Hossa! Progressive Metal aus Kolumbien! Das in Bogota angesiedelte Quartett, das 2002 von Gitarrist Daniel Realphe gegründet wurde, beruft sich zwar auf allseits bekannte (Prog -) Kapellen wie DREAM THEATER, SYMPHONY X, IRON MAIDEN, CHILDREN OF BODOM, THERION oder ANGRA, spielt jedoch völlig abgedrehten, hochtechnischen und für normale Ohren nur schwer nachvollziehbaren High Tech - Prog, der selbst beinharte WATCHTOWER, - oder SIEGES EVEN - Fans noch mächtig fordert. Allerdings verkommen HIDDEN PATH dabei nicht (oder nur selten) zum puren Show - Objekt der Marke: "Seht her, was wir alles draufhaben!". Das Einzige, das an "Before Our Eyes" ein wenig aufstößt, ist die höhenlastige (aber dabei druckvolle) Produktion, die die grundsätzlich schon nicht gerade tiefen Gitarren noch weiter betont und das Album sehr schrill und leicht nervig klingen lässt. Wen das jedoch nicht allzu sehr stört, dürfte sich über erstklassige Stücke wie "Winds Of Destiny", das balladeske "I Lost You" oder das spacige, geile Instrumental "Timeless Existence" freuen. Zudem gibt es mit "Meine Freude" noch eine cool umgesetzte Hommage an Johann Sebastian Bach zu hören, die einmal mehr die Wurzeln der Band offen legt. Insgesamt ist das Album nur Frickel - Freaks zu empfehlen, die damit jedoch eine echte Perle entdecken könnten. Aber die langen Instrumentalpassagen und die generell nur schwer zu konsumierende Mucke sind garantiert nicht leicht zu verdauen. Trotzdem sehr cool!
Mit "Our Lady Of Annihilation" haben sich MOST PRECIOUS BLOOD in die erste Reihe moderner HC-Bands gespielt, eine Entwicklung, die nach der saucoolen "In Vain"-EP absehbar war. "Merciless" heißt der neueste Hassklumpen aus New York und ist eine der Platten, die ihren Titel zu Recht tragen. Bereits der Opener "Shark Ethic" ist ein unbarmherziger Tritt in die Weichteile und gibt die Marschrichtung der Platte vor. Rob Fusco rotzt mit seinem eigenwilligen Gesang die Texte ins Mikro, während die Gitarrenfront unerbittlich einprägende Melodien ins Hirn des Hörer drückt und die Rhytmusfraktion gnadenlos pumpt. Selbst die Keyboards klingen nur böse, düster und unterschwellig aggressiv. Wenn mal ein Gang zurück geschaltet wird, werden Vergleiche mit der Wucht einer BOLT THROWER-Scheibe völlig zu Recht wach. MOST PRECIOUS BLOOD können eben beides: gnadenlos ballern ("Two Men Enter, One Man Leaves") und heftige Moshparts ("Type A Personality"). Immer zum richtigen Zeitpunkt variieren die New Yorker das Tempo und können so 13 Schläge ins Gesicht anbringen, ohne dass der Hörer eine Chance hat, sich der Wut und dem Charme der Platte zu entziehen. "Merciless" mag nicht so schnell eingängig sein wie HATEBREED oder BORN FROM PAIN-Platten, kann dafür aber mit deutlich mehr Eigenständigkeit aufwarten und einem Aggressionspotential, das es in sich hat. Eine der geilsten HC-Scheiben diesen Jahres!
Mensch, da freut man sich, daß THE TEA PARTY mit InsideOut fast ein Jahr nach der Veröffentlichung in der kanadischen Heimat endlich auch in Europa für "Seven Circles" einen fähigen Vertrieb gefunden haben und jetzt sieht es so aus, als ob sich dies ausergewöhnliche Trio sich tatsächlich getrennt hat. Da wird es wohl wieder nix mit einer ausgedehnten Tour passend zum 15-jährigen Jubiläum. Ganze vier Jahre nach dem genialen "The Interzone Mantras" kommen Jeff Martin (Vocals/Gitarre), Stuart Chatwood (Bass) und Jeff Burrows (Drums) also endlich wieder mit feinem neuem Material für ihre, wenn auch zwar kleine, aber durchaus treue Fangemeinde in Deutschland. Tatsächlich ist dies bereits Album Nummer neun und auch bei dieser CD ist man sich charakteristisch treu geblieben, klingen jedoch völlig anderst als auf dem Vorgänger ohne ihre typischen Roots völlig außen vor zu lassen.
Auf "Seven Circles" geht dass Dreigestirn tatsächlich viel geradlinig-rockiger bei den Songaufbauten vor, weniger experimentell bzw. kompliziert in den Arrangements (ohne dabei etwa zu simpel zu sein) und die orientalischen Einflüsse sind diesmal fast völlig außen vor. Einzig bei dem mächtig aufwühlenden "Luxuria" sind noch einzelne Fragmente davon hörbar. Der Gesang ist wie immer genial charismatisch und ungemein emotional. Die Kanadier klingen wieder etwas erdiger, betonen wieder deutlich mehr den fast rohen Rockcharakter in ihren Songs kombiniert mit diesem fast schon lässigen DAVID BOWIE meets DOORS meets DANZIG Vocalssound. Entstanden ist die Scheibe in einer sehr schwierigen Phase der Band, denn bei ihrem langjährigen Manager Steve Hoffman war Lungenkrebs diagnostiziert worden, woran dieser nur 38-jährig im November 2003 verstarb. Diese Situation nahm starken Einfluss auf das Songwriting. Es sind hieraus so wunderbare (Halb)Balladen wie das prächtige tiefsinnige "Oceans" oder auch das mit pompös bombastischen Streichern versehene "The Watcher" entstanden, einfach zurücklehnen und in die Melodien hineinlegen. Dann zeigen THE TEA PARTY gekonnt als abwechslungsreichen Kontrast, daß man mit herrlich groovigen Bässen und energetisch tiefen Gitarrenwänden voll die Hütte abrocken kann ("Writing’s On The Wall" oder "Overload"). Als weiteres Songhighlight besticht die Hymne "Stargazer" mit ihrem klasse Retrotouch und unvergesslichem Refrain, die schon erwähnte BOWIE Schlagseite und steht stellvertretend für einen perfekten Rocksong. Die CD wurde hauptsächlich mit Produzent Gavin Brown (BILLY TALENT, THREE DAYS GRACE) in Toronto und teilweise mit dem sicher nicht günstigen Bob ROCK (u.a. METALLICA) auf Hawaii aufgenommen. Die beiden haben es jedenfalls geschafft, die Jungs wie eine moderne LED ZEPPELIN Adaption klingen zu lassen ohne als purer Abklatsch zu scheitern - allein hierfür gebührt schon höchste Anerkennung.
Tony Martin hat eine Rückkehr definitiv nicht ganz ausgeschlossen, daher bleibt uns noch die kleine Hoffnung einer Reunion. Solange kann/muß man sich mit dem superben "Seven Circles" trösten.
Terry Bozzio gilt in Rockkreisen als absolutes Ausnahmetalent am Drumkit und hat schon mit unzähligen Größen der Szene zusammen gearbeitet (siehe "Discography" auf seiner Homepage). Mit "Chamber Works" hat er ein komplettes Album komponiert und zusammen mit dem "Metropole Orkest" aus Holland aufgenommen. Soviel zu den Fakten, aber mit Rock, geschweige denn Metal, hat "Chamber Works" rein gar nichts zu tun, sondern ist eher ein vollständiger Genuss für Klassikliebhaber und hat sogar Soundtrack - Qualitäten. Gelegentlich erinnern die Kompositionen an die Untermalungen von US - TV - Serien der 80er Jahre und nicht nur deswegen ist das Album ein Werk, das man entweder dem bewussten Hörgenuss unterziehen oder als Beschallung im Hintergrund laufen lassen kann. Selbstverständlich gibt es hier sehr viele Feinheiten zu entdecken und sehr anspruchsvolle Hörer von Instrumentalmusik könnten hieran ohne Frage ihre Freude haben, aber eine allgemeine Empfehlung wäre absolut Fehl am Platz. "Chamber Works" ist mit Sicherheit kein schlechtes oder schwaches Album, aber unsere für gewöhnlich hart und härter rockenden Leser fühlen sich dabei garantiert nicht angesprochen!
Unsere nordischen Brüder scheinen für jede Ikone des Metal eine passende Band im Petto zu haben. Darf Ozzy sich mit Hellfueled messen, haben sich die ASTRAL DOORS auf Ronnie James Dio eingeschossen. Haben die doch mit Nils Patrik Johansson einen Sänger in Ihren Reihen, der dem Meister schon zur Ehre gereicht. Dementsprechend sollten ASTRAL DOORS auch allen Fans von Dio, Rainbow, Deep Purple und Konsorten ein Begriff sein - gibt es hier doch regelmäßig qualitativ hochwertiges für den heimische CD-Player. Auf der EP "Raiders Of The Ark" übernimmt der starke Titeltrack die Aufgabe des Appetizers auf das kommende Album "Astralism" und lässt so ganz nebenbei selige Dio - The Last In Line - Zeiten mit allen bekannten Trademarks plus Hammondsound am Horizont erscheinen. Mit dem eingängig rockenden "Easy Rider", einem bisher gänzlich unveröffentlichten Song sowie drei bisher nur in Japan erschienene Tracks, das im Midtempo gehaltene "Far Beyond The Astral Doors", das treibende, aufs ASTRAL DOOR Debüt passende "Another Day in Hell" und das stark an Rainbow erinnernde "Moonstruck Woman" gibt dann auch noch Futter, welches den Erwerb einer EP rechtfertigt. Als Bonus gibt es zusätzlich noch den Video-Clip zum Song "Time To Rock" vom letzten Album "Evil Is Forever". Gelungenes Zwischenspiel zum verkürzen der Wartezeit auf den nächsten Longplayer.
Wenn EISREGEN Shouter M. Roth zusammen mit seinem Gitarristen Bursche Lenz eine neue Band gründet und ihr erstes Album veröffentlicht fällt der Apfel nicht weit vom Baum: Wer EISREGEN nicht mag wird auch mit EISBLUT nicht warm werden. Textlich liegen die Unterschiede höchstens im Detail, Roth präferiert auch hier morbide Inhalte - auffällig jedoch die Art der Darbietung: Erstaunlich oft überwiegen cleane Vocals die ohne das gewöhnungsbedürftige Krächzen von EISREGEN auskommen. Deutlich extremer als bei ebendiesen fallen hier jedoch die Unterschiede aus grindigen Einlagen und hochmelodischen Parts ins Gewicht. Knallhart sind wenige Tracks geworden, wer auf klassischen Death Metal steht wird bei dieser Musik nicht glücklich. Sas musikalisch sogar sanfte "Silbersarg" rockt, das ebenfalls am unteren Ende der Härteskala residierende "Krankes Herz" bietet eine tolle Melodie. Das EISREGEN Remake "Am Glockenseil" hingegen zeigt auch bei EISBLUT den Drang mit Elektronik zu experimentieren - "Die Wahre Electrohexe" lässt grüßen. Interessante Gitarren und vertrackte Rhythmen machen aber das deathige "Überreste" zum besten Song des Albums dem der wirkliche Hit jedoch leider fehlt und bei dem einige Songs etwas nach EISREGENs zweiter Wahl klingen. Mehr Songs vom Kaliber "Überreste" hingegen hätten begeistert, genauso wie mir die vielen sauberen Vocals wirklich gut gefallen. Fans der Thüringer machen auch hier nichts falsch.
Mit ihrem letztjährigen Überflieger "Volume One" trafen HELLFUELED voll den Nerv der Metal-Welt und lieferten ein druckvoll und melodisches Album ab, welches auf Grund seiner Frische und Unbekümmertheit und der Qualität der Songs zahlreiche Metalheads begeisterte. Andererseits mussten sich HELLFUELED doch auch einiges an Plagiat-Vorwürfen gefallen lassen (Ozzy Osbourne, Black Sabbath, Zakk Wylde/Black Label Society) und auch die mangelnde Eigenständigkeit wurde ins Feld geführt. Und was für Schlussfolgerungen zog das Schweden-Quartett aus den zahlreichen Ozzy-Vergleichen - keine. Und das ist auch gut so. HELLFUELED ziehen auch auf "Born II Rock" ihre Linie konsequent durch und verbreiten so Freude unter den Metal-Jüngern. Auch Anno 2005 erinnern die Kompositionen an die guten Achtziger, eingängige Melodien und Refrains mit klasse Gitarrenriffs durchsetzt - Gitarrist Jocke Lundgren lässt es noch eine Tick mehr krachen und auch die amtliche Produktion fördert das Hörvergnügen. Und auch Sänger Andy Alkman (cooler Nachnahme übrigens) wird dem Sitcom-Star Osbourne wohl weiterhin Alpträume bescheren - kommt der schwedische Junge doch so aus den Boxen, wie der Altmeister wahrscheinlich noch gerne klingen würde. Schon der Opener "Can’t Get Enough" bestätigt sämtliche Vorurteile und nimmt den Albumtitel "Born II Rock" beim Wort - Headbanger was willst du mehr - und Ozzy darf sich schon mal warm anziehen - keine Frage. Das treibend lässige "Friend" samt ruhigen, von Akustikgitarre getragenen Part macht ebenso nur Spaß wie der hymnisch harte Titeltrack "Born II Rock" (sollte Live das Highlight jeder Show sein). Dazu noch das rockende "Girls Girls" und ein fast schon zu hitmäßig komponiertes "Make It Home". Und darum - wer dringend auf der Suche nach Frischware Marke Ozzy ist und einfach nur verdammt guten Metal hören will, der muss bei HELLFUELED zuschlagen.
Die letzten Lebenszeichen, das man von GOREFEST Ende der ´90er mitbekam, waren die nicht sehr erfolgreiche Tour mit JUDAS PRIEST und die Auflösung aufgrund von "Mangel an Kreativität". Ob diese Begründung der Wahrheit entsprach, wagen bis heute noch viele Fans zu bezweifeln; letztendlich war aber der stilistische Umbruch von "Erase" zu "Soul Survivor" und "Chapter 13" für die meisten Anhänger der Holländer zu groß, zu wenig nachvollziehbar und der Hauptgrund, sich von der genialen Band abzuwenden. Ebenso wie die "Metal Gods" (nach "Painkiller"), die man seinerzeit supportete, benötigten auch GOREFEST ganze sieben Jahre, in sich zu gehen, sich neu zu finden und ein starkes Comeback auf´s Parkett zu legen. Hört man sich "La Muerte" an, kommt man nicht auf die Idee, dass diese Band mittlerweile jeder von der Liste gestrichen hatte. Ein neues "False" oder "Erase" ist das Album nicht geworden und wer mit einem stampfenden Old School - Death Metal - Schinken gerechnet hatte, wird, wie von den beiden (nach wie vor saugeilen) Vorgängerwerken, herb enttäuscht sein. Aber wer sich (wie ich) sofort mit dem bekannten, fast schon Death´n´Roll - mäßigen Stil anfreunden konnte, wird "La Muerte" sofort lieben. Diesen Stil spielt keine andere Band der Welt. Nirgends wird Todesblei so rockig, dynamisch und einfach ins Blut gehend umgesetzt. Und Jan - Chris´ sehr eigenwilliger Gesang, irgendwo zwischen Death - Growls und melodischem Shouting, hat sich kein Bissel verändert, der Mann hat es immer noch drauf! Aber auch Boudewijn Vincent Bonebakker, Frank Harthoorn und Groove - Maschine Ed Warby liefern einmal mehr erstklassige Arbeit ab und die sehr voluminöse Produktion lässt keine Wünsche offen. Bis auf ein paar verzeihbare Längen (zum Beispiel beim instrumentalen Titelstück) begeistern vor Allem die Songs, die von fiesen Midtempo - Kellerriffs bis zur hochdrehenden Slide - Gitarre wieder alles auffahren, was man an den "neuen" GOREFEST liebt oder hasst. Hört Euch "For The Masses", "When The Dead Walk The Earth" (Hammer!), "You Could Make Me Kill”, "The Call” (geil!), "Man To Fall” oder meinen Fave, das obergeile, doomige "Exorcism” an und überzeugt Euch selbst. Der tolle Gig in Wacken war keine letzte Zuckung; GOREFEST sind zurück und heizen ein wie eh und je! Viva "La Muerte"!!!
Stagnation spielte sich bei SOULFLY schon immer auf einem sehr hohen Niveau ab. Gekonnt dreht Cavalera auch auf "Dark Ages" die metallischen Daumenschrauben etwas fester und versteht es ohne komplett die Richtung zu ändern an genau so vielen Schrauben zu drehen, dass die Änderung offensichtlich wird. Und das wo "Dark Ages" durchaus retrospektiv zu verstehen und zu hören ist, bereits beim ersten Track "Babylon" brüllt Cavalera sich den Frust in düsteren Worten und einem drohenden "Babylon" von der Seele - Der Titeltrack fungiert hier lediglich als stimmungsvolles Intro. Eindeutig im Vordergrund stehen im Jahre 2005 tonnenschwere Gitarren mit bisweilen mörderischem Groove ("Arise Again"). Die Unterstützung durch exotische Zutaten ist zurückgetreten hinter den deutlich heavier geratenen Sound ohne jedoch gänzlich zu fehlen, Tribalparts haben eine untergeordnete Nebenrolle eingenommen. Beim mit noisigen Effekten und Samples unterlegten, an PRODIGY angelehnten "Riotstarter" wird die zusätzliche Dimension der Elektronik allzu deutlich, die auch in einigen anderen Tracks (fast industrialtypisch beim Interlude "(The) March") für eine unbehaglich beklemmende Stimmung sorgt. Brettharte Thrasher wie "Frontlines" oder "Carved Inside", bei dem man sich aufgrund des bandtypischen und immer noch und wieder exzessiv genutzten Tempodrosselns gegen Songende eines Lächelns kaum verwehren kann, machen die Ohren umso freier für die vielen Details die in anderen Songs warten. Hat Cavalera bei diesem Album seine Musiker einmal komplett so übernommen wie beim Vorgänger, ist weiterhin genug Platz für Gastsänger. Gerade "Innerspirit" wird mit cleanem Chorus des EYESBURN Sängers zur echten Überraschung. Beim familientherapeutischen und ganz nebenbei wohl musikalisch interessantesten Song "Staystrong" steht gar sein Stiefsohn Richie am Mikrofon - gewöhnungsbedürftig. Während SOULFLY auf der einen Seite dem Thrash huldigen wie sie es selbst auf "Prophecy" nicht getan haben, bringen sie auf der anderen Seite unzählige Elemente zusammen die im krassen Kontrast zu den straighten Metalriffs stehen und definieren so Cavaleras "World Music" weiter. SOULFLY haben damit ein modernes Metalalbum geschrieben wie ich es mir wünsche, wer dieser Band aber Elektronik und bisweilen wilde Stilwechsel nicht verzeiht wird "Dark Ages" verdammen.
Mit der japanischen Formation MUCC und ihrem aktuellen Album "Kuchiki No Tou" kommt schon rein von der Herkunft ein starker Hauch von Exotik auf, wobei dieses Quartett aber zwangsläufig auch aufgrund ihres strikt in ihrer Landessprache gehaltenen Gesanges, schon etwas ungewöhnlich klingt. Mancher wird sich jetzt vieleicht erinnern, beim diesjährigen WACKEN 2005 waren die "J-Rocker" tatsächlich auch live zu erleben.
Bisher waren ja LOUDNESS so ziemlich die einzigen erfolgreichen Rockvertreter der Söhne Nippons in westlichen Gefilden (wobei mich ehrlich gesagt diese Formation nie so recht begeistern konnte), egal jetzt bekommen sie jedenfalls heftigste Konkurrenz aus der Heimat. MUCC haben sich dort bereits fest etabliert und setzen jetzt zum durchaus erfolgversprechenden Schlag gen Europa an. Die vier Musiker aus der Nähe Tokyos sind schon seit 1997 zusammen, rockten und dabei mehr als 600 Konzerte herunter und zeigen auf diesen 70 Minuten, daß sie musikalisch einiges drauf haben. Auf ihrem mittlerweile fünften Studioalbum bieten MUCC sehr gefälligen, teilweise sogar recht atmosphärischen Modern Alternative Rock mit gelegentlich recht heftig-aggressiven Riffs, auch sehr rhythmisch aber fast immer mit schönen Melodien angereichert. Einen gewissen Hang zur Melancholie kann man ihnen ebenfalls nicht absprechen, außerdem bieten die Japaner selbst für Liebhaber von etwas ausgefeilteren Arrangements durchaus einige gelungene Sachen, hier wird halt nicht nur einfach drauf losgedrescht. Besonders gelungen sind auch die deutschen Übersetzungen der Texte per zusätzlichen Booklet (wie der Rest ganz in tiefem Schwarz gehalten), die zeigen, dass auch die Inhalte stimmen. Der Altersdurchschnitt beträgt gerade mal um die 25 Jahre man will den eigenen Stil als "Visual Rock" verstanden wissen, wobei MUCC (auf japanisch bedeutet es soviel wie die Zahlenkombination 69) durchaus ein wenig ins Crossovergefilden wildern, um dann wieder mit betont ruhigen Passagen wunderbare Tiefen mit ihrer Musik auszuloten. Am Anfang könnte die CD für so manchen durchaus gewöhnungsbedürftig klingen aber nach zwei bis drei Durchläufen erschließen sich dann doch die Qualitäten dieser Japaner. Nach einem etwas seltsamen Klatschintro geht es mit "Daremo inai Ie" gleich ordentlich zur Sache mit tiefgestimmten Gitarren, fetten Bass und schnittigen Drums und einer schicken Hook. Der Sänger kann was, nicht nur die getragen melancholischen Parts sondern auch die aggressiveren Sachen bringt er gut rüber. Das Ganze klingt manchmal etwas nach den Spaniern HEROES DE SILENCIO aber insgesamt schon mit etwas mehr Härtgraden versehen. MUCC können aber nicht nur einen auf "Frauenversteher" einheimelnd machen sondern zaubern auch heftigere Gitarren und beinahe schon Aggrobretter aus dem Hut wie u.a. bei "Dakkuu". Mir gefallen sie jedenfalls am besten, wenn tolle Melodien mit Hymnencharakter und fette Gitarrenwände miteinander um die Vorherrschaft kämpfen. "Kuchiki no Tou" ist ohne wenn und aber jedenfalls ein starkes Album geworden.