THE UNDERGROUND RAILROAD sind eine Band, die sich im texanischen Progressive - Underground (daher vielleicht auch der Bandname?) formiert hat und in ihrer Heimat angeblich bereits größere Erfolge verbuchen konnte. Ihr erstes Album "Through And Through" soll sich jedenfalls einige tausend Male verkauft haben. Für "Easy Listener" ist ihre Musik und auch ihr neues Album "The Origin Of Consciousness" keinesfalls gedacht, denn es wird nicht nur äußerst vertrackter, jazziger, experimenteller und mitunter auch psychedelischer Progressive / Art Rock geboten, sondern auch eine Konzeptstory, die auf Ideen des Psychoanthropologen (!!!) Julian Haynes basiert und die Handlung des wohl sehr beliebten Songs "The Doorman" vom Debüt fortführt. Diesem intellektuellen (Pseudo -) Anspruch wird die musikalische Untermalung zwar gerecht, aber mitreißen oder zum Jubeln bewegen kann sie nicht. Dafür klingt Vieles zu konstruiert, zu verzettelt und irgendwie wenig aussagekräftig, zumal über weite Stecken rein instrumental vorgegangen wird. Ich persönlich finde "The Origin Of Consciousness" eher langweilig und wirklich nur für Allessammler geeignet. Trotz des sehr hohen technischen Niveaus gibt es gerade im Prog - Bereich viele interessantere Acts und Platten, die nicht nur zum puren "Seht mal, was wir alles machen können!" - Selbstzweck verkommen. Ich glaube, hiermit wird der Zug auch weiterhin im Underground herumfahren.
Um die Wartezeit aufs neue Album der Poppunks von YELLOWCARD zu verkürzen, ist jetzt für die Fans ein Album aus der Frühzeit der Wahl-Kalifornier neu aufgelegt worden. "Where We Stand" war das zweite Album der ursprünglich aus Florida stammenden Band und wurde bereits 1999 eingespielt, als die Jungs noch zusammen auf die High School gingen. Insgesamt geht es auf der Scheibe noch etwas rauer und aggressiver zu als auf den späteren Veröffentlichungen, aber die musikalischen Weichen scheinen zu dem Zeitpunkt bereits gestellt worden zu sein, denn auch trotz des meist hohen Tempos der Songs tritt schon oft der melodische Pop-Appeal der späteren Alben zutage, wobei den Stücken selbst der letzte Schliff größtenteils noch fehlt. Dafür, dass YELLOWCARD damals noch eine Schülerband waren, befinden sie sich aber spieltechnisch schon auf einem recht hohen Niveau, nur der Einsatz der Geige wirkt z. T. noch etwas konzeptlos, und auch der Gesang von Ryan Key ist stellenweise etwas dünn und drucklos. Gleiches gilt auch für die Produktion, die den richtigen Kick vermissen lässt. Ist wohl nur was für Hardcore-Fans der Band.
MANNTIS sind in den USA keine Unbekannten mehr, bei angeblich mehr als 1000 gespielten Shows dürfte die jeder Ami schon mal gesehen haben, selbst in einem so großen Labd. Das erklärt auch, warum "Sleep In Your Grave" erst fünf Jahre nach Bandgründung fertig ist: die Jungs waren ja nie lange genug zu Hause, um mal Songs zu schreiben oder ins Studio zu gehen. Musikalisch gibt es bei MANNTIS keine großen Überraschungen, metallischer Hardcore, das ist nix Neues mehr. Die Platte startet mit einem schwedischen Riff ganz cool und der gesamte Opener "Axe Of Redemption" haut gut ins Mett. Aber, man ahnt es, es gibt viel Licht und Schatten auf dem Album. Song Nummer 2 ist schon wieder Standardkost, der alles auffährt, was man im Metalcore so braucht und gerade deswegen so langweilig it. Wie ein roter Faden zieht sich das durch "Sleep In Your Grave". MANNTIS sind bemüht, alles einzubauen, was man als Metalcore-Band so braucht und haben einige ziemlich gute Songs am Start, aber auch viel Durchschnittsware. Da kann als Endergebnis nur eine durchschnittliche Platte bei rauskommen und genau das ist "Sleep In Your Grave" geworden. Handwerklich solide, aber mit Schwächen beim Songwriting - und komplett überraschungsfrei. Auf der Verkaufsversion sind noch drei Demo-Songs und zwei Videoclips enthaltenm die die Platte wenigstens über die halbe Stunde-Marke ziehen.
Wirklich gute Crossover-Bands sind momentan sehr rar gesät, seitdem der übertriebene Hype um 4Lyn - oder, noch schlimmer, die Berliner Zuckermelodien-Posse um Myballoon und Konsorten vorbei ist. Und jetzt kommen HIGHFLY aus der zweiten Reihe und entzücken mit zweistimmigem Gesang. Ihre Breaks sind genau vorhersehbar genug, um dazu mit tiefhängender Gitarre zwischen den Beinen ganz hoch springen zu können, langweilen aber nicht. Die Melodien gehen ins Ohr und auch nicht wieder raus, sind aber angenehm in einem hart genugen Rahmen eingelassen und dankenswerter Weise nicht überzuckert. Diese 5-Track-EP macht also nicht dick, sondern verdammt Hunger auf mehr. So gut waren zuletzt Pyogenesis Mitte der Neunziger - Flea Black, übernehmen Sie!
In der Welt des Rock ´n Roll werden Märchen noch wahr. Und das kann auch in Deutschland geschehen - sogar in Köln. Da trafen sich nämlich 1996 auf der Popkomm ein Däne und eine Dänin, und zwar NEKROMANTIX-Bassist/Sänger Kim Nekroman, der mit eben diesen dort aufspielte, und Patricia Day, die mit ihrer damaligen Band PEANUT PUMP GUN ebenfalls auf dem Programm stand. Angeblich war es Liebe auf den ersten Blick, die beiden wurden ein Paar, heirateten irgendwann, brachten sich gegenseitig ihre Instrumente bei und gründeten eine gemeinsame Band, die HORRORPOPS, bei der Kim die Gitarre und Patricia Gesang und Kontrabass übernahm, und die 1999 ihre erste Single veröffentlichte. 2004 stand dann mit "Hell, Yeah!" endlich das erste Album in den Läden, und das brachte mit seiner Mischung aus Rock ´n Roll, Rockabilly, Punkrock und ein bisschen Pop trotz gelegentlicher Längen ordentlich frischen Wind in die Rock ´n Roll-Szene. Danach folgten ausgiebige Touren, u. a. als Support von Lars Frederiksen und THE OFFSPRING, aber auch als Headliner. Man durfte also gespannt sein, was dem Vierer um das Rock ´n Roll-Traumpaar noch so einfallen würde, und dass das jede Menge ist, zeigt das neue Album "Bring It On!". Außer den bereits erwähnten musikalischen Ingredienzen wurden noch mehr Stile integriert als auf dem Vorgänger, angefangen beim rotzigen, Psychobilly-lastigen Opener, über das poppige "Hit ´n´ Run", das Ska-lastige "It´s Been So Long", das rockige "You Vs. Me" und das swingige "Trapped", bis hin zum 50s beeinflussten "Walk Like A Zombie" und dem Country-Song "S.O.B.". Trotzdem wirkt alles noch stärker wie aus einem Guss und sind die Stücke insgesamt runder als auf "Hell, Yeah!", was wohl auch daran liegen mag, dass sie nicht nur von Kim und Patricia geschrieben wurden, sondern dieses Mal die gesamte Band daran beteiligt war. Produziert hat interessanterweise BAD RELIGION-Gitarrist und Epitaph-Eigentümer Brett Gurewitz, und der dreckige, raue, authentische Rock ´n Roll-Sound, den er der Musik verpasst hat, zeugt von seiner Vielseitigkeit. Was auch auffällt: Patricia hat sich gesanglich eindeutig verbessert. Eine coole, sexy Stimme hatte sie ja eh schon, aber auf "Hell, Yeah!" klang einiges doch noch etwas gequetscht, gequäkt und manchmal auch leicht daneben. Wobei das besonders live kaum ins Gewicht fiel, denn die Frau selbst ist schon Porno pur - die Traumfrau jedes Rock ´n Rollers schlechthin. Von wegen verflixtes zweites Album: Auf "Bring It On" präsentieren sich die HORRORPOPS in Höchstform und verbinden geniales Songwriting mit einem Höchstmaß an Energie und Spielfreude. Bislang eines der besten Alben dieses Jahres!
Der klischeehafte Titel und die noch klischeehaftigeren Poser-Fotos im Booklet ließen bei mir schlimmste Befürchtungen wach werden, noch bevor ich "Helvete 666" (ganz klassisch, schön) in den Player schob. Aber ich wurde positiv überrascht. Das norwegische Duo hat es geschafft, eine rasend schnelle Black Metal-Scheibe einzuholzen, die partout nicht langweilig werden will und im Gegenteil richtig gut ist. Die Produktion ist sauber und druckvoll, der Gesang genau so fies, wie er sein muss, und die Gitarrenarbeit verdammt geil ("Abyss Of Blood"). Das Schlagzeug hoppelt trotz durchgehend hoher Geschwindigkeit nicht ein bißchen, sondern spielt sauber und präzise, genau wie die unglaublich fett produzierten (für Black Metal) Gitarren. Richtig gut sind SVARTSKOGG beim Schreiben ihrer Songs, denn nicht einmal kommt Langeweile auf, wie es sonst bei viel ach so bösen Hasenfick-Bands der Fall ist. Gut, der Mid-Tempo-Versuch bei "Swallow The Blades" ging in die Hose, aber in den anderen sieben Songs merkt man das Potential des Duos schon, die Hochgeschwindigkeitssalven sind erste Sahne. Positive Überraschungen gibt es beim ausgelutschten Black Metal selten, also unterstützt SVARTSKOGG!
Plattenfirmen lassen sich ja echt viel einfallen, um zu verhindern, dass Promos vorab ins Netz gestellt werden. Aber Candlelight schießen echt den Vogel ab: alle 90 Sekunden oder so fadet der gerade gespielt Song für ca. 10 Sekunden aus, um dann wieder einzusetzen. Super, mal richtig gut für die Atmosphäre der Scheibe. Da war das Gesabbel und Gepiepe, dass Metalblade so gerne einfügen, nix gegen. Umso blöder ist es, wenn eine an und für sich gute Scheibe wie "10 Steps To Hell" beinahe unhörbar wird. GRIMFIST sind ja ein Projekt von Frediabolo, der mir irgendwie unsympathisch ist, aber was er hier abgeliefert hat, nötigt mir doch Respekt ab. Eine heftige und sehr intensive Scheibe hat er da mit seinen Sidekicks eingespielt, die von wütemden Black/ Death über fast schon SYL-mäßige Töne bis zu klasischem Metal (in den Gitarren) alles einbaut und das auch noch so gut, dass kein Part aufgesetzt wird. Ich kenne den Vorgänger nicht, aber wenn Kollege Memme begeistert ist, soll das schon was heißen. "10 Steps To Hell" ist, wenn man es am Stück ohne ausfaden hören kann, eine feine Scheibe, die aufgeschlossenen Krachfans ein Lächeln auf’s Gesicht zaubern wird.
Die (der?) Norweger OLD MAN´S CHILD standen (stand?) mit ihrem (seinem?) "mehrheitsfähigen" (der Begriff "kommerziell" klingt immer so abwertend…), symphonischen Black Metal immer im Schatten von Größen wie DIMMU BORGIR oder CRADLE OF FILTH, wobei dem alten Mann sein Kind stets solide Arbeit abgeliefert hat. So verhält es sich auch mit "Vermin" und es muss gesagt werden, dass das Album, bis auf die Drums (Reno H. Kiilerich wird als Session - Trommler genannt), komplett von Galder selbst eingespielt wurde. Wer Keyboards im Schwarzmetall generell ablehnt, wird auch diesen neusten Streich nicht mögen und Galder weiterhin als "Poser" abstempeln. In kompositorischer Hinsicht kann sich "Vermin" durchaus hören lassen, wobei echte Überhits und wirklich mitreißende Songs leider Mangelware sind. Man kann sich das Album sehr gut am Stück anhören, aber auch nach mehreren Durchläufen fällt es mir schwer, einen herausragenden Anspieltipp zu nennen, da alles irgendwie gut, aber auch irgendwie nichts sagend ist. Mit diesem Sound kann man sicher eine breite Masse ansprechen und erreicht garantiert auch Leute, denen "echter" Black Metal zu wild, hart und aggressiv ist. Aber genau hier wendet sich der evil dreinblickende Panda weinend von dieser fast schon als Black Pop zu bezeichnenden Musik ab. Ich will nicht falsch verstanden werden: "Vermin" ist, objektiv gesehen, ohne Frage ein gutes Album geworden, aber auf mich persönlich wirkt das Songwriting etwas banal und ordentlich böse sind OLD MAN´S CHILD nach wie vor nicht. Aber das trifft ja auf die meisten kommerziellen Bands zu… huch, jetzt ist mir das Unwort doch rausgerutscht…
Die Schnellsten sind ACLYS wahrlich ncht, zwischen den letzten beiden Jahren liegen knapp vier Jahre. "Artefakt" ist dann auch die einzige Scheibe, die ich von den Remscheidern kenne - und so ganz traurig bin ich nicht, dass die Band bisher an mir vorbeigezogen ist, denn wirklich fesselnd ist der Metalcore mit deutschen Texten nicht. Dazu ist der Gesang zu einseitig und auf Dauer wirklich langweilig, zum anderen kommt die Musik an sich nicht aus dem Quark. Meistens pläterschet "Artefakt" im Mid-Tempo dahin. Zwar groovig und auch recht brutal, aber eben auch vorhersehbar. Ein paar gute Idee und ein Händchen für groovige Parts haben ACLYS schon, aber nach ein paar Songs machte sich bei mir immer das große Gähnen breit. Einzig der letzte Song hat mich dann wieder wachgemacht, der ist nämlich völlig anders. Moderner (?) Rock, würde ich mal sagen. Da offenbaren sich gerade im Gesang ganz neue Seiten, frage mich, warum ACLYS nicht auch bei den anderen Songs so variabel waren. Vom Hocker haut einen dieser Ausblick in eine andere Richtung aber auch nicht, ist halt nur ein nettes Gimmick zum Schluss.
Am Zuckerhut ist die Laune nicht immer gut. Denn die Mucke der Blacky-Brasis von DARKEST HATE WARFRONT lässt auf extreme Wut, Abscheu und Ekel schließen. Und auf Aggressivität. Vielleicht haben die Jungs haben Hamburgs Ex-Politiker Schill getroffen, der da jetzt ja laut Zeitungsangaben seine vom Staat erhaltenen Einnahmen verprassen soll Sowas kann schon mal wütend machen. Vielleicht ist das aber auch einfach der Hass auf Gott und die Welt. Nicht nur von der optischen Anmutung her weckt das "DHW" Erinnerungen an gute alte norwegische BM-Banden. Tempomäßig geht es fast immer hochprozentig zu, vor allem das Drumming ist fast as a shark. Doch trotz des nicht wirklich fetten Sounds - der hier aber nicht stört, sondern zur Echtheits-Police mutiert - springt der Funke über. Und das liegt an der flotten Kompromisslosigkeit - und dann einigen wenigen doch vorhandenen Päuschen. Dann erinnern die Südamerikaner an Sodom und Co. in der urwüchsigen Schaffensperiode. "Satanik Annihilation Kommando" ist sicherlich keine herausragende Einheit in Sachen Innovation. Muss es aber auch nicht. Denn, wer "War Black Metal" hören will, der will rohe Kost. Und das bekommt er hier auf jeden. Die Scheibe macht echt Bock, viel mehr als beispielsweise der sadistische Impaler aus der kontinentalen Nachbarschaft der Kriegsfront. In diesem Fall also lieber Zuckerhut als Anden.