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Take A Good Look

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Die Londoner DEADLINE hatte ich in letzter Zeit etwas aus den Augen verloren, obwohl sie vor knapp zwei Jahren mit "Getting Serious" ein tolles Album abgeliefert hatten. Aber live fand ich die Band wenig überzeugend, das rock ´n rollige, teils sogar etwas poppige Flair von "Getting Serious" wurde besonders durch die Drums komplett platt gebolzt. Jetzt meldet sich der Fünfer um die sexy Frontfrau Liz Rose mit dem vierten Album zurück, und das zeigt eine deutliche Steigerung zum Vorgänger. Denkt man noch beim Opener, dem melodischen Streetpunk-Hammer "Blood On Your Hands", alles sei beim alten geblieben, geht es schon bei den nachfolgenden Tracks "Give It Back" und besonders "1975" deutlich gemäßigter und poppiger, wenn auch keinesfalls weniger rau zu. Diese Mischung aus Hochgeschwindigkeits-Attacken und eingängigen Punkrock-Ohrwürmern zieht sich durch das ganze Album und wird dann mit dem größtenteils akustischen und folkigen "Moving Lines" abgeschlossen. Die musikalische Vielseitigkeit lässt die Scheibe an keiner Stelle langweilig werden und ist vielleicht auch den beiden Neuzugängen an Drums und Gitarre mit zu verdanken. Liz Stimme klingt sexier denn je und haut einen schlichtweg um, und dazu liefert die Band noch jede Menge tolle Songs ab, die sie einem mit endloser Energie und Spielfreude um die Ohren haut. Mit diesem Album werden DEADLINE sicherlich zur derzeit angesagtesten englischen Punk-Band werden.

Take A Good Look


Cover - Take A Good Look Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 38:31 ()
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Next Target: Punkrock

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Der Fünfer aus Niederbayern hat sich bereits 1997 gegründet und hat immerhin schon vier Alben am Start. Der Titel des neuen Albums ist offenbar zumindest teilweise ironisch zu verstehen. Denn einerseits spielen die Jungs lupenreinen Punkrock, andererseits nehmen sie sich aber selbst nicht allzu ernst. So wird sich dann in "Ritalin" an Hardcore versucht und in Songs wie "Quit Da Scene" an Ska, in beiden Fällen aber mit einem gehörigen Augenzwinkern. Das eigentliche Metier von DUMPWEED ist schneller, aber eingängig melodischer Punkrock. Der bleibt, obzwar mit viel Energie gespielt, größtenteils an der Oberfläche, so dass unterm Strich nicht viel hängen bleibt. Wer kalifornischen Gute-Laune-Punkrock mag, ist hier sicherlich an der richtigen Adresse. Mir persönlich fehlen aber echter Dreck und eine ordentliche Portion Eigenständigkeit.

Next Target: Punkrock


Cover - Next Target: Punkrock Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 38:49 ()
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Bat Out Of Shell

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Das durchgeknallte Trio aus dem kanadischen Vancouver existiert bereits seit 12 Jahren. Entstanden ist die Band angeblich nach einem nuklearen Unfall aus zwei Eiern und einem Hund. Dabei wurde auch ihre Superkraft geschaffen: Die "Super Pop-Punk Power". Wenn die Musik der Kanadier auch nur halb so originell wie diese Geschichte wäre, könnte das mittlerweile zwölfte Album (das übrigens - tada! - zwölf Songs enthält) durchaus Spaß machen. Leider ist es aber so, dass ihre Musik zwar deutlich RAMONES-beeinflusst ist und stellenweise auch die BEACH BOYS anklingen, man aber ausschließlich glatten Gute-Laune-Poppunk vorgesetzt bekommt, der dazu noch komplett drucklos aus den Boxen seiert. Auf einen Hit wartet man vergebens, denn alles klingt nach demselben nichtssagenden Einheitsbrei. Die Jungs sollten wenigstens einen Teil des Ideen-Reichtums, den sie in ihre Band-Bio stecken, für ordentliche Songs verwenden.

Bat Out Of Shell


Cover - Bat Out Of Shell Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 36:20 ()
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Hellbound & Heartless

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Dafür, dass die fünf Jungs aus Atlanta erst zwischen 20 und 21 Jahre alt sind, spielen sie einen erstaunlich altmodischen Sound. Denn statt Teenie-Pop-Punk braten sie einem auf ihrem Debüt 12 Songs lang ihre oberdreckige Mischung aus Old School Punkrock und Spät-70er Rock um die Ohren. Das tun sie so rotzig und mit so viel Energie, dass es einen kaum mehr wundert, dass Tim Armstrong so begeistert von ihnen war, dass er sie direkt für sein Hellcat-Label signte. Auch ein paar andere prominente Namen sind mit an Bord, so hat Bandkollege Lars Frederiksen produziert und Joan Jett (!) Backing Vocals zu einem Track beigesteuert. Große Namen und fetter Sound sind allerdings noch nicht alles, gute Songs sollte man auch noch schreiben. Genau da hapert´s noch bei THE HEART ATTACKS. Kein einziger Track kann sich im Gehörgang festsetzen, und auf Dauer klingt alles sehr gleich und geht auf der einen Seite rein und auf der anderen wieder raus. Die richtige Rock ´n Roll-Attitüde besitzen die Jungs bereits, jetzt müssen sie noch dringend am Songwriting feilen.

Hellbound & Heartless


Cover - Hellbound & Heartless Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 39:20 ()
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Fading American Dream

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Die 2002 lediglich zum Spaß gegründeten STREET DOGS aus Boston könnten mit ihrem dritten Album zu einer Institution in Sachen angefolktem Old School Punkrock werden. Schon die Vorgängeralben hatten mit ihrer Mischung aus dreckig-rotziger Authentizität und unwiderstehlichen Ohrwurmmelodien überzeugt, und "Fading American Dream" kann locker mithalten. Der Ex-DROPKICK MURHPY´S-Frontmann und Feuerwehrmann Mike McColgan scheint gute Songs nur so aus dem Ärmel zu schütteln, die trotz eines einheitlichen Stils extrem vielseitig sind. So vereint das Album grade Punkrocker, wie "Rights To Your Soul", den Hardcore-Hammer "Sell Your Lies", das Irish Folkige "Shards Of Life" und den ruhigen Country-Song "Final Transmission". Textlich geht es - der Albumtitel deutet es an - oft um den Irak-Krieg, wobei sich McColgan klar von den üblichen Fuck-Bush-Tiraden abhebt und weitaus tiefgründiger an das Thema herangeht. Und er weiß, wovon er spricht, denn er selbst gehörte im Golfkrieg der Artillerie an. Ein Hammer-Album ohne Durchhänger, das von Anfang bis Ende kickt.

Fading American Dream


Cover - Fading American Dream Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 42:57 ()
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The Manges Go Down

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Italienische Punk-Bands tendieren normalerweise in die unsägliche Poppunk/Emo-Ecke. Umso überraschter war ich, als ich mir das vierte Album der MANGES aus La Spezia zu Gemühte führte. Denn hier werden einem in gut 26 Minuten 14 (!) schönste Old School Punkrock-Songs der Sorte HARD-ONS, QUEERS und vor allem RAMONES um die Ohren gehauen: grade, schrebbelig, rotzig und irgendwie herrlich altmodisch. Dazu jagt noch eine Ohrwurm-Melodie die andere. Lediglich bei "Vengeance Is Mine" wurde ich stutzig, denn hier verfällt der Vierer unnötigerweise in Ami-Poppunk-Sound, den wirklich niemand braucht. Da drängt sich einem dann doch der Gedanke auf, dass die Jungs mal was MTV-taugliches produzieren wollten. Ansonsten gibt´s nicht viel zu meckern, außer, dass die Vielfalt ein wenig zu wünschen übrig lässt. Sprich: Im Verlaufe des Albums klingt alles etwas zu gleich und zu austauschbar und wird dann auch ein bisschen langweilig. Aber egal - die Jungs haben Spaß und Energie und transportieren das gekonnt. Und das wirkt ansteckend. Daumen hoch!

The Manges Go Down


Cover - The Manges Go Down Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 26:14 ()
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Thirty Six Hours Later

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Bandkopf, Sänger und Gitarrist Todd Youth hat die CHELSEA SMILES eigentlich nur zum Spaß zwischen zwei Touren mit DANZIG gegründet, für die er bis 2003 die Saiten zupfte. Mittlerweile hat sich das Projekt verselbständigt und nach einer 4-Track EP ist jetzt das erste Album erschienen. Der Titel ist wörtlich zu verstehen: Die vier New Yorker haben die Scheibe tatsächlich in 36 Stunden eingespielt. Das hört man ihr auch an, denn der Sound kommt so dreckig, rau und direkt aus den Boxen, das man meint, die Jungs würden vor einem stehen. Ihre Musik ist kurz gesagt eine Verbindung der frühen KISS mit den RAMONES oder genauer eine Mischung aus klassischem Hardrock, dreckigem Rock ´n Roll und Punkrock. Und dabei vermitteln sie eine Energie, die von vorne bis hinten mitreißt. Songs wie "I Want More", "Pillbox" oder "News For You" gehen mit ihren dreckigen Riffs, straighten Beats und melodischen Refrains dermaßen ins Ohr und in den ganzen Körper, dass man ständig mitzappeln muss. "Thirty Six Hours Later" ist ein wirklich tolles Album geworden, das durchgehend kickt und rotzt und das gleichzeitig modern klingt und den Geist von good old Rock ´n Roll versprüht.

Thirty Six Hours Later


Cover - Thirty Six Hours Later Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 32:39 ()
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You Rot Me

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Nachdem Duane Peters mit den U.S. BOMBS schon Anfang des Jahres ein Hammeralbum rausgehauen hatte, holt er jetzt mit seiner Zweitband DIE HUNNS schon wieder zum großen Wurf aus. Bevor man diesen aber auch als solchen erkennt, muss man sich erstmal an den Sound gewöhnen, denn der hat sich ganz schön verändert. Waren die HUNNS immer schon die etwas melodischere und rock ´n rolligere Variante der U.S. BOMBS, wurden die musikalischen Einflüsse jetzt bis in die End-60er ausgedehnt, in die so genannte Proto- oder Prä-Punk-Ära. Es geht daher ungewohnt gemäßigt und melodisch zu, teils auch rhythm and bluesig, wie in "Rock ´n Roll Boulevard" und mitunter sogar groovig, wie im JAM-beeinflussten "You Rot". In "Ain´t It A Shame" klingen T. REX an und in "Die For Me" Lou Reed. Wäre neben Corey Parks Stimme nicht auch Duanes herrliche Asi-Röhre zu hören, könnte man glauben, hier sei eine andere Band am Werke. Eingefleischte U.S. BOMBS-Fans werden sicherlich erst mal vor den Kopf gestoßen sein. Aber ich empfehle Euch: Hört Euch erst mal in den Sound rein. Dann entdeckt man nach und nach, wie viel Dreck in der vermeintlich braven Musik steckt. Außerdem hat die Band den höheren Melodie-Anteil genutzt, um mal richtig zu komponieren, so dass eine ganze Reihe wirklich toller Songs entstanden sind. Ich bin gespannt darauf, wie das Album ankommen wird. Ich find´s jedenfalls großartig!

You Rot Me


Cover - You Rot Me Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 38:53 ()
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Live To Win

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Das sechste Album der TURBO A.C.´s bedeutet einen echten Einschnitt in der zehnjährigen Bandgeschichte, denn zum ersten Mal hat sich das Ur-Line-Up geändert. So sind die New Yorker Surf-Punks mit einem neuen Bassisten am Start und haben jetzt außerdem einen zweiten Gitarristen an Bord. Und tatsächlich hat sich auch der Gesamtsound etwas verändert. Klingen die Songs selbst größtenteils noch sehr typisch, unterscheidet sich die Produktion von den Vorgänger-Releases teils erheblich. Die Drums stehen sehr im Vordergrund, die Gitarren dagegen sind zurückgetreten und klingen weniger fett, sondern roher, lärmiger und oft auch etwas verwaschen. Der Bass-Sound dagegen ist an Druck und Dreck kaum zu überbieten, und überhaupt macht Basser Tim Lozada eine äußerst gute Figur und haut ein geniales Bass-Riff nach dem anderen raus. Kevin Coles Gesang hat sich ebenfalls verändert: Er klingt tiefer und dunkler, ist oft auch verfremdet, vor allem durch einen Telefonhörer-Effekt sowie eine leichte Zerre, und tritt an vielen Stellen hinter die anderen Instrumente zurück. Insgesamt klingen die neuen TURBO A.C.´s passagenweise düsterer als die alten und begeben sich immer wieder auch in fies groovende Midtempo-Gefilde, wie in "Free Ride" oder "Save Me". Was geblieben ist, sind die typischen Ohrwurm-Refrains und ebenso die Wo-ho-ho-Background-Gesänge, wobei diese aber seltsam weit im Hintergrund zu hören sind. Ebenso gibt es weiterhin die schönen Surf-Gitarren-Themen von Kevin Cole, aber auch die stehen viel weniger im Vordergrund als gewohnt. Was komplett unverändert geblieben ist, ist die schöne B-Movie-Atmosphäre, zu hören z. B. im Horrorfilm-artigen Intro von "Save Me" oder in "Nomads", das mit einer Passage beginnt, die klingt, als wäre sie einem Spaghetti-Western-Soundtrack entsprungen. Es soll hier keineswegs der Eindruck entstehen, dass "Live To Win" ein schlechtes Album sei, zumal mit Songs wie "Genuine", "Overdrive" oder "X-Ray" ein paar hammermäßige Granaten abgeliefert werden, die den Jungs niemand so schnell nachmacht. Ich persönlich bin mit dem neuen TURBO A.C.´s-Sound aber noch nicht so recht warm geworden, und der oberdreckige Brat-Sound des letzten Albums "Avenue X" sagt mir weitaus mehr zu. Vielleicht ist das lediglich Gewöhnungssache, aber ich kann mir vorstellen, dass sich viele Fans damit ebenfalls etwas schwer tun werden.

Live To Win


Cover - Live To Win Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 36:48 ()
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Interview:

Turbo AC´s

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InterviewWann habt Ihr das letzte Mal in der Schweiz gespielt?


Kevin Cole: Gestern! Hahaha...


Sehr witzig. Ich meine natürlich die letzte Tour...


Kevin Cole: Äh... (fragt in die Runde) Haben wir hier letztes Jahr gespielt?


Kevin Prunty: Nein, ich glaube nicht...


Kevin Cole: Also zumindest waren wir diesen Sommer nicht da, um auf Festivals zu spielen. Das war das erste Mal, dass wir im Sommer nicht auf Festivals gespielt haben. Also waren wir wahrscheinlich letzten Herbst zum letzten Mal da. Es ist schwer, da noch mitzukommen. Wir spielen unsere Shows, und alles geht drunter und drüber. Normalerweise kommen wir jeden Sommer für Festivals in die Schweiz, aber diesen Sommer haben wir unser neues Album aufgenommen. Und dann hatten wir ja auch noch einen Line-Up-Wechsel.


Da wir schon beim Line-Up sind: Was war der Grund, einen zweiten Gitarristen in die Band zu nehmen?


Kevin Cole: Ich dachte schon immer, dass das eine coole Idee wäre...


Kevin Prunty: Mike wollte nie einen zweiten Gitarristen haben!


Kevin Cole: Ja, Mike war nie wirklich dafür. Aber es ging auch darum, dass wir eine sehr lange Zeit immer dieselbe Band waren. Wir wollten einfach mal was verändern. Das war die eigentliche Idee, nicht immer dasselbe Ding zu machen.


Kevin Prunty: Als Mike die Band verließ, hatten wir die Möglichkeit, uns zu erweitern.


Kevin Cole: Das war eine echte Veränderung in der Band, also konnten wir auch noch andere Veränderungen vornehmen.


Wie war es anfangs für Euch, mit vier Leuten auf der Bühne zu stehen, von denen zwei neue Bandmitglieder waren?


Tim: Ich habe vor dieser Tour schon einen Gig gespielt. Also hatte ich die Gelegenheit, schon im Vorhinein ein bisschen Feeling zu bekommen. Das war eine echt große Show mit MAD SIN.


Kevin Prunty: Wenn Du mit neuen Leuten zusammen spielst, musst Du Dich immer erst aufeinander einspielen. Aber mit Tim und Jer hat es nicht sehr lange gedauert, bis alle irgendwie miteinander verbunden waren, was natürlich eine gute Sache ist. Denn manchmal spielst Du auch lange mit Leuten, und irgendwann merkst Du, dass es nie funktionieren wird.


Kevin Cole: Das gilt aber nur für Dich, denn hinter den Drums hat sich nicht allzu viel verändert. Aber vorne auf der Bühne war das schon eine Umstellung, weil die Parts auf einmal anders klangen und da auch ein Typ mehr rumstand. Das war anfangs schon seltsam. Aber jetzt ist es echt gut. Und ich bin damit wirklich glücklich. Und ich glaube auch, dass das alle, die zu unseren Shows kommen, großartig finden.


Macht es nach mehreren Monaten ohne Pause auf Tour immer noch jeden Abend Spaß, auf der Bühne zu stehen?


Kevin Cole: Ja! Das ist schwer zu glauben, aber es ist so.


Kevin Prunty (zum Booker und zum Tourmanager, die grade geräuschvoll den Kühlschrank mit Bier und Jägermeister auffüllen): Tschuldigung, wir versuchen hier ein Interview zu geben, und bei dem Lärm kann ich die Fragen kaum verstehen.


(allgemeines Stimmengewirr und Gelächter)


Kevin Cole: Hey, wir versuchen hier wirklich, ein Interview zu geben!


(erneutes Gelächter)


Kevin Prunty: Sorry, ich habe die Frage wirklich nicht verstanden...


Okay, also noch mal: Habt Ihr nach so viel Touren immer noch jeden Abend Spaß auf der Bühne? Ist das nicht manchmal nur noch Arbeit?


Kevin Prunty: Wenn es irgendwann mal Arbeit wird und keinen Spaß mehr macht, dann ist das der Zeitpunkt, an dem ich raus bin. Eigentlich ist das, was wir machen, der schlechteste Job der Welt, wenn man es Job nennen will. Du bist aus Deiner natürlich Umgebung herausgerissen. Du lebst mit vier Freunden zusammen, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Wenn Dich jemand anpisst, solltest Du Dich schnell davon machen, denn Du kannst niemandem entkommen. Man ist weg von seiner Familie, von seinen Freunden und so weiter. Daher ist es der absolut schlechteste Job der Welt.


Kevin Cole: Wenn man es nicht mag...


Kevin Prunty: Wenn Du es nicht mehr magst, dann ist der Zeitpunkt gekommen zu sagen: Haltet alle die Fresse, ich bin raus.


Kevin Cole: Mir kommt es manchmal vor, als wenn wir wie Obdachlose leben. Durch die Straßen wandern, einen Platz suchen, wo man sich die Zähne putzen kann...


Kevin Prunty: Natürlich ist das auch ermüdend. Aber wenn Du auf der Bühne vor dem Publikum stehst und spielst, macht das am Ende alles wett. Manchmal wünscht man sich schon, einen Tag frei zu haben und Fernsehen in der eigenen Sprache schauen zu können. Außer CNN gibt´s da meistens nicht viel. Aber all das ist großartig, sonst würden wir es nicht machen, und ich würde das nie gegen irgendwas auf der Welt eintauschen wollen.


Ist es anders, vor einem europäischen als vor einem US-amerikanischen Publikum zu spielen?


Kevin Prunty: Das Publikum ist eigentlich nicht sonderlich anders. Der Kontinent ist halt einfach viel kleiner. Und hier müssen wir nicht fahren. In den USA müssen wir dagegen selbst fahren. Die Tendenz, betrunken zu werden, ist hier also stetig steigend. (leises, wissendes Lachen von allen Seiten) In den USA zu touren, ist härter. Die Veranstalter kümmern sich nicht besonders um einen. Dagegen sind die Promoter in Europa verpflichtet, für Catering zu sorgen.


Kevin Cole: In den Staaten sind wir schon sehr viel rumgekommen, und alles hat sich sehr gut entwickelt. Die TURBO A.C´s sind schon eine lange Zeit unterwegs, und wir haben viele Fans überall in den USA. Wir haben da ein gewisses Level erreicht. Die Sache ist die, dass sich alle unsere Fans sehr ähnlich sind. Wir entstammen alle derselben Familie, egal ob in den USA, hier oder irgendwo anders. Das ist für mich etwas wirklich Cooles daran, was wir tun. Wir kommen einfach alle zusammen, stehen alle auf dieselbe Musik. Wahrscheinlich sind viele unserer Shows sehr verschieden, in der Schweiz oder wo auch immer. Aber die meisten unserer Shows bedeuten, eine gute Zeit zu haben, mit Leuten, die zusammen die Musik genießen. Das ist echt eine coole Sache. Und deshalb bin ich auch Kopf des Action Club (Action Club International, der Fan-Club der TURBO A.C.´s - Anm. d. Red.) geworden. Er ist dazu da, dass sich auch die Fans als ein Teil des Ganzen fühlen können, denn ich fühle mich als ein Teil davon.


Kevin Prunty: Du bist auch ein Teil davon!


Kevin Cole: Hey, ich bin ein Teil davon! (Jubelgeschrei)


Auf Eurem Konzert bei den Weltturbojugendtagen in Hamburg wurden Leute im Publikum verletzt. Was genau ist da passiert?


Kevin Cole: Da war keine Gewalt im Spiel, es gab einfach jede Menge Stagediving. Die Leute sind total abgegangen.


Kevin Prunty: Es ist nie eine gute Idee, wenn ein Veranstalter Glasflaschen an das Publikum ausgibt und sie damit bis an die Bühne herankommen lässt. Das kann einfach nicht funktionieren. Letztendlich gingen dann einige Leute mit Schnittwunden raus.


Kevin Cole: Und überall war Bier auf dem Boden verschüttet...


Kevin Prunty: Der komplette Raum vor der Bühne war voll mit Glas. Wir haben dann noch einen Typen getroffen, der sich das Handgelenk gebrochen und am nächsten Tag 30 Stiche am Kopf hatte. Aber er war so glücklich, dass er da war, dass ihm das völlig egal war.


Kevin Cole: OK, lasst uns vor der Show noch ein paar Drinks nehmen...

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