchtigte dritte Album nur diese beiden Vorgänger toppen? Absolutes Highlight.
Aus New York stammt diese Formation, die 1999 von der jamaikanischen Gitarristin Karla Williams und der israelischen Sängerin Lizza Hayson gegründet wurde. Das liefert schon im Ansatz genug "Multi - Kulti", was von der Musik der Band endgültig unterstrichen wird. Selbst bezeichnet man seinen Stil als "dunkle, melodische, Groove - basierte Tribal - Sounds" und es fällt mir schwer, dem etwas entgegenzusetzen. Es ist wohl das, was viele Leute als "Weltmusik" bezeichnen, denn es bedeutet auf der einen Seite Originalität, aber für mich leider auch ziemlichen Wirrwarr. Wenn ein Herr Max Cavalera seinen thrashigen Groove - Metal mit allerlei Stammesmusik und Reggae würzt, finde ich das durchaus cool, aber bei MAHAVATAR schwirren mir größtenteils die Fragezeichen um die Rübe. Einerseits ist der Mix aus dunklen, männlichen Vocals und kraftvollen (nicht opernhaften!) weiblichen Parts wirklich originell und die schneidenden Grooves, kombiniert mit den Tribal - Drums, sind nicht schlecht anzuhören. Aber andererseits übertreiben es die Herren und Damen mit dem Bestreben, möglichst viele Ideen in die Songs zu quetschen. Das (ziemlich gute) "Open Your Minds" drängt etwa, sicher unbeabsichtigt, einen leichten SENTENCED, - oder HIM - Einschlag auf, während "Anger" mir mit seinen abrupten Krach - Intermezzi immer wieder MARILYN MANSON oder KORN auf’s Auge drückt. Ich kann hier noch stundenlang Stile beschreiben und auf die stilistischen Ähnlichkeiten zu anderen Bands verweisen, aber ich belasse es bei der Aussage, dass Leute, die etwa SKUNK ANANSIE, SEPULTURA zu "Roots" - Zeiten, SOULFLY oder meinetwegen auch oben genannte "Nu Rock" - Acts mögen, "Go With The No!" ruhig einmal anchecken sollten. Freunde von metallischer "Weltmusik" werden hier vielleicht fündig werden.
Ein ordentliches Brett hauen THE LETTERS ORGANIZE auf ihrem Debüt "Dead Rhythm Machine” raus. Im Kontrast zum Plattentitel haben die Jungs aus Atlanta jede Menge Ryhtmus im Blut, was sich in Songs wie "Trouble Sleeping” in mitreißenden Gitarren-Attacken widerspiegelt. Im stetigen Wechsel heftig gebraten und melodisch gewimmert, wobei immer ein leicht verückter Touch unterschwellig vorhanden ist, ähnlich wie bei REFUSED. Parellelen zu den verblichenen REFUSED werden im Gesangsstil schnell deutlich, gerade in den ruhigeren Parts kann man die beiden Schreihälse kaum unterscheiden. THE LETTERS ORGANIZE verarbeiten Einflüsse aus dem modernen Hardcore, Rock und einem Schuss Punk zu ihrer eigenen Spielart des modernen Hardcores. Vielleicht kann man es auch Emo nennen, aber eigentlich ist die Mucke dafür zu wenig weinerlich hehe. Songs wie das erwähnte "Trouble Sleeping” und das vorhergehende "They Call It Rock N´ Roll (And Other Lies)" sind kleine Hits modernen Rockmusik, die mitreißend und hochemotional ist, gleichzeitig heftig wie einfühlsam - und kein Stück berechenbar. Wenn man mit einem weiteren Riffgewitter rechnet, wird ein Break eingebaut und ein ruhiger Part bringt den Hörer runter. Umgekhert funktinoniert das Ganze ebenso gut. THE LETTERS ORGANIZED sind eine mitreißende moderne Rockband, wie sie seit seligen REFUSED-Tagen mehr und mehr werden (ich sach nur JR EWING oder MALKOVICH) - und das ist auch gut so.
Roger Miret dürfte als langjähriger Sänger der New Yorker Hardcore-Legende AGNOSTIC FRONT hinlänglich bekannt sein. Nachdem er 1990 bereits als Bassist in die Band LADY LUCK einstieg, in der seine Frau Denise singt, ist er seit ein paar Jahren mit den DISASTERS bereits in seiner dritten Band aktiv - und hat sich mit dieser komplett dem Punkrock verschrieben. Nach dem Debüt von 2002 erscheint jetzt mit dem vom Meister selbst produzierten "1984" das Nachfolgealbum, auf dem es 13 Streetpunk-Hymnen zu hören gibt, die zum Teil deutlich von Bands wie den CLASH oder den BUZZCOCKS beeinflusst sind. Bis auf den kurzen, folkigen Schluss-Track sind die Songs allesamt rotzig, dreckig und rau, aber trotzdem melodisch, und dazu folgt ein Mitgrölrefrain auf den anderen. Über die gesamte CD-Länge klingt zwar vieles etwas gleich und beliebig, aber man bleibt immer wieder an Krachern hängen, wie "Turncoat", "Street Rock ´n Roll" oder "Kill For Cash". Hier ist ein Altmeister am Werke, der den Jungspunden von heute zeigt, was wahrer Punkrock ist.