Review:

Screaming Bloody Murder

()

Was ist denn da los? SUM 41 haben mit „Screaming Bloody Murder“ einen würdigen Nachfolger des „Underclass Heroes“-Fiaskos geschrieben, soviel steht schon nach dem ersten Durchlauf des 14-Trackers fest. War das 2007er Werk also doch kein Ausrutscher? Sind SUM 41 älter geworden, gesetzter, zahmer? Es scheint fast so. „Screaming Bloody Murder“ hat mit dem Punkrock der Anfangstage nicht mehr viel gemein, spätestens beim skandinavisch rockenden „Baby You Don’t Wanna Know“ wird das klar. Es finden sich mit „Jessica Kill“ oder „Back Where I Belong“ zwar auch knackig rockende Songs mit Punk-Einschlag, aber die wirken wie die Ausnahme, nicht wie die Regel. Der Stadionrock und die Halb-Balladen haben es SUM 41 scheinbar mehr angetan, wobei die ruhigen Nummern wie „Crash“ oder „Exit Song“ mal gar nicht klargehen, dazu sind sie zu zahm und zu austauschbar geschrieben. Es ist ja ok, dass Punker erwachsen werden und sich Musiker im Laufe von 15 Jahren stilistisch verändern, aber das Ergebnis muss ja nicht jedem gefallen. „Screaming Bloody Murder“ ist ein Rock-Scheibe, die im Radioprogramm nicht auffallen wird, mit Punkrock und den alten SUM 41-Scheiben aber nicht mehr viel gemein hat.

Screaming Bloody Murder


Cover - Screaming Bloody Murder Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 48:30 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Going Out In Style

()

Die DROPKICK MURPHYS haben ein Konzept-Album geschrieben. Klingt komisch? Ist aber so! Na gut, es ist kein strenges Konzept im Sinne einer Prog-Rock-Band, aber es gibt ein durchgehendes inhaltliches Thema: Erzählt wird die Geschichte des – fiktiven – irischen Einwanderers Cornelius Larkin. Im CD-Booklet findet man dann auch einen Nachruf und eine Zusammenfassung seines Lebens, geschrieben vom Bostoner Schriftsteller Michael Patrick MacDonald, der die Geschichte sogar noch weiterführen wird. Aber keine Bange, dem Party-Faktor des Albums tut das überhaupt keinen Abbruch. Was allerdings etwas irritiert, ist die musikalische Seite: Die verzerrten Gitarren wurden nämlich stark in den Hintergrund geschoben, dafür gibt es so viele traditionelle Folk-Instrumente zu hören wie noch nie bei den DROPKICKS, so dass es an jeder Ecke fidelt, trötet, pluckert und pfeift. Vom Gesang abgesehen erinnert das eher an FLOGGING MOLLY als an den typischen DROPKICK MURPHYS-Sound. Zu behaupten, dass hier der große Erfolg des ja auch eher unpunkigen „I’m Shipping Up To Boston“ eine Rolle spielt, mit dem die Bostoner auch beim Mainstream-Publikum bekannt geworden sind, wäre wohl ungerecht. Aber trotzdem erinnern auffällig viele Passagen von „Going Out In Style“ an genau diesen Song. Wo es dann wirklich zu viel wird, ist bei der Ballade „Cruel“. Die lässt nämlich den sonst bei den DROPKICKS üblichen rauen Trinklieder-Charme vermissen, sondern erinnert stellenweise gar an – ich traue mich eigentlich gar nicht, das zu schreiben – den furchtbaren Titanic-Soundtrack. Zu erwähnen wäre auch noch, dass sich ein berühmter Gastsänger im Studio eingefunden hat: Beim Traditional „Peg O’ My Heart“ hat niemand Geringeres als Bruce Springsteen, erklärter DROPKICK MURPHYS-Fan, einen Teil der Lead-Vocals übernommen. Unterm Strich macht das Album natürlich schon auch Spaß. Aber ich muss trotzdem sagen, dass mir die DROPKICK MURPHYS mit mehr Gitarren und weniger Folklore besser gefallen haben. Hoffen wir, dass sie für die anstehende Europa-Tournee ihre Verzerrer nicht vergessen und dafür lieber ein paar Pfeifen und Quetschkommoden zu Hause lassen.

Going Out In Style


Cover - Going Out In Style Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 45:49 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Apparitional

()

Ganze 14 Jahre lang treiben die Horrorpunks von BLITZKID schon ihr Unwesen. Ehrlich gesagt ist die Band aus West Virginia bislang aber komplett an mir vorbei gegangen, und erst mit dem neuen Album „Apparitional“ bin ich auf den Vierer aufmerksam geworden. Und dieses beginnt unerwartet zahm: Der Opener „Head Over Hills“ kommt extrem melodisch, ziemlich glatt und fast schon sanft daher. Im Laufe des Albums wird dann schon öfter mal aufgedreht, z. B. bei Songs wie „They’re All Dead“, „Moonlite Veins“ oder „Casque of Amontillado“. Aber der Großteil kommt fast schon gemütlich daher, und poppige bis schnulzige Untertöne sind allgegenwärtig, zu hören etwa beim swingenden „Mr. Sardonicus“, beim 80s-Rock-mäßigen „The Bat Whispers“ oder bei „Jane Doe #9“, das schon beinahe zum Schunkeln einlädt. Zugegeben, die Einflüsse der MISFITS sind unüberhörbar, ebenso wie die von Bands wie THE DAMNED oder den RAMONES, und bei den oft mehrstimmigen Backings fühlt man sich immer wieder an BAD RELIGION erinnert. Alles Referenzen, die natürlich vollkommen in Ordnung gehen. Und die Songs von BLITZKID sind auch toll geschrieben und arrangiert und noch dazu eingängig wie sonst was. Trotzdem – irgendwie fehlt mir hier echter Dreck. Die Gitarren sind merkwürdig in den Hintergrund gemischt, und Drums, Bass und Gesang klingen völlig clean und flach. Mit einem ordentlich fetten, punkigen Gitarrensound würde sich alles schon ganz anders anhören, so aber wirkt das ganze Album seltsam schmalbrüstig.


Hier noch ein Nachtrag: Offenbar lag mir für die Besprechung nicht der End-Mix vor. Jetzt habe ich ihn, und soundtechnisch gibt es nichts mehr zu meckern. Drums und Gesang sind zwar immer noch ziemlich im Vordergrund, und für meinen Geschmack könnten die Gitarren noch etwas lauter sein. Aber insgesamt hat der Sound deutlich an Druck und Dreck gewonnen und klingt viel ausgewogener, und auch den Bass hört man unten drunter schön wummern. Also: Fans der oben genannten Bands sollten unbedingt mal reinhören.

Apparitional


Cover - Apparitional Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 15
Länge: 49:57 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Hard Times And Nursery Rhymes

()

Ganze 7 Jahre hat es gedauert, bis das neue SOCIAL DISTORTION-Album auf den Markt gekommen ist. Einen so großen Wurf wie das ewige Referenzwerk „White Light, White Heat, White Trash“ hatte sicher niemand erwartet, aber ein Teil der Fans wird nach dem ersten Durchlauf von „Hard Times And Nursery Rhymes“ trotzdem große Augen machen, denn hier ist eine musikalische Entwicklung hörbar, mit der man in diesem Ausmaß dann doch nicht unbedingt gerechnet hatte. Aber fangen wir vorne an: Das hypnotische Instrumental „Road Zombie“ ist nämlich ein toller Opener, zumindest, wenn man irgendwann kapiert hat, dass kein Gesang einsetzen wird. Auch beim anschließenden „California (Hustle And Flow)“ gibt es nicht viel zu meckern, auch wenn der gospelartige Background-Gesang überrascht. Ebenso dürften Songs wie „Machine Gun Blues“, „Alone And Forsaken“ und „Still Alive“ jeden SOCIAL DISTORTION-Fan zufrieden stellen. Stücke wie „Diamond In The Rough“ und „Bakersfield“ haben dagegen fast schon balladesken Charakter, und überhaupt bewegt sich der Großteil der Songs eher in ruhigem Fahrwasser. Punkrock ist fast nur noch in der Attitüde der Band auszumachen, aber kaum noch in der Musik selbst. Vielmehr wird hier dem Singer-Songwriter-Rock gehuldigt, allen voran Bruce Springsteen, ebenso Tom Petty und vielleicht auch den BLACK CROWES. Es geht versöhnlich, harmonisch und positiv zu, außerdem fast schon gemütlich. Ja, auch Mike Ness wird älter, und ja, das steht ihm eigentlich sehr gut, und ja, seine knarzige Stimme wird immer authentischer und passt perfekt zum neuen Material. Und auch der Sound der Scheibe ist toll: dreckig, warm und direkt. Aber auch wer die musikalische Entwicklung von SOCIAL DISTORTION gutheißt, wird sich eingestehen müssen, dass einige Songs auf „Hard Times And Nursery Rhymes“ schlicht und einfach etwas langweilig sind. Insgesamt ist es trotzdem ein schönes Album – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Bestimmt ist es toll beim Autofahren (z. B. über einen endlosen Highway oder ähnliches) zu hören, ebenso an einem Sommermorgen zum Aufstehen oder auch zum doppelten Jack Daniels spät in der Nacht. Ein paar Songs mit mehr Druck hätte ich mir dennoch gewünscht, und deshalb macht sich doch auch etwas Enttäuschung breit. Hoffen wir, dass Ness und Co. zukünftig doch noch mal aufdrehen werden und dass es bis dahin nicht wieder so lange dauert.

Hard Times And Nursery Rhymes


Cover - Hard Times And Nursery Rhymes Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 46:56 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

We Are Merely Filters

()

Die BUCKET BROTHERS landeten aufgrund ihres Debüt-Albums „Me“ von 2007 schon im Vorprogramm von Bands wie GOLDFINGER, den FUTUREHEADS oder den BABYSHAMBLES. Darauf will das englische Trio jetzt aufbauen und legt mit „We Are Merely Filters“ nach. Der Sound zwischen Punk, Indie-Rock und Pop geht auch tatsächlich durchgehend gut nach vorne und ins Ohr, und dazu vermitteln die Jungs viel Spielfreude. Mit der Mischung aus Punk-Sound, Eingängigkeit und Tanzbarkeit haftet zwar allem ein gewisser College-Touch an, aber das wird durch eine ordentliche Portion Dreck und Rotzigkeit ausgeglichen, die der Musik ausreichend Authentizität verleiht. Für meinen Geschmack geht es insgesamt allerdings etwas zu fröhlich zu, und nicht alle Songs zünden wirklich. Aber allzu ernst nehmen sollte man diese Scheibe wohl sowieso nicht, und auf jeden Fall ist sie eine gute Party-Platte.

We Are Merely Filters


Cover - We Are Merely Filters Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 32:34 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Greatest Hits

()

In den USA hatte die Mucke von GOOD CHARLOTTE ja schon immer eine größere (vor allem verkaufstechnisch) Popularität als in Europa, obwohl Anfang 2000 und ein paar Jahre danach waren ähnlich ausgelegte Bands wie BLINK 182, SUM41 oder auch die deutsche Version die DONOTS ebenfalls häufiger vorne in den Charts zu finden. Einfacher, Spaß-Pop Punk, der spätestens nach 35 Sekunden einen Mörderrefrain aus den Boxen spuckte, war hier die Devise. Vornehmlich leicht verdauliche Teeniemusik, wie sie auch GREEN DAY oder THE OFFSPRING mal zu ihren Anfangstagen mehr oder weniger gemacht haben. Klar, Punkpuristen rümpfen da wahrschienlich entsetzt ihr anarchisches Näschen, denn diese wahrlich meist nur wenig gesellschaftskritische Ausprägung, ist Mainstream pur und natürlich überhaupt nicht mehr authentisch im Sinne der ursrpünglichen Punkbewegung.

Egal, das sind auch eher Nebensächlichkeiten - GOOD CHARLOTTE gehören zweifellos zu den erfolgreichsten Formation des Pop-Punks und nach fünf offiziellen Alben seit 2000 war jetzt wohl auch mal eine "Greatest Hits" Scheibe fällig. Das letzte reguläre Studioalbum „Cardiology“ erschien erst Ende Oktober 2010 und liefert daher noch keinen Beitrag für diese 16 Tracks umfassende Retrospektive. Die Formation um die beiden Zwillingsbrüder und Masterminds Joel und Benji Madden aus Maryland besteht eigentlich schon seit 1995, die Stelle des Drummers ist dabei eher eine Unkonstante, denn aktuell sitzt Felldrescher Nummero fünf hinter der Schießbude. Diese CD bietet natürlich zu Beginn die zahlreichen Kracher aus den Anfangstagen wie „Lifestyles Of The Rich And Famous“, „I Just Wanna Live“ oder „Little Things“ nochmals versammelt. Meistens also schnelle unkomplizierte Songs, knallige Hooks, gerade aus ohne große Ecken und Kanten. Die Titel ab dem dritten Album “The Chronicles Of Life And Death" zeigen aber auch, dass GOOD CHARLOTTE stilistisch nicht stehen geblieben sind und durchaus mehr können als nur schnell ins Ohr gehende Mitsingträllersongs, die nach einem mal Durchhören schon wieder (fast) vergessen sind.

Die Musik geht da schon mehr in Richtung härterer (Alternative/Indie) Rock, vor allem aber sind die Songs nicht immer nach dem selben Schema-F komponiert sondern auch klanglich abwechslungsreicher gemacht. Schöne etwas melancholischere Sachen wie u.a. „We Believe“, „Predictable“ (mit schönen Streicherparts) oder noch besser dass schelle „The River“ (hat einen gewissen 80er Jahre Touch; hier waren außerdem M. Shadows und Synyster Gates von AVENGED SEVENFOLD dabei) und zeigen deutlich - diese Band hat durchaus mehr drauf.

Bei dem schmissigen „I Don’t Wanna Be In Love (Dance Floor Anthem“) (der Song hat was von KISS „I Was Made For Loving You“) mit diesen dancefloorartigen Beats geht die Band so richtig gut ab und hat nur noch wenig von der ehemaligen Teenieband in ihrem Soundgefüge. Genauso wie bei dem treibenden mit schönen Riffs begleiteten „Misery“, hier klingen die Amis deutlich gereift, das ist so sogar kein typischer „American Pie – Bubblegumsound“ mehr. Wenn GOOD CHARLOTTE zukünftig diese Richtung einschlagen, hat man sicher auch eine Daseinsberechtigung, wenn auch die erfolgreichsten Zeiten momentan eher vorbei zu sein scheinen.

Greatest Hits


Cover - Greatest Hits Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 16
Länge: 56:10 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Gotta Get Up Now

()

Der AGNOSTIC FRONT-Shouter Roger Miret ist mit seiner Nebenband, den DISASTERS, mittlerweile auch schon einige Jahre im Geschäft. 2001 als Ausgleich zu seiner Hauptband gegründet, erschien 2002 das Debüt, und mit „Gotta Get Up Now“ kommt jetzt das vierte Album in die Läden. Wer die vorherigen Scheiben der mittlerweile zum Fünfer angewachsenen Band – Miret hat einen zweiten Gitarristen eingestellt und konzentriert sich jetzt ausschließlich aufs Mikro – kennt, weiß, was einen hier erwartet: Rotziger Streetpunk mit leichtem Hardcore- und Oi!-Einschlag, direkt, schnörkellos und immer dem Punkrock alter Schule verpflichtet. Wie auch auf den Vorgängern funktioniert das auf „Gotta Get Up Now“ wieder bestens. Schlag auf Schlag wird hier eine Hymne nach der anderen abgefeuert, ein Mitgröl-Chorus folgt auf den nächsten. Im Grunde also nichts Neues, mit dem Unterschied, dass Miret und seine Mannen mit mehr Energie zu Werke gehen als je zuvor, mit gnadenlosem Druck und immer voll auf die Nuss. Stellenweise wirkt das zwar auch etwas prollig, und Mirets Gesang passt auf Dauer doch etwas besser zum AGNOSTIC FRONT-Sound als zu Punkrock. Aber der Energie, die die Jungs hier rüberbringen, kann man sich kaum entziehen. Trotz kleiner Abstriche ist „Gotta Get Up Now“ somit ein starkes Album geworden, mit dem Miret und seine Band sicher einiges reißen werden.

Gotta Get Up Now


Cover - Gotta Get Up Now Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 29:23 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Gib Acht!

()

Ganze fünf Jahre haben sich die Rostocker DRITTE WAHL für ihr neues und achtes Studioalbum Zeit gelassen. Schon nach ein paar Songs kann man aber feststellen: Das Warten hat sich gelohnt! Denn das Trio geht mir ungeahnter Frische und Energie zu Werke. Auch musikalisch gibt man sich so vielfältig wie nie. Wird der Großteil der Stücke durch den typischen rotzigen Midtempo-Punkrock bestimmt, gibt es auch Ausflüge in höhere Geschwindigkeiten, werden bei „Das Sieht Gut Aus“ Ska-Elemente eingebaut, bei „Wo Ist Mein Preis“ ein Cembalo-artiger Piano-Sound und bei „Alles Für den Wind“ ein Dudelsack. Gerade die letzten beiden Zutaten mögen etwas albern klingen, funktionieren hier aber hervorragend und sorgen für zusätzlichen Druck und Ohrwurmpotential. Wirklich albern dagegen ist das Cover des Schlagers „Mama, Hol’ Den Hammer“. Derartigen Quatsch, der live zugegebenermaßen sicher für ordentlich Party sorgt, hat diese Band eigentlich nicht nötig. Zur Abrundung gibt’s mit „Ich Bin’s“ auch noch eine Piano-Ballade, die zwar auch nicht unbedingt hätte sein müssen, aber tatsächlich ziemlich unpeinlich rüberkommt und dazu sogar noch ganz schön ist. Auch textlich haben DRITTE WAHL keinesfalls nachgelassen, sondern geben sich wie gewohnt bissig und gesellschaftskritisch, ohne jedoch irgendwie verkrampft oder bemüht zu wirken. Über die gesamte Länge des Albums klingt zwar vieles etwas ähnlich, und für meinen Geschmack gibt es auch zu viele Refrains, die nach den HOSEN klingen. Insgesamt liefern die Rostocker hier aber eine Scheibe voller hittiger Mitgröl-Nummern ab, die in einen dreckigen, druckvollen Sound verpackt sind. Letzterer könnte Punk-Puristen vielleicht schon zu rockig sein, aber ansonsten kann man „Gib Acht!“ bedenkenlos empfehlen.

Gib Acht!


Cover - Gib Acht! Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 58:9 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Jong'r

()

1978 im schwäbischen Winnenden gegründet, sind NORMAHL eine der dienstältesten deutschen Punkbands. Von 1996 bis 2002 hatten sie sich schon einmal aufgelöst, seitdem gibt es alle paar Jahre ein neues Album. Zur Feier des 30. Geburtstags ihrer ersten Veröffentlichung (die EP „Stuttgart über alles“ von 1980) hat sich die Band etwas Besonderes ausgedacht: Keine Best-Of-CD, keine Live-DVD, nein… ein Spielfilm musste her! Das klingt jetzt allerdings erst mal großartiger als es tatsächlich ist, denn bei „Jong'r“ handelt es sich um eine 60-minütige Low-Budget-Produktion mit starkem DIY-Charakter. Die Handlung spielt Ende der 70er in einer schwäbischen Kleinstadt und erzählt die Geschichte des Jung-Punks Fred, der unter seinem spießigen Vater leidet, dessen musikalischer Horizont sich zwischen Schlager und Elvis befindet. Außerdem ist Fred zum ersten Mal richtig verliebt und hat immer wieder Stress mit einem aggressiven Normalo, der Punks nicht leiden kann und ständig einen Vorwand sucht, um Fred und seinen Kumpels eins aufs Maul zu hauen. Zwischendurch gibt es auch hin und wieder an den Southpark-Stil erinnernde animierte Scherenschnitt-Sequenzen, die die Handlung untergliedern. Auch ein Berlin-Aufenthalt von Fred wird so dargestellt, wohl, weil ein Dreh vor Ort zu aufwändig gewesen wäre.


Witzig an dem Film ist vor allem, dass die Bandmitglieder von NORMAHL mitspielen: Sie geben die spießigen Väter, die sich nach Feierabend in der Dorfkneipe besaufen. Schön ist auch, dass die ältere Generation in derbstem Schwäbisch babbelt – so derb, dass zwischendurch sogar mal untertitelt wird. Das eigentliche Highlight ist aber ein Gastauftritt von Gotthilf Fischer. Ansonsten zieht sich der Film aber ziemlich. Es passiert einfach nicht viel, und weder Bilder noch Dialoge bieten allzu großen Witz oder Spannung. Dazu ist das Ganze recht klischeebeladen, wie etwa die Herrenrunde in der Dorfkneipe, die sich über dem Feierabendbier das Maul über die missratene Jugend zerreißt und zu dem Schluss kommt, dass es das unter Hitler nicht gegeben hätte. Oder auch der Punk aus Berlin, der als Großstadtbewohner alles schon erlebt und eine dementsprechend große Klappe hat. Zwar ist das alles nicht ganz uncharmant, aber insgesamt ist dieses Filmchen recht überflüssig, und sein Sinn und Zweck wird nicht wirklich klar.


Interessanter ist das ebenfalls auf der DVD enthaltene 30-minütige Band-Feature. Spannend ist dabei vor allem das Archivmaterial, das aus kurzen Live-Mitschnitten, Videos und Interview-Ausschnitten besteht, von dem ich mir allerdings insgesamt noch mehr gewünscht hätte.


Den Soundtrack liefern NORMAHL natürlich selbst, und zwar in Form eines neu eingespielten Best-Of-Albums, das auch einige neue Tracks und mit Elvis’ „Suspicious Minds“ und „Holidays In The Sun“ von den SEX PISTOLS außerdem zwei Covers enthält. Gerade letztere hauen einen nicht gerade vom Hocker, und auch die neuen Songs überzeugen nicht komplett. Großen Spaß dagegen macht das Material aus der Frühphase der Band, das u. a. mit „Geisterstadt“, „Verarschung Total“ und „AVC“ vertreten ist. Originell ist auf jeden Fall auch die Neuinterpretation von „Durst”: Diese wurde vom örtlichen Musikverein als Volksmusikversion eingespielt. Ansonsten wurde die Fun-Punk-Seite von NORMAHL bei dieser Zusammenstellung fast komplett ignoriert.


Unterm Strich muss man sagen, dass man den Film „Jong’r“ wohl nur als Hardcore-Fan sein Eigen nennen muss. Die CD ist da schon lohnenswerter, und zwar sowohl für Fans wie auch Einsteiger. Zum Glück ist diese auch separat erhältlich.

Jong'r


Cover - Jong'r Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 19
Länge: 90:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Jetzt Geht's Los!

()

Der Vierer BETTIE FORD aus Köln treibt schon seit 1998 sein Unwesen, und mit „Jetzt Geht’s Los“ ist soeben das dritte Album erschienen. 15 Songs lang wird hier Kick-Ass-Rock ´n´ Roll in bester TURBONEGRO-Manier zum Besten gegeben, wobei trotz des deutschen Albumtitels quasi durchgehend auf Englisch gesungen wird. Die Musik geht mit viel Energie nach vorne, die Mischung aus schnellen und Midtempo-Songs ist ausgewogen und an jeder Ecke gibt es Mitgröl-Refrains. Allerdings: Originalität ist nicht gerade die Stärke der Kölner. Das ist sicherlich auch nicht ihr Hauptanliegen, führt aber dazu, dass alles ziemlich austauschbar klingt. Und auch wenn die Songs alle ziemlich eingängig sind, fehlen mir doch ein paar richtige Hits. Dazu kommt noch, dass der Gesang meiner Meinung nach durchaus noch etwas mehr Druck und Dreck vertragen könnte. Und die Produktion ist auch nicht ganz optimal: Die Gitarren klingen stellenweise etwas matschig, und der Gesang wirkt immer wieder mal ein bisschen nackt. Dazu kann man die schnulzige Halbballade „Heroes“ wohl nur als Totalausfall bezeichnen. Was man der Scheibe aber anhört, ist, dass die Jungs viel Spaß beim Rocken haben. Und auch wenn nicht alles wirklich ausgereift ist, was sie hier präsentieren, legen sie mit „Jetzt Geht’s Los“ ein ordentliches Album vor, dessen Songs wahrscheinlich besonders live viel Spaß machen werden.

Jetzt Geht's Los!


Cover - Jetzt Geht's Los! Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 15
Länge: 58:31 ()
Label:
Vertrieb:

Seiten

Subscribe to RSS - Punk