MOTÖRHEAD – „Under Cöver“ - die einen werden wieder von „Ausverkauf“ sprechen; die anderen die wertige Aufmachung, das gelungene Booklet und den hohen Spaßfaktor in den Vordergrund stellen. Anyway – das bleibt jeden selbst überlassen. Mir für meinen Teil läuft das Teil gut rein. Denn tolle Songs wie „Cat Scratch Fever“ (TED NUGENT), „Sympathy For The Devil” (ROLLING STONES) oder „ Shoot 'Em Down” (TWISTED SISTER) - um nur einige zu nennen – sind im noch tolleren rauen, rock’n’rolligen, einzigartigeren MOTÖRHEAD-Gewand immer eine gute Wahl. Highlight der Kompilation sicher das DAVID BOWIE-Cover „Heroes“ – eines der letzten Stücke das MOTÖRHEAD während der Sessions zum letzten Album „Bad Magic“ in 2015 aufnahmen; und welches zeigt, was Lemmy drauf hatte. Alle Songs atmen hier die Atmosphäre des Originals kombiniert mit dem rauen Charme des Lemmy Kilmister und seinem typischen Groove. Der geneigte Fan kennt das Material zwar eh‘ schon – aber für alle gilt: „Under Cöver“ macht echt Fun und Laune – und zeigt was für eine Lücke der Tod von Lemmy und das Ende von MOTÖRHEAD reist.
Zwei Wermutstropfen gibt es aber auch: die eine oder andere gute Coverversion von MOTÖRHEAD aus alten Tagen (vor den Zeiten mit der letzten Besetzung mit Phil Campell und Mikkey Dee) hätte noch Platz gefunden auf „Under Cöver“ – Gründe kann man sich denken (Rechte, Geld). Und es wird keine neuen Cover-Songs im unverkennbaren bassigen Rock’n’Roll-Stil geben – once again – R.I.P. Lemmy.
1. Breaking the Law (Produced by Cameron Webb) 2008 - Judas Priest
2. God Save the Queen (Produced by Bob Kulick and Bruce Bouillet) 2000 – Sex Pistols
3. Heroes (Produced by Cameron Webb) 2015 – David Bowie
4. Starstruck (Produced by Cameron Webb) 2014 – Ronnie James Dio
5. Cat Scratch Fever (Produced by Peter Solley) 1992 – Ted Nugent
6. Jumpin’ Jack Flash (Produced by Bob Kulick and Bruce Bouillet) 2001 – The Rolling Stones
7. Sympathy for the Devil (Produced by Cameron Webb) 2015 – The Rolling Stones
8. Hellraiser (Produced by Billy Sherwood) 1992 – Ozzy Osbourne
9. Rockaway Beach (Mixed by Cameron Webb) 2002 – The Ramones
10.Shoot 'Em Down (Produced by Bob Kulick and Bruce Bouillet) 2001 – Twisted Sister
11. Whiplash (Produced by Bruce Bouillet and Bob Kulick) 2005 – Metallica
Das es nach dem Ableben DER Kultfigur des harten Rock zu reichlich Tribute-Veröffentlichungen kommen würden war nicht schwer vorherzusehen. Die von Metalville herausgebrachte Compilation „A Tribute To Lemmy“ gehört dabei sicher zu den besseren. Hier wurden nicht einfach bekannte Bands auf die MOTÖRHEAD-Hits losgelassen; die Bands durften sich ihres Lieblingsstückes bedienen (das dabei OVERKILL bei „Overkill“ landen ist die Openerposition allemal wert). Die Bands bleiben dabei meist recht nah am Original; besonders gelungen für mich hier ist „Burner“ von PERZONAL WAR oder der von UGLY KID JOE mit Phil Campell eingespielte Klassiker „Ace Of Spades“. Schön hier noch, dass Lemmy auch selber zu Wort kommen darf. Einmal balladesk mit Freundin DORO, einmal Industrial/Wave-mäßig mit EMIGRATES „Rock City Nights“ (Richard Kruspe/RAMMSTEIN) und einmal covert er ungemein schwungvoll selber QUEENs „Tie Your Mother Down“. Etwas anderen Noten kommen dann zum Schluss: „Iron Fist“ wird mit KORPIKLAANI-Instrumenten verfeinert (Geige, Akkeodeon), MONSTER MAGNET setzen auf eine 8-minütige Stoner-Psychedelic Note bei „Brainstorm“ (HAWKWIND) und BLACK EXPLOSION schließen den Kreis zu Lemmy mit einer HAWKWIND-Version von „Location 9“. Zwar kein Cover aber eine Rückkehr zu Lemmy’s erster Band und ihrem Space Rock. Ob man das hier nun als Lemmy-Fan braucht oder will oder nicht – qualitativ ist das echt in Ordnung – dass muss ein jedweder selbst entscheiden.
Es ist nicht der letzte Auftritt den Lemmy mit seiner Band MOTÖRHEAD hatte (der fand am 11. Dezember 2015 in der Berliner Max Schmeling Halle statt) – aber die Auftritte im Zenith in München vom 20. und 21. November 2015 sind die letzten offizielle Ton- und Bilddokumente welche es von MOTÖRHEAD gibt und die jetzt (ob es einem gefällt oder nicht) den Fans und dem Markt zur Verfügung gestellt werden.
Dass dies die letzten Bühnenaktivitäten von Lemmy (respektive MOTÖRHEAD) sein sollten stand da ja noch nicht fest (bekanntlich verstarb der Frontmann am 28. Dezember 2015), war aber durchaus zu vermuten (siehe auch Livebericht vom Konzert am 25.11. in Ludwigsburg). Dem damaligen Bericht ist bezüglich dem hier gezeigten und zu hörenden wenig hinzuzufügen. Für Lemmy war jeder dieser trotz gesundheitlicher Beeinträchtigung durchgeführten Auftritte eine Sache der Ehre und ein Hommage an seine Fans (meines Wissen waren fast alle Gigs ausverkauft). Demzufolge wussten die Anwesenden, dass man den Mann mit dem Bass am Mikro noch weniger verstehen würde als sonst, und dass sich das Stageacting in Grenzen halten würde – was seine beiden congenialen Sidekicks und Freunde Phil Campbell (Ansagen und Soli) und Mickey Dee (wie immer sehr energetisch) so gut als möglich kompensierten. Das dem sichtlich kranken Bassisten auch der von früher bekannte Wumms bei seinem ungewöhnlichen Basspiel fehlte und sich auch mal Fehler einschlichen geriet damit zur unwichtigen Nebensache. Dies war fast allen Besuchers der damaligen Konzerte klar – und darüber sollte sich auch jeder vor Erwerb des Package im Klaren sein.
Und „Clean Your Clock“ heißt also dies Packet aus CD und Blu-ray, für dass sich das Label durchaus in Zeug gelegt hat. In einem Pappschuber steckt ein umfangreiches Booklet mit vielen Pics von diesem Auftritt; und dem davor und danach. Dazu eine weiteres Package mit CD und Blu-ray, aufklappbar mit einem Popup der Bühne und den Protagonisten (ich denke bei Vinyl sollte das noch reichlich besser wirken). An der Setlist gibt es nichts auszusetzten - wie immer fehlte zu viel, aber weglassen konnte man eigentlich auch nichts. Das Bonusmaterial der Blu-ray mit ein paar Eindrücken der Vorbands SAXON und GIRLSCHOOL sowie einem kleinen Interview reißt allerdings nicht vom Hocker. Es gibt reichlich besseren Livestoff von MOTÖRHEAD als dass, was „Clean Your Clock“ bietet. Aber als letztes Manifest einer der letzten Legenden des Rock’n’Roll, als Vermächtnis eines unverbesserlichen, authentischen Rockstars ist dies eine gelungene Sache. Und deswegen eine weiteres mal - Ian Fraser Kilmister aka LEMMY – R.I.P. – wir vermissen dich. Achja – und hört das gefälligst Laut!
Der Motörhead-Ausverkauf hat noch nicht begonnen, da kommt schon die erste Tribute-CD auffn Markt. Um es vorwegzunehmen: Frontmann Jörn ist ein solcher Motör-Maniac, dass es in Deutschland wohl kaum einen anderen gäbe, zu dem es besser passt, eine solche EP zu veröffentlichen. Ins Gebet ein schließt Hamburgs Lemmy die jetzt schon legendären Bands Rose Tattoo, die Ramones und AC/DC mit dem selbstkomponierten „Wahre Götter“ – der sehr an einen Onkelz-Song erinnert. Was wenig überrascht, denn die aufspielende Band sind ja schließlich die KNEIPENTERRÖRISTEN. Diese servieren außerdem mit dem Titelstück einen räudigen Punk-Rock’n’Roller und drei Coverversionen von „Ace of Spades“ („Ass in Pik“), „We're the Roadcrew“ („Da bin ich zu doof zu“) und „Going to Brazil“ („Wir fahr’n halt nach Kiel“). Die deutschen Lyrics sind dabei mal 1:1, mal irgendwie frei und lustig übersetzt. Aber jeder Fan hört jedem Wort das Herzblut an, dass Herr Remedy in die Songs legt. Der punkig-neu-deutsch-harte Gesangstil klingt vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber erstens ist Lem’s Stimme eh nicht nachzumachen und zweitens ist die Hamburger Kodderschnauze echt liebenswürdig. Und dazu kopieren die Norddeutschen die Songs instrumental wirklich 1a und spielen sie geil (nach). Besonders charmant: Original-Ansagen von Lemmy und Phil verbinden die Songs – pure Melancholie zwischen Textzeilen wie „Schaps holen wir immer am Bahnhof Hasselbrook. Denn hier kommt keine Lady mit gratis Jack und Coke, andere fliegen um die Welt, Vögeln auffm Klo...“, oder „Brecht, Kafka, Kant bringen mich um den Verstand“. Diese coole EP widmen die KNEIPENTERRÖRISTEN Lemmy und Philthy – und ihr solltet dran denken, was Paul Inder am Ende der CD (oder wahlweise des Vinyls) sagt und mit einem Griff in Lemmys Bass-Saiten unterstreicht: Never forget Motörhead!!!
Auf „Holdin' The Bag“ spielen die SUPERSUCKERS erstmals auf Album-Länge ihre Country-Seite aus. Von Eddie Spaghettis Solo-Alben und den Country-Konzerten der SUPERSUCKERS kennt man das ja schon, deshalb ist eigentlich klar, dass man es hier mit Country der dreckig-coolen Sorte zu tun haben sollte.
Überraschenderweise ist es mit dem Dreck auf „Holdin' The Bag“ aber nicht weit her. Das Album ist erstaunlich glatt und clean produziert, das Country-Outlaw-Feeling, mit dem man gerechnet hat, kommt an keiner Stelle auf. Songs wie „This Life ... With You“ oder „High And Outside“ laden fast schon zum Schunkeln ein und tendieren sogar leicht ins Schlagermäßige. Ein Stück wie „I Do What I Can“ könnte man sich auch von TRUCK STOP vorstellen, und die Saloon-Mitgröl-Ballade „That's How It's Get Done“ ist nicht nur zu überladen, sondern schlichtweg kitschig. Demgegenüber stehen nur wenige überzeugende Songs, wie das wirklich saucoole, westernmäßige „Man On A Mission“ oder das rockige, straighte „Let's Bounce“. Das getragene, melancholische „I Can't Cry“, im Duett gesungen mit Lydia Loveless, zeigt, dass man auch wirklich gute Country-Balladen schreiben kann. Der Großteil des Materials kratzt aber teilweise schon fast am schwer Erträglichen, zumal einem die ewigen Slide-Gitarren irgendwann fürchterlich auf die Nerven gehen.
Merkwürdig, dass „Holdin' The Bag“ so klingt, wie es klingt. Wie schon erwähnt, ist man von Eddie Spaghetti und den SUPERSUCKERS eine andere, bessere Art von Country gewöhnt, aber entweder wollte oder konnte die Band das auf diesem Album nicht reproduzieren. Hoffen wir, dass zumindest auf der Bühne gerockt wird wie immer.
Übrigens wurde kurz nach Fertigstellung von „Holdin' The Bag“ bei SUPERSUCKERS-Frontmann Eddie Spaghetti Mundhöhlenkrebs diagnostiziert. Die geplante Europatournee musste abgesagt werden, und Eddie Spaghetti begann mit einer Strahlentherapie und Reha. Finanziert wurde die Behandlung nicht zuletzt durch SUPERSUCKERS-Fans, die über den „Eddie Spaghetti Cancer Fight Fund“ mehr als 57.000 Dollar spendeten. Das nenne ich mal einen tollen Fan-Support!
Die große Stärke der Schweden PSYCHOPUNCH ist Kontinuität. Seit ihrem ersten Demo von 1998 erscheint regelmäßig alle ein, zwei Jahre ein neues Album, große Veränderungen bei Sound und Qualität sind nicht auszumachen. Letzteres ist wohl auch der Grund dafür, dass sie es nie in die erste Reihe zu ihren Landsleuten von den HELLACOPTERS, den BACKYARD BABIES und den BONES geschafft haben.
Auch „Sweet Baby Octane“, ihr mittlerweile elftes Album, wird das nicht ändern. Hier werden einfach die altbekannten Punk ´n´ Roll-Klischees bedient, dabei klingt die Band stellenweise sogar etwas bemüht und schwerfällig, so als ob die Energie nicht mehr so selbstverständlich wie früher strömen würde. Auch Country-Einflüsse (wie in „When You’re Out Of Town“) sind nichts Neues mehr im Punkrock, und die wohl hymnisch gedachte Ballade „Drinking Alone“ klingt erst wie ein unfertiges Demo und dann ein bisschen nach Schunkelmusik. Das schwache TEDDYBEARS-Cover „Punkrocker“ (im Original von niemand Geringerem gesungen als Iggy Pop) hätte man sich auch besser gespart.
Einzig der Song „Masquerade“ lässt aufhorchen: Hier geht es wirklich mal kompromisslos und straight nach vorne, und als man glaubt, der Song sei schon zu Ende, kommt noch ein überraschend melodischer und ruhiger Zwischenpart, bevor dann noch einmal das Tempo aufgenommen wird. Solche Songs hätte ich auf „Sweet Baby Octane“ gerne mehr gehabt. So aber bleibt ein über weite Strecken uninteressantes Album, das nicht mitzureißen vermag.
Black Metal und Punk Rock sind zwei Stilrichtungen, wie sie vom Denkansatz unterschiedlicher nicht sein könnten. Was passiert also, wenn sich diese beiden doch so unterschiedlichen Richtungen miteinander verbinden? Thrash ist es nicht, Black’N‘Roll trifft es am ehesten – Doch was ist das Ergebnis, wenn Musiker aus düsternen (depressive) Black Metal -/ Doom-Bands wie FORGOTTEN TOMB, CARONTE und SELBSTENTLEIBUNG auf ein mal anfagen Rock’n’Roll zu spielen? Samstags-Party-Stimmung?
Das samstägliche WHISKEY RITUAL scheint hier jedenfalls nicht ganz unbeteiligt zu sein: Die Musik ist sehr schnell und ungestüm, fast erkennt man hier so Speed-Anleihen. Die Gitarren geben ordentlich Gas, Das Schlagzeug knüppelt und die rauchig-kratzige Stimme von Dorian Bones gibt dem ganzen noch einmal extra Necro-Punk-Flair. WHISKEY RITUAL haben es aber auch raus, eingängige Riffs und wirklich rockige Refrains einzubringen – Das bleibt im Ohr und sorgt für Stimmung.
Thematisch geht es hier wie auch bei „Narconomicon“ (2012) wieder eimal um Drogen, Drogen, Drogen…. Drogen (?!) und Satan. Mephistopheles weist hier den Weg.
Eine gute, bündige Scheibe für alle die die Mischung von Rockigem Black Metal und tiefschwarzem Punk Rock zu schätzen wissen.
Anspieltipps: „Nekro Street Gang“ und „Blow With The Devil“.
Nicke Andersson lässt nicht locker. Dieser 70s Rock ’n’ Roll-Glam-Rock-Sound ist seit den HELLACOPTERS in ihrer Endphase einfach sein Ding geworden. Mit „Honk Machine“ legt er das vierte Album seiner Band IMPERIAL STATE ELECTRIC vor und bleibt seinem Stil auch hier wieder treu. Wie immer lassen KISS grüßen, und wie immer gibt es einen ganzen Haufen toll geschriebener, eingängiger und lässig runtergerockter Songs auf die Ohren.
Allerdings lässt es die Band insgesamt etwas ruhiger und melodischer angehen als noch auf dem Vorgängeralbum „Reptile Brain Music“. Straighte Rocker wie „Lost In Losing You”, „Guard Down” oder der typische Opener „Let Me Throw Your Life Away“ sind eher rar gesät. Stattdessen macht sich gelegentlich ein leichter 60s-Vibe breit. „Maybe You’re Right” etwa besitzt einen deutlichen BEATLES-Einschlag. Mit „Walk On By” wird dagegen noch einmal eine andere Richtung eingeschlagen. Hierbei handelt es sich nämlich um eine soulige Ballade, die sogar ganz hübsch geraten ist und die Anderssons Stimme erstaunlich gut steht.
Wer mit Anderssons Spätwerk bislang wenig anfangen konnte, wird auch mit „Honk Machine“ nicht glücklich werden. Spaß macht die Scheibe aber allemal, und außerdem ist es schön zu sehen, wie Andersson hier einfach sein Ding weiter durchzieht.
Nachdem „Aftershock“ schon ein richtig starkes Album war setzten Lemmy & Co. im 40. Jahr der MOTÖRHEAD-Historie noch einen drauf. Denn das neue Werk „Bad Magic“ geht noch weiter „back to the roots“ und gibt der alten Weisheit „no fillers, all killers“ neuen Schwung. MOTÖRHEAD 2015 kommen heuer derart fix auf den Punkt - alle Eigenkompositionen bewegen sich um die 3-Minuten-Marke – dass man gar nicht anders kann als den zweiten Gitarristen zu mimen und das Haupthaar zu schütteln.
Und mit „Victory Or Die“ und „Thunder & Lightning“ eröffnet die endgültige Rückkehr zu alter Stärke ja auch standesgemäß – schneller, basischer, hingerotzter Rock’n’Roll der voll in die Mitte zielt - „Victory Or Die“ und „Thunder & Lightning“ halt. „Fire Storm Hotel“ geht dann doch etwas mehr gegen Stampfer – eine Verschnaufpause klingt aber definitiv anders. Bei „Shoot Out All Of Your Lights“ darf der gute Mikkey mal wieder den vertrackten Könner geben – ein Track zum genauer hinhören. Und dann geht es erst richtig los. Wo andere Bands im Mittelteil des Albums die etwas schwächeren Kompositionen platzieren, da jagt bei MOTÖRHEAD ein Highlight das andere. Das mit einem Brian May (QUEEN) Girarrensolo versehene „The Devil“ groovt hier gen Hölle, der typische Lemmy’n’Roll Song „Electricity“ geht als toller punkiger Feger gerade mal was über 2 Minuten – wie auch „Evil Eye“. Der Song macht sowas von Spaß, hat ein paar Gimmicks zu bieten und kommt mit zwei unterschiedlichen Vocals daher; da kommt man gar nicht mehr runter von der Repeat-Taste im 2-Minuten-Takt. Nachfolgend gibt das fette und raue „Teach Them How To Bleed” den Einpeitscher für die neue Powerballade. Und „Till The End” darf man in dieser Form durchaus als einer der Höhepunkte der MOTÖRHEAD-Geschichte benennen – so reich ist man ja nicht mit Balladen versehen - Lemmy gibt hier gekonnt den melancholischen, whiskeygetränkten Blues. Den Abschluss bildet ein Trio von MOTÖRHEAD-Signatursongs – das bass-lastig dunkle „Tell Me Who To Kill”, der böse Groover „Choking On Your Screams” und der melodisch coole Rocker „When The Sky Comes Looking For You”.
Ob es ein ROLLING STONES-Cover von MOTÖRHEAD wirklich gebraucht hat lass ich mal dahingestellt sein, cool und eindeutig Lemmy kommt der Klassiker „Sympathy For The Devil“ aber allemal daher – und ist damit der 13. gute Song des Albums. Bei solch einem hohen energetischen Level können einen schon zwiespältige Gefühle befallen bezüglich der zu erwartenden Live-Performance des Lemmy Kilmister – aber da hoffen MOTÖRHEAD und wir mal das Beste. „Bad Magic“ aber macht die 40 Jahre der Rock’n‘Roll-Metal Institution aber auf jeden Fall mal richtig rund. Keine Frage - Pflichttermin.
Fünf Jahre lagen die BACKYARD BABIES auf Eis, und immer wieder hat man sich gefragt, ob da überhaupt noch etwas kommen würde. Zumal sich einige Bandmitglieder in Solo-Projekten ausgetobt haben, mal mehr (Dregen), mal weniger überzeugend (Nicke Borg). Deshalb fühlt sich „Four By Four“ wie ein Comeback an. Die Rock-Welt hat sich inzwischen allerdings weitergedreht. Ehemalige Wegbegleiter wie die HELLACOPTERS und GLUECIFER haben die Segel gestrichen, den schwedischen Retro-Rock haben längst GRAVEYARD übernommen und gerade ist vor allem Retro-Proto-Metal à la KADAVAR angesagt. Fraglich also, ob die schwedischen Vorzeige-Punk ’n’ Roller heute noch etwas reißen können.
Schon die ersten Songs von „Four By Four“ zeigen: Sie können! Beginnt der Opener „Thirt3en Or Nothing“ (kein Tippfehler!) fast noch verhalten, tritt einen der punchende Chorus direkt aus den Schuhen. Bei den treibenden „I’m On My Way to Save Your Rock ’n’ Roll“ und „White Light District“ wird dann noch mal draufgelegt. Und größtenteils geht es genauso weiter, mit viel Dreck, Druck und frischer Energie und wunderbaren Refrains zum mit erhobener Faust Mitgrölen. Und ein Song wie „Piracy“ klingt, wie SOCIAL DISTORTION heute klingen sollten.
Nur wenn die BACKYARD BABIES das Tempo herausnehmen, wird es manchmal heikel. Lässt man ihnen das seichte, stadion-rockige „Mirrors (Shall Be Broken)“ gerade noch durchgehen, hätte die sentimentale Schmalz-Ballade „Bloody Tears“ wirklich nicht sein müssen. Wobei sie mit dem abschließenden „Walls“ zeigen, dass sie es auch im Mid-Tempo können. In der Cowboy-mäßigen Strophe des gut sieben Minuten langen Stücks kommen Akustikgitarre und Kontrabass zum Einsatz, nach und nach wird es aber immer härter und ungewohnt düster, bis ein schweres Riff in Verbindung mit atmosphärischen Sounds ein intensives Finale bildet.
Mit „Four By Four“ legen die BACKYARD BABIES unterm Strich ein starkes Album vor, das mit scheinbarer Leichtigkeit und völlig unbemüht an die Glanzzeiten der Band anknüpft und gleichzeitig mit wiedergewonnener Frische und Energie auftrumpft. Lediglich ein, zwei Songs mehr hätten es sein können, ansonsten steht der erfolgreichen Rückkehr nichts im Wege.