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Kill Everyone

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Fünf Jahre haben sich die TURBO A.C.’s für ihr neues Album Zeit gelassen. Von Ermüdungserscheinungen ist auf „Kill Everyone“ aber nichts festzustellen. Ganz im Gegenteil, das Quartett um Sänger/Gitarrist Kevin Cole geht hier einmal mehr mit unermüdlicher Energie zu Werke. Ist der Vorgänger „Live To Win“ aufgrund seines schwammigen und drucklosen Sounds etwas abgefallen, kicken die New Yorker auf „Kill Everyone“ wieder wie eh und je. Besonders schön ist auch zu hören, wie sich der dreckige Bass trotz der zwei Gitarren immer wieder in den Vordergrund spielt. Dabei geht es auf der Scheibe auch noch überraschend vielfältig zu. Mit Songs wie „Into The Vortex“, „Ancient Chinese Secret“ oder „Black Lipstick” sind wieder jede Menge gewohnte Surf-Punk-Rock ´n´ Roll-Granaten enthalten, aber zwischendurch wird auch immer mal wieder das Gas weggenommen. So sind z. B. der Titeltrack oder auch das an SOCIAL DISTORTION erinnernde „Take Me Home“ im Mid-Tempo gehalten, und „You’re So Stupid“ ist schon fast richtig langsam, wobei in der Strophe gar akustische Gitarren eingesetzt werden. Das alles funktioniert aber nicht nur bestens, sondern steht den Jungs auch noch sehr gut zu Gesicht und stellt daher eine gelungene Bereicherung ihres Sounds dar. Mit „Kill Everyone“ ist den TURBO A.C.’s wieder einmal ein tolles Album gelungen, das von vorne bis hinten Spaß macht und an dem die Fans ihre helle Freude haben werden.

Kill Everyone


Cover - Kill Everyone Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 17
Länge: 39:52 ()
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Laugh Now, Laugh Later

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Ganze neun Jahre haben die Kalifornier FACE TO FACE – nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Bostoner New Wave-Band – für ihr neuestes und siebtes Album gebraucht. Das liegt allerdings daran, dass sich die 1991 gegründete Band Ende 2003 aufgelöst hat und erst seit 2008 wieder zusammen spielt. „Laugh Now, Laugh Later” klingt allerdings, als hätten die Jungs die 90er nie verlassen. Es gibt geraden, straighten und melodisch bis poppigen Punkrock zu hören, der sich durch jede Menge Chöre und mitgröltaugliche Refrains auszeichnet. Typisch kalifornischen Skate-Punk eben, wie man ihn auch von Bands wie PENNYWISE oder LAGWAGON kennt. Das Gute an der Scheibe ist, dass die Band immer noch mit frischer und unverbrauchter Energie zu Werke geht und eingängige Ohrwurmmelodien nur so aus dem Ärmel zu schütteln scheint. Das Schlechte daran ist… na ja, es ist klingt eben alles nach typischem kalifornischen Skate-Punk. Wer das mag, und wer auch auf die genannten Band steht, dem bietet das Album sicher den perfekten Stoff, um sich mental wieder in die Mitte der 90er zurückzuversetzen. Mein Ding ist das eher nicht, und unterm Strich klingt mir der Sound dann doch zu clean, fröhlich und poppig. Aber eben, jedem das Seine, und handwerklich gut gemacht ist die Scheibe allemal.

Laugh Now, Laugh Later


Cover - Laugh Now, Laugh Later Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 44:7 ()
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Homecoming

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CLAP YOUR HANDS TWICE haben auf ihrer „Homecoming“-Scheibe den schönen Slogan „true hearted punkrock“ kleben, was die Musik der Jungs voll trifft. Ganz im Stile mittelalter HOT WATER MUSIC wird sich durch 13 schöne Songs geschrammelt, die voll Herzlichkeit und guter Laune sind. Bei gleich bleibend hohem Niveau vergeht die knappe Dreiviertelstunde wie im Flug und wird die Platte nochmal auf Anfang gestellt. „These Six Strings“ entpuppt als schöne Hymne, „Unfullfilled Thoughts“ ist knackig und wütender als der Rest, der wiederum flott nach vorne geht und mit schönen Chören, charismatischem Gesang und schön punkiger Attitüde aufwartet. Textlich geht es um die essentiellen Dinge im Leben, was zur Musik wie Arsch auf Eimer passt. Abgerundet wird die Sache durch die schick aufgemachte LP, die für einen fairen Preis bei der Band direkt zu haben ist. Wer ein Faible für sympathische, ehrliche Musik hat, muss hier zuschlagen!

Homecoming


Cover - Homecoming Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 42:35 ()
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When Push Comes To Shove

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In Mainz wurde ja zuletzt in der vor kurzem beendeten Saison gepflegter Bundesligafußball auf gutem Niveau geboten, auch die EXPECTING JEWELS kommen aus dieser Karnevalshochstadt und passen sich qualitätsmäßig ebenfalls mit solider Qualität an. Als Vorbilder werden Krachkapellen wie GLUECIFER oder SOCIAL DISORTION genannt, mir fallen da auch die V8 WANKERS ein aber die Mainzer gefallen mir deutlich besser. Die typisch urigen Punk’n’Roll-Sounds von Andi und Roberto an den Gitarren, Marek am Bass, Niels an den Drums und Röhre Lukas am Mikro lassen aber durchaus noch andere positive Querverweise zu. Wenn man sich dieses energiegeladene Debüt „When Push Comes To Shove“ mit seinen vielen klasse Nummern, die echt gut nach vorne abgehen ohne gesanglich zu räudig zu klingen (wie erstgenannte Formationen), kommen einem bei „Tie“ (hat was von OFFSPRING) oder bei „Worn Out“ BILLY TALENT (sowohl was Riffs als auch den fetten Chorus betrifft) in den Sinn.

Die Jungs machen seit 2006 zusammen Musik, haben deutschlandweit schon über 50 Konzerte auf dem Buckel und ja das bereits 2010 in Eigenregie produzierte Werk schlägt, auch wenn es sich wtwas platt anhört, tatsächlich voll auf die Zwölf. Hier werden keine Gefangenen gemacht, natürlich gibt es unter den 13 Tracks keine Balladen, aber die braucht es auch nicht. Die Herren schaffen es trotz aller Eingängigkeit in Sachen Hooks auf "When Push Comes To Shove" schon noch eine Ecke räudig aber halt auch nicht zu abgesoffen (vor allem was den Gesang angeht) zu klingen. Hier gibt es unverfälschten Punk'n'Roll ohne dieses Ami Pop-Punk Feeling von SUM 41 & Co.

Man traut sich sogar an einige echt längere Gitarrensolos ran wie u.a. bei "Peaches" - o.k. ist nicht so übel, aber da ist noch Luft nach oben, bei „After The Take Off“ klappt das schon viel besser. Richtige Ausfälle gibt es eigentlich nicht zufinden, das Gaspedal wird mehr oder weniger permanent durchgetreten, es ähneln sich zwar dabei so manche Songschemata aber dies kann wertungsmäßig vernachlässigt werden. Weitere Arschtreter-Songs sind "Tension Tamer", "Bullet For A Madman" oder ganz unverfälscht noch etwa rotziger geht es bei "Splendour Obliges" zu.

Bei „Borrowed Time“ oder "Gunslinger" versucht man es sogar mit einem etwas anderen Songaufbau, um mehr Abwechslung zu schaffen und verlässt die ganz einfache Songlinie, dass paßt ebenfalls zukünftig bitte noch mehr davon. EXPECTING JEWELS haben zweifellos ein Gespür für griffige Melodien, der Sound ist recht ursprünglich, rau gehalten aber nicht zu schrottig oder übersteuerndem Garagenflair sondern genau richtig um gut abzurocken, da kann man eigentlich nicht still sitzen. Denke mal livehaftig räumen diese junge Wilden bestimmt ordentlich ab, klasse Debüt und auch optisch kann sich das schmucke Digipack mit einer klasse Coveridee mehr als nur sehen lassen. Hier wird also zukünftig schon noch was zu erwarten sein und wenn es „hart auf hart kommt“ (Übersetzung des Titels) muß man mit diesen Mainzern sowieso rechnen. Für Punk’n’Roller eine echte Pflichtveranstaltung.

When Push Comes To Shove


Cover - When Push Comes To Shove Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 43:1 ()
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Schwarzmaler

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Deutsch-Punk scheint wieder ein großes Thema zu sein, zumindest landen wieder vermehrt CDs aus diesem Bereich bei mir auf dem Schreibtisch. So geschehen auch mit dem neuen und vierten Album von FAHNENFLUCHT aus Rheinberg bei Duisburg. Auf „Schwarzmaler“ präsentiert der Fünfer eine dreckige Mischung aus Old-School und modernem, fetten Sound, wobei auch ein leichter Hardcore-Einfluss zum Tragen kommt. Die Songs sind geprägt durch die rotzigen Vocals von Sänger Thomas und besitzen dabei auch immer noch das nötige Quäntchen Melodie, um Ohrwürmer entstehen zu lassen. Dazu gibt es kämpferische, aber intelligente Texte zu hören, die Missstände in Politik und Gesellschaft anprangern, ohne peinlich zu sein, bemüht zu wirken oder in Klischees zu verfallen. Somit kann man „Schwarzmaler“ nur als ein rundum gelungenes Album bezeichnen, das jede Menge Wut und Energie rüberbringt, dabei aber auch musikalisch gut und abwechslungsreich gemacht ist. So sollte moderner Deutsch-Punk immer klingen.

Schwarzmaler


Cover - Schwarzmaler Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 42:39 ()
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State Of Unrest

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Bei ATLAS LOSING GRIP ist mittlerweile Rodrigo Alfaro als Sangesknabe tätig. Na, klingelt’s? SATANIC SURFERS ist die richtige Antwort. Nach dem Ende der Melodycore-Ikonen hat er nicht lange gefackelt und bei besagten ATLAS LOSING GRIP angeheuert. „State Of Unrest“ ist das zweite Album der Band und das erste mit Mr. Alfara am Mikro, die Erwartungen sind also ungleich größer als beim Debüt. Kraftvoll, dynamisch und mächtig Arsch tretend geht es in den 13 Songs zur Sache, die neben Rodrigos Stimme vom prägenden Gitarrenspiel und dem unwiderstehlichen Drive leben – „State Of Unrest“ bleibt zu keiner Sekunde ruhig, sondern zieht immer nach vorne und reißt den Hörer so mit. Das Songwriting ist auf den Punkt und hat keinen schwachen Song zu verantworten, im Gegenteil. Alle Nummern machen Spaß, gehen direkt ins Blut und haben zudem sinnige Texte, ganz so, wie es bei gutem Punkrock sein sollte. RISE AGAINST oder STRIKE ANYWHERE als noch aktive Konkurrenten können es kaum besser machen („Endgame“ stinkt gegen „State Of Unrest“ ab), ATLAS LOSING GRIP bringen sich mit ihrem zweiten Album an die Spitze der Punkrock-/ Melodycore-Szene. Mit diesem erstklassigen, souveränen Album haben die Schweden zudem ihren Anspruch als einzig wahre SATANIC SURFERS-Nachfolger bekärfitgt. Groß, ganz groß!

State Of Unrest


Cover - State Of Unrest Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 35:0 ()
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Kicking A Medicine Ball

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COFFEE SHOWER nennt sich dieser Vierer aus der italienischen Stadt L’Aquila. Der Name mag einen irgendwie an Kaffeekränzchen denken lassen, damit haben die Jungs aber offenbar nicht viel am Hut, oder zumindest ist das ihrer Musik nicht anzuhören. Auf ihrem neuen Album, „Kicking A Medicine Ball“, verbinden sie melodischen Punkrock und Alternative mit Screamo und einem Schuss Post-Punk. Damit bewegen sie sich zwischen den Polen MILLENCOLLIN und HOT WATER MUSIC, aber auch BILLY TALENT klingen immer wieder an. Die melodischen Parts stehen bei COFFEE SHOWER aber deutlich im Vordergrund. Songs wie „Medicine Ball”, das ruhige „Funeral Pyre“ und „Close To Death“ mit seinem langen Akustik-Einstieg stehen klar auf der poppigen Seite. Düstere Töne werden vor allem beim intensiven, in drückendem Mid-Temop gehaltenen Opener „Confessions On The Suicide Bridge“ und beim rauen „I Want To See Bright Lights“ angeschlagen, das alleine schon aufgrund seiner Up-Tempo-Parts heraussticht. Der Großteil des Materials bewegt sich tempomäßig trotz vieler Variationen eher in gemäßigten Bahnen. Die dunkle Seite der Band gefällt mir persönlich deutlich besser, aber man muss zugeben, dass sämtliche Songs hervorragend und mit viel Energie gespielt sind und auch durch die guten Arrangements und die fette, aber dreckige Produktion überzeugen. Gerade auch die Lead-Vocals beeindrucken immer wieder, denn von druckvollem, cleanem Gesang bis hin zu Screams beherrscht der COFFEE SHOWER-Sänger mühelos die ganze Palette. Auch wenn die Musik der Italiener unterm Strich vielleicht etwas zu sehr in Richtung Pop-Punk tendiert, legen sie hier ein toll geschriebenes und reifes Album vor, das jede Menge Energie und Spielfreude transportiert. Auf der CD-Version gibt es als Bonus zum Download-Album auch noch ein zwar nicht wahnsinnig originelles, aber witzig gemachtes Cover des 80er Hits „Maniac“ zu hören. Auf der Seite des Labels kann man sich das komplette Album im Stream anhören: http://indeliriumrecords.bandcamp.com/album/kicking-a-medicine-ball

Kicking A Medicine Ball


Cover - Kicking A Medicine Ball Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 39:30 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Death Wolf

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DEATH WOLF waren mal DEVILS WHOREHOUSE, sind aber auch in der neuen Inkarnation das Kind von MARDUK-Bassist Morgan. Auf „Death Wolf“ sind die Herren dabei mit etwas stärkerer Metalkante als bei DEVILS WHOREHOUSE unterwegs, eine an MISFITS erinnernde Atmosphäre können sie aber trotzdem aufbauen. Die Scheibe startet ganz passabel, die ersten Songs haben einige richtig gute Riffs und viel Groove in petto. Nur der Gesang stößt sauer auf, da die moderne, an Hardcore orientierte Stimme nicht so recht zum Gesamtbild passen will, da nützt auch der leichte Glen Danzig-Touch nichts. Leider ändert sich das im Verlauf der Platte nicht, die Stimme bleibt weiterhin unpassend und brüllt stellenweise in völlig unpassender Tonlage Parts kaputt, wodurch die an sich tollen, mächtig arschtretenden Songs viel Charisma lassen müssen. Schade, denn eigentlich ist DEATH WOLF ein ziemlich gutes Debüt gelungen, wenn nur die Stimme etwas besser wäre.

Death Wolf


Cover - Death Wolf Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 38:6 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Black Thorn

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FLATFOOT 56 klingen wie die DROPKICK MURPHYS. Mit diesem Satz ist eigentlich alles gesagt, so dass diese Rezension hier enden könnte. So ganz gerecht wird man dem Fünfer aus Chicago dann aber doch nicht. Die Parallelen sind allerdings deutlich hörbar: Die Band verbindet Punkrock mit Folk und dreckige Gitarren mit Dudelsack und Mandoline, in ihren Texten singen sie über die Arbeiterklasse und an jeder Ecke gibt es Mit-gestreckter-Faust-mitgröl-Refrains. Bei FLATFOOT 56 sind die Streetpunk- und Oi!-Einflüsse allerdings noch etwas stärker, vor allem im Vergleich zum letzten DROPKICKS-Album. Gut gemacht ist das allemal, die Songs gehen mit viel Energie und Dreck nach vorne und ebenso schnell ins Ohr. Mit dem ruhigen, traditionell anmutenden „Shiny Eyes“ gibt es auf der Hälfte auch eine schöne Verschnaufpause. Wer nicht genug von Bands wie den DROPKICK MURPHYS oder FLOGGING MOLLY bekommen kann, sollte also unbedingt mal reinhören.

Black Thorn


Cover - Black Thorn Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 39:53 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

Dropkick Murphys

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InterviewEuer letztes Album, „The Meanest Of Times”, ist im Herbst 2007 erschienen. Was ist seitdem passiert?


Zuerst sind wir ziemlich heftig getourt. Und da einige der Bandmitglieder mittlerweile weiteren Nachwuchs bekommen hatten, haben sie danach viel Zeit mit den Kindern verbracht, und diejenigen ohne Kinder mit ihren Frauen und Familien. Außerdem haben wir auf einigen großen Festivals gespielt, wie etwa dem „No Sleep ´Til…“ in Australien, sind an einigen Orten getourt, an denen wir eine Weile nicht waren und haben den Claddagh Fund gegründet, um Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln, das an Waisenkinder, verletzte Kriegsveteranen und Menschen, die mit Alkohol- und Drogenabhängigkeit zu kämpfen haben, geht. Im August 2010 haben wir angefangen, unsere Songideen und Texte zu sammeln und aus diesen Mengen an Ideen neues Material zu schreiben. Die Zeit von September bis Anfang November haben wir in meiner Küche und im Proberaum verbracht und die Songs fertig gestellt, und November und Dezember haben wir damit verbracht, sie aufzunehmen. Die letzten paar Jahre waren insgesamt also nicht besonders stressig, dafür war das Jahresende 2010 SEHR stressig!


Durch euren Song „I’m Shipping Up To Boston“ seid ihr auch beim Mainstream-Publikum bekannt geworden. Was hat sich seitdem für euch verändert?


Manchmal sieht man ein oder zwei sehr gelangweilte Leute vor der Bühne, die ziemlich verloren aussehen, bis wir diesen Song spielen, haha. Aber abgesehen davon können vor allem unsere Großeltern und Verwandten Ihren Freunden von unserer Band erzählen, und die wisse jetzt, worum es geht. Die Gigs sind nur ein bisschen größer geworden, denn ich glaube, die Leute, die wirklich auf uns stehen, haben uns schon vor dem Mainstream-Durchbruch von „Shipping…“ gekannt. Die meisten eher beiläufigen Musik-Fans, die nur einen Song einer Band mögen, werden nicht unbedingt zu einem Gig zu gehen, denn sie stehen eigentlich nicht per se auf die Band – sondern nur auf den Song. Den subkulturellen Effekt bekommen sie überhaupt nicht mit, und das ist auch gut so. „Shipping…“ ist nicht komplett bezeichnend für unseren Sound, und ich glaube, dass es viele Menschen gibt, die diesen Song mögen, aber so etwas wie „Citizen C.I.A.“ oder „Never Alone“ absolut hassen. Insgesamt glaube ich, dass wir, seit „Shipping…“ für den Film „The Departed“ verwendet wurde, in Boston als einheimische Band bekannt geworden sind, wohingegen wir vorher zwar schon diese großen Gigs gespielt und eine ordentliche Anzahl Platten in ganz Nordamerika und Europa verkauft haben, das Mainstream-Publikum in unserer eigenen Stadt aber noch nie von uns gehört hatte.


„Going Out In Style“ ist eine Art Konzeptalbum, das von einem Mann namens Cornelius Larkin handelt. Ist dieser Charakter an eine reale Person angelehnt?


Ja, Connie Larkin ist eine Zusammensetzung von Erfahrungen aus dem Leben meiner Bandkollegen, unserer Großeltern und anderer Vorfahren. Der Name Cornelius stammt eigentlich von James’ Großvater, Cornelius Lynch, der nach Amerika auswanderte, im Koreakrieg kämpfte, nach Massachusetts zurückkehrte und seine Liebste heiratete. Das ist die Geschichte, die den Song „1953“ inspiriert hat.


Woher hattet ihr die Idee für die ganze Geschichte?


Ken und ich haben schon seit über zehn Jahren mit der Idee für ein Konzeptalbum herumgespielt, waren aber immer wegen der Falle besorgt, in die viele Bands geraten, die ein Konzeptalbum schreiben. Sie beginnen mit einer kompletten Storyline und stecken dann irgendwann fest, weil sie strikt innerhalb der Parameter der Geschichte schreiben. Das kann dazu führen, dass es Songs gibt, die für sich alleine überhaupt keinen Sinn machen und dazu verdammt sind, ein Teil eines Ganzen zu sein, das die Summer seiner Teile benötigt, um Sinn zu machen. Die eigentliche Geschichte von Cornelius Larkin kam WÄHREND des Prozesses des Texteschreibens zusammen. Nachdem die ersten Texte aufgeschrieben waren, setzten wir uns zurück und sahen, dass es einen roten Faden gab, und da entschieden wir uns, diese Songtexte zusammen zu verwenden und eine Geschichte aus ihnen zu machen, anstatt es andersherum vorzugehen. Auf diese Weise können alle Songs sowohl für sich alleine stehen als auch bestens zusammen eine Erzählung des Lebens dieses Mannes ergeben.


Der Autor Michael Patrick MacDonald hat einen Nachruf für Cornelius Larkin sowie eine Zusammenfassung seines Lebens für das Album-Booklet geschrieben. Jetzt wird er die Arbeit an dieser Figur fortsetzen. Wird es einen Roman über Cornelius Larkin geben?


Only time will tell, my friend!


In Bezug auf eure Musik scheint sich etwas geändert zu haben: Die Gitarren befinden sich eher im Hintergrund, und stattdessen gibt es mehr akustische Folk-Instrumente als jemals zuvor zu hören. Wolltet ihr den Punkrock in eurer Musik reduzieren und den Folk betonen?


Die Songs wurden hinsichtlich des Einsatzes von Folk-Instrumenten immer noch genauso gespielt, wie wir das seit „Sing Loud, Sing Proud” getan haben, da wir seitdem sechs Instrumentalisten sind. Es hat sich dieses Mal einfach so ergeben, dass wir mit einem Produzenten gearbeitet haben, der das Album so abgemischt hat, dass die akustischen Instrumente besser als zuvor zu hören sind. Vom Sound her klingt das Album größer und kraftvoller als irgendeines unserer vorherigen. Das Songwriting und die Songstrukturen sind eigentlich mehr, wie wir sie auf „Do Or Die“ und „The Gang’s All Here“ hatten, als irgendetwas, das wir seitdem bis jetzt gemacht haben. Alle Songs dieser beiden Platten wurden auf akustischer Gitarre geschrieben, genau wie die Songs auf „Going Out In Style“. Wie auch immer, wenn die Leute kommen, um die Band zu sehen – wo es dann wirklich drauf ankommt – gibt es immer noch und wird es immer eine Gitarrenwand geben, die sie voll ins Gesicht trifft! Worauf es hinausläuft, ist, dass wir niemals dasselbe Album zwei Mal aufnehmen wollen. Die Veränderung vom ersten zum zweiten Album war – abgesehen davon, dass Al unser Lead-Sänger wurde – offensichtlich, wie es auch der Fortschritt vom zweiten zum dritten war. Der Schlüssel ist, dass wir jedes Mal das bestmögliche Album machen wollen. Es geht immer darum, wie die DROPKICK MURPHYS zu klingen und diese Power zu haben. Man braucht nicht immer ein prasselndes Feuer, um das Fleisch zu braten, manchmal funktionieren glühende Kohlen besser.


Der Sound scheint mir insgesamt trotzdem weniger typisch für die DROPKICK MURPHYS zu sein als vielmehr für FLOGGING MOLLY. Siehst du das genauso?


Nicht wirklich. Sie spielen Irish Folk mit einem Punk-Einschlag, wie etwa die POGUES, und wir spielen Punkrock mit einem Irish Folk-Einschlag. Ich glaube – und das soll natürlich keine Beleidigung von FLOGGING MOLLY sein – dass unsere Musik mehr muskulös ist, wohingegen ihre subtiler ist.


Kennt ihr euch eigentlich? Und was hältst du von ihrer Musik?


Natürlich kennen wir uns. Immer wenn wir in Los Angeles gespielt haben, haben wir sie uns im Molly Malone’s angesehen, schon sehr früh, einige Zeit, bevor ihr erstes Album herauskam. Sie sind großartige Musiker, und was sie machen, machen sie gut… aber ich werde es immer mehr mögen, wie Daves Stimme bei FASTWAY geklungen hat!


Ihr habt auf dem Album einen berühmten Gastsänger: Auf „Peg O’ My Heart“ hat Bruce Springsteen einen Teil der Lead-Vocals übernommen. Wie ist es dazu gekommen?


Noch nie von dem gehört… haha! Bruce ist zu einem unserer Gigs in New York City gekommen, weil sein Sohn ein Fan der DROPKICKS ist. Sie kamen zu uns, und wir haben uns ausführlich unterhalten. Für einen legendären Rock-Star ist Bruce sehr bodenständig und bescheiden. Wir haben uns sehr gut verstanden, und er hat uns eingeladen, um ihn und die E Street Band zu sehen, wenn sie das nächste Mal in Bosten spielen würden. Natürlich haben wir sein Angebot angenommen! Als sie das nächste Mal im Boston Garden gespielt haben, sind Tim, Jeff und Ken – die größten Springsteen-Fans in der Band – hingegangen und haben auf der Bühne einen Song mit der E Street Band gespielt. Da muss für die Jungs ein Traum in Erfüllung gegangen sein, sie schwebten auf Wolke sieben. Nach dem Song bat Tim seine Freundin auf die Bühne und machte ihr einen Heiratsantrag… und natürlich sagte sie ja. Nachdem diese Verbindung zwischen den DROPKICKS und Bruce entstanden war, erwähnte er, dass wir „irgendwann einmal etwas zusammen machen“ sollten. Wirklich eine unbestimmte Aussage, und eine Menge Menschen würden das in so einem Moment sagen, aber es ist offensichtlich, dass er es auch wirklich meinte! Als wir in Australien auf Tour waren, ergab es sich, dass er in den USA im Studio war. Durch die Macht des Internet schickten wir ihm den Song „Peg O’ My Heart“, und er legte eine unglaubliche Gesangs-Action hin… er hat aus einem Song, von dem wir dachen, es sein ein Spaß-Song, einen wirklich GROSSARTIGEN Song gemacht. Wir waren hin und weg, wie gut er geworden war.


Wie war es denn, als der Boss höchstpersönlich im Studio war und einen eurer Songs gesungen hat?


Es war eine surreale Begebenheit, von der ich nicht glaube, dass sie sich irgendjemand in der Band hätte vorstellen können. Wir fühlen uns gesegnet, dass uns so etwas Fantastisches passiert ist! Gerade letztens, am 18. März, kam Bruce im House Of Blues in Boston auf die Bühne, und wir spielten „Peg“, gefolgt von seinem eigenen Song „Badlands“ und „I’m Shipping Up To Boston“. Der ganze Laden ist ausgerastet! Mann, was das für ein aufregender Abend war!


Hat euch die Musik von Bruce Springsteen inspiriert, als ihr das Album geschrieben habt, oder hat sie das auch schon vorher getan?


Wie ich schon erwähnt habe, sind zwei oder drei der Jungs GROSSE Bruce Springsteen-Fans, und sie waren es auch schon immer, daher glaube ich nicht, dass seine Musik uns mehr als auf den Alben davor inspiriert hat. Wir haben keine Lust auf einen GASLIGHT ANTHEM-Sound oder so was. Wir sind die DROPKICK MURPHYS, deshalb schreiben wir DROPKICK MURPHYS-Songs.


Wie wichtig ist Punkrock für dich? Und hat sich das über die Jahre verändert?


Wohl oder übel wird mein Leben von Punkrock aufgebraucht. Die Musik, die ich höre, ist und wird immer ein großer Teil meines Lebens sein. Ich kaufe Schallplatten und CDs, helfe dabei, Gigs zu organisieren und schaue mir Gigs an, und ich spiele in anderen Bands, wenn ich nicht mit den DROPKICKS auf Tour bin. Davon abgesehen habe ich mir zu dem, was in Politik und Gesellschaft passiert, von der Musik, die ich höre, noch nie vorschreiben lassen, was ich denke. Das ist dumm, schwachsinnig und kollektivistische Schwarm-Mentalität – fuck that, my life is my own! Ich bin ein Skinhead gewesen, seit ich 15 war, also habe ich mich nie als Punk gesehen. Ich glaube, dass ich heute von der physischen Erscheinung her mehr eine amerikanische Version eines Casuals bin – allerdings gibt es so etwas wie einen Casual in den USA nicht. Aber ich gehe immer noch zu so vielen Gigs und kaufe so viele Platten wie eh und je, und ich werde bei neuen Oi!- Punk- und Hardcore-Platten immer auf dem Laufenden bleiben. „I like the beat, I love the sound!“


Wie kommt ihr eigentlich in Irland an? Mögen die Iren euren Sound?


Seit wir 1999 im Slattery's in Dublin gespielt haben, werden wir von unseren irischen Cousins immer mit offenen Armen empfangen. Sie sind sich bewusst, dass wir eigentlich nicht „irisch“ sind, aber sie sehen, dass wir mithelfen, in der irischen Diaspora eine Folk-Tradition am Leben zu erhalten. Ich bin sicher, dass es dort auch Leute gibt, die auf uns schimpfen und von uns als „Plastic Paddies“ oder was auch immer denken, aber diese Art von Menschen neigt dazu, nur die Oberfläche zu sehen und nicht wirklich zu wissen, worum es bei der Band vor allem geht. Diese Leute waren wahrscheinlich noch nie in Boston oder kennen die Geschichte unserer großartigen Stadt.


Um den St. Patrick’s Day herum spielt ihr ja traditionell mehrere Konzerte am Stück in Boston, die immer komplett ausverkauft sind. Das muss eine großartige Erfahrung sein…


Dieses Jahr haben wir drei Gigs im House of Blues in Boston gespielt, dann einen Gig in der Tsongas Arena in Lowell, Massachusetts und dann noch einen kleineren Gig im Paradise Rock Club, ebenfalls in Boston, von denen alle Einnahmen an den Claddagh Fund gegangen sind. Letzten Jahr haben wir sieben Shows am Stück im House of Blues gespielt, aber dieses Jahr wollten wir nicht noch einmal alles genauso machen, also haben wir in Lowell in einer Arena mit einer Kapazität von 6.500 Leuten gespielt. Ich glaube, das war gut so, denn so konnten mehr Leute aus dem nördlichen New England mit Zug und Bus zum Konzert kommen. Es war wie immer eine großartige Erfahrung und ein Beweis für die Treue unserer fantastischen Fans und Anhänger. Sie kommen von überall her – einige Kids haben dieses Jahr wieder die Anreise aus Norwegen auf sich genommen, genauso wie einige Freunde aus Deutschland! – und bleiben normalerweise die ganze Woche in Boston, und viele von ihnen kommen zu allen Gigs. Wirklich fantastisch ist, dass diese Leute es uns ermöglichen, unseren Traum zu leben und den besten Job zu haben, den man überhaupt nur haben könnte. Die meisten der Bandmitglieder kommen aus ärmlichen Verhältnissen und sind sich sehr bewusst, dass wir unseren Fans dankbar für ihre Unterstützung sein müssen, und wir achten sie mehr, als sie sich vorstellen können. Man könnten sich denken, dass uns dies große Egos verleihen würde, aber der Support unserer Fans ist einfach so überwältigend, dass er uns unglaublich bescheiden macht.


Freut ihr euch schon auf die Europa-Tournee im April und die Festival-Shows im Sommer?


Hell yeah! Ich liebe es, in den verschiedensten Ländern unterwegs zu sein, die unterschiedlichen Menschen und Kulturen kennenzulernen, das Bier auszuprobieren – besonders das Bier, das durch das Reinheitsgebot gesegnet ist!!! Ich liebe die deutschen Lagerbiere, sie sind so frisch und köstlich. Obwohl ich glaube, dass ich auf belgische Biere fast genauso sehr abfahre, besonders die aus dem Westvleteren-Kloster! Außerdem muss man wirklich etwas über die europäischen Fans sagen: Wenn wir Amerikaner zu Konzerten gehen, sind wir sehr zurückhaltend und haben Angst davor, dass man sich über uns lustig macht, während wir eine gute Zeit haben. Europäische Fans haben einfach eine gute Zeit auf unseren Konzerten, ohne sich dazu rum kümmern, ob sie dabei wie Idioten aussehen (das ist übrigens ein Kompliment!). Konzerte in Ländern wie Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Teilen von Frankreich sind einfach herausragend. Die Energie, die dort an den Tag gelegt wird, ist immer wieder überwältigend. Davon abgesehen mag ich wirklich die europäischen Open Air-Festivals – besonders verglichen mit den amerikanischen – aber ich bevorzuge die Club-Gigs, da sie intimer und verrückter sind. Punkrock und Sonnenlicht kann man meiner Meinung nach nicht mischen, haha. Okay, VIELEN Dank für das Interview, wir freuen uns schon drauf zu spielen!



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