Der Bandname des Quartetts aus Bad Oeynhausen ist nicht grade Programm, denn es hat sich swingendem Rockabilly in eher gemäßigtem Tempo verschrieben. Ihre Songs sind dabei aber durchgehend von düsterem Chakakter, was daran liegt, dass Bandgründer, Bassist und Leadsänger Johnny "Don Vincenzo" seine Songs ausschließlich in Moll schreibt. Das erste Album war daher "Minor Part I" betitelt und das neue heißt schlicht und einfach "Minor Part II". Dieses liefert 14 Songs lang authentischen Rockabilly in halligem Old School-Sound, mit knarzendem Kontrabass und Tarantino-Gitarren, deutlich beeinflusst von Bands wie den legendären STRAY CATS. Die Songs selbst sind einfach gehalten, zum Teil allerdings etwas zu einfach. So fehlen irgendwelche Höhen und Tiefen und klingen viele Songs einander etwas zu ähnlich. Dazu ist das "Personal Jesus"-Cover ziemlich überflüssig, denn es ist sehr nah an der Johnny Cash-Version und wirkt somit wie ein Cover des Covers. Bei "In Pain We Trust" schließlich ist man etwas irritiert, denn hierbei handelt es sich um eine zwar düstere, aber doch ziemlich schwülstige Ballade, die dazu stellenweise mit einem Synthiebass unterlegt ist. Unterm Strich wird dem Rockabilly-Fan hier aber ordentliche Kost geboten. Der Gesamtsound stimmt, und man hört den Jungs einfach gerne zu.
Irgendwie lieben es COOGANS BLUFF klassisch - mischen sie doch klassischen Stonersound mit Klassikern des harten Rock’n’Roll (die laut Labelinfo zitierten MOTÖRHEAD und AC/DC lassen sich zumindest erahnen). Rausgekommen ist mit "CB Funk" auf jeden Fall ein abwechslungsreiches Album, welches schon mit dem überlangen Titeltrack "CB Funk" standesgemäß loslegt. Das 11-minütige atmosphärische Instrumentalstück strotzt vor Coolheit - eine Jamsession zwischen Doom und Psychedelic welche mit der Zeit kräftig Groove entwickelt. Starker Anfang, dem später mit dem kraftstrotzenden "Poison Juice" (der Gitarrenpart des schnellen Songs ist alleine schon den Anspieltipp wert), dem fast schon hypnotischen Instrumentaltrack "Mountains" und dem 85 Sekunden langen, zwischen Wüstenrock und Punk heruntergeschruppten "360" noch einige Highlights folgen. Das recht heftige L7-Cover "Just Like Me" und "Clean Machine", welches mit über 20 Minuten Laufzeit ein paar (gewollte) Längen enthält und den Start der Scheibe wieder aufgreift, beschließen den ersten vollwertigen Longplayer der Rostocker, welche mit Sänger Thilo Streubel auch noch eine echte Stonerfresse am Mikro haben. COOGNAS BLUFF sollten mit "CB Funk" ein großer Schritt nach vorne gelungen sein. Ohne Schielen in Richtung Kommerz und bei entsprechenden Liveaktivitäten geht da was.
Dass MAD SIN immer noch die größte aller Psychobilly-Bands sind, haben sie mit ihrem letzten Release "Dead Moon´s Calling" von 2005 einmal mehr eindrücklich bewiesen. Damit aber auch keiner vergisst, wie lange die Berliner schon ihr Unwesen treiben, feiert People Like You das 20-jährige Bestehen der Band jetzt mit einer schönen Doppel-CD. Bei "20 Years In Sin Sin" handelt es sich jedoch nicht einfach nur um eine Best-Of-Scheibe. So wurden für die erste CD vielmehr unveröffentlichte und rare Tracks zusammengestellt sowie sechs neue Songs aufgenommen. Noch besser kommt´s aber mit CD 2. Die enthält nämlich einen Livemitschnitt einer Show in Hollywood vom letzten Jahr. Der Sound ist herrlich rau und ungeschönt, und die Jungs um Frontmann Köfte gehen so dermaßen ab, dass man sich direkt in den imaginären Moshpit werfen möchte. Als Bonus gibt´s dann auch noch zwei Video-Live-Tracks, die auf dem letztjährigen Full Force Festival aufgenommen worden sind. Alles in allem also ein geniales Package, bei dem Fans wie Einsteiger bedenkenlos zugreifen können und sollten.
Eine Mischung aus Psychobilly, Punkrock und Rock ´n Roll mit teils poppigem Einschlag und getragen von einer Frauenstimme... das gab´s doch schon mal... klar, die HORRORPOPS lassen grüßen. MAD MARGE und ihre vier STONECUTTERS klingen verdammt ähnlich, können qualitativ aber nicht ganz mithalten. Sicher, die Jungs können spielen, Mad Marge hat eine wirklich sexy Stimme, und die Songs gehen auch recht gefällig ins Ohr. Und mit dem swingigen "Walk Away" und dem ungewöhnlich poppigen "Don´t Put Up A Fight" finden sich auch noch zwei echte Ohrwürmer auf der Scheibe. Der Großteil der Songs ist aber eher Mittelmaß und klingt etwas zu einheitlich und zu einfallslos. Auch die Produktion ist ein bisschen zu glatt geraten und könnte noch eine ordentlich Produktion Dreck vertragen. Unterm Strich bleibt ein Album, das man sich zwar gut anhören kann, das aber - abgesehen von einigen wenigen Highlights - ziemlich schnell langweilig wird.
Ganze drei Jahre sind seit dem letzten Release des Schweizer Trios vergangen. Ein Grund dafür dürfte ein erneuter Label-Wechsel gewesen sein, denn für das neue Album zeichnen die Dortmunder von People Like You verantwortlich. Die Zusammenarbeit dürfte wohl für beide Seiten lohnenswert sein, und die Fans können sich jetzt über sechzehn neue Songs freuen, die die Band so abwechslungsreich und trotz der 15-jährigen Bandgeschichte auch so frisch wie noch nie zeigen. Bekommt man mit den ersten beiden Songs "Sex And Drugs And Rocks" und "Through Your Window" noch den typischen, treibenden Psychobilly-Sound verpasst, kommt schon mit dem nachfolgenden "Work With You" ein ordentlicher Schuss Rock ´n Roll hinzu. Mit "I Don´t Care" geht es dann in Country-Gefilde, und immer wieder klingen auch Garage-Rock-Anleihen an, wie in "Tape Girls" oder dem genial groovenden "Want/Need/Afford". Mit "Leave Me Alone" gibt es dann noch einen ruhigen Song mit herrlich düsterer Atmosphäre zu hören, der gegen Ende ein schönes CLASH-Zitat enthält. Auch die Produktion ist hervorragend. Hier ist nichts zu wenig und nichts zu viel, und alles klingt sehr rau und direkt. Die Hardcore-Fans der PEACOCKS werden sich vielleicht an den ein oder anderen Song erst gewöhnen müssen. Wer sich aber auf das Album einlässt, wird feststellen, dass "Touch And Go" das hervorragende Songwriting, die musikalische Vielfalt wie auch die Spielfreude der Band perfekt rüberbringt. Und all das zusammen ist extrem ansteckend und lässt einen innerlich durchgehend abgehen.
Alter Schwede! Alleine die ersten Takte des neuen und dritten Albums der HEARTBREAK ENGINES brettern nach vorne wie Hölle. Schon der Vorgänger "Love Murder Blues" von 2005 war eine deutliche Steigerung zum Debüt des Ruhrpott-Fünfers, und das neue Album zeigt noch einmal eine deutliche Entwicklung. Die verschiedenen Bestandteile, aus denen sich der Sound zusammensetzt, vor allem Psychobilly, Rock ´n Roll, Punkrock und Rock sind immer weiter zu einem eigenen Stil zusammengewachsen, wobei vor allem der Rock-Einfluss zugenommen hat. Das spiegelt sich auch im Sound wieder, der ebenso noch einmal ordentlich an Druck zugelegt hat. Die Drums kicken ohne Ende, die Gitarren braten dreckig, im Hintergrund klackert unentwegt der Kontrabass und über allem liegt transparent, aber rau der Gesang von Lou. Die Songs selbst gehen dabei nicht nur durchgehend nach vorne, sondern liefern auch noch einen Ohrwurm nach dem anderen. Songs wie "Love’s A Dagger", "God´s Black Day" oder das hymnische "Give It Up" bekommt man so schnell nicht wieder aus dem Gehörgang. Trotzdem ist der Gesamtsound weiterhin sehr vielfältig. Mit Songs wie "Mountain Of Madness" gibt es Hochgeschwindigkeit, mit "Morning Star" stampfenden Mid-Tempo-Rock und mit "Bad Job Jesus" unwiderstehlichen Swing. Für das abschließende, oberdreckig swingende "Gunwitch" konnten die Jungs gar DEMENTED ARE GO-Sänger Sparky gewinnen, der im Wechsel mit Lou herrlich morbid mitkrächzt. "One Hour Hero" ist ein komplett rundes Album geworden, dass das ausgefeilte Songwriting der Band präsentiert, gleichzeitig aber auch die endlose Energie und Spielfreude der Band perfekt einfängt.
Der Albumtitel ist wörtlich zu nehmen. Denn das Trio aus San Francisco lässt auf seinem vierten Album Stilrichtungen einfließen, die man von ihm nicht gewohnt ist und die auch nicht das Geringste mit Psychobilly zu tun haben. Zwar sind hier immer noch eindeutig TIGER ARMY am Werke, doch sie klingen ungewohnt poppig, eingängig und glatt. Das beginnt schon beim Intro, das durch einen 80er Disco-Beat eingeleitet wird. Bei "Hotprowl", dem ersten regulären Song, scheint jedoch wieder alles beim Alten zu sein, denn der geht mit jeder Menge Druck und Energie gnadenlos nach vorne. Gleiches gilt für den folgenden Track "Afterworld", der dazu noch einen tollen Ohrwurm bietet. Bei "Forever Fades Away" machen sich jedoch die ersten Zweifel breit: Plötzlich erklingt grader, poppiger Midtempo-Rock, der mit einem grauenvoll pathetischen Chorus aufwartet, der echt weh tut. Wer glaubt, es ginge nicht schlimmer, wird spätestens mit "As The Cold Rain Falls" eines Besseren belehrt. Der mit Plasik-Synthies unterlegte Song lässt an 80er New Wave denken und erinnert stark an NEW ORDER. Zum Glück enthält das Album mit Stücken wie "Ghosts Of Memory” und "Spring Forward" aber auch echte Perlen. Hier wird genau die Wage zwischen Energie und melancholischen Harmonien gehalten. Perfekt zum Reinlegen wie zum Abgehen. Ebenso gelungen ist "Hechizo De Amor", eine Western-Schnulze im Tarantino-Sound, die Nick 13 komplett auf spanisch singt. Verändert haben sich aber nicht nur die Songs selbst, sondern auch der Sound, was wohl daran liegt, das zum ersten Mal nicht selbst produziert wurde, sondern Jerry Finn verpflichtet wurde, der u. a. auch schon für Morrissey und RANCID an den Reglern schraubte. Dieser hat der Musik einen sehr transparenten Sound verpasst, der zwar ganz ordentlich kickt, dem es aber an Dreck fehlt. Ob dieses Album bei den TIGER ARMY-Fans ankommen wird, ist fraglich. Sicher ist dagegen, dass es zu ausgiebigen Diskussionen führen wird. Für mich persönlich ist die Scheibe ein zwiespältiges Vergnügen. Dem Trio sind einige großartige Songs gelungen, aber leider gibt es eben auch einige üble Ausrutscher. Ebenso ist mir die Produktion zu glatt poliert. Ich vermisse den typischen, rauen TIGER ARMY-Sound.
Wenn man der Meinung ist dass die TRICKY LOBSTERS eine jener Bands sind, welche Live so richtig einen auf Kick-Ass machen, dann liegt man wohl verdammt richtig. Die auf der Scheibe "Dead Man’s Ball" verbratenen 15 Tracks verströmen einen derartigen Hang zum Pogo und Bangen, dass man selbstredend im heimischen Wohnzimmer kaum ruhig bleiben kann. Der harte Rock’n’Roll mit starken Riffs und groovenden Rhythmus, mit viel Melodie und rauen Gesang geht fix ins Ohr (und anderswohin) und offenbart gar Hitpotential ("Devil’s Disco"). So machen Songs wie das flotte Start-Duo "Tailgunner" und "Flesh & Bone" mächtig Spaß. Auf dem hohem Niveau pendelt sich das Album dann auch ein; Ausfälle sind da nicht zu vermelden. "Lend A Hand To The Man","Three Cheers For The Sinners” (jawoll) oder "One Of These Days" und das abschließende "Disarray Day" sprechen für sich. Rocker von AC/DC bis MOTÖRHEAD und einen Schlag für die gute alte Zeit finden sich auf "Dead Man’s Ball" wieder. Mit dem RAMONES-Cover "Poison Heart" hat das Quartett noch eine würdige Hommage an eine der Genregrößen schlechthin im Repertoire - gelungen. Cooles Artwork und ansprechende Produktion inklusive. Rostock ist zwar noch nicht ganz Schweden, aber schon fast. Wer also auf nordischen Rotzrock Marke TURBONEGRO abfährt, den (alten) HELLACOPTERS was abgewinnt und auf PSYCHOPUNCH, GLUECIFER und die BACKYARD BABIES steht sollte unbedingt mal die einheimischen TRICKY LOBSTERS probieren. Der durchtrieben trickreiche Ostsee-Hummer könnte sich lohnen.
Zum 30-jährigen Bandjubiläum gaben die Urgesteine des harten Rock’n’Roll MOTÖRHEAD eine sogenannte Anniversary Show; das Ganze fand am 16. Juni 2005 im altehrwürdigen Hammersmith Apollo in London statt (im alten MOTÖRHEAD-Bombodrom sozusagen). Diese Aufzeichnung liegt uns nun in Form einer Live-CD unter dem vielsagenden Titel "Better Motörhead Than Dead - Live At Hammersmith" vor. Die Songauswahl entspricht allerdings fast komplett jener der starken, 2005 erschienen Live-DVD "Stage Fright". Das heißt neben der fast schon gewohnten Best of-Auswahl gibt es noch drei Tracks des damaligen aktuellen Album "Inferno" (nämlich "Killers", "In The Name Of Tragedy" und den coolen "Whorehouse Blues") und im Vergleich zu "Stage Fright" nur drei, zugegebenermaßen essentielle Songs (obwohl mir da noch ein paar einfallen) mehr auf "Better Motörhead Than Dead" zu hören. Und zwar die beiden geilen Klassiker "We’re The Road Crew" und "Bomber" sowie "Love For Sale" (vom 98er-Album "Snake Bite Love"). Ansonsten ist das gebotene von Lemmy, Phil und Mikkey gewohnt laut, erdig und roh - solide, aber hörbar unspektakuläre Soloeinlagen eingeschlossen. Der MOTÖRHEAD-Banger weis also was er zu erwarten hat. Ob er das nunmehr x-te Livealbum mit fast identischer Songauswahl braucht sei dabei dahingestellt. Qualitativ sind sie eh alle gut, kommen aber an die Liveatmosphäre eines Gigs von Lemmy & Co und dem 1981er Original Hammersmith-Gig nicht ran. Trotzdem mal noch die Setlist des Doppeldeckers zu Übersicht:
Dem ersten Eindruck nach stammen MURDERER’S ROW aus Boston, so bierselig-aggressiv klingen die Songs der neuen Scheibe "Beer Fueled Mayhem". Aber nix da, die Rotte nennt New York ihre Heimat. Und wer um die Rivalität zwischen den beiden Ostküsten-Städten weiß, sollte sich mit Mutmaßungen über die Herkunft besser zurückhalten, wenn er einen Fan der Band trifft. Immerhin reicht die Band die Hand zu Versöhnung und hat neben Harly Flanagan (CRO-MAGS) auch Jimmy Gestapo von den DROPKICK MURPHYS ins Studio eingeladen, die beide jeweils einen Song veredeln. Die elf Tracks der Scheibe sind gradliniger Streetpunk mit leichtem Oi!-Einschlag, versehen mit catchy Refrains und vielen Mitgröhlparts. Perfekte Partymucke, wenn die ersten Biere gezischt worden sind. Klavier und Hammond Orgel sorgen dabei für etwas Abwechslung, charakteristischen Merkmal der Combo bleibt aber der rauhe Gesang, der an NASHVILLE PUSSY erinnert, ebenso das durchweg hohe Tempo der Songs, die dabei immer eingängig genug bleiben, um sie auch mit Druck auf dem Kessel noch mitgröhlen zu können. So soll das sein!