Gerade mal etwas über ein Jahr nach der Erstveröffentlichung gibt es das letzte Album „Blood Brothers“ der Hard Rock’n’Roll Urväter von ROSE TATTOO als Re-Release. Darüber streiten kann man – aber auf Grund der Bonus DVD mit 13 Songs des 2006er Auftritts der Band in Wacken und der diesjährigen Tour ist das Teil nicht zu verachten. Bezüglich der Qualität von „Blood Brothers“ habe ich dem letztjährigen Review von Kollege Dennis nichts hinzuzufügen – einschlägig Vorbestraften und Aussie-Freunden (ich sage nur A wie Angry Anderson, AC/DC und Airbourne) sollte es jetzt eh in den Fingern jucken das Teil wieder aufzulegen, der Rest liest dort nach und ab dafür. ROSE TATTOO bieten wie immer rauen, bodenständigen, dreckigen Old School Rock’n’Roll, auch mal ruhiger und mit gehörige Groove und Blues. Und das kommt besonders deutlich beim sound- und bildmäßig gut in Szene gesetzten Livemitschnitt der Wackenshow aus 2006 rüber. Die Herren haben sichtlich Spaß auf dem „Holy Ground“, man hört, dass es Live ist und mit dem Auftritt von Onkelz Matthis Gonzo Röhr bei den letzten drei Songs bietet der knapp einstündige Best of-Set alles was das Herz des Fans erfreut (siehe DVD-Tracklist unten). Apropos: Was Fans auch ein Dauergrinsen auf Gesicht zaubern wird ist die Tatsache, dass es auf der DVD noch ein witziges Interview mit Mr. Anderson gibt – in mehreren Chaptern gibt Boss Angry einiges an Anekdoten zum Besten und kommt dabei mal wieder als äußerst angenehme rauer Zeitgenosse rüber. Angry & Co. – einfach schön, dass es euch trotz widriger Umstände noch gibt (man denke nur daran das innerhalb weniger Monate in 2006 Bandgründer Pete Wells und Ex-Bassist Ian Rilen an Krebs verstarben). Für Fans sowieso ein Muss, für jene welche ROSE TATTOO bisher nunmehr vom Hörensagen kennen, könnte die Neuauflage von „Blood Brothers“ einschließlich Live-DVD die richtige Einstiegsdroge sein. Den Tipp gibt es hier nur nicht, da der dem Originalrelease gebührt, basta.
Der METEORS-Frontmann scheint wirklich ständig unter Strom zu stehen. Im Herbst 2006 erschien sein letztes Album, im Frühling 2007 das letzte METEORS-Album, und jetzt steht schon sein neues und mittlerweile siebtes Solo-Werk in den Läden. Dazwischen ist er undermüdlich wie eh und je quer über den Globus getourt. Ermüdungserscheinungen sind ihm aber nicht anzuhören. Zwar gibt es auch auf der neuen und mittlerweile siebten Scheibe keine echten Überraschungen zu hören, und die erwartet und will man ja auch eigentlich nicht, aber hier wird einmal mehr deutlich, dass Herr Fenech auf seinen Solo-Alben deutlich stilübergreifender vorgeht als auf den METEORS-Releases. So lässt er es insgesamt ruhiger angehen und integriert auch Country und Folk in seinen Sound. Die Basis bleibt natürlich die gleiche: Fenechs wunderbarer Surf-Gitarren-Sound und sein typischer krächzig-morbider Gesang. Einige Songs sind leider ein bisschen dudelig und auch etwas langweilig geraten, und man vermisst die Intensität und den Druck der letzten METEORS-Scheibe wie auch seines letzten Solo-Releases. Trotzdem ist hier unterm Strich wieder mal ein vielfältiges und mehr als unterhaltsames Album des wahren Königs des Psychobilly herausgekommen. Lediglich das „Ring Of Fire“-Cover hätte er sich schenken können...
Rock’n’Roll ihr Affen! Zwar bedienen die ItalienerInnen mit Lady Casanova in ihren Rehen jedwedes Klischees des Garagen-(Punk)-Rock’n’Roll – Spaß haben sie dennoch viel inne Backen. Wer die ganze skandinavische Posse um Hellacopters und Co. verehrt, wird auch die Südeuropäer mögen. Sie gehen zwar etwas basischer zu Werke, aber letztlich machen sie’s wie alle anderen: Sie rotzen, sie bluesen, sie rocken, sie solieren drogenschwanger („Cold Turkey“, Lennon-Cover). Auch mit den beiden anderen Cover-Stücken „Fire Of Love“ von Gun Club und „Heart Full Of Soul“ von den Yardbirds machen DOME LA MUERTE AND THE DIGGERS nichts verkehrt, ein wirklich Welt bewegendes Album ist ihnen dennoch nicht gelingen. Aber wer will schon die Welt bewegen, wenn man auch einfach Mitsingen und Party machen kann. Und dazu taugt das selbstbetitelte Scheibchen ohne Weiteres.
Gerade mal ein Dreiviertel-Jahr ist seit dem Release des letzten Albums des Schweizer Vorzeige-Psychobilly-Trios vergangen, da wird auch schon mit einem neuen Release nachgelegt. Bei „Gimme More“ handelt es sich allerdings nicht um wirklich neues Material, sondern vielmehr um sieben Tracks aus den Studio-Sessions für „Touch And Go“, die es nicht aufs Album geschafft haben. Das heißt aber nicht, dass diese von schlechterer Qualität sind. Man vermisst zwar etwas den Druck des „Touch And Go“-Albums, aber ansonsten rocken sich die PEACOCKS in gewohnt straighter und rotziger Weise durch die Songs und zeigen dabei einmal mehr ihre große musikalische Bandbreite, die von punkigem Rockabilly bis Country reicht. Mit „C’mon Everybody“ gibt es dann auch noch ein gelungenes Elvis-Cover zu hören (nicht zu verwechseln mit dem Eddie Cochran-Song gleichen Namens). Trotzdem - auch wenn es hier nur erstklassiges Material zu hören gibt, riecht das Ganze ein bisschen nach Resteverwertung, und mit grade mal sieben Tracks ist diese dazu noch etwas mager ausgefallen. Da reißt auch der Bonus-Video-Track von „Gimme More“ nicht mehr viel raus. Die Scheibe ist daher wohl vor allem für Komplettisten und Hardcore-Fans geeignet. Allen anderen sei der Vorgänger „Touch And Go“ empfohlen.
Haben vor knapp 2 Jahren GLUECIFER ihre norwegische Rock’n’Roll Fahne eingeholt legen die Stockholmer THE HELLACOPTRS nun nach und ziehen das Schwedenbanner ein – wie man hört zwar einvernehmlich, aber nicht auf Wunsch aller. Man kann gespannt sein was die Vollblutmusiker und ehemaliger Partyanimals zukünftig machen – nur weil manche über 30-jährige des Tourens müde sind kann das ja wohl nach 13 Jahren Bandgeschichte mit 6 erfolgreichen Alben nicht alles gewesen sein. Allerdings kommt der Abschied nicht mit dem erhofft großen Album daher, sondern mit einer Coverplatte, auf welcher die HELLACOPTERS ihre Wurzeln und Einflüsse zum Besten geben. Nach eigner Aussage sind die Songs so ausgewählt, dass sie auch von ihnen selbst stammen könnte. Wenn dabei die HELLACOPTERS der letzen drei Scheiben gemeint sind, kann ich dem nur zustimmen. Denn wenn man sich die Diskographie der Schweden durch die Ohren rauschen lässt, so liegen die Tage des frechen Rotz-Rocks schon eine Weile zurück und der kommerzielle Erfolg von „By The Grace Of God“ (2002) ist an sich wohl auch nicht mehr zu toppen. Auch das mag zu den Gründen der Auflösung zählen. Und so klingt die Abschlussscheibe „Head Off“ doch zahm und partytauglich zugleich. Hitverdächtig neben der Single „In The Sign Of The Octopus“ dürfte vor allem noch das fast schon zu eingängige „Midnight Angels” und das etwas schnellere „Veronica Lane“ sein. Absolut cool noch der Opener „Electrocute“, der mit seiner gewissen Punkattitüde und den Pianoeinlagen eher ungewöhnlich und untypisch für das Album ist. Denn “Head Off” klingt eben trotz Coversongs bei jedem Stück nach den HELLACOPTERS der letzten Alben – und das so eindeutig, dass man es ohne Ahnung der Hintergründe nicht als Cover vermuten würde. Trotzdem, ob da nicht ein Album mit Raritäten und einigen neuen Eigenkompositionen der ehrbarere Abschied gewesen wäre darf man trotz des hohen Spaßfaktors ruhig mal in die Runde werfen.
ELECTROCUTE – originally performed by "Demons"
MIDNIGHT ANGELS – originally performed by The Peepshows
(I'M) WATCHING YOU – originally performed by The Humpers
NO SALVATION – originally performed by The Turpentines
IN THE SIGN OF THE OCTOPUS – originally performed by The Robots
VERONICA LAKE – originally performed by New Bomb Turks
ANOTHER TURN – originally performed by The Maharajas
I JUST DON'T KNOW ABOUT GIRLS – originally performed by Asteroid B-612
RESCUE – originally performed by Dead Moon
MAKING UP FOR LOST TIME – originally performed by The BellRays
THROTTLE BOTTOM – originally performed by Gaza Strippers
DARLING DARLING – originally performed by The Royal Cream
Rock’n’Roll mit Pistengeruch und Straßenstaub hat Konjunktur – wissen wir. Und die Ostwestfalen DUSTSUCKER frönen eben jener Spielart des harten Metiers, welche sich munter an die guten alten MOTÖRHEAD anlehnt und dazu einiges an Nordischen Rock, Sleaze, Punk und dazu einfach nur harten Rotz dazunimmt. Dabei sind die Jungs um Sänger und Gitarrist Max Count Farmer beileibe keine Neulinge, haben sie doch mit „Rock’n’Roll Sniper“ und „Jack Knife Rendezvous“ zwei starke Vorgänger im Petto und tummeln sich auch schon seit Mitte der Neunziger in der Szene. Dabei setzen DUSTSUCKER unverändert auf ihre Trademarks und bringen diese auch auf „Diabolo Domination MMVIII“ gekonnt zur Geltung. Als staubige Appetithappen seien da mal das voll auf die Maske gehende „Lost And Forgotten“, der mit Gas nach vorne fetzende Headbanger „Dig Your Own Grave“, das locker aus dem Ärmel kommende und schon fast gemäßigte „Can‘t Escape The Fire” und das von ANNIHILATOR Master Jeff Waters gitarrenmäßig veredelte Hightlight „Land Of The King“ (mit Achtziger Metal-Schlagseite) zu nennen. Recht fett produziert wurde die Chose dann noch von ex- Grave Digger Gitarrist Uwe Lulis (auch Rebellion), der hier auch die Bassparts übernahm. DUSTSUCKER liefern also 12 kompakten Tracks mit meist knapp über 3 Minuten Spielzeit ab, welche für einschlägige Partys die richtige Mucke darstellen. Und obwohl die letzten beiden Outputs etwas stärkeren Tobak enthielten, dürfte auch „Diabolo Domination MMVIII“ dem Fan damit munden. Wer also zu den Whiskeyt rinkenden Freunden von Lemmy, DUSTSUCKER & Co. gehört, kann hier an sich nichts falsch machen.
Über anderthalb Jahrzehnte sind FIVE FIFTEEN aus Finnland mittlerweile schon im Geschäft, des Ganzen müde sind sie jedoch offenbar nicht. Mit "Alcohol" ist nun das neue Album erschienen. Hinter dem ästhetisch doch eher etwas fragwürdigen Albumcover steckt sogar tatsächlich eine Geschichte, gehört doch das abgebildete Tattoo zu einem Geschäftsmann, dem es ein tiefes Bedürfnis zu sein schien, es dem Tourmanager der Band zu präsentieren, der das Werk umgehend für die Ewigkeit festhielt. Der gleichnamige Titeltrack ist ein ruhiges, nachdenkliches und gelungenes Stück über den besagten Alkohol, das sowohl als Intro des Albums als auch als abschließende Coda wieder aufgegriffen wird, der Rest der Songs beschäftigt sich mit diversen anderen Süchten. "Two Partners In Crime" wirkt irgendwie, als müsste es sich noch etwas warmlaufen, beim sich anschließenden "Fill Your Head With Rock" allerdings nehmen FIVE FIFTEEN dann ordentlich Fahrt auf, das Lied geht ins Ohr und rockt. Auch "Delirium" mit seinem leicht psychedelischen, weiblichen Gesang im Refrain geht ordentlich nach vorne, bei "Northern Boy Blues" kommt durch Slide Gitarre und Mundharmonika dagegen ein dezentes Western-Flair auf. Und zu guter letzt ist mit "Old Hairy Dogs Almost Dead" auch noch Blues-Rock dabei. "Alcohol" erfindet das Rad nicht neu, lässt sich aber gut anhören.
Die HORRORPOPS sind einige der wenigen Bands, die aus dem ganzen Rock n’ Roll-/Rockabilly-/Psychobilly-Zirkus hervorstechen. Das liegt natürlich nicht zuletzt an der Kombination aus Ausnahme-Musiker und NEKROMANTIX-Frontmann Kim Nekroman und seiner Frau Patricia Day, die für die 50s-Seele und ordentlich Sexyness sorgt. Ein weiterer Grund dürfte aber auch sein, dass die Band wie selbstverständlich Pop, Rock und andere Stile in ihren Sound einfließen lässt, ohne jedoch ihren Old School-Charme zu verlieren. Das neue und dritte Album kann man fast schon als Konzept-Album bezeichnen, denn in den Texten geht es fast ausschließlich um alte Kinofilme – natürlich um Film Noir, Horror-B-Movies und Artverwandtes. Songtitel wie “Thelma & Louise” oder “Hitchcock Starlet” und natürlich auch der Albumtitel sprechen für sich. Das passt natürlich wunderbar zum Sound, der mal wieder herrlich swingt und rollt und dabei auch noch direkt ins Ohr geht. Es ist also mehr oder weniger alles beim alten geblieben - mit dem Unterschied, dass es weniger rockig als noch auf „Bring It On!“ zugeht, was auch daran liegen mag, dass die HORRORPOPS zum Trio geschrumpft sind und somit eine zweite Gitarre fehlt. Songtechnisch ist dieses Album aber wohl ihr reifstes Werk, denn die diversen Stil-Ingredienzen vermischen sich so gut wie noch nie zuvor zu einem eigenen Sound. Trotzdem – so richtigt rockt die Scheibe nicht, und zwischendurch kommt immer mal wieder Langweile auf. Mag es daran liegen, dass Nekroman eben doch ein besserer Bassist als Gitarrist ist und eben auch ein besserer Bassist als Patricia, mag es daran liegen, dass der Sound insgesamt zu clean, zu flach und Patricias Geang zu sehr in den Vordergrund gemischt ist – es fehlen Dreck, Wumms und ein gewisser Abgehfaktor. Stellenweise ist auch der Gesang selbst ein Problem. Sicher hat Patricia eigentlich eine gute Stimme, aber für die getragenen Passagen mit ihren langen Tönen hätte sie unbedingt ein wenig Gesangsunterricht nehmen sollen. Besonders zu hören ist das in Songs wie „Hitchcock Starlet“ und „Keep My Picture“, die stellenweise kaum zu ertragen sind. Nicht zufällig ist mein Lieblingstrack ein Instrumental: das atmosphärische surf-mäßige „Horror Beach Pt. II“. Ein Pluspunkt ist allerdings die tolle Aufmachung des CD-Booklets, dessen Seiten aus fiktiven Filmplakaten bestehen, in die die Bandmitglieder eingebaut sind. Unterm Strich ist „Kiss Kiss Kill Kill“ sicher kein schlechtes Album. Es ist alles gut gespielt und nett anzuhören – aber ich hätte einfach etwas mehr erwartet.
Captain Dave - Woe Calls, Dirty el Hons – Guitarwringer, Smokin' Piper – Guitarslinger, Ol' Dirty Mustard – Basstard, Tommy Hellfighter – Drums – das sind CAPTAIN DUFF aus dem fränkischen Würzburg. Und sie machen Musik wie die tuntigen norwegischen Turboschwarzen, wie Gluecifer und wie all die anderen. Zum ausgelutschten (im wahrsten Sinne des Wortes) Rotzrock gesellen sich pseudo-piratöse Anflüge und eine kehlige Stimme, die an eine Mischung aus Peter Stahl und dem Schinkengott erinnert. Alles nicht wirklich schlecht, letzteres sogar bemerkenswert (strange), aber alles kein Stück herausragend. Die sechs Songs mögen mit vielen Billigpilsetten im Kopf und der Luftgitarre in der Hand rocken, an sich aber langweilen sie recht schnell. Und auf dem Piraten-Schiff gäbe es wahrlich genug anderes zu tun (oder zu hören).
"It Remains To Be Seen" eröffnet Album Nummer 7 der schwedischen Rock’n’Roll Krachkapelle PSYCHOPUNCH melodisch furios und schreit geradezu nach Pogo und Mitgröhl. Gewohnt Hochwertiges präsentiert uns das Quartett auf "Moonlight City" - herausragen tut dabei: das hymnisch, zum Teil leise und bassdominiert, aber auch dann wieder heftig um die Ecke schauende "On My Own", das gut nach vorne gehende und gute Laune verbreitende "Another Statement" und das fast schon zu eingängige und etwas ruhigere "It Hurts Me More Than I Can Say". Die Single "No One Really Knows" kann als traditioneller PSYCHOPUNCH Rock’n’Roller ebenfalls punkten. Den passenden Sound für ihre Riffs holten sich die Jungs erneut bei Pelle Saether - auch das passt. Fazit: Auch im 10. Jahr ihres Bestehens bleiben PSYCHOPUNCH sich und ihrer Kundschaft treu - "Moonlight City" bietet zwar nichts Neues, aber genau das auf hohem Niveau, was man erwartet - ist in dieser schnelllebigen Zeit ein echtes Gütesiegel.